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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 27.07.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270727022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927072702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927072702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-07
- Tag1927-07-27
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Itr. 34S Sette 2 — »vrodaer Nachrlchl»»'' — Der Khorzvw-Streit sür Deutschland entschieden. Der erste Kaager Schiedsspruch bejt-N-t. «ach einer in Berlin ei«-«tr»ssenen «eldnn« «»» Ge»s hat das Haager Schied»,«eicht in har «ngelegentzatt des Stick ft osfwerkeS Chorao». die dekauntltch sch»» mehrere Jahre spielt, »jeder einmal at» Urteil ,», gnnften Deutschlands aeshll«. Polen hatte zunächst die Kompetenz de» Haager Schied», gerichts für diese Frage überhaupt bezweifelt. Das Haager Schiedsgericht hat sich jetzt nicht nur sür kompetent erklärt, sondern auch sachlich der deutschen Auffassung recht gegeben. Die deutsche Regierung wird, wenn trotzdem di« Schwierig keiten andauern, den Völkerbund mit der Angelegenheit befassen müssen, aber nicht etwa in dem Sinne, daß dem Völkerbund die Entscheidung zugebilligt wird, ob ein Urteil des Haager SchiedSgerichtshose» durchgeführt wird, sondern in dem Sinne, daß der Völkerbund mit aller Entschiedenheit daraus aufmerksam gemacht wird, daß Polen als Mitglied des Bvlkerbundrates seinen internationalen Verpflichtungen selbst dann nicht nachkommt, wen» sie durch da» Haager Schiedsgericht zweimal bestätigt sind. Die -eulsch-polnischen Industriellen- desprechunqen. Berlin, 27. Juli. In der ersten Hälfte dcS Oktober finden in Berlin Besprechungen zwischen den deutschen und den polnischen industriellen Spitzenverbänden statt. Vielleicht werden auch die landwirtschaftlichen Spitzenverbände zu diesen Besprechungen eingeladen. Auf deutscher Seite dürften vom Reichsverdand der deutschen Industrie ». a. an den Verband, Inngen teik«»H«en: D»I»h»r». Froweiu. Sraemer. «aftl «nd Lämmer». Dt« oberschlestsche Industrie dürfte außer, dem durch Generaldirektor Stühle» vom Oberschlesischen Vera, »ud Hllttenverein «nd die ntederlchlesischen Wirtschaft». kreis« durch den volk»parteil«chen Abgeordneten General, dtrektor Schmidt au» Htrschderg vertrete» sein. Die -eulsch-belatsche Auselrmn-ersetzrm-. vorsichtige Parteinahme deS »SanloiS*. Paris. 27. Juli. Der militaristische ^Gauloi»'" erklärt beule, baß in der deutsch.belgischen Auseinandersetzung wegen der Anschuldigung Vroquevilleü di« dentsche Regierung in« sofern einen Erfolg zu buchen habe, al» die alliierten Regierungen sich dem Vorgehen Belgien» nicht angeschlossen Hütten Stresemann habe daher Recht mit seiner Behauptung, daß die Jnsor»ati«nen vroqueoile» «it den Feststellungen der interalliierten Militürkontrollkommission im Widerspruch ständen, und dast die Ausgabe» Deutschlands sttr lei» Militär durch de» Versailler Vertrag nicht beschränkt »erde«. Da» Blatt bestreitet letztere Tatsache nicht, bedauert aber, dab weder das französische noch da» englische Parlament, als von deutschen Mtlitärauögaben die Rede gewesen sei, auf die Verdoppe lung de» deutschen Militärbudget» innerhalb der letzten zwei Jahre verwiesen hätten. In diesem Fall hätte G-trefemann in seiner Auseinandersetzung mit Belgien vielleicht ein« weniger scharf« Sprache geführt und davon Abstand genommen, den Streit z-u verlängern, wie cs jetzt durch die «estrige Er klärung der Neichsrcgicrnng geschehe, nachdem die deutsche Presse den Streitfall bereits allgemein als beendet erklärt habe. «T. U.» Die Kinlerlassenschaft König Ferdlna"^. Zivillistcn sür die königliche Familie? Bukarest. 27. Juli. Das Parlament beriet gestern über eine S t a a t s p c n s i o n für die Königin-Witwe Maria und die Gen^ihrnug von Dotierungen sür Prinz Nikolaus und Prinzessin I l e a n a. Bei der Jnventurausnahme des Königs Ferdinand ergab sich, dab dieser seinen Kindern an beweg lichen Gütern, (seid. Aktive» usiv., mii Auc-nahnie des Grund besitzes, Millionen Lei hinierlasscn Hai. Aus den Anteil des Prinzen Earvl entfallen daher rund 00 Millionen Lei. Da er aber keine Liegenschaften erben darf, wird er wohl noch etwas mehr erhalten. Treue-Erklärung Iorgas an Eorol. Paris, 27. Juli. Eine Meldung auS Bukarest bestätigt die Nachricht, dab Professor I o r g a , der Führer der rnmä- nischen Bauernpartei, einen Abgeordneten zum Exkronprinzen Earol gesandt habe mit der Erklärung, dab er auch weiter hin der Sache Earols ergeben bleibe. iT.»U.) Neue Kommunisten-Derhaflungen in Wien Wien. 27. Juli. Die Polizei bat am gestrigen Tage aber mals ^xnlssuchnngen bei Kommunisten vorgenommen. Die bekannten Wiener Kommunistensührcr To mann und Koritschoner. sowie Mitglieder des Zentralkomitees der kommunistischen Juden wurden verhaftet. Dagegen konnte der Redakteur der „Noten Fahn". Will« Schlam. gegen den ein Haftbefehl vorlag, nicht ausgesunden werden. Auch bei einigen Mitgliedern der Sozialdemokraten sollen Haus suchungen oorgenommcn worden sein. sT. U.) DieErvrobunqdesIunkers-Ozeansluazeuqes Die sür den kommenden Ozeanslug Dessau—-Neuyork auf dem Dessaner Flughafen errichtete Bctonstartbahn geht ihrer Vollendung entgegen. Diese betonierte Fläche, die unter Aus- Nutzung von bereits vorhandenen Höhenunterschieden des be treffende» Geländes ein leichtes Gefälle erhalten hat, wird insgesamt sechzig Meier lang sein. Etwa fünfzig Arbeiter sind in Tag- und Nachtschicht an der Vollendung der Start bahn beschä'tigt, die unter Androhung von Konventional strafen innerhalb von acht Tagen, also spätestens am K. August, fertig sein must, da für die ersten Angusttage mit günstigen Windverhältnisse» über dem Atlantik gerechnet wird. Je »ach der Wetterlage dürste also der Start zum Fluge »ach Ncunork z» Beginn des kommenden Monats er, folgen. Die grobe Generalprobe, der die Ozeanmaschine 1 Ri und der Junkers-Motor l- 5 unterworfen wird, ähnlich dem Daucrsluge. mit dem gleichzeitig ein Weltrekord ausgestellt werden soll, dürste nnninchr am kommenden Frouag oder Sonnabend beginnen. Selbstvernändlich wird dabei entgegen andcrolaiileiiden Meldungen auch der für den Ozeanflng be stimmte Motor benntzl werden, dein ja gerade in erster Linie diese Dauerprüfung gilt, da man in Dessau ans dem Stand punkt steht, dab diese Maschine in jeder Hinsicht allen Be- ampruchuiigen gewachsen sein musz. Bevor man sie auf die weite Reise schickt, wird der Start zum Dauerflug trotz der enorm«n Belastung der Maschine und de» nicht gerade idealen FlugplatzgelandeS wiederum nicht von der Startbahn, son- dern von dem gewöhnlichen Startplatz aus erfolgen, also mit Absicht unter ungünstigeren Bedingungen, alS bei dem kommenden ibbslug nach Neuyork, bet dem di« glatt« Vetonbahn mit ihrem Gefälle ein viel sichereres, erschütte- rungSfreics Abheben des Flugzeuges gestatten wird. Sin Dornier-Flleger für 100 Passagiere. Der amerikanische Vertreter der deutschen Dornirr-Wal- Flogzcugsabrik erklärte, dab in FricdriHshase» ein Ozean, slugzeug gebaut werben wird, das 10« Passagiere befördern kann. Im nächsten Frühjahr sollen die erste« Probeslllg« stattsindcn. Die Luftfahrt in den Schulunterricht Eine Verfügung de» Berliner Provinzialschnlkolleginm». Berlin, 27. Juli. Das Provinztalschulkollegtum Berlin Kat kürzlich eine Verfügung erlassen, die im Interesse der Förderung des LuflsahrtgcdgnkenS im Volke und ins besondere der Jugend nur begrübt werden kann: „Um der zukünftigen Bedeutung der Luftfahrt gerecht werden zu können, mub unserer Jugend bereits heute eine genügende Kenntnis der phnsikalischen und technischen Grundlagen des Fluges vermittelt werden, worauf sich das Verständnis für die Aufgabengebiete und die Entwicklungsmöglichkctten der Luftfahrt aufbauen kann. Dies läbt sich zwanglos durch geeignete Behandlung des Stoffes im Rahmen der bereits be» stehenden Unterrichtsfächer, in Physik und Erdkunde und Beschäftigung der Jugend mit Modellbau erreichen. Bau von Trvpenschiffen in Hamburg. Die Werft Nobiökrng in Hamburg erhielt den Auftrag znm Ban von groben T r v p e n w o h n s ch i s s e n nach Süd- amerika. Jedes dieser Wohnschifse erhält neben UnterkunstS- räumen für tl0 eingeborene Arbeiter noch Räume für euro päische Angestellte »nd einen Arzt, ferner Wirtschaftsräume, Bureaus für kaufmännische und technische Angestellte, Hospital. Apotheke. Badeciiirichtung, Kühl- und Gefrierräume und Küche. Soziale Forderungen -eu^cher Seeleure. Bremen, 27. Juli. Der Verband Deutscher Schiffs- ingenieure beschloß auf seiner Jahresversammlung, zu fordern: ein neues ArbcitsverwaltungSrecht, die schleunige Ausarbeitung eines SceunsalluntersuchungsgesetzeS. die Schaffung einer eigenen seemännischen Krankenversicherung und den Anschluß der seemännischen Arbeiter an das allge meine Arbeitsgerichtsgesetz. Die Gewaltherrschaft in Samoa sanktioniert. lDurch F u n k s p r u ch.) Wellington jNcuseclandj. 27. Juli. Das Deporta» tionsgesetz für Samoa wurde vom Repräsentantenhaus« nach einer die ganze Nacht über danernden Sitzung mit <1 gegen 1» Stimmen angenommen. iW. T. B) Oertliches und Sächsisches. D»r Sachschaden tm Gollleada-rale. Wie uns von der AmtShauptmannschast Pirna mitgeieiü wir», entspricht di« in der Abendausgabe vom 18. d». Vits, aufgeltellte Behauptung, der schwerste Sachschaden tm Goi,. lrnöatal« set tn wotttruba eingetreten, nicht de« Tatsache» Di« Amt»Hauptmannschaft schreibt dazu weiter: »Das U„. glück, von dem da» Gottleudatal und andere Gegenden bc. troffen morden sind, ist so erschütternd und fordert so sehr zur allgemeine« Teilnahme auf und findet diese auch, baß e» hüchft unerivünscht ist und da» Empfinden verletze» muß, wenn solche Vehauptungen aufgestellt werben, die der Wahrheit -uwtderlaufen. In welcher Höhe der Sachschaden in den einzelnen Gemeinden entstanden ist. wird sich end. gültig erst durch die Schätzung feststellen lassen, di« von der jetzt ihre Arbeit beginnenden amtlichen Kommission vor. genommen wird. Soviel steht aber heute schon fest, bah der größte Sachschaden im Gvttleubatal. nicht in Gottleuba ent. tanden ist."' — Die betr. Mitteilung mar un» von einer aml. tchen Stelle zugegangen. * Die Firma Pa«l Märkfch, A..G>, Färb, und Reinigung?, werke in Dresden, hat in ihren 4« Stadtgeschästen Samincl. stellen sür die Hochwassergeschädigten errichtet und dafür von der HilfSzentrale beim Arbeit». und Wvhlfahrtsmtnisterium <0 Sammellisten erhalten. » Der Dammbruch bel Elllerrverda geschlossen Von der Dammbruchstclle an der Schrvarzen Elster wird gemeldet: Der Dammbruch konnte nunmehr behelfsmäßig ge. schloffen iverde». Die Elster sällt weiter, so dab keinerlei Gefahr mehr besteht. Auch tn der überschwemmten Flur fällt das Waffe, stark. Da» Wetter ist schön. » Sisenbahndammrulsch. Aus der Strecke Leipzig Hbf.-^Stötteritz ist am 2«. Juli abend» vermutlich infolge der zahlreichen Niederschläge der letzten Zeit der Eisenbahndamm auf etwa SN Mcicr Länge abgerutscht. Der Eisenbahnbetrieb zwischen Leipzig Hbf—Stötteritz konnte deshalb nur eingleisig aus. recht erhalten werden.- es Ist jedoch anzunehmen, daß die voll ständige Beseitigung der Schäden bis morgen gelingen wirb. » Die Srbslöfte am Monlagabend sind, wie au» vielen weiteren Zuschriften unserer Leserschaft hervorgeht, fast im ganzen Stadtgebiete und tn der Umgebung Dresdens verspürt worden, so z. B'.: Unterer Kreuzweg, Dürer-, Fürsten., Semper-, Waterloo, und Liebtgstraßc. Nach den Beobachtungen scheint es sich um zweimalige Er- schütteruivgrn gehandelt zu haben, die wellenförmig von Süd. oft nach Nordwest verlausen sind. Stühle. Retten, ebenso die Hängelampen haben zum Teil stark geschwankt- Nach einer Zuschrift aus Klotzsche bat dort d«S Geschirr in deu Schränken laut geklirrt. —* Nene staatliche Arastwagenllnie«. Am 1. August wer. den folgende staatliche Kraftwagenlinien neu in Betrieb ge- nommen: Gele n au — VenuSberg — Dreba ch — Wol k e n st e i n »nd Mügeln —Oschatz —WermSdors — Mügeln. An demselben Tage soll auch der Betrieb auf der Teilstrecke Borna —Alte »bürg der vor kurzem still, gelegten Kraftwagenlinie Vad Lausick—Borna—Altenburg wie der ausgenommen werden. —* Betrunkener «raftwagenführer. In angetrnnkenem Zustande fuhr am 36. Juli ein Krastwagenflihrer mit einem GeschäftSwaaen die Leipziger Straße entlang und trotz der Absperrung in einen aufgeriffencn Straßcnteil hinein. Er wurde zur Verhütung von Unheil in Hast genommen. Der Slrakenbahnhof Schandau ausqedrann! Am Dienstag abend gegen 16,18 Uhr. ^ Stunde nach Ein- rücken de» letzten Wagens der Straßenbahnlinie Schandau- Lichtenhalner Wasserfall, brach ei» Brand im Straßenbahnhos Schandau aus, der die Wagenhalle «nd sämtliche Straßenbahnwagen vernichtete. Die Wagenhalle ist total anögebrannt. so daß nur noch die UmsaffungSmaucrn stehen. Die Nebengebäude, Wohngebäude, Zentrale und Werk, stattbanten konnten gerettet werden. Uebcr die Ursache de? BrandrS ist noch nichts bekannt. Es wird Brandstiftung ver> mutet. Der Betrieb wird durch OmnibnSvcrkehr sowie durch geliehene Straßenbahnwagen ansrecht erhalten. vsrsllL L Slunüon Ni»r1> Nrk»It lenNel Ibrv ,»uk«r „»»golllbrten pkoton»! Nl»>U»to»N« 1«, »m Msmorilillonlimiil k'emrus 21842. Geistesleben in Italien. Bon unserem römischen Korrespondenten. Rom. im Juli. Vom Deutschtum in Rom handeln die zwei l600 Seiten starken Bände, die Friedri ch Nvack soeben Lei der Dcuischen Verlagsanstalt Lluttgart bat erscheinen lasten: ein stolzes Thema und. wie gleich dazngesagt sei. die stolze Lebens arbeit eines Gelehrten und Patrioten, der nicht nur diesem Buch, sonder» dem Tenlichrömcrtnm selbst die besten Jahr zehnte seines nun bald 70jährigen Leben- geopfert hat. Ge opfert. denn ist schon das gewissenhafte Zusammentragen historischen Materials ans fünf Jahrhunderten ein Werk täglicher Selbstverleugnung, so war cS nicht weniger der Kampf um die Einigung der Dentschrömer über alle Schranken hinweg, den dieser kernige Hesse unverdrossen gut 25, Jahre lang geführt hat. Und schließt er nicht ohne Verbitterung seine Arbeit mit der Austreibung der Deutschen im Mai 1818. die ihm als die Besiegelung und der Lohn all ihrer echt deutschen Verraniuhcilcn und Hadersuchl erscheinen will, so wollen wir nicht mit ihm rechten, weil er tm Augenblick dieses von ihm fast körperlich empfundenen Zusammenbruchs den andern deutschen Zug vergessen konnte: die Zähigkeit, mit b«r wir Jüngeren heute die römischen Deutschen unverdrossen und hoffnungsvoll aui den Trümmern ein Neue» aufrichten sehen! Die Geschichte dcS Deutschtums in Nom seit dem AuSgang des Mittelalters aber sei jedem seines BolkStnmS bewußten Landsmann in der Not der heutigen Zeit ans Herz gelegt als eine in ihrer Gesamtheit unvergleichliche Bejahung der großen, mit der europäischen Kultur unlöslich verbundenen Kräfte der deutschen Nation, vom Kardinal »nd Philosophen bis zum ehrenfesten Bäcker und Brauer, vom Schweizer bis zum Balten und Siebenbürger Sachsen. Diese letzteren haben uns eben erst wieder hier ein Zeichen ihrer Treue und ungebrochenen Kraft sehen lasten: kamen da an die 60 Kronstädtcr Abiturienten mit ihren Pro- festoren und einigen Vertretern der deutschen Presse in Siebenbürgen nach Rom und sangen un» in der erquickenden Abendkithle des deutschen Pfarrgartens deutsche Liederl Beim goldenen FraScati saßen dann römische und rumäni- sche Deutsche mit manchem Gast aus dem Reich noch lange vertraulich beisammen und erzählten einander von deutschem Leben, Schassen un- Kämpfen in der Fremde, völli« «ins in dem festen Glauben an den neuen Aufstieg und an di« un- lösliche Gemeinsamkeit unsrer Zukunft, allen Feinden »um Trotz! Wohl in keinem Land« hat sich di« große italienische Künstlerin Eleonore Düse so verstanden gefühlt wie in Deutschland, nirgends ist sie mehr gefeiert morden, nirgend» weniger alS in ihrem eigenen Lande, das gegen ihre letzten flehentlichen Bitten taub blicb und sich erst nach ihrem tragt- scheu Tod in der Fremde wieder auf sie besann; den zahl- reichen Deutschen, die noch ihre große Kunst vor Augen haben, wird das Neue willkommen sein, das Mattlde Serao, die kürzlich verstorbene Neapler Dichterin, jetzt aus eigener Erinnerung über das Familienleben der Düse veröffentlicht. Alle Welt weiß von ihrer so ara mißbrauchten Freundschaft mit Gabriele D'Annunzio; der eitle Geck, den sic erst berühmt gemacht halte, lohnte ihr mit vielleicht noch größerer Taktlosigkeit, als später der Witwe Henry ThodeS und seiner eigenen Gattin. Aber wenige wissen, daß die Düse, schon im Anfang ihres Ruhms Mitte der 80er Jahre, verheiratet gewesen Ist; ihr Gatte war Tebaldo Checchi, «In Neapolitaner von typischer Schönheit und. wie die Serao ver sichert. großer, verzichtender Hingebung für die edle, aber in ihren Stimmungen unberechenbare Tragödin: sie hatten ein Kind, Enricchctta, aber auf einer Tournee tn Südamerika zeigte es sich, daß die Düse mit ihrem ersten Partner Flavto Andö nicht nur aus der Bühne einiger war als mit dem Gatten, der als Schauspieler nicht Uber daS Mittelmaß hinans- kam. Ehecchi trug sein Schicksal erst lange schweigend,- aber als die Truppe wieder »ach Europa zurückkehren sollte, blieb er zurück, ohne Bruch, ohne Vorwurf, selbst gebrochen, und fand «Ine ehrenvolle Anstellung bet der argentinischen Regierung, die ihn später als Konsul in die kleine englische Hafenstadt am Kanal Newhaven schickte, wo er noch heute lebt. — Und sonderbar, auch die Tochter Enricchetta. der Mutter bis zuletzt engverbunben, fand nach langjähriger ttn- stettgkeit Ruhe und häuslichen Frieden in England: ihre Ktnderjahre verbrachte sie größtenteils bet deutschen Freunden der Düse in Dresden, später studierte sie in Berlin und lernte dort einen jungen Engländer. Edward BnlloughS. kennen, der eS unter Ucbcrwindung aller wirtschaftlichen Widerstände verstand, ihr als Lektor der deutschen und italienischen Literatur In Eambridge ein Heim zu bereiten. Auch Pirandello gehört zu den iniellcktnrllcn Italienern, die eS immer wieder »ach Deutschland zieht, und die im eigenen Volk vergeben» um Verständnis werben: in diesen Tagen hat die führende Zeitschrift der faschistischen Kreise, dir geistige Ansprüche machen, die „Critica FaScIsta*. endlich mit dürren Worten da» ausgesprochen, was Ein geweihte längst geahnt haben: „Pirandello ist nicht alsBertreterdcSsalchtsttschenneuenJtalienS anzusehen!" Das ist da» erwartete Scherbengericht für den Künstler, der sich nicht genug um die Gunst der heute nun einmal maßgebenden «reise bemüht hat und. anstatt wie andre, täglich laut „üsa, üsa, „lalL!" zu schreien, bei seinem Schassen geblieben ist. An» ist cs nun mit dem großen Nativnaltheater, das er mit Staatsmitteln znsgmmenbringen wollte; vielleicht bat er auch zu deutlich gesagt, was man vom -eutschen Theater lernen könne? Man verträgt da» hier nun einmal nicht, mag ev sich um Flugzeuge. Telephvnapparaie oder Kunstgewcrbe handeln. In Nom wird demnächst ein kleines, aber kostbare? Museum Napoleons I. eröffnet worden, das der Conie Prtmolt, ein Nachkomme des Marschalls Ney. soeben der ewigen Stadt hinterlasse» hat; cs enthält neben Gemälden von David »nd Gerard und Büsten von Houdon und Canova fast sämtliche Gegenstände, die der Kaiser in St. Helena i» täglichem Gebrauch hatte, darunter die Prtvatbibliothek. Der Conte Prtmolt war der Liebling der Kaiserin Eugente und der Prinzessin Mathilde Bonoparte, die ihm zahlreiche Do kumente schenkten, die wohl der Brüsseler „Thronprätcndcnt* lieber gehabt hätte; die Italiener aber, die ta Napoleon al? Landsmann verehren, werden mit besonderem Interesse den großen Wandteppich betrachte», de» er für den Thronsaal de? QuirinalSpalasteS in Auftrag gegeben hatte, und riran tuschelt, dort hätte er vorgehabt, nach der Vernichtung des Zaren« reiche sich zum römischen Imperator auörufen zu lassen! N. vr. Kunst un- Wissenschaft. s* Mitteilung de» RefidenztheaterS. Der Schwank „Da? Nb- steigequartier" dcS Berliner Ncgdenzthcater. GaNlviel. Ensemble? iDtrektlon Adalbert Krlwatl geht nur noch bl? mit Sonntag, b«n St. Juli, In Szene. Am Sonntag findet die letzte SiachmIttaaSvorstellung von „Da? Absteigequartier" bei kleinen Preisen statt. Anfang X? Rhr. s* von der LandeSunioerfltät. Die von der medizinischen Fakultät der Universität Leipzig tm Herbst jeden Jahres ab- gehaltenen Fortbildungskurse für praktische Ae /zte fallen In diesem Jahre au». — Der ordentliche Pro« sess-r der Statistik und Dtrektor der vereinigten staatSwiffen« schaftlichen Seminare der Universität Leipzig Dr. pH. et öe. pol. Eugen Würzburger, Präsident a. D. des sächsischen Sta. ttstischen Lanbevamte», tritt mit Ablauf diese» Semester» in den Ruhestand. s* Sttchflsche LandeSbühne. Die nachstehende Ministe- r i a l. B e r o r b n u n g ist 88 Städten »nd Gemeinden im Freistaat Sachsen zugegangen: „ES bllrftc hinreichend bekannt sein, baß der Zweckverbanü Sächsische LandeSbühne unter
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