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Dresdner Nachrichten : 04.09.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192709043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-09
- Tag1927-09-04
- Monat1927-09
- Jahr1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.09.1927
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irr. 415 Seite 26 ..Dresdner Nachrichten Sonntag. 4 September 1S27 ^ - n > Nil iici ft,: brechen an. das aber, wie die eine betonte, eine grobe Figur wettmachr. ES war unbeichreibtich peinlich . . ." Br» machte eine kleine, betretene Pause. «Limas, wozu der Entschluß einem schwer siel, gibt man nicht so leicht auf Einige Lage spater ging ich nochmals »ur Elpeditiou der Zeitung. und i» der Tat war noch ein Brie' eiiigeaaiige»: anders als jene vier. Schon äuberlich: kein beraueivrderndeS Format, kein aufdringliches Parfüm. Der Poststempel lautete aus einen kleinen Ort in der Umgebung Lt,,r nicht weiter erschütternd war der Brtes. aber ungemein suiupaiinich Sie scheue sich ein wenig, zu schreiben, so hieb es unueiaiir aber da >hr der Text der Annonce nickt habe auS Sem Sluu gehen wollen, da etwas daran sei. das sie nicht ruhen laue, schreibe sie dennoch. Nur gewänne sie es nicht über sut, ine- Unacwiue "»» Unbekannte ihr PersbnlicheS zu be ruhten, Wenn ich jedoch atttworten wolle, und sie bäte mich Snuin. werbe ne gern alles schreiben. Ich antwortete, und uni ^ i> Auiaug zu machen, schickte ich ihr mein Bild. Der uanme 'Unei biachie mir ihres. Ein unsagbar liebes Bild. , : jung Blond. Heiter, mit tiefen Augen. Kindlich ver . i>>iwll beichtete sie: sie sei einundzwanztg. eben mündig iben und dies ihr erster, selbständiger Schritt: der Vater . > e,,e gefalle» da§ Gilt, das sie haben, werde seitdem ovn u,>S Ser Mauer bewirtschaftet, waS bald Idnllen, bald e Timmen ergebe Die Familie: altes Bauerngeschlecht, euer nickt Vandwirl war. war Pastor oder Soldat. Aber <und wie eine Illakeie steigt dieser Sah auU: Mama sei Opern- suu enu gen-e en. Tas Schönste, zugleich sür mich das Ent- ,me de >de >va>. Sab sie mit keinem Wort an das Gebrechen ruh e Fl,re Heiterkeit vermag sogar das zu überstrahlen, ,iuS vielleicht ist ne so sehr begnadet, dag sie nicht einmal leidet Ucb glaube, ich wurde eines Tages »ich, mehr leiden, wenn ich s,e um mul, hatte . . . Später schrieb ich mit ihrer Einwilii- an, g Ser Mutter und erhielt eine taktvolle Antwort mit einer U -uiaSuug inr kommenden Sonntag. Mein Entschluß steht fest. DaS einzige, was ihn Hinweisen kann. ist. daß ich ihr Miß jahr." — bin Sem Sonntag, als Br» aus dem Gut zu Gaste war, wurde Greiuer kurz vor Mitternacht ans Telephon gerufen. U . war Bru Seine Stimme klang heiser und tonlos. «Ich bi» aus dem Bahnhof." sagte er. „In einer fürchterlichen Ver- javllna. Fcb möchte Sich unbedingt sprechen, sonst werd' ich an wir selber irre, ,üa„» ich zu dir oder kannst du hierher kom- men?" (Sreiner eilte zum Bahnhof. Er sand Br» leichen- blaß, ueritörl. „Alles ist a»S" „Ich bitte dick: Warum? WaS ist geschehen?" „Jci, FSiok! Ich furchtbarer Idiot! Konnte ich nicht selber darauf gekommen sein?" „War das Bild unecht? Fehlen ihr etwa — beide Beine?" sragte Greiuer. den das Grauen gepackt hatte. „Nein, das nt ja das Furchtbare: sie ist — vollständig — gesund!" — Br» drohte zusammcnzubrechen. Greiner stützte ihn. „Aber Menschcnskind. so freu dich doch!" „Fa. das sagst du." entgegneie Br», „der du ebenfalls ge- suiide Gliedmaßen hast." .Wieder Brn, verrenn' dich nicht in dieses Minderwertig- keitsaesuhl!" „Ich verrenne mich nicht dahinein. Ich bin zutiefst darin verankert. Es ist ja nicht nur das Gefühl der Minderwertig keit Die Minderwertigkeit in doch erwiesen, ist doch existent. Oder in ein Wagen mit drei Rädern mehr wert als einer mit vieren?" „Dem Mensche» bleibt doch der innere Wert der ent scheidend in." „Greiner, sie isk das Leben, sie ist die Jugend. Ich bin neben ihr ein alter Krüppel. Ich kann nicht. Ich bars nicht. Dieses junge, gesunde Leben an meines ketten, wäre Ver brechen." Sie bestiegen die Straßenbahn und fuhren zu Brys Woh nung. ivo Greiuer noch eine gute Weile blieb. „Du siehn zu schwarz. Wenn sie dich wirklich liebt . . „Auch daun könnte ich es nicht verantworten." „Hast du mit ihr darüber gesprochen?" „Rein, ich fand keinerlei Gelegenheit. Ich schreibe ihr." „Du solltest mit ihr sprechen." „Fch bin zu schwach dazu. Wenn ich sie wicdersäh' fand ich vielleicht nicht mehr die Kraft, zu verzichten. Es wird mir so schon schwer. Ich schreibe." AlS Greiuer anfbrach. setzte Br» sich hin und schrieb einen jener Briese, die mau siebenmal zerknüllt, um sie achtmal von neuem zu beginnen. Als er zu schreiben aushörte, dämmerte der Morgen. Mit dem Grau des Tages besicl ihn, der die ganze Nacht über wach gewesen ivar. Müdigkeit. Er legte sich zu Bett. — Als er erwachte, suhlte er sich entspannt, gefaßt. DaS Gestern war verschüttet. Er trug den Brief zur Post und begab sich in sein Bureau. Kühl und genau erledigte er die Geschäfte, übertrieben genau. Gegen sieben Uhr kehrte er in seine Wohnung zurück. Ten Abend verbrachte er bei gleich gültiger Lektüre, ruhig, kalt, sich selber fremd. — Am folgen den Morgen erhielt er ein Telegramm: sie komme. „Hat sie meinen Brief nicht erhalten?" sragte er sich bestürzt. Als der Ing einlicf. zitterte er. Die Abteiltüren sprangen auf. Die Reisenden überschwemmten den Bahnsteig, eine Masse, in der der einzelne völlig verschwand. Während Bry noch suchte, horte er sich beim Name» genannt. Sie stand vor ihm, jung und blond und unsagbar zart. Ohne sie zu begrüßen, sragte er: „Haben Sie meinen Brief erhalten?" Und sie. ganz einfach, antwortete: „Ja." Und Sa er sin unsicher fragendes Gesicht machte, setzte sie hinzu: „Ich bin gekommen . . ." lind da er schwieg: „Willst du mich wieder fortschicken?" Das unheimliche Schloß. Von Dr O. E ck st e i n - Görlitz. Es war im Juni des Jahres 1880. Frankreichs blühende Fluren standen in all ihrer sommerliche» Pracht: in des Landes Hauptstadl aber, in Paris, herrschte Verwirrung und Schrecken. König Karl X. und sein Minister, der vielgenannte Poliguac. hatten durch schwere, drückende Gesetze einen Zu stand der Dinge geschaffen, der eine Revolution unvermeidlich erscheinen ließ Die Presse wurde hart gemaßregelt, harmlose Menschen wurden zu politischen Verbrechern gestempelt und als solche verfolgt und bestraft: so geschah eS. daß viele sried- liche Bewohner aus Furcht, ihre Freiheit oder gar ihr Leben cinzubüßen. ihr Heil in der Flucht suchten. Ein besonders scharses Augenmerk hatten die Schergen PolignacS auf die Redakteure gerichtet, denen der Boden zu heiß unter den Fußen wurde, weshalb einer von ihnen bei Nacht und Nebel in Gesellschaft eines gleichfalls verdächtigen jungen OssizterS ans seiner Wohnung entwich und den ihn belauernden Gendarmen glücklich entkam. Die Flüchtlinge hatten sich weder mit Geld noch mit Nahrungsmitteln versehen können: tagelang strichen sie in den Feldern und Gehölzen in der Um gebung von Paris umher, bis sie endlich vor Hunger und Er» schöpinna faß ansaerieben waren. Sie beschlossen daher, aus jede Gefahr hin sich Nahrung und Obdach zu verschossen. Am Abend des vierten Tages ihres UmherirrenS gewahr ten sie. aus einem Wäldchen tretend, vor sich die UmsassungS- mauern eines Parkes Die Mauer schien sich inS Unendliche zu erstrecken: eine» Eingang fanden sie aber nicht. ES blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Mauer zu überklettern. Sie bewerkstelligten dies mit großer Mühe und sahen sich nun in einem Dickicht von Baum und Busch, durchkreuzt »on viel fältig gewundenen schmalen Wegen. Sie schritten eine Weil« dahin, fanden aber, daß sie sich im Kreise bewegten und immer wieder dorthin zurückkehrten, von wo sie ihre Wanderung be» gönnen hatten. Die Flüchtlinge brauchten einige Zeit, um sich au» dem grünen, offenbar vorsätzlich angelegten Labyrinth herans- zusinden »nd gelangten endlich aus eine Lichtung, die sich al» ein weites, von Säulengänge» umgebene» Rondell heraus- stellte, in dessen Mitte ein kleiner Tempel stimd. Ring»««. herrscht« tief« Still«, kaum unterbrochen von dem leisen Blatt» gesäusel in den Kronen der alten Bäume. Dt« beiden Männer wähnten sich von einem Traum umfangen, al» sie in dem offenen Marmortempcl einen silbrrhaartgen Vret» sitzen Iahen der in aligriechische tSewälrüer gekleidet war und ruhig in einem Buche ia» . . . St« blieben schweigend vor dem Tempel stehen, b>» der Grei» sie gewahrte. Sr klappte lein Buch »u und begrüßte sie mit freundlicher Gebärde. . Der Offizier trat vor. grüßte und begann: „Wir sind voll tische Flüchtlinge: Hunger und Rot haben un» in den Park getrieben. Wen» Sie der Eigentümer sind, so bitten wir um Verzeihung. Bitte uns nicht zu verraten, eine Auslieferung an Poliguac ist gleich einer Ermordung. Haben Sie Mitleid mit uns. und gebe» Sie uns etwas zu essen!" „Sie befinden sich hier an einer Stätte des Friedens und der Gastfreundschaft," entaegnrtr der Grei» ernst und gütig „Wessen Sie bedürfen, soll Ihnen werden." Er schlug mit einem Hammer aus eine silberne Glocke, die auf einem Marmortisch stand: ein Diener in eleganter Livree trat au» der Kolonnade und nahm einige mit heiserer Stimme gegebene Befehle entgegen. Sie gingen auf eine Aus fordern»» des Greises einem schloßartigen Gebäude zu. an herrlichen Blumenbeete» und bunten Muschelgrvtten vorüber Als sie den Diener nach dem Namen des Besitzers fragten legte dieser den Finger an den Mund. Plötzlich hörten sie den furchtbaren Krach einer zuschlagen» den Eisentür, tiefe Nacht umgab sie. Sie standen von Ent- setzen gepackt, sie waren gefangen. Als ihre Augen sich a» die tiefe Finsternis gewöhnt hatten, entdeckten sie vor sich einen Gang, schwaches Licht schimmerte ihnen entgegen. Sie ge wahrten eine Inschrift an der Wand, die lautete: „Heilig ist die Gastfreundschaft! WaS immer dir hier begegnen mag, o Fremdling! Fürchte dich nicht!" Nun sahen sie einen Mann mit einem Licht, in ein langes chwarzes Gewand gekleidet, das mit allerlei kabbalistischen Zeichen bedeckt mar. Kops und Gesicht verhüllte eine Kappe. Auch er redete kein Wort, sondern winkte den jungen Männern, ihn- zu folge». Langsam schritten sie vorwärts durch vielfältige Winbun gen. Endlich gelangten sie zu einer kleinen Treppe, die aus wärt- zu einer eisernen Tür führte. Der Führer klopste. Sie kamen durch eine zweite Tür. der Führer deutete aus eine dritte, trat zur Seite und bedeutete ihnen, den Weg allein sor»zujehen. Sie traten in ein weites Gemach. Aus dem Tisch waren die leckersten Gerichte auigestellt. und die beiden tungen Männer, ganz verschmachtet, machten sich eiligst daran, darüber herzuiallei. Sie legten sich dann aus die Ruhebetten, dir an der Wand standen, und sielen in einen tiefen Schlas. Als sie erwachten, frisch gestärkt, betrachteten sie da» eigen artige Gemach mit Interesse: sie hatte» keine Ahnung, wie spät es war, ihre Uhren waren stehe» geblieben. Das Zimmer hatte weder Türen noch Fenster. Urplötzlich erhob sich ein Regensturm innerhalb der vier Wände. Ein Wirbelwind ver löschte die Kerzen. Blitze zuckten. Donnerschläge erschütterten den finsteren Raum. Allmählich beruhigte sich das Unwetter. Es zeigte sich an der Wand eine Oessnung, durch die der ihrer eiutrat, der mit tönender Stimme ins Zimmer ries: „Der Schloßherr erwartet seine Gäste." „Ich bitte zunächst nur einen der Herren, mir zu folgen, den'anderen hole ich später " Die Freunde erfaßte ein namen loses Grauen, aber sie sagten sich, daß jeder Widerstand aus geschlossen sei. Der Journalist folgte. Wieder ging es durch unheimliche Gänge, seine Kerze erlosch, er sah aber am Ende des Höhlengangcs ein Licht und eine Inschrift an der Wand, die lautete: „Nur der Edle ist furchtlos!" — Er trat mit dem Führer i» eine niedere Halle. Dort streckten-ihm zu seinem Entsetzen Totengerippe ihre fleischlosen Arme entgegen, weiße Gestalten huschten vor und traten zurück: sie winkte» ihm mit grotesken Bewegungen: vor Angst schlotternd, strebte er dem Ausgang der Halle entgegen Die Tür gab nicht nach. Da gegen wurde er in der Mitte der Tür einen Ring gewahr. Endlich gelangte er ans Licht, trat in den Park, und wieder saß der alte Herr aus einer Bank und las in einem Buch. Er war letzt jedoch wie seine Zeitgenossen gekleidet und nicht wie Sokrates. Neben ihm stand ein Schwein, mit bunten Bändern geschmückt, das freundlich grunzte. Der alte Herr erhob sich und begrüßte den Journalisten mit höflichen Worten. Einige Minuten daraus erschien auch der Offizier, der denselben unheimlichen Weg angetreten hatte wie sein Leidcnsgenosse. Sie erkannten nun, daß sie die Gast» sreundschast eines Sonderlings genossen, über dessen Leben und Treiben die seltsamsten Gerüchte in Paris schwebten und von denen auch ihnen manches zu Ohren gekommen war. Aus alle Fälle brauchten sie in diesem Hause nicht zu verhungern, eher wäre ein Ableben dcS Sonderlings infolge seiner Unmäßig, keit möglich gewesen. Der Herr des Hauses war kein anderer als Gounod de la Regiitere, einer der seltsamsten Menschen, die je gelebt haben. Monsieur Reguitzre war Advokat >m Pariser Parlament gewesen. Mitglied vieler gelehrten Gesellschaften, er hatte als Schriftsteller Bedeutendes geleistet, vor allem aber war er Gastronom. Er wurde wegen seiner satirischen Schriften auS Frankreich verwiesen, kehrte iedoch nach mehreren Jahren zu- rück, lebte nur in literarischen Kreisen und versaßte hauptsäch lich zahlreiche gastronomische Werke Er schrieb nicht nur über die edle Kochkunst, sondern seine Schriften zeichneten sich aus durch Geist und Witz und durch politisch-satirische Bemerkun gen. Berühmt waren seine Pariser Gastmähler. dem nur Vielcsier und Feinschmecker beiwohnen dursten. Nach dem Sturz des Kaiserreiches zog er sich In sein Schloß z» Billers Orge zurück. Er umgab den prächtigen Park mit festen Mauern, baute Tempel und Kolonnaden, Grotten und labnrinthische Felsengänge und ließ mit großen Kosten die Maschinerien anbringen, welche seinen Gästen solche Angst ein gesagt hatten. Aber sie hatten sich bald von ihrem Schreck er holt. nnd der Schloßherr beherbergte sie lange Zelt, bi» die Julirevolutton anSgebrochen war und sie ohne Furcht nach Paris zurückkehren konnten. Wie Anlon Tschechow -ie Methode Couss vorwegnahm. Ist den achtziger Jahren — so berichtet uns ein russischer Journalist — reiste ich einmal in einem 0-Zuge von Moskau nach dem Süden Rußlands. Ich nahm in einem Wagenabteil zweiter Klasse Platz. Zum Gegenüber hatte ich eine ältliche, elegante Dame, während neben mir ein sympathischer, dunkel blonder Herr mit Svitzbärtchen und Klemmer saß. Ein jeder von uns war in seine Gedanken vertieft. Kaum hatte sich der Zug in Bewegung gesetzt, al» die Dame erst leise, dann immer lauter zu stöhnen begann und schließlich mit jammernder Stimme ausrief: „Nein, diese Schmerzen... diese Schmerzen... das halte ich nicht länger aus!"... „Was ist Ihnen, gnädige Frau?" frug ich die Dame. „Ich bin plötzlich von entsetzlichen Magenschmerzen be fallen worden... Ich fürchte, ich werde hier im Wagen sterben!" Da warf der dunkelblonde, freundliche Herr mit Klemmer einen Blick auf die Dame und sagte mit seiner angenehm klingenden Baritonstimme: „Gnädige Frau, ich bin Arzt... Sie sind anscheinend krank. Dürfte ich Ihnen vielleicht helfen?" Dle Dame griff impulsiv nach der Hand de» Arzte»: „Ach, Herr Doktor... ich wäre Ihnen so verbunden... Erteilen Sie mir einen Rat... Ich vermute, baß ich mich auf der Reise erkältet oder im BahnhosSrestaurant etwa» Un rechtes zu mir genommen habe. Haben Sie nicht vielleicht irgendwelche Tropfen oder ein Pulver bei sich?" „Ich habe ein großartiges Mittel bei mir," entgegneie der Arzt mit diskretem Lächeln, „ein Pulver. Es enthält ein ganz neues, schmerzstillendes Medikament." Er erhob sich, nahm seinen Koffer aus dem Gepäcknetz und entnahm t-m «tue klein« Schachtes Darauf verkiek er das Abteil und kehrte bald mit einem Glase »urttck, da» -ur Hälfte mit Wasser gefüllt war. -Hier, gnädige Frau, ist die Medizin. Trinken Gt« bas Glas ln einem Zuge au». Ich verbürge Ihnen, baß die Schmerzen lm Handumdrehen wie weggeblasen sein werben." Die Kranke leerte hastig ba» Gla« und seufzte erleichtert: „Ach. was für ein starkes Mittel... e» schmeckt sogar etwas salzig, vielen Dank. Herr Doktorl" „In einer halben Minute werden Sie auch nicht mehr die geringsten Schmerze» empfinden. Mein Medikament ist ein Untversalmtttel," sagte der Arzt ernst und eindringlich. „Ja. ja... ich fühle mich schon wohler." cntgegnete die Dame, „die Schmerzen vergehen sehr rasch... Sie sind ei» ganz ausgezeichneter Arzt!" In Kaluga stieg die Dame au», wobei sie e» nicht ver- säumte, ihrem Lebensretter Worte innigsten Dankes zu sagen. Darauf kamen wir zwei ins Gespräch. Der Arzt stellte sich in schlichtem Tone vor: „Anton Pawlvwitsch Tschechow ist mein Name." Der „Wunderdoktor" war also kein Geringerer al» der schon damal» bekannte russische Satiriker, der zu lener Zeit noch seine medizinische Praxis auüübte, da ihm die schrist stellertschen Arbeiten noch zu wenig einbrachten. „Was haben Sie der Dame gegeben?" frug ich ihn. „Sehen Sie," antwortete Tschechow mit einem feinen Lächeln, „es war nichts weiter als ein Viertelglas reinen Wassers, worin ich eine Messerspitze Kochsalz anflöste. Jo hatte kein anderes Pulver bei mir. DaS Wichtigste ist ja immer nicht das Medikament, sondern der Glaube des Patienten. Die Dame hatte sofort Vertrauen zu mir und war fest davon überzeugt, daß mein Mittel sie von ihrem Leiden befreien werde. Dieser Glaube hat sie von ihren Schmerzen erlöst. Ich bin der feste» Uebcrzeugnng, daß man in vielen Fällen das Leiden der Kranken durch Autosuggestion linder» kann, insbesondere, wenn eö sich um rein nervöse Leiden handelt. Doch muß der Kranke überzeugt sein und sich selbst einreden, es gebe ihm schon besser. Wie Sie soeben selbst ge sehen haben, tritt in solchen Fällen tatsächlich sehr rasch eine Besserung ein. Die Autosuggestion kann eine gesunde, kräftige und heitere Menschheit schaffen, und Aufgabe des Arztes ist es. dem Kranken den Gedanken etnzugeben, daß die von ihm eingenommene Arznei sosorttge Heilung bringt." Wir plauderten noch den ganzen Abend und schieben als Freunde. Der Gedanke, den Tschechow mir gegenüber ge äußert hatte, wurde bekanntlich später von dem französischen Arzt Cous praktisch verwirklicht. sMitgeteilt von HanS Ruoff, München.) Rätsel. l. Silbenrätsel: di dir dirckh cko ei er err tv k« e« 8!« ! in lein Io men nee o on pksn plan qui sam 8er »i »im sie ti wanck. Aus vorstehenden Silben sind Wörter zu bilden, deren Anfangs- duchstaden, von oben nach unten, und Endbuchstaben, von unten nach oben gelesen. Worte aus der .Apostelgeschichte" ergeben, welche den beklagenswerten Opsern der Welierkalaslrophe im Erzgebirge gegen, über beherzigt werden sollten. Die einzelnen Wörter bedeuten: l. Fabelwesen. 2. Gebirge, 3. Zweihufer, 4 Arzneipflanze, 5. Komponist (Beethovens Lehrer). 6 Glaubensgerichl, 7. Reformator des Poslwesens. 8. Aipenpasz, S. Plane!, 10. Gewebe, ll. Nebenfluß der Elbe. 12. Wissenschaft, (st gilt einmal am Ansange als ein Buchstabe.) 2. Dreieck-Rätsel: Bühnenwerk von Ibsen, lyrische Dichtungen des 12. u.i 3. Iahrh.. der erste Gralskvnig, soviel wie Gewöhnung, ... die nordische Göttin der Unterwelt, . Konsonant. Aus den Buchstaben: seseeoxkkiiilllmmm nnnvorrrr,»8»ttttu sollen Wörter sür obiges Dreieck gebildet werden, die der danebenstehenden Bedeutung entsprechen. Bei »er von uns gedachten Lösung ergibt sodann die miltelsle Senkrech!?, von oben nach unten gelesen, den Namen eines deutschen Dialekidichiers. 3. Silbensuchrätsel: Wie heißt die Silbe, die hinter: ei. »ka unck tu und die vor: cky. ma unck v» sieht? 4. Denkausgabe: Der Denksportvater. Drei Knaben bestürmten ihren Vater, mit ihnen in den Zoologischen Garten zu gehen. Der Vater sagte: »Gull Ich werde mit Euch m den Zoologischen Garten gehen, wenn Ihr mir folgende drei Ausgaben löst! Den Jüngsten sragle er: .Wie schreibt man eine Million ohne Nullen und doch mit Zissern?" Dem Zweiten trug er aus. von den Zahlen 2 2 2 5 5 5 8 8 8 echs wegzustreichen, und zwar so, daß die übrigen zusammen dreißig betragen. Den Alieslen endlich sragte er: .Wie kannst du einen Dichier- namen durch Nichis, 6 und 500 üarstellen?* Tatsächlich lösten die im Denksport geübten Kinder diese drei Aufgaben. Frage: Können Sie die Ausgaben auch lösen? Wenn ja, dann dürfen Sie auch in den Zoologischen Garten gehen. 5. Bilderrätsel: AnslSsuiigen der Rätsel tn der letzten Sonntaa»»Ni»m««r. l. Sllb-n-RStsel: sNls clot, qul elto 6,t.) I Votum 2. Ostlarn« Z. vrtmei 4. >. Nute 6. I-III« 7. IfliSden 8. Lln»„e» ft. Isotiias 10. vonpcttii» 11. Vei-niitv 12. VU«isn<I Doppelt gibt, wer schnell gibt. r. Rösselsprung. Still geb du deinen stillen Pfad Und achte nicht -es Lohns der Erde: Froh hoffend streue deine Saat, Daß sie vereinst gedeihen werde. Brichst du auch selbst die Früchte nicht All deiner Sorgen, deiner Mühen: Die Seligkeit erfüllter Pflicht Wird dir aus Kampf und Not erblühen, (Triebler.) Denkaufgabe. ^ ^ Probieren gebt über studieren. Streiche in der zweiten wagrechten Feiderreik« den ».und 4.Kreis »on links aus: desgleichen in der dritten waarechten Recke den 2. und 4. Kreis von link-: und endlich in der vierten waarechten Reibe den r. und ». .Kreis von links. Alsdann dletdt die Hohl der Kreise Irohdem tn jeder Felderietb» gerade.
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