02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.09.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
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- Monat1927-09
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7lr. 419 Seite 2 .Dresdner Nnchelchten" Dienstag, S. September 1927 freunde DaudetS. wo sich !»r Führer befindet, der ihnen .ja auch mehrfach Nachricht gab. In Polen weih der Freundes, und 'VerivandienkreiS Zagvrskis nicht, wo dieser geblieben ist. Man »ins, de» Fall elagorski in Verbindung bringen mit dem Fall deo Generals Znmierikt. gegen den jetzt bereit- mehr als vier Wcnt>eii wegen allerlei Betrügereien und Schiebungen vor i^richt.ösfentljch verhandelt wird. Beide Fälle zeigen nicht nur die ungeheure Korruption, di« im uolniichen Heer- herrscht, sie beweisen auch die innere Zerrissenheit d«S pol nischen Osfizierkorps. Marschall Pilsudkt hätte da- Ansehen des polnischen Heeres besser gewahrt, wen» er den Fall Aagorskt nicht hatte entstehen lassen. . Kabinettssitzung En-e -er Woche? Die Rückkehr -er Aeichsmiaisler nach. Berlin. Berlin, 6. Lept. Wie gerlichkweike verlautet, dürfte das R e i ch s k a b i n e t t noch Ende dieser Woche, entweder Frei tag oder Sonnabend, zu seiner ersten Vollsitzung nach der Sommerpause zirsaminrntreten. Der Reichspräsident kommt morgen aus Bayern zurück. Reichskanzler Dr. Marx wird Donnerstag in Berlin zurückerivartet Reichsstnanz- minister Dr. Köhler ist bereits heute aus Dortmund hier cingetrossen. Dr. St re je mann iviü mit dem Flugzeug von Genf komiiien und alsbald wieder durch die Lust dort hin iuruckkeliren. Stresemann wird natürlich nur »ach Berlin koinmen, wenn es die Lage in Genf gestattet. . Reichswehr- ininister Dr. Gehler sveilt zurzeit in Berlin, begibt sich aöer demnächst zu Manövern. RetchseriiährungSministex Dr. Schiele kehrt am 10. September zurück, der Reichspost- »unisler Dr. Schätze! heule abend. Reichöinneiiuünister v Keiidell morgen früh, Reichsarbeitsminister Dr. Brauns Ende der Woche, Reichsjustizminister Dr. Hergl am 0. September, der ReichSverkehrsminister Ende September. Der R c i ch S s i n a n z m i » i st e r begibt sich heute abend nach Viüln zu einer Geiivsienschaststagung. Er kehrt dann zunächst nach Berlin zurück zu einer Besprechung über die Beioldungsresorm. Am 1l. dS. MtS. wieder ans dem mittel deutschen Beaiutentage über die Beanitenbesoldung sprechen. Jur Notifizierung der Besahungsvermluderung Berlin, 0. Sept. Im Zusammenhang mit der Notifizierung der BeiatznngSverininderuiig wird eS von den Mvrgen- ülättern als bemerkenswert bezeichnet, daß Briand von einer Herabsetzung der Truppenstärke aus 80 000 Mann gesprochen hat. Damit akzeptieren die Alliierten zum ersten Mai die d e u t s ch e B e r e ch n n n g deS TruppenstandeS im Rhcinlande. die bekanntlich immer auf eine über 70 000 Mann liegende Ziffer hinauSging. während die Franzosen eine wesentlich niedrigere Zahl angegeben haben. Man hält es in Berliner maßgebenden Kreisen sür wahrscheinlich, daß Mitte dcö Monats eine K a b i n e t t s s i tz u n g über die Verhandlungen in Gens stattsinden wird. Ter Kanzler führt am Mittwoch nach Berlin zurück. Die „Tägliche Rundschau" meint, da eS gerade angesichts der AnSeiimndcrsetznngeii der letzten Zeit ganz besonders aus das Prinzip ankomint, aus daS Sichtbarwerden der Früchte von Locarno, so wird man mit Befriedigung den jetzt angekündigten Vorgang verzeichnen, ohne deshalb aus den rechtlich wie moralisch weiteren Einspruch zu verzichten, dessen Bestehen ja nicht nur von deutscher Sette allein, sondern mitunter tn nicht wentger nachdrücklicher Form auch von Organen der öffentlichen Meinung unterstrichen worden ist, die in der Sprache und t» Ländern einiger Gegenkontrahenten von Locarno erscheinen. Die Mitteilung über die Reduktion der Rhetnlandtruppen wurde vom französischen Außenminister dem deutschen Dele- gationSmitglted Ministerialdirektor Dr. GauS übergeben, und zwar ausdrücklich im Namen der Mächte, dir am 11. No vember 192b das Versprechen der Truppenreduzierung ge geben haben. Alle Einzelheiten sollen der örtlichen Regelung im Rheinland nnterlicgen. Die Veränderungen ln -er französische» Befagunqsarmee. Paris, 8. Sept. Wie ..Journal" berichtet, wird auf Grund der Herabsetzung der französischen Effektiv-Be stände iW Rheinland das Hauptquartier des 80. Korps, der Gencralstab der 17. Maichinciigeivehr-Halbbrigadc und des >0. und 12. MaschtiieiigeivehrhataillonS am 25. Oktober aus. gelöst werden. Gleichzeitig löst zurückgezogen werden daS Hauptquartier der 41. Infanterie-Division und der Stab nach Beiancon sowie das 52. Pionierbataillon nach Toni. tWTB.) Der Fiuohafe» für Mainz und Wiesbaden. Berlin. 6. Sept. Nachdem die vesatznngsbehörben sich schon vor einiger Zeit yrtt dex Anlegung eines Luftverkehrs« Platzes ans hcir'W jeSba § eß e r N e n n b a h n für Mainz und Wiesbaden grundsätzlich einverstanden erklärt haben, ist nun die endgültige Erlaubnis erteilt worden. Die Arbeiten werden sofort als NotstandSarbeiten von Wiesbadener und Mainzer Erwerbslosen in Angriff genommen. Die Aufnahme des Flugverkehrs selbst wird Anfäng April 1838 mit Beginn des neuen Sommerflugplanes geschehen. Dieimmenfen Kvflen-erNheinlan-besehung «127 Millionen Goldmark hat laut einer soeben erschienenen, vom Sachrcferenten für die Besatzungskosten Dr. HanS Ronde verfaßten Schrift iBer^ag C. Heymann, Berlins, znm 1. September die Besatzung verschlungen. Schon bis zum l. Mai 1921 beliefen sich die Kosten auf 8703 Millionen. Bei dein Inkrafttreten des Dawes-PlaneS war die Summe bereits auf 5648 Millionen Goldmark angcmachsen. Nach dem DaweS- Plan waren im ersten Jahre 214 Millionen (72 Prozent der deutschen Gesaintjahrcsicistungs dafür auszubringen, welche Summe im zweiten DaweS-Iahr ans 197 Millionen siel, um jedoch im dritten Jahre, das mit August 1927 abgeschlossen wurde, wieder auf 258 Millionen zu steigen. Der englische Gewerkschaflskongretz. Scharfe Kritik am Gewerkschastsgcsctz. London. 5. September In seiner Rede zur Eröffnung des englischen Gewerkschaftskongresses, worüber schon kurz berichtet wurde, führte Hicks weiter aus: Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen zusammenarbeiten, um den industriellen Frieden in Großbritannien wieder herzusteilen. Die Kriegsmacher befinden sich noch tmmer am Werke und hätten die Macht, die ganze Bevölkerung Eng lands und anderer Länder in einen neuen Weltkrieg zn treiben. Tie Arbeitgebergcwerkschasten könnten den Krieg verhindern, denn sie hätten die Macht dazu. Es handele sich lediglich um die Frage, ob man gewillt sei. diele Macht zu gebrauchen. Im Zusammenhang mit dem vor einigen Wochen dnrchgebrachten neuen G e w e r k s ch a s t S g e se h führte HickS aus, daß eine derartige aus „gesetzliche Unter stützung der Arbeiterbewegung" abgelehnt werben mußte. Die Ziffern des ArbeitöininisteriumS wiesen aus. daß in den ersten sechs Monaten deö laufenden Jahres sich mehr als eine Million Arbeiter Herabsetzungen von durchschnitt lich fünf Schilling pro Woche hätten gefallen lassen müssen. Im Verlauf der weiteren Aussprache wurde eine Resolution des Generalrates vorgelegt, in der die Ne gierung gegen die Durchdringung des GeiverkschaitsgesetzeS heftig kritisiert wird. Die Resolution wurde mit über wältigender Mehrheit angenommen. Die Wellslieger in Kalkutta. Kalkutta, 6. Sept. Die amerikanischen Weltfliegcr Brock und Schice sind, von Alahabad kommend, in Kal kutta gelandet. Lourlney kann noch «ich! weilerfliegen Paris, 6. Sept. Nach Meldungen aus Eorunna hat der englische Flieger Courtney seinen Weiterflug nach Amerika wegen des schlechten Wetters neuerdings verschoben. Die Be hörden von Eorunna haben zu seinen Ehren gestern nachmittag ein Fest veranstaltet. iT. U.) Karler Kampf mii einem Wahyfinniqe« Am Montag abend nm 7 Nhr bedrohte in Niedermöllrich Kreis Melsungen der 26 jährige ehemalig« Schntzpolizeideamte Heinrich Elans in einem Ansal von Wahnsinn seine Eltern mit Erschießen. Sr schoß anf die zu Hilfe eilenden Lanbjcigereibcamtc» und tötete den Obcrlandjäger Wille. Auch ein von Kassel herbeigcrnfenes Ueberfallkom- mando in Stärke von einem Polizeioffizier und acht Poli- zeibeamtcn konnte gegen den Wüterich nichts auörichtcn, der abwechselnd aus Fenstern und Dachluken schoß und jede An, Näherung an das Haus verhinderte. Im Lause der Nacht traf der Regierungspräsident Dr. FricdenSbnrg am Tatort ein und ordnete den Einsatz eines Son dcrwagcns der Schutzpolizei an. Die Haustür wurde nunmehr durch Maichincngcwchrsener acsprengt und im Hausflur mit feuchtem Stroh Rauch entwickelt. Claus zer störte dnrch einen Schuß de« Scheinwerfer des Wagens «nd zog sich dann in den Keller zurück. Gegen S Uhr IS morgens drang ein Stoßtrupp in daS Hans ein. wurde aber eben falls von Clans beschossen. Durch Anwendung von Hand granaten gelang eS endlich, den Wahnsinnigen zum Schweigen zu bringen, der als Leiche in einer Ecke des Kellers gesunden wurde. Ein Polizeiossizier und vier Schntzpolizeibeamte wurden durch Splitter von den explodierenden Handgranate« leicht verletzt. Die nähere Untersuchung schwebt noch. Oertliches und Sächsisches. 700.Iahr»Aeler in Dischos»«er-a. Der letzte Festta«. Der letzte Dag der 700-Jahr.Feier der Stadt Bischofswerda be-aitn mit einer FrledhofSseier auf dem alten Fried- Hose. wobei Pfarrer Schwan a»S Kltng«nthal. der a»s BischofSwerba gebürtig ist. tn ernsten Worten der Toten ge. dachte. Am Vormittage fanden turnerische Vor führungen der Deutschen Oberschule auf dem Lchulplatze statt, woran sich ein M o r g e n k o » ze r t auf dem Markt- platze schloß. Die Hauptveranstaltung des Tages aber war bas Schulfest. SS begann mit einem Umzuge der Kinder durch bi« Straßen der Stadt. Lehrerschaft und Kinder hatten in gemeinsamer Arbeit allerlei hübsche Gruppenbilder geschussen. Aus den beide» Sportplätzen der Stadt entwickelte sich dann daS rechte Schulsefttreiben, wobei sich die Schuljugend tn lustigen Spielen erging. In den Tagen aber, wo alles in der Stadt feiert, sollten auch die Kinder nicht leer ansgehcn: sie wurden mit Speise und Trank bewirtet, und sie hatte» vor den Erwachse, nen noch den Vorzug, daß sie die Töpfchen, funkelnagelneue bunte Tontöpfchen, mit nach Hause nehmen durften als Gabe des Töpferhandwerks der Stadt. Und als am Abend die fröhliche Schar in schier endlosem Zuge mit Fackeln durch die Straßen zog, da war die Freude erst recht voll. Auf dem Marktplatze, wo sich noch einmal alle, groß und klein, jung und alt. Ein heimische und Fremde zusammengesunden hatten, gedachte Overstudiendirektor Stößner von der Treppe des Rat- Hauses herab des wunderschön verlaufenen Tages, und die kleine Schar brachte ein begeistertes Hoch auf die liebe Batcr. stadt auS. Wie am Sonntag abend erstrahlte auch jetzt wieder die Stadt im Glanze der Illumination, als wollte dies nun am Ende dieses schönen Heimatfestes ein Symbol sein für eine lichte Zukunft dieser regsamen Stadt, die mit Ihrem Jubelfest gezeigt hat, wieviel Heimatliebe man doch draußen in unserem Vaterland« findet. —* Wechsel in der Leitung der Landcöpolizeischulc in Meißen. Nachdem das Ministerium des Innern daS Gesuch des bisherigen Schulleiters Polizeimajor Geißler um Ver setzung in den Ruhestand genehmigt hatte, wurde er am 80. August gelegentlich der Abschlußvorstellung des 18. und 17. Lehrganges feierlich verabschiedet. Am 1. September wurde der neue Schulleiter Polizeimajor Meißner vor versammel ten Beamten und Anwärtern durch den Präsidenten der Staatspolizetverwaltung Dr. deGueheryin sein Amt eiu- gewiesen. —* Personalien von der Justizverwaltung. Staatsanwalt HanS Rudolf Hosfmann von der Staatsanwaltschaft DrcS- den wird vom 1. Oktober ab zur Staatsanwaltschaft Plauen versetzt. —* Kommerzienrat Hugo Zietz s. Am Sonnabend Ist hier nach längerem Leiden der Sächsische Kommerzienrat und König!. Bulgarische Generalkonsul a. D. Hugo Zietz ge storben. Der Entschlafene gründete die Tabak- und Zigaret- tenfabrik „Uenidze" tn Dresden, eins der größten Unter nehmen der Branche. Die Beisetzung des tm 70. Lebens jahre Verschiedenen ist heute in aller Stille auf dem Johannisfriedhofe erfolgt. Kommerzienrat Zietz hat sich ans kleinen Anfängen zu der bedeutenden Größe heraufgearbeiiet. Nachdem er in verschiedenen Stadtteilen iGüterbahnhof-, Strchlener und Guhkowstraße) seine Fabrik, beim jedes- malige» Umzuge in erweitertem Umfange, betrieben Halle, ließ er das stadtbekannte mächtige Gebäude Ecke Wcißeriy- und Magdeburger Straße in orientalischem Stile errichten. 1009 wurde diese Fabrik bezogen und entwickelte sich immer noch weites so daß verschiedene Zwcigsabriken hier und aus wärts dem Hauptunternehmeii allgegliedert werden mußten. Alle Errungenschaften neuzeitlicher Fabrikhygiene wqren bei dem Bau der Fabrik am Anfang des Geheges verwandt worden. In den ersten Jahren weit mehr als heute bildete dieser Betrieb das Ziel von BesichtignngsauSflügen sür Vereine usw. Hervorragend bekannt gemacht hat sich Kom merzienrat Zietz, zugleich mit seiner Gattin, durch große Kriegswohltättgkcit. Auch sonst war sein Name wohl immer zu finden, wenn cs galt, eine wohltätige Sache zn fördern. Seiner zahlreichen Beamten- und Arbeiterschaft war er ein vorbildlicher, menschenfreundlicher Unternehmer. Nachdem vor etwa zwei Jahren die „Aenidze" in eine G. m. b. H. iimgewandelt worden war, zog sich Kommerzienrat Zietz ins Privatleben zurück- er verlebte die letzten Jahre auf dem Weißen Hirsch. —* Schäden im Brannkohlenwcrk Böhlen. Im vrann- kohlenkrafirverk Böhlen bei Leipzig fand am Montag gegen 8 Uhr abends eine leichte Verpuffung in einer neu in Betrieb genommenen Mühle statt, durch die einige Apparate beschädigt und die Verglasung einer Anzahl von Fenstern eingedruckt wurde. Personen kamen nicht zu Schaden. Der Betrieb der Anlage ist im übrigen nicht gestört. Zur Neueinslu-ierung -es „Taunhäuser" Dresdner Opernhaus, am S. Septemster. Wagners „Tannhänser" gehört zn den Werken, bei denen man sich, wenn Man sie spielen will, erst für eine von mehreren Fassungen entscheiden muß. ES gibt einen „Pariser" Tannhänser und einen „Dresdner" Tannhäuser,' von letz terem noch wieder einige unter sich abweichende Lesarten. Vor zehn Jahren noch hätten wir bei einer Neueinstudierung bedingungslos dem „Pariser" das Wort geredet. Heute, pW man in Stilfragen sehr empfindlich geworden ist. mögen wir uns mit dem schlichteren, aber in sich geschlosseneren ^»lteu „Dresdner" Tannhänser gexn bescheiden. Was diesem an tristantscher Leidenschaft im Venusbcrge abgcht, ersetzt er durch sinnvoller gestufte Dramatik im Sängerkrieg- Unser Ideal einer „Tannhäuser"-Fassung wäre: den ersten Akt ln Pariser Fassung und vom zweiten an die Dresdner. Immer hin märe daS ein Experiment, und auf Experimente wollte die diesmalige Neueinstudierung nicht «ingehen. Man hat darum mit Recht die zuletzt stets hier benutzte DIiSdnek Originalfassung mit der allgemein üblichen, noch in Dresden von Wagner selbst vorgenommenen Acnderung des Schlusses belassen. Um so originalgetreu wie möglich zu sein, hat Busch sogar die von Wagner selbst geschriebene Umdruck-Partitur zu Rate gezogen: die Dresdner Oper besitzt nämlich eines dieser jetzt recht selten gewordenen Exemplare l— «in zweites, das Handexemplar Tichatscheks, ist in der Sächsischen LnnbeS- bibliothek —j; aber auffallende Aenderungen sind dadurch nicht zustande gekommen. Nur das Schakmeivorspiel deS Hirtenliedeö hatte eine andere Weise, die übrigens so, wie sie gestern gehört wurde, auch nicht in der antographen Partitur steht: eS dürfte sich da um eine von Wagner wäh rend der Dresdner Proben improvisierte Einfügung handeln. Sonst war nur der Verzicht auf jeden Strich ein etfrenliches Ergebnis der Erneuerung. Diese konnte natürlich auch sonst auf musikalischem Gebiete keinen umwälzenden Charakter tragen. Schließlich steht ja doch auch der Stil der musikalischen Wiedergabe des Werkes fest. Das Wertvollste von Fritz Büschs Arbeit bestand also darin, eine längst dringendes Bedürfnis ge. wordene „Generalreinignng" im Instrumental, und Vokal« ensemble vorzunebmcn. DaS war mit schönem Erfolge ge schehen. Der Orchcstcrklang war sauber, kultiviert nnd hatte eine reiche Skala dynamischer Abtönungen, und auch die sehr heiklen, von Pembaur geschulten Chöre zeigten zuverlässig« Sicherheit. Oft vergebens geäußerte Wünsche, wie zum Bei. spiel der nach klarer Gliederung des großen Flnak-Ensem- dies im zweiten Akt, waren erfüllt: da war nun wirklich das Svpransolo -er Elisabeth die führend« Stimme. Tann- Häuser die sekundierende, und der Chor der Ritter nur ab- gedämpste Begleitung. Das ist .zwar eigentlich selbstver. stündlich, aber wenn man es io oft falsch, gehört hat, freut man sich doch, eS einmal richtig zu hören. Büschs Tempi waren, wie meistens, etwas schroff gegensätzlich. Die Ouver türe — als virtuoses Konzertstück-mit Applaus- und Licht, pause herausgehoben und übrigen- wirklich virtuos und pompös hinge legt — begann sehr fließend, und auch sonst gab es tmyttr Momente starken Vorwärtstreibens. Aber auf- fallender waren doch einige sehr breite Stellen — das „Er barm' -ich ntetn" etwa oder der Csior der jüngeren Ptlgek mit dem grünenden Stab —: sie sind die bedenklichere Seite. Denn „Tannhänser" muß selbst tm getragenen Tone ein ge wisses romantisches Temperament atmen: Hier auf Monu mentalität htnanszngehen, ist nicht jedermanns Sache. DaS konnten pur die alten WäMer-Dirigenten vom Formate MvttlL wagen. ' ' . DaS eigentlich Nene an -er Aufführung war tm übrigen die Inszenierung. Mit ihr hat Spielleiter Dr. Er har dt seine hiesige Wirksamkeit begonnen. Gemeinsam mit Hasa.it, mit Altenkirch und Fanto, mit der muflka- tischen Leitung und den Gollsten schuf er ein szenisches Ge samtbild, daS, wenn es auch seinerseits UederlieferteS auf nahm. doch den Charakter des Fortschrittes trug. Es gingen davon, als von der Arbeit eines klugen, denkenden Künstlers, zweifellos starke Stimmungen und »nregüngen auS« wie. wohl die Eindrücke nicht ganz gleichmäßig waren. Etwas ent- täuschend gleich d«r Anfang: Der Benusbcrg «ine gar zu wenig verlockend« «raue Höhle, in der von „rosigen Düften" kaum etwas zu spüren war. Zugegeben ja, daß hier ein Durchkommen zwischen der Skylla Kitsch und der TharybdIS Nüchternheit besonders schwer ist: aber wenigstens etwas lichtfrohek könnte das Ganze doch noch gemacht .werden. DaS Lager der Vellus ist sehr weit zitrückgeritckt. Dadurch gewinnt zivar daS Ballett, bas Ellen Cleve-Petz in sehr exaktem Zusammengehen mit der Musik sauber und forsch, wenn äuch notgedrungen stark konventionell einstnbtert hat. günstige EntwIcklungßmSglichkeiten: aber die Ging- stimmen klingen nachher zeitweise matt und gedämpft. Vor- trefflich klappt die Verwandlung: anf den Onartsext-Akkord wirb es hell. Die Wartburglandschaft ist dse alte. n»r daß man daS heute nicht mehr crträaliche klein« plastische Vanm- und Buschwerk dnrch flächige Maleret" erseht hat. die mit einem allerdings beinahe zu satten Grün arvoitet. Auftritte und Bewegungen hier nur in Kleinigkeiten korrigiert, doch sinnvoll und deutlich. tAllerdings dürste Tannhänser nicht schon beim erstenmal, wo er doch „enteilen" will, den Weg zur Wartburg einschlagen.j Die allmähliche Entwicklung der Iagdszene ganz lebendig, und doch so zuriickgestellt. baß Tannhäysers seelische Wandlung die Hauptsache bleibt. Die Sängerlialle des »weiten Aktes ist geblieben, hat nur eine» neuen Durchblick aus blaue Berge erhalten, -er aber zu primitiv und zu wenig „thüringisch" ist. Elisabeth singt die Hallen-Arie und das Duett mit Tannhänser noch ohne Fest- schmuck. tm Hauskleid sozusagen: das „vermenschlicht" die Szene gar nicht übel. Auch der Landgraf kommt noch nicht gleich im Ornat und wirkt dadurch auch zunächst mehr als gütiger Vater denn als historischer Fürst. Der Einzug der Gäste vollzieht sich vorerst ohne Empfang durch das Fürsten- paar; eine Schar Pagen mit Wappcnstäben geleitet die Kommenden, Ritter und Frauen getrennt, an ihre Plätze. Erst gegen Ende deö Begrüßungschores schreiten der Land graf und Elisabeth mit feierlichem Geleit in den Saal, «S formiert sich eine die ganze Bühne füllende große Empfangs- gruppe, bis mit den Schlußakkorden alles seinen Sitzplatz ein- ntmmt. Die ganze Evolution mar tn engem Anschluß an die Musik sehr hübsch farbig und lebendig dnrchgeführt: ein paar kleine, durch den etwas beengten Raum bedingte Stockungen werden noch verschwinden. Sehr geschickt im nun folgenden Sängerkrieg die stets sinnvoll wechselnden, auch akustisch günstigen Stellungen der Sänger, sorgsam auSgearbettet und auf dramatische Deutlichkeit htnzielcnd die mitspielenden Mienen des Landgrafen, der Elisabeth, die teilnehmenden Bewegungen des Chores — alles nnvordringlich und doch daS dramatische Geschehen lebendig schattierend. Zum Schluß kam noch eine scharf eingesetzte drohende StlmmungSbeleuch-. tung der Wirkung zugute. Die Herbstlandschaft des dritten Aktes zeigte eine neue Partie des WartburgweacS: ihre impressionistische Malwelse stach allerdings vom Stile der vorangegangenen Bilder fühlbar ab. Aber Stimmung hatte daS Bild nicht zuletzt durch den herbstlich dunstigen Hinter grund mit der Burgsilhouette. Daß der AVendstern nicht am Himmel sichtbar wirb, sondern nur als Widerschein Im Ant litz des singenden Wolfram zur Geltung kommt, ist ein »u primitiver und wenig natürlicher AuStveg, ganz verfehlt auch das Erscheinen der BenuS auf freiem FelSplateau: un- «dingt muß man hier noch einmal tn den VennSberg, daS etßt, in ein unterirdisches Milieu verseht werben, sonst ver liert der Auftritt alles Beklemmende, Spannende. Gehr hübsch dagegen wieder die Lösung des bei rötlichem Fackel- licht feierlich schreitenden Leichen,ugeS. Dann müßte sich aber schneller daS versöhnende Morgenlicht entwickeln: den
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