Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 24.09.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192709249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-09
- Tag1927-09-24
- Monat1927-09
- Jahr1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.09.1927
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 450 Seite 2 Dresdner Nachrichten « Sonnabend. 24. September 1S27 Dr. Stresemann zum Tode Maltzans. Gedenkworle an -ie Delegation in Genf. Genf. 28. Sept. In einer Sitzung der deutschen Dele gation widmete NoichSaußenmtuifter Dr. Stresemann dem Gedächtnis des oerstorbenen Botschafters v. Maltzan folgende Worte: .^fch möchte die Gelegenheit unsere» Zusammensein» deinitzen. um des schweren Verlustes zu gedenken, den wir durch Sen so jähe» Tod de» Herrn Botschafter» v. Maltzan erlitten haben. Jeder, der den Berstorbencn gekannt hat. wetb. welch starke und große Persönlichkeit in ihm dahin» gegangen ist. Auch in Zetten, in denen er im AiiSwärtigen Amt eine Stellung bekleidete, die nicht zu den ersten und leitenden gehörte, hat er der Arbeit, die er leistete, keine» Stempel ausziidrUckeii gewußt. Er war maßgebend und weg weisend stir viele Entschetdungen unserer Außenpolitik. Als er Staatssekretär de» Auswärtigen Amtes ivar. habe ich mit ihm täglich arbeiten und dabet seststellen können, welche großen Gaben des Ge'stes ihm gegeben waren. Al« er nach Washington ging, stand er vor einer schwierigen Aufgabe. In unverhältnismäßig kurzer Zelt ist eö ihm gelungen, sich dort eine große Position zu verschaffen. Beziehungen anzuknUpien und Vertrauen und Freundschaften zu erwerben, die den Be ziehungen zwischen Deutschland und den Bereinigten Staaten zugute gekommen sind. Wir hassten, daß er, der ans der Mittagshöhe de« Lebens stand, iu der Lage sein würde, in seiner heutigen Stellung nud vielleicht in anderen großen Tätigkeiten noch vieles sür Deutschland ans Grund seiucr Er fahrungen und Fähigkeiten zu wirken. SS ist so unendlich schmerzlich, sich vorstellen zu müssen, wie seine Frau ihn erwartet, um mit chm zusammen die Rück» reise nach SSashtnglon anzutreten, und dann statt des Gatten die Nachricht von seinem Tode erhält. Ich glaube, eS gibt viele unter uus. vielleicht sind eS die meisten, die ihm auch persönlich lurher standen und deshalb nichl nur den Tod des Diplomaten, sondern auch den Tod de» Freunde» be klagen. In diesem Sinne möchte ich seinem Gedächtnis diese Worte weihen. Sein Airdenken wird in uns unvergessen bleiben. lWTB.s « Die deutsche Delegation hat aus die Nachricht hin sofort die Teilnahme an sämtlichen Festlichkeiten in Gens abgesagt. ES erscheint nicht ansgcschlossen. daß NeichSanßenminister Dr. Stresemann seinen Ansenthalt in Gens infolge des Traner- sallcs abkürzen wird. Beileidsleleqramme des Reichskanzlers. Berlin. 28. Sept. Reichskanzler Dr. M a r x hat an Freifrau v. Malhau in einem sehr herzlichen Tele gramm zugleich im Namen der Reichsregiernng sein tteses Beileid zum Ausdruck gebracht. In einem weiteren Tele gramm an die Deutsche Lufthansa hat der Reichskanzler auch der Lufthansa sein Beileid ausgesprochen und sie gebeten, den Angehörigen der übrigen tödlich Verunglück ten die wärmste Anteilnahme der Reichsrcgieruug zu über mitteln. * Auch R e i ch s i u st t z m i n t st e r Hergt hat Freifrau v. Malhan telegraphisch sei» Betleid ausgedrückt. Ferner hat der bayrische Ministerpräsident Hel dt an das Auswärtige Amt und an die Lufthansa Beileidstelegramme gerichtet. Der Nachruf der Berliner Presse. Berlin. 28. Sept. Der tragische Tod deS deutschen Bot schafters in Washington. Freih. v. Maltzan. siirüet das leb hafteste "Bedauern der gesamten Berliner Presse, die von einem schweren Verlust für die deutsche Diplomatie spricht. Die r e u z z e i t » n g" schreibt: Wenngleich wir nicht immer mit der Politik, -te Freih. v. Maltzan gemacht hat. einverstanden geweicn sind, so wird ihm doch niemand das Zeugnis ver sagen, daß er einer der fähigste« und bedeutensten Diplomaten »er Nachkriegszeit gewesen ist. — In der ..Deutschen A l l g. Z t g." heißt es: Wenn die Beziehungen zwilchen dem Deutschen Reich und den Vereinigten Staaten von Amerika in letzter Zeit sich immer freundschaftlicher und inniger gestalteten, so ist das in erster Linie ein Erfolg der diplomatischen Arbeit von Maltzan, einer Arbeit, die nach seinem Wissen zu seiner Lebensarbeit hätte werden lassen. Aehnlich äußert sich die .T ä g l. N u n d i ch a u. die erklärt: Nicht nur Deutschland, auch die Vereinigten Staaten trauern mit tiefem Schmerz über diesen Verlust. „Germania" nennt den verstorbenen Botschafter eine liebenswürdige Persönlichkeit, weltgewandt, und bei asser diplomatischen Routine einen natürlichen und offenen Menschen — Die ..Voss. Zig." sagt: Maltzan war ein Mann der Praris und der Tat mit einem ausgesprochenen Sinn sssr politische Aktivität im besten Sinne des Wortes. — Der ^vörsenkurier" erinnert bar«», daß er die vstabteilung de» Auswärtig,« Amte» gerade in den Jahren geleitet hat. In de«e« der Kur» gegenüber Sowsetrnhlan- festgelegt wordry ist und bemerkt: Viel« -alten ihn für de« eigentlichen Vater de» Vertrages »an Rapako. — Auch der »BormärtH" er kennt an. daß der rührig«, sehr modern denkend«, kür Spor» überaus tnteresslert« Diplomat in Amertka in llberau» nütz, licher Weise kür Deutschland wirkt«. Tiefes Bedauern in Washington. vashtna«»». 28. Sept. Der Staatssekretär de» Aeußere« Kellogg würdigte auf die Nachricht von der Flugzeug» katastrophe bet Schleiz htn dt, Verdienste de» dabet um» Leben gekommenen deutschen BotsärasterS v. Maltzan tn warmen Worten. Er führte u. a. au»: v. Maltzan Hai hier in Washington seine Fähigkeiten bewiesen, wie er sie schon vorher in Berlin bewiesen hatte. Wa» er hier tn den Ber, einigten Staaten außerhalb seiner Amtspflichten noch an strebte. war. erneut herzliche Beziehungen zwischen dem amerikanischen und dem deutschen Volke zu schassen. Seine Bemühungen waren in hohe« Maße vpn Ersolg gekrönt. In de« ganzen Vereinigte« Staate« »ar er eine allgemein be kannte und beliebte Persönlichkeit. sW. T. v.s Betteidsbesuche Dvttchafler Schrr^mans. Berlin. 28. Sept. Al» erster der hier beglaubigte» fremden Diplomaten brachte heute tn den NachmtttagSstunden der amerikantsche Botschafter Dr. Gchurman da» Beileid seiner Regierung und des amerikanischen Bolke» zu dem tragischen Tode des deutschen Botschafters Fretherrn v. Maltzan zum Au»druck. Botschafter Schurman sprach zunächst tn der Reich»« kanzlei vor und später tm Auswörtlgen Amt. Botschafter Schurman ha» den Vertretern der amertka« ntschen Presse eine Würdigung des Botschafters Frei herr» v. Maltzan gegeben, tn der er erklärte, baß ihn der Tod seta^l Freunde» ». Maltzan. mit de« er sich »och am Mittmoch« abend nnterhalten habe, unsäglich erschüttert habe, und hinzu- fügte: Maltzans höchster Wunsch war «S. dabei zu Helsen, die durch den Krieg zerrissenen Fäden der Frenndschast zwischen de« deutsche« und amerikanischen Bolke zusammen,«knüpse«. Mit welchem Ersolg« er sei« Ziel erreichte, da» wisse« alle, die die Ergebnisse seiner Tätigkeit in Washington beobachteten. Sein Werk besteht, und eS wird andauern, weil eS mit den edelsten Idealen der Menschlichkeit und mit der moralischen Weltorbiiung tm Einklang steht. sW. T. V.s Coolidqe an Kindenburq. Berlin, 28. Sept. Der Reichspräsident hat folgende» Tele gramm des Präsidenten Coolidgc erhalten: „Ich drücke Eurer Exzellenz mein aufrichtiges Beileid an läßlich des bedauernswerten HtnscheidenS dcö deutschen Bot, chastcrs au», der während seines Aufenthaltes in Washington einem Vaterlandc hervorragende Dienste ge leistet bat. Die Regierung der Vereinigten Staaten wird dem Verstorbenen nicht nur als einem Diplomaten von be- sonderen Fähigkeiten, sondern auch als einer Persönlich, kett. deren große Qualitäten tbm die Hochachtung aller er- worben haben, ein ehrenvolles Gedenken bewahren. Ich bitte, meiner Frau und meine Anteilnahme der Baronin Maltzan zu übermitteln. Calvin Coolidge." London zum Tode Maltzans. London, 28. Sept. Da» tragische Ende be» deutschen Bot- schafierö in Washington. Fretherrn v. Maltzan, hat tn Lon doner diplomatischen Kreisen starkes Mitgefühl hervorgerusen. Freiherr v. Maltzan erfreute sich bet allen, di« mit ihm während seiner diplomatischen Laufbahn al» Staatssekretär des Auswärtigen Amte» und alS Botschafter tn Washington tn persönliche Berührung gekommen sind, allgemeiner Beliebtheit. Lettnakme in Paris. Paris. 28. Sept. In Pariser politischen Kreisen hat der Tod des Freiherr» v. Maltzan lebhafte Teilnahme hervorgerusen. Maltzan war auch tn Parts keine unbekannt« Persönlichkeit. Sein starkes Hcrvortrcten tn der deutschen Ostpolitik ist noch lebendig tn der Erinnerung. Die ge. schickte Vertretung der deutschen Interessen tn Amerika ist nicht ohne Beachtung am Ouat d'Orsay geblieben. Moskau bettürzk. Sowno. 28. Sept. Wie au» Moskau gemeldet wird, hat die Nachricht von dem TodeSsturz deS Botschafters v. Maltzan tn Moskau größte Bestürzung hervorgerusen. Frei herr v. Maltzan ersrenie sich in Moskau großer Beliebtheit als tätiger Mitarbeiter an dem Abschluß de» Rappallo« Vertrages und in den Verbandlnngcn Uber den deutsch-rnssi- schcn Handelsvertrag. Der Verstorbene galt al» ein persön- licher Freund TschttschertnS. Russischer Schuldenvorschlag an Frankreich. Französische Kredite als Vorbedingung. Paris, 28. Sept. In einer von der Sowietbotschaft tn Paris heute abend veröffentlichten Note an den Vorsitzenden der französischen Delegation für die französisch-russische Schuldeiiregcliingskonsereiiz. Senator de Monzie, werden ge naue "Vorschläge zur Regelung der zwischen Rußland und Frankreich schwebenden sinanziellen Fragen gemacht. Die Gowsetregicrung schlägt vor. tn das abzuschließende Ab kommen folgende Punkte auszunchmen: Die russische Regierung ist bereit, al» Quote sür die Rege lung der russischen PorkriegSanlcihen in Frankreich zu zahlen »t Annuitäten von je 88 Millionen Goldsrankcn, ferner 18 Annnitätkn von 88 Millionen Goldsranken alS Kompensation sür die rückständigen Zahlungen und ferner <8 Annnitäten von sc 88 Millionen Goldsrankcn als weitere Vergütung. Von diesem Abkommen sind die Wertpapiere ausgeschlossen, -ie sich nicht in französischen Händen befinden und die tn Frankreich nicht notiert werden. Besondere Behand lung sollen die in Deutschland notierten Wert papiere finden, die französische Untertanen, die durch An wendung des Versailler Vertrages die französische Nationalt- tät erworben haben, vor dem 1t. November 1918 besaßen. In der russischen Note wird die AuSsührnna diese» EchuldenregelunaSplancs von einem französssch-rnsfi« schen Kreditabkommen abhängig gemacht, und zwar sorber» Rußland Kredite in Höh« von 1S8 Millionen Dollar, die in sechs JahreSzahlungen von je 28 Millionen Dollar zur VrrfNgung zn stellen wären. Diese Kredite sind lediglich für Abschlüsse mit französischen Firmen bestimmt und sollen nur produktiven Zwecken in Rußland dienen. Jede dieser Kreditraten ist tm Laufe von zehn Jahren bei sofortigem Ztnsendienst zn tilgen. Die Sowjetregierung verpflichtet sich, provisorisch tn einer Frist von sechs Monaten in einer französischen Bank die Summe von 89 Millionen Goldsranken zu hinlerlegen die die Hälfte der ersten Annui tät sssr die Zahlungen an die französischen Anleihegläubiger darstellt. Laut HavaS bestätigt Senator de Monzie den Empfang dieser Note. lW.T.B.s Die Faknllallvklaulel in Genf Unterzeichner. Gens, 28. Sept. Zu Beginn der heutigen Sitzung der Bölkerbundsversammlung gab Präsident Gua nt unter leb- hafte« Beifall Re bente nachmittag »vlzpgene Unter,eich» «nng »er Faknltattvklansel de» Hagger Stntnt» tznrch Deutsch- land bekannt. Er fügte hinzu, er glaub« al« Dolmetscher der Gefühle deS Bundes sprechen zu können, wenn er lebhafte Befriedigung über diesen Schritt Deutschlands zum Ausdruck bringe, der etnen großen Fortschritt im Sinne der Schiedsgerichtsbarkeit und de» DerstänbtgungSgedankenS be- deute. In Zukunft würden, so hoffe er, alle Streitigkeiten zwischen den Völkern nur auf friedlichem Wege geregelt werden. Er beglückwünscht« schließlich RcichSaußen- minister Dr. Stresemann zu der tm Namen ber Retchsregte- rung vollzogenen Unterzeichnung der Fakultattvklausel. Mfchluh in -er MriMunaskonirnWon. Genf. 28. Sept. Der Abrüstungsausschuß genehmigte heute den von de Brouck-re auSgearbetteten Bericht über die von diesem Ausschuß selbst gefaßten Entschließungen btS aus dessen letzten Teil. Er enthält eine Auslegung zum Schluß- ablatz der wichtigsten dieser sechs Entschließungen, nämlich der über den Gesamtkomplex Schiedsgerichtsbarkeit. Sicherheit und Abrüstung. Lord OnSIow hatte dafür ein« besondere Fassung vorgelegt, die umschreibt, welche AuSkünste über die Höhe der Streitkräst«, die für bestimmte KonkliktSfälle zur Unterstützung der Entscheidungen deS Rate» zur Verfügung gestellt werden können, dem Rat zu geben sind. Boncour wandte sich zunächst gegen diese englisch« Abänderung. Heß aber seine Sinwände schließlich fallen. Die Verhandlungen wurden dann auf Uhr vertagt. In der Zwischenzeit sollten de Broucksre, Lord OnSlow und Boncour gemeinsam eine neue Formulierung deö SchlußabsatzeS auS- arbeiten. Gens, 28. Sept. Ter Abrüstungsausschuß hat heute nach- mittag mit ber Annahme der von Paul Boncour und Lord OnSlow gemeinsam vereinbarten AuSlegunaS- sormel Uber den Schlnßabsatz der Entschließung zur Ab- rüstungS- und SIcherhcitSfrage und de» von de Brouckäre er- statteten Berichtes seine Arbeiten abgeschlossen. Dle nunmehr angenommene AuSlegungSsormel stellt fest, daß eS „in dem volle« und freien Ermessen ber Regierungen liegt, bie ihnen geeignet erscheinende Antwort" ans die vom Rate erbetenen «nSküuste über .lene Maßnahme« ,« erteilen, -ie , znr Unterstützung ber Empsehlungen ober Beschlüsse de« ate» in bestimmte«, von ihm anzngebenden Fülle« ,« er greifen bereit wären". Da» vom Vorbereitenden Abrüstung». auSskbuß zu bildende Sonderkonti»«« sür die Beratung der StcherheitSsrage soll prüfen, unter welcher Form der Rat um Bekanntgabe dieser Maßnahmen ersuchen soll. Diese» Ersuchen soll aber tn keinem Falle mtt einem be- stimmten Fragebogen verknüpft werde«. Die Widerstünde gegen den Snlwms zur Dereinheilllchung des Sleoernesens. Da» Schicksal de» sogenannten RetchOrahMengesetze». d. h, der Vorlage ,ur Senkung der Realst«»«,, und zur Verein, hettltchung dp» Steuerwes««» »um Zweck« d«r veretnsachmig und Verbilligung »er Verwaltung al» oberst«» voraus, setzung «tner Grletchterun« te» Steuer»»«!«», »ft dunkel und ungewiß wegetz h«r zahlreich«« schwerwiegenden Hemmungen, dt« sich ihm in »«« Weg türme«. In ber Begründung des Entwurf», »«sie« ««sentltche St«»elh«tte» a« »teser Stelle gleich «ach Veröffentlichung bereit» gewürdigt wurden, wer. den dt« Ziel« dieser geletzgebertsche« Aktto» dahin frstaclcgt: Steuersenkung, um den von der Wirtschaft wegen seiner Höhe al» nnertrügltch empfundenen Steuerdruck z« mildern, und damit unlöslich o«r»««den weitgehende Angletchung der steuerlichen velästun» in den verschiedenen Ländern, die jetzt aus dem Gebiet« der Realsteuern lGrnnd-, Sewerbe- und Haus-tn«steuer) eine außerordentlsch« vuntschecktgkeit aus. wetst. Ferner wird al» Tendenz de» Entwurfs dt« Ratio, naltsierung der gesamten Steuerverwaltung bezetchnet. die als »eines der dringendsten Problem« ber Gteuerpvliiift stark unterstrichen wird, mtt dem lehr einleuchtenden Hin. weis, daß man die Rationalisierung nicht einlettig der In. dustrie überlassen dürfe. ES soll dafür gesorgt werde», das, der Steuerpsltchttg« möglichst nur mit «tner Behörde zu tun hat, nur «tn« Steuererklärung abgibt, nur «inen Bescheid er- hält und die Reichs-, Landes- und Gemeindesteuern an eine Kasse leistet. Die Senkung der Nealsteuern und ihre An. gletchung durch dag gan»e Reich soll dt« wtrtschastltchen Wett. bewerbSbebtngungen somohl t« deutschen Binnenverkehr wi« tnSbesonder« auch auf den fremden Märkten verbessern. Da» von ber RetchSregterung mtt dem Entwurf er. strebte Ziel ist also »wetsello» aufs innigste zu wünschen. ES haben sich aber so wesentltche Hemmungen geltend ge. macht, daß an eine glatte Verabschiedung nicht zu denken ist. Das kleine und mittler« Gewerbe tst unzufrieden mit der Festsetzung der steuerfreien Grenz« und mtt der Slasselung der Steuersätze, beide» sei »u sehr von der Rücksicht aus dir größeren Betriebe diktiert. Bei der Grundsteuer wird eben. sallS der Mangel «tner unterschtebltchen Belastung zugunsten de» kleinen Bauernstand«» gerügt, vor alle« aber fühlen sich die Länder und Gemeinden tu ihrer finanziellen Be. wcguiigSfrethett aus dem «tnzlgen ihnen bisher noch unbc. schränkt erhalten gebliebenen Steuergebtet beeinträchtigt durch diesen neuen Eingriff de» Reiche» tu die letzten Neste ihrer Selbständigkeit. Die gesamte gegnerische Bewegung wird unterstützt durch die Sozialdemokratie, die in diesem Falle trotz ihrer grundsätzlichen «tnhettSstaatltchen Einstellung sich wieder einmal als bundesstaatliches Chamäleon entpuppt und gegen die Vorlage anrennt mtt ber agttatorischcu Bc. hauptung. sie liege allein im Interesse der großen Vorhände ber Industrie und deS Handels »nb sei auf deren Kulissen, arbeit zurückzufahren. Am heftigsten gibt sich die Opposition Bayern», wie st« auf dem Tuntenhausener Baueintage zum Ausdruck gekommen ist. wo der Ministerpräsident Dr. Held und der alt« »vauerndoktor" Heim in scharfe» An. griffen wetteiferten. Dr. Held warnt« vor den Leuten die auch in Bayern da» Heil für Deutschland tm reinen Ein- heitüstaate erblickten, und erklärt«: »Liebe Freunde, hatten Sie -te Augen offen! ES gehen Ding« um. dt« dazu führen können, daß Bayern al» Staat von der deutschen Landkarte verschwindet. Dagegen müssen wir «nS wappnen. Wir müssen vor allem die Steuergesetzgebung sehr scharf ver. folgen, damit wir nicht de« Brotkorb so hoch gehängt be< kommen, baß uns von selbst als Staat und Land der Atem auSgeht." Um einige Tön« derber ließ sich Dr. Heim hören. Der trotz seiner hohen Jahr« immer noch wetterscste und kampflustige .Bauerndoktor" meint« in seiner urwüchsigen basuvarifchen Redeweise, die so ortgtnell tst, daß man ihm unmöglich deswegen böse sein kann. Bayern werde vom Reiche wle eine alt« europäisch« Kolonie behandelt. Das ict eine hunbssötttsch« Heuchelet, wenn man gleichzeitig in der Weimarer Verfassung Bayern seine Stgenexistenz gewähr, leiste. ES sei gerate so, »al» ob man zu einer Sau im Stall« sag«, du kannst so dick werden, wie du willst, aber zu fressen kriegst du nicht»". Kampfstimmung herrscht aber auch tm Lager der Anhänger ber Vorlage. Go äußerte aiis ber längsten Frankfurter Wägung de» ReichSverbandeS der Deutschen Industrie, ber eine» Ausschuß zur gründlichen Vorbereitung der VerwaltungSresorm eingesetzt bat, der volksparteiliche Oberbürgermeister Dr. Most, es bleibe nur eine wettere außerordcnttich einschneidende Verstärkung der RcichSgewalt gegenüber den Ländern übrig, falls diele auch setzt nicht bereit ober fähig seien, die schon so lange schwebend«, dauernd besprochene, aber nirgends verwirklichte Verein- achung der Verwaltung mtt den daraus zu erwartenden er- «blicken Ersparnissen nun baldigst durchzusühren, weil sie ie Widerstünde tn ihrem engeren Bereiche nicht zu besiegen vermöchten. Man steht also au» alledem, daß die Geister sehr heftig auselnandergeplatzt sind. ES soll durchaus nicht geleugnet werden, baß die lach, llchen Einwände, die man gegen den Entwurf geltend macht, «tner gründlichen Prüfung bedürfen. Man kann es wohl verstehen, daß insbesondere die Gemeinden, die sich tn ihrer einst so blühenden und erfolgreichen Selbstverwaltung immer mehr beschnitten sehen, lebhaft protestieren, wenn ihnen nun auch noch bet den Realsteuern retchSgesetzltcher Zwang an- getan werden soll. Begreifen läßt eS sich auch, baß sich Ravern gegen eine vom Reich« her aufgenotigt« Regelung sträubt, die als Steuerschuld vom Gewerveertrage für die ersten 1899 Mark 2 Prozent, für dt« nächsten 8 Prozent und dar- über hinaus » Prozent feftsetzt, während die bisher in Bayern gültige, ans die besonderen wirtschaftlichen Verhält- ntss« be» Landes berechnete Staffelung mtt 8,25 Prozent be ginnt und bet höchsten» IFö Prozent endet. Di« Organe der Bayrischen BolkSpartet betonen, daß aerade da» Recht der selbständigen Bestimmung de» GteuertartsS eine» der weseni- kicksten Merkmale dafür tst, ob die etnzclstaatliche Steuer. Hoheit noch tn irgendwelchem Umfange besteht, und bah kein Land, baS seine staatliche und finanzielle Selbständigkeit be- wahren will, aus diese» Recht verztchten kann. Schließlich muß aber doch einmal mtt der Vereinheitlichung des Steuer- wesen» ein Anfang gemacht werden, und da geht es dann ohne irgendwelche Einbuße an der etnzelstaatlichen und lom- munalen Selbständigkeit nicht ab. Aufgabe der Siaatskunsi im Reiche tst «S, hier bie richtig« Mine zu finden und den Ländern und Gemeinden nicht auf einmal mehr znziimuicn. als der Billigkeit entspricht. Diese Erkenntnis hat denn auch bereit» zu mancherlei Abschwächunaen be» ursprünglichen Eni- wurseS geführt: insbesondere tst ber von der Wirtschaft ge forderte einheitliche Gteuerzettel sür diesmal noch geopfert worden. Dementsprechend trug die Rede des Reichssinanz- minister» Dr. Köhler auf dem Gemeinbetage de» Zentrums tn Köln etnen gewtssen Zug der Resignation. Dr. Köhler erklärte, baß von einer sofortigen allgemeinen Nealsteuersenkung um 20 Prozent keine Rede sein könne, da» Ziel der RetchSregterung sei sedoch. in absehbarer Zeit eine allmähliche und beträchtliche Senkung zu erreichen. Auch so aber bedeute die grnnd> sätzltche Etngkteberung ber Realsteuern tn da» große Steuer system de» Reiche» etnen wesentltche« Fortschritt für die Wirtschaft. In Magdeburg aus dem Deutschen Städtetagc betont« Dr. Köhler gestern seinen Willen zu einer Ver ständigung. dem Ge stampfe» der Md- Die gekennzeichneten Schwierigkeiten haben zu rückt Anlaß gegeben, baß Sie Reichsregiernng de» müde sei und den Entwurf saus» und klanglos von
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder