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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188201205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-01
- Tag1882-01-20
- Monat1882-01
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.01.1882
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:oe. ar- öO.' 40. ra- 7K. «« so. nrr M. hau cal- tm. 7ö. so so !ss .75 .Sb 75 Sb .10 so so chrik » l.»5 «ll» ikrik 3. last. » L «. hiük) Vck0 >. HS«- hl«) rbi») rn«) >.S5 abrik ibrik II« ILö abrik St^ 11. ». 17. k7. LSO lieget l«z ». L—. eie«. laiche »SSO. B.27. 1872 «0^. i-Jalt 0 10^1 , M» «deuz: 4M» lkrsckelnl täqtteh früh 6'/, Uhr. Kr-lirtioil und Lrpkditioa IohanneSgasse 33. Lprrchl)u»-rn drr Utdaetion. VorinniaqS IO—12 Uhr. Nachmittags —6 Ubr. 8-r die !ki:iraate «mgelanttcr Marukcrivte «acht stch ttr ViedBclica u»L: v«Lurdkch Annadme »er sür die «ückitialgeabe »»er beftimmte» Injerare an Wackriitagrn dis 3 Uhr Nack,n>itta«s. o» rann- und Fefttn«e>, früh dt»Uhr. 2« dru Eilialru sür Ins.-Jnnahme: Ltt« klemm, Nniv«sttätSstrabe 21. Louis Lösche, Kaibarinenstraße 18, p. u»t bis '/,s Uhr. cwMtr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage A?,1VO. Adonnrmrntsvrris virrlelf. 4V, mcl. Brinaerlobn 5 Mk.. vurch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren iur Extrabellaaeu ahne Postbeiörderung 39 Mk. «lt Postbeförderung 48 Mk. Inserate Kgei'paltene Petitzeile 20 Pf. Broker« Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer Sah »ach höherem Tarif. Neelamen nntrr den Nrdaclionsllrich die Lvallzeile 50 Pf. Iuleraie sind ,'l-ls an die «rrpedlklan zu jeadcn. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeoua» rauilo oder durch Post» Nachnahme. ^ 2V. Freitag den 20. Januar 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. vcrmitthung. Zn dem der Stadtgcmcinde gehörigen HauSgrundstücke RcichSstratze Nr. «1 ist ein i» der Hausflur desselben befindlicher Der- kaufsstand aus r e Zeit «vährrnd der htefiaen Messen von und mir der Michaeli-ineffr 1882 an nebst der da,» gehörigen, für daS yanze Jahr zu benutzende» Niederlage ebenda,elbst sofort gegen einhalbjährliche Kündigung anderweit zu ver- mictbe». Miethgefucke werden ans dem Rathhause, 1. Etage, Zim mer Nr, 17, eiitgegciigenommcn. auch können dasclbjt die VermiethungSbedingungen und da- Znventarium der zu ver- uiietbenden Localitäten eingeselicn ioerden, 1'cipzig, den Ni. Januar >882. Der Natd der Stadt Lrtpztg. 1)r. Tröndlin. Stög. M;-Dlttion. Montag, den 2 t. Januar sollen von Vormittag« S Ubr an >», Forstreviere Eonncivitz aus den Mittelwald- schlagen in Abth, 29 und 31 ca. 7 Naumineter Eichen-Nutzschette, sowie ca. 259 Raummeter Eichen-, 14 Raummeter Rüstern-, 9 Naummeter Ellern- und t Raummeter ASpen- Brennscdette unter den im Termine öffentlich auSgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: Aus dem Holzschlage au der Conne- witzcr Linie, unterhalb der schwarzen Brücke. Leipzig, am 11. Januar 1882. DeS NatbS ^forst-Deputation. Wirten-Verpachtung. Die der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen, in der Stadt- stur gelegenen Miesen: 1) 1 Art. 203 Q<Ä- " l Hckt. 03.86 Ar «bthetl. I» der PeterSviehrvelde, d. i. die PanSnitzflutbrinne unterhalb des Schleuniger DegeS, 2) 5 Ack. 59 Q,-R. — 2 Hekt. 87.60 «r Nasse Wies« am Neimeuiveg, — Ack 2l2 O-N. - — Hekt. 39.11 Ar Abthetl. L des NitterwcrdcrS, d. i. das Flulhvorland am linken User keS Pleißeiistilthbette» von der Brücke an der Plag 3) 4) 3 Ack. 40Q.--N.-- 1 Hekt. 71.5l Ar Abth. L 5) 4 - 114 . — 2 - 17.93 - » ,2 L 0) 4 - 23t . — 2 - 63,98 - « 2» Z 7. 1 - 202 - — — . 92.01 - - 23» r: «2 b) 3 - 186 - — 2 . 00,34 - » 2» 9) t - 25 » " — » 59,95 - » 2S »-« 10) 6 » 45 - --- 3 - 40,36 - « 2« ll)— - 166 - ---— » Parcelle Nr. 2770, 30,62 - Parthenwie fr -N 12) 2 Ack. 77 O.-R. -- I Hekt. 21.89 Ar Parthen- wiese Parcelle Nr. 2777. 13) — Ack 293 Q.-R. Hekt. 54,05 «r Parthe«. wiese Parcelle Nr. 2778. 14) — Ack. 217 Q.-R. --- — Hekt. 45,57 Ar Parthe». wiese Parcelle Nr. 2781 sollen ,»r Gras-, Heu- und Grummetnutzung, uutee AuSschlus» jeder anderen BcnutzaugSweise, auf die zehn Jahre 1882 bis mit 18» I Dienstag, den 81. dies. Mou. von Vorm! agS 1v Uhr au im Saale der Alten Maage, Katharincnstrahe Nr. 29. 2. Etage, an die Meistbietenden anderweit verpachtet werden. Der BerücigcrungStermin wird pünktlich zur angegebenen Stunde eröffnet und die Versteigerung bezügl. einer jeden der in obiger Reihenfolge zur Lerpachtung auSzubictenden Wiesen geschlossen werben, wenn daraus nach dreimaligem AuSruse kein weitere- Gebot mehr erfolgt. Die Verpachtung-- und Bersteigerung-bedinaungen. sowie die bctr. Situation-Pläne liegen t» der Vppedittou anfrrrr Oekonomie-Jnspecttoo in, Alten Johanni-- Hospitale, Hospitalsrrage Rr. 2b. zur Einsichtnahme auS. Leipzig, den 11. Januar 1882. Der Rath -er Stadt Leipzig. I)r. Tröndlin. Ecrrutt« Nichtamtlicher Theil. Regierung und Lentrum. ES geschehen Zeichen und Wunder: die „von der Re gierung so unabhängige" Presse hat Herrn Windthorst os, siciöS den Nricg erklärt. Die neue kirchenpolitische Eam pagne im preußischen Landtage leitet sich damit interessant genug ein. Die „N. A. Z " dringt heute einen so heraus fordernde» Artikel gegen da- Eentrum, daß ein Unkundiger eher aus die Vcrmuthung kommen könnte, die Regierung wolle den Utlramontanen ;n Leibe gehen, als aus den Grvankcn. daß eine VersötmuiigSrolitik angebaonl werden solle. Wer sich noch der Vorgänge anläßlich de- Putlkamer'schen Friedent- ent würfe- erinnert, wird freilich weniaer durch die Nrubeit als vielmehr durch die frappante Wiederyolnng der nämlichen Lage und der nämlichen ossiciösen Taktik überrascht sein. Damals, wie heute, strömte da- Organ der Regierung von Versicherungen über, nach denen die eingeleitete RevistonS- gesetzgebuna gerade so gut rin Schutzwall de- Staat- gegen vaticanische Anmaßung sein sollte, wie e< die Kalk'ichc Gesetzgebung gewesen war. Wenn eine Prämie auf Begriffs verwirrung au-gesctzl gewesen wäre, die „R. A. Z." bätle sie sicherlich verdient. Und der Rath de« Herrn von Puttkamer an die Liberalen, „sich nicht den Kopf ver Regierung zu zerbrechen", musste bei näherem Zasehen alt rin aufrichtig nienschcnsreuiidlicher gelten. da c- in der Tbat zu comvleter Verwirraiug geführt haben würde, falls Jemand diese Per knotung lösen und den eigentlichen Kern der Kirchenpolitik de- Sommer- von 1879 aufzufinden versucht hätte. ES aiebt dann auch vermuthlich nur we»ige Menschen, welche sich mit dem Trugbilde tragen, zu wissen, waS damals die Regierung wollte. Sollen sich heute dieselben Vorgänge wiederholen? Beinahe muß man e- glauben, wenn man den chrossen Ton dvrt. in welchem die Ossiciösen den Abg, Wiudthorst belehren, daß der Staat der Hilfe der katho lischen Kirche weder bedürfe, noch auf sie rechne, und daß ein Mehr an Eonccssionen nicht zu erwarten stände. Zn inem Puncte freilich ist die Lage eine wesentlich andere als im Frühjahr >879: die Regierung hat nickt mehr die Mög lichkeit, sich abwechselnd auf die eine oder die andere Mebr- heitSrcchnung zu stützen und gegen da- Eentrum eine Ma jorität auSzuspiclen, die nur durch die Spaltung der Libe ralen zu erwirken war. DaS ist vorbei sür länge Zeiten! Soll daS Goßler'sckc..DiScretionSprojeet" zum Gesetz werden, so bedarf eS dazu unweigerlich der Mitwirkung der Utlramontanen — «ine Situation, die so einfach ist, daß eS doppelt unbegreiflich bleibt, weshalb jetzt plötzlich der EultuSminister ober vielmehr Fürst Bism arck daS Eentrum verletzen, statt eS zu überzeugen. Allerdings hat der Kanzler in der Epikode Bitter-Windtborst (a»S der Hamburger Commission) Gelegenheit gehabt, sich zu überzeugen, daß der klerikale Führer unendlich klein werden kann, wenn man ihm gebührend entgegentritt; aber eine Wiederholung jenes Experi ments in Fragen. gegen welche die Haut der Ultramontanen besonders empfindlich ist, könnte doch wohl zu andern Ergeb nissen führen. Für die Liberalen aber steigert sich nach dieser be ginnenden Verwirrung die Verpflichtung, ihrerseits tbatsächlich zu der Lösung der kirchenpolitischen Schwierigkeiten Stellung zu nehmen. An die Aufstellung eines formulirlen Gesetz entwurfs nach Art de- HaslpflichleiitwursS denkt leider Niemand. Die gemeinsamen Schritte, von deren Nolh- wendigkeil die Parteiführer der Linken überzeugt sind, könnten, wie eS beißt, nur im Rahmen der Goßler'ichcn Vorlage und in fortlaufender Widerlegung derselben gethan werden. Aber man ist der Hoffnung, einmal, daß sich sür die nothwcndige Verbesserung gemeinsamer principicller Boden finden lassen wird; dann daß die Verbesserung-Vorschläge selber ein in sich genügend geschlossene- System bilden werden, um erkennen zu lasse», nickt blo«. wa» die Liberalen ablehnen, sondern auch waS sie tbatsächlich ausbauen wollen. Zu Nutz und Frommen nnsercrLeser überlassen wir schließlich den vorstehend erwähnten Artikel der „Norddeutschen Allgemein. Zeitung" hier folgen. DaS Regierungsblatt schreibt: Die „Bermauia" kriiisirt die Kirchenvorlage der Regierung hauptsächlich a»< dem BesichtSpuncte. weil sie der katholischen Kirche nicht genug gewährt unv nicht definitiv und gesetzlich Wir fürchten, daß die „Bermania" damit i« den Fehl« verfällt, die principiellr Erledigung von Streitfragen zu erstreben, in welchen die Prmcipien incommeniurabe! sind und bleiben. Tie Regierung wruigstenS wird sich die Aulgabe nicht stellen können, den tauiendjälirigen principiellen Streit zwischen Staat und Kirche durch Sin Brietz de- preußischen LulluSminii'tkriumS zu erledigen. Sie glaubt nicht, daß die heutige Zeit zur Löiung diese« Zwiespalt« bcsälngter sei, als irgend eine frühere und kann sich kein andere« Ziel stellen, al« das nach mensch lichen .straitcn Erreichbare eine« für beide Thcile erträglichen molu, riveo-li. der erst durch praktische Uctung und im Verlaus der Zeit seine Ausbildung und sein BewohnheiiSreckit sich schasst. So ist r« früher gewesen und die Zukunft wird un» Bessere« auch nicht bringen kSnue». Tic StaatSregirrung thut ihrerseit», wa« sie kann, um zunächst den Mangel an Seelsorge zu beseitigen, aber durchaus nicht, weil dem Staale „selbst allmälig Angst und Bange würde." Wir wüßten gar nicht wovor. ES hat schon Zeiten und Länder gegeben, wo die katholische Seelsorge in sehr viel schlechterem Zustand war und noch ist, ohne daß die belheiligten Staaten davon irgend welche» Schaden genommen hätte». Wir würdrn e« bedauern, wen» die katholische Kirche au» der irrthümlichen Ueberzeugung, daß der Staat ihrer Hisse bedürfe oder auch nur aus dieselbe jemals rechne, sich in dem Glaube» befände, daß er ihr schließlich doch kommen und mit ihr capikuliren müsse. Daraus ist gar keine Aussicht, und nach deutschen Traditionen werden eher beide Theile zu Grunde gehen, al« in solcher Art nachgcben. Der Brnnd de« stantlichen Entgegenkommen« liegt ganz allein in dem Pslichtgesühl rin« monarchischen Regierung, welche zur Be- »dätigung der laade«vL«er>icheu Fürsorge, nach dem Willen de» König« thut. wa« thmilich ,ft, um den katholische» Unterthanea de« König- da« Maß freier kirchlicher Bewegung, welckw» mit dem Slaai-inieresie verträglich ist, zu verschossen. Diese« Maß laßl sich nicht in einer articulirien Urkunde principiell scstlege», sondern seine Eniwickelung und allmäiige Erweiterung wird sich an praktische An- sänge knüpien müsse». Die Regierung bcdars, um den königlichen Absichten zu entspreche«, natürlich einer Majorität im Landtage. Ob die Aussichten, welch« die liberale Partei nach dem Inhalt ihr« B Stier und nach dem Borgange der Fortschrittspartei bei dem Windthorst'schen Anträge tm Reich-tnge (in Bezug aus Revision der Falk'schen Gesetzgebung) andietet, der katholischen Fraktion ge nügen werden, ist uuS sehr zweifelhaft. Rach Allem, wa« wir bi«her den Berlin« liberalen Blättern entnehmen, finden wir in deren Absichten Nicht«, was dir Regierung nicht sür alle von polnischen Bestrebungen freien Landestheile ohne erheblichen Schaden concrdireu könnte. Aber da« Belamnitresultat wird schwerlich eine FriedcnSbasis liesern. WaS darül>er hinaus an Zugeständnissen sür die katholische Kirche liegt, wird nur durch Mit wirkung de« LentrumS in die Gesetzgebung eingeführt werde» kSnnen; wenn diese Mitwirkung wiederum versagt wird, so wird die Regierung, der in keiner Weise „angst und bang« ist", warte» müssen und auch warten können, da sie aus Gegenleistungen nicht rechnet. Man bat gegen diese Austastungen, al» unerhört und völlig neu, selbst von „gemäßigt liberal« Seite" Verwahrung einlege» zu müssen geglaubt. Nun hat aber die Opposition und zwar die entschiedenste Opposition, sich, als sie da- Heit in Händen zu haben glaubte, zu jeneu Aussassuugeu, ja noch viel weiter gehende» unumwunden bekannt. Bekanntlich wurde die Fortschrittspartei (186l) wegen der an- geblichen Schwäche und Lauheit des liberalen Ministeriums Hoden- zollern-AucrSwald-Schwkrin gebildet, und ein Zeichen dieser Schwäche >and man unter Andern« darin, daß dasselbe zu viele Gegner unter den Beamten dulde. In da» Programm der ForischrittSpartei, welchem man nach- rühmt, daß rS noch deute unverändert in Geltung stehe, wurde nun jolgender Satz ausgenommen: „Für unsere inneren Einrichtungen verlange« wir eine feste liberale Regierung, welche ihre Stärke in der Achtung der vcr- sassuugSmäßigen Rechte der Burger sieht, es versteht, ihren Grniidiätzrn in allen Schichten der Beamlenweit unnachsichllich Geltung z» verschasfen und unS auf diesem Wege die Achtung der übrigen deutschen Stämme erringt und erhält." ES ist also nach der ForischrittSpartei das unzweiselhafte Recht der Regierung, ihre Grundsätze in der Beamtenwell, und zwar in allen Schichten der Beamlenweit, unnachsichtlich zur Geltung zu bringen, und für diese» Recht und sür die grundsätzliche Aufsagung ist c< offenbar gleichgiltig, ob eine „feste liberale^ oder eine con- servative Regierung am Ruder ist. Es ist daher nicht zu begreifen, mit welchem Schein von Begründung die „große liberale Partei" das Recht der Regierung in der Beanttensrage bestreiten zu können vorgiebt. Wir geben diese Anschauungen de» preußischen Re gierungsblattes hier wieder, weil der Allerhöchste Erlaß vom 1. Januar demnächst im Reichstage zur Sprache gebracht werden soll. Ueber die Stellung, welche die ReickSregierung zu dem Windthorst'schen Antrag einnahm, läßt sich die „Prov.-Eorr." wie folgt vcrnebmen: Die verbündeten Regierungen glaubten sich einer Gtellungnabme zu dem Anträge um so mehr enthalten zu sollen, als die Be- rathnngen ein Stück auS den Verhandlungen vorweg nahmrn die demnächst im preußischen Landtage zu erwarte» sind, wo vorzugsweise die Entscheidung über die Fragen liegt, die srüher zu Leipzig, 20. Januar 1882. Zn einem Artikel: „Die Fortschrittspartei und die Beamten" äußert die „Prvvinzial-Eorrespondenz" sich in folgender Weise: Der Allerhöchste Erlaß vom 4. d. M. wird in den Blättern d« „großen liberalen Partei" fort und sort ein« ledr scharien Kritik untettogcu. Mit dem ersten Theil desselben, welcher die Rechte de« »ersassnn-sMäßige, Königibum« gegen „Brrdnnkelung" zu wahren bestimmt ist, sucht man sich obzunnde», so gut eS geht, und stellt nur di« «it Rücksicht «ns dir Arnßerungeu in Parlameni und Presse sehr kühne »nd sonderbar« Vrhauviung aus, die höchst getreue Opposition Sr. Majestät bade zu ein« solchen Verwahrung keine» Anlaß gegeben. Desto heftiger greift man den zweiten Theil de« Erlasses an, in welchem der Monarch da» vcrdalten der königlichen Beamten delprtcht und sich dabei aus den Stondvunct de» Minister» v, Puttkamer stellt, wonach, ohne die Freiheit der Wahlen im Uebrigeu zu beeinträchtigen, nur die Beamten» mit Rücksicht aus ihren Eid der Treue, von jeder Agitation gegen die Regierung auch bei de» Wahlen sich fern holten müssen, die politischen Beamten aber, welche „mit der Ausführung der RegierungSacte betraut sind", die Pflicht der Vertretung der Politik der Regierung z» üben haben. dem erwähnten Rcichsgesetz geführt haben und die bah« auch jetzt ii» Reich nicht eher eine der Natur der Sache entsprechende Lösung finden kSnnen, bevor nick,! in Preußen eine bestimm«« Entscheidung getroffen ist, Bon Seiten der verbündeten Regierungen wurde überdies, gewiß auch mit Rücksicht ans die Lage der lei» ewiger Zeit zwi'che» der preußischen Regierung und dem römischen Stuhle im Gange de- kindlichen Verhandlungen, jede Meinungsäußerung, welche dieser Entscheidung irgendwie vorgrciscn konnte, vermieden, und voraus- sschUich wird auch bei der ounuiehr dem BundeSrath obliegenden Stellungnahme zu drin Antrag dieselbe Rückjichtaohme maßgebend nn. Wie die „Nat,-Ztiz," meldet, ist die Einstellung des Posten- sür einen Gesandte» Preußen- beim Pcipttc in den preußischen Etat — und zwar im Betrage von 96,000 — nur kurz, ohne nähere- Eingehen auf die statt gehabten kirchenpolitischen Verhandlungen, damit motivirl, daß seit der Aushebung der RcichSgesandtfchast heim Vatikan «in versöhnlicher Papst aewähil worden und daher der for melle Grund sür den Abbruch der diplomatischen Bczicbungen sortgcsallen sei Eine eigenthilmliche Nachricht an- München hat bis jetzt in der klerikale» Presse Nein» »ock keine Widerlegung ge sunden. Ein Müncbcncr Telegramm der „Nazionc" spricht von Vorstellungen, welche Baicrn beim Valican darüber gemacht haben soll, daß die Regierung eS künftig nicht gern feben würbe, wenn der neue Nuntius Di Pietro, wie die jrübcren. der Mittelvunct von Verhandlungen mit anderen Mächten wäre, statt seine Tbätigkcil lediglich aus die Geschäfte zu beschränken, welche ikm als Nuntius beim Könige von Baicrn zukommen, wegen der er ja allein in München aus genommen werde. Bestätigt sich die Nachricht, so kann sic eine gewisse Bedeutung erlangen, weil dieselbe als eine Mißbilli gung der jüngsten Phase der DiSmarck'schen Kirchcnpotilik — aus welche jedenfalls die Anjpielungrn aus Verhandlungen mit anderen Mächten hinzieten — seiten- deS bairischen EabinekS ausgcsaßt werden kann. Zst diese Voraussetzung zutreffend, so gewinnt die Stellungnahme BaieruS bei der Abstimmung im BundeSrathe über den Windthorsi'- schen Antrag eine Wichtigkeit, welche entscheidend werden kann AuS den Bemerkungen de- S taatSsecrelärS von Bötticher in der ReichStag-sitzung vrin Mittwoch geht hervor, daß die Regierung zur Wicdervorlegung deS Unfall versiebe rnngS gcfctzentwursS die Ergebnisse der BerufSsialistik nickt abwarten zu müssen glaubt, wohl aber zur Ausarbeitung der Alters- unk InvalidcirverforgungSvorlage. Wie sich diese Ankündigung mit der neuerdings gewonnenen Anschauung de» Reichskanzlers verträgt, daß die Unfallversicherung nur au „korporative Verbände" zu begründen sei, müssen wir abwarten Aber auch wenn die VeriickcrnngSprojecte als noch nickt gehörig gereist vorläufig auSscheiden sollten, würde, so deutete der StaatSsecretär an, für eine FrübjahrSscssion deS Reick- tag« Stoff genug übrig bleiben. Herr von Bötticher wollte damit offenbar aus die Tabakmonopolvorlage kinweisc». die, wie gemeldet wird, bereit» vollständig ausgcarbeitet ist und demnächst vor den BundeSrath kommen wird. Ueber die Aussichten de- Tabakmonopols in dem gegenwärtigen ReichtStag kann kein Zweifel sein; eS steht vollständig scsi, daß eine Mehrheit dajür nicht zu gewinnen ist. Darüber kann sich auch der Reichskanzler unmöglich einer Täuschung hingrden, und er wird sich schon vorher darüber Nar sein, welche weiteren Entschließungen er aus eine» ablehnenden Beschluß de» RcichSlags zu gründen gedenkt. UebrigenS ist. wenn daS Tabakmonopol immer noch damit empfohlen wird, daß seine Erträge zur Ausführung der arheitcrsrcundlichen Projecte de- Reichskanzlers dienen sollen, daran zu erinnern, daß daS neue in der Thronrede angekündigte preußische Ver- wendungSgesetz »msast'enbcre Ziele aufstcllt, als jemals in Aus sicht genommen waren. Wenn der preußische Staat nickt nur für weitgehende Entlastungen an direct«. Staat-- und Eommunalstcuern, sondern auch sür Aushebung de- Schul gelde-, sür Uebernahine der Schnllastcn aus de» Staat, sür Erhöhung der Beamtenbesoldungen u. s. w, aus Mittel auS neuen Rcich-einnabmen wartet, so liegt dock aus der Hand, daß sür solche Zwecke selbst das Tabakmonopol nickt au-- rrichen würde, davon ganz z» schweigen, daß daran» noch Wohlthatri« an die „Enterbte»" gespendet werden könnten Zm Reichstage haben die Abgg, v, Benda. v Ben- nigsen» Grad und Petcrsen — sür den Fall der Ab lehnung de» v, Massow'schen Anträge- aus Bewilligung der von der Regierung sür da- Knabeninstitut und die Unter- cssicierschule in Ncubreisach geforderten Summe — be antragt: Ter Reichstag möge „zur Errichtung einer Unler- ossicier Vorschule in Neuoreisack, einschließlich der Kosten für Terrainerwerb (erste Rate), 290,000 bewilligen. Zm preußischen Abgeordnete „Hause legte am Mittwoch der Finanzminister Bitter den Etat vor und erläuterte denselben mit einer Darlegung der Finanzlage. AuS den von dein Minister vorgesührten Zahlenreihen sei erwähnt, daß das EtatSjabr 1880/81 mit einem Ucberlchuß von nahezu 2!» Millionen Mark abickließt, der zum weitaus größten Tbeil aus die Eisendahnverivattung entfällt. Zu bemerken ist intenen, daß der Ueberschuß der Eisenbahnen sich, da die Privatbahnen nach drin Kalenderjahr rechnen, aus fünf Vierteljahre vertbeilk; der JahreSübersckuß sür die neuerdings verstaatlichten Privalbahnen rcdueirt sich daher auf rund 16 Millionen Mark, Trotz diese- günstigen Resultat- ist auch im neuen Etat da- Gleichgewicht nicht ganz erzielt, e» ergicbt sich ein Deficit von rund 5 Mil lionen Mark, da- durch eine Anleihe gedeckt werden oll. Bei den dirccten Steuern ist zum erstenmal der Antkeil Preuße»- an teil neuen ReichSstempeladgaben eingestellt: dieser im Betrag von 0,6 Millionen Mark soll zu einem Steuer erlaß verwendet werden. Da» Abgeordnetenhaus vertagte sich alsdann aus unhcsiimmle Zeit. Die Nackrickt der „Germania" von einem EnllassungS- gesuck des Ministers Lucius scheint doch nicht so ohne allen Grund gewesen zu sein, wie man von anderer Seite behaupten möchte. Außer Herrn Lucius soll sich auch der Finaiizmniister Bitter in der gleichen Lage befunden haben, Al» Grund werden Disserenzen über den Allerhöchsten Erlaß vom 1. Zannar angegeben. Doch soll die Sache wieder ausgeglichen sein. Zn Berliner Abgeordnetenkreisen wurde erzählt, daß sich der Reichskanzler Fürst Bismarck bemüht haben sollte, Herrn Do. Schafs le sür den RcichSdienst zu gewinnen. Es ist indeß hiervon wohl nicht mehr die Rede, kenn Sldäfsie hätte zuvor a»S dem österreichischen Untertkanenverdande auStreten müssen. Er bezieht von Wien eine Pension at» früherer österreichischer Minister, und da er innerhalb der ReichSrcgierung nur als vortragend« Rath eine Anstellung bälte bekomme» könnet«, so rvürde er sich materiell in eine schlechtere Stellung gebracht haben. Seit längerer Zeit lebt Vr. Schäffic in Sükdcutschland al- Privatgelchrter, mit ivissciischaslilche» Arbeiten vollauf beschäftigt, und auch die- Moment wird ,nilbcstinimend gewesen sein, aus die Berliner Offerte nicht einzrigebce Der Abg. Eremcr lheilte seinen politischen Freunden mit. daß der Vorstand der CentrumSpartei beschlossen hätte, ihm den Eintritt in den FractioiiSverdand zu versagen, er wäre deshalb auch ohne Einladung zu kern Windthorsi- Fcsse geblieben, kurz. eS bestände zwischen ihm und dem Cen tern» keinerlei Beziehung mehr. Man schreibt nnS an» Fulda, 18. Zannar: „Der neu ernannte Bischof, Herr I»r. Georg Ko pp, Kat nach Uebrr- nabmc der Leitung de- BiSthnmS sein erste« Augenmerk aus die Eompletirung teü auf ein einzige- Mitglied zusammen- aeschmotzcncn Domcapitct- gerichtet und i«i dieser Hinsicht bereit», wie man hört, die besten Erfolge auszuwcisen. Man erwartet nämlich in aller Kürze die Ernennung von vier stimnibcrcchligleii Domcapitularcn (darunter eine- Dom- tcchanten) auS den Reihen de- diesseitigen DiöcesanklrrnS, und zwar soll die bezügliche Candivatenlistc bereit» ausgestellt und von der StaatSregirrung gebilligt worden sein. Genannt werden folgende Namen hervorragender und allgemein be liebter Pfarrer, bezw. Landdeckanlen: Kalb (Fulda), Kleespieß (Orb), Müller (Kassel) unv Hobmann (Weimar), von denen der Erste gleich seinem unvergeßlichen Vorgänger die Stelle des Dcnldcchailtei, erhalten dürste. Ist diese Liste zutreffend, so würde die katholische Bevölkerung Fulda» noch mehr als über die lner ausqesührton über die nicht aenannten Namen erfreut sein; — haben dock Viele ge fürchtet. al- EapitctSmilglicder zwei hiesige böhere Geistliche zu erhalten, die zwar dem Jesuitenorden nicht förmlich bei getrete» sind, indessen sich eines um kein Atom geringeren Vertrauens bei unserem toleranten KlcruS und der durchweg gleichgesinnten Laienwelt erfreuen wie die Angehörigen der Geseltschast Zcs» selbst. Zur Charakterisirung der betreffenden beide» Hechwürdigcn, welche dem Staate eine Freundschaft böchstcnS geheuchelt haben, ist DieS völlig genügend, und dem Scharfblicke de« neuen Oberhirtcn macht eS alle Ebre, daß er sofort hinter ver MaSke der lächelnden Loyalität daS wahre Gesicht der brutalen Herrschsucht erkannt hat. Unsere Geistlichkeit — Dies darf ick Ihnen versichern — ist über dies Ergcbniß gar nicht unzusriedeil" An» Wien wird un» vom 18. d. geschrieben: „Die am 28 Zannar zusammentreteiiten Delegationen worden sofort an die Brbandlung der gemeinsamen Vorlagen schreiten können, weil die >m Qetvber gcwäbltc» Bureaur und Aus schüsse noch verfassungsmäßig »> Thaligkcil sind. Von den 00 Mitgliedern der österreichischen Delegation gehörten bisher 32 der verfassungstreuen und 28 der aulvnomistischen Partei an. Durch die längste MaiidalSiiirderletzung seiten- zweier Triester Abgeordneten werden zwei Neuwahlen nktbig sein. Präsident der österreichischen Delegation ist Herr v. Schmerling, Vice - Präsident Gras Hohenwart, während die ungarische vom Eardinal Haynatd als Präsikcnlen und Ludwig TiSza al? Vice Präsidenten geleitet wird, — Eine ossiciöse Pester Miltheilung behauptet, Fcldzeug- mcister Bauer, bisher commandirenker General in Sicbc»»- bürgcn, werde demnächst zum Ehcs der bosnischen Landes regierung in Sarajewo ernannt werden," An« Petersburg wird un» geschrieben: „Tkcherewin bleibt vorläufig Cbcs der „Ochrana"; einen Nachfolger in seiner Stellung alS (Gehilfe de« Ministers de- Innern wird er aber kaum erhalten; alle Gerüchte über die Person des selben sind alS unbegründet zu bezeichnen. Von Ignatiew nahestehenden Personen wird geäußert. er wolle dem Ratke Mazarin'S folgen, der bekanntlich aus dem Tvdtenbctte dem jungen König Ludwig XIV, riclh. nie mehr einen Premier- Minister zu ernennen, „Ich will in meinem Ressort auch keinen Premier-Minister mehr." soll Ignatiew gesagt baden — Zum Präsidenten des Gerichtshofes m dem Processc der Drciuiidzwanzig ist der Senator Dreycr ernannt worden Tio Anklage-Acte sollte bis 2 l4, Januar vollendet sein. Unter den Angeklagten wird sich auch der Agent kennten. der den Nihilisten Kunde Uber Alle- brachste, was in den Burcaux der geheimen Polizei vorging."
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