Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188201231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-01
- Tag1882-01-23
- Monat1882-01
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint tLglich früh 6»/, Uhr. APrrch-»»dr» her LeherN«: vönnittazz« 1l>—1» Uhr. Nachmittvas —6 Udr. ^ LAN *** * W»»«tz«r »er für »t« »üchM-l^»»« «»»»er »eftt«»te» Inserat» «, Wecke»»»,»» »t« S Uhr Rack»ttta,s, an Bann- »,h -es»»«,«» srütz »t»'/,» Uhr. 2> öe» Minie« für 3«l-Ä»»H»e: L»1« Ule««. UniverMtsftrohr LI, Lant» Lösche, Karharinenstraße IS, p. »»r 3t» Uhr. NMgcr «nd Tageblalt Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgeschichte, Handels, «nd GeMtSverkchr. Auflage L7,LVO. 2iho»urmrn1«preio viertelj. Z'/, Mk. wcl. Brmaerlod» ü Mk.. durch dir Post bezogen 6 Mk. Jede nazeine Nummer 25 Ps. Belegexemplar tO Pf. Grbübrea iür txtrabeilaae» »h«k Poftbeiürbeninq 39 Mk. »it Poftbeiürberung LS Mk. Inserate -gespaltene Petitzrile SO Pf. LrSherr vchnken lau« aujerem Peel», verzeichaiß. ladellarischer Lay na« höhere« Loris. Xrrl,»rn unter den kkdarlionoürich die Lvaltzeile 50 Ps. Znirra« sind ftn« a, die Eppestttsa zu ieadra. — Rabatt wirb nichl gegeben. Zahlung yruoouuieruliäo ober durch Post» »achnatinie. ^-23. Montag dm 23. Januar 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vtrsrn-Verpachtung. Di« der Stadtgenieinde Leipzig gehörigen, in der Stadt- stur gelegenen Wiese» r 1) l Act 263 O-R. --- l Heit. 03,86 Ar Abthetl. I» der Seterdvteh»eide. d. i. di« PauSnitzstuthrinne unterhalb de» Schleuniger Wege», 2) 5 Ack. 59 Q.-R. --- 2 Hekt. 87.60 Ar «affe Wiese am Nonnemveg, S) — «ck. 212 O-R. --- — Hekt. 39,1 l Ar AdtheU. L de» vkitter»erders, d. i. da» Fluthvorland am linke» User de» Pleißenstulhbette» von der Brücke an der Plag- witzer Straße abwärts bi» zur Elster. 3 Ack. 46 O -R. 1 Hekt. 74.5'«r «bth. 8) S 9) 1 16) « 11) — 144 23l 202 18« 25 45 lk« - 2 3 — 2 — 3 47.93 « K3.S8 . 92.6 l - 00.34 - 59.95 . 40.3« « t Iß, S lZ.Z IS SS SS» s« SS s« . — — , 30,62 - Sartheotviese r: -- SS- Pa reelle -kr. S770. t») 2 Ack. 77 O-R. - « Hekt. 24.89 Ar Parthe». »diese Parcelle Nr. S777. 13) — Ack 293 Q.-R. — — Hekt. 54,05 Ar Parthen« wiese Pareelle Nr. »778. 1«) — «ck. 247 Q.-R. — Hekt. 45.57 Ar Parthe«. wiefe Pareelle Nr. S78I sollen zur Graö-, Heu» und Grummetnutzuna. «nter NuSsechluff jeder aadere» Be««tz»»gSweife, aus die ^»» Jahre L88S bi» mit L8SL Dienstag, den Sl. dies. Mo«, von Vormittag» LS Uhr an t» Saale der Alte« Waage, Kalharinenstraße Nr. 29. 2. Etage, an die Meistbietenden »-^enveit verpachtet »erden. Der Bersteigerungstermin wird pünktlich zur angegebenen Etunde eröffnet und die Versteigerung bezsigl. einer jeden der in obiger Reihenfolge zur Verpachtung au-zubiebrnden Wiesen aeschlossen werden, wenn darauf nach dreimaligem Ausrufe «in weitere» Gebot mehr erfolgt. Die Verpachtung»- und VerstelgerungSbcVmgungen. towi« die detr. SituationSpläne liegen in der Vxveditton »nserer Oekonomie-Jnspeetion im Alle» Johannis. Hospitale. Hospttalstraße Rr. 2d. zur Einsichtnahine au». Leipzig, den tl. Januar 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. lin. Cer« vr. Trvnvlin. ^errutti. wesentliche Pleuarßtzung der Haudelskummer Ltrnsta», »e« 24. Januar diese» Jahre«. Abend» 6 llhr in deren LttzungSsaale. Nrumarkt 1-, l. LageSorduung: Registrand«. Berich« über die jüngste» Eisenbahn.Tonsereuze» t» Magdc- bura und in Berlin. Berich! über den 10. Deutschen tzaudelsraa. Bericht de« Ausschusses sür HandelSgesetzgebunaS-Fragen über die Mlnisterlal-Dorlage, den Erlaß eines Verdat» der Be zeichn«,«, inländischer Waare« at» a«»lL«»tsche drir. ö) Berichl de- Ausschusses für Bank-, Münz- und Börsenwesen über das Gesuch des Herrn Otto Meißner, Begutachtung der Rabatt-Lpar-Auftalt brtr. 8 8 llealschalk I. Srdrilsg. Anmeldungen neuer Schüler für Ostern d. I. werde» Gaaaersta,, de« 2». und Arrttaa, den 27. Januar 1882 Bonntttag» von 8 bt« 11 Uhr und Nachmittags von 3 bis 5 Uhr von mir entgegengenommen. Bei dieser Anmeldung sind das Geburt«, oder Dauszengnlß. der Impfschein und die letzten Schulceasurea des aufzuuchmenden Schülers vorznlegen. Leipzig, am 18. Januar 1882. Giesel. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 23. Januar 1882. Der Pariser „Figaro" veröffentlicht unter der Ueber« fchrist ^iot«! ckiplamnttgu««- die Mitthetlunq, daß der neu ernannte französische Botschafter in Berlin, Baren de Courcel, sich vor dem l5. Februar d. I. nicht aus feinen Posten begeben wird und unter Anderem auch d>e Instruction erhalten hat. für den Grasen Chaudordh, den neuen Botschafter am russischen Hose, in Berlin eine Audienz beim Kaiser Wilhelm, sowie eine Unterredung mit dem Fürsten Bismarck vorzubereiten. Hierbei soll die Unzufriedenheit beseitigt werden, welche die Ernennung de« Grasen Chaudordy in Berlin Hervorrusen mußt«. Der ..Figaro" berichtet auch über die wohlwollenden Aeußerungeu, welche Kaiser Wilhelm, sowie der Kaiser von Ruß land bei der Verabschiedung der bisherigen französischen Botschafter bezüglich de« Präsiden»«, der Republik. Jutes Grevh, gethan Huben sollen. „Wiederholen Sie Herrn Grevy", äußerte der deutsche Kaiser angeblich gegenüber dem Grasen de Saint-Vallier» „daß er die einziqePer sönlichkeit de« französischen Gouvernement» ist. aus welche »ein« Blicke sich mit vertrauen richten. Ich glaub« stet» an seine friedlichen Absichten, und ich hoffe, daß er inter- dsniren könnte, fall» sein erster Minister, was Galt verhüten möge, versuch«, sollte. Frankreich in kriegerische Abenteuer svrtznreißen." D,e Sprache, welch« der Kaiser von Ruß- land an de« General Ehanzy richtete, soll nach dem ^Figaro" beinah« dieselbe gewesen sein. Am nächsten Dien Stag wird voraussichtlich bei Gelegen hsit der S. Ltatsberathung der Erlaß vom 4. Januar i» Reichstag« zur Sprock« gebracht werden. Bon der ^ schritt«partei wird der Abg. HSnel, von den Teces- sten der Abg. von Gtaufsenberg. von den National sten der Ava. von Bennigsen da- Dort nehmen. Fürst Bismarck bat die Absicht, sich an der Debatte zu betbeiligen; es ist jedoch noch zweiselbast, ob sein GesnndbcilS- zustand c- chm erlauben wirk. Tie Meldung der Berliner Blätter, diese Angelegenheit würde bereit- am Sonnabend zur Sprache gebracht werden, hat sich nicht bestätigt. Der Reichskanzler Fürst BiSmarck soll wirklich recht unwohl sein. Es ist ihm ganz unmöglich, das Zimmer zu verlassen und sich mit schriftlichen Arbeiten zu befassen. Sem Schwiegersohn, Graf Kuno zu Rantzau, der bereits mit seiner ganzen Familie seit längerer Zeit im Reickskanzler- palaiS wohnt, ist der einzige, der ihm gegenwärtig Vorträge hält. Fürst BiSmarck empfängt täglich mehrmals den Besuch seine- Arztes vr. Zwingend erg. Die Verurtheilung des lauenburger Landrath» Frei herrn v. Bennigsen-Fvrdern in Sachen v. Berling contra Bennigsen durch daS Lübecker Schöffengericht zu 3 Monaten Gesängniß erregt in Berlin begreiflicher Weise in alle» Kreisen außergewöhnliches Aussehen. Man ist gespannt, wie die Regierung sich dieser Thalsache gegenüber verhallen wird Wie schon kurz erwähnt, ist durch eine königliche Botschaft die Session der bairischen Kammern bi- zum 28. k. M verlängert worden. Der Gesetzentwurf betreffs eine- außer ordentlichen Credit» für die Bedürfnisse des Heere- wurde am Sonnabend nach dem Anträge de- Ausschüsse« mit N3 gegen 28 Stimmen, der sogenannlc» Ertre-nen. angenommen. Die Kammer trat sodann in die Generaldebatte über die in Folge der Verstärkung de» Heeres eingcbrachte außerorkeul- licke Crcditvorlage für Kascrnenbaukcn; die Specwidcbakte ist aus DienSlag vertagt. Der Antrag des Ausschusses enipsirhll Ablehnung der Vorlage. Der KriegSinimster vertrat die Vor lage und bemerkte, die Ablehnung derselben werde zwar die Schlagserligkeit der Armee nicht direct schäkigen, aber sanitane Erwägungen ließen die Annahme der Vorlage wüiischcnswerth erscheinen. Man schreibt un« au» Wien vom 20. d.: Die Nach richten au- den occupirten türkischen Provinzen laule» immer düsterer. ES ist zweifellos, daß die gesammle dortige Bevölkerung, Christen und Mohamedaner, von der Einführung de» österreichischen Wehrgeseye» Nicht wissen will und zum äußersten Widerstande sich vorbereitet. In einem völlig glaubwürdigen Privatschreiben au- Sarajewo heißt «» in jener Beziehung unter Anderem: „Verlangt von un« koppelte, ja dreifache Geld- oder land- wirthschastlicke Produetensteuer. aber nur keine Bl ul steuer", so rufen hier alle Türken und Christen. Wer eö versucht, den Leuten da» Wehrgesctz zu erklären, der findet mir laube Ohren. Jene halten sich nämlich buchstäblich die Ohren zu und gehen davon. Biele angesehene Mohamc- daner versuckken hier in Sarajewo dem politischen LandeSckrs eine Petition gegen da» Webrgefetz zu überreichen, wurden aber gar nicht vonzelasscn. Da» machte noch bösere» Blut und steigerte die Aufregung. Tag» darauf versammelten sich über 300 Mohamedaner in der Ali-Pascha-T sckamia Moschee, wo sie aber von einem Polizei CommisiariuS an der Spitze einer Soldaten-Abiheilung au»e>nand«rgelrioben wurden. Wem e» bekannt, daß von den Mobainedanern jede Moschee al« ein unverletzliche» Heiligtbum vetracklet wird, ivelcde» kein f,.Ungläubiger" ebne ganz besondere Erlaubniß be treten darf, der wird den Eindruck, den jene polizei liche Maßregel aus die mohamedanische Bevölkerung der Stadt übte, keinen Augenblick unterschätzen. Die Türken entfernten sich unter den höhnischen Rufen: „Warten wir" und ballten die Fauste. — Ueber die Stellung der Insurgenten enthält jene« Privatschreiben folgende Mitteilungen: Süd lich von Sarajewo sichen im Zelenitzathale 1000 bi« 1200 wohlbcwaffnete Insurgenten. Jenes Thal durchzieben die Saum wege nacb Folscha und Newc-sinje, welche Orle in allen Ausständen eine hervorragende Rolle gespielt. Auch in Tirnowa. Kjewo und Han Kobildo sollen starke Jusur- aentenbanden in der Bildung begriffen sein. — WaS die Verhältnisse in Sarajewo betrifft, so verödet die Stadl immer mehr. Die Laneleut« kommen nicht mehr aus den Markt, wo bereit» gewisse Lebensmittel, Gemüse und Früchte zu mangeln beginnen. Starke Cavallerie- und Infanterie- Patrouillen durchstreifen die Stadt und Umgebung. Alle Beamten und übrigen Oesterreicher haben sich bewaffnet. Jedermann, der Abend» zur Ruhe gehl, legt seinen sechS- läufigen Revolver aus da» Nachltischchcn. Gott weiß, wie da» Alle« enden wird. Ueber die Vorgänae aus dem „Kriegsschauplätze" bringt die Wiener „Politische Correspondenz" noch die folgende, vom Sonnabend dalirte officiöse Melkung: Die Krlegsvcnvaltnug beabsichtigt nicht, weitere Truvpenkvrper nach Süden zu schicken, jedoch werden die in ven occupirten Pro- vinzen und Dalmatien befindlichen Streitkröfle, ausgenommen jene im Lim-Gebicze» in ihren Beständen erheblich vrrmetm, wozu die Anordnungen bereits ergangen sind. — Dir „Pol!,. Lorreip." be- richtet weiter: Laut Meldung des Statthalter- FML. v. Jovanovlc wurde ein Corpora! der dritten Lompognie des II. Jnsanterie. Regiments, welcher die Bedeckung der Flnanzwache am Planck, nördlich von Bilek, befehligte, am 1«. Januar von 200 Insurgenten überfallen. Derselbe vertheidigte sich 30 Stunden hindurch in einem Hause und schlug sich nach theilwciiein Abzüge der Insurgenten nach Ikorit» durch. Der Corpora! erhielt die lopierkeiiS-Medaille. — Ein Obeftliruienant rückte am 20. dis. mit dem Proviant MunitionStranSport vou Korilo in Bilek ein. DaS Detachement war am 19. dss. aus dem Marsche über das Gebirge zwilchen der Straße und der inontenegnnijchen Grenze 6 «Made» hindurch in einem fortgesetzten Gefechte mit Insurgenten gewesen, welche dasselbe bei Bilarulnna erwartet und angcgrisfen hatten. Tie Insurgenten wurden überall zurückgeworfcn und di» von denselben besetzt gewesenen »nd vertheidlgten Hütten in Brand gesteckt: die daselbst angrhäuste Munition explodlrle. Wahrend deS Rückmarsches am SO. d. folgten Insurgenten der Nachhut, ohne tndeß einen Angriff zu wagen. Das Detachement hatte drei Pcr- wundetr. In de» seit dem 1^. Januar stattgehadlcn acht Gefechten zwilchen Bilek »nd Korito sind 1 Lieutenant. 2 Untero siciere und 3 Soldaten verwundet, 1 Soldat getödtel, einer vermißt. Der Lieutenant ist seiner Brnstwunde erlegen. Die Insurgenten erlitten bei allen Zusammenstößen bedrutrnde Verluste. Wie das dalmatisch-slawische Journal „Narodni List" berichtet, sympathifirt auch die Bevölkerung von Budua und Canale mit der Insurrektion. — Ferner meldet da» ge nannte Blatt: in Cr ttin je stehe dem vom Minister de« Innern. Werbiza. unterstützten Fürsten von Montenegro die Partei de» Senalö-Präsidenten Bosidar Petro witsch gegenüber; Letzterer bade die Oberhand gewönne»» und die fürstliche Familie zur Abreise bewogen. —Ueber da» Gefecht bei Korito wird uns noch aus Dien berichtet» daß eine officiöse Mitlbeilung folgende Einzelheiten bringt „Die Zahl der Verwundeten soll eine viel größere sein. al» anfänglich gemeldet worden. Man beziffert die Verwun» del.» Irilnii dn Gruppe a-I Asylen'"war iraN-, S A JAUL"..»" ^Die Niederlage Gambe Na'»!" flm cktlult« cks !N!»!a «>w N-m!»»"°«"üaiü>->« ri, könne aus» Listenscrutinium ebensowenig verzichten, w vom Ausschuß beschlossene Tesa.nmlrrvtsion der Ver- saffuna annchmen. Die Sammermehrheit «schrickt vor kru idreS Sieae» und möchte mit dem Cabinet einen RevmonSvorlage mit einem uneingeschränkten BerlraucnS- votum beginnen, um darzuchun dag die Ablehnung dc» Li'trnscruIiiiiumS nickt gegen Gambella gerlchlel sei. Dieser will aber hiervon nickt» wissen und hat e» Margame. dem Ueberbringer dieser Versöhnung-vorsckläge. rundheraus erklärt. Er bleibl unverrückt aus seinem Standpuncl: „Llsten- scrulinium oder Demission." Reichstag. Die Fortsetzung der Brralhung über die Hamburger Vorlage im Reichstag gestaltete sich wiederum zu einer sehr langen und lebhaften Debatte. ES kamen am Sonnabend rwci Vertreter bedeutender Sechandet-plätze, die Abgg. Sctrlutow-Stettin und Meier-Bremen, zum Wort, welche fick, ebenso wie der BundeScominissar RölofsS, ent schieden für Annahme der Vorlage auSsprachen und die zu erwartenden Borlheile de» ZollanscklusscS, namentlich in der Hebung der Exportindustrie bestehend, darlegten. Abg. Schlutow: So wie die Verhältnisse in Hamburg bis >879 gelegen, hätten sie der Concurren; Antwerpens gegenüber nicht bleiben können. Ganz bedeutende A»s- mendnngcn wären nolkwentig geworden, und zu den jetzt von Hamburg zu bringenden Opfern würde von« Reiche nur ein verhältnißmüßig geringer Beitrag gefordert. Diese- Opser bringe man avcr gar nicht einmal zum Nutzen Hamburg allein; im Gegentbcil würde die Umgestaltung de« Hamburger HascnS dem gestimmten deutschen Landel und damit de», ganzen Valerlande zum Nutzen gereichen. Demnach könne er nur empfehle», der Vorlage »uzustimmen. BundeSralhScommissar RölossS (Hamburgiscker Ver treter der Deputation für inbirecte Steuern und Abgaben) legte de- Näheren dar, wie die Commission in Anerkennung dessen, daß die Erhaltung de- Freihafens Hamburg» nichl minder im Interesse des Reiche- wie Hamburg» selbst liege, sich ebenmäßig davon überzeugt habe, daß der Freihafen in der jetzigen Gestalt nichl ausrecht zu erhallen wäre, weil derselbe sich nicht al- organische Einrichtung de- deutschen Zollgebiete« gestalten lasse. Die Ausnahme der eigentlichen Wohnfiadt in das Zollgebiet sei unerläßlich. De» Abg. Bam- bergcr Vergleich Hamburg» mit einer belagerten Stakt paffe durchaus nutzt; der Antrag sei au« freier Vereinbarung beider Dbcile hervorgegangen. Zweisello« werde die deutsche Industrie durch den Anschluß erhebliche Borlheile haben, aber auch die Hamburger Geschäftswelt verspreche sich ein erheb liches Wachsen ihrer Thätiakeit. Dankbar Hab« eS Hamburg anzuerkrnnen, daß der Reichstag ihm von je her «in lebhaftes Interesse bewiesen; möge derselbe e« nun auch heute durch Annahme der Vorlage oethätigen. Abg. Meier (Breme») erklärt, daß er voll und ganz für die Vorlage sei. Sobald die allgemeine Meinung in Deutsch land für ven Anschluß laut geworden, dürsten die Hanscstävle sich diesem Verlangen nickt wikersetzen, vorausgesetzt, daß es ihnen nickt unmöglich gemacht werbe, ihre Stellung im Welt handel aufrecht zu erhalten. Nach scmer Meinung sei ,»il der Vorlage diese Möglichkeit gesichert. Abg. v. Kardorss spricht feine Befriedigung darüber au-, daß die Zeile» dahin, wo Herr Bambergcr eine Aulvriiat für den VundeSralh gewesen. Der vorliegende Vertrag ent halte allerdings nichl Alle», wa» er wünschen möchte, aber e« sei eben ein zweiseitiger Vertrag, und im klebrige» schlage er die nationale Bedeutung desselben höher an. als den wirlh schaillichrn Geivinn. Abg. v. Kleist-Retzow betont, baß man abwartcn könne, ob die düsteren Prophezeiungen de» Herrn Bambergcr in Cr- süNting geben. Ideal-nalionale Gesichtspuncle kenne dieser Herr nichl, der über dre Arbeiten der Commission spotte, deren Vorpyender er gewesen und die Hamburger al» surckt- sainc. charakterlose Leute darstelle, die ikr eigene» Interesse nickt einmal kannten, viel weniger dem Reichskanzler Wider stand zu leisten wagten. Der Redner beleuchtet kann ein gebend die stnanziell-ivlrtbschaftlichen Vortheil«, welche die neue Gestaltung de» Hamburger Freihafen» niil sich brinaen werte. Auch die wirthschastljchen Gesichltpuncte könnten nur zu der Annahme der Vorlage führen. «..^ .Richter (Hagen) findet, daß bei dieser Frage die Rationalität-srage mit Unrecht in den Vordergrund gestellt worden und führt, nachdem er sich gegen die Herren Schlutow " persönlich gewendet, besonders aus. daß na m, o"* lediglich um eine Geldfrage handle und daß dir ^ ^ d'er nutzlos verwende» werben sollten ttveckmaßigere Verwendung finden könnten. Der Vertreter Hamburg» habe sich gestern der Annahme der offcrirten 40 gegenüber sehr kühl verhalten und sich lediglich / aus den formalen Standpuncl gestellt. Ter Vertreter deS I Hamburger SenalS aber sei in seinen heutigen Ai.Sfül!ru..gen I leider In Folge nicht ausreichenden Organ» zum großen Theile unverständlich geblieben. Tie ganze Frage sei nicht, wie be hauptet werte, eine nationale, sondern nach seiner Ucbeezeu- gung virlmrhr sei die eigentliche treibende Kraft der Wille de« Kanzler», die Frage eine Kanzlcrsrage! Ein spä terer Kanzler würde da» ganze Unteniekmen auch wieder beseiligen. Die Hamburger Frage sei daher nichl bloS eine rein Hamburger, sondern siche im Zusammenhänge mit dem ganzen System de» Kanzler«, dem man hl.r principiellcn Widerstand entgegensetzen muffe, um weiteren ähnlichen Pro jekten Einhalt zu thun. Bevvllmächtigler Finanzminister Bitter verwahrt die verbündeten Regierungen »ul Entschiedenheit gegen die Unter stellung deS Abg. Richter, daß es sich hier um eine Kanzler srage bandle, vielmehr stelle eine Angelegenheit in Frage, von deren Nvkbwentigteil und Nützlichkeit alle bclheiliglen Factoren überzeugt seien. Ebenso weist er die Annahine deS Vorredners zurück, daß jetzt keine dauernde Regelung der Sache beabsichtigt werde, sondern wettere Pressionen aus Hamburg zu erwarlcn stehen. Auch der Finanzminister nimmt die Commission gegen die gestrigen Aussübrungen ihres Vorsitzenden in Schütz: Fleiß und Gewistenhasligkeit derselben finden auch in dem vor liegende» Cvnimissionsberickte ihren vollen Ausdruck. Dem nächst widerlegt der Redner in eingehenderer Weise die materiellen Bedenken, die namentlich vom Abg. Banibcrger gellend gemacht waren, und schließt mit der wiederholten Bille, der Vorlage, die einem allgemeinen Interesse entspreche, die Zustimmung zu erthcilcn Abg. vr. Windthorst spricht für die Genehmigung der Vorlage, zuerst namentlich von dem GesichtSpuncte, daß die Hamburger Kaufleule selbst die Sache am besten z» beurtheilcn verständen, und Hamburg, wenn man ihm den Rücktritt von dem Vertrage sreistellen sollte, denselben gewiß nichl aecrptiren würbe. Aber auch der gesammle deulscke Handel würde ge winnen, wenn man diesen Gewinn auch nickt zifsermäßig er weisen könne. Dazu komme die politische und volk-wirth- schaftliche Bedeutung deS Anschlusses. Opfer für den Anschluß an den Zollverein wären auch früher in ähnlichen Fällen ge bracht. Al» besondere» Moment falle in» Gewicht, baß durch diesen Vertrag gerade die Selbstständigkeit Hamburg» erhalten werde. Die Hreihasenstellung würde ausrecht erhalten und bester festgelegt. al« e» durch Art. 34 allein bisber geschehe», da ein Specialvertrag hinzukommc. Die gestrige Erklärung de» Herrn Finanzminister« bezüglich der Resolution wäre allerdings noch weitergedend, als sie in der Commission ab gegeben; zur allgemeinen Beruhigung wäre e» indeß wünschen-- werlh, daß der Herr Finanzminister erkläre, daß auch der Herr Reichskanzler mit der von ihm abaegcbenen Erklärung ühereinstimme. Finanzminister Bitter constatirt daraus, daß er in Folge der gestrigen Verhandlungen mit dem Herrn Reichskanzler sich >n Verbindung gesetzt und erklären könne, daß derselbe noch heute auf dem Standpuncle siche, den er in dem Schreiben an de» .Herrn Hamburgiscbcn Ministerresidcnten vom 27. Ma« v. I. eingenommen. Er könne ferner binzusüge», daß dieses Schreiben mit Allerhöchster Ermächligung ergangen sei. Damit würden gewiß alle Garantien für die dauernde Gestaltung der zu treffenden Einrichtungen gegeben» wenn auch die Entschließung des BnndesratbS noch äusstehe. ^ Nack einer Replik de» Abg. Bambcrger. der sich gegen zahlreiche Angriffe von den verschiedensten Seiten zu ver- tbeidiqen kalte, wurde endlich die überlange Debatte ge- schlcsien und ff. 2 in namentlicher Abstimmung mit l7l gegen l02 Stimmen angenommen. Zu ff. 3 wurde ein Antrag Rickter-Hagen angenommen, wonach die zur AuSfübrinig de» Gesetzes erforderlichen Mittel alljährlich auf den Etat zu bringen sind. Ebenso wurde die von der Commission Porgeschlagcne Resolution mit großer Mehrbeit angenommen, worin die Erwartung anSgelprochen wird, daß die Befreiung von jeder zollamtlichen Behandlung für die zwischen der See und dem Freihasengebiet »itter Zollstagqe transitirrnden Schiffe eine dauernde Einrichtung sein oder nur durch eine solche Ein richtung erseht werden würde, welche eine größere Erschwerung de» Transitverkehrs nicht mit fick bringt. A'.Skann wurden der Consularvertrag mit Griechen land und die ReblauSconvention nach kurzer Debalte in dritter Lesung angenommen Aus die Tagesordnung de» Montag wurden gefetzt: Dritte Lesung der BerusS- stcttisiik und der Hamburger Vorlage, Petitionen und Wahl- prüsuiigen. » ^ » kleber die Debatte wird un« noch a»S Berlin vom Sonnabend geschrieben: Mil stattlicher Majorität ist beule die Entscheidung über die Hamburger Angelegen heit in, Sinne de- Zollanschlusses getroffen worden. ES waren l7l Stimmen für, lv2 gegen den entscheidenden ff. 2. der den Reichszuschuß von 40 Millionen Mark test- letzt, 9 Mitglieder (Polen) enlhicllen sich der Abstimmung. Geschlossen siimmlen die beiden conselvativc» Fraclionen und die Nationalliberalen für die Vorlage, ebenso der weil über wiegende Theil des CerttrumS; vom Cenkrum stimmten nur die wrlsischcn Hospitanten (mit A»-nabmc deS Aba v. Allm Linden) und acht, meist bairische, Mitglieder mil Nein. Ven der liberalen Vereinigung stimmten mil Ja die Abgg Kochkanii, Lasker, Schröder-Wittenberg, Grieninger, Hammer, Scdlulcw, Thilenius, Werniukb. Barlh. Belfert, v. Bimsen. Geldschmidt, von der Fortschritt-Partei stimnitcn die Abga. Budtcbera. Fährmann und die bambiirgischen Abgg. Nee und Sandtmaiin der Vorlage zu. Die Majorität ist erheblich größer als man erwartet batte; noch während der heutigen Sitzung wurden Zweifel über da» Schicksal der Vorlage laut. E» m damit eine Angelegenheit zum befriedigenden Ab- schluß gekommen, die wie kaum eine andere in ihren wechseln den Phasen Unfrieden und Erbitterung erregt hat. Es ist viele» im Verlaus dieser Frage geschehen, war nickt zu billigen ist. Nun da da» Ziel erreicht ist, mag da» vergessen werden, und man wird sich der zuversichtliche» Hoffnung hingebeu dürfen, daß nicht nur die nationale Sacke einen idealen, son dern auch die wirthschastticden Interessen Deutschland» und seine- großen Cerhandel-emporiumS einen praktischen Gewinn au» der Neuerung davontragen, welcher der autzuwcntcndcu schweren Opser werlh ist.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite