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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188201287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-01
- Tag1882-01-28
- Monat1882-01
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.01.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ktdaclion und Lr-r-itum Johaauesgaffe 33. Spielt,liundrn der likdarlio«: Bonnittags 10—12 Uhr. Nack>n»tt«mS —6 Uhr. Aür die ViUckaabe einqelandter Vlanuicripte m»cht Rch die Ardactieu mLi »<r-i»-Lch Aunndme »er für »ie «äckstfelneust« Nummer »es«jW«»eu In irrere au Wöchri>ra«en bis 3 Uhr Nachmitta««, au -enn- n„» Festiaaeu frützbi« '<,» Uhu 2» den Filiale» Nir Ins.-Anuahmk: Ott« Llcuim, Universiiatssiraße 21, Louis Lösche, kaldarinenstraße 1V, p. mir bi» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage 17,100. Ad»«ne«rnt»,reis vierlelj. 4'/, MK. incl. Brinaerlohn 5 Mt., durch die Pojt bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren iür Extrabeilage« «b«k Postt-esürderung 39 Mk. Mit Postbejürderung 48 Ml. Inserate -gespaltene Petltzeile 20 Ps. Gröbere Schritten laut unserem Preis- vcrzeichiiiß. Tabellarischer Sah nach höherem Tarif. lleelamen unter de» Kedatliousllrich die Spaltzeile 50 Ps. Inlerate sind stets an die itrpediriön zn jcaden. — Rabatt wird »ähr gegeben. Zahlung xraevumernmio oder durch Post- Nachnahme. ^ 28. Tommbevd den 28. Januar 1882. 16. Jahrgang. Zur gefälligen Veachlmg. Unsere Expedition ist morgen Lorrntag, den 2». Januar, Bormittags nur bis jz» Uhr geöffnet. LxpeiUtlon I^lprlxvr ^axodlnttes. Amtlicher Thetl. Vrkanntmachung. Nach tz 6 des Gesetzes von» Jul» 1863, da» wegen voll,etlicher Beaussichliguiuz der Baue zu beobachtende Per- sabreu bclr., sink alle Baue, welche der vorgängigen obriz- I.'iUiche» Genehmigung bedürfen, nach ihrer Bollendung einer Revision in Bezug aus die Bauausführung zu unterivcrsen und dürfen zniir mit Ausnahme von Sckeuncu und ankeren ländliche», mit FeuerungSaiilagen »ichlversehencn Wirtschafts gebäuden) vor dazu crtl,eitler obrigkeitlicher Erlaubnis nicht »n gebrauch genommen werden. Bon der Bollendung de» Baue» I.al der Banunterneliiner der OrlSbaupolizeibchörde alsbald tzlnzeige zu machen und die Baurevisivn zu beantragen. Wir bringen die vvrgetachlen gesetzlichen Bestimmungen hierdurch mit dem Bemerken i» Erinnerung, dag die Revision der in hiesiger Stakt zur Ausführung gekommenen Neubauten letzt nicht mehr in Berbindung mit der behus» der Im.no- bii'ar-Braiidvcrsicherung vorzunchinenden Taxation und Cata- stralion des Baues erfolgt, sondern durch unsere eigenen tech nischen Beamten ausgesübrl wird. Ls sind daher die Anträge aus Baurevisionen bei un« zn sielten, und wird eS sich zur möglichsten Vermeidung von Zeitverlust einpscblcn, die betreffenden Gesuche direct bei mtterer Abtheiinng für Baupolizeisackcn (RathbauS, 1. Etage, Zimmer Nr. 7) schriftlich einzurcichen. Leipzig, den 26. Januar 1882. Der Rath der Ltadt Leipzig. vo. Tröndlin. Wilisch, Ast. Vkfi«nnNnach«H-. Da» 3. Stück de» diesjährigen RcichSgesehblatte» ist bei uns cingegangc» und wird bis zum IN. Februar dfS. IS. ans dem RathhanSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auS- hängen. Dasselbe enthält: Nr. 1457. Bekainilmachung, betreffend die Uebereinkunst mit den Niederlanden wegen gegenseitigen Schutze» der Waarcnzeicken. Boin l 9. Januar 1882. Leipzig, den 25. Januar 1882. Der Rath der Ltadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Slöß. Wltsrn-Vcrpachtung. Die der Sladtgemcindc Leipzig gebörigcn, in der Stcsdt- flur gelegenen Miesen: t) t Ack. 263 Q.-R. --- l Hekt. 03,8k Ar Abtheil. 1» der Peter-vichweide, t. i. die Pauönitzsluthrinne unterhalb de» Schlcusiiger Wege». 2) 5 Ack. 59 Q. R. -- 2 Hekt. 87,60 Ar Raffe Wiese am Nonnenweg. 3) — Ack. 212 O.-R. --- — Hekt. 39,11 Ar Abt-etl. L de- Ritterwerder-, b. i. da» Fluthvorland am linken User de» Pleißenflulhhcttcö von der Brücke an der Pläg- w»tzcr Straße abwärt» bi» zur Elster, v 3Ack. 46Q.-N.--- l Hekt. 71.5, Ar Abth. L Ix .5, 4 « 6> 4 » 7, 1 - 8) 3 - 9t . 10. 6 . II)— - 144 231 262 186 25 45 166 --- 2 --- 2 - 2 47,93 63,98 - 92,6 t - 00,34 - 59,95 - 40,36 - sr» Z.L 2» sz s« - - 3U.«>2 - Partheuwtese Ä-S L» 4L» Parcelle Rr. 277V, 12) 2 Ack. 77 Q.-N. - I Hekt. 24,89 Ar Parthe«. wiese Parcelle Rr. 2777, ,3) — Ack 293 Q.-R. -- — Hekt. 54,05 Ar Parthe«. »lese Parcelle Rr. 2778. 1«) — Ack. 247 Q. R. - — Hekt. 45.57 Ar Parthe«. wiese Parcelle Rr. 2781 losten zur Gras , Heu- und Grummetnntzung, unter Ausschluß jeder anderen Deuu-««g-»eise, aus die zeha Jahre 1882 bi» mit I8»1 Dienstag, den II dies. Mon. von Vormittags Lv Uhr an im Saale der Alten Waage, tkatHannenstraße Nr. 29. 2. Etage, an die Meistbietenden anderweit verpachtet werden. Der BersteigernngStermin wird pünktlich zur angegebenen Stunde eröffnet nnd die Bersteigernng bezügl. einer jeden der in obiger Reihenfolge zur Verpachtung auSzubictenden Wiesen geschlossen werden, wenn daraus nach dreimaligem Ausrufe kein weitere» Gebot mehr erfolgt. Die Verpachtung» - und VersteigerungSbedingungen. sowie die betr. SituationSpläne liegen i« der Expedition unserer Oe-onomie-Inspektion im Alten Johannis- Hospitale. Hospitalstraße Nr. 2k. zur Einsichtnahme au» Leipzig, den 1l. Januar 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trvndlin. Eerrutti. Vtkailntmachung. Siu schwerer ««ltzner Ring, aez ck. kr. «ft von einer Fr««, die sich über den Erwerb desselben nicht aoszuweisen vermag, in einem hiesige» Goldwaarengeichüne zum Laus anaebotrn worden. vir ersuchen den Eigentbümer bez. diejenigen Perfsnen, welch« An-knnkt über den Eigentbümer zu geben vermögen, sich ungesäumt bei unserer Lriminal-Abiheilung zu melden. Leipzig, am 26. Januar 1882. Tn» Pa«i,ei-Amt der Lta»t Letpzi«. Richter. l»r. Dcnccke. Vrkanntmachukg, dle Anmeldung schulpsltchttger Kinder betreffend. Nach tz. 4 des Gesetzes vom 26. April 1873 bat jede« Kind die Volksschule seine» Ausenthatt-orle» acht Jahre lang, vom vollendeten sech-tea di- zum vollendete« vierzehnten Lebensjahre, ununterbrochen zu besuchen. Es sind daher diejenigen Kinder. welehe bi- zum I. Avril d. I. das sechste Lebensjahr vollenden, zu Ost«» dieses Jahre» der Sckule zuzusührcn und vom 2U. bi- 28. diese- MouatS Bormittaq» t» bis >2 Uhr und Nachmittag» 2 di- 4 Uhr bei dem Direktor der Bürger- oder Bezirköschule, welche die Nlnder besuchen sollen, anzumrlkcn. Dabei ist für jede» an- zunieldende Kind ein Taus, oder GcbnrtSreugniß, sowie ein Impfschein und von Seiten der keiner Religion-gescllschast angehörendcn Dissidenten eine schriftliche Erklärung darüber vorzulegcn, in welcher ReligionSlchre die Kinder unterrichtet werden sollen. Wer für sein Lind die Befreiung vom Besuche einer städtische» Volksschule in Anspruch »cbmen und dasselbe einer höheren UntcrrichtSanstall, einer concessionirten Privatschule überweisen oder von einem geprüfte» Privatlebrcr unter richte» lassen wist, hat solche» dem Schulausschusse schriftlich anzuzeigen. Sollen gebrechliche, kränkliche oder geistig unreife Kinder vom Besuche der Schule über das gesetzliche EinlrittSalter hinaus zurückgcbaltcn werden, so ist die Genehmigung dazu bet dem SchulauSsckusse unter Beibringung ärztlichen Zeug nisse» schriftlich nacbzusuchen. Wer kiesen Vorschriften zuwiderhandelt, hat sich der gesetzlichen Maßnahmen zu gewärtigen. Leipzig, am 21. Januar 1882. Der Schulausschuß der Stadt Leipzig. vr. Panitz. Lehnert. Autzholralittiou^ Arettag, den kl. Aebruar d. I. sollen von Vormit tag» 9 Ubr an im ssorstreviere Vonnewitz, Abth. 29 nnd 3l ca. 93 Eichen-, 64 Weißbuchen-, 97 Eschen-, l Ahorn», 105 Rüstern-, 60 Ellern-, 6 Linden- und !0 ASpen- Rutzklötze sowie ca. 37 Eichen-, 232 Eschen-, 36 Rüstern-, 10 Lhern- »nd 2 Eller» Schirrhitlzer «uter den im Termine öffentlich a,,»gehangenen Bedingung«« und der Üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: aus dem Holzschlage in der Conne- witzcr Linie unterhalb der schwarzen Brücke. Leipzig, am 19. Januar 1882. De- Raths Zorft.Deputation. Pklrikirche zu Leipzig. Submission. ssür den Neubau drr Petrikirche zu Leipzig sollen folgend« Arbciien vergeben werden: 1) Erd> nnd Maurerarbeiten einschließlich aller Materialien . 266,856.19 ^l 2) Cteinmcyarbciten, Granit- und Sandstein- arbeiten ... 252,694.03 ^l 3) Schmiedearbeiten, Mauerklammern nnd Ankereisen 8,056.20 Zeichnungen und Bedingungen können in dem Bureau drr Bau- leitung (Architecten Härtel L Lipsiu«, Acststraße 44) eingesehcn werden. Die Bedingungen nebst Anschlagöauözügen können ebendaselbst gegen Zahlung von je 2.00 .M sür t und 2 und 1.50 .81 für 3 in Empsang genommen werden. Die Offerten sind versiegelt bit spätestens den 15. Februar Mittags 12 ttdr unter der Adresse de» stirchenvorstande» in der Expedition der Petrikirche ebzugeben, und werden dieselben durch die Bandepuiation de» kirchenvorstande» eröffnet. Leipzig, den 24. Januar 1882. Der kirchenporftaod. v. Frla«, Pfarrer. Lealfchule II. Srdnung. lRerdstrahe Ll> Die Anmeldung »euer Schüler für Lftern erbitte ich mir Dienstag, den 3t. Januar, und Mittwoch, den t. Februar. Bor< miitaa» von 8—12 und Nachmittag» von 2—5 Uhr. Lin Schul zeugnlß IMchacliSrensur), da» Tauszeugniß (der Geburtsschein) und der Impfschein sind vorzulege». Die Auftialimrdrüsung findet statt Mittwoch, den 22. Februar, früh 8 Uhr. Papier und Feder sind mitzubringen. vr. P,«lz. Vatkolische Vürgerschule. Lftern 1KK2 sind diejenigen Linder der Schule zuzukühren, welche bi- zum t. April lausenden Jahres das sechste Lebensjahr erfüllt haben; auch werden auf Wunsch der Eltern oder Erzieher solche Linder ausgenommen, die mit hem 30. Juni diese» Jahre» ihr sechste- Lebensjahr vollenden. Anmeldungen haben Montag, den 6., Dienstag, den 7. Februar, Nachmittag» von 2 bi- 4 Uhr. Mittwoch, den 8. Februar, Bormittags von 10 bi» 18 Uhr und Donnerstag, den 9. Februar. Nachmittag« von 2 bis 4 Uhr in der Expedition de« Unterzeichneten, Rudolistrahe 7, Itt., zu erfolgen. Bon den auszunehmenden Lindern, welche in der hiesigen katbo tischen Kirche getauft worden sind, ist nur drr Impfschein, von den übrigen aber sind das Tauf- oder Geburiszeugniß und der Impfschein vorzulegcn. Leipzig, den 28. Januar 1882. ^ I. Littwan«, Direktor. Realschule II. Srdnnng zu Reudnitz. Die Anmeldungen zur Aufnahme neuer Schüler sür Dstern diese» Jahre» in die Aealschulc H. Ordn. zu Reudnitz, welche dle Berechtigung zur Ausstellung von Zeugnissen sür den einjährig- freiwilligen Milltairdienft besitzt, haben di« I I. Februar d. I. bei dem Unterzeichneten zu erfolgen. Derselbe ist zu diesem Zwecke irden Wochentag (mit Ausnahme de» Sonnabend) Von 11—12 Uhr sowie Montag und Sonnabend »0N 12—1 Uhr im Directorial- zimmer der Realschule zu sprechen. Geburt»- oder Tauszeugnitz, Impfschein, Schulzeugnis, (letzte Lensur), bei Lonfirinirten ein Lonsirmalionsschein miiznbringen. Der Eintritt in die unterste Elaste erfolgt nach zurückgeleglem zehnten Lebensjahre. Das Schulgeld beträgt jährlich 75 .gl. Pensionen können in genügender Anzahl nachgewiesen werden. Reudnitz, den 25. Januar 1882. Or. I Hendner, Dir. Kirche zu lindenau. Submission. Für den Neubau drr Kirche zu LtnVenau sollen die Erd- und Mauerarbeiten, sowie die Lte<nmeyarbeite» incl. allen Materials, veranschlagt zu -gl 90.893.90. an einen Unternehmer ver geben werden. . « ^ « Zeichnungen und Bedingungen können in dem Bureau der Bau leitung (Architekten Harte! und Ltpfiu«. Weststrasic 44) einge- sehen werden. . - Die Bedingungen nebst Anschlagsauszügen können ebendaselbst gegen Zahlung von 2 .4! in Empsang genommen werden. Die Offerten sind versiegelt bis spätesten» den lk. Februar, Mittag» 12 Uhr. unter der Adresse de» Lirchenvorstandcs aus den» Gemeindeamt abzngcben. und werden dieselbe» durch die Bau deputatton de- Kirchenvorstande« eröffnet. Lindenau, den 25. Januar l882. Der ktrchenvorftanh. vr. Schütz, Pfarrer. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 28. Januar 1882. Die Reich-tagSsession, die fick jetzt ihrem Ende nähert, war überreich an aufregenden hochpolitischen Debatten, und hat daher im Verhältniß zu ihren sachlichen Geschälten einen ziemlich langen Zeitraum eingenommen. Es zitterte durch die ganze Session die Erregung der Wahlagitation nach und man mochle auch oft genüg die Einleitung zu einer neuen Waklbcwegunq erkenne» Die Gespanntheit und kritische Zu- grspitztbcit unserer politischen Verhältnisse zeigte sich durch kic anze Session hindurch, so oft nur Gelegenheit zu eine», vhrrrn Schwung der GcmUlkcr oder zu lebhafterer Anfachung der Leidcnschastc» gegeben war. Gleichwohl geht tic Session zu Ente, nicht nur ohne daß, wie vielfach angenom men wurde, die ultima ratio der Auflösung i» Anwen dung gekommen wäre, sondern sie bat auch aus ansrhn- lichc positive Leistungen binzuwcisen. Drr Reichstag hat nicht nur di« lausenden Arbeiten ohne Störung zu crlevtgcn, den Reich»hau»halt zu vereinbaren vermocht, sondern rr hat auch eine so bedeutsame Frage, wie den Hamburger Zoll- anschlutz, zu einem befriedigenden AuSgang geführt und, von kleineren gesetzgeberischen Arbeiten ganz abgesehen, da» Aefch über dir BerusSstatistik angenommen Er Kat ferner mit dem von liberaler Seite vorgeschlagrnen Un- satlversicherung-entwurs einen Anlaut zu einer social politischen Reform genommen, der eine spätere Verständigung über diese Angelegenheit mit gutem Grund erkcssei, läßt. Am betrübenksten war ohne Zweifel die Annahme de» Antrag» Windthorst. Indessen steht die Entscheidung über die fernere Gestaltung der kirchenpoli tischen Frage nicht bei dem Reichstag» sondern bei dein preußischen Aogeordnetenbausc, und man wird daher die praktische Tragweite jene» Rcichs- tagSbeschluste« nicht überschätzen dürfe». Alle» in Allem wird man in Anbetracht der herrschenden Verhältnisse mit den Ergebnissen dieser jetzt zu Ende gehenden Rcichtag-session noch leidlich zufrieden sein dürfen. Aber zu übersehen ist dabei freilich nickt, daß die eigentlich kritischen Zcitsragcn in dieser Session nicht aus der Tagesordnung standen, sondern sür die nächstfolgende zurückgcsckoben wurden, mag sie nun un Frühjahr oder ,m Herbste stallsindc». Erst dann wird da» Verbältniß zwischen Regierung und Reichstag aus die entscheidende Probe gestellt werden. Ein großer Theil der gegen Rcick>»tag»wahlen erhobenen Anfechtungen wurde mit der Behauptung der Beeinflussung der Wahl der Arbeiter durch die Arbeitgeber begründet. Di« DahlprÜfiingScommission bat. in Uebereinstimmnng mil früheren Entschlrcßnngcn de» Reichstag», es stet» abgelcbnt, näher aus diese Fälle einzugehen, da sic der Ansicht war, daß solche Wahlbeeinflustungen von Arbeitgeber» aus die in ihrem Lohn und Brod stehenden Arbeiter, seien sie direct oder durch ihre Beamten auSgeübl. wenn auch al» verwerflich entschiede» mißbilligt werden müßten, doch nicht geeignet seien, Veran lassung zur Anfechtung der Giltigkeit der Wahl zn geben. Die Commission hielt diese Anschauung auch Fällen gegenüber fest, wo Arbeitgeber die von ihnen >m Erwerb abhängigen Arbeiter unter Androhung der ArbcitSrntziehung zur Wabl eine» bestimmten Eandidatrn veranlaßt und solche» Arbeitern, welch« diesem Verlangen nicht nachkamen, die Arbeit wirklich entzogen hatten. Die Kosten für den VolkSwirthschastSrath in den ReichShauShalt auszunehmcn, ist bei der dritten ElatS- berathung gar nicht mehr beantragt worden Man hatte wohl auch auf conservativer Sette keine Hoffnung mehr, daß die Mehrheit de» Eentrum» ihren Sinn ändern und den Volk»wirthschasl»ratb durchbringen Kelsen würde. Wenn Herr von Puttkam er sich sehr befriedigt über den Verlaus der Session aussprach und hcrvorhob, daß alle Vorlagen angc nommen worden, hätte er die Ablehnung de» Volks wirthschaftSrath» doch nicht übersehen solle». Die „N. A. Z", die aus Herr» Hänel, anläßlich der RcichstagSdedatte Uber den allerhöchsten Erlaß »itt Keulen schlägen eingebaut,,, geht gegen die Rede de» .Hern, von Bennigsen mit Nadelstichen vor. die vermulblick äußerst sein sei» sollen. Indessen sekll dieser Polemik jeder Boden. Denn nicht blo» der ntionallibera le Führer, sondern alle Liberalen dürsten sich mit dem ossiciösen Organ aus nahmsweise einmal in derselben tiesgewurzelten Uebcrzeiigung zusammensinden, nämlich in der Ueberzeugung. daß der König von Preußen nickt wie ein „nomineller Frlkberr" erst in dem Augenblick anfgcnifrn werben kann, wenn „ die Festung zur Uebergabe bereit ist": baß er nickt „wie ein Theaterprin»" nur dann „einen Willen tundgicbt. wenn die Zuschauer schon vorher wissen, daß dieser Wille ans gar keinen Widerspruch stoßen könne." Tic wissen e» gerade so aut wie die Ossiciösen. daß die Hohenzoilern ihren Berus nicht dahin aussasien, Fürsten dieser oder jener GesellsckastSschicht, dieser oder jener Interessengruppe zu sein, sondern daß sie alle Kräfte von Staat nnd Grsellschajt in Harmonie anSziigleichen und die Selbstsucht von Ständen und Beruf»elasicn zun, Woblc de» Ganzen zu bändigen, stets al» ihre historische Mission erkannt und befolgt haben. Wenn diese Ausgabe in wechselvollen Iakrzebitten bi» zu einem gewissen Grad« erreicht worden ist, dann bat jeder unbesangene Beobachter die Pflicht, z» gestehen, daß die Erfüllung nur möglich war. durch die aufopferungsvolle Hingebung de» ebrenwerlhen soliden BürgcrthnmS, welche» jetzt die „N. A. Z." al» verknöcherte, selbstsüchtige „Bourgeoisie" zn beschimpfen sich nickst kittblödct, und welchem sic verwirft in engherziger Verlheidigung idre« Besitzstandes die sociale Reform mit gleichfain religiöse», Fana tismus zu bekämpfe». Gewiß gickst es »och immer nörgelnde Slrctter für kleine Privalintercsse», verbissene „Praktiker", welche da» Vaterland in Gefahr glaube», wenn d,e Gcsammiheil ein Opfer von ibnen verlangt. Aber ist eü denn wirklich da» liberale Bürgerthum, welche» diesen Tadel verdient? Wer sperrt sich denn gegen die Erhöhung ker SpiritnSstener. gegen die Ausdehnung der Hailpslickst aus die landwirlhschaittichen Betriebe, gegen die Weilerbildung der Selbstverwaltung, gegen eine neue Wegeordniing, eine neue Iagderdmlngund noch manche andere staatlicheNvlkwcndigketten in Preußen, die nickt conirrvativ unk nickt liberal, sondern ein- -ack> gerecht sink? Unter den Parteifreunde» de» Herrn von Minni gerotc mag Fürs, Bismarck die Leute suche», welche den Staat nicht anders aussaisen, kenn al» eine Assccuranz ür agrarische Sondenntcressen. Nack dem am 24. Januar abgeschlossenen Fraktion», Verzeichnis! de» preußischen Abgeordnetenhauses fetzen sich gegenwärtig die Fractienen derselben folgendermaßen zusammen: die com'ervatlve Partei zählt t09 Mitglieder, daS Centn»» 96. die »alionallibcralc Fraktion 84, die Freiconscr- vative 49. die Fortschrittspartei 37, die Fraktion der Polen >9 Mitglieder. Zu keiner Fraktion zählen 35 Abgeordnete. Erledigt sind zur Zeit 4 Mandale (2. Wiesbadener, l. Aachener» 5. Merseburger und 3. Düsielkorscr Wahlkreis). Die Sprache, welcke die ultramontanen Blätter gegen die kircken politische Vorlage führen, wird all- inälig immer entschiedener: schon begegnet man in der preußi schen Provinzialpresse Stimmen, welche von einer Amen- diruttg der Regicrungsvorschläge nicht» wissen wollen, weil sie keine Besserung von derselben erwarten. Sie fordern rin- ack die pure Alstehnung und wellen eS ker Regierung über lassen. daß sic eine» Frieden mil Rom zn Stande bringe und den Anstoß zn einer Revision der Maigesetze, d. b. zur Ab- fchassung derselbe» in allen wcscittlichei, Stücken gebe. Trotz dem hält man eS in parlamentarischen Kreisen für sehr ge wagt, schon jetzt die ultramontanen Stimmen durchgängig älS Gegner der Verlage zu betrachten. Dir zweite badische Kammer genehmigte am Donners tag einstimmig die durch die Herabsetzung drr Gerich t«- k osten vcranlaßle Abänderung des EinsührungSacsetze» zu dem GcrichtStostengesetzc und beschloß ferner eine Resolution, in welcher die Regierung aufgcsordcrt wird, bei dem BundeS- rath die Abänderung de» ^ l t Ziffer 3 des GerichtSvcr- sassungsgcsetzc», bclressend Erweiterung der Eompetenz der Gemclntegerichle, zu beantragen. Der Rücktritt de» Wiener Bürgermeister» vr. Ne wa ld bildet den Hanplgegensiand der Belrackstnngen in der Tagespreise. Diese Resterlone» beschränken sich nicht allein aus da» persönliche Moment, sonvcr» darüber kinau» fassen sic die Ucbetständc in» Auge, an denen die Wiener Ge nie indev er mal tu» a uuleugdar trankt und deren Abstel lung von allen unbefangenen Elementen als unerläßlich er- ackiet wirk. „Mil öe»i Rücktritt Vr. Newald'S, hofft die „N Fr. Pr.", bat cin LäuterungSproeeß innerhalb der Gcnieinde- vcrlretung begonnen, der stattsiudcn muß, soll nicht der po- lilische, administrallveund wirlhschasllicheNiedcrgang dieses herr lichen GeineiuwesenS, dessen Svmptomc aus allen Gebieten zu beobachten sind, wettere Fortschritte machen, soll nicht Wie», welche» von jeher der «tolz der Drutsch-Oesterreicher gewesen ist, ihre licssle und schmerzlichste Wunde werden. Der Wiener Genicinverath bedarf einer Reform nicht bloS am Haupte, sondern auch an den Glieder», und wenn etwa» den Weg zu helcuchlcu verinag, de» diese Reform zu nehmen bat, so ist cs die tragikomische Geschichte des Sturze» diese» schwächsten und »»selhslstäiitigstcn aller Bürgermeister, welche jemals an der Spitze der Reichvhauplstadt gestanden." Au» Wien wird un» vom 26. d. geschrieben: Wie heute in intterrichtetcn Kreisen verlautet, wird die außerordent- tichc Session der Delegationen nur von kurzer Dauer sein nnd kaum mehr al» vier b>» fünf Tage beanspruchen. — Hinsichtlich kcS jüngst erwähnte» Ucbrlslandcs, daß in Oester reich die Familien der eingezogcnen Reservisten keine Slaalönnlerstütziuig erhalte», vernimmt man beute, daß der Landesvertheidigungsmiiiisier. General Gras WclscrS- heimb. schon demnächst im Reichsrathc eine Gesetzvorlage bezüglich der Versorgung der Frauen und Kinder der cin- qczogenc» Reservisten einbringen wird. In dieser wichtigen Ängelegenkett hat auch in der gestrigen Sitzung de» Wehr- ausscknisse» der Abgeordnete von To war nicki den LandrsvertheidigungSniinistcr inlerpellirt, dessen Erwiderung von, Webrau-schusse mit Befriedigung ausgenommen ward. — Au» Ostgalizicn liegt beule eine elgenthümliche Nachricht vor. Zu ihrem richtigen Bkrständnisie möge voran» geschickt werke», daß das tlcinrnsi ische Landvolk Ost- qalizienS. sowie auch viele Slädtebewvhner sich aus schließlich zur griechisch-katholischen Kirche bekennen, deren Obrrbauvt zwar allerdings der Papst, die aber sonst in ritueller Bezicbung der griechilch-ortbodoren ähnlich nnd anck den Ehestand ihrer Priester hcibehalten bat. Nun wirk schon seit längerer Zeit seilen» gewisser kleinrussischcr Führer Ost- galizienö der Wiekcrvercinignng ker griechisch-katholischen »nt der russisch-orthokorcn Kirche ka» 'Wort geredet, ein Bestreben, hinter kein die Polen Galizien» russischen Einstuß erblicken wollen. Ta nun vor cmigen Monaten wirklich dir ganze osigalizisckc Gcineiiide Hniliczki samint ihrem Voriicber zur russisch orthodoxen Kirche übergelrete». so ward von der Stattbatterri in Lemberg der Ratti MandyczewSki mit dem Austrage nach der genannten Gemeinde gesenvct, an Ort und Stelle die ganze Ängelegen- heil zu unlersucken. Wie »u» heute an» Lemberg gemeldet wird, soll dort von jenem Beamten ein ninsasscitder Bericht vorliegrn, der bezüglich de« Uebrrtritte» der Gemrinde Hniliezki zur russisch erkbodorcn Kirche riissisch-pansla- wistische Einflüsse i» alter Form seststellt. — Au» Prcß- burg wird bente gemelkrt, daß der Arbeiterführer Balogb, der inngst in einer Vorligen social demo kratischen Versammlung gegen Staat. Kirche, Eapttal, Gesellschaft nnd Parlamentarismus eine wütbende Rede ge halten. aus Antrag der CtaalSanwaltschast verhaftet worden sei. Auch der slawische Cocialdemokrat Hantrtfchck »ft von der Polizei abgcsaßt worben. An» Wie» wirk nn- „eck bericktrt, daß da» Abgeord netenhaus wahrend der Verhandlungen der Delegationen
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