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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188202026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-02
- Tag1882-02-02
- Monat1882-02
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1882
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aegensta»de z»l»»rtlig, «»a aach »tcht oh«» dt» DkvgNchkett künftiger Wiedererlangung desselben, voNstindig entzogen wirk- »aiürlich vor-n.-geietzi, daß au>1i diese Eniz ehuag einen nir den Vertrag weseuilichen Tyeil delr-ssl. Auch liegt in der Natur de, Sache, daß die Anwendung dieser «Yriindiatze. die sich überdies de, Anerkennung selbst der scüberen höchsten Gcrichre des Lande« zu ersreuen hatte (veegl. Wochenblaii kür merkwürdige Rech»«säll, Jahrgang 1867, Nr. 64, S. 297 und Annalen de« Over-Appel- laftoii--Gericdi- zu Dresden. Neue Folge. Band 3, 1868, Nr. 99. Seite 489), durch die deionvere Gestaltung de« j deSmaligeu Unsall« bedingt ist. EittichäbigungSansprüch, de« Mieiher« können auch hier nur in den vorhin bei gänzlicher« Uedergang einer Mielh- Wohnung bemerkten besonderen Fällen io Frage kommen. ». Brandscixrden durch Derschalduug. Ein solcher Braudschadeu an eurer Mlethwohnaag kann Vor kommen : t) im Obligation-Verhältnisse de« Miether» und Ber- mieiher«, d. h. durch Verletzung dadurch begründeter Vertrage- »suchten seilen« de« Einei, oder Anderen oder durch rrchl-widnge Handlungsweise außerhalb diese« ObügatioaSverbaades, wovon unter Nr. 2 gehandelt wird. Bezüglich de« ersteren Fall- bestimmt dasv G B. tm S. N93: „Die Veriragschließe,ideu hasten sür Verschuldung nach» 728": d. h. aus unseren Fall angewendet: die Vertragsparteien sind ein ander sür Fe en durch absichtliche Verschuldung, grobe ober geringe Fahrlässigkeit verursachten Brandschaden verantwortlich, wozu auch der durch ver'chu.beten Zufall entstandene gebürt. Absichtlich ist solche Verschuldung, wenn diese recl t«v rletzeade Handlung im Le« wußliein de« Unreiiit« vorgenemme» ward^ sahrlässig ist sie, wenn diese Handlung ihren Grund in Leichtsinn, Umviss nheit oder Trägheit Hane. Fahrlässigkeit ist jedoch dann nicht anzunehmen. wenn die Mügl'chkeit einer Verletzung so fern log, dag sie selbst von emein orbentlichrn, ausmeeklamen Hausvater nicht würde be rücksichtigt worden sein (B. G. B. 8 121). Geringe Fabrlässigkeit besteht in der Unterlassung derjenigen Sorgjall, welche ein ordentlicher ausmerkjamer HauSvater anzu- weiiden pstegt, grobe Fahrläisigkeit dagegen in der Unterlassung derjenige» Soigsall. welche gewöhnlich auch ein minder ordentlicher und auinierts inier Mensch beobachtet <B. G. B. 8 122). Aul A nsurüche aus > iiier künilIgcn absichtlichen Verschuldung kann im Voraus nchi verzichtet werden, wohl kann aber die gesetzlich bestimmte V ranlivonlichkiil sür Rechtsverletzungen von den bei einen, RechlSgeichänc also auch bei dem Miethverirage) Letheiligten durch daran' gerichteten besonderen Vertrag erhöht oder verringert werbe» (V, G B. ß. >23). Wirb nun die Eciüsln'ig einer VerlragSsorderung — alsi, auch die aus Gewährung der M ethwohnung gerichtete — durch eine Ver schuldung der gedachte» Arl leiten« des Verpsiichteien — des Ver- nliethcrs — ganz oder kheilw ise unmöglich gemacht, so besteht besten vertragsmäßige Verbind!! keit k-rssenuiizeachtet sorl und der Be- rechiigte, M eiher, kann an Stelle de« nach dem Inhalt dc« Ver- trags geschuldeten Ge>,instandcs nach Maßgabe der Vorschriften in 88- 124, 125. 687, 688 des A G. B. Schadenersatz fordern. Hat aber der Letztere die Unmöglichkeit selbst verschuldet, io arlt. low u die- der Fall ist, die Forderung as ersülll (V. Ä. B. 8 721), deni, wer sig> selbst einen ScHad,» zuziehl. kann natürlich keinen Ersatz 'ordern (B, G. d. ß. 781). 2) Ei» Bkandschndeii an einer Mietkwobnung kann aber auch außerhalb des gedachten Obligation-Verhältnisse« Vor kommen, also durch an und sür sich rechtswidrige Handlangen dritter Personen, die zu den Vertrag-parieien nicht gehören. Wer äußert, Id der Ganzen eme« Obligation», und mithin auch Miclhvcrliältiiiiie« durch eiue BegehungShandlung spositive Thätig- ke,t — B. G B Z8 N7, 1484), vorausgesetzt, daß er nicht zu den hanvlungsuiisähigen Personen gehön <B. Ä. B. 88- 81. 1l9), sei es nun durch absichtliche Verschuldn ig oder au« grober oder geringer Fahrlässigkeit, einen Band verursach» (wohin auch hierein durch verschuldeten Zufall entstandener gehört), welcher eine Äiicth. Wohnung ganz oder lheilweise zerstört oder verdirbt, der ist zum Schadensersatz verpflichtet: B. G. B 88 116, 773. 774, 776, 1483 und zwar nach den Vorschriften in ftH. 1493 mit 687, 688. 124, 125 de« B G. B. Eine Unlhätigkeit kann hier nur bann zu Schadenersatz ver- pslichien. wenn Jemand zur Abwendung der schädlichen Folgen einer erlaubten Begebung-Handlung ihm obliegende Vorsichtsmaßregeln zu treffen unterläßl (B. G. B. H. 1486), z. B. aus seinem Grundstück bei stürmischem Wetter univrit eine« nachbarlichen Getrei.esciinrn« ein Feuer unterhäll. da« Gnindslück bei »och lichterloh brennendem Feuer verläßt und der Sturm nun Feuenheile in den Feimen treibt und ihn entzündet, was auch auf dem Feuer nahe gelegene Gebäude anwendbar ist. Berechtigt zur Schadenersatz-Fordernng ist außer dem Eigen- thllmer des betreffenden Haujes der redliche Besitzer und überhaupt Jeder, welcher ein Recht daran hat (also auch der Miether): B. G. B. 8- "04. Mehrere, welche die verletzende Handlung gemeinschaftlich be- gangen haben, hasten al« Gefammtfchuldner mr den Schadenersatz nach KZ. 777 und 1495, Anstifter und Gehilfen aber nach 8- 778 de« B. G, «. Veranlassen Dienstboten ei» derartige« Brandonglück. so ist der Herrschaft eine Haftpflicht für dieselben regelmäßig nicht znzu- muthen, wohl kann aber eine solche ausnahmsweise bann begründet werden, wenn z. B. die Dienstherrschaft den Dienstboten irgendwie dazu veronlaßle oder wenn sie zu der Handlung, d>e da« Brand- Unglück erzeugte, unzuverlässige, leichtsinnige Dienstboten wählte ober e« dabei au der nölhigcn Ueberwachung schien ließ oder geradezu Gefahr bringende Aufträge an da« G-sinde ertheilt», z. B. Flach«, holen vom Bukeit mit offenem Lichte bei Sturm. Hat nn Kind einen derarngcu S baden verursacht, so kommt !. 1826 des B. G. B in Auwrnbung und war endlich eine Ehe ran während der Ehe die Urheberin einer solchen Rechtsverletzung, so greis, der 8 IE beS B. G. B. Platz. Mil Hilfe ber vorau-gegangeneu Darstellung, die wir bei ein- treteodcm Nnklange auch aus andere Recht-gcdirte erstrecken werden, wird sich jeder RechtSunkundige in derartigen Lebenslagen leicht zurecht finde». Freundliche Nachweisung von etwa doch eingeslosscnen Irrtdümern wird bei der Wichtigkeit dieser Rechtsfragen für alle Elasten der Bevölkerung dankbir entgegengenommen. An« ber bet aller Kürze dennoch eingetretenen llmsänglichkeit der behandelten, an sich so eliisach anSfehenden Rechtsfrage kann der Laie zugleich lernen, welche Mühen der Richter und Sachwalter bei verwickelten Recht'fällen aufzumendcn hat, um da« im Fragrfall allein Richtige hcrauSzusinben. Leidiger anthropologischer Verein. Sitzung am 27. Januar 1882. Zu Anfang der Sitzung gab der Vorsitzende, Herr l)r. R. Andrer, einen kurzen JahrcSber'cht, au- dem u. A. hervorging, daß die Zahl ber Mitglieder während de« verflossene» Jahre« von 50 aus 62 stieg. In 6 Sitzungen wurden über verschiedene, in den Bereich der Anthropologie gehörende Gegenstände theilS Aoricäge gehalten, theil« kürzere Mittheilungen gemacht. Es solglc hieraus der Vortrag de« Herrn vr. Tillmonns „über de» Einfluß de« Berus» auf Entstehung von Krank heiten". Der Vortragende erwähnte zuerst eine noch selten«, an anderen Orken gar nicht beobachtete Krankheit: den ThecrkrebS bei Thecr» und Parassiiiarbeiterii. Durch die schädlichen Einflüsse de« unreinen 'Varassin wird die Haut der mit seiner Verarbeitung beschäftigten Leute ganz aufiallend spröde; namentlich haben die Arbeiter an der Preise darunter zu leiden. Bei Len Schoriistclusegrrn tritt in England häufig auch eine KrebSkraiikhcit aus, während sie in Deutschland nur äußerst selten voekoinii». Anderwärts findet man, namentlich bei jungen Jndi- viduen. besonder- an der Unterlippe den Tadakkreb«. Pkrln>u»e,drech-ler ziehe» sich, wahrscheinlich durch die Ein- atbmuiig de« bei dem Drechseln entstehende» PerlmutterstaudeS, älter- eine Knochenciirzündung zu. welche jedoch glücklicher Weise in der Regel gutartig verläuft. Sehr gefährlich sind dagegen die Knochenenlzündun en bei Arbeitern in Pho-phorzündhölzersabriken; doch >fl die Zahl solcher Krankbrii-säll, in der Neuzeit sehr erheblich verringert worden; in Ihürmgen freilich. wo noch ganze Familien sich mit Herstellung von PhoSohorzünddölzchen befassen, in rvelchen Fällen natürlich die sonst streng gehandhabre Beaufsichtigung von Leiten der Behörden sehr mangeldast sein must, kommt dir er- wähnte bö-artige Krankheit, die besonder» oft am Unterkiefer sich zeigt, noch ziemlich häufig vor. Bekannt sind ferner die Verunstaltungen de« Knochengerüste« z. B. durch zu schwere Belastung in trüber Jugend rc. Bei der Infanterie entsteh» di-weilen durch zu heftige« und häufige« An schlägen de« Gewehre« an den Arm eine Muskelverknöcherung, bei den Reitern eine solche an den Oberschenkeln; manchmal greise» solche Verknöcherungen wetter um sich und können jämmerlichen Tod herbeiftidren. Eine andere Verus-krankste:! sind dle MuSkelkrämvse bei Schreibern (Schreibkrainpf), Lchudmachern, Nädterinnen. Malern w. Sehr oft kommen Luftröhren- und Lunqenkrankkeiten vor in Folge der mit dem Berufe verbundenen Einathniung schädlicher Gase wtd Dünste: dergttichm entstehen z. v. t» Strohhntfadrkken. bei« Hopseaschwesrla, in Eisenhütte», Gasseckriken rc. rc. Boa de» ürunnenmachern sterben ',«—1 Pro«, eines plötzlichen Todes durch Einothmuiig der höchst gefährlichen Vase in alten Brunnen. Geld- lieber fallen durch die Zinkbämsse in Fieber; Wollsortirer werben 'ehr oft Opfer de- mir der ihierischea Wolle ober den thierischen öaaren verschleppten Milzbrände«; die Sterblichkeit dieser Arbeiter vcttäg» in «radiord (England) nicht weniger al» 68.2 Procent!! Lungenrnveiterungen. BerdauungSdeschwerdea und Nervenkrank heiten sind edenfall« in sehr vielen Fällen Folge de« Berufes, in welchem die übermäßigen Anforderungen der Jetzt««» üdermästige Anstrengungen veranlassen; aus dieselbe Quell« ist die Vermehrung der Geifte-kranken zurückzusührea. Zum Schluss« wie« Herr vr. Lillmanns daraus hin, dast Per- Ionen, deren Berus MuSkelanstrenguog und Bewegung tm Freien mit sich bringt, mit weit gröberer Wahrscheinlichkeit ans langes Leben rechnen können al« andere; auch geistige Arbeit ist, wenn nicht übertrieben and mir einem gewissen behaglichen Lebensgenüsse verbunden, einem langen Lebe» förderlich. Die Eh« hat ebenfalls unzweiselhaft Einfluß ans die Leden«da«r: verheirathete Minner können durchschnittlich aus 60 Jahre rechnen, Junggesellen nur aus 45. Von den Selbstmördern sind 66—75 Proceut unverhetralhete Personen. Nicht wenrger kommt bei der Lebensdauer die gesellschasr liche Stellung, die Jemand «»nimmt, ta Betracht: von 1000 Reiche sterben bis zum 40. Lebensjahre nicht ganz 33'i, Procerrt, vo 1000 Armen fallen bis zum 5. Jahre volle 33'/, Proceut den Tode anheim. Nachdem Herr Pros. Lrnckart in längerer Red« aas eine Krank beit, welche ganz besonders Tuanelarbelrer besällt, hingewieseu u», ihre Ursache auSeinandergesetzr. spricht Herr vr. R. Andrer übe „die Steinzeit in Afrika". Während e« längst sestaestellt ist, dast die Bewohner Suropa- und Asien- einst Striageräthschaslen benutzten, und während dies i Amerika stellenweise noch heute gefchieht, in der Güdsce aber in vorigen Jahrhunderte ganz allgemein und überall geschah, war bi. vor Kurzem über Afrika in dieser Beziehung nicht« bekannt. All, afrikanischen Stämme, welche wir kennen lernten, waren ohne Aus nähme in der Lultur bereits so weit gediehen, daß sie da« Eilen kannte». Nur ganz geringe Spuren davon, vast dies ehedem anders gewesen, waren vorhanden, wie z. B. Lornquerscher, Pfeil spitzen bei den Buschmännern. Feuerfteingerithe bei den Fellahs: auch die Bazunba aus Madagaskar wendeten Pseilsvitzen von ge branntem Thone an, blS die einwanderndea HovaS sie mit den. Eisen bekannt machten. In den Schriften der Alten haben sich nur ganz wenig Stellen erhalten, welche den Gebrauch von einzelnen Sieingeräthen bei de» E-iUpiern bezeugen. Steinerne Messer diese« Volke« haben sich bekanntlich erhalten. Do fand in der Näh« von Theben 1869 der Franzose Arrelin ein sogenannte- „Atelier", d. h. rin» Werkstatt, in der vor Zeiten Siemgeräthichaften aagesertigt worden waren; zahlreich« Spurrn dieser »lustigen Thätigkeii waren noch vorhanden. Arcelin behauptet» nun auf Grund diese« Funde« eine Steinzeit auch sür Egftpicn Lepsiut ober widersprach aus» Bestimmteste; ihm folgten last alle Egyplologen. Do fand Reil der den Schwefelbädern von Heluan, l->—20 Kilom. südlich von Kairo, viel« Fruerfteiageräth«; Lenz kam aus seiner Reste noch Timbukru der Taudeni in den Besitz von Hämmern rc. aus Grünstem. Röhls« har is Kukra ein« steinerne Wurslaiijenjpitze geiehen. Auch ln Algerien und Tunis fanden sich Tleing räthe, der inieresianleste Fund aber, «in handgroße« Beil von dem räthselhasren Nephrit, wurde in ber M tte der Sahara gemachi. Dieie Thaliache» führen zu dem weitere» Schlüsse, daß dre Sahara einst einen ganz »»deren Charakter trug, daß bei ihr also ern bedeutender klimatischer Wechsel staNgesunben haben muß. An der Goldküste ferner wurde ein dänischer Missionair schon Anfang unseres Jahrhundert« aus Skeiiigeräthe aufmerksam; ebenio sind sie in Südafrika, evenso am Cap Guarvaiui sicher uachgeroiescn. Und ^wir stellen die bi« heute aemächre»'Furrde auch alle Perioden der Lteinzeil dar, von der ältesten dis zpr jüngsten. Tausch ist fmon nach dem jetzigen Stande der hierauf bezüglichen Entdeckungen auch für Afrika eine Steinzeit mit unumstößlicher Sicherheit bärge- thaa. Ohne Zweifel aber wird die Zahl der Beweisstücke sich noch fahr vermehren, je genauer der Erdtheit nach dieser Richtung Via erforscht wird, je weiter Männer, von anthropologischem Interesse beseelt, in da« Land eiudringen. E« solgira einige Bemerkungen der Herren k>r. Plost und vr. Obst, welche zur Vestäiigung der von dem Herrn Vortragende» gegebene» AuSsührunge» bienlen. Die mtttlerwette vorgenommene Borstand-wahl ergab keinen Wechsel in der b -herrgen Besetzung der Vcrein-äinter; der Vorstand besteht somit nach wie vor aus den Herren vr. R. Andrer als Vor- sitzendem. Pros. Crebner al- stellvertretendem Vorsitzenden, vr. Kuhn als Schriftführer und Buchl/aadler Ercdrier al- Easstrer. F. S. Lntschei-ungeu des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Der Maurer Aloi» M. zu N. war wegen Körperver letzung au» tz. 223a Str. - G. - B verurlheill, weil er bn Gelegen!,eil einer Schlägerei dem ans dem Boden liegenden Arbeiter Jobaun A. miltelft der.Dpiyen der seine Füße bekleidenden Stiefeln einige Berleystngcn beigebrachl Halle. DaS Landgericht hat alS erwiesen Angenommen, daß der Angeklagte mit den Spitzen seiner ungenagellen, mit harten kantigen Ecken versehenen Stieseln an seinen Füßen dem zu Boden geworfenen A. einige Male wuchlige Stöße an den Kops versetzt hat, so daß dieser an solchem drei Beulen nebst einigen Schürfungen erlitt und hierdurch drei Tage arbeil«- unsäbig geworden ist. und stellt weiter fest, baß die Spitzen der Stiefeln des Angeklagten vermöge ihrer harten kantigen Ecken an sich alL Gegenstände erscheinen, millelst deren im Vereine mit der Wucht der Kußstdße einem zu Boden Lie genden eine dessen Gesundheit gefährdende Verletzung zuge- lügt werken kann. Hiernach sind die benutzten Stieseln zu folge ibrer eigenthümlichen Besck»asfenl>eil im Zusammenhalle mit dem millelst der Fußstöße von ihnen gemachte» Gebrauche al« gefährliche Werkzeuge erktäLl worden. Bei Verwerfung ver Revision vcS Angeklagten hat der l. Strafsenat dc- Reich-gericbt« am 1. Decrmber v. I. auö- gesührl, daß es nichl daraus ankommen kann, ob ungenagette «liefet zum Zuschlägen mittelst der Hände ver wendet, al« Waffe in Betracht zu kommen haden und daß sich die mittelst Ver Stöße mit den Küßen gegen die Verletzten zu dessen Mißhandlung benutzten Werkzeuge, auch wenn sie alS S liefet einen üblichen BckleidungSgegenftand eine- Körperglicd« bilden, um nichts tveniger nach Beschaffenheit und Art des Gebrauch«, wie hier vorliegt, alS gefährliche Werkzeuge karftcllen können. Ebenso wenig bedarf die Bemerkung des Auzeklaglen, daß er die Verletzungen nur durch das Körper- glied des Fuße-, welcher alS gefährliches Werkzeug ebenso wenig wie eine grobknochige derbe Faust beurtbeilt werben könne, zugesügl habe, gegenüber dem festzestelllen Thalbestande einer weiteren Widerlegung. Äus Stadt u»d Land. * Leipzig. 1. Februar. Ein- unserer wichtigsten nationalen Erziehungsmitkel. da» Turnen, ist in einer der letzten Sitzungen ber Ersten sächsischen Stände kammer GegeuFand heftiger Anfechtung gewesen und zwar bei Gelegenheit Der anderweilen Beratdung darüber, ob der Termin der Einführung be- Turnunterrichts an den einfachen Volk-schulen in> denjenigen Orte» bi- aus Weiteres noch binauSgeschoben wbrden soll, wo sich die hierzu nvlhigen Ein richtungen nicht treffen taffen. Der durch seine früheren parlamentarischen Krastleistungen bekannte Rittergutsbesitzer Seiler in Peuensalz — von ihm »ührt bekanntlich da» ge- flügelte Wort her. daß die Lei Pilger Sonntag- aus das Dors gebe», um Schnaps zu trinken — erklärte sich gegen den Depulationsanlrcia. daß die Erste Kammer in dieser Angelegenheit dem Beschlüsse der Zweiten Kammer beitrelen unk von idrrm früheren Beschluss«, welcher dahin lautete, die Staatsregierung zu ermächtigen, die Zeit der Einführung des Turnunterrichts an Orlen mit nur einfachen Volksschulen ganz allgemein mkerweit hinanszuscbieben. wieder abgeben möge, und begründete dies« seine Meinung mit folgenden Worten: Ihn Hab« das Resultat der Verhandlungen der Zweiten Kammer über den vorliegenden Gegenstand überrascht. Der Antrag sei von der jensettigen Kammer mit nur gertttger Majorität angenommen überdies Hab« «m, dort, was für ih» ^»sehe bezeichnende« Moment sei, dir namentliche Abstimmung abgrlehnt. Er glaub- nicht, dab es so leicht wieder einmal Vorkommen werde, daß geg»' den auszeiprochenen Willen der öffentlichen Meinung, der vertrete, von so vielen Dorfgemeinden, zwangsweise eine Di-eipim tu die Volks schule aus dem platten Lande eingesührt werden solle, die nicht di> geistige, sondern nur die körperliche Ausbildung bezweckt. Ebenso au könnie man Tonzunlerricht oder Schwimmunterricht einführen. Unl wenn man den Turnunterricht als geeignete Vorschule für den Militair dienst bezeichnet habe, so könnte man ebenso gut Fechten, Reiten unl Schießen als Unterricht-gegenständ einführe». Nach de» Erfahrungen der letzten deutsch-sranzösischen Kriege« könnte» die P utsche» trotz des Turn- unterricht« nur mit Mühe die leichte Beweglichkeit und die Gewandtheu der Franzosen erlangen. Aber dafür steh« der deutsche Soldat, unl am meisten der vom Lande, fest, und Da« sowie der treue Gehör- lam der Soldattu hätten damals den Au-schlag gegeben. Ebenso habe die deutsche Tavallerie nicht io sehr dir Tüchtigkeit im Reiten vorwärts gebracht, sondern die autgezeichuete Pflege ihrer Pferde. Bei der Beschäftigung der Kinder aus dem Lande erscheine dort der Turnunterricht nicht so dringend aoibwendig. Man möge nur daraui sehen, daß die Kinder tüchtig zur Arbeit angehalren würde» und »u Treue und Gehorsam; möge man ihren Geist ausbildeo, damit su ich in späteren LedenSjahreo je nach ihre» Bedürfnisse» selbstständig veitcrbilden könnten: aber die Nolhrveadigkeit körperlicher Ausbildung us dem Lande zu oeurtheilea. Da- möge maa den Gemeinden und irren Vertretern selbst überlaste». Es muß zur Genugthuung aller Freunde des Turnens ,ereicben, daß die übrigen Redner nicht mit solcher Gering chäyung vom Turnen sprachen, sondern, wie z. B. der Gral Kex. erklärten, sie seien Freunde be» Turnunterrichts. Pie tammer nahm denn auch den Antrag ihrer Deputation an >nd es ist demnach in dieser Angelegenheit ein übereinstimmender Beschluß beider Kammern erzielt; die Einsübrung de» Turn» interrickl» soll demnach nur in denjenigen Orten, wo sich die löthigen Einrichtungen thalsächlich nicht beschaffen taffen, bi ms Weitere« sistirl werben, und damit wird sich am Ende Jeder einverstanden erklären. In turnerischen Kreisen werden eie Darlegungen des Herrn Seiler gewiß mit Heiterkeit aus genommen werden. — Se. Majestät der König hat dem Abtheilungs- direclor im Ministerium des Innern. Geb. Rath von Kör- ner, die elbelene Entlassung au» dem Staatsdienste unter erneuter und besonderer Anerkennung der während einer Dienst zeit von über fünfzig Jahren geleisteten treuen und aus gezeichneten Dienste bewilligt. Tie am TienSlag abgehaltene Plenarsitzung des Ministeriums des Innern, welcher säminlliche Mitglieder des letzteren anwohnlen. gestaltete sich an ihrem Schluffe aus Anlaß des Austritts des Herrn Ged. Ralhs v. Körner zu einer ernsten Feier. Herr Staat»- ininister v. Nostitz-Wallwiy ergriff, wie das ,.Dr. I." berichtet, da» WoN und hob hervor, daß diele Plenarsitzung die cetzke sei. an welcher Ged. Rath v. Körner sich belheiligte. und fuhr dann fort: „Wir dürfen hoffen, daß wir ihm noch oit mct>l blos im Leben, sondern auch in diesen Räumen begegnen, und ich insonderbeit behalke mir vor, von der ieillcrseils ausdrücklich mir gegebenen Erlaubniß. mich auch in Znkunfr an ibn um Ertheclung seines Rakhes wenden ;u dürfen, hälisig Gebrauch zu machen. Ich habe diesen Tag nicht vcriibergehen lasten wollen, ohne Sic ausdrücklich zu bitten, Jore wohlwollenden und sreunblichen Gesinnungen mir auch sür die Zukuusl zu erhallen; ick habe diesen Tag nicht vorübergehcn lasten wollen, ohne auch an dieser Stelle für die treuen und auSgezeichneken Dienste, die Sie über ein balbes Jahrhundert un Ressort des Ministeriums des Innern, und namenttich seit länger alS einem Vierteljahrhuukerl als Äblheiluttgsvprstand im Mi»isierum uninittelbar geleistet haben, für den umsichtigen, wovlbegrünkelcn und lapsern Rath, aus den ick» von Ihrer «eile zu jeder Zeit und in allen Verhältnissen h»be rechnen dürfen, meiner seits zu danken. Ich habe diesen Tag nicht vorüber gehe« lasten wollen, ohne in unser Aller Namen sür die Unterstützung, die Jeder den un- bei Ihnen immer unb »>il gleicher Tienstbereilscbasl Hai finden können, unser» innigsten Dank auszusprechen. Als äußere« Zeichen dieser Gesinnung bin ich beauftragt, im Namen Ihrer bisherigen Eollegen dieses Album mil unseren Bildnissen zu überreichen, und Sie in demselben blättern, so hoffen wir. daß Sie dabei srcundlich der Männer gedenken, welche die Zeit nie vergessen werten, in welcher sie mil Ihnen gemeinschaftlich gearbeilet haben, sowie daß Sie denselben Ihre liebreichen Gettnuungcn auch ferner erkalten werken." Bei diesen Worten überrenchie Se. Ercellenz Herrn Geheimen Rath von Körner ein kunst voll verziertes, in Sam nie! mit Bronze ausgesübrles. die Eadinetsvilker sämmltlchcr Mitglieder de» Ministeriums enl- haliendes Album. * Leipzig, l. Februar. ES siegt gegenwärtig der aus sührlictie Bericht über die Sitzung der Zweiten Kammer in TreSdcn am letzten Montag ver. in welcher der Antrag des Viccpräsidentcn Streit, die Erhöhung der Orlsseuer- lösckrassen-Beilräge betreffend, zu ziemlich energischem Auseinankerpiatzen der Geister Anlag gab. Tw Ursache dazu war der conservalive Abgeordnete von Oeblschlägel. welcher den Orlen mit guten Feuerlöschrinricklunge» eS mißgönnte, daß sie für die von ihnen gebrachten finanziellen unv sonstigen Opscr emigermaßen durch einen höheren Bei trag aus der LandeSbrandcasie und von den Privat-Bcr sicheruiigöaiistaltcn entschädigt werden sollen. Herr von Oehl- schlägcl scheint nachträglich das Bedürsniß empfunden zu baden, seine Ausführungen etwas abzuschwächcn, da ver au» sührlicke Bericht in den Regierungsblättern von den früheren Referaten in anderen Blattern nicht unwesentlich abiveicbt immerhiu zeigen die betreffenden Darlegungen noch eiue große Uiikennlniß de« Institut- organisirtcr Feiienvehrrn unv bedauerliche Abneigung gegen diese gemeinnützige Ein richtung, deren sich heule auch mehrere Hundert Dorischasten in Sachsen erfreuen und zwar, iocu ihre Bewohner eingesehen haben, daß eS mit dem alten Schlendrian, in dem sich das Feuerlöschwesen namentlich auf dem platten Lande seit alterSber befand, nicht so wetter gehen könne. Herr von Oeklscküäaci hat es sür gut befunden, zu behaupten, sür die Dörfer sei eine Feuerwehr nicht unbedingt notbwendig, da von einem großen Brande bei den Dörfern vielfach gar nicht die Rede sein könne. Wie eine solche Behauptung gewagt werden kann gegenüber der uotorischen Thalsache, daß im Lause der letzten Jahrzehnte in Sachsen eine Menge großer Dorsdrande statt gesunden haben und jedenfalls auch bei der »eichten, seuer gefährlichen Beschaffenheit ber Häuser in Zukunft noch stall finken werden, ist uns unbegreiflich. Daß die HruerSbrünstr aus dem platten Lande in der Regel eine größere Intensität entwickeln und die vom Feuer ergriffenen Grundffücke der Regel ganz eingeäscherl werden. Da« hat seinen Grünt mit in dem Mangel an jeder organisirtcn Feuerlöfch einrichtling." Schreiber Dieses hat es selbst mit angesehen, daß die Dorsspntzen sich in einem schauderhaften Zustande befanden unv gä»;lich ungeeignet waren, im Ernstfälle nach krücklich einzugreisen und Schutz zu gewähren; er bat ferner mit erlebt, daß die Schlüffe! zum Spritzcnkause beim Ausbruche eines Brande- nicht zu finden waren und die kost barste Zeit zur Unterdrückung deS Feuer» verloren ging. Herr von OehUcklägel hat dann ferner behauptet, in vielen Orten sei die Bildung einer Feuerwehr gar nicht möglich unv zwar wegen der Beschäftigung der Bevölkerung; sodann siehe die aus Erercitien rc. verwendete Zeit nicht »m Ver- bLltniß zu dem schließlich«» Erfolge und man habe aus dem Lande schon Vereine genug. Wir können dem geehrten Herrn nur ralhen, daß er seine Blicke einmal aus Sübdeutschland, insonderheit aus Württemberg, richte, wo die freiwilligen Feuerwehren gerade aus dem Lande eine -außerordentliche Verbreitung gesunden haben unb fast jede» Dorf eine Feuerwehr bat. Darum soll Das. was dort besteht, nicht auch in Sachsen zum gem-insamen Nutzen möglich sein? Natürlich muß in solchem Falle der Mangel an Gemeinsinn. ver leider noch so vielfach vorbanben, einer besseren Erkenntnis weichen, unb gerade solche Männer, wie Herr von Oeblschlägel. sind berufen, in dicker Beziehung mit gutem Beispiele voranzugeden. Man muß darüber er es 'rrilt fei», daß dieser »kt >»schmne»>», Ee»sM solirt in der Kammer geblieben ist und daß sich eine »»zahl inderer Abgeordneten gesunde» hat. welche mit warmen und kräftigen Dorten für die Weiterentwickelung und Unterstützung )es FeuerivchrwekenS eintrateu. * Leipzig. St. Januar. Im Schaufenster der T. V. Klein'schen Kunsthandlung am Neumarkl festelt setzt wieder ein prächtige- Portrait die Blicke aller Paffanten. Das» elbe, ein Brustbild in Medaillon-Formal, ist vo» R, Konkblv io Leipzig gemalt und stellt einen bekannten hiefü zen Gelehrten dar. Was an diesem Bilde besonders srappirt. ist der lebenswahre Ausdruck und die bewunderungswürdig seine und saubere Behandlung des Colorit». Wir haben dem vorgenannten Künstler sür seine vorzüglichen Bilder bereit- wiederholt unsere Anerkennung ausgejprochen und können auch sein neueste» Werk nur mit Worten de» Lobes der Beachtung empfehlen. — Am 29. Januar früh brannten die Scheunen und der Schuppen des Gul-besitzer» Ludwig Schubert in Mülsen St. Niklas bis aus die Umfassungsmauern nieder. Lerder st diesem Feuer auch ein Menschenleben zum Opfer gefallen, nämlich der Arbeiter Krauße, welcher schon seit längerer Zeit aus dem Heuboden nächtigte. Am Montag Mittag fand man seinen zu einer unkenntlichen Maste zusammengeschrumpf- ken Leichnam unter den immer noch rauchenden Trümmern. Kravße ist 4t Jahre alt und unverbeirathet. war Soldat unb hat al» solcher die beiden Feldzüge 1868 und 1870/71 mitgelämpft. — Wahrscheinlich in Folge von Brandstiftung ging am Sonntaa Abend in Auerbach eine Reihe von lO Äch«lnen an der sogenannten Predigerswiese vollständig in Flammen aus. Ein Theil der Vorrälhe und Geschirre, welch« in den Scheunen ausbewahrt gewesen, konnte gerettet werden. — Wie von glaubwürdiger Seite verlautet, sind in den dieser Tage in Auer-walde bei Frankenberg verhafteten Verbrechern Kümritz und Nitzschke nun auch die Mörder des vor ca. 2 Jahren im Dresdner Ostragebege beraubten und ermordeten pens. Kammerdieners Straßburger ent deckt worden. Ein bei ihrer Durchsuchung ausgesundener Bleistift soll zum Berrälher ihrer so scheußlichen That ge worden sein. vermischtes. (I Kassel. 30. Januar. Au« Anlaß einer Reihe voo Spccialfälten ist jetzt sür die preußischen Staats- und unter Staatsverwaltung stehenden Bahnen «ne Bestimmung erlassen worden, welche das ausnahmsweise Anhalten von einzelnen Schnell- und Personcnzügen auf solchen mittleren und kleineren Stationen regelt, welche sahrplarmiäßig ohne Aufenthalt durchfahren werden. Es soll hiernach die Gestattung hierzu — die rechtzeitige Anmeldung bei der kompetente» Behörde vorausgesetzt — nur dann erihrilt werden, wenn eine größere Anzahl von Personen mit dem betreffenden Zug« befördert werden will, wenn betriebstechnische Gründe nicht den Ansenlhalt unkhunlich erscheinen taffen und wenn durch die Maßnahme nicht eine Erschwerung des ExpcditionSdienstes (Ausgabe von Billel». Einschreibung von Gepäck :c., zu einer sonst hierfür nicht bestimmten Zeit) erforderlich wird. Im klebrigen werden die Verwaltungen entsprechenden Anträgen mit thunlichfter Coulanz Folge geben. ? Eger, 30. Januar. In unserer Stadt scheint «n Brandstifter sein ruchloses Hanbwerk zu treiben; denn gestern, wo viele Leute bei dem schönen Wetter einen Spazier gang unternommen halten, ist zweimal Feuer auSgekom» men Erst brannten in einem entlegenen Sladltbeile 3 Scheunen, deren Löschung wegen völligen Wassermangels unmöglich war; kurz danach loderten au» einem Hause an einer sehr feuergefährlichen Stelle die Flammen empor, und Pie Feuerwehr halte große Müde, den Brand aus da- eine Haus zu beschräickei». D»e Bewohner sind durch diesen Bor sall erschreckt und fürchten, daß der Bösewicht (dcrn einem solchen ist die Enkslehung des Feuers jedenfalls zuzuschreibcn) seine Absicht, «in große» Brantunglück über unsere Stadt zu bringen, noch aussübren werde. — Der 17jährige Mörder P lz au» JcachimSthal. der in voriger Woche ein 8jährigeS Mädchen in schlechter Absicht in den Wald geführt. eS mit Reisern und Schnee bedeckt und dann erdrückt hatte, wird schon im Monal Februar vor das hiesige Geschworenen gericht gestellt werden. 8. Zum Eapitrl de» größten Fasse». Wenn das ans Beseht des Herzogs Eberhard lll. in den Jahren t7lS bis 1720 erbaute Riesensaß nur 900 Hektoliter hält, so ist es teineswegeS „da« größte Faß aus Erden". Denn das Heidelberger Faß halt 287D01) Flaschen, waS wenigstens 1500 Hektoliter au«u>acht. Seine Dimensionen sind ll x 8 Meter. Es ist. soweit bekannt, nur eiumat und zwar der Euriositäl halber mit Zchcnkwein gefüllt worden. Die moderne Böttcherei hat aber weit größere Monstra zu Wege gebracht. So hat «ne Straßburger Faßsabrik im Jahre t878 für eiue Weinhandluna in Epernay ein Faß von 6000 Hektoliter Inhalt gebaut. Aus der Pariser Weltausstellung war auch ein Riesenfaß zu sehen, dessen Dimensionen und Inhalt un» aber nicht bekannt sind. Rechnet man aber hierher auch die Kufen in den Bierbrauereien, so giebt eS noch ganz andere Dinge zu vermelden. So berichtet der österreichische Generalkonsul von Seberzer in seinem Buch« über die Wettinpustrien von einem solchen in einer Londoner Brauerei befindlichen Ungeheuer. daS 30,000 Hektoliter soffen soll. Seine Eisenreise haben ein Gewicht von tKO.OOO Pfund »knd seine Herstellungskosten delausen sich auf 200,000 -K — Bon Amerika nach Europa — per Eisenbahn. Kein Project ist zu großartig, zu abenteuerlich, al« daß eS nickt in einem findigen 'Isankeekopse zur Reise gelangen könnte! All' unsere geographische Weisheit wird zu Nichte gemacht durch die kühne üdee eines amerikanischen Ingenieur-, Namen« Gregory, der die neue Welt mit der allen durch einen — Lcdi'enenstrang verbinden will. Mr. Gregory hat seinAr Plan schon fertig zu Papier gebracht, die Rout« ist schon auSgelegt. alle theoretischen Vorarbeiten sind bereit- getroffen, — nur die treibende Kraft, da» Capital, fehlt noch. Nun. unsere Capitalinen scheuen sich zwar sonst nicht, ihr Geld den schwindetbaskesten Unlernekmungen zu leihen, aber das Project des Herrn Gregory dürste ihnen denn doch etwas — zu kühn Vor kommen ! ES bat also wohl noch gute Weile, bis Herr Gregory un Stande lein wird, die — wie wir ja gern einräumen wollen — offen baren Mängel der Gestaltung unserer guten Mutter Erde zu corrigircn — einstweilen wollen wir aber sein gigantisches Vorhaben unseren Lesern nichl vorenlhallen. Nach Grcgorv's Plan soll die Eijcnbabn von den, Ber. Staalen-Territorium Washington nach den britischen Besitzungen führen. Tann — meint er — möge England den Schienenweg durch New- Georgia und quer durch Alaska »ach dem Cape Prince cs Wales an ver Behringsstratze sortsührcn. Bon hier auS soll dann Rußland — oder die au» den „großen Capikalisten der Wett" bestcdenke Gesellschaft — die Bahn bis St. Petersburg vollenden. Reisende unv Frachtgüter sollen mittelst Dampfer nach dem dem Eape Prince cs Wales gerade gegenüber ge legenen und nur 40 englische Seemeilen davon eutserntcn East Eape (Asien) über dir BehringSstraße geschafft unb aus dies« Welse innerhalb zweier Stnnb«, von Amerika nach Asien und dann nach Europa — beziedungsiveise wieder zurück — befördert werden, daß eS nur so eine Art hat! Und diese ganz« große Weltreise immer zu Land« — bloS 40 Meitchen, ettpa wie von Dover nach Calais zu Wasser — soll nicht mehr als 130 Stunden, d. d. nicht ganz 5'/, Tage, also beiläufig so viel wie die Ueberland-Tour von New-7)ork nach San Francisco, in Anspruch nehmen Fürwahr, ein kükmer Plan; schabe nur. baß seine Ausführung iu so weiter Ferne liegt!
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