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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188203030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820303
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820303
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-03
- Tag1882-03-03
- Monat1882-03
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. lietacilon uni» Lrpehitiim Johamietgassr 33. Hmchkuudki» der Urdartion. Bornlüiaq« 10-12 Uhr. Nachmittag« —6 Uhr. Glr n« «UUIi.tr rm«Is,t»rr Vl.ruicnvt, ttch »L n«d«lw» ,t». »n««tz»e »er für die nSchftksl,e«»e N««»er »efttm«te« Inserate a, SS«che»ta,en t>>« L Uhr Nach»ttl>,«, an e««n» nn» Sesttaae« früh hi« '/,« Uhr. In dt« /Main« für Ins.-Annahme: vtta Ulemm, UnlversitätSstrahe 21, L«nt» Lösche, Katharinenstraße 18, p. nur hi» Uhr. iMM und TagebW Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Keschästsvcrkehr. Auflage »7.2Z0. Abonnrmrnisvrrts vienelj. 4V, Klk., ivcl. Brnigerlotm ö Mk., durch die Lost bezogen ti Mk. Jede einzelne Nninincr 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren ihr Extrabeilage» ohne Postbesörderung 33 Mk. mit Postbesörderung 48 Mk. Inserate stgespaltenc Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis Tabellarischer Lay nach höherem Tarif. Leclamro unter den Urdactionsllrich die Tvallzeile 50 Ps. Inserate sind stei- an die ii-rpedirio» zu senden. — Rabatt wird mchi gegeben. Zahlung praviiuiinranno r der durch Post- uachnahme. .4? K2. Freitag den 3. März 1882 76. ZcchMng. Amtlicher Theil. Velillnnlmaihiing. Die beiden, von der Stakt zum allgemeinen Gebrauche angcschafften, im Souterrain de» Museum- aufdewahrten Leichentücher werden durch den dasigen Hausmeister zur Benutzung bei Leichenbesiattuiigen für 9 ^tk au-gelieben und wirb für diese Taxe gleichzeitig da- zum Auslegen auf den Sarg bestimmte Erucisir leihweise mit überlassen. Leipzig, am 28. Februar 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. De. Tröndlin. Hennig. Bekanntmachung. Wegen Einlegung des Doppelgeleiscs der Pferdebahn wird der Brühl zwischen Katharinen, und Hainstraße von Montag, den «. März d. I., ab bi» auf Weiteres für de« Durchgangsverkehr ge sperrt. Leipzig, den 1. M8rz 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. in. H< Dr. Tröntlii )cnnig. Für die erste diesjährige Venefizvoritellung zum Besten de« Theater-PenstonS-KondS, welche Freitag, den 3. März d. I., stattfinden soll, haben wir die Oper „Ftdelto" gewählt. Wir geben »nS der Hoffnung bin. daß die Wahl dieser Oper für daö geehrte Publicum besondere Veranlassung sein wird, seine Thellnahme für da- PensionSinsrilut durch recht zahlreichen Besuch zu bethätigeu. Leipzig, den 25. Februar >882. Der DerwaltungSauSschnß de- Lheater« PenftonS-FondS. Im Monat Februar sind vom Stadtrath angestellt worden: als RathSwachtmcister: Johann Friedrich Wilheln» Steinhaufen; als Corpora, der RathSwachc: Gustav Adolph Fritsch; als Scbulaufwärtcr: Friedrich Wilhelm Fleischer. Nichtamtlicher Theil. Russischer Chauvinismus. i. Die düsteren Wolken, welche Herr V. Puttkamer von Zeit u Zeit am politischen Himmel Europas zu sehen Pflegt, cheinen daS letzte Mal nicht bloS in der Phantasie deS Herrn Minister» ansgesliczen zu sein, denn die jüngsten Nachrichten, wie sie vorzüglich auS dem Osten zu uns kamen, gestalteten sich mehr und mehr als die Vorboten eines heraufziehenten Wetter-. Es ist ja leicht erklärlich, vaß die Waffen, in denen Europa stark, mitunter auch ebne besondere Veranlassung aneinander klirren; so absichtlich, wie vor Kurzem, ward aber seit langer Zeit nicht mit dem Schwert geraffelt. Den gelegt haben, gewiß sind dieselben aber als ein Ausdruck Dessen, waS man in weiten Kreisen der russischen Bevölke rung denkt, in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzen. Wäh rend Rußland Alles. waS cS an Eultur besitzt, mir dem west europäischen. hauptsächlich dem deutschen Elemente zu tanken bat. wiederholt sich jetzt die schon unter Nikolaus bcobachleke Erscheinung, daß der Schüler sich gegen seinen Lehrer auf lehnt. und mit dem Bucke, dessen Ausgaben er nicht zu lösen versteht, nach ilun wirst. Nach wenenropäischem Vorbilde schuf Peter der Große sich seinen russischen Staat, er bob die Bojarcnwürdc auf und zwang den Adel, am Hose zu Peters burg, daS er als ein Paris an drrNcwa erstcben ließ. Dienste zu nehmen; die höchste geistliche Macht vereinigte er in seiner Person mit der weltlichen und glaubte sein Bell wirklich mit der Knute aus die Bahn deS culturcllen Fortschritts getrieben zu haben. Doch in Einem hatte sich der geniale Herrscher dabei verrechnet, nämlich darin, daß sich ein Volk eben nicht gewaltsam cultivircn läßt; daß man mit Zwang und Ver ordnungen wohl eine Acnderung in dem äußeren Lebe» zu erzielen vermag, daß eS aber für die geistige Ausbildung einer Jahrhunderte langen Arbeit aus dem Innern de» Volke» herau» bedarf. Während die westeuropäischen Nationen in Kunst und Wissenschaft eine ruhmreiche Vorgeschichte be saßen, singen die russischen Dichter und Denker erst in diesem Jahrhundert an, sich an deutschen und französischen Mustern zu bilden. Zudem blieben noch die Massen deS russischen Volkes von diesem geistigen Auslcbcn völlig unberührt, die starr« Faust der Autokratie lag und liegt wie ein Bleigewicht aus der Seele des Volkes und hindert sie am freieren Ausathmen. Die erste Vorbedingung für di« gesunde kulturelle Ent Wickelung deS Volkes ist ein breiter kräftiger Mittelstand; diese Vorbedingung fehlt aber in Rußlanv fast gänzlich, denn den aus weiten Lanvstrccken verstreuten, noch in den ersten Stadien der Heranbildung befindlichen, äußerst zahlreichen Bauern steht nur ein sehr geringes und einflußloses Bürgertbum gegenüber. Die Brücke von dem übrrbiltcten Russen der AtclS- und Beamtenkasten zu dem in Branntwein undSchmutz verkommenden Muschik ist leider noch nicht geschlagen. Andere Völker haben die Freiheiten, welche sie besitzen, ihren feudalen Machthabern abge- rungen; was die Russen an Freiheit auszuwciscn haben, ist ihnen von dem Zaren geschenkt worden. Dazu kommt eine äußerst Mangel haste Rechtspflege; 5000 Paragraphen umfaßt in 2> Quart banden der „Swod", da- russische Gesetzbuch, und ein Utas darin ließe sich niit dem andern widerlegen. In andern Ländern ist Alle-, waS vom Gesetze nicht verboten ist. erlaubt, i» Ruß land ist Alles verboten. waS nickt von« Gesetze erlaubt ist Elf Instanzen besitzt die russische Justiz und wenn, das Urtheit de» Richters gefällt ist. wird cS von den Verwaltungsbehörde» durch eigeneMacbtvollkvmmcnl'eitcassirt und cstwandcll sich der Freispruch derAssiseiiin.,atm,nistrativcBerschickung"nachSiblricn Der wundeste Fleck in dem russischen SlaatSlcbcn ist jedoch „die verdorbene, habgierige, räuberische Bureaukratie, die Heil der schlechtesten iiiid Verderbens!«:» Leidenschaften", wie der Fürst Peter Dolgorukosf die TschinowinkS nannte. Schon stu Iabre >8kt prophezeite dieser echte Patriot: „die Herrschaft der Bureau- kralie in Rußland wirb früher als man glaubt eine furchtbare Sintflut!) hcrbcisiibren, in der wir das russische Gouvernement verschwinden sehen werden." Aus diesem Boden ist die Gift pflanze des Nihilismus emporgrscboffen, welche man jetzt mit dein Instrument deS PanslaviSmuS auSzurvden gedenkt. Wie der Graf Loris Melikosf bei seinem Aufenthalt in Wiesbaden bemerkte, ist das russische Volk noch zweihundert Jahre hinter dem deutschen an Civilisation zurück; trotzdem hat sich die russische „höhere Gesellschaft" die Aufgabe gestellt, zu beweisen, dgß Rußlanv den ander» Nationen Europas um bundert Iabre voran- sei. Wir sind die Männer der Zukunft, so wcdigt man in den Petersburger und Moskauer Eirkcln. wir ind die wahren „Zeitgemäßen" und verachten jeden „Retro graden", der sich noch mit dem „historischen Klotz am Fuß" herumschleppt. „Zerstörung aller Staaten, Vernichtung der BourgcoiS-Civtlisalion, freie Organisation von unten nach oben vermittelst zwangloser Verbindungen; Organisation deS entfesselten VölkerpöbelS der ganzen Menschheit; Herstellung einer neuen allgemein menschlichen Welt", so klingt das Sircnenlied, da- uns nach Bakunin'scher Melodie die russische Aufklärung vorsingt. Mag man jetzt an der Newa Uber die Eonscquenzen der nihilistischen Agitation die Hände über dem Kopse znsammenschlaacii. die Schuld daran trägt man selbst. Tic russische Gesellschaft mit ihren „zeitgemäßen" Toctrincn in ihrer inneren Hohlbeil und dem krankhasten Haschen nach Genuß, mit ihrer schlimmen Verspottung aller göttlichen und menschlichen Autorität war reis für den Nihilismus; alS ihr eigenstes Kind hat sie ihn groß gezogen. zeitgemäßen" Toetrinen sicht" noch dahin Leipzig, 3. März 1882. Seit einigen Tagen gedeiht die Entenzucht in wahrhaft überraschender Weise. Wo weilt der General Skobe- lefs? Am DienStag bieß eS: in Italien, am Mittwoch wnrte versichert: in Petersburg, wo er in aller Stille angclangt sein soll. Wir sind augenblicklich kaum im Stande, esizustelle», welche von dielen Angaben richtig ist: daß er in Gens war und mit einem ihm von früher per befreundeten amerikanischen ZeilungSbcrichtcrstatter. dem Grasen Zaktika, dinirt, sonst aber keine Besuche empfangen bat, scheint wahr zu syin, denn der genannte Gras tclearapbirt diese Nachricht selber an ein Lembcrger Blatt, die „(Hazeta Narokowa", mit dem Hinzusügcn, daß General Skobeleff sich am Sonnabend, Vormittags l t Uhr, mittelst eines Wagens über den Simplem nach Italien begeben habe, um von dort »ach Tunis (!) zu geben. Dieser letztere Zusatz würde, wenn sich die Angabe von kcrAnkiiiitt Skebeleff's in Petersburg bestätigte, nur beweisen, wie sehr eS Herrn Skobeleff darum zu tbun gewesen ist, unbemerkt und in aller Stille in seine Heimath zurückzukehren. Dies würde sich aus der starken Niedergeschlagenheit erklären, die sich de» Elenerals bei der Nachricht bemächtigt haben soll, daß der Kaiser ihm zurückzukebren befehle. Einem Briese der „Nat.-Ztg." entnehme» wir hieraus bezügliche interessante Details. Fürst Orlofs, der russische Boisckastcr in Paris, begab fick nach Empfang deS kaiserlichen Befehls sofort in die Wohnung deS Generals und wurde, obwohl cS noch Morgens ivar, s»gleich vorgelaffen. Die Schilderung, die Fürst Orloss von dem persönlichen Zustand« Skobeless's gemacht haben soll, kommt aus DaS heraus. waS von den Morgengewohuhcitcn ^ „ starker und sehr rcducirtcr Trinker erzählt wird? AlS Fürst vielbesprochene,l Reden deS General Skobeleff mag man Orloss dem General mittheiltc, er überbrinqe ihm den >a von mancher Sette ein allzu grogeö Gewicht bei- Befehl zur Heimreise, erblaßte Skobeleff und ein nervöses Zittern überkam ihn. „Von wem ist der Befehl nntcrzeich »et, vom Zaren oder von Ianctticff?" fragte endlich sich fastend General Skobeleff. Aus die Antwort, daß der Zar selbst den Befehl unterzeichnet habe, verfiel Skobeleff in cuien solchen Zustand der Niedergeschlagenheit, daß Fürst Orlofs, dem die Sache peinlich wurde, Skobeleff die sckrnllickic Ordre überreichte und sich empfahl. Jedenfalls hat »ach den Schil derungen deS Fürsten Orlofs Skobeleff bei dieser Gelegenheit die Festigkeit und Kaltblütigkeit nicht gezeigt, die ihm bei den Kämpfen um Plewna und Gocktcpe nackgerühmt werden. Die Schilderung, die Fürst Orloss gab. stimmt übrigens mit Dem überein, waS von dem Verhalten und der Lebensweise dcö Generals schon vorher verlautele. Telegraphisch wurde unS vom Mittwoch auS Dien ge melket, daß Skobeleff daselbst saus der Durchreise nach Rußland) angekommen sei. Die Wiener „Presse" bestätigt diese Meldung: daS amtliche Blatt schreibt: General Skobeleff ist am Dienstag Abend mit der Westbahn hier angelangt, übernachtete im „Hotel Rordbahn" und ist heute um l l Uhr mit dem Eilzug nach Petersburg abgercist. In seiner Be gleitung befindet sicb ein Herr, der eher für einen Beamten als seinen Diener gelten sollte, und eS ist möglich, daß eS ein Gesandt schastS-Bcamtcr ist, der ihn nach Rußland begleitet. Immerhin muß man sagen: „Skobeleff und kein Ende!" A»S Berlin erhält die „Pol. Eorr." wieder einmal einen jener ihr von „sehr beachtcuSwerlher Seite" zukommendcn Briese, welche wegen ihres sensationellen Inhalt- niemals verfehlen, Aussehen zu machen. Heute behandelt der Eorrc- spondcnt die Rede de» Generals Skobeleff. Nachdem er betont, daß von KriegSvorbcrciklingen gegenwärtig in Ruß land nicht- wahrnehmbar ist und eine acute Gefahr dabcr absolut nicht vorhanden sein könne, untersucht er die symptc- matische Bedeutung der Skobeleff'schcn Rede und meint, „gerade Nichtpolitiker werden Herrn Skobeleff vielleicht nicht fo bald vergessen, auch wenn er für einige Zeit in eine ehrenvolle Verborgenheit versetzt werden sollte. Leute dieser Art werden da» unheimliche Gefühl nicht mehr überwinde» können, daß der Ricsenkörper deS größten Reiches der chro nischen Auflösung verfallen ist. Nach Alerandcr'S II. schreck lichem Ende glaubte man an ein energisches Ausraffen, an große Entschlüsse und rettende Maßregeln. Heute sind alle Beobachter von dem Eindrücke ergriffen, daß kein rcsormirc» der Absolutismus da» Werk der Regeneration Rußland- voll bringen könne, daß andere Wege aber einmal schwer zu finden sind und zweitens von den verwaltenden Kreisen niit niilibcr- winklichcm Aösckieu betrachtet werden." Ein solches Ge- stä»vniß, welches eine Berliner hochossieiöse Feder in einem Wiener ossieiöseu Organe ablegt, verdient gewiß einige Be ackttiing. Mit Reckt beklagt sich übrigens ein Wiener Eorrelpon ke»t in der.Kreuzzeilung darüber, daß von russischer Seite bisher nichts geschehen sei. um in unzweideutiger Weise darzutkun daß da- ossicielle Rußland entschlossen sei, den sein politische» Ansehen compromittirenden, ja die Ordnung in Rußland selbst schicdcukett als bisher entgegenzutreten. „Leider macht", wie der genannte Eorrespondent s-brnbt, ..Re Isispiratoren russischer Organe, besonder« w-nn man^ u re in Betracht zieht, aus un» '"»t Rn Emoru „ Entschlossenheit verbanden wäre, ^ Organ de» einen sckr üblen Eindruck ma Bereinigung I der nilülisttscl'en Gras«' Ig"ctt'ess. Re ^R', der^D^ n-r Iiikiliilischcn und panslaviitisch .1 Berliner leitenden und wir glauben eS gern, rast ^ ^„-sasiung der macht hat. _ —— . Bis jetzt sind noch keine festen B-siimmuE übenden ein längere» Verweis« /'"""^en w , ^ sHtjrßc-n. L'"sE,Ä ^ in Nom ob zur Befried! Die AuSqlcichSvcrhaudlungen Scklözer'S cheinen an einem Wendcpuncle angelangt; o z an», aller Derer ,reiche cmen gesunden, den c-claal ver vcn llcberarissen der Kirche sichernden ^uSgleick m'l der ^un wünschen, ist allerdings e.ne andere ^g. T> vattcam en Blätter sind allzu übermlitkig; so livreiot die „ili Eattolica", cS gewinne den Anschein, als wolle der Nc'ck' kaiizlcr den Frieden mit de.» Papste um jeden Preis bcrgestclll ivi tt". Er werde sogar möglicherweise einen Druck aus die Italic- „Ische Regierung auSüben. stark genug, um^le Z'" Ausgabe Romö zu veranlassen. Jedenfalls sei der ^-.eg te« Papstes schon jetzt kein geringerer, als der von Papn Alexander über Friedrich Barbarossa in der MarcuSklrch- vened.g errungene. Mag eine derartige, bet de" „sreundschasl icken Beziehungen der preußischen Regierung zu dem wtzigeu Papste billigerweise überraschende, aus deutsch freche, Sprache seilen» de» leitenden Blatte» der vaticanischen Politik lmmerhin der Hauptsache nach eine Nokomontakc sein, etwa» scheint denn dock in der Mission Scklözer mißglückt zu sem. wenn auch da» Gerücht von dem gänzlichen Scheitern derselben hin fällig sein mag. Die „Germania" bemerkt zum TakakSmonopol: ,Wa§ bezweckt Fürst Bismarck niit der unerwarteten Be- sckileuniguug dieses aussichtslosen Gesetzentwurfs? Wie der VvlkSwirtbschastsrctth sich inimcr dazu stellen mag. der Reichs tag wird ilm »ick't anuehmcn. Die Emberusmtg de» Reichs tag» zu einer Tabakfesffon im Frühjahr kann also nur de» Erfolg haben, einen neuen Eonstict zwischen der Regierung und der Mehrheit der Volksvertretung zu vercmlasscn. Soll da« der Anlaß zu einer Auflösung de» Reichstag» sein? Aber der Kanzler wird ebenso wenig, wie wir. vergessen haben, daß da» Felbgeschrei „Tabakmouopol" in der letzten Wahlcampagnc nickt lockend und begeisternd, sondern abschreckend und ent- muthigend gewirkt bat. Wir fürchten, daß die Belaimlgcbung deS concrctcn Entwurfes die Zahl der Gegner eher vermehren als vermindern wird." Hatte schon die Neubesetzung der Präsidenten siellc am ObcrlandeSgcricht zu Hamm durch den früheren preußischen EulluSininistcr I)r. Falk unter den westfälischen Ultra»,ontanen große Mißstimmung erregt, welcher die Parlci organc unverhohlen Ausdruck gaben, so ist dieselbe noch ge steigert worden durch das Bekcinnlwcrdcn eines angebliche» RescriptS deS Iustizministers an daS genannte Gericht, wo nach in Zukunft auch an den gebotenen katholischen Feier tagen GNariä Reinigung 2 Februar, Verkündigung 25. Marz, Froh»leich»am, Pclcr und Paul 23. Juni, Mariä Geburt 8. September, Empsänguiß 8. Tecember und Aller Heiligen l. November) den katholischen Bureaubeamtcn die Verpflich tung zum Burcaudicnst obliegen soll In den angrenzenden Nbeinlanden scheint man noch nicht so weit geben zu wollen, und diese scheinbare Ungleichheit der Behandlung ist e» jeden falls haiiplfächlich, waS die katholischen Münsterländcr so erbittert. Minister llr Friedberg darf sich aus einen hef tigen Angriff von Seiten deS Ceutrüm» gefaßt macke», wenn sein Etat im Abgeordnetenhaus- wieder zur Berathung kommt. Die neueste Kundgebung deS König» von Baicrn an sein Ministerium wird von den »ltramontane» Blättern de» Landes insofern als ein Beitrag zur Klärung der Lage angesehen, als jetzt mit aller Besti'mmlbeit anzu- nchmen sei, daß die Kammermehrhcit mit ihrer seitherigen Tactik nicht- erreichen werke. Die Würzburger „Bavaria" schreibt: „ES bleibt nur zweierlei übrig. Entweder kommt die StacttSregicrung den berechtigten Wünschen der Katholiken so weit entgegen, daß ein erträglicher Zustand hcrgrstellt wird, oder die Kammermchrhcit muß. wenn sie sich überzeugt bat. daß Die« nicht geschehen wird. daS einzige noch zulässiac Mittel anwenden: die MandcttSniedcrlegiiug." Da:» be merkt der Münchener „Bayerische Kurier", ein klerikales Blatt, daS jetzt für Anbahnung eine- nmckns vjvoncki z>vi,chcn dem Ministerium Lutz und der Rechten ciutrilt- „Gegen die Richtungen dieses Dilemma an sich dürste nicht viel c.nzuwenden sein. Wir haben kürzlich auch gesagt: sich beugen oder Weichen. Die Frage, welche sehr wobi und zwar recht ^»ina ir» et rtuckio" in reiflichster Erwägung der Gc- '^mmtlage unseres Vaterlandes zu prüfen sein wird, ist aber : ""-'lM'en Folgen einer Niekerleguiiq de» Mandat»? Wir meinen. eine solche, nicht blos die nächste Ä, weiteren Verlaus der Dinge nach E"^ ^ '^etten ,nS Auge fastende Prüfung könnte nur z» dem Resultate führen, welche-. wie wir kürzlich angeführt d'^cr in den Worten auSdrückl: (Die Kirche „ffehl sich gezwungen, manchmal Nebel zu dulden, welche Nebeln" unmöglich wäre, ohne noch schlimmere» "7 « °°ch'-» Die Verhandlungen zwischen Berlin und Dien in A» ?onc>usrage werden wieder ausgenommen bedrohlichen Nmlriebcn und Manövern mit gröp.crer Ent- zu diesem Beb nie Mrckst^Tage nach 'Es'. der Donaufragc noch einige Differenzen zwischen beiden Regierungen, nach deren Bestätigung Gras Wollenstem zur Erzielung eines ltcberciirkommenS mit der Zaiizösischen Re gierung »ach Pari« gehen soll. In Oesterreich arbeitet gegenwärtig der SlavismuS, checkst EzechiSmuS, mit Hochdruck. Tie deutsche Stadt Wien und Nietcröslerreich sollen nun >,uch czcchische Schulen erhallen. Wenigstens hat der Wiener czcchische Verein „Komenskv" beschlossen, in Wien wehrerc czechische Volksschulen zu errichten und sollen auch dazu die Mittel chvu vorhanden sein. Jener Beschluß wird vor einigen Tagen von der Generalversammlung deS g.-naunleu Vereins gefaßt, der auch der Protcelor dcö Vereins. Gras Johann Har rach, beigewohnt hat. In jener Versammlung ward unter Anderiu daraus hingewicsen, daß. eS in Nicker- österrcich. läng» der mährischen Grenze^ viele czechische Ortschaften gebe, welche gegen die deutschen Volks- chulcn protesl'irei, und czcchische verlange». I» diesem Sinne wären dem NcichSrathc eine ganze Reibe Petitionen von jenen ezechischeil Grenrgemciirdcu ziigegau zen. — Auch in Südöstcrrcich verdoppeln gegenwärtig die Slowenen ihre Anstrengungen gegen die deutsche Volksschule» Der slowenische Abgeordnete VoSnjak hat im NcichSrathc bc reilS augckiinbigr, Laß ihm au» Kärnten gleichfalls Petilloucu zugegange», die von de» deutschen Volksschulen nichts wissen wolle». „Es ci hohe Zeit", ries der genannte Abgeordnete au», „mit dieser antinalionalcn deutschen Schiilwirlhschast tabula ra^a :u machen". Von der czeck'isch-föderalistische» Majorität des Abgeordnetenhauses wurden jene Worte selbstverständlich bcklalscht. In Wien wollten die Socicrldcmok-caten in Zobel'- O..V all,» übermütkig; so schreibt die „Iluttcr Vicrhallc wieder eine große Volksvcrsainmlmiig halten, in der Zlatler sind allzu ucermnnng, P.:^^„-.ler gyer ..Volt und Parlament" und die „Preff. " gesprochen wer den sollte. Ta die Wiener Sorialdcmokrale» in der IUngst- zeit die Erfahrung gemacht, daß alle BottSversaiiimluikgen, welche direct au» der Mille ihrer Partei der Behörde augc meldet wurden, nickt statlsinden durste», so bat man diesmal zur Aniiiclkuiig einen „gcmäßigten" Soeialdemokraten, den MeerschaumdrcchSler Waldherr, vorgeschoben. Die Ver sammlung ivard aber dennoch verboten. Bezüglich diesc-r Verbotes will nun der socialdemokrcttisihc Abgeordnete I>i-. Krona wett er den Minister-Präsidcutew Graf Ta affe im Abgeordnetenhause iitterpelliren. In dem nunmebr. wie bereits au» Petersburg tele graphisch gemeldet, beendeten Processe Trigonja ivarrn die Reden der Atvocate» Spasjcwitsch, Ek-rard, Buimistrow und Alerandroff durch eine fo kühne Sprache charakterisirl, daß sie die Kühnheit der Verthcidignng in den früheren po litischen Proeeffen, namentlich in dem Proceß von Vera Saffulitsch, die denselben Vertbeidigcr Alexandrofs hatte, noch üherlrafen. ?llerandroff proteslirt vornehmlich gegen die Be rechtigung de» ProcuratorS, aus Grund Lcö EingestäudnisseS Emeljauoff's in der Voruntersuchung letztc-rcu der Theilnahme andern Attentat vom lö.Märzv. I. anzuklag^n: crstlitztsichdabci aus den Eoker de» Zaren AlepciMichailowilsch. DerBertbeidiger hebt hervor, daß die Angeklagten in gewisser Beziehung alö krank anzusehcil scic», daß sie aber persönlich anständig, ja ehrenhait wären; schlöffe man den Kaiserinord aus, fo sei ihre Lehre sehr wohl diSeiililbar. Bei der Frage, wie Eiiie'.jauoss in der Vor untersuchung dazu gekommen, feine Tbeilnahme am Atlcnlatc vom 13. März v. I. einzuräumc». bemerll Alcxandross, daß er al» Vertheidiger bezeugen müffe, daß sein Elient nicht durck die Folter dazu gezwungen worden fei, obgleich inländische wie ausländische Gerüchte behaupteten, politische Verbrecher würden durch die Folter zur Abgabe von Geständnissen ge zioungcn. In Bezug auf Emcljauoff verneine er selche» enl schicken und sei er als Berlhcitigcr desselben der beste Zeuge. Zum Tobe verurthcilt sind die bei dem Attentat vom 13 Marz v. I. Bethcilicstc» und zwar Michailvff. Kolotke- wilsch, Trigonja. Suchanoff, Iffaiess. Klelotschnikoss. Emcljauoff, Baraiinikoss. Aterkulcsf »»d die Lebcdess, die übrigen Auae- klagten, bis aus den Angeklagten Lustig, welcher 4 Iabre Zwangsarbeit erhielt, wurden zu Zwangsarbeit aus uubc- siiniinle Zeit vcrurtheilt. In Ecttinje ist ans Befehl der mcntenegrinischen Ne gierung der Eorrespoutcut der „Moskauer Wiedoinosti" ver haftet. Ein Grund wird nicht angegeben; cs liegt aber wcl-l aus der Hand, daß daS Gcbahren de» Rüsten dazu angelban gewesen sei» muß, Mciilcncgro Oesterreich gegenüber zu compromiltircn. Noch klarer jedoch ist eS. daß man in Ecttinje nicht an die Unterstützung Rußlands zu Gunsten der Insurgenten glaubt, sonst hätte man dort kaum so viel Energie gezeigt. Meldungen auS Konstantinopcl lasten da» Verbältniß de- oslrumelifchcn General-Gouverneurö Alekv Pascha zur Psorlc als ci» sehr gespanntes erscheinen. Als Ursache dieser Spannung wirb nächst dem Zerwurffiiffe wegen der den türkischen Emigranten gehörigen Iiiimobilicu-Güter die Forderung Aleko'S bezeichnet, daS organische Skatul solle in dem Sinne abgcändert werde», daß dem Sultan das Be gnadigungsrecht bei Todesstrafen entzogen würde. In dem zwischen den beiden Häusern de» englischen Parlaments auSgebrochencn Eonstict ist eine neue Phase zu verzeichnen. Wie vorauSgesebcn wurde, lehnt die Regie rung die Belbeiligung an den Bcrall-nngen der vom Dber- ha»w eingesetzten Enquete Eommissieii rundweg ab und über laßt cS den LordS, auf eigene Hank und an» eigenen Mitteln die ihnen gewordene Aufgabe: „Feststellung der Wirlnngen deS Agrargesetzes" zu lösz-n. Ob dies gelingen wird, bleibt fraglich, da die Engnete Eoinmisffo» ebne die amt- iickscn Berichte und Feststellungen, deren Hergabe da» Ministerium wohl zunächst verweigern wird, schwerlich im Stande fein dürste, einen klaren und zuverlässigen Ein blick in die Situation zu gewinnen. Es bliebe für kiesen Fall der Eemmission lein andere» AiiSkunstsmittcl übrig, als sich an Ort und Stelle zn begeben und kort müb- same. zeitraubende, zudem aber wohl auch nicht ganz un gefährliche Erhebungen anzusiellen. deren Beendigung vielleicht erst lange »ach Schluß der Session erfolgen dürfte. Wie man auS dem Verhalten der Regierung erkennt, ist diese nicht nur nicht geneigt, Nachgiebigkeit zu beweisen, sendern sogar entschlossen, den Peer» die Spitze zu bielc». Hat sie koch sogar durch EabinctSbeschlnß dem Mjmster für Irland, -LtaatSsecretair Förster, soeben Verbote», der an ihn er gangenen Einladung, vor dem Ausschüsse zu erscheinen, uni über die Lage Irland» AuSkniisl zu geben, Folge z» leisten. In schärferer Weise konnte sie ihre Indignation über daS lt orgebe» de» Oberhaus?» kaum auSdrllcken.
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