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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188203071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820307
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820307
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-03
- Tag1882-03-07
- Monat1882-03
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.03.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ak-artion nnd LrPkdition IohaaueSgaße 33. AprechKundkn der Nrdaction: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag —6 Uhr. Wir dtt INXk-iade rmqtt-ndirr Manulcri»«« Wacht sich dir -ietacli«» nichl «ertmtUch Annahme »er snr die «ächftf-l,«»»« «'immer heftimmten Anserare an Wachentaaeu »iS S N»r Nachmitta,«. a» L»nn- »iid -esttageu früh »iS '/,9 Uhr. I» -rn ^ilialrn für Ins.-Ännahmk-. Otto Klemm, UniversitätSstrahe 21, Louis Lösche, Katharincnsrrabe 18, p. nur bi» '-,4 Uhr. NWM,TMblM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage 17,250. Zldon»emen1s»rn» viertelst 4'/, MN., iricl. Bringrrloyn 5 Mk.. durch die Post bergen 6 Mk. Jede einzelne Nuir iner 25 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren iür Extrabeilage» ohne Poslbcsörder-ang 39 Mk. mir Postbcsürvcrung 48 Mk. Inserate stgeipaltene Petitzeile 20 Pf. GrSbere Schritten lonk unserem Preis» verzeickn-iß. Tabellarischer Lap nach höherem Tarif Krrla«rn unter den ttedactionsllrich die Svaltzeile SO Pf. Inserate sind sieiS an die ExpcStlion zu ieaüen. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuuiiit-r.u,<j>> oder durch Post. Nachnahme. tili. Dienstag den 7. März 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Thetl. VekanntmachMg. Die Lieferung von - st Stück einspännig ;u fahrenden vierrädrigen Wasserwagen mit eisernen Cylindcrn und Spreng« vorichtung soll im Wege der Submission, jedoch unter Vorbehalt der Auswahl unter den Submittenten und jeder sonstigen freien Entschließung vergeben werden. Hieraus Refleclircnte wollen die näheren Bestimmungen und Bedingungen in der Expedition der städtischenOekonomic- Inspcction einseben „nd ihre Offerten ebendaselbst bis zum Ist. d. MtS. Abends 6 Ilbr versiegelt und mit der Aufschrift „Wasserwagen" verseben uiederlegcn Leipzig, den 2. März t882. DeS StathS LtraHenbao-Deput«tto«. M Monat Februar 1883 erhielten das hiesige Vlirgerrecht: Berger» Rudolf Louis, Kaufmann, Weststrabe 37. Bube, Gustav Adolf, Buchbindermeister, IobannlSgaffe 24. Burger, Peter, Schuhmacher, IablonowSknstraße 3. Eurttu», Carl, Vorsteher dea Postamts IV, Thatslraße 8. Emmerling, Gustav Adolf Emil, Kaufmann, Lortzlngstraße IS. Exncr, Remhold, Klirschner, Nicolaistraße 41. Franke, Gustav Adolf, Kaufmann, Ebechardstraße 7d. Fräcke, Friedrich Anglist Adolf, Expedient, Albertstraße 2. sttchlcr, Georg Gustav, Buchhalter, Nlexanderftraße 19. Haas, Earl Ludwig, Expedient, Zecher Straße 2st. Havlich, Earl Christian Oscar, «trnmpstvirker, Ritterstraße 10. Hinze, Hugo, Ilr. >»«>3., prakt. Arzt, Katharincnstraße 9. Ha«<, Louis Heinrich Adolf, RattMiener, Lntzowstraßc 21. Hollbach, Friedrich Earl, Rathsdiencr, Südstraßc 24. Kittel, Hugo Richard, Lehrer, Lange Straße 5. kletnhempel, Christian Friedrich, Markihelfcr, Erdmannstraße 6. Knarr, Gustav Adelbert, Bnch!)ändlkr, Sophienstraße 16. Köhler» Gustav Moritz, Polizei-Schutzmann, Tauchaer Straß« 12. Luther» Hermann Heinrich, Fleischermeister, Berliner Straße 116. Weher, Georg Albert Clemens, Kürschner, Uferstraße 8. Möller, August Ferdinand, Sattler und Tapezierer, Brüderstr. 8. Lachse, Carl Bernhard, Rathsdiencr, Georgenstraße 8. Scharst, Franz Volkmar, Kaufmann, Poniatowskystraß« 3. Lchloffa», Franz Wenzel Carl, Buchbinder, Turnerftrab« 8. Tchneldrrhctnrc. Wilhelm Hermann, Klempner, Lange Sir. 43d. Schnelle, Äug. Wilh. Friedr. Ludwig, stäub. Lehrer, Waldstr. 43o. Tchönlrt», Otto Emil, Nadler, Erdmannstraße 13. Tchretder, Emil Otto, ständiger Lehrer an der II. Bezirksschule, Waldstraße 43 c. Tchllster, Carl August, Schneider, Emilieiistraßr 34. Tauvert, Carl Friedr., Hausbesitzer und Privatim, Nürnb. Str. S6. Thärige«. Carl August, Kaufmann, Naundörfchen 24. Weller, Johann Friedrich, Lohnkuischer, Fregestraße 2. Wllheis, Gustav Adolf, ständiger Lehrer an der II. Bürgerschule, Userstraße 13. Wiokler, I>r. Bruno Friedrich, Referendar, KönigSstraße 26. virbsiahls - Vekanntmachung. Gestohlen wurden allhicr erstatteter Anzeige zufolge: 1) Ein goldener Klemmer, aus einem GeschüftSlorale in Nr. S8 der Nordsttaße, am 21. vor. MtS.: 2) ein weißleinenes Araurnhcin», gez. 8. und eiu Paar Hosen von weißem Shilling, U. 8. gez., aus einem Bodenräume in Nr. 48 der Waldstraße, am 9. bez. 24. vor. MtS.; L) zwc, Stücke Fallrohr von Zinkblech, S1 bez. S8ew lang, vom Hause Nr. 4 der Südstraße, vom 25. bis 27. vor. MtS.: 4) eiu brauner thöncrner Topf, darin ca. 4 Lüer einaejottene Preif;el»eerkii, mittelst Einbruchs an» einer Lellerabtheilung in Nr. 93 der Brandvorwcrkstraßc, vom 26. bis 27. vor. MtS.; 5) ein braungcrieflcr Nock, mit blau und weiß gestreiftem Aermel. und schwarzem Schooßsutler — in einer Lasche befand sich ein weißleineucs Taschentuch — ferner ein veberzteher von schwarzem Floconnv, mit schwarzem Sammtkragen, zwei Reihen Knopfe», Lchooßiaschen und baumwollenem gelb gestreiften Futter, sowie ein Paar Hosen von schwarzem braungestreiften Stoff, mit gelbem Bundfuttcr, ans einer Echlaskammer in Nr. 2 der Uni vcrsilätSstraße, in derselben Zeit; 6) zwei weißlelneuc Betttücher, gez. 7. I,., sechs Handtücher, ebenso gez., vier graue Wischtücher, mit gleichen Zeichen, dre» Iveißleinenc Taschentücher, gez. -4. l,., drei weiße Halskrage« sür Herren und drei rbensolchc für Frauen, von einem Trockenplätze an der verlängerten Pfaffendorjer Straße, am 27. vor. MtS.; 7) ein Paar Hose» von graubraunmelirtem Stoffe, aus dem Hosraum des Grundstücks Nr. 4 der Lirbigstraßr, am nämlichen Lage Nachmittags: 8) ein Winterüberzieher von schwarzgrauem Diagonalstoff mit schwarzem Sammtkragen, einer Reihe Knüpsen. Schooßtaschen und brauncarrirtem wollenen Futter — in den Laschen befand sich ein arauseldeneS, schwarz und weißcarrirteS Ehaloltnch, ein weiße« Taschentuch, gez si'. ?t., ein Markstück und eine Mitgliedskarte der Gesellschaft „Rattenfänger" — an« einem Gastlocale in Nr. 5 des Plauenschen Platzes, zu derselben Zeit; 9) ein schwarzlcdcrneö Portemonnaie mit Stahlbügel und einem Inhalte von ungefähr 3 ^l, mittelst TaschcndtrdftahlS auf dem Markte, am gleichen Tage Abends: 10) ein Paar rindslederne Halbstiefeln mit Toppelsohlen und Ab'atzeijen, aus einem Neubau an der Promenadeastraßc, zu gleicher Zeit; 11) ein Winterüberzieher von schwarzem FloconnL, mit einer Reihe KnSplcn. Sammikcagen. Bordeneinsaijung, Schooßiafcheu mit Pallen, ohne Futter in de» Kenneln und schwarzem Wollailatfurier im Schooß, aus einer Schlafstube in Nr. 2 der Schulstraßr, am 28. vor. MtS. Abends; 12) eine HttN»ertmark-Note, au» einem BeschästSlocale in Nr. 2 der Burgstraße, zu gleicher Zeit: 13) eine silberne Eyllndcrnhr mit Sekunde, Goldrand, defectem Glas« und geriefter Rückseite mit Schildchen ln der Mitte, nebst neu- silberner Kapsel, angeblich mittelst TaschendtrbstahlS in der Stern ivartenstraße. an demselben Abend; 14) rin Paar rindsleberne Haibstiesel« mit Absatzeisen. «in dem Neubau Nr. 5 der Dorotheensiraße, am 1. di». MtS. Mittag-: 15) ein Winterüberzieher von braunem gerieften Stoff, mir schwarzem Sammtkragen. äußerer Aruittatche und Lchoßtaschen und buntgestreiftem wollenen Futter — in de» Taschen befanden sich ein grau nnd weiß gestreiftes seidene- HalStnch und em Paar grau» Wildledern» Haubschnhc — a»S einem Gastlocal« in Nr. 4 der Töpserftraße, an, nämlichen Tage Nachmittags; 16) drei Paar neue hellgraue htlacöhanhschntze. au» einem Arbeit-locale in Nr 8 der Parlstraße, an demselben Lage: 1?) ein» Quanlitäl altes Blrirobr nebst zioei daran befindlichen Mrssinghöhiicn, aus einer Ikcllerablhei'ung in Nr. 5 der Post strafte, am 2. d. MtS. Vormittag-: 18) eine weiße Bettbecke. Waffelmustrr. von einem Trockenplatz an der Kochstraße. zu gleicher Zeit; 19- ein scliwarzlederncS Portemonnaie mit gelbem Bügel, enthaltend v Mk. 80 Pf., in sechs Markstücken und kleiner Münze, mittelst Taschendtebftahl» in der Nicolaistraße, am nämliche» Log« Nachmittag«: 20) ein Paar kalblederne Stiefelette» mit Snmmizng und Doppelsohlen, sowie ein schwarzer Fiizhut mit breitem Rande, unter dem Schweißleder ist der Name „Mariinsen" eingeschrieben, au< einem Neubau ln Lehmann» Garte», zu derselben Zeit; 21) eine silberne Eylindrrvhr mit Lecnndc, Goldrand und Blnmcngraviruna aus der schadhaften Rückseite, nebst kurzer goldener, zweisiräiigiger Kette mit schwarzcuiaillirlem Schieber, an« einer Wodnung in Nr. 14 der Sebastian Bachslraße, am 27. v. MtS. Abend»; 22) ein schwarzlederner Belbtischchen mit Messingschloß und einem Inhalle von ca. -II -öl. in einer Toppeikrone, zwei Kronen und kleiner Münze, an« einem RestauralionSlocale in Nr. 20 der Nicolaistraße. am 3. dsS. MtS. Nachmittag-: 23) ein Opernglas in schwarzlackirtem Gehäuse, an einer Stelle etwas schadhaft, an« einem Wandschränkchen im Corridor de in. Ranges de- Neue» StadtthcaterS, vom 3. bis 4. dis. MtS.; 24) ein IchwarzlederncS Geldtäschchen mit gelben, Schlößchen, enthaltend ca. 5 .6, in einem Zweimark-, zwei Markstückeil und kleiner Münze, sowie einen kleine» Lchiüffkl, eine Messiugmarke und eine Pappmarke, woraus der Name „8piv>ller " steht, mittelst TaschcndiebitatzlS ans dem Markte, am 4. dsS. MtS. Vormittag»; 25) ein Uebrrzirher von dunklem FloconnS, mit schwarzem Samnitkragen, zwei Reihen Knöpfen, Bordeueinsassung, WollailaS- fulter und mit dem Namen ..blkülel-.^Itenbiirx-" unter dem Henkel — in den Laschen besanden sich ein Paar gelbe GlacShaudschuhr, ein Paar derglciche» dunkelbraun und ein Btsitcukartrntäschchcn mit dtp. Karten — an» dem Restaurationslocal in Nr. 22 am Brühl, an demselben Tage Nachmittags: 26) ein Geldtäschchen von gelbem Leder mit Messingschlößchen und einem Inhalte von ca. 14 Mk., in drei Thalern. zwei Mark stücken und kleiner Münze, sowie einem kleinen kalrudcr, mittelst Taschrudiebstahl» ln der PtlerSstraße, zu derselben Zeit; 27) drei Flasche» Champagner, mittelst Einbruchs aus einer Ätllerabiheiluiig in Nr. 14 der Emilienstraße, am nämlichen Tage; 28) ein kleines Pappkästchcn, darin ein Grldbrtraq von 14 Mk., in zwei Thalern, einem Zweimark- und zwei Markstücken, aus einer Wohnung in Nr. 16 der Sternwanenstraße, am 25. oder 26. vor. MtS.; 29) ein Weibenkorb mit ca. 1 Lentner Kartaffrln und ein brauner Laps, darin etwa 5 Liter eingesoltene Prriszclbrerrn. mittelst Einbruchs aus einer Kcllerabttieilung in Nr. 259 der Bairischen Straße, vom 4. bis 5. dsS. Mts.; 30) ein Ucberztrhcr von braunem RalinS, mit zwei Reihen schwarzen Hornknüpsen, Schooßtaschen mit Patten und schwarzem Futter — in den Taschen besanden sich ein wcißlcincnes Taschentuch, gez. !i. ll. und zwei Achtüffrl, einer davon von Messing — an« dem Tanzsaal i» der Seittralhallc, in der Nacht vom 4. zum 5. dsS. Mt«.; 31) ein Teppichschoner von grauer rolhcarr rter Leinwand, vier Meier im Quadrat, au» dem Hosraum des Grundstücks Nr. 2 am stloßplatz» am 5,'dsS. MiS. Abends. Etwaig« Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Lhäter sind ungesäumt bei unserer Lriniinat- Ablhcilung p« >»t«ilie zu bringen. Leipzig, a» 6. März 1882. Dn» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Richter. Kneschke. Nichtamtlicher Thetl. Die -rutsch-österreichische Freundschaft und der europäische Friede. Die einzig bedeutsame Wirkung, welche die großprahlerischcn Reden dcS tapferen TckkinzenbesiegerS gezeitigt haben, ist die Aufklärung, welche die ersten öffentlichen Urlpcile in de» ver schiedenen Lankern über das kühne Pronunciamento gegeben haben darüber, wie die Stimmung bezüglich der von Skobctesf geplanten kriegerischen Verwickelungen ist. Am interessantesten für uns sind die Aeußerungen, welche in Frankreich und in Oesterreich laut wurde». Wenn in der ersten .Hast in unserer Presse die Meinung austanchte, daß die slavischen Provocationen gegen Deutsch land m Frankreich einen begeisterten Widerhall finden würde», so hat sich da- glücklicherweise als Irrlhum herauögestclll. Nirgends hat man kühler und nüchterner den Bcrsuch, den europäischen Frieden zu stören, beantwortet als in Frankreich; und die Gambettistischen Blätter unterschieden sich von den übrigen dabei nur dadurch, daß sie in schärferer Form ihre Ablehnung teS russisch sranzösischen KriegSbünd- nisieS auSsprackcn, offenbar weil sie fühlten, daß von ihnen das Entgegengesetzte erwartet wurde. Die Quintessenz alle« Dessen. waS man in Frankreich in den letzten Tagen Uber die auswärtige Politik der Republik gesagt hat, ist. daß eine abenteuerliche Kriegspolitik weder mit dem Charakter des gegenwärtigen sraiizösischcn Staate», noch mit der Ncth- wcndigkcit seiner inneren Festigung zusammen stimme, nnd daß eine Gemeinschaft irgend wetchcr Art zwischen Frankreich und Rußland nicht verbanden sei. Selbst wenn eine solche gesunden werden konnte, so sei die innere Lage Rußlands »icht derart, daß man daran denken dürfe, mit ihm gemeinsam einen Krieg gegen Deutschland zu wagen, dein sicher Qcstcrreich und höchit wahrscheinlich »och einige andere bedeutende Mächte zu Hilfe eilen würden. Der Verlust von Elsaß und Lothringen sei nicht vergessen und die .Hofsnung, sie wenigsten« zum Tl-eit wieder in den französischen StaatS- vcrband zurüct;us»brcn. >ücht aufgegehcn, aöar man könne warten und die Hossnung könne ailch ans anderem Wege als aus dem eines im Erfolge zweifelhaften Kriege« verwirklicht werden. Frankreich habe gegenwärtig andere Ausgabe» zu erfülle», Aufgaben wrrthscbasttichcr, secial-rcfcr»iatoriscber Natur, und vor Allem die Aufgabe, die republikanische Staat« form sicher zu stellen. In dieser Enthaltsamkeit mag ein gut Tbeil der Vorsicht stecken, welche den Fuchs die Trauben sauer finden läßt; der übrig« imd größte Theil aber der Gründe sür dieselbe ist wirklich vorhanden und nicht nur vorgespiegelt. — ES ist schon charakteristisch, daß eine solche Sprache dem sraiizösischcu Volke gegenüber geführt wird von der Partei, die gegenwärtig den meisten Grund hat. um dessen Gunst zu bublcn, nnd die, weil sie nicht a» der Regierung ist. keine Rücksicht daraus zu nehmen braucht, wa» fremde Regierungen über ihre Aeußerungen denken. Da« französische Volk muß doch wohl in seiner großen Maste friedlich gestimmt sein und der inneren Politik seine ganze Aufmerksamkeit zuwenken, wenn man sich nicht scheut, den Frieden und die Friedensliebe in so warmer Weise zu vertreten, wie die» an» meisten von den Gambettistischen Blättern geschehen ist. — Und auch in der Austastung der allgemeinen Lage kann man mit der französischen Presse üherei»n»ninen. Es ist durchs»» richtig, daß Rußland innerlich zerrüttet und für einen ernsten Krieg, wie der gegen Deutschland sein würde, unfähig ist. ES ist richtig, daß Oesterreich in einem Kriege, in dem Rußland gegen Deutschland engagirt ist, an deS letzteren Seite steben muß, und endlich ist eS wahrscheinlich, daß auch Eng land und vielleicht noch Italien, die Türkei und einzelne der Donau- und Balkanstaaten in einen, russisch-französischen Büntmß eine Bedrohung ihrer Interessen oder in eine», Bündniß mit Oesterreich' nnd Deutschland eine Förderung dieser Interessen finden werde». ES ist somit, selbst wenn -Frank reich dazu die Lust bat-en sollte, ein angreisendc» Vergebe» desselben vorläufig deSbalb nicht zu fürchten, weit der Erfolg mindestens ein zweifelhafter ist, »»d weil die Franzosen z» viel zu wagen haben, um sich in abenteuerlichen KricgS- uiileriiehmungen zu cngagiren. WaS in einer heule »och kaum zu übersehenden Zukuiisl geschehen könnte und wird, das aber braucht n»S jetzt da« Blut noch nicht zu erhitzen, und wir können dem um so ruhiger eiitgegensehcn, je kräftiger wir Dcutschcn u»S inner lich fühlen und je mehr durch die Verwickelung der Lage Oesterreich und England an u»S gefesselt werden. Ten heftigsten Änrm haben die Skoheless'schen Reden »» Oesterreich ausgeriihrt. Hier blicS der größte Theil der Presse schmetternd in die KricgStromxele und verlangte cm entschiedene« Vorgehen der deutschen Regierung gegen die russische. — Die Oestcrreicher fasse» die Natur des deutschen Bündnisse« osseubar falsch aus. Dasselbe hat kciiicSsallS eine angreisende Spitze. ES ist aus die Abwehr srcmder An griffe gerichtet und hat damit den Zweck, dieselben von vorn herein thunlicbst zu verhüten. Wird Oesterreich von Rußland angegriffen, so ist unsere Hilfe ein Act der eigenen Nolhwchr, teuu wir wissen recht gut, daß die Pläne, welche Rußland bezüglich derAuorchnuiig fei»es UmfangeS und seiner Macht hat, unsere Stellung und Selbstständigkeit nicht weniger bedrohen als Oesterreich. Aber den Evliflicl beschleunigen wollen, da« kau» nicht in unserem Intercise liegen, selbst wenn wir nur die materiellen Vor- tbeite in Betracht ziehen, die besten Fall« aus einem Siege über Rußland sür unS hervorgehcn können und die Nachtheile rknd Opfer unbeachtet lassen, die jeder Krieg, verlause er nun glücklich oder unglücklich, fordert. Wir stehen zu Oester reich gegen Rußland um unserer selbst wiltcn, nicht aber um Oesterreichs willen, »»d unser Iulcrcstc fordert nur die Abwehr Rußland«, nickt aber den Angriff. WaS würden die Oeslerreichcr sagen, wenn wir von ihnen forderte»!, daß sie unbedingt in allen Zufälligkeiten unseres BerbältnistcS zu Frankreich uns Hilfe leisteten, wo_ ihr Interesse nur durch die Gefahr eine« sranzösisch-nissischcn BünvnisteS engagirt ist? Sie würden uns schwerlich Heer folge leisten und unS antworten, das; sie so lange warte» werden, bis durch die Tbeitilahme RutzlandS auch sie bedroht sind und eventuell uniuillelbare Vorlheilc davon tragen kön nen. Vielleicht, daß die National-Deutschen in Oesterreich ein wenig anders denken, die Slavcn und Magyaren schwerlich. TaS Bünöiiiß Oesterreichs mit Deutschland, wen» c« formell besteht, würde, wenn eS eine offensive Absicht Halle, zur höchsten Bcunruhiguiig Europas führen, und eben weil c« lediglich kescnsivcr Natur ist, darum wirkt eS als ein sehr gewichlige« Mittet zur Beschwichtigung der europäischen Eousttcle, und gewiß ist die vorsichtige Haltung Frankreichs zum Tbcit ciuc Wirkung der defensive» teutsch-viterrcichischen FreunLschast. Es wäre vollkommen verkehrt gewesen, aus den Albernheiten Skobelcss'S eine Waffe gegen die russische Regierung zu schmieden; man hätte dieser damit erst möglicher Weise eine Politik ansgcnöthigt, die sie vorerst noch nickt geplant hat und der Friede wäre weit ernstlicher bedroht ge wesen, als er eS ist, so lange Oesterreich und Teulschland BluidcSgenosienschast halten zur kühle» aber ernsten Abwehr jeder Bedrohung de« europäischen Frieden-. In dieser Abwehr sind momentan alle Mächte Europas solidarisch, die friedliebendsten aber selbst würden gewaltthätig in eine kriegerische Stimiiiuiig versetzt werden und Europa würde in zwei Lager getbeill sein, sowie Deutschland und Oesterreich Miene machten, auS ihrer klugen Zurückhaltung heraiiSzutrcten. Leipzig 7. März 1882. Wie e- heißt, wird eS von dem Votum dcS Volks wirthschastSrathe« über daö Tabak»,onopol ab- bängen, ob eine FrühjabrSsession deS Reichstage« staltfindcn wird; sollte dort eine Ablehnung de« EntivurscS erfolgen, so wird seitens der ReichSregierimg von der Ein berufung deS Reichstag« zun, Frühjahr Abstand genommen werde». Die letzte Debatte hat nur gezeigt, daß Freunde und Gegner de« Monopols sich ziemlich die Wagschaalc halten. Man erinnert sich. daß. nachdem im vorigen Jahre der permanente Aus schuß das UnsciUgesetz durch berat hcn batte, das Plenum teS BolkswirthschastSrathS »icht mehr zur definitive,! Beschlußfassung cinbcruscn würde, sondern die Regierung sich mit den Be schlüstcn dcS Ausschusses begnügte. Es wird jetzt behauptet, daß, falls i»> Ausschüsse, welcher bekanntlich nur auö 25 Mit gliedern besteht, daü Monopol eine Majorität erhielte, der Reichskanzler daS Plenum nickt mehr einbernsen und mit diesem AiiSsckuißvotuin sich zuiriede» geben würde. Wie die „Boss. Z." bört, ist dem SlaatSsccrctair von Bötticher gegenüber der Wunsch ausgesprochen worden, »ach der Erledigung der Vor lagen durch den Ausschuß daS Plenum zur Endentscheidung zusanimenziibcrusen. Tie Fortschrittspartei hat auS Anlaß der beginne» den zweite» Berathung der kircbe »politischen Eom ni is fron de« preußische» AbgeorönctenhanseS ihren Stauk- punct wie folgt sormulirt. Tie Fvrlschriltsvartci ist bereit, in eine Revision dcS Gesetzes über die Vorbildung und An stellung der Geistlichen vom I I. Mai 1873 cinziitreton, voran« gesetzt, daß sich aus nacksichendon Grundlagen eine Ausgleichu»g der kircheupositischen Gesetze hcrbcisührcn läßt: I) Gesetzliche Ersordcriiistc sür die Vornahme geistlicher Amtshandlungen sind der Besitz des deutschen StaatsbürgerrcchtS und der bürgerlichen Ehrenrechte, sowie die wistciischastlichc Vorbildung sEntlastungSprüsung aus einem deutschen Gomnasiuiii, drei jabrige« theologische- beziv. allgemein wisscnschastlicheSStudium ans einer deutschen StaatöiiniversitäkV Von der Wissenschaft- lichen Vorbildung kann »ach gesetzlich scstzustcNendcn Grund sätzen sür eine näher zu bestimmende UebergangSzcit disvensirt werte». 2) Tie Bestimmungen über Aiizeigepfficht u,idEinft'r»chs reckt bleiben uiwrrä»dcrt mit der Maßgabe, daß die rechtliche Bedeutung der Anzeige aus die besoiideren staatlichen Be ziehungcn der Geistlichen beschränkt wird. Ten,gemäß ist die Anzeige Voraussetzung sür die Befähigung in Anstalten de? Staat» oder der politischen Verbände zu functionire», an den vom Staat oder von politischen Verbänden sür Geistliche anS allgemeinen RechtStiteln oder freiwilligen Zuwendungen auS- gesetzten Fonds oder Benesicicn lhellzunehmeii und die in den Gesetzen und Verordnungen deS Staats oder der politischen Verbände den Geistlichen cingeräumteu Befreiungen oder Pri vilegien sür sich gellend zu mache». 3) Strafbar und ohne rechtliche Wirkung bleibt die llebertragung geistlicher Aemter oder die Vornahme geistlicher AmtSbaildlmigei», wenn die Betreffende» den Erfordernissen ml l nicht genügen oder durch gerichtliche» llrtbcil wegen schwerer Verletzung der aus das geistliche Amt bezüglichen Gesetze (tz 21 dcS Gesetze« von, 12. Mai >873) für unfähig zur Bekleidung eines geistlichen Amts erklärt worden sind. Zur Asfaire Berting-Bennigsen veröffentlicht die in Lübeck erscheinende „Nordische Presse" in ihrer Nummer vom 2. März folgende Note ibrcS RetactonrS: „Da »icin politischer Gegner. Herr Kammcrrath Berling. dem Landrath v. Bennigsen sein „odiöses Pamphlet" verziehen hat, so liegt iür mich kein Grund vor, rigoroser als der schwer Gekrankte zu sei». Ich ziehe deshalb die Bcr»s»ng in meiner Privat- klage zurück, mich an die Gnade deS Hoben Senats (der Stad t Lübeck) wendend, und zivar geschieht die« in kein Bewußlsei.,. „eine sür alle Parteien unerquickliche Angelegenheit" ans der Welt zu schasse». I)r. v. Hrutenberg." Ein Berliner Buchhändler hat kurz nach der Ernennung teS 1>r. Falk zum Präsidenten de- OhevIanteSgerichlS in Hamm den dortigen Beamten da- Bildnis; Hr. Exeellcnz ams- dringlicker Weise zur Anschaffung cinpjohlcii. Daraufhin verübt der „Wests. Merkur" folgende Geinciicheil. Er schreibt: „Münster. 20. Februar. (Ein neuer „Justizmord".) Kaum war die Ernennung des früheren EultuSniinistcrs Kalk zum Präsidenten de« OberlandeSgerickt« zu Hamm be kannt geworden, da erhielten die Richter und Anwälte des Hammer Bezirk« auch schon von einer Berliner Buch!;cmt- lung ein Eircular. worin daS Bilvniß Falk'S, als znm Ans hängen in den Sitzungssälen oder in den Zimmern der Richter rc. geeignet, scilgcbotei, wurde. Dem Aushängen des Bilde- — an Naget oder Haken, je nach der Schwere — stehen ernstliche Bedenken entgegen: t) ES kann kein Beamter „den Präsidenten: an den Nagel hängen", wenn er nickt selbst Präsident ist. 2) Will man den Nagel vermeiden, so muß die Sache „einen Haken haben". 3) Nickt jeder Beamte will ein „Anbänger" Falk'« werden. 4) Gesetzlich und mora lisch ist daS Anerbieten der Berliner Buckbaudlung verwerf lich. Denn eben erst haben die Juristen einen neuen Präsi denten. und da sollen sic ihn schon „ausbängcn". Das ist dock der reine „Justizmord". 5) Die Richter als Unter» gebenc können auch ihren Vorgesetzten nicht ., suSpendiren". In Erwägung alles testen wird für richtig erkannt: Die Berliner Offerte wird abgcwiesen — ohne „SuSpcnsivessect". Verkündet mit den Grünten!" Lediglich, um nnsern Lesern zu zeigen, in welch rohen Witzen sich der infernale Haß der Ullramontancn gegen den Mann kund giebt, der gerade i» der letzten Zeit so vieler Beweise allerhöchsten Vertrauens von Seilen Sr. Majestät dcö Kaisers sich erfreuen durste, und andererseits darzuthun, waS alles die llltramontaiic Presse ihren Lesern zu bielen »vagen darf, haben wir den obigen Worten hier eine Stelle gegönnt, aus die im klebrigen das Wort von „wenig Witz und viel Behagen" nur allzu gut paßt. Die „UnitL Eattolica", da- bekannte Jesuiten bla t;k, da- de», Valican sehr nabe siebt und als daS Hauptblatt deS päpstlichen UltranioiilaniSmuS gelten darf, schreibt wort tick: „Jedenfalls ist der Sieg de« Papste« Leo über den Kaiser Wilhelm schon jetzt kein geringerer, alS der Sieg de« Papstes Alerankcr über Kaiser Friedrich Barbarossa, der i» der Markuskircke zu Venedig vor dem Papste knieciid ihn um Absolution anflchlc." WaS würden diese Trabanten Rom« erst sagen, wenn man ihnen neck weitere Eoeicessioilcii macken wollte! Wir rufen solcher maßlosen Frechheit gegenüber: „Kanzler, werde hart!" Nack einer »nS auS Warschau z»gebrnden Mittbeiklmg spricht ein Theil der russischen Presse von angcblicheil Pserdecinkausen der deutschen Regierung in Pole», um daraus aus kriegerische Absichten derselben zu schließen. Dem gegenüber sei zu bemerken, daß in Warschau von derlei Ankäufen nickt- bekannt ist. BloS in den Grcnzgo»vcrne»icnts seien Pferde sür preußische Rechnung, jedoch in so uiibkeillen- den» Maße gekauft worden, das; dies unter normalen Ver hältnissen keinerlei Beachtung gesunden hätte, wie eS denn auch keine verdiene. Wie man auS Petersburg meldet, war dort die Nach richt verbreitet, Kaiser Alexander beabsichtige am 13. Marz nach Petersburg zu kommen nnd seine Residenz dancrud dort auszuschlagen. Ter russische „RegiernngS-Anzciger" verösientlicht die Anklagcaetc nnd daS Ilrthcil im T r ig on j a-Proccsse. Danach sind zehn Urthcile ans Tod mittelst Strange« gefällt worden und zwar gegen Michailost, Silchaiioff. Frölenko, Kolodkcwitsch, Istajeff, Emeljanoss. Tctcrka, Kiclotschiiikoss, und die Lebedefs und die Iakiuiosf. Zn Zwangsarbeit in Bergwerken aus unbestimmte Zeit sind vcrurlhcitt: Baranni- koff, Merkuloff, Arontscbik, Morosest und LanganS; zu rwanzigjährigcr Zwangsarbeit in Bergwerken: Trigen ja. yriedcnso», Slatopolsff und Lustig; zu zwanzigjähriger ZivangSarbeit in Fat'riken die Tcrentjcwa, Die Urlheilc gegen Fricteiison und Lustig werten durch den Jnstizuiiiiister der Gnade dcS Kaiser« unterl'rcitct werden und dürsten die Strafen gegen Frirdcnson aus zehnjährige Festung«;,vangS- arbcil, gegen Lustig aus vierjährige Fab'rikzwaiigSarbcit fest gesetzt werde». Der großbritainiischc Botschafter empfing in Petersburg am Sonnabend anläßlich teS Attentat« aus die Königin Victoria die Beileidsbezeigungen der Mitglieder de« diplo matischen CorpS sowie zahlreicher hochgestellter Persönlichkeiten. — Okelsaer Zeitungen zufolge bat die dortige slavischc Gesellschaft „Kvrill und MethödinS" um ihre Epmpatl'icn für die aufständischen ErivoScianer und Herzegowiner zu bereugen, de» bekannten Führer der.Herzegowiner, Ctojan Karat'chevic, einstimmig zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt. Ferner wurde ein Gesuch an die Regierung beschlossen, die -^aiuuilliiig von kliiterstützung-geldern sür die Familien der »ach Montenegro geflüchtete» ErivoScianer nnd Herzegowiner zu erlaube». Die Generale Gurko und Skobelcss wurden gleichfalls zu Ehrenmitgliedern ernannt. — Letzterer ist in Petersburg eingetrosscn. Z» seinen, Einpsange batten sich viele Personen, darunter auch Ossicicre, aus dem Perron ei»
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