Dresdner Nachrichten : 21.04.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192804212
- PURL
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19280421
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1928
- Monat1928-04
- Tag1928-04-21
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- Dresdner Nachrichten : 21.04.1928
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72. Jahrgang. Mi« Sonnabend, 21. April 1S2S Gegründet 18M Lr-»l-nl»rtlt: »«ch»UH»»« g»r»Iprechtk-Lammeinummer: SV 241 Nur lü, Nachtselvrtch«: 20 011 vom >S- bi« »0. April rsrs bei läaliiii »weimaiiger Zustellung frei Hau« l.70 Marl. <)"gUU5o1NLl1Ul)« Postbe,ug«prei« jür Monai April s Mari ohne Poft»u>ieilung«gebühr. »in,eluum«er t» Hllcnnig «lugerhalb Ire«»»»« I« «lenul». »ie An»cigen werden nach Moldniarl berechnet: die einivallige so mm breite Heil» SS Bla-, liir a»«w<lrt» «a PIg. stamilienameigen und Ltellengeiuche ohne Rabatt ^UlgklZrN ^ltzlstz. l» Plg., austerhalb iS Psg» die »u mm breite ReNamczeile i«0 Big., austerhalb ibo Big. Liierte,igebühr 30 Big. Auewitriige Auiträge gegen Roraulbetahlung. Ochrtstleltung und HauptgelchSiibstell«: «arlenstraste 3S/42 Druck und «erlag von rle»i<»Retcharbt M Dretde» PostlcheS-tlont» lass Dre»»e» Nachdruck nur mit deutlicher Ouellenaiigabe «.Dresdner Nachr."> «ulSiiig. — Unverlangte Lchriitftstcke werden nicht au'bewahrt. t.t.ruil«,. ..li lltll.llNT, 71.lt! 1II l.tltl.,1.1 :!777.tltlliIiIIIllllrl...lllIil..l... 7.11111 Sognsbsnit Her Ldenil liefl>fS8lIliesöeZkIIsclisft kuropsiiot 'NiULiLL Ae tragischen Stunden an Bord der „Bremen . Hüneselds neuester Flugbericht. — Die Schrecken der AtlanMfahrt. Ehre dem Andenken der unglücklichen Vorgänger! Nenyork, 20. April. Die Hearstpreste verössentlicht heute die Fortsetzung der Flugberichte Hüneselds. v. Hüitefeld schreibt: SS ist uns eine große Genugtuung, dah wir die Ehre jener Helden der Wissenschaft und Luftfahrt gerettet haben, die vor unS das Wagnis unternahmen und mit ihrem Leben bezahlten: Nungesser und Coli, Prinzessin Löwenstei» Min- chi» und Hamilton, Mis, Mackan und Hinchclisfe. Zwischen diese» Pionieren, die ihr Leben etnsetztcn. das ihnen gegen über dem Fortschritt der Luftfahrt so niedrig erschien, und uns besteht ein Band der Kameradschaft, das bis über den Tod hinanSreicht. Wir ehren ihr Andenken. Irgendwo in diesen abgeschlossenen Wüsten des Nordens und unter den Wellen des Atlantik liegt die beschichte dieser mutigen Versuche im Schweigen bc» graben. Auch wir. Fttzmaurice, Köhl und ich, haben die Wellen dcS Atlantik gestreift, als der Nebel unser kleines Fahrzeug aus der Höhe htnabgetrteben hatte. Auch wir haben unseren Weg verloren, als unser Kompaß durch magnetische Einflüsse des ferneren Nordens abgeleukt wurde. Uns gehört vielleicht die Geschichte des Erfolges, aber ihnen gehört die Geschichte des ruhmreichen Mißerfolges. Wir können unS heute die Abenteuer und Entbehrungen unserer verstorbenen Kame raden vergegenwärtigen. Wir können fühlen, wie vielleicht Prinzessin Löwcnstein und ihre tapferen Begleiter ins Grab der Wellen inmitten des OieanS »ntcrtanchte». weil in sencn schreekliche» Stunden, als die „Bremen" durch die undurch sichtige» Nebel der groben Bänke dnrchgesührt werden muhte mir drei der Ucberzeuguug waren, dah wir jeden Augenblick selbst ein Opscr der Wissenschaft werden würden. Wenn .Köhl nicht über solch meisterhafte Fähigkeit ver- sügt hätte, das Flugzeug zu führen, und wenn Fitzmauricc nicht seine Fliegcrcigcnschastcn besessen hätte, dann wäre iiilscrc Geschichte vielleicht ihre Geschichte geworden und ihre Erzählung würde anderen zugesallen sein, die »ns gefolgt mären. Leicht für uns ist jetzt die Vorstellung, wie Nungesser und Coli hossniingöloS über Lchnecslächen, vereiste Flüsse und endlose Wälder des Hinterlandes von Labrador aus der Suche »ach Menschen dahtngeslogen sind, wodurch die kostbaren Tropfe» dcS Brennstoffes immer weiter verbraucht wurden, weil auch mir aufgeregt in unseren Sitze» sahen, aus jene gleichen Wüste» starrend, bis alle Hoffnung auf den Ersolg geschwunden zu sein schien, obwohl eine Stunde vorher die Lichtung von Land unsere Gefühle hat höher schlagen lassen. Was wurde aus Hinchclisfe? Ich dachte an ihn und seinen Passagier, Frl. Mackau, als der .Kompah gebrauchSnnsähig wurde wegen des kurze» Abstandes zwischen unS und dem magnetischen Pol. ES war nicht schwer, sich zu vergegen wärtigen. wie sic wahrscheinlich aus ihrem Kurse gebracht wurden, um t» jener grausamen Arktik zu sterben. —Hüncfcld ging dann erneut ans die Einzelheiten des Fluges ein, der in den ersten langen Stunden unter freundlichen Vorzeichen verlief. Dann und wann, schreibt er, warfen wir Rauchbomben ab, um die Schnelligkeit und die Richtung des Windes fcstzustellcn. Er war zum Teil günstig und niemals ausgesprochen ungünstig, und wir brachten Kilometer um Kilometer hinter uns. Das war am Donnerstag während der Tageszeit, nach einer Flugzeit von lS Stunden. Während mir in Wcsirichtung flogen, erschienen plötzlich mächtige Wolken und Ncbclbänke vor uns. Das Thermometer ging hinunter, die Eiözone RensnndlandS war erreicht. Köhl brachte jetzt das Flugzeug über die Wolken, die von mächtiger Ausdehnung waren. Sic waren grotesk und drohend. Ein eisiger Wind, der von Westen kam. empfing uns. Wir muhten dnrchkomme« «« jede» Preis. Aber während wir durch diese. Bergen gleichende Wolken hi,,durchflogen und gegen den Wind ankämpften, bemerkte ich, wie Fttzmaurtee Köhl etwa» zuschrie. Da» Geräusch der Motoren »nd der Sturm machten ihn unverständlich. Fitz- manricc nahm einen Bleistift heran». Ich stellte fest, dal, Köhl wie gewöhnlich die Ruhe selbst war. Er war ernst ge worden und alle» in ihm schien angespannt, aber in seinem Gebaren prägte sich weder Aufregung noch Furcht aus. Ich »ersuchte einen Blick ans die Notiz zu wersen. Schltchlich batte ich Ersolg. In der Mitteilung stand: «ersuche Land zu erreichen, solange cS «och mdglich ist. Uuser BenzinbehLlter scheint zu lecken. . . Köhl erzählte mir später, datz er. um sich selbst zu sammeln, drei Vaterunser hersagte. Der tapfere Hauptmann lächelte Fttzmaurice an. Wir alle drei muhten, daß, wenn, wie wir drei nunmehr fürchteten. ein Leck im Benzintank vorhanden war, wir alle verloren sein muhten. Fttzmaurice kletterte von seinem Sitz herunter und kroch durch den Kabincnslur dcS Flugzeuges Das Schicksal war uns günstig Unser irischer Begleiter entdeckte den Fehler und reparierte ihn. Das Leck war verstopft. Der Flug ging weiter vorwärts. Inzwischen war der Sturm io schrecklich geworden, das, die Maschine nahezu in der Lust stand. Sie wurde hochgestohcn wie ein kleiner Vogel im hochgchenden Wind. Wir kämpften uns durch Wolken und Nebelbänke hindurch und wir iahen den wilden Ozean unter »ns. Die Maschine zitterte. Von 70V Meter Höhe gingen wir aus lvv Meter hinunter, um dann wieder hochzugehen. Kühl, der Meister des Imnebelsltegens, hatte jetzt Gelegenheit, seine Erfahrung zu zeigen. Er kann den Nebel selbst zur Nachtzeit meistern. Minuten schienen Jahre zu sein. Das hielt sür viele, viele Stunden an. Dann kam eine entsetzliche Zeit für mich. Lichter erschienen, Visionen setzten ei«. Die Küste, ein Lcuchtturm — Enttäuschung auf Enttäuschung! Wir befanden uns in der Zone der Nordlichter. Nebclstnrm und Nacht! Wollte das denn gar kein Ende nehmen? Jetzt strahlte der Polarster» in der schrecklichsten Nacht. Er wurde unser Zeichen, unser Führer. Die Beleuchtung der Jnstrumentcntasel hatte versagt. Statt des Lichtes erhielten die Piloten eisiges Nebelwasser in die Augen. Sturm, Nebel Nacht! Einige Minuten des Schlafes jetzt sür Köhl, dann sür Fitzmanrice. Vorwärts noch immer! Kein Tageslicht, aber eS wird komme». Ob eS sür unS kommen würde, wnhten wir nicht, doch wir hofften. Blnligrvt erwachte die Sonne. Noch immer Zeichen des Sturmes. Jetzt erschien Land unter «ns. Wir hatten den anderen Kontinent erreicht, und wir flogen noch immer. Endloses Land, weih von Schnee und EiS- massen und — verlasse». Der Flna ging vorwärts. Labrador? Wahrscheinlich. Der Kompah, der magnetischen Ablenkungen unterworfen worden war. lachte angesichts unserer Bruche, ihn abzulesen. Doch darüber später. Wieder ersah» e uns Sturm. Die Sonne stieg höher. Unter »ns das gleiche Bild: Kein HanS, keine Ortschaft, ein totes Land. Wir flogen noch immer. Berge, kahl oder weih vom Schnee, tauchten plötzlich ans, und mir muhten im tobenden Sturm über sic hinwegsliegen. Riesige Flüsse, einsam und mit Eis bedeckt, grüßten u»S. keine Spur menschlichen Lebens soweit das Auge reichte. Es konnten nicht mehr länger Zweifel für uns darüber bestehen, daß wir unsere Richtung nicht mehr kannte». Der Kamps mit de» wütenden Elementen hatte uns mehr Benzol gekostet, als wir hätten verbrauchen dürfen. Unsere Reserve im Tank sank tiefer und tiefer. Aber warum sich anfregc»? Wenn es soweit war, muhten wir landen und waren in der Wüste verloren. Die brave „Bremen" tat ihr Bestes. Wir wendeten und suchten weiter. Die Berge verschwanden. Vor uns tauchten zugcsrorene Ge» Wässer aus. Ging es zum Nordpol? Keine Antwort kam vom kompah. Das Benzol muhte in kurzer Zeit verbraucht sein. Das Ende? Plötzlich stich Fitzmanrice hervor: Ein Boot. Wir hielten Ausschau. Was er sür ein Boot hielt, war ein Haus an der Küste. Wir hatten noch etwas Benzol. Das Haus kam naher. Ein Leuchtturm, Menschen und Hunde waren zu sehen. Wir waren gerettet. Einige Minuten später brachte Köhl die Maschine mit Meisterhand auf das Eis herunter. Auch Mckstuq Köhls nach Europa? Die Ansbessernngeu an der Maschine. Nenyork» 2V April. Die „Canadian Preß" glaubt jetzt Aeuherungen Köhls bestätigen zu können, dah er beabsichtige, mit seinem Flugzeug wieder nach Europa zurück»u» fliegen. — Eine Bestätigung solcher Absichten Köhls au» zuverlässiger Quelle liegt nicht vor. Nenyork, 20. April. Hauptmann Köhl teilte einem Ver treter der „Canadian Prch" mit, dah es sechs bis siebe« Tage dauern werde, che die „Bremen" nach Empfang der Ersatzteile wieder startbereit sei. Nenyork, 2V. April. Etwa 80 Mann helfen den Fliegern bei der Wiederinstandsetzung der „Bremen". Gegenwärtig sind die Arbeiten aber unterbrochen, bis die er forderlichen Ersatzteile hcrangeschasft sind. jW. T. B.j Lake St. Agnes, 20. April. Bcnnett und Balchen sind mit dem Ford-Flugzeug, auS Detroit kommend, um 4,10 Uhr nach mittags hier gelandet. <W. T. B.j Nenyork, 20. April. Köhl erklärte in einem Interview, die Maßnahme, zum Schlitze gegen Schnee- und Eishagel die Tragflächen des Flugzeuges mit Paraffin zu bestreichen, habe sich während dcS Fluges als sehr erfolgreich erwiesen. Glückwunsch des Reichskriegerbundes. lDravtmeldung unserer Berliner Schrlftleitnng.s Berlin, 20. April. Der Vorstand dcS „Kysfhäuser" hat an die Ozeanfliegcr gedrahtet: „In Freude und Stolz über den Steg deutscher Tatkraft und voller Bewunderung des ManneSmutc s, der allen Gewalten zum Trotz als Erster ein deutsches Flugzeug von Ost nach West über den Ozean führte, senden wir de» kühnen Deutschen und ihrem irischen Kameraden Grütze von überllMillionenSoldatcn der alten Armee." Luebeck, 20. April. Die kanadische Negierung hat Fitz maurice, Köhl und Hüneseld mitgeteilt, sie bäte die Flie ger, sich als Gäste der kanadische» Regierung zu betrachten. Die Regierung hat autzerdem jede mögliche Hilfe angeboten. Keine Einigung der Parteien im Ruhrkonflitt. Deralungen im Kabinett. Berlin, SO. April. Die nach Berlin cinbcrusencn Ver handlungen über den Schiedsspruch sür den Ruhrbergbau zogen sich über den ganzen Tag hin. Die Gewerkschaften erklärten, daß sic m i t der im Schiedsspruch scstgclcgtcn Lohnerhöhung von 8 Prozent und der ArbcitSzcitver, kürzung nicht znfricden seien. — Der Zechcnoer- band berief sich bei seiner Ablehnung ans das Schmalcnbach- Gutachten. Da eine Annäherung zwischen den Parteien nicht erfolgte, wurden die Verhandlungen in den späten Abend stunden ergebnislos abgebrochen. Berlin, 20. April. Heute nachmittag trat daS Reichs- kabinctt zu einer Sitzung zusammen, in der der ReichSarbeits. minister über die Verhandlungen im Lohn- und ArbettSzeit- konsltkt des RuhrbergbaucS berichtete. Ein Beschluß wurde nicht gefaßt. Drianbs Pakkentwurf bei Slresemann. Berlin. 20. April. Der französische Botschafter in Berlin, de Margcrie, hat heute abend um 0 Uhr dem Reichsautzen- minister Dr. Strescmann die französische Note über die Krtegsverzichtsrage sowie den französischen Paktentwurf über- reicht. Die Veröffentlichung der beide» Schriftstücke wird erst nach erfolgter Ucbcrreichung in London. Rom und Tokio stattsindc». Paris. 20. April. Man glaubt hier, bah die beiden Ent» würfe sür einen Kriegövcrzichtpakt der Gegenstand einer Nuterhaltung der Autzenwinifter i« Sans« der Jnni-Tagung de« völkerbnudSrateS sein werden. Erst nach dieser gegen, fettigen Fühlungnahme, also nicht vor Juni, sollen dann die Großmächte sich über die Haltung schlüssig werden, da sie gegenüber den Paktcntmürscn cinnehmen und anschliehend den Vereinigten Staaten und Frankreich ihre Antwort er teilen. Primo -e Aivera fühll sich zurllckgesehk. Madrid, 20. April. Zu der bekannten Einladung Kellogg- an die Grobmächte, ein allgemeines Schiedsgericht einzusetzen, äußerte sich Primo de Nivera, daß er eS beklage» daß nicht auch an Spanien mit Rücksicht auf besten Bedeutung als Großmacht eine Note ergangen sei. Ein österreichischer Lokomoiivsührer am Brenner verbastet. Innsbruck, 20. April. In der Etats»« Brenner nmrde der österreichische Lokomotivsührer Fasching «äh rend seines kurzen Dienftausenthaltes von den Ita lienern verhaftet »nd nach Berona üdcrgeführt. Rach einer Mitteilung des italienischen BahnhofSkommandanten soll die Verhaftung ersolgt sei«, weil Fasching angeblich einen italie nischen Soldaten zur Desertion »erleitet hibe. Die Bnndesbahnbirektiou Innsbruck leitete sofort eine eingehende Untersuchung ein, die ergab, baß Fasching »ollftändi« ««schuldig ist «nd daS Opfer eines italienische« Lockspitzels «nrde. Der «orsoll hat in den Tiroler Eisen» bahnkreisen große Empörung her»»rger«fe». Die Tiroler Landesregierung hg« spsprt des »er Bundesregierung in Wie« Schritte unternommen. damit dies« einschreite.
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