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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188203164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-03
- Tag1882-03-16
- Monat1882-03
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nrdactio» nni> Lrpedttio« Joyanne-gasse Ä. Sprechstunden der Urduti«»: Bormitlag« 10—12 Uhr. Nachmittao? — ^ Uhr. -ttr d!« Ri!ck-»tc »inntl-vdter M»nulcri»l« »«cht Id» tl» «kdictio, n>cd> ««k»ü>tvch Unnatz«, »er für »ie «S»fts»l,e»»e Nummer bestimmten Inserate a» Äochentane» bis :» Uhr Nuchmtttans. an Lonn- »nv Aesttaqcu srnh »t« „v Uhr. In den Iilialeu für Ius.-Jnuahmk: Ltt« Klemm, UniversitütSstraßr 21. Lsuls Lösche, Kathariveiistrave 18, p. nur bis '/.« Uhr. eipMer.TMblalt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. Auflage 17,2»«. Abonnements,reis vierlelj. 4'/, Md-, incl. Brinaerlohn 5 M.. durch die Post bezogen t> Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren jür Extrabeilage» ohne Postbesürderung 89 Mk. m»t Postbesürderung »8 Mt. Inleraie 6grjpaltene Petitzeile X) Pf. Größere «checkten laut unserem Prrts- verzerchnib- Tabellarischer Satz nach höherem Taris. lierlamen nntrr den iledactioustrich die Svaltzeile SO Ps. Inserate sind stet» an die Expest-t»» -u senden. — Rabatt ivird nicht grgede». Zahlung xirneiiumoraulio oder durch Post nachnahme. .4 ° 7 .',. Donnerstag den 16. März 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vri»»i»tmachmir. Am 7. diese- Monat» ist in Tbonberg ein mittelgroßer wolssarbiger fremder Hund angetrosfen und al- der Toll- ivuth verdächtig crschicirei«. bei der nackmalS vorgenommcnen Sccirung auch vom königl. BezirkSthicrarzte wnthverdächtig befunden worden. Du dieser Hund in dem nahen Thon- Ixrg frei unihergelausc» ist, so ist gesetzlich auch hier die Festlegung (Ankettung oder Einsperriing) aller im Stadt bezirke vorhandenen Hunde für einen Zeilraum von drei Monaten, also bis züin 7. Juni dieses Jahre-. an- znordnen. Der Festlegung glcichzuachten ist da- Führen der mit einem sicheren Maulkorbe versehenen Hunde an kurzer Lein«; jedoch dürfen die Hunde obuc polizeiliche Erlaub»,iß au- dem gefährdeten Bezirke (der sich über alle bis 4 Kilometer von Thonberg entfernte» Orte einschließlich der Gemarkungen derselben erstreckt) nicht auSgesührt werden. Auch ist da» Führen der mit Maulkorb versehenen Hunde an kurzer Leine im Stadtbezirk nur außerhalb der Trottoir- und der an den Grunvstlickon hinlauscnden Fußwege statthaft. Demgemäß fordern »vir alle Hundebesitzer hier aus, während der nächsten drei Monate, vom 7. März o. an gerechnet, ihre Hunde sestmlegen oder doch nur »nil Maulkorb versoben und an kurzer Leine geführt ans Straßen und öffentliche Plätze zu kaffen, dieselben auch genau zu beobachten und bei Wahr nehmung verdächtiger Erscheinungen an denselben sogleich daS Nökhige vorzukehrcn und bei un- Anzeige zu erstatten. Wer diesen Anordnungen zuwiderhantelt, bez. denselben nachzugehen unterläßt, wird nach 8. 80 de- ReichS-GesetzeS vom 23. Juni lbbO, betreffend di« Abwehr und Unter drückung von Viehseuche», mit Geldstrafe bis zu 150 oder mit Hast bestraft, sofern nicht nach den bestehenden gesetz lichen Bestimmungen ein« höher« Strafe verwirkt ist. Ueber- dieü kam» die sofortige Tödttuig der Hunde polizeilich an- geordnet werben, welche diesen Vorschriften zuwider frei pmherlausend betroffen werden. s-!ki» k» U. « Vr. Georgi. Rrcdter. verMettzmih t» ttr rletschhalie m plimeuHcir Platze. Tie ,»» L. April dS. Zs. werdend« Abthetlung He. 8 in obiger G1»1schp«lle soll von da ab gegen ,tninon«tit«de Xiindtgnng Dienstag, den Sl. dS. Mo«. DorrnittagS 1t Uhr aus dein Rathbause I. Etage. Zimmer Nr. 17, a«der»«tt an den Meistbietenden verintethet werden. Die Bermiethung?- und Versteigerung-bedingungen liegen ebendaselbst aus dem großen Saale schon vor dem Termine zur Einsichtnahme au». Leipzig, den 8. März 1882. Der Skatb der Stadt vr. Georgi. "Slöß Die zur Herstellung einer Zweigbahn zwischen der städtischen Gasanstalt und der Tbüringischen Eisenbahn erforderlichen Erdarbeiter» sollen, soweit dieselben aus städtischem Areal« auSzustlhren sind, an einen Unternehmer »n Accord vergeben werde». Tie Bedingungen »md Zeichnung«» für dies« Arbeiten liegen i» unserer Licsbau-Vcrwaltnng, Ralhhau-, L. Etage, Zimuier Nr. 14, au« und können daselbst cingesrben resp ciltnoininc» »verden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Erdarbetteu zur Zweigbahn nach der Ga»« anstatt" versehen ebendaselbst und zwar bi- zum SS. März «r.» Nachmittag« 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, am 13. März 1882. De« Rath» der Gtadl Peipzig Deputation ;»r Gasanstalt. erledigt hat sich di, hinter der ledigen He«rtett« V«st»r unterm 25. Februar u. o. crlaffeue Bekanntmachung durch Ermitte lung deren Aufenthalte». Leipzig, am 8. März 1882. Der Rath der Etadt -etpztg. <Ar«e»>A«t.) Ludwig-Wolf. Wendt Lrlrdltzt hat sich unsere Bekanntmachung vom 28. Februar o. in Nr. dv diese» Blatte», Minna Auguste unverehrl. Uhl mau« betreffend. Leipzig, den ll. März 1882. Der Rath der Stadt Helpztg. tAr«»eua«t ) Ludwig-Wolf. Wen,er. Nichtamtlicher Theil. Jur Lage i» Frankreich wird d«r „Polit. Eorrcspontcnz" au-Pari- vom Id. d. M geschrieben: * In der französischen Kammer ist soebe» «ine sehr heikle Frage aufgeworfen worden: Die Aushebuug de- Eon- cordate». Man stimmt so ziemlich darin überein, daß vom diplomatischen Gesicht-puncl- au» die Angelegenheit eine recht mißlich« und daß die Form, in der st« eingetertel wurde, eine verfehlte ist. da die Kammer, wie die» der Deputiere Bischo Freppel und Herr Freycinet erklärte», emen intcrnatio- nalen Vertrag nicht einseitig auszuheben vermag. Im Grunde gmommen bat sich aber di« Regierung nicht klar ausgesprochen. Sie bewahrt« große Reserve, ob» gleich es den Anschein hatte, als ob sie sich zu eiaer Erwägung der Angelegenheit nickt völlig ablehnend verhalten Wollte, klebrigen» ließ Herr Frevel »er dementiren, daß er von der ..Einleitung vs« Unterhandlungen" gesprochen habe. Im Nachstehenden sei nun da» in hiesigen politischen Kreisen meist anzulreffeiide Raisonnemenl wiedergcgcbcn: Herr Freycinet — so sagt man — der zur Zeit der Ausführung der Dccretc gegen die geistlichen Orden die .Her deisübrung eine» Arrangement« mit Nom versucht halte, weiß sehr wohl.welch anßcrgcwöbnlichenSchwicrig- kcilcn eine Unterhandlung Uder die Aufhebung de» Eoncordates böte. Er kann in diesem Augenblicke »»»möglich da- Wieder aufleben der religiösen Streitigkeiten wünschen, welche der allgemeinen Beruhigung und sogar in gewissem Maße viel leicht der Revublik selbst Eintrag thäten. Auch Herr Grevv, testen politischer Haltung der Grundsatz: „tznlola non marorv' zn Grunde zu liegen scheint, ist gegenwärtig gegen jede Aende- ruiig in dieser Angelegenheit. Außerdem sprach sich bekannt lich auch Herr Gambetta für die Ausrechlerbattung deS Eoncortates au». Die Frage »st jedoch nun einmal auf die politische Tagesordnung gesetzt. Man bereitet sich auf der einen wie aus der anderen Seile für alle Evcntuaiitälen vor. Man studirt die Angelegenheit in Hinsicht auf mög liche Ncgociatwne>i. Niemand weiß jedoch rur Stunde zu sagen, welche- System man an die Stelle des jetzigen setzen werte, ob etwa «in andere» Concordat oder die Trennung der Kirche vom Staate. Biele Liderale proelamiren die letztere Einrichtung all die unseres Zeitalters der Freiheit einzig würdig«; allein, dieselben Männer und auch der Urheber de» in diesem Sinne gebaltenen Anträge». Dcputirter Bohsset, würden vielleicbt inre Ansicht ändern, wenn sie die 9l«gierung»macht in Händen hätten und alle Schwierigkeiten einer so hochwichtigen Angclegenkeit sozusagen mit den Fingern betastete», kurz gesagt, die Frage scheint derzeit noch nicht reif zu sein und da- Eoncordat dürste noch eine geraume Zeit hindurch aufrecht bleiben. Was die tunesische Frag« betrifft, so haben hie Cabinete von Rom und London ihre Sletlung zu derselben bl»ber nicht geändert. Die Meldung einiger italienischer Blätter, daß Marquis de Noaille» mit der Aufgabe be> traut worden sei, mit dem italienischen Eabinet Unterhand lungen über diesen Gegenstand einzuleiten, entbehrt der Be Lsax. die einen mehr sinaazlelleu al« polnischen Etzaratte, dat, ist tu keine »eu« Phase geirrte«. Dre italieniside Negierung verlangte für die ihre« Unterthancn durch da« Bombarde ment von Ssar zugefügten Schäden eine Entschädigung. Frank reich wie- diese Forderung mcht schlechtweg zurück, sondern will blo« da» nicht rugcbru. daß e«, wie Italien behauptet, durch eine rechtliche Verbindlichkeit dazu verpflichtet sei. Durch die Abreise de» Marquis de Noaille» wurden die Unterhand lungen über diese heikle Angelegenheit abgebrochen und die Wiederaufnahme der Regocialionen wird dem Nachfolger diese» Diplomaten auf dem italienischen Botschafter- kosten obliegen. Während die französische Regienmg Anstalten trifft, um die Rechte Aller in der Ncgenkschast zu schützen und allgemeine Sicherheit zu gewähren, nimmt die italienische Regierung die Ermorduna europäischer Kausleule in Tunis zum Anlässe, um die öffentlich« Unsicherheit im Beylicate scharf bervorzubeben und die Autorität de» Ben zu Ungunsten de» französischen Protrctoralö zu betonen. E» er- gieol sich die- au- der Thatsache, daß der italienische Eonsul m Tunis beauftragt wurde, den, Bev eine energische Note zu überreichen, um ihn daran zn mahnen, daß er für die Sicherheit der Italiener im Beylicate verantwortlich sei. Der französisch« Ministerrath hat di« Frage der tunesischen Krieg-contriblltionen behandelt. E» wurde beschlossen, daß dieselben direct an die Regierung de» Bev» abgesührt werden sollen di» aus gewisse im Vertrage von ka-r-Said vorgesehene Vorbehalte, welche die französischen Interessen zu garantiren bestimmt sind. Die legislative Gewalt hat soeben eine sehr wichtige Ent scheidung getroffen, welche die Einführung eines Civil- standtregisters bet de» Muselmänner» Algeriens zum Ziele hat. Daß diese Frage viele und wicklige Interessen berührt, gebt wohl auch daraus hervor, daß die österreichische Regierung bekanntlich ihrer Zeit keinen Augenblick gezögert hat, den jütischen Staat-Mitgliedern obligatorisch Familien nauien beizulegen. Die Tbatsachc, daß von maßgebender Stelle in St. PcterS bürg bisher nicht der mindeste Tadel gegen den General Skobclesf ausgesprochen wurde, hat hier einige» Aussehen erregt. Sollt« man daraus schließen dürfen, daß di« pan- slavlsiischen Ideen dort wirklich an der Tagesordnung sind? Leipzig, 1«. März 1882. Die Aussichten aus ein« Frühjahrssession de» Reichstags, je näher sie neuerdings gerückt sind, begegnen um so mehr allgemeiner Abneigung ,n allen Kreisen der Näckmbetbeiligten nicht nur, sondern auch de» großen Publi« cum». Bei der starken GeschästSIast. die dem preußischen Abgeordnetenhaus« auch nach Ostern noch obliegen wird, wäre rin gleichzeitiges Tagen der beiden Körperschaften gar nickt zu vermeiden, oder es müßte der Reichstag gar erst im Hoch sommer einkerusrn werden. Di« parlamentarische Ermüdung ist sckon jetzt sehr zu bemerken, und wir mögen un» kaum verstellen, welche Stimmung im Mai und Juni sich der Ab- georvneten bemächtige« wird. Es liegt zudem dock nirgend ein zwingender Grnud vor, die gesetzgeberischen Arbeite», di« den Reichstag demnächst beschäftigen solle«, dermaßen Ha>» über Kops zu beschleunigen. Weder di« Uusallversicherung, noch die Revision der Gewerbeordnung, noch da» Tabaks Monopol verlangt« ein überstürzte« Votum de« ReickStag«. im Gegentheil, es könnte diesen Entwürfen, deren mangclhaske Vorbereitung eine offenkundig« Thatsacke ist. nur vortkcilhast sein, wenn sie «och um ein paar Monate »urückgestellt würden und mehr Muß« zur Reise gewönnen. Wir vermögen nickt einzusehen, was deu Reichskanzler veranlasien kann, diese Fragen s» zu überstürzen, wie es jetzt in der Absickt zu liegen schcmt. m»d wir zweifeln immer noch, nicht an dem Plane, den Reichstag schon im Mai und Juni mit diesen Gesetzen»« würfen zu befestigen, wohl aber an der praktischen Aussühr> barkeit dieses Plane» Wieder einmal gehen Gerüchte um. nack denen di« Stellun de- Herrn v. Kogler erschüttert sein soll. Heißt es »« sckcn, daß derselbe gesonnen wäre, sich au» der „friction»- schweren" Berliner Atmosphäre in den rubigen Hafen des könizSbergrr Obervräsiventcnpostrn» zurückzuziche«. Da der ueu« preußische Eultu-minister in feinem jetzige» Amt nicht die Befriedigung gesunden, die er erwartet haben mockte. hat schon mehrfach verlautet. Gleichwohl ,st e» eine Vor eiligkeit. ihm Entschlüsse zuzuweisen. welche direct ans e»ne chwere Kr»si- deuten würden. Dazu liegt, wie c- heißt, em sichtbarer äußerer Anlaß nickt vor. wäbrend die etwa mit- wirkenden inneren Momente auch Nicht m ihrer Bokeiitniig Überschätzt werden dürfen. .... ^ Au-Berlin wird »»iS vom Dienstag geschrieben: „Ler Abg. Windthorst legte in der heutigen Beratbung des Eultii-ctat? den Finger a»f eine Reihe von Mißitänden im NniversitätSlel'c'n. die schon so oft und leider immer o vergeblich gerügt worden sind, daß r- eine gewisse Resigna tion erfordert', gegen die sick hier breit machende vi, morttao atuukänipseu, die Frage, wie unsere Hochschulen zweckmäßig zu organisiren sind, und wie der KreiSlanf de» wiffcnschast- lichcn'LebenS vor Stockungen bewahrt bleiben kann, ,st eine n ernste. alS daß sie durch parteipolitische Voreingenommen- .,eit verdunkelt werden dürste. Ob Herr Windlbor't d,c vor handene» Wunden blo-legt oder ob die- rin Anderer timt, berührt die Sacke selbst äußerlich. Freilich gefiel sich der EentrnniSsührer in tendenziösen Zuspitzungen, die nuskaS Conto eine» besonderenFraclionSprogrammS kommen, wie». B-, wen» er verlanate. daß di« kirchlichen Behörden beider Eonscssioncn über die Besetzung der theologischen Proscssurcn zu eulscheidcn haben sollen. Aber da« ist Beiwerk, welches leicht auSz»- loudcrn ist. Im Kern traf der Redner das Nichtige, wenn er eö beklagt, daß die Doeenten den Vortrag nicht zu beleben und zu einem befruchtenden Ideenaustausch zwischen Lebrern und Hörer» zu gestalten verstehen; dah ,br Vorlrag uichl viel mehr Werth' hat al- irgend ein beliebige» Lehrbuch, daß ein Zmischeuexamcii im akademischen Triennium wünschen» werth ist, um die Slndirenden vor de» Gefahre» der allzu großen Freiheit zu schützen, vor Alle», aber, daß für daS Ausstcigei, der Privatdocenten zu Professuren ganz verfehlte Borau-sctznngen gegeben sind. Jeder, der unser wiffenschast- liche» Leben mit einiger Aufmerksamkeit verfolgt, mag oft genug mit Befremden wcrdraenammen habe», wie Gelehrte, die diesen Ehrennamen wirklich verdienen, jahrelang, ja v»ahr- zebvte hindurch, in der bescheidenen Rolle der Privaltocenten verbleiben, während gewandtere, doch weniger befähigte College» sic in der Erreichung äußere Vorthcite über hole». Herr Windthorst schiebt da« aus die geheime Thälig- '«it eine- „Professor«,iringeS", der Niemanden cinlaffe. obuc daß zuvor Garantien gegeben seien. Wird inan auch dieL Dort al- gehässig und den Begriff al» nur in der Vor stellung de» EcülnimssührerS vorhanden bezeichnen müssen, so bleibt doch die Thatsache zu Recht oder vielmehr zn Unrecht bestehen, uud da- Heilmittel, welche- Herr Windthorst ver schlägt, verdient die vollste Beachtung. Er will, daß die Centralverwaltung sich bei der Ernennung von Professoren nicht allzu ängstlich an die Gutachten der UniversitälSscnatc binde, sondern auö eigener Prüfung sich die Uebcrzeugnug ver schaffe, ob dieser oder jener Privaldocent der Verorderung würdig sei: er will also die Durchbrechung der bnrcau- kratiscvcn Schablone aus einem Gebiete, wo, wie ans keinem zweiten, die freie Bethätiaungker Geisteskräfte eine unum gänglich« Nothwcndigkclt ist. Morgen wird sich zu der cm- aeregtcn Frage der EulluSminister äußern, der bi- auf Weitere- die Annahme für sich in Anspruch nehmen kann, den besten Willen zu haben." Der Eandidat der liberalen Partei im ReickStagSwahl kreise Lübcn-Bunzlaii, der Direktor des Slalistischeii Bureaus Geh. Rath Di. Engel, hat am Sonntag vor einer zahlreichen Versammlung in Dünzlau mit großem Beifall gesprochen und sich auS sachlich begründeten Bedenken gegen da» Tabaknionopol erklärt. Trotzdem der Fortschritt und die Conscrvativen eigene Eandidaten ausgestellt haben und dasür in ihrer lebhaften Weise agiliren, scheint der Sieg Engcl'S gesichert zu sein, worüber wir uns ganz besonders sicnc» würden, da ein solcher Zuwachs der nationallibcralcn Partei auf polkSwirlhschaftlichcm Gebiete sehr erwünscht wäre Die vereinigten Ausschüsse deS BnndeSrathS für das Rechnungswesen und für Elsaß-Lothringen hielten am Dienstag Vormittag eine gemeinschastliche Sitzung, >» welcher sowohl »> Betreff der Einnahmen und AnSgabc» der LankeS- verwaltuna in Elsaß Lothringen wie auch betreffs der allge. meinen Rechnung über den LandeSbaiiSbalt für Elsaß Lothringen für da- Jahr 1877 Decharge crlheilt wurde. Die Niederwerfung de- Ausstandes in der CrivoScie, deren Tragweite unter den obwaltenden Umstän den kaum hock, ge»».z veranschlagt werden kann, ist ei» Triumph der österreichisch.ungarischen Kriegführung, der da» äußerst gnädige Telegramm, worin Kaiser Franz Joses dem Höchstem»»,andirenken de» PncisicationScorpS Feldmarschall-Lieutenant Baron Jovanovie, seine Znsriede» kett mit dem Geleisteten auSdrUckt, vollauf rechtfcrligt. Auch in dem am Sonntag in Wien unter Vorsitz de» MuiisierS des Aeußern» Grasen kalnoky, stattgshabtrn gemeinsamen Ministerrath, welchem »och gemeinsamer Fiiia»znii»istcr v. Szlcivy. gemeinsamer krieg-minister Gras Biilandt-Rheitt Ministerpräsident Graf Taassc. Finanzminister v. Dnna jewski, Ministerpräsident TiSza und Minister Baren Orczn amvohnten, kam di« durch den neuesten Erfolg der militairischen Action geschaffene Situation zur Sprache. Da gemeinsame Krieg«minist«r machte sehr erfreuliche Mitteilungen über den Fortgang und den Erfolg der Oöorationen in den insurgirten Gebieten, und legte die Über die Einnahme Dragalj« uud die erfolgte vollständige Besetzung de» Erivo»cir eiugetroffenen osficirllen Depeschen vor Mit de» gleichen Energie wie bisher wird — nach dein Bericht de» „Vuvap. Corr." — jetzt auch in der Herzegowina vvHzegangen werden. Di« acht Millionen Gulde». welche i» der jüngsten außerordentlichen DrlegationSsessicu für die mobilisirten Truppen votirt wurden, waren bekanntlich für einen dreimonallgen Bedarf berechnet; nachdem e» aber kaum möglich erscheint, die Truppen, wenn auch die Jnsurrcetwn ans dem ganzen Gebiete in kürzester Zeit vollständig unterdrückt und die Ordnung bcrgestellt sein wird, sofort zurückzu« ließe« — höchsten« könnten jene TrnpvenkSrper, die schon eine längere Zeit unten stehen, nach Haulc kommen — und andererseits entlang der Grenzlinie einig« befestigte Stellungen wschaiicn werten müssen, um eben dort mit wenigen Trnpren »»soeichiu z, können, erscheint e» unabweisbar, von den Del« gattonen — wie die» ja von der gemeinsamen Rc-ziernn während der letzten Delegation-Verhandlungen ausdrücklich in Aussicht gestellt wurde — nochmals die Votiruna einer ent sprechenden Summe zu verlaugen. Um Übertriebcnen Com binattencn vorzubeugen und um «in getreues Bild der Situation geben zu können, werde die gemeinsame Regierung die Delegatlvneii zu einer zweiten außerordentlichen Session „och bevor die bereits votirtcn Gelder auSgegcben sind — wahrscheinlich für di« zweite Hälfte dcS MenatS April nach Wien einberuseli. Nachdem die geplanten B-sesligungen Höchstens 1,500,000 ff. in Anspruch nehmen uud die Erhaltung der Truppen für weitere 2—3 Monate keineswegs mehr kosten wird, alS jetzt beansprucht wurde, dürste die gemeinsame Re« gicrung von de» Delegationen die Summe von zehn, äußersten» von zwölf Millionen Gulden fordern, wobei die eventuellen Mehrausgaben in den ersten drei Monaten für auSdezahlte KriegSzuIaHcir schon mit einbcarissen sein werde». Von größeren Summen ist nach der oven genannten Correspondciiz absolut nicht die Rede. Der „Pestcr Lloyd" will zwar Manche- in dem vorstehend Mitgctheittcn aus Rechnung von Privatem»binationcn der „Budap. Corr." stellen, druckt aber deren Bericht gleichwohl ab. A»S Nagnsa wird ossicrell vom Montag gemeldet: „Die Iujurgcuteil griffen am 1t. d. ein Jägervataillon am Zagwosdnk an. wurden aber zurlickgeschlagcn und verloren etwa 5,0 Mann, ihre Todten ließen sie ans kein Kampfplätze zurück. Der Verlust der Truppen betrug 1 Ossicicr und 2 Mann todt und 2 Mann verwundet. Am 11. d. griffen die Insurgenten auch die Truppen bei Pcrcovac c>», wurden aber gleichfalls mit Verlust znrückgeschlage». Die Truppen harten hier 5 Verwundete. Die Fcldte'lcgraphenstation in Erkvice ist am 12. d. eröffnet worden." — Wie verschiedenen Wiener Blättern an? Eattaro gemeldet wird, berust Montenegro, angeblich um einen starken Grenzcordon zu zieben, die Wehrpflichtigen ein. Der Ministerrrsident Oberst v. Tböi»mel »nkerhält seit zwei Tagen telegraphischen Vcrkebr mit Wien. Der Serdar Plamenac ist mit dem Dainpser „Stambul" in einer Spccialmissidn de» Fürsten Nikita nach Wien abgercist. A»S Nom wird vom DienStag gemeldet: „Anläßlich seines heutigen GeburtStagSfesteö erhielt der König von sämmtlichen So»vcrai»en und den ChesS ihrer Negierungen Glückwunschtclegranime. Der König hielt über die hiesige Garnison eine Revue ab, welcher die Königin und der Kronprinz beiwohnten. Nach der Revue begaben sich die Herrschaften nach dem Onirinal zurück und erschienen später i» Folge der unansbvrlich enthusiastischen Zurufe der dicht gedrängte Volksmenge aus dem Balcon. Die Stadt ist aus daS Glänzendste gcschniüal. In den Provinzen wurde der Tag ebenfalls festlich begangen." In Petersburg fand am Montag (wie wir heute aus führlich wiederholenj anläßlich de» Tode-tage- des Kaisers Alexander II. in sämmtlichen Kirchen Gottesdienst statt. I» der Festnnaskirche wurde ausschließlich für die kaiserliche Familie um ll Uyr Vormittag- eine Seelenmesse abgehallen. Der Kaiser und die Kaiserin kamen in offener Equipage vom Wintcrpalais. Nach beendigter Messe ver- weillcn dieselben knicend lange Zeit >m Gebet am Grabe de» VatcrS und begaben sich sodann in derselben Equipage, inwelcher sic gekommen, mit der kaiserliche» Familie und dem Gefolge zur S iiönecapellc am Kalharinencanal, woselbst abermals eine Messe unter Tbeilnahnie der Generalität, der Behörde», der Vertreter der Stadt und im Beisein einer aus den Leibcompagnien de» Prcobraschen-ki'schcn »nd Pawlow'schrn GarderegimentS be stehenden Ehrenwache statlsand. Um 2 Uhr Nachmittag- wurde »> der FesinngSkirchc nochmal- eine Messe abgchaltcn. welcher die Mitglieder des diplomatischen Corp?, die Generalität, die Osncicrc'vrp?, die Behörden und zahlreiche Vertreter auS all:» Kreisen der Bevölkerung beiwohnte». In der Kirche de- PrcobrnschenSki'schcn GardcreaimcnlS »raren vor den, Altar ein zum Getächtniß der Errettung de- verewigten Kaiser» gelegentlich de- Attentats in Pari? gestijretc» Heiligenbild, darunter rin auö gleichem Anlässe von deu Osneieren der Garde gewidmetes Evangelium, ferner vor dem Bilde eine Stiftung de? regierenden Kaiser-, bestehend anö Lcucktclii inik 03, der Zahl der Lebensjahre des ver storbenen Kaisers entsprechenden Kerze», ein Bild deS heiligen Alexander Nensky »nd der Säbel ausgestellt, welchen Kaiser Aleranker ll. im Augenblicke dcS Attental» getragen hatte. Die Gräber des Kaisers und der Kaiserin waren niit Blumen und Kränze», welche daraus »iedergelegt wurden, vollständig bodcckk, am Kopsendc der Earkopbage lagen die Kaiserkronen, da? Innere der Kirche war erleuchtet. Sowohl in der FesinngSkirchc wie in der Sühnerapcllc wurden die Messen bis z»ni späte» Abend fortgesetzt, die Sühnccapelle War bi- in die Nackt hinein von großen Volk-iiiassen ninstandcn. Bon einem Kenner der russische» Verhältnisse, welcher z. Z. mitten in unserem politischen TagcSlebcn sieht, erhält da» „B. T." folgende bcachtc>i?wcrthe Mittbeilung: ..Hand in Hand mit der Deutschen Hetze de- General- Skobclesf gebt in Rußland eine rücksichtslose Agitation der Negierung gegen die O st s e e p r o v i n z e n. Schon seil Beginn seine? Ministerium? hat Graf Jgnaticfs alle dcuischscindlichen Elemente und selbst die nationalen Letten, welche im Ucbrigen ebenso revolutioiicrir wie die Nihilisten sind, ans das Auffälligste begünstigt und sogar eine Deputation lettischer Bauern dem Zaren vor» geführt. Tan» hat der Minister auf die gewaltsamste Weise einen Verstoß gegen die Selbstverwaltung der Oslsec- provinzen gemacht, indem er die Ausdehnung der russi schen Landschastsinstilntionen auf Livland, Esihlant. Kur» lcmd n»d die Insel Ocsel decrctirte. in deinsclbcn Augen blicke. da ein kaiserlicher Erlaß für da? übrige Reich erklärte, daß die LandschastSinsiilutionen sich nicht bewährt, sondern zu so peinliche» Reibungen mit den staatlichen Verwaltungsbehörde» geführt hätten, daß eine Revision und Umgestalumg de? bezügliche» SkalnIS nothwendig und bchusS Vornahme derselben bei dem Ministerium de- Innen» «ine besondere Eoniniission nicdergcsetzt worden sei. Jetzt endlich ist man noch einen Schritt weiter gegangen und sucht die deutsche Sprache In den Osckcrprovinzen zu verdrängen. In denselben wurde der Schriftwechsel mit den Wehrpflicht» bebörden bisber deutsch geführt, nun aber hat der Krieg»- mmi'ier nnlcr kein Vergeben, daß einzeln« Oksicicre und Aorzlc diese Dprackc nicht kennen, rinsach decrctirt, daß dicker Schrittwechsel sorlan in russischer Sprache zn erfolgen habe. Selbst die Gouverneure der Ostieeprovinzeii haben Einwen dungen gegen diese alle deutschen Kreise aus-Tiefste aufregrn» den und erbitternden Anortnunacn versucht, sind aber rund weg abgewicscn worden. Und somit wird denn der einzig ruhige und noch nicht unlcrwühlte Landstrich Rußlands von einer verblendeten vanllavistischen Regierung künstlich zu einem Heerte der Unzufriedenheit gemacht.''
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