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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.07.1928
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280719029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928071902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928071902
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1928
- Monat1928-07
- Tag1928-07-19
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Anhalt und Zeffau gegen die Szeanslieger. Die Zunkers-Werke gegen den Stahlhelm. Parleigeisl und Kleinlichkeit triumphieren über nationale Selbstverständlichkeiten lDrahtmeldungunsererBerllnerSchrlstlettung.t Berlin» 19. Juli. Wie aus Dessau gemeldet wird, wird dort von den Junkerswerkcn mitgetcilt, daß sich auch das anhaltische Gtaatsministerium an einer offiziellen Empsangs- seier für die Ozeanfliegcr in Dessau nicht beteiligen wird. Die Junkerswerke haben dem anhaltische« Stahlhelm mit- gcteilt» daß sie eine aktive Beteiligung des Stahlhelms während der Empfangsfeier aus dem Flugplatz nicht wünsch ten. Nach dem Borbild von Köln und Wien überrascht diese Stellungnahme der Stadt Dessau und des anhaltische» Staatsministcriums nicht mehr und es bleibt nichts anderes übrig, als eine derartige Kurzsichtigkeit und Kleinlichkeit er neut zu brandmarken. Besonders verwunderlich ist jedoch die Stellungnahme der Junkerswcrkc gegenüber dem Stahlhelm, die geradezu als feindselig anzusprcchen ist. Man wird zwar verstehen, das, die Jnnkcrswcrke, die doch im Grunde ans Ncichsanfträge und ans die finanzielle Unter stützung der jeweiligen ReichSregternng angewiesen sind, alles vermeiden, was sie „an höherer Stelle" in Mißkredit bringen könnte. Ans der anderen Seite wird man jedoch annehme» dürfen, das, die Persönlichkeit des Professors Funker selbst genug Autorität auch gegenüber parteipolitisch oorgehcndcn «Drahtoieldung unserer Berliner Schriftlcitung.i Berlin, 19. Juli. Der Strafunterbrechung für Hölz sind lange Verhandlungen vorhergegangen. Im Lause des gestrigen Tages fanden zahlreiche Besprechungen im Reichs- jnstiziuiuistcriuin statt. Auch das prcustische Justizministerium war daran beteiligt: da das Reich keine eigene Strafanstalten hat, war Hölz in einer preußischen Anstalt untergebracht. Es heißt keinesfalls die Objektivität der mit dieser Straf unterbrechung befaßten Stellen anzuzweifeln, wenn man den Eindruck iviedcrgibt, der dadurch entsteht, als habe hier die Straße doch irgendwie Einfluß ans den Gang dieser An gelegenheit gewonnen. Nach dem Erlaß der Amnestie waren die Verhältnisse in gewissen Zuchthäusern, besonders in Lunncburg, ziemlich schwierig geworden. Ganz abgesehen von dem Hungerstreik, der inzwischen beigelegt ist. gährte cs auch sonst in der Anstalt. Dazu kamen fortgesetzte Demonstrationen seitens der Kommunistischen Partei, die zweifellos dazu bei- gelragen haben, den entsprechenden Behörden ans die Nerven zu gehen. Versucht man sich, ganz unabhängig von diese» Einflüssen, von dem Tatbestand nnd der Sachlage ein Urteil zu bilden, so darf man wohl sagen, daß die Kreise nm Hölz, zu denen sich, wie die heutige Berliner Presse answeist, anch demokratische Zeitungen gesellt haben, eine Solidarität geübt habe», wie sic leider im Einsatz der rechtsstehenden Kreise für die Opfer der Fcmchctzc in keiner Weise vorhanden ge wesen ist. Man steht heute vor der Tatsache, daß, mögen juristische Fvrmalicn nnd andere Voraussetzungen immerhin für die vorzeitige Freilassung Hölz' bestanden haben, der Druck der öffentlichen Meinung, der von den Kommunisten organisiert war, zweifellos mit dazu beigctrage» hat. dem Ncichsgcricht den Entschluß zum mindesten zu erleichtern. Ter Beschluß des Reichsgerichts stutzt sich ans Bestimmun gen der Strasprozcßordnung, nach der bei Wicderanfnahme- auträgcn eine Strafunterbrechung erfolgen kann. Der Wiederausnahmeantrag des Verteidigers von Hölz bezog sich ans de,, Fall der Ermordnng des Gutsbesitzers Heft. Die Frage der Wiederaufnahme ist im Falle Hölz juristisch jedoch besonders schwierig. Hölz war wegen insgesamt etwa hl> Verstößen gegen das Strafgesetz vom Sondcrgericht ver urteilt worden. Diese -'0 Taten wurden aber als einheitliche Hochvcrratstat angesehen, und das Strafmaß nach dem Hoch- verratsparagrnphen festgesetzt. Wegen der einheitlichen Be strafung mußte untersucht werden, ob ei» einzelnes Delikt besonders behandelt werden konnte. Jetzt hat sich das Reichs gericht dazu entschlossen, den Fall Heß gesondert zu be handeln. Wie bereits oben angcdentct, ist der Hungerstreik der Zuchthäusler in Brandenburg gestern abend abgebrochen worden, nachdem ein Referent des StrasvollzugSamtes nach Brandenburg gefahren und den Gefangenen klargemacht halte, daß ihre Maßnahme völlig zwecklos sei. Die Zucht häusler haben daraufhin erklärt, daß sic ihre Demonstration ansgcbc» würden nnd nahmen bereits wieder das Abend essen zn sich. Anch heute früh ist wieder von de» Gesangenen Nahrung angenommen und wie üblich gearbeitet worden. Die Disziplin ist in keiner Weise gestört. Auch in der Straf anstalt Lncka» habe» die Gefangenen den Hungerstreik wieder ansgegcben. Hier mußte man allerdings gegen drei der Reichs- und Landesstellen haben müßte, nm burchznsctzen. daß aus dem Flugplatz alle» Kreisen eine Beteiligung am Empfang der Ozcanslieger möglich wird. Kiinekelö über Aobile. Das schöne Urteil des deutschen Ozeanslicgcrs. Budapest. l8. Juli. Die deutschen Ozcanslieger Köhl nnd v. H n n c s c l d haben heute die Vertreter der Presse empfan gen. v. H ü n c s e l d sagte hierbei, die schönste Belohnung ihrer Mühen wäre, daß der Ozcanslng unbestreitbar eine a n ß c n p o l i t i sch e Bedeutung gewann. Durch dieses Unter nehmen trugen sie dazu bei. Mauern der Entfremdung und des Unverständnisses niedcrznrcißen. Im weiteren Verlause des Interviews lehnte cs v. HüncscId ab, über den Besuch in Tvvrn etwas zn sage», da es ein Privatbesnch wäre, lieber Nobile befragt, sagte v. H üncscld, viele greisen jetzt "Nobile an. selbstverständlich darum, weil sein Unternehmen nicht in vollem Maße gelungen war. Wäre unser Flug gescheitert, so würde die ganze Welt über uns hcrgcsallcn sc«n. Der zu fällige Erfolg allein entscheide». Es ist aber nicht ivortsgemäß nnd nicht schön, wenn man jetzt Nobile auareif«. nur weil sein Unternehmen nicht von dem gehofften Erfolg erfüllt war. lieber seine künftigen Pläne hüllte sich v. Hüneseld in Schwei gen und teilte nur soviel mit, daß er die „Europa" gekauft habe. Rädelsführer, die die Arbeit verweigerten, disziplinarisch vorgehen und sie mit Arrest bestrafen. Seitdem ist die Ruhe nnd Ordnung wieder hergestellt. Auch in Sonncnburg hat sich die Aufregung der Gefangenen gelegt, nachdem diese offen bar den Eindruck bekommen mußten, daß der Zweck ihrer Demonstration erreicht war, denn Max Hölz wurde gestern abend, wie bereits gemeldet, entlassen. Holz erklärte zwar zunächst, daß er das Zuchthaus nicht verlassen wirrte, bis der Entscheid des Oberrcichsanwalts über das Schicksal der drei noch in Sonncnburg befindlichen politischen Gefangenen ge fallen sei. Schließlich wurde er aber doch noch zum Verlassen des Zuchthauses bewogen. Die Kommunistische Partei, der Rotsrontkämpserbund und die übrigen kommunistischen Organisationen veranstalten heute abend 8 Uhr anläßlich der Ankunst Hölz' aus dem Schlesischen Bahnhof wieder eine große Demonstration. An schließend daran wird ein Demonstrationsumzug nach dem Lustgarten stattfinden. Die Polizei hat mit Rücksicht ans diese Demonstrationen Maßnahmen getroffen, um Zusammenstöße und lange Verkehrsstockungen zn vermeiden. Alles in allem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die ziel bewußte Propaganda der Kommunisten zum vollen Erfolg geführt hat. Ob ein solches Vorgehen seitens der Justiz, das in der Oesscntlichkeit den Eindruck der Nachgiebigkeit gegen über Straßendemonstrntionen erwecken muß, zum Vorteil der deutschen Gerichtsbarkeit ist, scheint mehr als fraglich. Jedenfalls müssen die Kommunisten den Eindruck gehabt haben, daß im heutigen Dentschsand allerhand zn erreichen ist, wenn man nur gebührend anszntrctcn versteht. Bela Khun wird durch Deutschland abgeschoben. lDrahtmeldung unsrer Berliner Schriftleit ung.) Berlin, lü. Juli. Bekanntlich steht der Termin bevor, an dem der ungarische Kommunist und derzeitige russische Staats angehörige Beta Khnn durch Deutschland abgeschoben wird, um nach Rußland zn reisen. Bcla Khnn wurde bekanntlich seinerzeit bei dem Versuche, in Oesterreich p n t s ch i st i s ch zu wirke», in Wien verhaftet »nd in das dortige Gefängnis cin- gcliesert. Es kam zn einer Diskussion zwischen Oesterreich und Ungarn, welch letzteres die Ansltcfcrnng des kommunisti schen Massenmörders forderte. Bela Khn» wurde jedoch nicht ansgcliefert. Der österreichische Justizminister Dr. Dinghofer wurde ein Opfer dieser Auseinandersetzung. Bela Khnn wurde nun vor den ordentlichen Gerichten in Oesterreich ab- geurtctlt und mußte seine Strafe verbüßen. Das Ende der Strafsrist steht unmittelbar bevor. Oesterreich wußte nun nicht, was cs mit Bcla Khnn anfange» sollte. Nach Ungarn konnte Bcla Khnn nicht abgeschoben werden, da Budapest be kanntlich einen Nuslieferungsantrag an Wien gestellt hatte, lieber Polen gelang eine Ausweisung ebenfalls nicht. Die österreichische Regierung wandte sich deshalb nach Berlin und bat darum, die Durchführung Bela Khniis durch deutsches Reichsgebiet zn gestatten. Anfangs war geplant worden, Bcla Khnn ii» Flugzeug über Berlin direkt nach Stettin zn be fördern. Ossenbgr ist dieser Transport jedoch zn teuer, wes halb die Eisenbahn benutzt wirb. Kursänderung in Sachsen? Aus gntunterrichtetcn politischen Kreisen Sachsens wird uns geschrieben: Es kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß für den Herbst ein politischer Kurswechsel in Sachsen ange strebt wird. Starke und einflußreiche Kräfte sind in diesem Sinne zurzeit tätig. Die Fühlungnahme erfolgt zwar hinter verschlossene» Türen und unter geheimnisvollen Umständen, aber der Kreis der daran beteiligten Personen ist doch zu groß nnd die gegensätzlichen Strömungen sind zu ausgeprägt, als daß nicht schon jetzt allerlei Einzelheiten über die Wege, auf denen der Kurswechsel in Sachsen erreicht wer den soll, dnrchsickern würden. Im Mittelpunkt der Fühlungnahme stehen die Alt sozialisten. Es ist kein Geheimnis, daß innerhalb der ASP. keine Einheitsfront besteht. Mit der Ausschiffung von Niekisch ans der Leitung des altsozialisttschen Organs „Der Volksstaat" sind die Differenzen in der ASP. nicht beseitigt worden. In der letzten Zeit ist vielmehr eine weitere Stär- k»ng des Einflusses der B e t h g c - G r u p p c zu verzeichnen, die bekanntlich kein Hehl daraus macht, eine Wiedervereinigung mit der SPD. hcrbeiznsührcn. Dem Parteivorstand der SPD. in Berlin ist diese Entwicklung natürlich nicht unbekannt geblieben, und heute ist die Situa tion bereits so, daß man von vorläufig allerdings nur losen — Verhandlungen über die Schassnng einer Basis zur Vereinigung der ASP. und der SPD. sprechen kann. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß der frühere sächsische Ministerpräsident Dr. Gradnauer.der seine langjährigen engen Beziehungen zu Sachsen auch von Berlin aus stets ge pflegt hat, die Fühlungnahme mit der ASP. beeinflußt. Der Vcrsöhnungswille in der ASP. hat vermutlich auch dadurch an Boden gewonnen, daß in der letzten Zeit hervor ragende Gewerkschaftsführer wegen ihrer Zugehörig keit zur ASP. von ihren Posten entfernt wurden. Nur die letzten zwei dieser Kündignngsfälle seien genannt: Sie be treffen die Führer des Chemnitzer Textilarbcitcrvcrbandes Winkler nnd Heikel, die seit mehr als zwanzig Jahren in leitenden Gewerkschaftöstellcn Sachsens tätig sind. Die Stellungnahme, die der Hauptvorstand dcS Textilarbciterver- bandcs zu diesen Kündigungen eingenommen hat, deutet sehr klar die Bestrebungen auf eine Wiedervereinigung der ASP. und SPD. an. In der vor wenigen Tagen gefaßten Entschließung heißt es, „daß nach Auffassung des Vorstandes des Textilarbeiter- verbandes die beiden Kollegen Winkler und Hcidcl infolge ihrer Zugehörigkeit zur ASP. „zurzci t" eine ersprießliche Tätigkeit im Interesse des Verbandes nicht ausznüben ver mögen, und daß es der Vorstand „begrüßen" würde, wenn nach einer baldigen Klärung der politi schen Verhältnisse in Sachsen eine weitere Ver. w e n d n n g s m ö g I i ch k c i t von Winkler und Heide! im Vcrbandsdicnst gegeben sein würde". Da dem Hauptvorstand des Textilarbciterverbandes zahl reiche Vorstandsmitglieder der SPD. angchörcn, kann man als feststehend annchmen, baß die goldene Brücke, die den Herren Winkler und Hcidel gebaut wurde, die Plattform werden soll, ans der sich die ganze ASP. zur SPD. zurück- sindet. Zweifellos ist der Berliner Parteivorstand der SPD. zu Konzessionen an die ASP. bereit, zweifellos ist aber anch der Widerstand gegen eine Wiedervereinigung seitens verschiede ner sächsischer SPD.-Führcr sehr stark. Es spielen da nicht nur politische, sondern auch persönliche Umstände eine große Rolle. Die beiderseitigen sächsischen Führer haben sich jahre lang in der gröblichsten Weise beschimpft. Keiner hat an dem andern ein gutes Haar gelassen. Wenn cs dem Ein fluß des Berliner Parreivorstandcs der SPD. gelingt, trotz der sehr starken Widerstände eine Wiedervereinigung mit der ASP. herbcizuführen, wird cs nicht ohne Opfer abgchcn: Möglicherweise werden aber nicht nur ASP.-Mitglieder, son dern auch sächsische SPD.-Mitgliedcr ans der Strecke bleiben. Die Stärke der ASP. liegt darin, daß ohne ihre Zustim mung eine politische Kursänderung in Sachsen schwer möglich ist, es sei denn, daß die bürgerlichen Parteien ihrerseits der L a n d t a g s a u f l ö s n n g znsttinnicn. Diese Verhältnisse kennt der Berliner Partcivorstand der SPD. natürlich sehr genau nnd deshalb ist er z» Konzessionen bereit. Diese Konzessionen werden sich voraussichtlich in der Richtung bewegen, daß die ASP. in der SPD. restlos anfgeht und daß eine Reihe von Führern der ASP. bei Neuwahlen für den Sächsischen Landtag an sichere Stelle auf die Liste der SPD. gesetzt wird. Dafür hätte die Fraktion der ASP. der sofortigen Auflösung des Sächsischen Landtages zuzustimnien. Ob die Einlgungsbestrebnngcn auf dieser Grundlage Erfolg haben werben, wird sich bereits in der zweiten Hälfte des Monats August zeigen. Die Wahrschein lichkeit eines erfolgreichen Abschlusses der Verhandlungen ist angesichts der Bestrebungen im Berliner Parleivorstand der SPD. nicht gering. Für die bürgerlichen Parteien ergibt sich ans der Entwicklung der Verhältnisse die zwangs- läufige Notwendigkeit, für die kommenden Ereignisse zn rüsten. Der Hungerstreik ausgegeben. KSlz in Pose. — Der Druck der Straße. — Bor «euen Demonstrationen
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