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Dresdner Nachrichten : 22.09.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192809228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19280922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19280922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1928
- Monat1928-09
- Tag1928-09-22
- Monat1928-09
- Jahr1928
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.09.1928
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Sonnabend. 22. September 1S2D Dresdner Nachrichte« Nr. 44g Seite« Vermischtes Rachsplel zum Stablbelmtag tu «ltenburv am is. «vrtl iss« > Jahre Zuchthaus sür de« Mefferhelde« Reiuhold Die am 1k. «prtl d. I. gelegentlich de« Altenburger Gtahlhelmtage» durch Rotsrontkämpker begangene Bluttat fand jetzt vor dem Landgericht Altenburg ihre Sühne. Be- kanntllch wurden damals der 17jährige Schlosserlehrling Werner Stephan aus Zeitz und der 16jährige Arbeiter Hermann Schwarz auS Remda bei Rudolstadt überfallen, wobei eS zu einer Prügelet kam und die beiden mit Messerstichen traktiert wurden. Stephan erhielt zwei Lungenstiche, und nur durch die Kunst der Aerzte konnte er vor dem Ableben gerettet werden. Als Täter hatten sich zu verantworten der 26jährige Schlosser Manwalb aus Leipzig, die Arbeiter Ncinhold auS Erlangen, 27 Jahre alt, Otto Möller auS Ellrich, 16 Jahre alt, dessen Bruder HanS, 21 Jahre alt. Malter Wagner, 21 Jahre alt. »nd Malter Pökilmann, 21 Jahre alt, die beiden letzteren auS Altenburg. Reinhold gab zu, Stephan gestochen zu haben. Auch bei den anderen wurde durch die Beweis aufnahme die Mitschuld an dem Neberfall festaestrllt, obwohl sic diese leugneten. Nach Schluss der Beweisaufnahme be antragte der Staatsanwalt gegen den Hanpttäter Mcinhold wegen erschwerten LnndfriedenSbrnchS 1 Jahr 6 Monate Ge fängnis. Gegen die anderen beweate sich das beantragte Strafmass zwischen 1 und 6 Monaten GesängniS. Da» Gericht ging nber bei Reinhold über den Antrag hinan» und ver urteilte ihn zu 2 Jahren Zuchthaus. Otto Möller erhielt 7 Monate, Pöhlmann 1 Monate, Männer 3 Monate Gefäng nis weaen einfachen LandfriedcnSbrnchS. Han» Möller und Manwald wurden von der Anklage de» Landkriedensbrnch» frctaelprochen. Manwald erhielt jedoch eine Geldstrafe von All Mark wegen unerlaubten WafsentragenS. Sine Vanbe Verltner Autoräuber verhaftet Die Berliner Kriminalpolizei hat eine Bande jugendlicher Autoräuber festgenommen, die planmäßig Autos bestohlen und beraubt haben. Die Autoräuber haben die Wagen auf der Strafte fortaelahren. nicht um sie zu verkaufen, sondern um mit ihnen Geld zu verdienen und BcrgnügnngSfahrten mit ihren Bräuten zn machen. Am Donnerstagabend stahlen sie den Magen der Filmschausvielerin Xenia Desni. in der Nacht „im Freitag verübte die Bande eine Reihe Schaufensterctn- brtichc. wobei einer der Autoräuber sich schwer am Arm ver letzte. Als seine Komvliecn ihm einen Verband anlegten, wurden sie von einem Poltzeibcamten fcstgenommen. Gin englischer Königssohn in Arrest Tropische Wirbelstürme Meteorologisches zur amerikanischen Loma-okatastrophe Bon Dr. H. Noth. Ylugwetterwarte Berlin ES ist eine Eigenart der tropischen Wtrbelstürme. das, sie sich stets an ganz bestimmten Gegenden der Erde zeigen. Diese bevorzugten Orte sind: Westindien, von wo aus Nordamerika heimgesucht wird, bann die Bat von Bengalen szmischen Vorder, und Hinterindienj, das Arabische Meer (zwischen Arabien und Borderindienj, das Chinesische Meer, dann aus der südlichen Halbkugel der südliche Indische Ozean, schließlich die Südsee zwischen Australien und den Paumotu-Inseln. Die tropischen Wirbelstürme haben etwas Aehnllchkcit mit den Depressionen unserer Breiten, ja häufig nehmen sie, wenn sie bis in die gemäßigten Breiten kommen, völlig deren Art an. In einigen wesentlichen Punkten unterscheiden sie sich aber auch stark von den normalen Tiefdruckgebieten. So fehlt z. B. bei ihnen fast völlig der Unterschied in der Temperatur von Vorder- und Rückseite, wie mir ihn bet unseren Tiefdruckgebieten immer beobachten. Auch die Ausdehnung ist viel geringer, dafür aber sind die Luftdrucknntcrschiede ganz wesentlich größer. Bei der Annäherung fällt das Barometer in ungewöhnlichem Maße, 26 Millimeter in zwei Stunden ist nichts Ungewöhn liches. Die Erscheinungen beim Vorübergang eines tropischen Wtrbclstnrmcö sind gewaltiger Natur. Zuerst sieht man bei sonst gutem Wetter und langsam fallendem Barometer in großer Erntfernnng hoch am Himmel feine Schleier von Zirruswolken, die in diesen Höhen aus Eiönadcln bestehen und durch die in dem Wirbel emporstrubelnde Luft zustande gebracht werden. Mit immer schneller erfolgendem Baro- meterfall nimmt die Bewölkung rasch zu, schließlich gehen starke Negensällc nieder, doch kommt cs recht selten zu Ge wittern. Der Wind verstärkt sich, kommt aber immer noch auS derselben Richtung. Die Dünung, das sind die großen heranrollenden Wogen inicht die kleineren Wellen), verstärkt sich und scheint im Vergleich zu dem Wind viel zu stark zu sein. Das kommt aber daher, daß die Dünung eine Bewegung der Wasseroberfläche darstellt, die sich auf große Entfernungen ausbreitet und so schon Nachricht von dem Wüten des Stur mes in dem noch weit entfernten zentraleren Teil des Wirbel- sturmes gibt. Schließlich, in einer Entfernung von 166 bis 266 Kilometer von dem Kern, entfaltet die Naturerscheinung ihre ganze Wucht. Mit ungeheurer Geschwindigkeit, «eit Uber 66 Meter in der Sekunde, rasen die Luftmassen über daS Meer und die Küste. Sie stauen das Master am Lande hoch und jagen daraus gewaltige Wogen landeinwärts. Dadurch sind Naturkatastrophen entstanden. an welche die jetzige in Amerika auch nicht annähernd heran, reicht. An der Mündung des Megua wurden in der Nacht vom 81. Oktober zum 1. November 1876 Uber 166 666 Menschen sortgeschwemmt! Im Jahre 1737 sollen im Gangcs-Delta sogar 866 666 Men, scheu auf diese Art ihr Leben verloren haben. Wenn dann der Kern des Wirbels herangekommen ist. sa entsteht plötzlich eine völlige Windstille, und der Himmel wird hell. Tie Sonne scheint und nachis flimmern die Stern«. Dt« Stille wird aber unheimlich durch die kochende Sec mit ungeheuren Wogen, die nun nicht mehr von einer Seite kommen, sondern quer durcheinandergehen. Sie haben so manches Segelschiff, das bet der Windstille manövricriiusähig war, zerschmettert. Die Ur« sache der „Kreuzsee" ist darin zu suchen, daß in dem anderen Teil des Wirbels der Sturm von der entgegengesetzten Seit« wütet und die Wirkung sich bis zum Kern sortpflanzt. Das „Auge des Sturmes" ist nur über dem Meere zu beobachten und hat einen Durchmesser von 16 bis 86 Kilometer. Dann beginnt plötzlich der Siurm von neuem, diesmal jedoch von der entgegengesetzten Seile, und die Erscheinungen gehen in der umgekehrten Reihenfolge vor sich. Ebenso schnell wie das Barometer gefallen war, steigt es jetzt wieder, und ganz all mählich kehrt die Natur wieder zu ihrer für die dortigen Gegenden normalen Ruhe zurück. Die tropischen Wirbelstürme tragen in den betroffen«» Ländern verschiedene Namen. Die chinesischen heißen Tai fune. die amerikanischen Hurrikane, sonst werden sie als Zyklon bezeichnet. Ucber die « Ursachen ihrer Entstehnng sieht man jetzt klar. Der Ursprung liegt stets in dem wind stillen Gebiet der äquatorialen Kalmen, dort, wo die Passade auf andere Windströmungcn stoßen. Wenn Lustströme ver schiedener Richtung auscinandcrprallen, sind Wirbelbildungen selbstverständlich, doch werden sic. solange sie im eigentlichen äquatorialen Gebiet austretcn, schnell wieder zerfallen, weil dort die ablcnkende Kraft der Erdrotation zu klein ist. Sobald aber diese Zonen mit der Wanderung der Sonne weiter nord. wärts oder südwärts gewandert sind, macht sich auch die ab. lenkende Kraft der Erdrotation stärker bemerkbar und er möglicht damit eine stärkere Ausbildung und Erhaltung der Notation und damit dcö Sturmwirbels. Daher kommt «S, daß die tropischen Wirbelstürme stets im Spätsommer der beiden Erdhalbkugeln am häufigsten auftreten, nie aber In deren Winter. Wie amerikanische Blätter berichten, ist der jüngste Sohn de? englischen König», Prinz Georg, der sich an Bord deS britischen KrenzcrS „Durham" als Marineoffizier befindet, mit einem Monat strengen Arrestes bestraft worden, weil er vbiic Erlaubnis seiner Vorgesetzten sich nach Hollnwvvd bc- a^'en hat, wo er sich einen Monat in Gesellschaft einiger Filmsterne amüsierte. Prinz Georg scheint der erste eng- liiilic KönigSsohn zu sein, der an die berühmten Traditionen stineS Großvaters Eduard» VII. anknüpft. Allerdings hat M der Schauplatz deS prinzlichcn Amüsement» ein wenig ver ändert. eö ist nicht mehr Baden-Baden, anscheinend auch nicht mcbr Pari», sondern jene» Kalifornien, da» durch die Schön beit seiner Filmstcrne säst noch berühmter als durch seine Pctrolcumquellcn geworden ist. Der König öer Schnei-er Der berühmteste Schneider Amerika», den man dort al» den „König der Schneider der ganzen Welt" bezeichnet, William Wallack, hat soeben London verlassen, wo er sür 18666 Psund Sterling Stofs für Hollywood» männliche Film- iwrs cingckauft hat. Wallack ist der Schneider Adolphe MciiivuS sowie Nod la Roqucv und versteht es wie kein anderer, einen Mann dick, schlank, jiiim und alt zu machen. Ein Anzug von Wallack, so behauptet Mcnjon, ist ein Kunst- werk, dem er zu einem gewissen Grad seine Popularität ver dankt. Wallack selbst ist, im Gegensatz zu vielen anderen Schneidern, auch sehr gut ungezogen. Zu seiner Europareise hat er allerdings, wie er dem Berichterstatter einer englischen Zeitung erklärte, nicht allzu viel Anzüge mitgenommen. Er hat „nur" 38 Anzüge und 18 Paar Schuhe. Der König der Schneider soll im Jahre bis zu einer Million Dollar verdienen und kann sich den Luxus leisten, seinen Zu schneidern, die alle Engländer sind. Gehälter von 18 666 Mark im Jahre zu zahlen. Fluch Monte Carlo! Eine heftige Propaganda gegen Monte Carlo ist plötzlich entstanden. An den Hauptautomobilstraßcn der Riviera sind große dreifarbige Plakate angebracht, auf denen man im Hiiiicrgrnnd da» berühmte Kasino von Monte Carlo sicht und im Vordergrund einen Herrn im Frack, der einen Revolver an seine Schlecke setzt. Die Unterschrift lautet: „Monte Carlo, des Spielers Todesfälle, des Volke» Untergang." Es scheint aber daß dieser Kampf gegen die Spielhölle nicht aus iiicnichcnsrenndlichcn Gründen, sondern ans Eifersucht gc- sühri wird, denn man vermutet als Urheber der Bewegung das neue Kasino von Nizza, dem die Erlaubnis zum Aoulcitc-Spiel verweigert worden ist. ** Aus der Kommandobrücke gestorben. Der Kapitän deS Dampscrs „Stuttgart" vom Norddeutschen Lloyd, Kurt ölrahn,, ist bei der Auösahrt aus dem Neuyorker Hafen auf der Kommandobrücke an Herzschwäche gestorben. ** freudiges Ereignis im Berliner Zoo. Im Zoo hat ein Elefant das Licht der Welt erblickt. Die Mutter ist das indische Elefantenweibchen „Tont". Das Neugeborene ist der er st e Elefant, der in der Gefangenschaft geboren wurde. Mutter und Kind sind wohlauf. ** La CiervaS Schraubcnslugzeug verunglückt. Das Schraubcnslngzeug des spanischen Ingenieurs de la Cierva bat bet einem Flug mit Passagier über dem Flugplatz Le Vourget beim Landen eine Beschädigung erlitten. Einer der rotierenden Flügel, die über den Tragflächen angebracht sind, berührte, da das Flugzeug sich stark nach der Seite legte, den Bode», wurde loSgcrissen und 66 Meter wett weggeschleudcrt. Auch die drei anderen rotierenden Flügel wurden zum Teil schwer beschädigt. Die beiden Insasien sind unverletzt ge blieben. Der Unfall scheint auf daö Reißen einer Ver spannung znrückznsührcn sein. ** Schrecklicher Tob eines Ikjährigen. Einen schrecklichen Tod erlitt ein löjährigcr Junge in AngcrS. Der Knabe, der von den Ellern ans dem Hause gewiesen wurde, irrte wäh rend eines Teiles der Nacht umher, um sich schließlich in dem geschlossenen Greiser eines Kranes zum Schlafen niederzu- legen. Als am Morgen die Arbeit wieder ausgenommen wurde, merkte man das Vorhandensein des Knaben nicht. Ter Kran trat in Tätigkeit, und dem Knaben wurde von dem öirciscr der Schädel eingedrückt. ** Ungeheurer Schatzsnnd. In Wilna fand der Mieter einer Wohnung in der Wand seines Schlafzimmers eine ge heime Panzerkasse, in der sich Schmnckgegcnstünde im Wert »on 66 Millionen Zloty (28,6 Mtll. Reichsmark) befanden. Der Finder übergab den Schatz der polnischen Staatsverwal tung zur Aufbewahrung und unternahm Schritte zwecks Zu- erkeunung des gesetzlichen Finderlohnes. Die Untersuchung ergab, daß der Schatz von einem ehemaligen russischen hohen Würdenträger herrührt, der vor dem Sturz des zaristischen Regimes das Haus bewohnte. ES besteht jetzt die Möglich keit, daß die soivjctrnssische Negierung die Auslieferung des Schatzes verlangen wird, falls cs sich Herausstellen sollte, daß die Schmuckgegcnstände aus dem Besitz des russischen Staates stammen. ** Fünf Arbeiter vom Blitz erschlagen. In Zawierczie wurden während eines Gewitters fünf ans einem Neubau be schäftigte Arbeiter durch einen Blitz getötet. Einige weitere Arbeiter trugen Verletzungen davon und mußten sofort dem Krankenhaus zugcführt werden. ** Ein Eisbär zerfleischt seinen Wärter. Im Zoologischen Garten in Madrid siel ein Eisbär über einen Wärter her, )er den Bärenzwinger säubern wollte, und verletzte ihn chwer. Auf die Hilferufe des Bedrängten eilten andere Wärter herbei, die ihn befreiten. In der Aufregung vergaßen ie aber, den Zwinger zn schließen. Der Bär gelangte ins Freie und wurde von dem herbcigeeilten Wärter durch dreißig Schüsse »icdergcstreckt. Der verletzte Wärter dürfte kaum mit dem Leben davonkommen. * Ei» Huhn auf dem Wege zum Weltrekord! Eine Lanb- wirtschaftSschule in Chester meldet, daß eine ihrer Legehennen dran und drauf ist, in diesem Jahre einen neuen Weltrekord auszustellcn. Sic habe bisher insgesamt 261 Eier gelegt, ohne auch nur an einem einzigen Tage zu pausieren. Der Welt rekord wird bisher von einer Hcnne gehalten, die 1923 ins gesamt 367 Eier in 366 Tagen legte. Der Direktor der Land wirtschaftlichen Schule erklärt, daß seine Henne diese Leistung um so sicherer übcrbicten werde, als sie den Vorteil genieße, daß sie ihre Legeleistung diesmal gerade in einem Schalt jahr ansstelleil » Passende Stellung. HSnSchcn hat eben lesen gelernt und beschäftigt sich intensiv mit der Zeitung. Bei diesem Studium stößt er aus den Theaterbericht und läuft zur Mama. „Mutti", fragt er. „was sind das sür Leute — Statisten?" Mutti denkt einen Augenblick nach und sagt dann: „Weißt Du, Hänschen, das sind Leute, die bloß dastehcn und nichts zu sagen haben." Hänschen nimmt von dieser Belehrung Kenntnis, schweigt eine Weile, legt dann den Finger ans Näschcn und fragt: „Sag mal, Mutti, wäre das nicht eine schöne Stellung für Pava?" * „Was ist daS sür eine Wirtschaft! Seit einer halben Stunde warte ich hier am Schalter, bis Tie aufmachen!" — „Regen Sic sich nicht auf, Herr, ich sitze schon bald 26 Jahre dahinter!" Amerikanische Trayö-ie Der Bräutigam entvuppt fick als Hochstapler un» Mörder - Mord am „Schwiegervater Miß Urugay ist die ungekrönte Schönheitskönigin von Montevideo und die Tochter des schwerreichen Ledcrfabrikanten Anatole Dauvtlle, der unweit vom „Tcatro de SoliS" eine prunkvoll eingerichtete Villa besitzt, die er nach dem Ableben seiner Frau mit seiner einzigen, wie gesagt wunderschönen Tochter Clatrc bewohnt. Das Leben beider Menschen, die sich einander innig zugetan waren, verlief in glücklicher und ungetrübter Harmonie. Claire hatte sich das Herz ganz Montevideos erobert, ohne jedoch ans ihren Erfolg tm ge ringsten stolz zu sein. Sic entfaltete sich wie eine südländische Blume, bis — ja, bis vor zwei Monaten er erschien. Es geschah folgendes; Eines Abends meldete Dauvtlle seiner Tochter den Be such von Costc Umberto, eines dunkelhaarigen, temperament vollen und sportgestühltcn Vertreters einer Londoner Welt- strma, der von seinem Onkel ein beträchtliches Vermögen er- worben haben sollte, und nun aus eigene Faust in Süd amerika seinen Geschäften nachgchen wollte. Er besaß ein äußerst schmeichelhaftes EmpfchlungS. schreiben an den Lederfabitkauten, auf den er eine» starken Eindruck machte, und der ihn daher zum Abendessen einlnd. Während des Soupers entpuppte sich der Mann als ein prächtiger Erzähler, plauderte mit den beiden in anregendster Weise über verschiedene interessante Themen, so daß man bis in den frühen Morgen beieinander blieb. Umberto wurde sehr freundlich verabschiedet, und man gab der Hoffnnng Ausdruck, ihn bald wieder in der Villa Danvillc begrüßen zu dürfen. Die junge Dame des Hauses unterstützte diese Einladung durch einen sprechenden Blick, so daß Coste Umberto allen Grund hatte, die Bitte nicht ab- zuschlagcn. So geschah es denn, daß er täglich am Abend Claire bet dem Springbrunnen erwartete, bis der Fabrikant gut- gelaunt nach Hause kam und den ihm überaus sympathischen jungen Mann mit nach Hause nahm. Häufig geschah eS aber auch, daß Dauville im Klub geblieben ivar, oder daß ihn ge» schästliche Verhandlungen verhinderten, so daß die beiden jungen Leute allein an der rcichgedeckten Tafel Platz nahmen. Die Dienerschaft wußte bald von einer bevorstehenden Verlobung zu klatschen, und offenbar schien sich auch Dauville diesem Gedanken gegenüber nicht ablehnend zu verhalten, denn als Coste Umberto einige Tage später in augenblicklicher Verlegenheit eine größere Summe von ihm entleihen wollte, gab er sie ihm bereitwillig, und als der sympathische junge Mann in den nächsten Tagen seine Bitte wiederholte, schlug er sie ihm auch noch nicht ab. Umberto brauchte ja daS Geld für ein geschäftliches Unternehmen, und seine Gründe, mit denen er das verspätete Eintreffen seines Geldes von der Londoner Bank motivierte, hörten sich durchaus triftig an. Die beiden jungen Leute zeigten sich auch öffentlich, spielten gemeinsam Tennis, gingen spazieren, und erwarteten am Hafen die cintrcfscndcn Schiffe, so daß man bald in der sittenstrengen Gesellschaft Montevideos von einer bevor« stehenden Verlobung sprach. Als sich eines Abends der überaus besorgte und gut« Vater von seiner Tochter verabschiedete, suchte er sie über ihre Meinung des gern gesehene» Gastes zu befragen, und als er ihre Wangen sich röten sah und Tränen der Freude in ihren Augen erblickte, da wußte er Bescheid. Trotzdem aber konnte er nicht umhin, sic zu fragen: „Liebst du ihn?"» und da siel sic dem alten Herrn um den Hais, und berichtete ihm: Coste Umberto habe gesagt, er wolle erst sein Unter nehmen hochbringen, und dann über seine weiteren Absichten mit ihrem Vater sprechen. Jetzt aber halte er daS noch für verfrüht. Soweit war alles in Ordnung, bis eines DageS Umberto nicht mehr in der Villa Dauville erschien. Claire beklagte sich ganz aufgeregt bei ihrem Vater, daß der Geliebte sich nicht einmal telephonisch entschuldigt habe, und sie hätte vor Kummer keine ruhige Nacht verbringen können, wenn nicht noch in später Stunde ein Note einen Brief mit Rosen ge bracht hätte. Umberto schrieb, er müsse tm Interesse seiner und ihrer Zukunft sofort abrctscn, werde aber bald zurück, kchrcn. Claire zeigte ihrem Vater diese paar in flüchtiger Eile hingeworfencn Zeilen, »nd beruhigte sich wieder. Um so mehr aber war der alte Dauville überrascht, als am anderen Morgen Coste Umberto in seinem Bureau er schien und ihn dringend um — Geld bat. „Sind Sie denn nicht abgercist?" fragte der Vater erstaunt, ohne jedoch eine Antwort zu erhalten. Umberto versprach, später eine Er. klärung abzugebcn, vorläufig benötige er sofort einen sehr großen Betrag. Als der Fabrikant da» aufgeregte und ihm bisher unbekannte Benehmen des junge» Mannes sah, überlegte er nicht lange, sondern trat an seinen Tresor und wollte sein Scheckbuch hervvrholen. Kaum aber war er an die Tür getreten, um die Kasse zu öffnen, al» ex einen kräftigen Schlag aus den Kopf er» hielt und blutüberströmt in das Zimmer, in dem er sich alletu befand, auf den Teppich fiel . . . Als eine halbe Stunde später ein Beamter, der auf mehr, maliges Klopsen keine Antwort bekommen hatte, in daS Zimmer seine» Chef» etntrat, fand er Dauville in einer Blut, lache ans dem Bode» liegend vor. Alle Safe» waren aus. geplündert. Die Polizei und die Rettungswache wurden so. fort verständigt, und der Besinnungslose tn das Caribab» Spital cingcltcscrt, wo er nach mehrstündiger Ohnmacht wieder zu sich kam. und seiner zn Tode erschrockenen Tochter nur so viel sagen konnte, daß mit Umberto und ihr alle» zu Ende sei. Claire begriff vorläufig noch nichts, und erst, als die Polizei sich eingehend nach dem täglichen Besucher er- kündigte und seine genaue Personalbeschreibung verlangte, ahnte sie, daß es zwischen dem Mordübcrsall und dem Ge. liebten Irgendeinen Zusammenhang geben müsse. Die er. schrockcnc Miß Dauville hörte dann voller Entsetzen, baß Costc Umberto mit dem lange gesuchten gefährlichen Hoch, stapler Notondo, dem ganz Südamerika aus den Leim ge. gangen ist, und der mehrere Mordtaten auf dem Gewissen hat. identisch sei. Die Polizeibehörde von Montevideo gibt nun in einem kurzen Bericht von dem Vorfall Kenntnis, muß aber am End« desselben das Eingeständnis machen, daß von dem Täter bisher jede Spur fehlt. Ter Lederfabrikant Dauvtlle ist inzwischen tn de« Armen seiner untröstlichen Tochter gestorben.
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