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Dresdner Nachrichten : 17.11.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192811172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19281117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19281117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1928
- Monat1928-11
- Tag1928-11-17
- Monat1928-11
- Jahr1928
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 17.11.1928
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SiWMAr Vemlchmgui «n die Rchkßeil im S4»si>lßni «emrßidetsg Bo» Rechtsanwalt Dr. vertholb, Gtattxrordneler in Dresden. Der Borstand de» Sächsischen GemeindetageS hat für den S. und 4. Dezember h. I. die allgemein« Mitglieberversamm- lang de« Sächstschen GemeindetageS nach Dresden etnbrrusen. Der Gemeindetag reicht in seinen Anfängen di» in die lech- ztger Jahre de» vorigen Jahrhundert» zurück. Seit ISIS hat er ein« besondere HeschästSstellr mit fest angestellten Beamten und einem Präsidenten an der Spitze. Der Gemetndetag hat t» sächsischen Gemeinüelebrn tmmer ein« bedeutend« Roll« gespielt und ist. vor allen Dingen rtchtsngweisenb sür die GemeinbegesetzgeVuu, gewesen. Man sollte daher annehmen baß dt« Verhandlungen d«S GemeindetageS. die sich aus die sächsisch« Verwaltung»- reform und insbesondere die Finanzlage der sächsischen Ge. meind/n beziehen Im Land« besonderer Aufmerksamkeit be- »egnen würden. Bis seht aber tst eine solche Aufmerksamkeit n der Hauptsache nur bei den Vertretern der Linksparteien zu finden geivesen. wie aus deren gemetndepoltttscher Fach presse hcrvorgeht. Nach seiner Dahung vom 8. Oktober 1821 tst der Gemeind«, tag eine Vereinigung der sächsischen Gemeinden und hat als seinen Zweck die Beratung und Wahrung der Rechte und Interessen der sächsischen Gemeinden sowie die Forderung der Kenntnisse von den Anstalten und Einrichtungen der einzelnen Gemeinden unter seinen Mttgltebern. Zur Mitgliedschaft im Sächsischen Vemetndetage sind alle sächsischen Städte und die jenigen Landgemeinden berechtigt, welche nach der letzten Volkszählung mehr als 8000 Einwohner haben. Mit Zustim mung des Vorstandes können aber darüber hinaus noch al» Mitglieder ausgenommen werden Landgemeinden mit weniger al» SONsi Einwohnern und Verbände sächsischer Gemeinden, so fern sie sich satzungSgemäb über das gesamt« Gebiet des Frei- staateS Sachsen erstrecken. Die Mitglieder haben einen Beitrag an die Geschäftsstelle »» entrichten, welcher mindestens KO Mark beträgt und nach einem Einheitssätze sür jede» volle oder angefangene Tankend sbet Gemeindeverbänden iOOOO) Einwohner aus Grund der jeweiligen letzten allgemeinen Volkszählung berechnet wird. Die Organe des Sächsischen Gemeindetages sind der Vorstand und dir Mitgliederversammlung. Der Vorstand destehl an» 24 Personen. Ihm liegt di« Leitung der An gelegenheiten des Gemeindetage» ob. Bon den 24 Personen werben IS Mitglieder von der Mitgliederversammlung ge wählt. während die acht übrigen von den zuerst gewählten 10 durch Zurus berufen werden. Wählbar zum Amte ein«S Bor» standSmitgltedes ist. w«r einem Stadtrats- oder Stadtverord- netenkollegtum. dem Gemeiuderate oder der Gemetndeverord- nctenversammlung einer die Mitgliedschaft zum Sächsischen Gemetndetage besitzenden Gemeinde angehört. Der Vorstand hat die Ausgabe, den Gemcindetag jederzeit nach außen zu vertreten und die Zwecke dcS GemeindetageS nach selb ständigem Ermessen zu fördern. Er hat die Mitglieder versammlung etnzuberufen. Berichterstatter zu benennen, die Vorlagen vorzubrrettrn. den jährlichen HauShaltplan auf zustellen. Geschäftsführer und sonstige Beamte anzustelleu. Seit einer Reihe von Jahren ist der Vorstand „paritäti'-«'* zufammeugefetzt worben, d. h. zwölf seiner Mitglieder sind Sozialdemokraten und die übrigen zwölf sogenannte Bürgerliche, in der Haupt- fache amtierende Bürgermeister sächsischer Städte und Land gemeinden. Voraussichtlich wird die Frage der Parität auf der Mitgliederversammlung am 8. und 4. Dezember eine erheb liche Rolle spielen, die Kommunisten haben ihr« Ansprüche bereit» angemeldet, und es ist selbstverständlich, daß sie, wenn sie im Vorstände vertreten sein sollen, dann nur auf Kosten der Sozialdemokraten hineingelangen können. Ob die Sozialdemokraten den Kommunisten freiwillig Platz machen, bleibt noch sehr abzuwartcn. So sehr die Parität von manchen begrüßt wird, so ist sie doch auf der anderen Seite ein schweres Hemmnis,- denn der Vorstand kann niemals Ent schlüsse von irgendeiner Bedeutung fallen, wenn die Ansichten der beiden paritätischen Gruppen im Vorstande auseinander- gehen. Da» andere Organ für die DillenSbtldung be» Säch sischen GemeindetageS ist di« Mitgliederversammlnng. Sie findet in der Regel in Zwischenräumen von zwei Jahren statt, kann aber aus besonderen Gründen vom Vorstande auch in kürzeren Abständen etnberusen werben. Zur Teilnahme an den Versammlungen sind ohne wettere» die Vorstands mitglieder berechtigt und ferner diejenigen, die von einem Rat»- oder Stadtverordnetenkollegium, dem Gemeinderate oder de« Gemetndeverordneten einer die Mitgliedschaft be sitzenden Gemeinde oder vom Vorstand« eine» Mitglieds- Gemetnbeverbande» zur Teilnahme abgeordnet worden sind. Nach 8 S Absatz 1 dürfen abordnen: Gemeinden bi» zu OOtX) Einwohnern mit einen: Gemeindekollegtum: einen Vertreter, solche mit »wet Kollegien dagegen zwei Vertreter, ebenso viele stehen den Gemeinden mit 0000 bi» 10 000 Einwoh nern zu. Gemeinden von 10 000 bi» 10 000 Einwohnern drei Vertreter. Gemeinden von Id 000 bi» 25 000 Einwohnern vier Vertreter» Gemeinden von 25 000 bis VOOOO Einwohnern fünf Vertreter, Gemeinden vvn KOOOO Einwohnern für jede weitere volle ober angefangene VOOOO Einwohner «inen Vertreter mehr. Bet Memeindeverbänben wird nur der zehnte Teil ihrer Einwohner berechnet und demgemäß dt« Zahl der Ab- geordneten bestimmt. Mehr al» zwanzig Vertreter kann keine Gemeinde ober kein Verband abordnen. Jeder Teilnehmer hat nur eine Stimme. Abstimmung durch Stellvertreter ist un zulässig. Verbände von Landgemeinden, die sich zum Zwecke deS Beitritt» zum Sächsischen Gemetndetag zu einer Jnter- essenvereinigung zusammengeschlossen haben, werden bezüglich ihres Stimmrechts wie eine Gemeinde behandelt. ES kommt nun darauf an, die Mitgliederversammlung be» Sächsischen GemeindetageS Io zusammenzusetzen, daß sie «in «»glichst getreue» Spiegelbild der Znfammensetzuug der sächsischen Bevölkerung auch in politischer Beziehung bietet. Wenn nach diesem Grundsatz« bet allen Parteien und in allen Gemeinden gehandelt würde, so würde die Abordnung zum Sächsischen Gemetndetage keine großen Schwierigkeiten dringen. Ucberall dort, wo nur ein Vertreter abgeordnet werden kann, wird es sich die Mehrheit in der betreffenden Gemeinde oder dem Gcmeindevcrbande nicht nehmen lallen, den Vertreter aus ihrer Mitte abzuordnen. Ueberall da. wo aber mehrere Vertreter zu wählen sind, müßte das System der Verhältniswahl angewendct werden. Weiter erscheint es nach der Satzung als selbstverständlich, obwohl die Satzung davon nicht spricht, daß überall dort, wo zwei Gemeinde- kollegien bestehen, ein Teil der Vertreter vom Rat und der andere Teil von den Stadtverordneten zu wählen sei. Die Sozialdemokraten und die Kommunisten haben nun die Losung ausgcgebcn. dafür zu sorgew daß vor allen Dingen Vertreter ihrer Richtung von den Mitgliedergemeinben zur Mitgliederversammlung des Sächsischen GemeindetageS ab- geordnet wepden. I» Chemnitz und Meißen z. B. haben auch die Stadtverordneten sür sich allein das Recht in Anspruch ge nommen. die Abgeordneten zu wählen. Meißen und Ehcmnitz mit herrschenden sozialdemokratischen Mehrheiten haben darauf hin nur Sozialdemokraten bzw. Vertreter der Linken für den Sächsischen Gemeindetag abgeordnet. Wenn in allen Gemein den nach diesen Grundsätzen verfahren würde, so würde die Mitgliederversammlung des Sächsischen GemeindetageS nicht ein Spiegelbild für die Zusammensetzung der sächsischen Ge- melndebttrger auch in politischer Hinsicht sein. Sehr bezeich- nenb sür das Verhalten der Sozialdemokraten und Kom munisten ist rv. daß sie überall dort, wo sie nicht die Mehrheit haben, mit berücksichtigt werden wollen und Abordnungen nach den Grundsätzen der Verhältniswahl verlangen. Bereits vor dem Zusammentreten der letzten Mitglieder versammlung des Sächsischen GemeindetageS haben Streitigkeiten in verschiedenen Gemeinden «egen der Abordnung gespielt. Die Gemeindekammer hat am 20. Januar 1020 eine Entscheidung dahin gefällt, daß dt« Vertretung einer Ge meinde auf der Mitgliederversammlung deS Sächsischen Ge- metndötages nach dessen NechtSnatur kein Ehrenamt im Sinne von 8 SO der Gcmcindcordnung tst. und auch das Oberverwal- tungsgericht hat in einem Urteile vom 0. November 1020 ent schieden. daß die Vorschrift in Artikel 17 Absatz 2 der RetchS- verfallung aus GcmelndeverbandSwahlen keine Anwendung findet. Formal ist also das Verhalten der sozialdemokratischen und kommunistischen Mehrheiten vorläufig nicht zu be- anstanden. Es wird höchste Zeit, daß der Gemetndetag selbst In seiner Sitzung den Mitgliedergemeinben entsprechende An weisung erteilt. Auf der Tagesordnung steht auch ein ent sprechender Punkt. Doch steht noch nicht fest, ob ein Vorschlag dev Vorstandes tn dieser Richtung mit dabet tst. Bisher hat dte Leitung des Sächsischen GemeindetageS den Standpunkt eingenommen, daß dte Abordnung von Mitgliedern zum Me» meindetag eine Angelegenheit der laufenden Verwaltung und daher vom Gemeinderate vorzunehmcn set. Die letzte Vor» stondösitzung hat den Städten, vor allen Dingen den Groß städte«. empfohlen, et« Drittel der Abgeordnete« de» k«1, und zwei Drittel be» Stadtverordneten »uzubtlltaen. Vetter hat der Vorstand gewünscht, daß beide Körper, schäften ihre Abgeordnete« getrennt wählen. Zu einem Vor schläge. dt« Abgeordneten nach den Grundsätzen der Ver hältniswahl zu wählen, hat sich allerdings der Vorstand nicht auffchwtngen können. Da» ist eine Schwäche ietner »Parität*. Daß die Sozialdemokraten sich nicht mit der Empfehlung der Verhältniswahl einverstanden erkläre», be weist. dab sie dte Absicht haben, die Mitgliederversammlung d«S Sächsischen GemeindetageS zu einem Instrument ihrer parteipolitischen Anschauungen zu machen. ES kann daher den Gemeindevertretern der Mttglledergemetnden nur drin gend empfohlen werben, ihrerseits daraus zu achten, daß auch Vertreter der bürgerlichen Richtung tn entsprechender Anzahl zur Mitgliederversammlung abgeordnet werden. damit «nch dte bürgerliche Seit« ordnungsgemäß vertrete» ist. Sollten di« Sozialisten und Kommunisten tu all den Städten, wo sie die Mehrheit haben, von den offenbaren Grundsätze« der gleichmäßigen Vetetttanng aller Kretfe abwetchen, so wer den e» sich die Gemeindevertreter in Gemeinden mit bürger licher Mehrheit ebenfalls überlegen müssen, ob sie nicht tn der, selben Welse dagegen wirken. Al» letzte» Mittel müßte dann übrig blethen. daß die gesamte bürgerliche Seite beim Ge metndetag nicht mitwtrkt und gleich auf der Mitglieder versammlung mit einer entsprechenden Erklärung hervortritt. Dem Vorstand« kann nur dringend angeraten werden, darauf bedacht zu sein, daß die Wahlbesttmmungen für dte Mitglieder versammlung tn der Satzung geregelt werden, wenn nicht der Sächsische Gemetndetag, der Jahrzehnte zum Segen de» säch sischen Gemeindewescns gewirkt hat, zu einem bedeutungs losen Instrument einer Partei herabsinken soll. — I» Ae,trkS«tft»»i»»er«t, DreSden-West vnrrtz« s» »er letzten Monaldversammlung eine allgemein« Audlprgche über Erfahrungen und Beobachtungen im Obst- und Gartenbau gepflogen. Behandelt wurden Inrbelondere die Ankörung von Obstbäumen sür dte Ent nahme von Pfropfreisern, da« Umpsropscn, Ossenhatten der Baum scheiben, Schnitt der Pfirsiche, »er Obstmarkt usw. Beton» wurde, datz der Mißerfolg beim Anbau der Pfirsiche tn der Hauptsache »tt daran liegt, datz Pstrsichbäume nicht mit der richtigen Unterlage ge pflanzt werden. Auf schwerem Boden mutz Pflaumenunlerlage ver wendet werden, aus leichtem Boden Wildlingunterlage. Anßerdem bedarf die Pfirsiche reichlichster Bewlisserung mit «»«nahm« der steil, wo sich der Sern bildet. Hingewiefro wurde ferner auf de» Lehrgang über die gSrungdtose Gewinnung von NruchlsSfte« in der staatlichen Lehranstalt für Gartenbau in Pillnitz am 26. und 27. No vember und aus die Tvrcngvorssibrungen in den Baumanlagen von O. Mittag in Treöden-Ltetzsch. die am Sonntag, dem t8. November, lv Uhr, stattflnden. Treffpunkt: Eisenbahnhalleftelle Dr.-Ttetzsch. — BerkehrSuusSlle. Schwerverletzt wurde am Donnerstag eine Frau, die t» den NachmiitagSstunden am Atberlplatz dte Gleis« eine» herannahenden Straßenbahnwagen» überqueren wollt«. Sie wurde von dem Triebwagen ersaßt und zur Sette geschleudert. Ihre Berletzungen waren Io schwer, daß sie dem Iohannstädter Kranken haus zugesührt werden mußte. — Am Freilagvormittag fuhren aus der BtSmarck st raße zwei Personenkraftwagen aneinander. Der An prall war so heftig, daß betde Wagen stark beschädigt wurden. Dt« Insasien kamen mit einigen Schnittwunden und Quetschungen an sonst mit dem Schrecken davon. kum unvk kst rwelsAkelk 8eieo 8ie vorricküxl Ornr «cker xet,eo 8!« beim xutea kOH-Kuv». 8ein« Kultur uoä »eine ^urxiebixkeit xevinoea ikw tnxl-ixlick neue kreunöe. I^ock eins: er kioterILllt keinen ^»ckvereo Kopk"l — ASDr. «ckobe«, G- oätte-»I»v», V« »» bibia.i Gesamtheit nicht nur ba» tägliche Leben fristen möchte, son dern die einen menschlichen Sinn in ihrer Tätigkeit suchen. Wir wenden u»S an dte Heranwachsenden wie an die Altern- den, wir wenden un» an die beruscnen Vermittler dev dich terischen Werkes. Ohne kleinliche vemäkelnng modischer und geschäftlicher Zeiterscheinungen auf dem Gebiet der Literatur machen wir darauf aufmerksam, baß bet weiterer Ausbreitung der Gleichgültigkeit ble schöpferischen Geister tmmer seltener werden müssen, und daß eS vielleicht zu spät sein wirb, wenn man etnst nach ihnen wieder verlangt. Der Verzicht breiter Masten auf dte Dichtkunst beraubt Gegenwart und Zukunft nicht nur eines wichtigen Erziehungsmittel», sondern der mäch tigsten Bersöhnertn der tn sich und untereinander getrennten Völker.* s Snvserftichvcrsteigerung. In der bei E. G. Boerner tn Leipzig fortgesetzten Versteigerung deutscher und nieder ländischer Kupferstiche wurde eins der wichtigsten Haupt- blötter RembrandtS: „Die drei Kreuze*, erster Zustand auf Pergament, für 87 000 M. von dem Kunsthändler Colnaghl (Londons erworben. Daö herrliche Blatt war auf 80 000 M. taxiert gewesen. Ferner bezahlte der Pariser Kunsthändler Guilleaume kür RembrandtS „Triumph dev MardochäuS* 0200 M.. sür das Bildnis des „vutma* 8000 M.. sür „Die Mutter RembrandtS mit dem schwarzen Schleier* 8400 M., Kltppstctn «Berns legte sür das Bildnis deS Kupferstich- Verlags de Jonghe 18 000 M. an. Der von einem bur- gundischen Stecher „M. mit der HauSmarke* geschaffene „Gothische Baldachin*, eine der größten Kostbarketten be» Kupferstichs, fiel Solnaght (London) für 17 000 M. zu, die Taxe betrug 10 000 M. s Berliner Festspielwoche 1828. Der für dte Berliner Festsptelwoche eingesetzte Ausschuß unter dem Borsitz de» Ober bürgermeisters Röß hatte Freitag nachmittag tm Dtadtverord- netensitzungSsaale des Rathauses die tn. und ausländisch« Preste zu einer Besprechung der für da» nächste Jahr ge planten Berliner Festsptelwoche geladen, um dt« Allgemein- hrtt mit den Zielen dieser Berliner Festsptelwoche bekannt zumachen. Oberbürgermeister vvß begrüßte dte Erschienenen und gab Auskunft über diesen Plan, sür den weit über dte Grenzen Deutschlands hinaus Propaganda gemacht werben soll. Es handelt sich hier um einen großzügigen Festspiel» »vkluS. zu dem die besten Kräfte bcrangeholt werden sollen. Oper. Schauspiel. Konzert. la selbst Revuen. Kabarett und tlm solle» zeigen, wa« Deutschland ans diesem künstlerischen -eblete leisten kann. Der Intendant Tidgen der verelntgten aatltchen Opernhäuser gab dann den Opernvlan sür diese estsptel« bekannt. Dte Mozart». Wagner- und Strautzopern sollen neu etnstndiert werden. Die besten Kräfte der Wiener und itallentschen Opernhäuser sind zu den ersten deutschen Sängern verpflichtet worden und haben bereits zugesagt. Am 27. Mai 1020 wird Furtwängler mit dem Berliner Phil harmonischen Orchester die Festspiele eröffnen. Am 28. Mai 1920 wird Reinhardt mit zwei neuen Werken von Hauptmann hervortrcten. Dann folgt das StaatStkeater unter Geßner, Barnawskt und dle Volksbühne werden ebenfalls Neueinstudie rungen bringen. Selbst Potsdam wird tn diese Spielwoche mit elnbezogen. es werden im historischen Schlosse SanSsouci cln Flötenkonzert Friedrichs des Großen und ans der Rokoko- bühne im Neuen Palais Gluck und sonstige», sich dem Stile dieser kleinen Bühne AnpasiendeS ausgesührt werben. Mit London hat man bereits Verhandlungen geführt mit dem Er, gebniS, daß die Season im Covcnt Garden um vier Wochen vorverlegt wird, so daß dle dort mltwirkenden deutschen Künstler für dte Berliner Festspiele frei werden. s* Max Reinhardt über den Traum bcS Theater». Bet der Eröffnungsfeier der Schauspiel- und Negieschule Rein Hardts tm Schönbrunner Schloßtheater, dte dieser Tage tn Wien stattfand, hielt Max Reinhardt nach den offiziellen Be- grüßungSansprachen eine längere Rede über den Sinn des Theater». Dabet führte er nach Wiener Blättermcldungen auS: „Ich habe tn meinem ganzen Leben nichts anderes ge tan als meine Träume verwirklicht. Nicht restlos natürlich und mit wechselndem Glück, das sterblichen Menschen eben be- schieden tst. Wenn aber Träume so stark lebendig sind, baß sie andere Menschen in ihren Bann ziehen und znm Mtt- träumen verführen können, so entsteht jene zauberhafte Wirk lichkeit, bte für mich Theater heißt* Seine längeren Aus führungen über ben Sinn der Schauspielkunst schloß er schließ lich mit einem Hlnivciö auf das Wunder von KonnerSreuth: „Derselbe Prozeß (wie bei dem Mädchen von KonnerSreuth) Ist eS, wenn der Schauspieler nach Shakespeare so sichtlich sich in seinem ganzen Wesen verändert und um Hekuba weint und weinen macht. Er stigmatisiert sich jeden Tag und blutet an- tvusenb Wunden, die seine Phantasie thm schlägt.* — Hoffen wir, dab Max Reinhardt seine Träume vom Theater In Deutschland mehr als bisher auch mit deutschen Autoren und deutschen Schauspielern >» dle Wirklichkeit umsetzen wirb. f- DaS Grab Martin NinckartS anfgcsnnden. In Eilen, bürg wurde bet be» AuSschachtungSarvclten tn der Ntkolai- ktrchc, dte zwecks Legung der neuen Luftheizung notwendig geworden sind, das Grab Martin NinckartS, des Dichters von „Nun banket alle Gott" gefunden. Neben ihm wurde das Grab seiner zweiten Ehefrau entdeckt, dte er genommen hatte, nachoem die erste an der Pest gestorben war. Beide Gräber, ein Doppelgrabgewölbe mit gemein samer Trennungsmauer, liegen dicht unter der Oberfläche im Altarraum vor der Sakristeitüre. Das Doppelgrab trug früher eine Grabplatte, dir aber leider tm Jahre 1838 alS Schwelle in den Südeingang der Kirche eingebaut worden war, angeblich, weil die Aufschrift nicht mehr recht leserlich gewesen war. Da damals Unterlasten worden war. eine neue Platte auf das Grab zu legen, ging die Spur de» Grabe» bald verloren. Wenn nicht die Gundermannsche Chronik ge- wesen wäre, die uns die Stelle, wo das Grab lag, genau be zeichnet, io hätte man auch heute nicht mit Bestimmtheit sagen können, ob das gesundene Doppelgrab auch wirklich da» de» Ehepaares Rinckart sei. Der Fehler, der tm Jahre 1838 gemacht worden tst, wirb letzt selbstverständilch nicht wiederholt. An Stelle der Fliesen, dte bisher über dem Grabe lagen, kommt eine neue Grabplatte dorthin, und zwar dürfte sie die Inschrift, dte aus der alten Platte war, wieder erhalten. Das Grab ist photographiert worden. Die Ge- wölbe sind tn durchaus gutem Zustande. Sie sind nur auf einer Seite geöffnet worden, um den Charakter der Gewölbe aus ihrem Inhalt festzustcllen Die Gebeine sind zum Teil noch vorhanden, ebenso die Sarggrtfse, alles übrige tst »er- fallen. Mit ärztlicher Hilfe will man aus dem Befund der Knochen noch festzustellen suchen, welche« Grab baSsenige NinckartS und welches das der Frau ist. Sodann werde» bte Oeffnungen wieder vermauert werben. -s Wagner in Rußland. DaS Große Akademische Staats- theater in Moskau bereitet für diese Spielzeit Richard Wagners „Meistersinger* tn einer neuen Ucbersetzung von S. Gorodetzky, inszeniert von Lapttzky. in der künstlerischen Aus stattung F. F. FeborowskitS. vor: als Dirigent Ist Steinberg vorgesehen. Die seit drei Jahren bestehende ukrainische Oper hat die „Walküre" in ukrainischer Sprache zur Aufführung gebracht. s* Paßbehörden gegen AnSlanbSengagementS von Sünst, lern. Aus Grund einer Anweisung -eS österreichische« Bundeskanzleramtes dürfen künftig die Paßbehörden Aul« lanbSpäsie an Schauspieler und andere darstellende Künstler nur dann auSstellen, wenn dte Engagementsverträge vorher den Behörden vorgelegt und von diesen daraufhin geprüft sind, daß bte Bedingungen den Lebensunterhalt der Künstler in jeder Richtung sicherstellcn. Diese Maßregel hat sich al» notwendig erwiesen, ba insbesondere nach dem Zusammen bruch mehrerer österreichischer Opercttentourneen In Süd amerika zahlreiche Schauspieler und Sänger den österreichi schen Konsulaten zur Last fielen und von ihnen auf Staats kosten nach Europa zurückbesürbert werden mußte«.
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