02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.11.1928
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- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19281119025
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- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
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«vntay, >». -lvvrmbrr i»rs Sie Regierung auf geWMem Weg Suoenbero über »te Reparationsverhandlungen Der rranSferschutz muß bleiben Lic-nitz. lg. November. Aus der dcutschnatlvnalen Partei- Versammlung in Liegnitz, die von über 2999 Teilnehmer» — viele mutzten wegen Nebersiillnng der Sale umkehren — be sucht war, sprach der Parteivorsitzcnde, Gehcimrat Dr. Hilgen berg über Volksbegehren, Reparativ nsf rage und D a w e S v e r t r a g. Er erklärte einleitend: Unser Staat ist ausgebaut aus dem Parlamentarismus. Wir Dcutjchiiatio- »alen befinden uns diesen Zuständen gegenüber in einem inneren Gegensatz. Wir verdammen den Parlamentarismus, sink» aber durch die Verhältnisse gezwungen, in seinem Rahmen «itznarbeiten. Der einzige Weg, der uns retten kann, ist die Stärkung der Macht des Reichspräsidenten. Mit dsm Stahlhelm mutz uns enge Waffenbrüderschaft verbinden, mit ihm müssen mir Schulter an Schulter marschieren, um die Macht des Parlamentes einznschränken und die Stel lung des Reichspräsidenten zu heben. Zu de» Repa- rationsverhandlnngcn führte Geheimrat Dr. Hugenberg u. a. aus: Bet de» Entscheidungen über die Dawessrage gibt es weder für die Regierungsparteien noch für die Parteien der Opposition irgendeinen Weg, auch nicht den der Nebcr- wälznng der Bcrantwvrtlichkeit auf eine Körperschaft von Sachverständigen oder dergleichen, um sich der Verant wortung zu entziehen. Der Transscrschnil ist bisher gegenstandslos gewesen, weil durch die AnZlandskrcdite jede bisher in Frage kommende Ueber- tragung von Reichsmark t» fremde Währung vhne Schwierig rett ermöglicht worden ist. Deutschland hat mährend der ersten Probezeit des DaweSvertrages praktisch nichts von seinen Kriegsschulden abbezahlt, sondern lediglich Kriegs schulden des Reiches in sehr hoch verzinsliche Auslands schulden seiner Wirtschaft verwandelt. Diese Entwicklung trägt die Gefahr des Z w a n g s l ä n s l g w e r d c n s in solchem Masse in sich, das, wir nach Lage der Dinge keine Möglichkeit einer Bcrtragsgestaltnng sehen, die zurzeit den Verzicht auf den TranSfcrschutz gestattete. Frankreich und England mögen in der Bemessung unserer kNnstigen Zahlun gen noch so sehr entgcgenkvmmcn, im Zusammenhänge mit der Passivität unserer -Handelsbilanz und den schon auf- gehänsten Schulden der Wirtschaft werden diese Zahlungen bei Aufhebung — statt Einschaltung — des Transscr- schutzes bald zu einer Krisis und zur Erschütterung der dcutschen Währung führen. Wer immer in Deutschland diesen Schritt tun wolle, er möge sich seiner Verantwortung gegenüber dem ganzen Volke und der Gefahr bewußt sein, das, daraus das, Elend einer neuen Geldentwertung mit allen ihren Schrecken entspringt. Wir müssen denjenigen, der diesen Schritt tut, auch für die politi schen folgen verantwortlich mache», die sich notwendig daraus ergeben müssen. Die Unmöglichkeit der Erfüllung der auswärtigen Lasten wird, wenn nicht aus anderem Wege, so aus dem über Wirt- schaftövcrfall nnd von Rußland genährte innere Un ruhen in Erscheinung treten. Sie bietet, wenn der Transscr- schutz beseitigt oder nicht eingeschaltet wird, ohne weiteres Grnnd nnd Borwand zu neuen Gewalttaten gegen das wehr lose Deutschland und zur Zerstörung seines Stnatswesens. — Es kann im Augenblick auch auf eine andere Grundlage dcö DaweSvertrages nicht verzichtet werden, die nicht länger ans dem Papier stehen bleiben darf. Es heißt darin u. a. laus S. 59 der Reichstagsdrucksache): Wenn man Deutschland, so wie cs heute der Hall ist, in diese neue folgenschwere Verhandlung hineintaumcln sieht, — vhne klare Verhandlungsgrundlage», so fragt man unwillkürlich: was hat das für einen Sinn? Unsere Landwirtschaft wird mehr und mehr zu einer Herde von Sklaven — unsere Industrie kämpst, soweit sic nicht schon in fremder Hand ist, um Leben und Freiheit — unsere Arbeiterschaft fängt erst an, ihr Schicksal zu ahnen. In diesem Augenblick ein neuer Schritt in den Abgrund? Wir sind stets für eine Revision des DaweSvertrages gewesen. Aber einer Revision, die unter solchen Sternen begonnen wird, sehen wir mit schwersten Sorgen entgegen. Uns — wie Frankreich und England wollen — noch mehr ins Elend Hineintreiben lassen — das betrachten mir als ein Verbrechen und müssen jeden, der fähig ist, die Sachlage zu begreifen, zum Kampfe gegen dieses Verbrechen aufruscn. Stresemann spricht im Reichstag über Außenpolitik lDrahtmeldung unserer Berliner Schriftleitung) Berlin, 19. Nov. Wie bereits angckündigt, beginnt heute im Reichstag die große außenpolitische Debatte. Der Ncichsministcr des Aenßcren, Dr. Stresemann, wird die Debatte mit einer Rede einlcitcn. Die Reichötagssitzung ist auf 3 Uhr anbcraumt. Der Außenminister wird ans die Beziehungen Deutschlands zu säst allen Staaten zu sprechen kommen und zum Schluß insbesondere das aktnclle Nepara- tionöproblem behandeln. Die Diskussion wird sich sodann anS den besonderen Fragen ergeben, die unter Umständen an Dr. Stresemann gerichtet werden. Man nimmt an, daß die letzte Völkcrbundstagung ebenfalls Gegenstand der Aussprache sein wird, zumal man sich entsinnt, daß damals in Genf durch eine gleichsam sozial- demokratisch - pazifistische Ncbenrcgierung allerlei Dinge »orgekvmmen sind, die der Klärung bedürfen, um in der Znknnst unmöglich gemacht zu werden. Es ist auch nick? ausgeschlossen daß im Laufe der Debatte über die Nepa- rationssrage der R e i ch s f i n a n z m i n i st c r das Wort er greifen wird. Sollten von seiten der Opposition die Ver handlungen in Gens znm Gegenstand der Debatte ge macht werden, so wird an Stelle des RcichSaußenministers der Reichskanzler das Wort ergreifen. Da mit der außenpolitischen Anssprache auch Interpellationen ver bunden werden, die die Lage im besetzten Gebiete betreffen, so sind im Rahmen der Debatte wahrscheinlich auch Er klärungen des Ministers für die besetzten Gebiete, v. Guarard, zn erwarten. Im ganzen wird erwartet, daß die Regierung für ihre Außenpolitik eine starke Mehrheit hinter sich bringen wird. Die Partcircdncr der Debatte stehen noch nicht fest. Nach dem Rcichsanßenminister wird wahrscheinlich zunächst ein Vertreter der Wirtschastspartci zur Begründung der Manöver-Interpellation das Wort erhalten, dann ein Vertreter der Dentschnationalcn. Beide Redner werden aber erst in den Fraktionssitznngcn, unmittelbar vor Beginn der Plenarsitzttng, bestimmt. Die sozialdemokratische Fraktion will es vom Verlauf der Debatte abhänging machen, ob sic am Dienstag noch einen Redner vorschickt: das würde dann Dr. Brcitscheid sein. Für das Zentrum dürfte Dr. Aaas sprechen. Die Deutsche Bolks- partei wird durch den Freiherr» v. Rheinbaben vertreten werden. Für die Demokraten wird wahrscheinlich Dernburg sprechen. Glänzende Rettunysfahrt der „Ain-enburo" 17 Schiffbrüchige geborgen Bremen, 19. Nov. Während der schweren Stnrmtage der letzten Woche hat das Doppelschranbcn-Motorrettungsboot „Hindcnburg" der Dcntschcn Gesellschaft zur Rettung Schiff» brüchiger wieder eine glänzende Nettungssahrt aussühren können. Der schlichte Bericht, den die Rettungsstation Borkum» Süd der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hierüber bckanntgibt, lautet: „Am 17. November von dem Dampflogger ^1- 11 Kapitän Köpker» von Leer nach See be stimmt — gestrandet aus dem Binnenranzel — 17 Personen gerettet durch das Motorrettungsboot „Hindenburg" der Station Borkum-Süd. Die Rohrbach-Flngboote beschädigt Berlin, 19. Nov. Wie Berliner Blätter melden, wurden im hanseatischen Seeslnghafcn Lübeck-Travemünde die Rohr- bach-Großslugboote „N o m a r" und „Rocco" und ein Dornicrwal von der Verankerung losgerissen und ab getrieben. „Romar" und der Dornterwal haben Schäden erlitten. Mim Besucher »er Aulemebilausslellung Berlin, 19. Nov. Am gestrigen Sonntagabend um 9 Uhr ist die Internationale Automobil- und Motorradausstcllung am Kaifcrdamm geschlossen morden. Der letzte Tag der Aus stellung brachte nur eine Besucherzahl von 95—19 900 Men schen, woran offenbar das schlechte Wetter schuld mar. Dafür fanden sich sehr viele ernsthafte Interessenten und Käufer unter den Besuchern des letzten Tages. Die Ans- stellnngsleitung weist daraus hin, daß man von den Ständen allgemein gute Nachrichten über den Absatz hört. Die Inter nationale Automobil- und Motorradansstellung hat die in sie gesetzten Hoffnungen nicht nur erfüllt, sondern weit übcr- troffcn. Es war eine Ausstellung, die In jeder Weise befrie digte. Man schätzt die Gesamtzahl der Besucher auf 599 999, ein sicherer Beweis für das große Interesse, das der Ausstellung cntgcgcngcbracht wurde. Verhaftung Harry Domelas Münster am Stein, 19. Nov. Harr» Domela, der sich seit einiger Zeit vorschriftsmäßig angemeldet aus der Ebern- bnrg anfgchalten hatte, wo er mit der Abfassung eines neuen Buches beschäftigt war, ist ans drahtliche Aufforderung der Berliner Staatsanwaltschaft verhaftet und dem zuständigen Richter vvrgcsührt morden. Gegen Domela schwebt zurzeit ein Strafverfahren wegen angeblicher Miets - nnd K r e d i t s ch m i n d e l e i e n, die Domela in der Zeit vom Februar bis April d. I. in Lichter- sclde und Friedenau begangen haben soll. Es handelt sich dabei um eine Summe von einigen hundert Mark. jWTB.) 16 Zuchthäusler ausgebrochen Warschau, 19. November. Wie aus Graudenz gemeldet wird, sind am Sonntag aus dem dortigen Zuchthause sechzehn Banditen entwichen, die zum Teil zu lebenslänglichem Zucht haus verurteilt waren. Die Gefangenen sind durch einen Brunnenschacht ausgebrochen, aus dem sie sich mit den Händen einen achtzehn Meter langen unterirdischen Gang ins Freie ge graben hatten. Bisher konnten drei Sträflinge eingefangeu werden. „Die Reparationszahlungen selbst werden durch einen Exportüberschuß finanziert und können nur so finanziert werden." Im Gegensatz daz» haben wir nie jaußcr 1SSS) einen Exportüberschuß gehabt- Das Dawesgutachten sagt nun aber selbst: „Würde die Schuld ohne Rücksicht aus den Aussuhrübcrschnß sestgelcgt, — so würde dies zu künftiger Unbeständigkeit der Währung und zu Kata strophen führen." Daraus folgt die Feststellung: die Kredite, die seit 1921 der deutschen Wirtschaft zugeslosicn sind, stammen in aanz großem Umfange eigentlich nicht aus dem AnSlandc, sondern ans Deutschland selbst. Denn sic sind im Grunde zn dem Zwecke ausgenommen, um die Löcher anSznftillcn, die durch die Re varationszahlungcn in die deutsche Wirtschaft gerissen wurden. ivdcr in einer kurzen Formel: Amerika hat Dentschland geliehen, was Deutschland an die alliierten Mächte wcitcrgezahlt hat. Die gefährlichste Folge des DaweSvertrages, io wie er bis her gchandhabt wurde, ist die geschilderte Art von „Kom me r z i a l t s i e r u n g" der Kricgstribiite. ihre Umwandlung ln Schulden der Wirtschaft. Nach dem, was an unser Ohr klingt, wollen Frankreich »nd England in den bevorstehenden Verhandlungen nicht vom dcntschcn Revisionö- anspruchc reden, sondern — neben der Aufhebung des TransfcrschiitzcS — von einer „Kommerzialisierung" der den» schen Schuld — also gerade von dem, was für die deutsche Wirtschaft und Währung das Gcsährlichste wäre. „Kom mcrziakisiernng" heißt immer, den anszngebenden Schuld titeln ln der einen oder anderen Form eine wirtschaftliche Unterlage «statt der Unterlage des reine» Ltaatslrcdites) geben. Eine ..kommerzialisierte" auswärtige Milliardenschnld Dcntschlands ohne Transserschutz — das wäre in der Tat der sicherste Weg, um den Rest von Dcntschlands Da- fcl>, und Kraft hinweg zu blasen «nd Poincarü binnen k»rzem neue „Sanktionen" und das dauernde Verbleiben an, Rhein zu ermöglichen, und um auch Polen im gleichen Sin» in Marsch zn setze». Mrende Mischt -urislcn rm RümmmMage Das Recht auf -eutscher Sette London, 19. Nov. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" weist im Zusammenhang mit den Erklä rungen des Schatzkanzkers Churchill nnL> anderer Minister über die Anssassnng der englischen Regierung zur Frage der Rhciiilniidrüniiniiig auf die durch den Versailler Vertrag geschaffene rechtliche Lage hin. Ter Korrespondent setzt im einzelnen den Sin» der Artikel 123 bis 131 des Versailler Ver trages auseinander, wobei er die Ansicht vertritt, daß der Sin» des Art. 181 darin liege, daß von Dentschland nur Beweise seines guten Willens verlangt würden. Die Zahlung der Reparationen bis znr letzten Mark könnte von den Alliierten also nicht als Borauö- sctzung für die Räumung herangezogc,, werden. Deutschland habe aus Grnnd der pünktlichen Nepa- rationöannnitäten ein Recht aus Räumung. Ferner sehe Art. 3 des zwischen Frankreich nyd Groß britannien und Frankreich und den Vereinigten Staaten abgeschlossenen Vertrages zur Garantie der Sicherheit der alliierten Länder vor. daß die Notwendigkeit für die Anfrecht- crhaltnng dieser Verträge verschwinden würde, sobald Deutsch land Mitglied -cs Völkerbundes geworden sei. Durch die Zu lassung Deutschlands zum Völkerbund auf der einen und seine vüukllichcn Reparationszahlungen ans der anderen Seite habe sich nun Deutschland nach Anssassnng der führenden Juristen Großbritanniens das Recht geschaffen, die Räumung des Rheinlandcs zu verlangen. Nach Ansicht britischer Juristen würde außerdem die Zurückziehung der britischen Truppen aus dem Rheinland, unabhängig von denen anderer alliierter Mächte, keine Veränderung der Verpflichtungen Großbritanniens weder unter dem Versailler Vertrag noch dem Nhcinlandabkommcn darstcllcn. Das gleiche würde zutreffcn für den Fall des Rücktritts des britischen Mitgliedes der Rhcirilanökvmmissivn. Im ganzen kommt der Korrespondent zn dem Schluß, daß die rechtliche Lage für die Nheinlandräumnng für Dentschland günstig sei, daß Großbritannien im wesentlichen die deutschen Argumente für die Räumung anerkenne. Ausfällig sei hierbei, daß führende britische Juristen, die der Korrespondent zitiert, offenbar diese Auffassung seit langem vertreten, die bri tische Regierung aber bisher eine durchaus gegen teilige Politik verfolgt habe. SvvM Ms »er Reise na» Südamerika Ncuyork, 19. Nov. Hoover und seine Familie haben am Sonntagabend Palo Alto im Extrazug verlassen. Sie werden sich am Montagmittag aus den Dreadnought „Marn- l a n d", ein Flaggschiff der pazifischen Flotte, ctnschiffcn. Der amerikanische Botschafter in Rom, Henri, Fletchcr, be gleitet Hoover als Repräsentant des Präsidenten und dcö Staatsdepartements. Der erste Aufenthalt soll i» Corintho iNikaragna) sein von wo ans Hoover per Bahn nach Ma nagua fahren wird. Der zweite Aufenthalt ist entweder in Guatemala oder in der Zone des Panama-Kanals aeplant. Vor der Abreise wurden in Palo Alto drei Männer, die rote Fahnen mit der Aufschrift: „Nieder mit dem ImpcrialiS »i n S k" trugen, verhaftet und ins Gcsängntö gebracht.
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