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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188203249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-03
- Tag1882-03-24
- Monat1882-03
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1882
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Erscheint täglich stütz 6',, Uhr. Ni»«t1ion nnd Lr»e»tti„ IohanneSgaffe 33. -Pstttzaundro -er Urtzarli»»: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmttiaq« —8 Uhr. - "rrL-^7.^. LLLr- -- - L»««h«» «er sür «tr »«ckMol»*»*« N»W»er -««real, «» At-»r«»a,rn hi« S U»r N »L«« — —.... „ach«ina«s, «« G»««- un» Keffta««» srütz «t»Iltzr. 3» tze« /Malen für 3ns.-^nnatzmr: ktt» Rio««, IlniversttätSstraße S1. L»>t« Lisch», katdarinenstraßr 18, p. nnr bi» '/,T Uhr. 'timigcr.TagMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschüftsverkchr. Auflage L72S0. Adonnrinentsvreis vienelj. 4'/, Llß., incl. Bringcrlolm 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren iur Ertrabei'aqen »Vnr Postbeiörderung 38 lik. «nt Poslbcivrverung 48 Mk. Inserate 6qeipaltenc Petitzcile L0 Ps Größere Schritten laut unserem Preis- Verzeichnis. Tabellanscher Sah nam HSHerem Tarif. Rerlamen unter den Keüartiousllrich die Svalizeile k>0 Pf. Inserate sind üerS an die ö/rpedlliau zu senden. — Rabatt wird nichr gegeben. Zahlung i-raeuunwrungo oder durch Poll- Nachnahme. ^?83. Freitag den 24. März 1882. 76. Zalmalig. Amtlicher Theil. Am 18. diese» Monat- ist hier ein kleiner glatthaariger, schwarzer Hund mit gelben Füßen und dergleichen Schnauze, männlichen Geschlecht-, (Pinscher), wegen dringenden Ver dachts der Wuthkrankheit getödtet worden und bat die nach folgende Section im Zusammenhänge mit dem Verhalte» dcS Hunde« in den letzten Tagen vor seinem Tode nach bezirkS- thirrärztlichcm Gutachten ergeben, dak er wirklich wuthkrank gewesen ist. Da dieser Hund in der Zeit vom 15. dieses Monats Abend« bi« zum 16. diese« Monat» Mittag- frei umher ge laufen ist, so wird im Anschluß an unsere Bekanntmachung vom 1-1. März dieses Iabres und unter Bezugnahme auf dieselbe hierdurch die Frist für Festlegung der Hunde in diesiger Stadt auf 3 Monate, vom t6. März v. an gerechnet, also bi« zum 16. Juni o. Mittags 12 Uhr erstreckt. Alle Hundebcsitzer werden wiederholt zur größten Vorsicht und sorgfältigsten Beobachtung ihrer Hunde und zu schleunigster Anzeige beim Borkommen verdächtiger Erschei nungen an denselben ausgesorderl und aus die in der Bekanntmachun keil veranlaßt, da der eingang-gedachte Hund in dem vor- angegcbenen Tage (15. Marz) seinem in der Kaiser-Wtlbelm- Straße wobnenben Herrn entlausen gewesen und erst am salzenden Mittage in dessen Wohnung zurückgckehrt ist. in der Zwischenzeit aber andere Hunde gebissen haben könnte. Leipzig, dm 23. März 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. ' Vr Georgi. Rich ter. Vekanntmachnil-. Vom 8. August diese» Jahre» an ist von u»S ein Hvlzet'scheS oder Hölzt'schcS Stipendium im Betrage von 185 jährlich aus vier Jahre an einen hiesigen Stuviren- den zu vergeben und zwar zunächst an einen solchen, welcher den Namen Hölzel oder Hölzl führt und von ehrlichen Elter» geboren ist. in dessen Ermangelung aber an einen hier studirmden Leipziger Bürger»« und Handwerksmeister«^», bez. «>« ein Annaberger Stadtkind. Wir fordern diejenigen hiesigen Herren Gtndirenden. welche sich in einer dieser Eigenschaften um da« gedachte Stipendium bewerben wollen, auf. ihre Gesuche schriftlich unter Beifügung der ersorderlichen Zeugnisse bi« zuiu 11. April d». IS. bei un- einrureichen «»d bemerken, daß später eingehende Gesuche vuberücksichtigt bleiben müssen. Leipzig, den 18. März 1882. De» Math der Stadt Leipzig. I)r. Georg«. -löß. Wegen Reinigung der fvcale bleiben die Geschäsle de» Leihhause« und der Sparrasse für Freitag, de» 2L. März ». auSgesetzt. Äipzig. am 21. März 1882. De« R ath« Depatatt»« ftir Setdd«a«W»d Sparkasse Nichtamtlicher Theil. Die Geburtstagsfeier des Kaisers. I« allen Gaum de« deutschen Vater lande«, ja selbst im An-lande, wo immer Deutsche wohnen, ist, nach den un- vor liegenden meist telegraphischen Berichten, der Geburtstag Kaiser Wilhelm?« in erhebendster Weise gefeiert worden. LS sei unS gestattet, au« diesen Berichten wenigsten« Einige« hervorzuheben. I« Berlin wurde der Festtag, wie regelmäßig alle Jahre, dnvch eine« Choral eingeleitet. weicher zur Zeit der Reveille von einem Trompetercorp« eines Cavallerie-RrgimciitS von der Schloßkuvprl geblasen wurde. Der Kaiser selbst beging sein GeburtSscst in voller Frische. Bon dem nenlichm Unfall, ist dem hohen Herrn auch nicht das Geringste mehr anzu merke«. Der Kaiser empfing die erscheinenden Gratulanten stehend und in heiterster Stimmung. Bereit« in der achten Morgenstunde hatte der Kaiser die Gratulationen seiner nächsten Umgebung entgegengmommen. Nach dem Dejeuner erschiene» um 10 Uhr die Mitglieder der königlichen Familie und die in Berlin eingetroffmen höchsten fremden Fürstlich keiten. um dem Kaiser ihre Glückwünsche abzuftatten, und nach diesen brachten dann die Damm imd Herren vom Hosdimste ihre Glückwünsche dar. Um 11 Ubr empfing der Kaiser die activen und zur Disposition stehenden und die eingetroffmen inactivm Generale, sowie die Obersten, lvelche Gmeral-siellungm bekleiden, und mit diesen um die selbe Zeit die den Bcttchastm und Gesandtschaften attachirtm Militairbevollmächtiaten und eine Viertelstunde später di« Commcmdenre der Leibregimenter und Leibcompagnien zur Entgegennahme deren Glückwünsche. Um l l'/, Uhr erschienen al«dann die activen Staatsminister und Mittags gegen l2 Uhr hielten die landsässigrn Fürsten und Fürstinnen ihre Ausfahrt. Nachmittag- 12'/, Uhr nahm der Kaiser die Gratulationen der bei Hose aecreditirtm Botschafter und um l2V. Uhr di« de« BundesratheS und der Präsidien de« Reichstages und beider Häuser de-Landtage- entgegen. MiltaaS gegen 22 Uhr warm von einer Batterie des 2. Garde-Feld-Artillerie. Regiment« 10t Salutschüsse aus dem KSntgsplatz« gelöst morden und um dieselbe Zeit hatte di« Parole-AuSgav« an di« Generale und die Osstcierrorp« statlgesnnben. Nachmittag« 2'/, Uhr batte eine Deputation des coaser- vativen Central-Comits« von Berlin die Ehre, von Lr. Majestät in Audienz empfangen zu werden. Dieselbe bestand au« dm Herren Hcsprediger Stöcker, Gros Behr- Bandelin. Pros. vr. A. Wagner und Rudolph Hertzog von. Der Kaiser antwortet« aus die Ansprache etwa Folgende»: ..Jeder Lebensabschnitt erinnere Ihn daran, daß es der All mächtige sei, der sich zu gewissen Zeilen seine Werkzeuge schafft«. So babe Gott auch Ihn zur Durchführung be stimmter Aufgaben berufen; und >m Eivil- wie im Mititair- wesm Hab« eS ihm nie an der rechten Persönlichkeit gefehlt. Di« Zeiten seien ernst; wenn im vergangenen Iabre der autokrakikchste Fürst und ein an« dem BolkSwillcn hervorgegangme- "uistur Staatsoberhaupt dm Mordversuchen de« Umsturzes erlegen sei. wer sei dann noch sicher? Mit Freuden habe Er vernommen, daß Seine Bot- schast und Sein Erlaß vielfach im Lande mit Zustimmung ausgenommen seien; Er Hab« e« sür nöthig gehalten, wieder einmal an da« zu erinnern, wa« die Krone in Preußen sei. Da- Wichtigste oleibe freilich ein lebendiger, religiöser Sinn; Er habe oft dazu gemahnt. Sr. Majestät ging dann zu den Erlebnissen de» königlichen Hause» über und gedachte lies bewegt der gnädigen Errettung der Kaiserin. Leider — fügte der Kaiser in dankbarer Erinnerung hinzu — sei der Mann, welcher dabei die größten Dienste geleistet habe, sehr bald durch de» Tod abgerusm wcrdm. — Zum Schluß be merkte Se. Majestät, wenn man in da« sechSunkachtzigfte Jahr cintrete, stehe mau in einem Alter, das über dir ge wöhnliche Lebensdauer weil hinauSgehe. Er wünsch«, wenn Gott Ibin noch ein weitere» Leben schenke, sich nicht zu über leben. Ein lange« Leben sei nur dann zu wünschen, wenn e» mit Kraft verbunden sei. Aber im verträum auf Gott gebe Er in das neue Jahr hinein."— Sc. Majestät unterhielt sich dann noch aus da« Eingehendste mit den einzelnen Mitgliedern der Deputation über die Berliner Er eignisse de« vergangenen Jahre» und entließ dieselben in der huldreichsten Weise »iit dem Austrage, denen, welche von der Deputation vertreten seien, dm Dank Sr. Majestät zu übermitteln. — Im Vorzimmer de« Kaiser« war der Kürst Reichskanzler; er begrüßte die Herrm der Deputation mit der größten Liebenswürdigkeit und äußerte seine besondere Genugthuung darüber, den Herren vom Con- servativm Emtrat-Comit« au« solcher Veranlassung im Palen de« Kaiser« zu begegnen. Zur Feier de« TageS fand sodann um 4 Ubr Nachmittag« im kro» prinz licken Patai« die Familimtasel statt, an der die allerhöchsten und dir höchsten Herrschaften und die frem den fürstlichen Gäste Theil nabmen. Zu ter Soiree, welche dann Abend« S Uhr bei dm Majestäten stattfanv. waren ea. 700 Einladungen ergangen. Ta» Ende de« Feste« erfolgte etwa gegen 12 Uhr. Auch an der österreichischen Hauptstadt ging der Geburtstag des beireundetm Monarchen und mächtigen Bundesgenossen nicht ohne außerordentliche Ehrenbezeigungen vorüber. In der Hofburg zu Wien fand ein Galadiner statt, zu welchem der deutsche Botschafter Prinz Reuß, dt« diploma tischen Vertreter der anderen deutschen Staaten, der Min.ster de« Auswärtigen Gras Kaluocky. di« »berste» Hofbeamten und zahlreich« andere Rotadilitäten geladen »arm. In Stockholm gab da- kronprinzliche Paar ein D-janaer cktnatotra, wozu die Mitglieder der deutschen Gesandtschaft und im klebrigen vorzugsweise solch« Personen eingeladm waren, welche init dem Könige von Schweden-Norwegen und mit dem Kaiser zugleich in Em« waren. Der König brachte die Gesundheit des Kaiser« aus und gedachte Seiner besonder» al« de» Großvater- der Kronprinzesst». Der Petersburger ..Goto»" gedenkt an der Spitz« seines Blatte« de« Geburtstag- Kaiser Wilhelm'« mit sympathischen Worten und sagt u. A.: „Wa- warm die Deutschen vor der Thronbesteigung diese» Herrscher»? Nur ein geographischer Name. Jetzt bilden sie den mächtigsten Staat Europa». Aus dem bloßen StamnieSbündniß wuchs Deutschland dazu heran durch den König und dm Kaiser Wilhelm, dessen Ruhm dabei so groß ist. daß dieser Ruhm auch nicht durch den jenigen seine» ersten Nathgeber« BiSmarck verdunkelt wird. Während der ConstictSzect verließ der König uiemalt die rein konstitutionelle Bahn, wie er überhaupt selbst unter den schwierigsten Verhältnisse» keinen Moment von der Bahn der Ehre und Gerechtigkeit abwicb. Auch unter uns Russen erfreut sich Kaiser Wilhelm in Folge der treuesten Freundschaft, welche ihn mit dem unvergeßlichen Zarm ver band. der höchsten Achtung. Der Kaiser hat e« oft ausge sprochen, daß deutsche und russische Regimenter nur neben, nicht gegen einander marschirm könnten. Dir bisherigen freundschaftlichen Beziehungen seien auch aus dm jetzigen Herrscher Rußland» übergegange». davon leg« die Danziger Zusammenkunft Zrugniß ab. Da« jüngst erhobene Kriegs« aeschrei sei völlig unsinnig. Der „Golos" schließt: „Somit stimmen auch wir mit aufrichtigem Gefühl den Millionen ru. welche heute dem Kaiser Wilyelm ein« ruhige und noch lange Regierung wünschen." Wir erhalten schließlich noch folgend« Depesche au« Petersburg, 23. März: Der „Reaierungsauzriger" der« öfsentljcht folgende« Telegramm de« Kaiser« Alexander an dm Kaiser Wilhelm: „Die Kaiserin und Ich sind ganz mit Herz und Sin« wärtig zu Ihrem Geburt-tage und Dir »ugesellm unzre weise von Liebe und Achtung zu denen, welche Sie umgeben. Möge Gott noch sür lange Jahre Ihr so ruhmgekrönte« Leben er halten zum Wohle Deutschland«, sür dm Frieden Europas und sür die Befestigung der Frmndschast-bande zwischen Uni und Unseren Reichen. Gezeichnet Alexander." Leipzig, 24. März 1882. Da« ablehnende Votum de« Volkswirthschast«- rath« über da« Tabakmonopol gielt natürlich dm Stofs zu lebhaftester Unterhaltung. Mau fragt sich allgemein, wa« nun mit diesem Projekte werden wird. Hatte man schon vorher bezweifelt, ob e« ausführbar sein werde, den Reichstag schon gleich nach Ostern mit dieser Angelegenheit zu beschäftigen, so herrscht jetzt allgemein die Uebrrzeugung, der Reichskanzler werbe davon Abstand nebmer., unter dem frischen Eindruck dieser unerwarteten Ablehnung da« Projekt weiter zu verfolgen, und da di« Übrigen Gegenstände, mit denen stch eine Frühjabrssesfion de»Reich«tag« zu hrschSstigmkätte. minder dringlich sind und dem Reichskanzler mind«'. am Herzen liegen, so glauvt man vielfach, der Plan einer außerordentlichen Reicks- tag»s«sfion werde jetzt überhaupt fallen gelassen werden. 2« wäre wenigsten« schlechterdings u»begreiflich, wenn der Reichs kanzler bei Aussichten, die ungünstiger gar nicht denkbar sind da« Monopol überhastet an dm Reicd-tag bringen wollte. Man hört bisweilen sagen, der Reichskanzler sei selbst schon davon überzeugt, va« Project nicht durcdzubringm, allein er habe sich schon zu weit eiugelasim. um ohne eine bestimmte Ablehnung seiten« de« Reichstag« den Pta» ausgebm zu können. Wir sehen intessen keine zwingende Notbwmdigkeit ein, ein Unheil d^ Reichstage-, da» »cker ablehnend lautet, zu provociren. Die Abstimmung de« Volk«- wirthschast-raths, so vernicktmb sie ist. stebt wahrlich nicht allein. An dcn,selben Tag hat die Zweite Kammer in Baden, wo in tabakbanenven Kreisen einig« Neigung für da« Monopol vorhanden gewesen, einstimmig sich gegen diese» Project erklärt, und Tag sür Tag kann mau au» dcn ver- chiedenstm Gegenden und Kreisen solche Derurtheilungeii ver nehmen- Wir dürftig nehmen sich dagegen einzelne »ülh- sam jusammmgesuchte ZustimmungSerklärungen au»! Daß nicht nur Ne Interessenten, sondern die öffentliche Meinung sich ganz überwiegend gegen da» Tabak monopol auSaesprochkil, ist eine Thatsacke. die jeder Unde- angcne zugcom muß. ES würde dem Reichskanzler gewiß nicht zur Unehre gereichen, wenn auch er diese Thalsachc anerkennte, wenn er zugäbe, daß der Widerstand, dcn er gc- 'linden, größer und unüberwindlicher gewesen, al» er sich vor gestellt. und wenn er angesichts dieser Erscheinungen von einem Plane abließe, ter in de» weitesten Kreisen mehr als alle» Andere die oppositionelle Stimmuna genährt hat. DaS Votum de- BolkSwirthschastSrathS enthält eine möglichst deutliche und dringende Aussordernng. von einem Project ab- zulassen, da- nun' einmal unter den dcutschcn Verhältnissen nicht durchführbar ist und nicht heilbringend sein kann. Die „Prov.-Corr." envälmt. daß da» preußische Abgeordnetenhaus seine Siöungen bi- zum t. April ortsctzcn werde und bemerkt: „Tie Sitzungen werden alStann voraussichtlich durch den Präsidenten mit Rücksicht auf die ögliche Einberufung de« Reichstage« aus drei bis vier ochrn vertagt werden, um erforderlichen Falls später die Arbeiten neben dem Reichstage zu führen." Es ist bcachtciiS- werth. daß die Einberufung de» Reichstage» sür April hier nur noch al» „möglich" bezeichnet wird: vielleicht ist tic bereit» eine Folge de« Votums dcS BolkSwirthschaflSratbc» gegen da» Tabakmonopol. Aus jene bloße „Möglichkeit" bin wird man aber dem Abgeordnetenhaus- kam» zumuthc» kön nen. seine Deralhungen jür drei bis vier Wochen zu unter brechen. um sie dann vielleicht bis in den Sommer fortzusctzcn. In der unter dem Vorsitze dcS Staat-minister» von Bötticher am 2l. März abgehaltenen Plenarsitzung dcü Bunde-rath« genehmigte die Versammlung einen aus Ge währung eines RuhegebaltS gerichteten Antrag und erlbcilte den Anträgen der A»Ssck>üsse. betreffend die Ausstellung halb monatlicher ttebersichtcn über die mit dem Anspruch aus Zoll- und Steuervergütung abgesertigtcn Zuckermciigcn. die Abän derung von Taralätzen. sowie die Anmeldung und Besteuerung von Tabakpflanzungen für Unterrichts uni) Zicrzwecke. ihre Zustimmung. Nacktem sodann der Entwurf einer Marsch route sür KriegSverhältuissc nebst zugehöriger Verordnung mit einig«« nicht wesentlichen Abänderungen genehmigt worden war. erklärte sich die Bersammlung zum Schluß auch mit dem Entwürfe von Bestimmungen, betreffend die Beglaubigung von Thermo-Aräomrtern sür Mineralöle und mit der Anwendung dieser Instrumente bei der zollamtlichen Abfertigung von Mineralölen einverstanden. Eine merkwürdige Praxi- besteht in einigen deutschen Staaten hinsichtlich der Ausübung de» Begnadigungsrecht». E» kommt nicht selten vor, daß Insassen von Gefängnissen selbst von Zuchthäusern aus der Hast entlassen werden unter der peremptorischen Bedingung sosortiger Auswanderung nach Amerika. So haben vor mehreren Jahre» amerikanische Blätter lebhafte Klage darüber geführt, daß auS dein Groß hrrrogth um Hessen derartige zweifelhafte Pioniere deutscher Eultur in die vereinigten Staaten gesandt worden seien; so sind jetzt wiederum mehrere württci» der gische Zuchthäusler mit der ZwangSroute nach Amerika (und auch nach Australien) begnadigt worden. Schwerlich könne» solche Elemente, von denen nickt anzunchmcn ist, daß sie die einmal betretene Berbrecherlausbahn verlasse», die Achtung vor dem deutkcben Namen im AuSlande erhöhen und „amrntlich der Masse unserer acktungSwerthen An»n>anderer kann c» nicht aleichgiltig sein, wenn aus solche Weise die überseeischen Länder »m Allgemeinen al» Strafkolonien deutscher Bundesstaaten be handelt werde». In Preußen und Sachsen ist eine solche Praxi« nicht üblich gewesen. Da« päpstliche Breve, wodurch Propst Herzog zum Fürstbischof von Bre« lau ernannt wird, ist in Berlin eingetroffen. Durch die „Germ." veröffentlicht .Herr Herzog bereit« folgende» Abschied-wort: „AuS Anlaß meiner Er nennung zum Fürstbischof von BreSlau sind nnr so zahlreiche Glücks- und Skgen-wllnsche in Briefen und Telegrammen zugegangen, daß ,ch außer Stande bin, Allen einzel,;»» ant- Worten, wie ich e« genr möchte. Ich benütze dcn Weg der vrssentlichkeit. um sür die Erweise aufrichtiger Thcilnahme und die Gelöbnisse unwandelbarer Treue und Hingebung memen herzlichsten Dank, sowie »»gleich die Versicherung auS- zuspreche», daß ich meine dankbare Gesinnung gegen Alle ganz besonder» am Altäre de» Herrn zu bethätigen nicht ver gessen werde. Berlin, den 22. März 1882. Herzog. Propst zu St. Hedwig." Wie man seit einigen Tagen in Wien wissen will, sei e« zweifellos, daß die Congreß-Idee zum Zwecke der defini tiven Regelung de- staat«- und völkerrechtlichen Verhältnisse» der von Oesterreich-Ungarn occupirten Provinzen in diplomatischen Kreisen eifrig besprochen werde. Für jene Idee, mit der Rußland und England völlig iibcrcinsiininic» soll nun auch Frankreich gewonnen sein. Zum AuSgangS, puncte der ossiciellen AuScinanderseyung ist der Moment c»,S ersehe», in welchem Oesterreich-Ungarn daran geben wird, auf herzeaowinischem Boden sich dauernd militairisch einzu- richtei^ Gegen die Congreß-Idee ist eine diplomatische Gegen mine lhätig. welche eine Lösung der boSnisch-berzegowinikchen Frage ans Grund eine« neue» separate» Abkommen» zwischen Oesterreich-Ungarn und der Türkei sucht, um im Wege einer Cessio« der occupirten Provinzen durch die Pforte an Oester reich-Ungarn die Einverleibung derselben in di« Monarchie ahne Verletzung de- Buchstaben« und, wie man sich schmeichelt auch de- Geiste» des Berliner vertrage» zur That zu macken E« ist klar, daß sich diese beiden Strömungen in naher Zu kunst kreuzen werden. Nachdem di« socialdemokratische Agitation auch in Wien, wie in Oesterreich überhaupt immer drohender her- voelntt, so haben die dortigen Behörden schon seit längerer Zeit dein Unwesen ihre Aufmerksamkeit zugewendet und Wei sungen erlassen, gegen allenfallsigc Ungesetzlichkeiten sofort einzuschrriten. Leider gehen in dieser Beziehung die An schauungen der Staat-aiiwaltsckiasten und übrigen Behörden »iemlich auseinander, ja e« scheint fast, daß die Staat«a»walt schäften selbst der tonalen Presse jede Erörterung socialdcnic kratlscher Dinge verbieten will. Wenigste»« wurde i» Wien die hocbossicivse alte „Prelle" aus Anordnung der Staats- anwaltschast consiScirt, weil da« Regierungsblatt, mau sollte e» kaum glauben, einen Theil der Rede veröffentlicht, welche /ouisc Mickiel am 18. d. in der „Salle Farier" zu Paris gehalten. Mit Recht prvtestirt die „Presse" gegen diese ganz iinbegründete Beschlagnahme ihres Blatte» und weist daraus hin, daß »»ter solchen Umständen die ganze Berichterstattung über auswärtige Vorgänge und Ereignisse fraglich werden könnte. Im ungarischen Abgeordnetenhaus« wird gegen wärtig der neue Wchrgesetz-Entwurf verhandelt. bei welcher Gelegenheit höchst eigentkümliche Anträge und Anschauungen eiteiis der Radikalen vorgebrackt werden. Selbst die ge mäßigte Opposition leknte den Entwurf ab. weil er sich gegen die Errichtung einer Militair-Akademie in Ungar» auSsprickt und auch da» ungarische Eommando bei den au» Ungarn recrutirtcn Truppen nicht cinsühren will. Tie Unversöhn lichen verlangen geradezii die vollständige Trennung ter ungarischen Armee von der österreichischen, welche Ungarn ver lassen müßte, fall« dieses ein wirklich freier, selbstständiger Nationalstaat werden sollte. Die Verhandlungen über den Wehrgcsctz-Entwlirs dürsten in die Beeile gehen, da» End ergebnis; derselben ist jedoch nickst zweifelhaft, wenn die Majorität sich stet» rechtzeitig zu den Abstimmungen einsindet. AuS der Rete de» Majorität« Referenten sei die Angabe ber- vvrgehobcn, daß der Matrikelstand der ungarischen Honvcd- Truppen gegenwärtig 263.000 Mann beträgt. Die ungarische Regierung scheint gegenwärtig durch ibre Agenten eine förmliche Agitation gegen den Deutschen Scbnlve rein in» Werk seyen zn wollen. Für diese Agitation sollen bereits die Deutschen SüdungarnS ge wonnen sein. In Pancsowa hat nun. wie Pcstcr Blätter berichten, eine Versammlung deutscher Bürger slaltgesunden, welche fick angeblich energisch gegen die Tendenzen und Ein mischungen de» Deutschen Sckililverrin». bezüglich Ungarns, ausgesprochen hätten. Auch soll namentlich die Erwiderung de» Deutschen Schnlvercin« aus die jüngste Rede dcS Mi» nisterpräsidenten znrückgewiesen worden sein. Gleichzeitig wird ans TcmeSvar gemeldet, daß dort patriotische Bürger deutscher Znnge deninachs« eine Volksversammlung veranstalten werden, »in die Bestrebungen de- Deutschen Schulverein» in Berlin zurückznweisen. Dann scheint auch in der Zip» etwa- im Zuge, wenigsten» veröffentlicht der in Ventschau erscheinende „Zipser Bote" einen Ausruf an die Deutschen der Zips. angesichts der den einer kleinen Zahl Siebenbürger Sachsen ausgehenden Verleumdungen Der „Zipser Bote" tst daS Organ der Zipser iandwirtkschastticken Gesellschaft und dcS dortigen Lebrerverein-, wodurch die Aeußerungen des genannten Blatte- immerhin rin gewisse» Gewicht erhalten. Selbstverständlich ist hinter allen diesen Dingen der Einfluß der Regierung zu erblicken, der eS ja nicht aii Mitteln fehlt, einige hundert aejüaige Deutsche zu gewinnen. Wir halten eS indessen sür Pflicht, diese Vorgänge zu rrgistriren. lieber die neuen Schwierigkeiten, welche die öster reichisch-ungarische» Truppen aus dem Insurre ctionö- scha »Platze zu überwinden haben, ist gestern ausführlicher berichtet worden. AuS Wien liegt heute die folgende osfi- ciellc Meldung vom Mittwoch vor: Wien. FML. Jovanovic hatte am lll. d. gemeldet, daß Generalmajor Sekalich durch baö obere Narentathal, <8eneralma,or LvcitS über Pluzine, Oberst Schiilenbura über Oilavctticovo und Backo Pelie am 20. d. bei Nlok einlrefsen sollten. Gleichzeitig sollten nebst Ulok »och einige Orte der Umgegend, eventuell auch ii» oberen Narentathale dauernd besetzt werden. Generalmajor Cveit« und Oberst Schulenturg sollten auch die Gegend von Nmnizvui. Zivanj, Selant, TreSnovica. Vioaogi und Lclo ausklären und durchstreifen Wie nun FML. Tahlen am 21. d. Nachmittags meldel, ist der anläßlich der Ve- wegung der vorbenannten 3 Lolounen gegen Uloksosorl zur Miüvirkung befehligte Oberst Slrlow am 19. d. aus Kalinovic unter Tetachirung kleinerer Abthcilungen nach Glina nnd Hotovlje mit der Haupt- colonne gegen Ldalj vorgegangen. Am 20. d. Vormittags erreichte die Hauptcolonne und die über Otlina koinmendc Seitencolonne tue ' -den von Stranji. Die Seitencolonne aii-Hotovlje war zu derselben eit bei der Narenta-Uebersuhr Luk eingetrosse». Tic gegen Ulok vor- lksendetr Abtheilung hatte ein Geplänkel nilt eine,» kleinen In surgententrupp ohne Verluste zu erleiden. Am Mittag wurde die Verbindung mit den Colonne» Lveil« und Sekulich hergestellt. Aus die Nachricht, daß bei Zivany und Vjelemik Insiirgeittenansainnilungeu stattgesunden hätte», wurde am 18. d. ans Konyca eine Colonne die Narenta aufwärts entsendet, welche sich am 19. d. in Glava- ttcovo mit der Colonne Schulenburg vereinigte, ohne aus Insurgenten zu stoßen. Oberst Arlow hatte in Obalj ersohre», daß am 18. und IS. d. etwa 400 Insurgenten unter LunguS und Fort« in Obalj und Zezero gewesen seien. Tie Brigade Leddihn ist am 20. d. in Serajewo emgerückt. Die Sümmuny, die .Haltung und der Gesundheitszustand der Truppen sind trotz der übcr- standenen Strapazen vorzüglich. Tie Leistungen der Truppen i»> Ueberwinden der Tcrrainschwierigkeilen i» der ranhen Jahreszeit haben ihre Wirkung aus die Bevölkerung nicht verfehlt, und haben den Wahn derselben, daß die Soldaten entlegene Gebirgsgegenden vielleicht nicht erreichen könnten, vollkommen zerstört. — Bei Lajnica zeigen sich Jnsurgentenschwärnic in der Geianimtzahl von 2 bi- 300 Mann, von Foca und Gornzda sind Truppen gegen Lajnica dirigirt worden. Am 19. d. ist ein Train nin der Be- dcckungS-Mannschast des 77.J„sanIcrie-NcgimentSzwischen Cajnica und Gorazda von circa 200 Insurgenlen angegriffen worden. Cm In- sanicrist und ein Trainfoldat wurden hierbei getödtet. Als jedoch eine Truppenablhrilnng a»S Gorazda aus dem Üozara-Lattel <»? langte, ergriffen die Insurgenten die Flucht und wurden in der Dichtung aus Bulkovict versolgt. Am 17. d. ist aus Prara eine Tolonne über Ha» Orahotca, und Bogovice gegen den Stolac- Berg vorgegangen, weil dort Insurgenten conftatirt wurden. Die Borhut stieß aus 50 Jnsurgcntc» und lieferte denselben ein kurzes Feuergcsccht ohne eigene» Verlust. Tie Jnsurgente» hatten 8 verwundete. Am 18. dieses Monat- durchstreisle eine Colonne von Usti-Kolina an- die Orte BraliS, Kadic, Gurovie, Bahoj, Lkotirie und Nokope, dann da« liniere Lsanica-Thal bi« Oianica. Die Einwohner der genannten Orte sind bestimmt im Einverständnisse mit den Jnlnrgentcn. welche nicht ongctrossen wurden. — Feldmarschall - Lieutenant Jovanovic meldet unterm 21. d. M., daß in der LrwoScie bei Lrkvice Geplänkel mit emzclncn kleine» Jnsurgentenbanden stattsanden. Wie au» LcmbcrH gemeldet wird, soll dcrNuthencn- vroceß erst in, Juni rur Verhandlung kommen, weil di« Voruntersuchung eine überaus langwierige und umständliche ist. Indcß zweifelt man in unabhängigen Richtcrkrclsen schon gegenwärtig, daß e» der StaalSanwaltsckast gelingen werde, die Anklage auf Hochverrat!) aufrecht zu ballen. Dem „CzaS" wird auS Warschau geschrieben: „Auch an der hiesigen Universität arbeiten die Panslavisten mil Hoch druck. Seit einigen Jahren befindet sich die Leitung der obersten Schulbehörde in Polen in der Hand de- früheren Generals und gegenwärtigen Gchcimrath« Apucblin, ter. zu de» eifrigsten Anhängern der moSkauischrn Panslavisten ge hörend. 'eine Stellung dazu benutzt, ein« recht große Zahl panslavistischer Agitatoren an» Rußland nach Polen zu ziehen.
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