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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188203281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820328
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820328
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-03
- Tag1882-03-28
- Monat1882-03
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1882
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s durch marklS- n ISO - Stürz 1881 e 1 ä.; 48 ,I>. SO . 11 ck. «tu — um ca. au dcn . »er ra und Pariser l letzter Weizen Roggen Rhein den sich en sich erholen West- greich en und Haupt- oohl in te. Die iutz der Verkehr a keine )stsee- r« dem : Land» kleine, morden, ßreiien. einzelne en An- 11 Psd. blieben. «, daß L. ver» ülsi». er der Tagen >. wer- »schloff; kendenz schönem ziemlich 6 be,.. -66 Xl, höher. .SO H. do. 28 ^l. erband, se» re. Woche n Ein- sonderö Wochen wegen Silber- ebracht, igt und Zander cin das chlanker i erster nhfrage sch uno Absätze nehmen Benage ht und Gebende — Tie (auSge- chO.< r Hass- l.SO.< >.üü bis .00 .00 bi« d. I. düngen b -MO Erscheint täglich ftüh S'/, Uhr. Urffartion und Lkpeditii» IohanneSgasse 33. ^rtchkullde» -rr Kedarti«»: vormittags 10—13 llhr. Nachmittags —L Uhr. ff>» dt» ««.etandln v!»-uicN»i« «,cht Sch dL »«»«<>-« »Ich, omdm»»» A«««»«e der für die uichstkolgende N««»rr »eftimmte« Zuserate a» W«che»t«,eu ->» 3 Ubr Nach«iN«,s, «» T»»»- uu» Aesttageu trüd di» ',,v Uhr. In den /Main, lur Ius.-Annahme: ktt« klemu«. UnwersttütSstratze 21. Louts Lösche, katdarinenftraße 18, p. rwMtr.UMUM Anzeiger. nur ->s '/,L Uhr. ^-87. Dienstag den 28. Mürz 1882. Auflage I7.LS0. Adonnnnkntsnrris vieriels. 4V, Mit., nicl. Brrngerilod« 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2s Ps. Belegerempl« 10 Ps. Bebühren iür Extrabeilage» ohne Postbesördermug 39 Mk. uilt Poslbetürberung 43 Mk. Inserntr 6geipaltene ^titzeile SO Pf. Brüßere Schritten laut unserem Preis verzeichnis Tabellarischer Lay nach höherem Tarif. Krrlamrn unter dr» Ndüactiouskrich die Lvaltzeile 50 Pf. Inserate sind stets an die uixpe-ttt«» za senden. — 'Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumeranäu od<r durch Post- nachnahine. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Milnntm»ch«nz. Die ledige Lvguste Amalle Frtedertke Martha Scharfenberg am 23. Juni 1862 zu Zivickau geboren, ist zur Fürsorge für ihr Kind anzuhalte». Da der Aufenthalt derselben hier nicht zu ermitteln aewesen ist, so ersuchen wir Diejenige», denen derselbe bekannt fein oder werden sollte, dies bei uns gefälligst anzuzcigen. Leipzig, den 2l. März 188?. Der Slath der Stadt Leipzig. (Armcn-Amt). Ludwig-Wolf. Müller. Erledigt bat sich die hinter dem Handarbeiter Karl Gustav Loui- Heyue unterm t3. ds. MlS. erlassene Bekanntmachung. Leipzig, den 20. März 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt ) Ludwig - Wolf.Dolge. >olz, vergoldet, welcher au dem Haus» Nr. 7 der Srimmaische» Straße angebracht war, in der Nacht vom 8. zum S. ds». Ml».; 27) ein großer blauer Littzographiefteiu auS einem Arbeit-, local in Nr. 12 der Earolinensiraße, vom 15. bi- 18. dsö. Mts. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den THLter sind ungesüumt bci unserer Eriminal- Nbtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 27. Mürz 1882. Ta» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. R i ch t er. Or. Denecke. OoKentiloks llantlelslelil'ünslÄlt. Di« iltkeatlted«» KrflkNnxeu Lucken in ckiesem ckakr« reis kolxt »totk: um 29., 30. null 31. üliir«, krUd von 7 dl» 9 lTIrr, in ckvr kd- tkelluug «ter Uunälanguledelloge, am 29. lllSr» Vormitluggi von 9'/, du I2'ft Ilde, f tu ckor am 30. Ickärr Vormittags von 9'/, di» 12'. Ilde null / Iilllierea XaelimirtagZ von 2'/, bi» 4 lllw ! -Ibtbctlg. Kotlasminz- cker -Iblturleoteo cker l^lltUnxsadlbellung am 31. tlttrr, trlll, 9 l7br. ver lioterreickoeto beekrt »ied dierrn eraebenrt eiorulacken. knrt IVolkrum. Dirvetor. Nichtamtlicher Theil. «mpier derselbe Ninho" ß-Line- Gnion- Eiestohlen wurden allhier erstatteter Anzeige zuiolge: 1) Sech- wcisilcincue Taschentücher, gez. II. ll. 3, 6, 7, 8. 10 nah 11, sowie ein neue» roihlederncs leere) Portemonnaie, aus emer Schlasstnbc in Nr. 1s der Querstraße, im Lause der letzt- vergangenen vier Woci>cn: 2) ein Portemonnaie von schwarzem Leder, enthaltend 12 in Thalern, Zweimark- und Markstücken, sowie drei Pfandscheine (über eine llhr, einen Ueberzieher und ein Paar Hosen), aus einer Kutscherstube in Nr. 2b der Fregestraße, in der Nacht zum 12. dss. Mts: 3) eia Kischotterkell, noch nicht zugerichtet, aus einem Boden räume in Nr. 19 der Nitterstrasie, vom 18. bis 19. dsö Mts.: 4) ein schwarzer stiljhut, aus dem Tanzsaai i» der Eentralhallc, in der Nacht z»in 20. dss. MtS.; b) ein scbwarzl derneö Portemonnaie mit gelbem Bügel, ent- haltend ca. 1 .et 7V.H. sowie eine» goldenen Ring »nt roihem Gtcin, im Innern Xnckeukon an Otto lian», Uai 18stt" eiugrooirt und ein Zcüntel-Loo», Nr. 28,883, der 101. Sachs. Landeslotterie, mittelst Tascheudtedftahl» in der PekerSstraßc, am 20. ds«. MtS.; 6) eia dunkelblauer Sammerüderztetzer mit zwei Reihen Knöpfen, Schooßtaschen und schwarzem Futter, eine blauleinene MaiinSschnrze und ein Notiz-uch in rothem Einband, mittelst sttn-ruch» an» einer Arbeitsvnd« im Grundstück Brandvorwcrk- straßc 8V, vom 20. bis 21. dss. MtS.: 7) ein Teikbctt mit blau und weiß brritgestreistem Inlett, nebst roth und weißcarrirtem Uedcrzng, ein kleines Unterdett mit blau und weiß schmalgestreistem Inlett, zwei Kopfkissen, da» eine mit roth und weißem, do» andere mit blau und weigern Inlett und ein «rißlemene» Betttuch, mittelst Einbruch» aus einer Bodenkammer m Nr. 107 der Berliner Straße, am 21. dss. MtS.; 8) eine goldene Damen tztllittVeruhr (auf der Rückseite sind GaNeugeräthschasten cingravirt), nebst kurzer Iettkettc, auS einer Wohnung in Nr. 23 der Lützowstraße, am nämlichen Tage; 9) fünf Kohlcusäcke, von einem Handwagen, welcher in der Msenstraße gestanden bat, am gleichen Tage AbendS : 10) ein silberner Spriselönel, gez. L. L U. 8. 1369, an» einer Wohnung in Nr. 29 der Grimniaischen Straße, in der Zeit vom 26. vor. bis 22. dss. Mts.; 11) eia Paar rindslederne Haibsttescln mit rothem Schaft- satter, aus einer Baubnde in der Lessingstraße, an letzigedachtem Tage Nachmittags; 12) ein graulc>nener Tack, darin mehrere Stücke Packletnwan» und eine lederne Tasche, aus der Hausflur des Grundstücks Nr. 100 -er Eutritzscher Strasic, am gleichen Tage Nachmittags; 13) ein braunlederncS Gri-tüschtN mit gelbem Schlößchen und einem Inhalte von ca. Ib» Mark, in einer Krone, einem Thaler und kleiner Münze, sowie einem goldenen Ring mit 4 weißen Steinche» und einem Kalender, mittelst Taschrndit-stahlS in der PetcrSstrasie zu derselben Zeit; 14) ein MaiiliSjagnct von graugekbem röthlich melirten Stost'e, mit einer Reihe braunen Hornkuüpfen und schwarzem Futter, ein Frauenmantel von schwarzem Kammgarnstoff, Kragen. Bermel- ausjchläge und Taschenbcsatz von schwarzem Lammt, und zwei Reihen schwarzen Hornknöpieu, aus dem Borsoal einer Wohnung i» Nr. 28 am Floßplatz, am nämlichen Tage AbendS; 1ö) eine silberne Cylinderuhr mit Secunde, Goldrand und geriefter Rückieite mit Wavpeuschildchen in der Mitte, nebst kurzer aoldeuer zwnsträngiger Kette oiit breitem Schieber und goldenem Ilhrschlüffel, ans dem Restauration-locale in Nr. 18 im Naun dörfchen, zu gleicher Zeit: 16) eine lange goldene Uhrkrtte mit Schieber, daran zwei goldene Medaillons, jede« eine Photographie enthaltend, und rin Medaillon von schwarzer Emaille, aus einer Schlafstube in Nr. der Eaelstraße vom 16. bi» 20. vor. MtS.; 17) ein Lommerü-erzirher von schwarzem grau geftreistcn Stoffe, mit einer Reib« Knöpft», schwarzieidenem glatten Aermel- lütter und eben solchem gestreiften Schooßsuttcr, au» dem Restau- ration-locale in Nr. 11 der Parkstraße, am 20. ds». Mts. Nach mittag«; 18) ein Zwanzigmarkftück. ans einer Wohnung in Nr. 2 der Emilieastraße, am 23. dss. MtS. Nachmittags; 19) sünj und zwanzig Flaschen Wein »nd zwar 11 Flalchen Rnidwein mit der Etikette Ilarisnui, 12 Flaschen Hochheimer und 2 Flaschen Raster Ausbruch, au» einer kellcrabtheilung in Nr. 10 der Fürstenstraße, in der Zeit vom 16. bi« 24. ds«. MlS.: Ä) ein tzteldtäschckk» von gelbem Leder mit Messingschlößchen, enthaltend ca. 4« ^l, in einer Doppelkrone, drei Fünsmarkstücken und kleiner Münze, ferner eine silberne Ankerutzr mit Secunde, Goldrand und Sravirung (einen Hund darstellend) auf der Rückseite, sowie eia Paar Tttcsklettcn. au« einem Schlatzimmer tu Nr. 14 der Wiiidmühlengasse. in der Nacht vom 23. zum 24. ds«. Mt».: 21) ei» Ballot, üisn. 0. 8. Xo. 837, 6I»ucb»o, euthaltrnd sün Stück hellfarbigen wollenen Kleiderstoff, von einem Rollwagen, welcher in der Magazingaffe gestanden hat. am 24. bis. MtS. Abends: 22) eiue silberne Ctzliuderutzr mit Secunde und geriester Rück- feite mit wappeniörviigrm Schildchen in der Mitte, nebst kurzer T«l»tke1te mit Medaillon, »-us eincr Schlasstnbe in Nr. 1? der ffentralstraße. vom 21. bi« 24. dss. MtS.; 23) cin liederlicher von dunkelgrünem geriesten Floconn», mit Sommikragen, zwei Reihen Knövsen, Seitentaschen mit Patten und Wollatlassuttrr, — in den Taschen befand sich rin blauseidenoS Etzatoltnch, rin Paar hellbraune tltlaeöhandschnhe und ein Spiel Karten. — au» dem RestauratiouSloeale «n Nr. b der Grimm. Sttohe, am 25. ds«. MtS. Abend«: 24) ein Paanet in grauem Papier, enthaltend 7 Meter blau- gedruckten Kattun, einen Nest bunten Futterstoff, 3 Meter lang, nnd einen Abschnitt weiße Le nmand, 1'/. Meter haltend, o»S dem Hosraum de« Grundstücks Nr. 30 der Grrberstraßc, an letzt- gedachtem Tage; 2ü) eine goldene Nrmontotrnllr, ans einem Locale in Nr. 10 der Rosenthalgasse, am 2«. ds«. Mrs.; KS) ei, Austziingeschild in Form rin^ HandschntzeS. I Herr Zgnatiess. Herr Ignatieff, der „Vater der Lüge" oder der „Sc-warze Fuckö", wie ibn die Türken nennen, hat sich den Rus eines sehr schlauen Diplomaten erworben. Mag sein, daß man seinerzeit dazu Anlaß hatte, seine Geschicklichkeit im Anknüpsen und (Entwirren diplomatischer Verwickelungen zu bewundern; der Geschichtsschreiber aber, der die Periode der Regierung Jgnaticff in Rußland zu behandeln haben wird, müßte bestochen oder toll sein, wenn er daS Regiment in Jgnatiesj'S Händen als etwa« Anderes darstellen wollte al- das Regi ment der brutalen Unfähigkeit. Seit der Ermordung keS Kaiser- Alexander II. ist nun ein Jahr verflossen; man steht aber noch genau auf dem selben Fleck. DaS Regiment Jgnatieff'S charakterisirt sich nach drei Seiten bin. Zunächst brachte eS die brutale Verfolgung der Juden. Kein Mensch wird sich darüber im Zweifel desinven, daß die Grcuclthatcn. die m Südrußland von erhitzten Pödelinassen an den Inden verübt wurden, nicht möglich gewesen wären, wenn nicht die Behörden theitS ruhig denselben rugesehen, theilS sie auch noch -gebilligt hätten. Di« massenhaften Ver schickungen nach Sibirien, die sonst doch bci dem kleinsten politischen Krawall Vorkommen, hat man nach den Judrn- krawallen NichlS gehört. Ja, die an den unglücklichen Juden verübten Greuel wären gar nicht zur Kenntnitz Europas ge kommen, wenn nickt die „Times" dafür gesorgt hätte. Aus die Enthüllungen der „TimeS" antworteten die offi- ciösen Blätter dadurch, daß sie Alle- als eine Erfindung dcS englischen Hasse- gegen Rußland hinstellten; über die Thal- sacken gingen sie geringschätzig hinweg. Dem brutalen Verfahren gegen die Juden schließt sich würdig an da« brutale Ver fahren gegen die Deutschen. Während die russische» Juden auS den Apotheken vertrieben werden, bereitet man für die Ostsceprovinzen einen Feldzug gegen daS Dentschthum vor. Die deutsche Sprache soll dort überall, soweit eS nur von StaatSwcgen möglich gemacht werden kann, verschwinden: dcn Deutschen "soll nickt mehr als die Erinnerung bleiben, daß sie zu einem anderen Volke gehören. Die Behandlung, welche dieser Tage ein deutscher Gasnvirth in Petersburg von einem russischen Richter erfuhr, mag al- typisch angenommen werde»; cin deutscher Gastwirth in Petersburg darf also einen betrunkenen Russen nicht aus feinem Local verweisen, sondern muß sich, wenn er klagt, vom Richter auch noch höhnende Bemerkungen über seine Nationalität gefallen lasten. Wer mag wisse», ob eS russischer Brutalität nicht noch gelingt, an einzelnen Orten gegen die Deutschen ähnliche Greuel inö Werk zu setzen, wie gegen die Juden. Daß die russischen Zustände durch diese Ausschreitungen gegen Juden und Deutsche sich gebessert hätten, wird kaum -Herr Jgnatieff selbst behaupten wollen, und so kam auch daS dritte Moment dazu, da- die Jgnaliest'scke Regierung charakterisirt, da- Toben und Heulen und Säbclrasteln der Skobeleff und Genosten gegen Deutschland. Mit diesem Lärm wollte mau offenbar die inneren Schwächen Rußland- verbergen, was hat man aber erreicht? Nun. die Schwäche Rußland- ist offenbar, denn eS ist immer Schwäche, wenn aus großartige Prahlereien keine Thatcn folgen. Die russische Generalität hat nunmehr selbst erklärt, daß Rußland zu einem Angriffskriege nicht die Mittel bcsä'ße. Zugleich aber hat sich auch in ganz Europa das Mißtraum gegen Rußland verstärkt, weil man weiß, daß man nie vor einem russischen Vorstoß gänzlich sicher ist. Ob denn der „schlaue" Herr Jgnatieff wirklich glaubt, mit einer solchen Politik feinein Lande wieder aus die Beine zu helfen? Schwerlich; indessen werden Tcutschenhctze, Judcn- krawalle und Säbelrastclei ebm Dinge sein, die man thut, weil man absolut nickt- Anderes zu thun weiß. Wenn eS in Rußland einen Todtengräber girbt, so ist eS diese- Jgnatieff'sche Regiment mit seinen Brutalitäten, da- alle bösen Leidenschaften wackrust und welche- die russische Bevölkerung in ihre Einzel- bestandtheile auflöst, so daß ein innerer Friede in der russischen Gesellschaft mehr und mehr unmöglich wird. Leipzig, 28. MSrz 1882. Wie da- „D. M.-Bl." meldet, hat der Kaiser an seinem Geburtstage zum ersten Male seit zwei Jahren auch die Mitglieder de- Bunde-rath- zur Gratulation im PalaiS empfangen. Der Kaiser drückte bei dieser Gelegenheit die besondere Freude auS, welche er empfinde, wenn er die Glückwünsche der Repräsentanten de- Reich- und der Fürsten entgcgennchme. „Meine Herren", sagte der Monarch, „da- Kind ist »war «och sehr jung, aber ich hoffe, daß eS sich noch sehr kräftigen wird!" Die Mitglieder de- BundeSrathe- warm freudig überrascht von der geistigen und körperliche« Frische, welche der Kaiser an diesem ihn so «nsirciigcnden Tage zu bekunden vermochte. Unter dem 20. d. Ml«, hat der preußische Justiz minister eine Verfügung erlassen, in welcher er anordnet daß die Oberlande-gerichl-präsidentm ihm bi- zum l. Juni d. I. Zusammenstellungen einsenden, au- denen ersehen werden kann, in welchem Umfange sich die Gericht-schreibrr an der Hebung der Gerichtskosten betheiligm. Man gebt wobt nicht fehl, wenn man annimmt, daß die nculichen Mahnungen von asten Seiten de- Abgeordnetenhauses, man möge die Ge- richtSkostmcrhebung der Verwaltung der indirccten Steuern wieder abnehmen, zu dieser Bcrsügung dcn Anlaß geboten hat. Unter demselben Datum hat der Juftiziilimsicr „zur Beseitigung von Zweifeln" bestimmt, daß, wenn beite Theile in dem Termine zur mündliche» Verhandlung nickt erscheinen, auch in bürgerlichen NecktSstreiligkeiten, welche in erster In stanz bei einem Amtsgerichte anhängig werden, der nach tz. 81 de- deulscheii Gerichlskoslcngesetzc- zu zahlende Vorschuß zu erheben ift. AuS Berlin wird gemeldet: „Die hiesige japanische Eolonie hat wiederum einen Zuwachs erhallen, und zwar sind eS sieben vor einigen Tagen hier angekonimcne Studenten, welche bereit» von dem japanische» Gesandten emvsangen worden sind. Alle sieben sprechen geläufig Deutsch und Englisch. Zwei derselben sind aus eigene Kosten bierder- gekommcn und bestreiten ihren Unterhalt aus eigenen Mitteln; die anderen dagegen sind vo» der Regierung entsendet worden und siudiren a»s deren Kosten. Sie wollen >n den drei Jahren ihre- Aiiseiikhalte- hauptsächlich die politischen Wissciischajkci, gründlich durchsiudiren. Sänimtlicke Ankömmlinge haben bereit- die Universität zu Tokio absolvirt." In Paderborn ist die ossiciclle Nachricht von der Er nennung de- I>r. Drobe zum Bischof von Paderborn cin- zelrofsen. Von allen Kirchlhürme» erschallte ain Sonntag eierlickcS Getaute. Ji» Do,» wurde cm Tekeuin abgehallcii. Die Stadt halte reiche» Flaggenschmuck angelegt. ES ist charakteristisch, daß die Ga» bettistisckc Presse daS Erscheinen der ,.S traßburgerPost" auffällig vermerkt. Die monarchische Haltung dcS neuen Blattes in den Reichs te»» den scheint den Gainbettisten nicht zu Gesicht zu stehen. So schreibt „Baris": „Wir erhalten die erste Nummer der „Straßburger Post", welche von der Verwaltung der „Kölnischen Zeilung" herausgrgebei, wird. Die Zeitung weiht ibr Er cheiiien mit einem begeisterten Artikel ein. welcher dem Ge burtstag dcS Kaisers Wilhelm gewidmet ist." Die bedauerlichen Zustände, die schon seit Monaten in den von Oesterreich occupirten türkischen Provinzen herrschen, haben nun gegenwärtig, freilich etwa- spät, die Wiener RegicrungSkreise veranlaßt, ikre Aufmerksamkeit den eigeiilhümlichen Berhältnisjen jener Länder z»'»iwe»dc». wo unter Andern, auch biSbcr die Justizpslcge sehr >m Argen gelegen. Die im Reichs-Finanzministerium zu Wien tagende Justizcvmmission wird nun die Berathungen über eine Eivil- proccß-Ordiiung für Bosnien-Herzegowina in den nächsten Tagen zum Abschlüsse bringe». Diese Arbeit erwicS sich un, so nollnveiitiger, als gesetzliche Bestimmunge» über das Bersalwen in Civils-rchen bisher in den erwähnter» Ländern nicht bestan den. Tie Richter daselbst waren bisher angewiesen, iir allen Fälle», in denen sich Lücken in der bestehenden Gerichtöpr-rriS ergeben sollte», die in Heiden ReichShLIslen geltenden gesetz lichen Bestimmungen in Anwendung zu bringen. Au dcn Bc- ratlmngcn der crwähnlc» Commission habe» außer hervor ragenden RecklSgclehrten auS beiden Reichshälslcir auch mehrere Beamte und Richter auS Bosnien nnd der Herze gowina, darunter der Kadi dcS Gerichtshofes von Serajcwo, theilgenommcn. Die ungarischen Journale, die in manchen heikle» Dingen viel sruhcr »nd bester uiitenicklet sind, alS die Wiener Blätter, behaupte,» mit großer Bestimmtheit, daß dcmnächsl die Delegationen abermals zusammeiilrclen werten, um für die Unterdrückung de- noch immer in volle» Flammen stehenden süd st avischen Aufstande- einen bedeutenden Nachtrags credit zu bewilligen, lieber die Ziffer dieses neuerlichen CredilS geben die Angaben »och sehr auseinander, aber unglaubwürdig ist die Nachricht im Allgemeinen durch aus nicht. ES wirv zumal daraus hingcwiesen, daß die bis herigen drei Millionen »al>ezu verausgabt sind, ohne daß ans den, JnsurrectioiiSschauplatze seitens der Truppen nennenS- werlhe Erfolge nachgcwicsen werden könnten. Die off'iciellcn Berichte enthalten nur ganz nebensächliche Dinge nnd von einer großen erfolgreichen Action war in jenen bisher »ick l die Rede, weil eine solche cbcir nicht slattgesundcn hat. Man mußte vielmehr gestehen, daß in der Jüngstzeit der Ausstand in der Herzegowina nicht allein thalsächlich zuge- nommen. sondern gegen die Truppen wicvcrholt offensiv vorgegangen sei. Auch die Crivo-cie sei noch lange nick'l vollständig erobert, wie die- in jenem Gebiete »och täglich verfallende Gefechte »nd Ucbersälle beweise». Tic Pestcr Blätter, welche schon seiner Zeit gegen die Occnpalion ge stimmt, weisen »un daraus hin, wie sehr sie mit ihrer Opposition im Rechte gewesen, die man alS eine un politische verschrien hätte. Heule sei eS für jeden Ver ständigen bereits klar, daß die Stellung Oesterreich- in den oceupirtcn Provinzen eben so unhaltbar sei, wie seiner Zeit im lombardisch - vcnctianischen Königreiche. — Auch in de» österrcichischcil Abgeordnete»kreisc>l will man seit Sonn abend bestimmt willen, daß die Delegationen zwischen dem l5. und 17. April abermals ziisainmrntrelc» werte». Die Mittheilung, daß zwaiizig. ja sogar dreißig Millionen gefordert werken solle», scheint indeß jcvensaUS zweifelhaft. Von militairischer Seite verlautet vielmehr, daß zur Aus- rechlerkaltttna de- KricgSsiandeS bi- August fünf bis seckiö Millionen err'orvcrlich sein werten; dann hofft man mit ter Demobii'srrung beginnen zu können, dock, würden b:S JahreSsckluß noch drei Millionen außerordentliche Koste» erforderlich sein. Ebenso hoch, glaubt man. würde sich die Summe belaufen, um welche die Occupattonskoslen für dir nächste Zeit jährlich erhöht werden dürsten. Für die Be festigungen in der Herzegowina solle» 5,09.000 Gulden, welche in daS bosnische Äuvgct cinzustellen feie», gesoroerl werten. Für Kascrnenbauten nnd Besestigurige» i» Süddalmatien wirv eine Million veranschlagt. Diese Nachrichten scheinen jedenfalls zu beweisen, daß eS in dcn occupirten Provinzen noch immer nicht günstig steht. Dom I »k» rrectioiiSsck> auplatz wird überW i c n noch osst citlr vom Sonntag gemelket: „Baron Tablen constatirt die Rückkehr der Colonne Arloiv, die gegenwärtige Vcrtheilung der Etreitkräfte in »er Zagorje »nd berichtet über Strei fungen mehrerer Colonnen !m Gebiete vcn Gorotza, Cajnica und Fcca, ohne Insurgenten zu begegnen; aus dem rechte» Drina-User habe eine Bewegung der äiisnrgentrn gegen Norden stattgesunden; im Allgemeinen sei eine Zersplitterung derselben in kleinere Gruppen bemerkt worden. Eine Tnrchstreisnng der bisher wenig oder gar nicht berührten Gegenden mit be deutenden Kräften und mit Ziizichung politischer Beamten behuss Erforschung der Zahl ter abwescirdcu Ortsbewohner sei bevorstehend." ES vergeht gegenwärtig fast kein Tag, an dem »ich! die ungarischen Blätter von panslavistischen Umtrieben und Agenten zu berichten wisse», welche angeblich den ungarischen Slaal gefährden solle». Diese Se»saliciisnachrichke>» stellen stch indeß zumeist alS bloße Erfindungen gew sscr Blätter heraus, die nun einmal ihr Dasein ohne Sensationsnachrichten nicht fristen können. Nu» wird gar ans Temesvar lelegra- plnrt, daß dort der unler dem Doppcl-Prästdium des EeniorS Bela Kramar und des BaronS Bela Ambro-y abgehattene Banaler evangelische Seilioral-Eonveitt A. E. oe» Tot Ara- kaezer Pfarrer Leopold Abassy wegen panslavislischer Umlriebe i» Anklagezustand versetzt halte, eine Meldung, die in dieser Fori» jedenfalls noch einer Erläuterung bedarf'. Vielleicht wird Pfarrer Abasjv nur desbatb als Panslavist dennncirt, weil er in den ultramagyarischeii Kreise» keine por8ona grcua ist. ES geht eben nichlS über die ungarische Loyalität! Großfürst Wladimir von Rußland ,»it Gemahlin ist am Soii»tag Nachmittag i» Wie» ringetrossen und aus dem Nordbahnhose von dem Kaiser rmpsangelr worden. Derselbe trug die Uniform seines russischen NegiiuenIS mit dein Bande des Andreas Ordens und war begleitet von den, Gencral- Aojulanleii Baron Mondet und eine», Flügel-Adjutanten. Ter Großsürst trug die österreichische H»sare»-U»iforiii mit dem Großtreu; des Slesairsordens. Er wurde vom Kaiser sebr ü rzlich begrüßt und zweimal umarint. Der Kaiser küßte ter Großfürstin Maria Paulowna die Hand und erkundigte sich angelegeiittichst nach deren Befinde». Kaiser Franz Joses geleitete daS großfürstliche Vaar zu den Hoscgnipagc» uno snyr mit densetbcii in die Hofburg. Aus dem Bann- hossperrou waren außerdem der russische Botschafter v. Onbril mit dem Bol'chastSperionale, der denlschc Bol» schaslsrall» Gras Beredcm und die dcn hoben CKisten wahrend ihrer Anwesenheit in Wien zugclhciltcu Persönlich keiten aiiwcfeiid. Der ofsicielle „Russische Invalide" berichtet über den bereit» gemeldeten Toast teS Kaisers bei dem Frühstück mit den Oificiercil in Gatschrna. DaS Blatt sagt: „Gegen das Enke de» Frühstücks erhob sich der Kaiser und brachte einen Toast aus Kaiser Wilhelm a»S. Derselbe endigle in einem lauten Hurrah, woraus ein brausendes Hurra!» aller A»wesenoen den Saal crjnllle. Die Musik intonirle die denllche Nationalhymne. Der „Invalide" fährt sodann wörttich fort: Mil dem Namen des deutschen Kaiser» ver bindet jeder wahre Nulle den Begriff jener engsten und auf- rick'ligslcn Freundickast »nt Miseren» unvergeßlichen Zar- besrcier, einer Freundschaft, nicht mir befestigt durch persöiilikbe Gefühle, sondern durch die tiefe Erkenntnis!, daß sic die Basis ter Interessen der befreundete» Reiche ist. Die russischen Truppen haben sich stets der wohlwollenden »nd theilneknienderi Ausmerlsamkcit des Kaisers Wilhelm crsreul; der 22. März gab einen neuen Beweis dasür. daß die Freundschaft zwischen den Nachbarreichen sorldancr» wird. Die so berzliche und so enUmsiafttsche Auttrort der Officierc ans dcn Toast unsere- Kaisers dient als klarster Beweis für die Gefühle, welche ininitlen unserer Armee herrschen". Nach Mittheilungen a»S Petersburg, welche als zu- verlä'sig bclrachtet werden, hätten die RcgiernngSinastregeln gegen die Inden mit der Apothekenspcrre ilir Ende »och nickt erreicht. Jgnaticss soll sich eifrig bemüht haben, gleichzeitig mit der genannten Verordnung einen llka» durch» zusctzcn, der dcn Juden den Ansenthalt in den Dörfer» unter- fagt. Dagegen habe sich indcs'en von Seilen anderer Minister Widerspruch erhoben. Man habe gellend gemacht, daß da durch ter Industrie und der Wbhlsahrt des Lande- cin er heblicher Schaden zugefügt würde. Jgnatiess soll sich dabei aber nicht bernhigt haben und die Angelegenheit ne Ministcr- rathe. der ru Anfang der Woche abgehallcn werden soll, zur BeschIlißsassnng bringen »vollen. 'Man glaubt in Peters burg, daß zwar die Mehrheit der Minister gegen Jgnatieff'S Antrag stimmen werde, schließt jecoch die Möglichkeit nicht <i»S, das; Jgnaliesi'S Emstus; stark genug sein werte, um die kaiserliche Genehmigung für die Stimmen der Minderheit gegen die Juden zu erwirken. Kein einziger „großer" Minister oder dito StaatSsecretair wurde, so meltct die „K. Z." aus Paris, i» die Bndgel- cominissioil gewählt, dagegen wurden Gambetta'- Gegner, wie Bcnssek, Gatincau, LouiS Lcgrand und Ribot, mit ansehnlichen Mehrheiten in den Blltgetaussckuß berufen. Tic Zusammensetzung desselben ist also zunächst antigam- bclIistisch. In der „Nllpnblique" nennt Gauibetla daS LocS seiner turchgesallenen Freunde zwar „l encidenSwerlh", weil sie jetzt ehne die Mühe der Commissioiic cirbcitcii nur nvthig haben wiirten, ihr Licht aus der Tribüne glänzen zu lasse», »in daS Land davon zu überzeuge», daß die Kaniiiierinehrheit keine größere Schlechtigkeit begeben konnte, atS liefe anSgezcichnrtcil Männer von der Budgetcomniissiolr auSzuschließen. Wenn Gani- bclla aber diese Ausschließung für so beneide».Swerlb hält, warum schreibt rr den» in vollem Zorne zwei Zeile» später: „Wer im Lande könnlc wohl an der ihnen widcriahrenen Ungerech tigkeit zweifeln? Ist eS nickt klar, daß sie »nr unter der Macht eine- Bündnisses mit ter monarchischen Rechten unter legen sink, deren Hilfe sic ihrerseits niemals angenommen hätten. Wie wirv Frankreich liescS »»gehe»,erliche Bündnis; henrlheilen? Was wird seine Empsindnng angesick'lS einer solchen Vereinigung sein? Die Verantwortunz wird schwer für die sein, welche sich nicht scheue», sich zu solche» Erl'ärinlichkciten zu erniedrigen, nur um ihre Gehässigkeit zu befriedigen und sich in hohe Stellungen zu dränge», deren sie nicht würdig sind. . . . DaS republikanische Frankreich von 1882 wird diese skandalösen Vorgänge nicht lange dulden. . . . Weiß man wohl, wohin man niit dieser leidenschaftlichen Politik kommen wird? Man rennt niit dem Kopse gegen eine Mauer. Diese Mauer, inan sicht sie noch nicht, aber man wirv daran zerschellen. Man kann wohl ans daS Eapitrl steigen, aber der tarpeiische Felsen ist nickt weit davon eiilsernt". Diese sinsiere Drohung ist aber einstweilen nickt im Stande, die Freude der Sieger zu stören, und vom cinpörungSvoUen Answallen de- La»de- »st auch noch nicht- ;» vermerken. Die Prätension Ganibetta'-, sich alS bei» alleinigen nnd pateiilirten Inhaber de- VolkS- willeiis tarzustelle», verfängt nicht ii» Geringsten, schon weil sie gar z» oft vorgrsnhrt wird. Als der Roy Henri im Jahre 1870 gar bitterlich über da- Bombardemeirt „seiner guten Statt Paris" klagte und weinte, besaß er keine» jchlechlcrn Bcsitztitcl aus besagte Stadt, al» Gambctla heut«
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