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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188204155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820415
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820415
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-04
- Tag1882-04-15
- Monat1882-04
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.04.1882
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83. »nn SV. U tn,. 75. .60. .85 .40 U0 >Ü15 ». lS5 )50 ,L0 t. .60 abrik 75 !3.75 nach abrik lbeL 75 50 S9.25 Nnsl. ter <L B.-F. 67L0 chlick/ 25. »7 25 ?chö»- 30. «hier) Srbitz) örner) 95. Fabrik Fabrik )58. llS.50 Fabrik u St^ v )75. 23. feydea- 133. >)75. „37. Flicgcl i 100. . 83. -t.-. Sächs. e 64» .. Orienl- brssisä!- Lar»,. 280»/.. 125".. 206.-. IS4-. »borden 312 75. r —.—. i 58.75. n —.—. ; 66. u 1873 -235.< Herbst 5 50 .^. lende ur: 6.40 ^l. rnq SV. x>9«.4!, Kalt. — (Erste« iVc». — t 18M) Ballen, Tendenz: ». Mai- - August- orta" ist Dampfer hier ein. »deutschen „Tity of Dampfer .'iverpool: ircnStown Dork; in r ,.Hom- itergehe«; otierdam; von" und Westküste in Philo- beide von ama", der >ort Laid mia" von irrikanische Vrsckeknt täglich früh S»/, Uhr. Lktarliau und Lrptdltio» IohauneSgaffr 33. Sprechkundro Irr Uedarkio»; Lormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. Mr Ae UMkMil , 7-,et«»»Ier M-Mlica»,« „cht sich die «e»«ct>.» .atzt «rrtiotlich. Sun«»«« »er für »ie nächsts«!,«,», Nummer bestimmten Inj ernte ,« W»q«,t«gen bl« 3 Uhr Nach«,»,,»». a»G»un- un» Festtagen früh bis ff,9 IIhr. In -en /ilinlrn für Ins.-^nnahmr: Ltt« Sie««. UniverfitStSstrohe 21. Lout« Lüsche. Katharinenstraße 18, p. nur »ia ff,S Utzr. eMigerTaBlalt Anzeiger. Organ für Politik. Localgeschichte, Handels- «nd Geschiistsverkehr. Auflage »7.LS«. Adau»nnent»»rn» viertel,. 4V, incl. Vrmaerlodn 5 M.. durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede nn,eine Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren >ür Extrabeilage, ahne Postbetüroermig 39 Mt. mit PoftbeiSrdervog 48 Ml. Inlerate «gespaltene Pelitzrile X) Pf. Größere Ächnsien lau» aujerrm drei», verznchaig. Tabellarischer Sa, nach höherem Tarif. Keeltnuen nnter den Nedarlionakrich die Lvoiizeile SO Ps. Iuteratr sind ftei» an die Sxpetzllt«» z» ieadea. — Rabatt wird »>cht gegeben. Zahlung prneuumonuia» ober durch Post. Nachnahme. ckios. Sonnabend dm 15. April 1882. 76. Jahrgang. Wegen -er Mete ist unsere Expedition morgen Sonntag Bormittags bis 12 Uhr geöffnet. Lxpoältlon ÄS8 I-elprlxvr 'r»8tz1)1»tto8. Amtlicher Theil. Vekanntmachnng. Da» 4. Stück LeS die«fährlgcn Gcictz- und Verordnungs blattes für da- Königreich Sachsen ist bei un» eingegangcn und wird bis zum 21». dieses MoaatS auf dem Rakhhauösaale zur Einsichtnahme öffentlich auShänaen. Dasselbe enthält: Rr. 27. Gesetz, die Entmüildigung und die Bevormundung Geisteskranker, Gebrechlicher und Verschwender be treffend; vom 20. Februar 1582. Rr. 23. Gesetz, die Löschung von Reallasten im Grund- und Hypothckcnbuch delreffend- vom 25. Februar 1582. Rr. 29. Gesetz. Errichtung von Familicnanwarkschaflen an Lehen betreffend; vom 25. Februar 1852. Rr. SO. Gesetz, GehallSvcrhällnifse der Mitglieder beS Ober lar,deSgerichlS betreffend; vom l. März 1882. Nr. 31. Verordnung zur weiteren Ausführung des Gesetzes vom 20. Mar 1867, VaS Besugniß zur Aufnahme von Protokollen :c. bekrcsfend; vom 2. März l882. Nr. 32. Bekanntmachung, den Ankauf der Sächsisch-Tkü- riiigischcn Ost-Westbahn Zwickau-Weida betreffend; vom 28. März 1882. Leipzig, den 13. April 1882. Der Skat- der Stadt Leipzig. Or. Georgi. wlöß. Vekannllnachlms. In der AuSstellungsdallc solle» Lrei.ol.,.,. den 18. lsd. Mt»., vormittags 10 Uhr, « Stück Jettatnq-^klosetS, « Stück TlosetS I. TIaffe, I« DeSi«seet»»a--Ä-L-«» und Lü Stück PorzeUaopiffotrbeckea, sowie S Überzogene Väake mit überzogene» Rückenlehnen an den Meistbietenden gegen Baarzablung verkauft werden. Die zu versteigernden Gegenstände können nach vorheriger Meldung bei dem in der Ausstellungshalle anwesenden Wächter besichtigt werden. Leipzig, am 12. April 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Die Geschäfte unserer Schulgelder-Einnahme wi dies. Mo«., werden am Sonnabend, de« 12. dies der Reinigung der Locale wegen, ausgesetzl. Leipzig, den 12. April 1882. Der Rat- der Stadt Leipzig. t)r. Trvnblin. Am- »-I-r de» Skl-»r Maitstät d^Kön.g» von Sachs«« Sonntag, den SS. April dieses Jahres, Mittags 2 Uhr ein Festmahl im hiesigen Srhützenhaufe stattfinden. , Garten Diejenigen Herren, welche sich daran betheiligen wollen, werden "sucht. ' xnt- h 4 Mar? bis zum Abend des 21. dieses Monats auf unserer Nuntiatur un Nach hau z zz,. nehmen. Daselbst werden auch Bestellungen auf Tafelpläye angenommen. Ohne v ) g ftcllung werden Plätze nicht rescrvirt. ^ ^ Leipzig, den 13. April 1882. Der «ach der Stadt Vtkannlmchkng. Da» 8. Stück des diesjährigen RerchsgrsetzblatteS ist bei un« eingegangen und wird btS »»« «. Mat d». I». aus dem RathhauSsaale zur Ernstchtnahme öffentlich au», hängen. Dasselbe enthält: Nr. 1468. Verordnung wegen Abänderung der Der» ordnunq vom 18. August 1876, betreffend die Eautionen der bei der Militair- und der Marinevcrwaltung angcsleülen Beamten, vom 30. März 1882. Leipzig, den 13. April 1852. Der Rath der Stadt Leipzig. Or Georgi. Stöß. Gewölbt-Vermiethung. Da» zur Zeit an Herrn Valentin Donath au« SLmvlln vrrmiekkete, mit Ga-eiaric-tnng versehene DertaakS- gewölbe im Erdgeschosse de-Stockhansr» am -tasch- markte link- de» Bnrgteller-DurchganqeS soll vom tt. Ok tober d. I. a» gegen eta-albjä-rliche Kündtg»«g Dlea-taa, de« 2). diese- Monat-, Vormittag- II Uhr ans dem Ratbbause, t. Etage. Ziminer Nr. 17 «m den Meistbietenden anderweit vermtethet werten. Die DermiethrmgS- und BcrsteigcrungSbeVingungen liegen ebendaselbst aus dem großen Saale' schon vor de», Termine zur Einsichtnahme au». Leipzig, den 5. April 1882. Der Rat- der Stadt Leipzig. I>r Georgi. kerutti. Thomasschule. Die Prüfung der zur Ausnahme angemeldeten Schüler findet Montag, d. 17. d. M., früh von Uhr ob statt. Zur Perihcilung des Leclion-plane« haben sich sSmmtiich« Schüler Nachmitlag» 3 Uhr eiirzustnden. Leipzig, den 14. April 1882. vr. Sonirmami. Teste VSr-erschule für Knaben. Die Ausnahme der in die 8ten Elasten eintrrtenden Kinder findet Montag, den 17. April, Lormittag« 10 Uhr, im Schullaale statt. Die für die Elasten v—1 angemeldeten neuen Schüler haben sich Dienstag, früh 7 Uhr, di» in die Elasten 7 und 6 ausgenommen»» Dienstag, 8 Uhr. im Zimmer des Director« einzusinden. " ' " «vnl 1882. <?. L, Leipzig, den 13 stolmor, Dir. Mklioh-Auclio». den 22. Avril cr. sollen von DormittagS s °°» "» «' km« „ ««.»» - ein--».. > und 33 Fichten-Rutzklötze; ca. 40 Eicken.. 80 Ahorn-, 200 Eschen« und 20 Rüstern- ca. 47^F!chr?m^äulen.. Karren- und Rüsthölzer unter den im D-rmi..- ofsenllich ar.^ehangnwn ^ und der üblichen Anzahlung an Ort und Slelle merstbletend ^Zusammenkunft: aus der Eonnewitzer Linie an den 4>idacr Wiefcir bei Connewitz. Leipzig, am 12. April 1882. — ... De- NathS Aorst-Deputatio«. Kolr-Anction. Mitttvock», den 2V. April er. sollen von vormittag« S Uhr an im Forstreviere <Lonuewitz von den längs der Linie ausdereilctc» Hölzern , ca. 2 Raummeter Elchen'vtutzscyetre, 24 » Eichen Vrennschrite und 4 . Fichleu-RoUen; ferner ca. 80 Hausen starkes Abraumreistig 35 - Schlagreiftig (Langhausen) . 20 Bund Dornen, sowie 8V, Wellenhunrert Fichlenrerhig . rmter den iin Termine öffentlich ausgehangeiren Bedingungen und gegen sofortige Bezahlung nach dem Zuschläge Ort und Slelle mcislbreiend verkauft werden. Zusammenkunft: aus der Lonnewitzer Linie an Heivaer Wiesen bei Eonncwitz. an den Leipzig, am 12. April 1882. DeS RathS Forst-Deputation. Zweite Vcjirksschnle. Die Aufnahme der neu eintreiendcn Rinder sindct Mantag, den 17. April, Lormittag» 9 Uhr statt. Director I»r. Orle-^mnnm dritte Vejirkstchille. Mantag, den 17. April, Vormittags 9 Uhr Aufnahme der an- «i ' " gemeldeten Sinder. Oe. 1l«7»»I<i, Director. Die Inhaber der als verloren, vernichtet oder sonst al- abbanden gekommen angezeiglen Pfandscheine Lit. bi. Nr. 80876. 82044 Lik 0. Nr. 7949. »6197, 49982. 50003. 52207.64540. 77317 77583. 7946t. 81680. 84392. 88144. 88489, 92451. 97173, 98447. Lit. ?. Nr. 15ül, 9713, 13371, 14506. 14702. ,47,1. 15440, 16523. 16849. 18025. >8792, 22075, 23725, 29751, 29840, 31357, 33953 werden hierdurch ausgesordcrt, sich damit unverzüglich und längsten- bis zum Ablauf von 30 Tagen nach der aus jedem der Scheine bemerkten Vcrsall- wil b?> »mlcrzcichneler Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu beweisen oder dieselben gegen Belohnung zurückzugeben. widrigenfalls der LeihhauS-Ordnung gemäß den Anzeigern die Pfänder anSgelicfelt und die Inhaber der Scheine ihrer etwaigen Ansprüche daraus verlustig gehen werden. Leipzig, am 13. April 1882. Die Verwaltung de- Leih-aase- a. -er Sparcaffe. Zweite Vürgerschute. Die Aufnahme der für die 8. Claste angemeldeten Schüler und Schülerine» finde, Montag, den 17. Avril, Nachmittags - Uhr, im Lchulsaale statt. Director Lleddor-. Dritte Mgerschule für Lnaben. Die Aufnaknie der neneintretenden Schüler findet Montag, »r» 17. Aprtl c., vormittag« 9 Utzr. »m Schulsaale statt. . Dir. Lar» tUodtar. vierte vlirgerschule. Die Ausnahme der in die Elementarclasteu eintreteudru Kinder findet Montag, den 17. April, vormittag- «m » Uhr lm Schullaale statt. vr. 2immvr«»a,, Dir. Sechste Vürgerschute. Die Aufnahme der neu eintretrnde» Minder findet M»»taa, da 17. April, Lormittag» 9 Uhr statt. Dir. kalalt 8«lu»lat. Siebente Vürgerschute. Die Ausnahme der neu eintrctenden Kinder findet Wo«tag» da 17. April, vormittag« 9 Uhr im Schullaale statt. Direrior -IS. I-«bm»»». Milfte Vtkirksschnte. Die Ausnahme dcr ncuangemcldrta Kinder ersoltzt M»«tag, den 17. April, Vormittags 9 Uhr. Städtische Fortbildungsschule für Mädchen. Sümnttliche Cchül-rinnen der Siädtüchen ForidildungSschul« für Mädchen haben fiel, DirnStag. ftüh 9 Uhr, im Parierrefoale der Schule. TliomnSkirchhos 21/22, cinzufindrn. Leipzig, den 13. April 1882. 6. Lelmor, Dir. Schute zu Sohlis. Die Aufnahme der schul pflichtigen Kinder erfolgt Montag, den 17. April, Nachmittags 2 Uhr. Alle noch fehlende» Zeugnisse sind biS dahin bei dem Unterzeichneten rinzureichen. Die Ausnahme der FortbildungSschülcr geschieht LoNtttag, den 23. April, Vormittags 11 Uhr. I-«t7.o, Schuldirektor. Nichtamtlicher Theil. Zur Lage in Urißtmid. ES ist schwer zu benrtheilen, ob und wi« wett Fürst Gortsckakofs an der Herbeisührnng der politischen Verhältnisse in Rußland, die seit drei Jahren schon die furchtbarsten Ereignisse gezeitigt haben, Theil genommen hat; auf alle Fälle aber scheidet der alte intrigante Staatsmann noch zur rechten Zeit au- dem politischen Leben, um de» kommenden Krisen a»S dem Wege zu gehen. Europa braucht nicht betrübt zu sein, wenn die Leitung der russischen auswärtigen Politik nicht mehr in Gortschakofs'S Händen tiegt. Denn gerade Gcrtschakosi war in den letzten Jahren einer der Hauptträgrr jener sriedeaSstörcnden und wühlerischen Politik Rußland«, die überall Unruhen hcrvorrics und un» mehrmals die Gefahr eine- europäischen Kriege nabegerückt. Man sagt ihm nach, er Hab« vor Ansbruch tcS letzten Türkenkrieg« gesagt, er müsse noch einen Krieg haben, bevor er in« Grab steige. Wenn da« erfunden ist, so be zeichnet eS doch die Art, wie man in den Massen über Gortschakosf denkt. Aber während Gortschakofs in den Ruhestand versetzt wird, mag er wohl vergleiche ziehen zwischen der lange verflossenen Zeit, da er in die Dienste deS russischen Reimes trat, und zwischen der gegenwärtigen Lage. DaS russische Reich ist »nzwischen um ungeheure Landerftrecken vergrößert worden, aber in demselben Maße wie seine äußerliche Größe ist auch seine innere Schwäche gewachsen. Und noch niemals hat eS sich in einem ähnlichen Zustand innerer Auslösung befunden wie gegenwärtig. Die Zeiten der Aufstände Pugatschew'S, die Etnsälle Karls XII. und Napoleon» !. Hohen Ruß land nickt entfernt in solche Verwirrung gebracht, als der schrecklich« Kamps zwischen ton zwei Gewalten, zwischen der Regierung »nd den, Nihilismus. E» hat fast den Anschein, als wollten die russischen Staats männer daraus hinarbeiten, dem stkihiliSmu« möglichst frei« Bahn ru schaffen. Wenn eine Regierung den Nihilisten widerstehen wollte, so konnte sie eS doch nur. indem sie mit zeitgemäßen Reformen, die man sich in Rußland nachgerade von Jedermann aus der Straße anszählen lasset, kaiin, vor- ging und dadurch wieder einige Stetigkeit und Eonsolibation in die bis ans den Grund zerrütteten Verhältnisse brachte. Ader man ist augenscheinlich bestrebt, gerade daS Grgcnthcil zu thun. Die Deulschenbetze und die Judenverfolgungen sind nur angethan, die öffentlichen Zustände immer noch mehr n> Verwirrung zu brüten. Das ist wieder dem Nihilismus günstig und so Vars i»an sich anch nicht wundern, tvenn er in den letzten Tagen wieder so erschreckende Lebenszeichen gegeben hat. Man sollte meinen, die- Alle« müßte die russischen Staat-- leite» warnen, die Bahn, die sie beschritten, tveiter zu ver- kolae». Aber sie scheinen sich um diese Warnungen der Tat sachen gar nicht zu kümmern. Im Gegentbeil verwenden. wie eS scheint, die Behörden jetzt ihre ganze Zeit und Sorg falt daraus, die Beziehungen der jüdischen Einwohner aus- lindig zu machen und sie. wo e» nur möglich ist. zu zerstören. ES scheint in der That daraus abgesehen ,u sein, die Juden völlig au« Rußland zu vertreiben. Man scheut sich nicht vor den kleinlichsten Maßregeln, wie man dieser Tage einem Theater- Unternehmer in Moskau Verbote« hat, jüdisch« Sänger und Ehoristen zu -eschäftigen. Mit einem Wort: die russischen Staatsmänner kommen un« vor wie Leute, die in der vierten Etage eine« Hause» noch bemüht sind, ihre Kanarienvögel sämmtlich mit Futter z» versehen, während eS in den unteren drei Etagen schon lichterloh brennt und die Treppe im Zu sammensturz begriffen ist. Wir wollen eS al- einen Scherz betrachten, wenn berichtet wird, man wolle in Rußland, anstatt der europäisch zuge» scknittenen Kleidung, wieder den alten, halbasiatischen langen Kaftan und die Pluderhosen einsübren. Jedenfalls war der Scherz ein treffender und der Kaftan würde in der That nur die paffende äußere Hülle für die Russen tz l» Kalkest und Skobelcff sein. Leipzig, l5. April 1882. Die Spannung zwischen Rußland und Deutschland hat. wie e» scheint, in der letzten Zeit ihren fieberhafte» Charakter verloren, wenn auch der natürliche Gegensatz sich nickt so leicht verwischen läßt. AIS Rußland 1870 Oesterreich verhinderte, „n- in die Flanke zu fallen, da glaubten die russischen Politiker, daß der unversöhnliche Gegensatz zu Habsburg Deutschland stets zu einem Reick von russischen Gnaden machen würde. Die geniale Politik BiSmarck'S machte einen Strich durch diese Rechnung, Rußland wird e» nie verwinden, daß Deutschland die erste Großmacht ist; überall, wo eS Schwierigkeiten aus seinem Wege sintet, mag nun der Türke sich ftkrrig erweisen oder aus der Balkanhalbiusel nicht alle- nach Wunsch gehen, überall wittert eS den eisernen Kanzler. Dieser poluische Gegensatz erhält dann einen mächtigen Rückhalt an dem volkSthUmlichen Deutschenhaß der Russen. Dennoch kalten wir gern a» der Hoffnung fest, daß eine kriegerisch« Auseinandersetzung u«S erspart bleiben werde; jedenfalls können wir e« getrost dem erprobten Scharfblick des Reichs kanzler« überlaffe», einer solchen Gefahr vorzubauen. Deutsch land steht wachsam ans der Warte, ohne bramarbasirend« Reden zu halten; daS ist der Sinn d«S neuesten Kanzler- Worte«: „Wir schießen nicht?" Die Zeiten, in denen die ofsiriell« Politik pauffr», pflegen der Mtztbendilduna am günstigsten zu sein. La die Preßorgan« und die Berufs- oder Neigung-Politiker in solchen Intervallen Muße finden, sich mit den phantastischen Hirn- gekpinnsten feiernder Reporter, die au» Mangel an thatsäch- lichen Vorgängen ihre Erfindungsgabe glänzen lasten, ernstlicher zu befassen, al« e« in den Phasen ernster und an gestrengter politischer ArbeitSthäiigkeit angemessen erscheint. Mau kann sich deshalb nicht wundern, daß gegenwärtig wieder einmal ein Gerücht die Runde durch die Blätter macht. welche« eine höchst fragwürdige Natur dcrräth und wie ein tanzender Irrwisch dazu bestimmt zu sem scheint, leicht gläubige Seelen zu foppen: mir meinen die Kunde von einen» angeblich zum Abschluß gelangten Bündnisse Deutschlands mit Schweden, Wie es scheint, hat diese Nachricht ihren Ursprung in einem schwedischen Blatte, welche« den deutsche» Inlerrsscn nickt sonderlich ziigcthan zu sein Pflegt. Später ist sie dann in die sranzöuscke Presse und von dort in die deutsche übergegangen, von welch letzterer ihr jedoch nur wenig Ernst bcigemcffen wird. — Um so größeren Eindruck scheint sie aus die schwedischen Lcfer ge macht zu haben, die dadurch in eine gelinde Aufregung verseht worden sind, deren Rückwirkung auch in der schwedi schen Presse zu beobachten ist. Letztere zeigt sich von der Allianzidee so wenig erbaut, daß sic an die Regierung da« energische Ansinnen stellt, dieselbe zu demenliren, da sie nicht annebmen könne, daß daS Ministerium die sür Schweden an gemessenst« Politik der Neutralität aufgegebcn haben möchte. — E« fragt sich, ob die Regierung der ganzen Angelegenheit so viel Wichtigkeit zuerkennen wird, um dieselbe einer ossicicllen Erörterung zu würdigen. — In Deutschland zeigt sich die öffentliche Meinung dieser Mar gegenüber einstweilen noch so skeptisch, daß man sie kaum als Curivsum zu registrircn sür nvthig erachtet. In der am 12. April unter dem Vorsitze de» StaatS- mknistrrS von Boetticher abgehaltcnen Plenarsitzung de« BundeSrath« nahm die Versammlung zunächst Kenntniß von der Vorlage, betreffend die geschäftliche Behandlung der dem BundeSrath vorliegenden wichtigeren Bcrathung«. gegenstände. Die Gesetzentwürfe über die Krankenver sicherung der Aibeitcr. über die Unfallversicherung der Arbeiter, über Abänderung der Gewerbeordnung, über da» Retchstabakmonopot und über Abänderung deS Zolltarif- gefetze« vom 15, Juli 1879, sowie der am 10. Januar d. I Unterzeichnete Eonsularvrrtrag mit Brasilien wurden, soweit dwselben bereits vorliegeu, den zuständigen Ausschüsse» zur Vor^rathung überwiesen- soweit die Entwürfe noch nicht an den BundeSrath gelangt sind, wurde beschlossen, dieselben nach dem Eingänge an die A»»schüsie zu überweisen. Mit den AuSschußanlrägen in Betreff der Vorschläge wogen Be- sihung dreier RathSstellen bei den, ReichSgerichle war die Versammlung einverstanden. Schließlich wurden ein Antrag wegen Zulassung eine« Steuermann« zur Schisserprüsung u"d Eingabe, betreffend die Ausbcbung re» Z.lls sur eingedickte Milch, den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Einer gründlichen und erschöpfenden Dnrchberathung der Tabakmonopolvorlage wird sich der Reichstag nicht d"Nen. Die Aufforderung, dieselbe ohne Weitere« avzuwetseii. al-dald nach einer kurzen Generaldebatte die Ab- ru provoc.rrn, scheint un, nickt zweckmäßig. Ein würbe nur den Vorwurf hcrvorrusen. daß vorgefaßter Abneigung gegen die von, Reichskanzler ausgehenden Projecte sich der Mühe einer sEuk"' Prusimg derselben entziehe. U würde daraus nur dl- Anschauung Nutzen ziehen, daß daS Project an der augenblicklichen ungünstigen parlamentarischen Lage nicht an seinen inneren Gebrechen gescheitert sei, und daß man füglich demnächst die Vorlage aus- Neue cinbringcn könne. Wir erwarten aber von den NeichStagS- vcrhantlungcn mehr als eine augenblickliche Abweisung dieses Projecte-; wir erwarten, daß dasselbe alS unter den deutschen Verhältnissen undurchführbar und vrrhängnißvoll auch von solchen, die noch Zweifel hegen, erkannt wird und damit definitiv von der Bühne verschwindet. Ein solche- Re sultat können wir aber nur von einer streng sachlichen und erschöpfenden Bcrathung in einer Commission und einem nach gründlichster Prüfung abgegebenen Volum deS PlcnumS uns verspreche». Bleibt dieses Projekt auch nach seiner Ab lehnung als Strcbrziel bestehen und bildet den Angrlpunct der Rcformplänc deS Reichskanzlers, so kommt nicht nur die Tabaliudustrie niemals zur Nube, sondern r« rücken auch die Fragen der Steuer» unv Socialpolilik in dem steten Hin blick aut die Möglichkeit einer Durchführung diese« ProjecteS nicht von der Stelle. Die Stellung der bairischen Reg i er» ng zum Tabak monopol glebl immer noch zu Zweifeln Veranlassung. Daß sie sich in ihrem Gutachten im Allgemeinen gegen das Monopol ausgesprochen hat. siebt zwar jest, doch icheint sie sich am Schluffe ihres Gutachtens ihr Volum Vorbehalten zu haben. Es ist daher die von einer der Regierung nahe stehenden Seile ausgesprochene Annahme, daß Baiern'schließ lich doch für das Monopol stimme» werde, nicht ganz un wahrscheinlich. „ilntersiützt wird diese Annahme durch eine den in München erscheinenden „Neuesten Nachrichten" von „unterrichteter" Seile zugebende Millheilung. welche folgender maßen laulct: „Die bairische Regierung wird, wie die meisten anderen Bundesregierungen dem Monöpolentwurf zustimm-n. so daß derselbe eine Majorität erhalte» wird. Denn, würde der Entwurf vom BundcSralhe abgelehnl, so könnte er im Reichstage grr nicht vorgclegt werten. Die Bundesregie rungen sind aber gerade gegenüber der ReichSregieung zu loyal, u», den in der kaiserlichen Botschaft s. Z, zum Aus druck gebrachten Wunich einfach zu ignoriren," Hierzu be merken die „Neuesten Nachrichten" ganz richtig: „Wir glauben nun auch, daß die bairische Regierung ihre Stimmen in tiefer, wie in allen daS Reich betrefscnkcn Fragen in loyalster Weise abgebcn soll, aber loyal, nicht nur gegenüber dem Rcichsoderkauplc, sondern auch in Berücksichtigung der volke- wirthfckasttichrn und politischen Interessen ihre« Landes und der Staatsangehörigen, Wir wüßten sonst wahrlich nicht, warum die Einzelstaaten im BundeSrath« zur Mitregierung des Reiches berufen sind." Unwahrscheinlich ist eS, wie ge sagt. nicht, wa« den „N. N." milgelheilt wird, und mit ähnlichen Erwägungen werden auch vielleicht noch andere Regierungen ihre Abstimmung motiviren. Wenngleich ossiciöS angckündigt worden, daß die preußische Regierung im Herrcnbause nicht sür da« Kirchrngcsetz aus Grundlage deS im Abgeordnetenhaus« abgeschlossenen Compromiffes eintreten, sondern die Annahme der ursprüng lichen Vorlage empfehlen und im Ucbrigrn tc» Dinge»
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