Dresdner Nachrichten : 27.01.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192901274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19290127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19290127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1929
- Monat1929-01
- Tag1929-01-27
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- Dresdner Nachrichten : 27.01.1929
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7Z.S<ch«vanv. Re. « Sonnlag, 27. Samt« 192» Drahtantckirttt! NochNAten Drr*drn fternIvrkchcr-E immelnummrr: »»»41 Nur lür «achlgewrächk! Nr. »oon S»nMe>«w,<, u. Hauplnr1<t>»11»llelle: Dretden-A. t, Marirnftrab« SS/42 Gegründet 1tz5S N„>i««ak»ahr vom l«. bl» »l. I-nu-r >»»» bol IlgNck, »«rlmallger ZustkNun« Irel Hau» t.io Mr. Poftbe,ug»prei» >ür Monat Januar ».40 Mt. ohne Post»usteUun,,»aebühr. Llmelnummer rs Pfg. «uberhalb Dresben« »0 Pla. «melgenpreile: Die «meigen werden nach «vwmarl berechnet: dle elnlpaltlge »» mm breite Zelle Sb «lg., tür auiwLrt« 40 Bla- »amtllenan,einen und Llellen- geluche ohne Rabatt t» Via., aubcrhalb Sb Pt«., dle so mm brelle Reklame,eile roo Pin., auber- halb S»0 Psg. Lllerlcnvebühr so Pfg. Au«wärli§e Auslräge gegen «orautbezahlung Druck u. Verlag: L'echch « Nelcharbt, Dre«den. Poillcheck-Kio t0«S Lreedeu Nachdruck nur mit deutt.Quellenangabe lDreidn. Nachr.l >ulä l>g. Unverlangte Echrlslstücke werden n^cht auibewohrt Sachsen fordert 589 Millionen vom Reich Zum V«. Geburtstage Wilhelms II. Vers-nliche Erinnerungen an Kaiser Wilhelm i l. Bon H. Keßler. ehemaligem Hosprcdlger in Potsdam Es Ist In dem vergangenen Jahrzehnt über den letzte» Hohenzollernkaiser von unberufener Seite so viel Unwahres in fruchtloser Kritik und gehässiger Verkleinerungösucht ver- Ssfentlicht worden, dab es wohl am 70. Geburtstag unseres einstigen Kaisers Ehren» und Dankespflicht derer ist. dle ihm nahestchen dursten. auS der Reserve herauö- zutrcten und ein ofsenehrltchcs Wort zu sprechen. Und da ich einer der wenigen bin. die iahrelang mit dem Kaiser in einem Schlosse gewohnt haben und setzt der einzige Hospredigcr bin, der in Fricdenszetten der kaiserliche» Familie als Seelsorger nahestehen durste, so möchte auch ich das Schwelgen brechen und einige persönliche Erinnerungen Mitteilen, die nur kurze Striche sein können, aber das Charakterbild des Kaisers, weder retuschiert noch verzerrt, sondern naturgetreu wicder- gcben. Zunächst — wieviel Legendenhaftes hat man dreist von Sailer Wilhelm II. behauptet, und wir, die wir Bescheid wußten, konnten nur lächeln oder uns entrüsten. Ein Bet» spiel dafür: Mit der allergrößten Bestimmtheit wurde be- -Mptet. der Kaiser Hab» auf einer seiner Nordlandreisen den Hberlentnant zur See v. Hahnke wegen eine» Dienstvrrsehens geohrscigt und dieser habe sich auS gekränktem Ehrgefühl in den Lotesoßbäch gestürzt. Nun bin Ich gerade auf dieser Nord, landfahrt Kaisergast gewesen, bin mit Hahnke in der Pinasse ans Land gefahren, habe als letzter mit ihm tn froher Stim mung gesprochen, habe die tiefe Trauer gesehen, die den Kaiser bei der TodeSbptschaft seines PatenkindeS ergriff, habe mit» erlebt, wie er den Ankerplatz nicht verlassen wollte, ehe nicht die Leiche gefunden wäre, und als ich an Bord die Gedächtnis feier hielt über den Text: „Es ist mir leid um dich, mein Bruder Jonathan: ich habe Freude und Wonne an dir ge habt, da sagte der Kaiser tief ergriffen: „Ja, nur Freude habe ich an ihm gehabt." Nach diesem Erlebnis und seiner Entstellung habe ich es mir zum festen Grundsatz gemacht, über Menschen, und zumal über Fürsten, nur das zu glauben, was ich selbst gesehen und gehört oder von vertrauenswür diger Seite erfahren habe. Ich kann nur versichern, daß ich in den fast zwanzig Jahren persönlicher Berührung auch nicht ein einziges Mal vom Kaiser brüskiert oder auch nur ungnädig behandelt wor den bin. Gleich bet der ersten Begegnung, als ich mich dem Kaiser vorstcllcn mußte, um eventuell der Erzieher seiner ältesten Söhne zu werden, war er gegen mich jungen, un gewandten, recht unhöstschen Kandidaten von einer faszinieren den Leutseligkeit. „Wir wollen miteinander spazieren gehen, da spricht sich's leichter." So wandcrten mir durch den Park des Neuen Palais. Ich war auf ein pädagogisches Lxamon rigsnrosum gefaßt. Statt dessen fragte mich der Kaiser nach Elternhaus und theologischen Lehrern. „Was haben Sie für Zukunstspläne?" Ich antwortete, daß ich ein Schleiermacher- stipcndium erhalten habe zu einer halbjährigen, wissenschaft lichen Reise nach Italien, daß ich aber selbstverständlich ver zichten würde, wenn Seine Majestät mich brauchte. „Nein," meinte der Kaiser, „ich werde Ihnen doch die Freude nicht verderben. Gehen Sie getrost nach Italien und weiten Sie Ihren Horizont! Das wird meinen Söhnen zugute kommen. Und nun gehen Sie zu Lucanus und lasten Sie sich tn meinem Namen Empfehlungsschreiben an meine Botschafter in Rom mit- gcben, und die Kaiserin soll Sie an ihren Vetter, den Kardinal Hohenlohe, empfehlen. Glückliche Reise! Ich hoffe auf Wiedersehen!" und mit Humor ries er mir nach: „Grüßen Sie den Heiligen Vater!" — Das war nichts Diktatorisches, nichts huldvoll Herablassendes, sondern echt menschliche Her zensgute. Genau so bei der zweiten Audienz nach meiner Rückkehr. Ich mußte dem Kaiser ganz ausführlich erzählen von meinen italienischen Erlebnissen, von den Hochinterestanten Abenden bei Schlözer, von den wundervollen Stunden in der Villa d'Estc beim Kardinal Hohenlohe: berichten, wie ich bei den Benediktinern im Kloster Monte Casino gewohnt, wie ich im Geheimarchiv des Papstes gearbeitet und Leo XIII. mehrere Male gesehen, wie ich am Vesuv beinahe verunglückt wäre. Für alles hatte der Kaiser baS eingehendste Interests. „So, nun bleiben Sie bet uns! Gehen Sie jetzt zur Kaiserin! Für alle Erztehnngöfragen bin ich nicht zuständig, sondern die Mutter! Hofsentl'ch sühlen Sie sich wohl bet uns!" Ein Händedruck, daß ich zusammenzuckte. Unzählige Züge der Herzensgute könnte Ich au« den fol. genden Jahren erzähle» Nur einen statt vieler. Unser kleiner Wilhelm, das Patenktnb des Kaisers, hatte einem kleinen Fläschchen den Hals abgebisten und heruntergeschluckt. Ein« Hofdame, die uns gerade besucht«, sah unsere Eltern- sorge. Nicht lange, da kam aus dem Neuen Palais ein Eil- lelcgramm: „Rate dringend, meinem Patenkinbe viel Mehl- Nie BertmdliMM werten fortgesetzt Berlin. 2ö. Jan. Zu den am Freitag abgchaltenen Be- sprechungen zwischen dem Reichskanzler und den Vertretern der tn Betracht kommenden Länder über deren vcrmögens- rechtltche Forderungen erfahren wir, daß Sachsen bei den Be ratungen wiederholt das Wort ergriffen hat. Sachsen war nur durch den Ministerpräsidenten Hel dt. Ministerial direktor Dr Hedrich und den Gesandten Dr. Gradnauer vertreten, während Finanzminister Weber infolge eines plötzlichen Grippcanfalles in Dresden bleiben und das Bett hüten mußte. Die Vertreter Sachsens legten den bekannten Standpunkt der sächsischen Negierung dar und hielten daran fest, daß Sachsen in irgendeiner Weise den Nest der Eisenbahn- cntschädigung, wenn auch vielleicht nicht in Kapitals- form, so doch in der Anerkennung seiner Zinsanspriichc «sw., erhalten müsse. Diese Ansprüche belaufen sich bekanntlich auf rund 805 Mil lionen Papiermark. Sic sind nicht, wie früher gelegentlich mitgeteilt wurde, aus 20 bis 21 Millionen Gvldmark be wertet worden, sondern die sächsische Regierung hat die For derung unter weitem Entgegenkommen gegenüber dem Reiche mit «SA Prozent de» Goldwerte» ----- b«0 Millionen Reichs mark beziffert. In dieser Höhe erscheint die Forderung auch in der bekannten beim StaatsgerichtShos eingeretchten Klag« Sachsens gegen daö Reich: außerdem hat Sachsen noch aus Wasserstraßen eine Forderung von rund 20 Millionen Reichs- mark. Die Verhandlungen sollen in acht bis vierzehn Tagen fortgesetzt werden. Bis dahin will man die Stellungnahme des Rcichökabinctts zu all diesen vermögcnörechtlichcn An- sprüchen der Länder hcrbcisllhren. Es handelt sich also noch nicht um eine Vorlage im eigentlichen Sinne des Wortes. Im übrigen wurden die Verhandlungen für vertraulich erklärt. Beginn tes Parteitags »er WirtwaMarlet tDrahtmeldung unserer Berliner Tch ristleitun g> Berlin. 20. Jan. Heute mittag beginnt in Berlin der Parteitag der Reichspartei des Deutschen Mittelstandes, zu dem zahlreiche Wirtschastspartciler nach Berlin gekommen sind. Der Parteivorstand tritt zunächst zu nicht öffentlichen Ver handlungen um 12 Uhr zusammen. EMnuna »er „Sriimn WM" tn Berlin Berlin. 20. Jan. Heute vormittag 10^ Uhr wurde die 1. Grüne Woche offiziell eröffnet. Unter den Ehrengästen sah man m a. den preußischen Minister des Innern Grzesinski, Staatsminister Dr. Wcndors, den Prinzen der Niederlande, den finnischen Gesandten u. a. m. Die Be grüßungsansprache hielt der Letter. Hans Jürgen v. Hake. Der N e i ch s m i n I st e r für Ernährung und Landwirt schaft, Dietrich, wies tn seiner Rede darauf hin. daß die Ausstellung nicht nur den Zweck habe, Belehrung und An regung zu geben, sondern noch mehr der nichtlandwtrtschaft- lichcn Bevölkerung zu zeigen, was die Landwirtschaft für da» Gcsamtvolk leiste. Die Erkenntnis, daß der Rückgang der Landwirtschaft eine Gefahr für das ganze Volk bedeutet, be ginne die weitesten Volkskrcise zu erfassen. Die gegenwärtige Negierung sei bereit, zu helfen. Der Präsident des NeichslandbunbeS und Vorsitzende de» Arbeitsausschusses der Grünen Woche, ReichSminister a. D. Dr. h. e. Schiele, führte aus, dab die meisten Grobstadtmenschen landfremd geworden seien. Sie kennen die freie Natur nur noch als Erholungsstätten und hätten keine Vorstellung von der Mühe und Arbeit des Bauern. Die Grüne Woche werde schon viel erreicht haben, wenn es ihr gelänge, bei dem Großstädter einen achtunggebietenden Eindruck von der Fülle und Schwere der Arbeit zu erwecken, die der Bauer täglich zu leiste» Hab«. Die zweite große Ausgabe der Ausstellung sei, dem Groß städter den Blick dafür zu schärfen, daß nicht nur der Bauer dem Städter, sondern auch der Städter dem Bauern gegen« über Pflichten habe. Bet dem Ziel, der Landwirtschaft zu helfen, müsse der Wille des Verbrauchers Mitwirken, deutschen Waren vor ausländischen Waren gleicher Güte den Vorrang zu geben. Mit der Landwirtschaft müsse die große Maste der Verbraucher, der Städter, davon durchdrungen sein, daß sie an einer leistungsstarken Landwirtschaft das größte Interesse habe. Insbesondere wende sich die Ausstellung „Landwirt schaftliche Selbsthilfe" an da» genossenschaftliche Denken der Landwirtschaft. Nur das geschlossene Austreten des ganze» Standes könne eine Besserung der Lage erzielen. Die Aus stellung sei aber vor allem auch eine Mahnung an das Ver antwortungsgefühl der deutschen Regierungen und damit ein Symbol der großen Schicksalsgemeinschaft des deutschen Volkes. pamps zu geben. Wilhelm." Am nächsten Morgen die katser- liche Anfrage, wie es stehe, und aus die Nachricht, -ab alles in Ordnung sei, der ernstliche Rat, fortan unfern Kindern ver daulichere Sachen als Flaschenköpfe zu geben. Auch ein Katser führt, wie die meisten von uns Männern, ein Doppelleben, das Leben im Beruf und das in der Familie. Es ist selbstverständlich, daß ich als Zivilerzieher der Prinzen in das Familienleben des Kaiserhauses sehr viele und sehr tiefe Einblicke getan habe. Gegen jede Verdächtigung der moralischen Intaktheit des Kaisers könnte ich nur aus das allerschärfste protestieren. In den Jahren, da tch im Kaiser schloß wohnte und der Hofstaat noch ein begrenzter war, war das Familienleben frei von allem Zeremoniellen, ein völlig ungetrübtes und herzliches. Wer die Majestäten ohne Ge folge am Frühstückstisch gesehen und den Jubel gehört, mit dem die Kinder ihre Eltern begrüßten, wer die Geburtstage der Kaiserin mitseiern durste und mit der kaiserlichen Familie so viele Male unter dem Christbaum gestanden, dem haben sich Bilder deutschen Familienlebens eingcprägt. die unvergetz- lich sind. Wer den Katser als Menschen kennenlernen wollte, mußte ihn mal auf einer Nordlandreise begleiten. Wenn der deutsche Hafen verlassen, die Salutschüsse ver klungen waren und alle Kaisergäste tn dem gleichen Jacht- anzuge erschienen, dann legte auch der Kaiser die Majestät ab und war Mensch unter Menschen. Freund unter Freu», den. Vom Frühturnen an bis tn die anbrechende Nacht, bei allen Mahlzeiten, bet allen Ausflügen, zu allen Stunden, die die Ncgterungsgcschäfte frelließen, waren wir mit dem Kaiser zusammen. Da habe ich klar erkannt, welch fabcl- Haft interessierter Geist der Kaiser ist. Für alles, aber auch wirklich für alles Wissenswerte zeigte er Interesse, und mehr als Interesse, auch Belesenheit, Scharfblick, schnelle Auf- fassungSgabe, großes Wissen. Er blieb In der Tat bis zum letzten Tage der wochenlangen Reise der Unterhaltendste, An regendste. Geistreichste auf der „Hohcn-ollern". Eine kleine Szene fällt mir ein. Der Kaiser hatte Norwegern und Touristen erlaubt, die „Hohenzollern" zu besichtigen, während er selbst auf Deck promenierte. Plötzlich schob er seinen Arm unter den meinigen und sagte: „Kommen Sie. die Leute sollen sehen, daß Kaiser und Kirche Hand in Hand gehen I" Dies war mehr als ein Scherzwort, es war eine Symbolik, wie eng der Katser sich mit der Kirche verbunden fühlt«, wie der „knrmmus vpisoopus" ihm nicht nur eine erhabene Würde, sondern auch ein verantwortungsschweres Amt bedeutete. ES ist behauptet worben, der Kaiser hätte die Wahrheit nicht hören und vertragen können. Mein Schwiegervater, Hofprediger Emil Frommel, der nicht nur dem allen Kaiser, sondern auch dem jungen Kaiser sehr nahegestanden hat, war ganz anderer Meinung. Und tch selbst kann nur bestätigen, daß ich bei den vielen Predigten, die ich in der großen Garnisonkirche und tn der kleinen Hauskapclle vor dem Kaiser halten durste, und bei denen tch das Schwert des Geistes nicht mit Watte umwickelt habe, niemals irgend eine Kritik vom Kaiser erfahren habe, im Gegenteil, gerade von den allerernstesten Predigten hat er sich die Manuskripte ausgebetcn. Wie oft habe ich den Majestäten im Sterbe- ztmmer Kaiser Friedrichs das Abendmahl gereicht, niemand sonst nahm daran teil, später nur die konfirmierten Kaiser söhne. Selbstverständlich habe tch an dem Bcichtbekcnntniö nicht eine Silbe geändert, habe das „Ihr" niemals in ein „Sie" verwandelt, und habe das gesagt, was in solch heiligen Augenblicken gesagt werden muß, und je ernster und per sönlicher meine Worte waren, desto dankbarer war das Echo. Es ist selbstverständlich, baß das Tiefste, Innerlichste hier nicht gesagt werden kann, aber es gibt Augenblicke für den Seelsorger, da er ahnen kann, welches die starken Wur- zcln eines Menschenlebens sind: ernstes Verantwortungsgefühl vor Gott und sturmfestes Vertrauen zu Gott, Man mag mir entgegenhalten, was man will, ich bleib» fest bei meiner Ueberzeugung, die nicht aus flüchtigen Ein drücken, sondern aus jahrelanger Erfahrung beruht, daß der Katser das Beste gewollt und erstrebt hat. Frei von ehrgeiziger, machthungrtger, prunksüchtiger Gesinnung, hatte er das „salus pubiio» auproma Isr" — das Wohl des Staates ist daS höchste Gesetz — zum obersten Grundsatz. Mag er sich tn der Wahl der Berater vergriffen, mag er sich in der Wahl der Wege und Mittel geirrt haben, als Ziel stand unverrückbar vor seinem Auge ein deutsches Reich, stark nach außen und einig im Innern, geschützt durch ein starke» Heer und eine wehrhafte Flotte, blühend in Wissenschaft und Kunst, Handel und Industrie und Technik und fest gegründet auf den Fundamenten von Religion und Moral, und für dieses Hochziel hat er sein« ganze Seele eingesetzt. Wäre dem Kaiser der Sieg beschicken gewesen, er würde heut« von seinem Bolke vergöttert und von der ganzen Well bewundert werben. Nun der Ersolg ihm versag» geblieben, ist er auch tn vieler Herzen entthront worden. Wohl uns, baß wir einen allerhöchsten Richter über uns haben, der unser LebenSwerk nicht beurteilt nach dem äußeren Erfolge, sondern nach dem inneren Gehalt. Der Mensch stehet, wa» vor Augen ist; er aber flehet baS Herz an. Und wer dem Kaiser in» Herz gesehen, der vletbt ihm dankbar und treu sein Leben lang.
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