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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188301066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-01
- Tag1883-01-06
- Monat1883-01
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1883
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^ E»fchs1«t tä-ttch früh 6'/, Uhr. Rrsürtio, »aß Lrptdvi-u Johannttgeste 83. OPrechftuktr» der Ledarti«u vormütag« 10—IS Uhr. Nachmillog» 5—6 Uhr. ^ - 'TL'L.AL^L L-L.Ä-"" - der für tzte «Ichftfnlge«», R»«»er teftt»«te« Inserate ,, «»chent«,»» dt» S Uhr «nchWittn,«. „La»»- uu» Kefttngeu früh di« '/.S Utzr. 2, de« Stielen für 2«s. Annahme: Vit« Rleww, Universitäisstraß« 21, L»»tü Lösche» Kathartnenstraße 18, p. nur dt» .8 Uhr. UchMerTagtblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschüftSvcrkehr. Auflage 17,»SV. ^donnkmentsprei« viertelj. 4'/, Mit., incl Brinqerlodn 5 Mk., durch dir Pos» bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Velegerenchlar 10 Pt. Gebühren iur Extrabeilage» Ohne Postbeiürdcrung :,!) Mk. mit Poslbesördcrung 48 Mk. Inserate »gespaltene Petitzeile 2Y Pf. (Größere Schrillen laut »»'crem Preis- Verzeichnis Tabellarischer Sah nach höherem Tarif.- Lerlamrn nnter dem lledartionsürich die Svaltzeile 50 Ps. Inserate sind sieir an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pravnumei»n>iv oder durch Post- Nachnahme. 8. Sonnabend dm 6. Januar 1883. 77. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, de« 7. Januar, Bormittags «nr bi» 's,» Uhr geöffnet. Lxpvältlou Svs Ixrlprlxer . Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Au Ostern 1883 ist an unserem Gymnasium zu St. Thema« di« Stell« eine» französische« Lehrer» mit dem Jahrer gehalt do» 2000 ^4 zu besetzen. Geeignete Bewerber, welch« die Faculta« im Französischen für all« Elasten bestyen und womöglich auch befähigt sind, entweder im Lateinischen oder im Griechischen Unterricht in den mittleren Elasten zu rrlhrilen, werben ersucht, ihre Bewerbung-gesucht mit PrüsungSzeugnisteu uuv kurzem Leben-laus spätesten» bt« zn« 1. Februar 188S bei un« einzureichen. Leipzig, den 27. Decemßer 1882. D«r Slatd der Stadt Leipzig. Or. G«orgi. Wilifch. «st. v-tt lu^enauer Nachachtung dringen wir hierdurch dt« . k»e«: daß jeder unk,»»ende Fremd«, Welcher hier über- »chtet, am Tage feiner Ankunft nnd »en« »iese erst tu den Ndendftnnden erf»lgt, am andere« Lase Bar» mit»«»» »«« feine« Litth dei unsere» Mctde-Amt« lAdthrtluna für Kremdeu-Verkrhr) «nzumetdrn ist. hirjeutne« Fremden aber, welche läoger als drei Lage hier sich anfdalten, Anmeldescheine zu lösen d»»de«. in Erinnern», und drmerken. »ad Vernach>L,fi,uu,rn der- selde» »tt einer Gelddntze dt» »» iS Mark »der »ertziUtutü- mädtaer Haftftrafe ,«ahndet »»rde« würde». S-lHn. a» Januar 188». E«» dar «tndt »al»,»». Bretschneida«: Laegner, S. Der Inhaber de» von unserm Ul. Filial als abhanden gewonnen angezeigten JnterimSschein» über da« Sparcasten- buch Serie II. Nr. 39,400 wird hierdurch aufgesordert, den selben innerhalb drei Monaten und längstens am 1V. April diese» Jahre» an die Unterzeichnete Anstalt zurückzugeden oder sein Recht daran zu beweisen, widrigenfalls der Sparcasten- Ordnnng gemäß dem angemeldeten Berlustträger nach erfolgter Beeidigung seiner Anzeige da» Buch auSgehändlgt werden wird. Leipzig, den 4. Januar 1883. Die Verwalt»«« de» Leihhanse» und der Lparcasir. Mtztlolj-Auktion. Mittwoch, -e« 17. Januar I8SS sollen von Vormittag« 9 Uhr an auf dem Mittelwaldschlaqe in Abtb. 2Ln de» Bnrgaurr Forstrevier« in der sogen. Leutzsch«, Gollg« in der Nähe de» Lcutzscher Pfarrholze« 17 Eichen-, 18 Buchen». 29 Rüstern-, 29 Eschen-, 19 Ahorn-, 35 Ellern-, 1 MaSholder- und 1 Liuden- Rntzklötze, sowie 5« Stück Schtrrhölzrr unter de» im Termine an Ort und Stelle öffentlich auSge» hanaenen Bedingungen und gegen di« Übliche Anzahlung meistbietend verlaust werden. Zusammenkunft auf obigem Schlage. Leipzig, den 4. Januar 1883. DeS StathS Forstdepatatto». Bekanntmachung. Di« aus den 8. Januar e. im Burgauer Forstreviere anberaumt« Nutzholz - Auction wird hiermit aufgehoben und aus den 17. dieses Monat» verlegt. Leipzig, am 4. Januar 1883. Des Vaths Forstdeputation. Höhere Schule für Mädchen. Ne« Schülerinnen für Ostern d. I. bitte ich mir in der Loch« va» 15. bi» LO. Januar, und zwar am Montage von 9—IS, an de» übrige« lagen von 11—IS Uhr auzumelden. Leipzig, den 5. Januar 1883. vr. S. Nildktr. Holj-Auction. LteuSta». den 1t. Januar 1888 von varwitta^ 18 »tzr ab iallea im Forstreviere Lberthau bei Schkeuditz im Pfarrholze nachstehende Hölzer unter den im Termin bekannt zu machende«» Bedingungen meistbietend verkauft werden; zuerst ca. 50 Stück eichen Abschnitte bi« 8 m Länge nnd 85 «n mittl. Dorchm 9 » buchen - » 5m . - 40 em 00 « rüstern - -10 m w - 50 em 20 - «>DIN » » 8m - » 50 am 30 » ekler» » -10 m « » 40 cm 15 - päppeln - » 10 w O - 70 cm jodaan ea. 300 St. eschen, rüstern u. ellern Stengen 500 Stück haielu Neisstäbe ll. und Ul. »last,, 200 Rmtr. Brennhölzer, SOO Rmtr. Abraum- und Unterholz. Ll»s»»b»r>, den SS. Deeember 1882. Der Obersörster» H. Müder. Nichtamtlicher Theil. Die Lage in Italien. VH. Rom. I. Januar. Da- von dem Minister de« Aeußeren, Herrn Mancini, der italienischen Kammer vorgelegte Grünbuch Uber die egyptische Frage enthüll 559 Dokumente und umfaßt die Periode vom September 1881 bis September 1882. In Dorau-sicbt der drohenden Gefahren in Egypten richtete Herr Mancini unter dem >t. September 1881 eine Note au di« englische Regierung, t» »elcher er erforderlichen Falle- die moralische Action deS europäischen Eoncerte- und nöthigensalls eine türkisch« Inter vention vorschlägt. Lord Granville antwortete, e« eracht« ich an die von dem früheren Eabinete befürwortet« englisch» ranzvsifche Action gebunden) übrigen» erschein« jede Gefahr n Egypten beseitigt. Der italienische Botschafter in Peters burg berichtete uuler dem 8. Octoder, die russische Regie rung vertrete die Anschauung, daß die egyptische Frage einen europäischen Charakter Hab« und keinc-weg- ein Quasi-Monopol der Westmächte bilde. Die am 19. Januar 1882 von den diplomatischen Agenten Frankreich- und England» au die egyptische Regierung ge richtete Eollectivnote. welche al« vorläufige Ankündigung einer etwaigen Intervention gedeutet wurde, veranlaßtr einen Meinungsaustausch zwischen den Ecibinrten von Rom, *)«ter»durg, Berlin und Wien, welch« in»gesammt dann übereinsti,»mten, daß die egyptische Frage al« europäische Frage anzusehen sei. Die Erklärungen de« Berliner Eabinels be- weckten zumeist, der Vermulhung entgegen zu treten, daß di« »eide» Westmächte wirklich eine isolirt« Aktion in Egypten deab» ichtigen. Herr v. Gier» betonte dem Cavaliere Nlgra gegen über den europäischen Charakter der Frag« au- dem doppelten Gesichtspunkte der europäischen Verträge und de-internationale« Charakter» de- Suezkanals. Gras Kal noky sprach sich dem Grasen Robillauk gegenüber dahin au»: „da- Wiener Eabtnet Hab« niemals zugegeben, daß die egyptlicheu Ange legenheiten ausschließlich zwei Mächte angebrn könnten, da vei derselben alle Mächte intercssirl seien. Diese» Recht sei bei mehreren Gelegenheiten anerkannt worden und er gedenke nicht daraus zu verzichten. Sein Wunsch gehe demnach dahin, ich mit den anderen Cabineten über da» zu beobachtende Zergehen in- Einvernehmen zu setzen. Gras Robillant erwiderte, Italien habe keine Sonderaction und ebenso wenig eine Action nur im Vereine mit Frankreich und England im Auge. Diese gleichmäßige Anschauung der vier Eabinete bekundete ich später in der aus Grundlage identischer Instructionen von den Botschaftern Italien». Oesterreich-Ungarn», Deutschland» und Rußland» in Korftantinopel vereinbarten und in Form eine» Aidembmoire am 2. Februar der Pforte überreichte« Declaration, wonach ohne die Theilnahme der Großmächte keine Veränderung im etutne quo in Egypten playgreisrn könne. In einer an den italienischen Botschafter in Kon» tantinopel unter dem 30. Januar gerichteten Depesche betont« Herr Mancini. daß dem erwähnten Schritt« der vier Mächte kcine-weg» der Charakter ein«, Opposition oder auch »nr verminderter Freundschaft gegen Frankreich «,d England bei» zumessen sei. In Folg« der verschlimmerten Sachlage in Egypten nnd der Abneigung de- englischen Eabinet». sich allzu weit vom europäischen Eoncerte zu entfernen, trat eine bcmerken-werth« Aederung in der diplomatischen Lage ein. Diese Aenderung maniscstirte sich in der englisch-französischen Note vom l2. Februar, in welcher die zwei Eabinete sich gleichfalls aus den Standpunkt stellten, dag eine Intervention in Egypten die vereinigte Action Europa» zum Ausdruck dringen wüste, und daß der Sultan an allen Maßregeln oder Bcrathungen theilzuncbmen habe. Aus dem in Folge dieser Note stattge habten Meinungsaustausche der vier Eabinete ergab sich di« gegenseitige Ueberzeugung, doß man sich in voller Uedemin stimmung befinde. Herr Mancini versendete schon am 27. Februar die Antwort aus die erwähnte Note, nachdem er sich versichert hatte, daß die anderen Eabinete im Wesent lichen eine analoge Antwort erlhcilen werde». Italien erklärte sich zu einem Jveen-Au-kansche über die Form und den Zeih punct einer eventuellen Intervention bereit. Im Mai änderte sich jedoch die Sachlage abermals. Während Mr. de Freycinel in der französischen Kammer ernste Maßnahmen rücksichllich Egyptens ankündigt«, da« Uebrrwiegen der französischen Interessen in Anspruch nahm und da- vollständige Einvernehmen mit England be tonte, erklärt« Lord Granville dem Botschafter Mena- brea gegenüber, daß noch nicht in allen Punctcn da» Ein- vernehmen mit Frankreich hergrstellt sei, daß Frankreich einer türkischen Intervention widerstrebe. England dagegen sie zwar nicht wünsche, aber auch keine-weg- verwerse. - Die Entsendung de- engltsch-sranzösischeu Ge schwader» nach Egypten und der dagegen erhobene Protest der Pforte »eranlaßten di« italienische Regierung, sich mit den andere» drei Mächten in Verbindung zu setzen. Man kam überein, Alle« ru Unterlasten, wa« die beiden Westmächte veranlassen könnte, sich erheblicher vom europäischen Eoncerte zu entfernen und inzwischen in beständiger Fühlung zu bleiben. Auf die identischen Versicherungen England« «ud Frankreich- vom 23. Mai. daß sie keine exclusive und selbst süchtige Politik befolgen wollen, einigten sich die vier Mächte dahin, vor Allem die Bestätigung der ausschließlichen Com- pelenz de» europäischen Eoncerte- seilen» der beiden West> machte einzuholen. Der englische Vorschlag betreff« Ent- senduna eine» türkischen Eommistär» nach Egypten wurde von allen Mächten angenommen; desgleichen gelangte der fran zösische Antrag betreffs de« Zusammentritte» einer Eonseren in Konstantinopel nach einem raschen Jdeen-Au-tausch« zwischen den vier Mächten zu principieller Annahme. Da» Grünbuch behandelt sodann die Mission Derwisch Pascha'» in Egypten, die identische Aufforderung an die Pforte, den Ccnserenz-Borschlag anzunchmcn, dir Blutbäder >n Alexandrien und die Annahme de» bestimmten Antrag- England- in Betreff de» Conferenz-Programm». Diese An. nahm« erfolgte seilen» Italien», Rußlands und Qesterreich- Ungarn» in fast identischen Kundgebungen; die Sprache de- Berliner Cabinrl» war eine mehr zurückhaltende. Nachdem Lord Granville aus einer Unterredung mit Mussurn- Pascha die Ueberzeugung geschöpft hatte, daß der Sultan dem Zusammentritte einer Eonferen; in Konstantinopel ohne die Theilnahme der Türkei nicht widerstrebe, vielmehr den selben wünsche, beantragt« die englische Regierung, daß di« Machte ihren Botschaftern in Konstantinopcl die entsprechenden Instructionen zusendcn möchten. Die italienische Regierung trat die-sall- mit den andern Cabineten in Verhandlung, und beauftragte inzwischen, da ibr die Zustimmung der Eabinete unzweifelhaft schien, ihren Vertreter m Konstaatinopel. an der Eonferenz theilzunehmen. selbst wenn seine College« nicht die gleichen Instructionen erhalten hätten. Unter dem l8 Juni berichtet Gras Robillant: „Der deutsche Botschafter, der nach mir vom Grasen Kalnoky empfangen wurde, war vom Fürsten BiSmarck beauftragt, zu erklären, daß der deutsche Botschafter i» Konstantiuopel für den Fall, al» di« Westmächte irgend einen aus eine Mili- tairaction abziclenden Antrag in der Eonferenz einbringen sollten, die Erklärung abzugeben hätte, daß Deutschland es icht für opportun erachte, derlei Vorschläge in Erwägung zn ziehen, bevor nicht ein Einvernehmen mtt der Türk« rr- ielt wurde. Diese» Einvernehmen müsse dir erste Grundlag« edr» Vorgehen- sein." Fürst Vi-marck wollte im Hinblick auf eine ihm bekannt gewordene Aeußerung Musturu« Pascha'» de» Verhandlungen einen entscheidenden Impuls geben und be- jeichnete selbst den Botschaftern, die ihn besuchten, den 22 Juni l» den Tag de» Zusammentritt» der Eonferenz. Der größeren < Sicherheit wegen gab der Reichskanzler die Fassung de» ! 'elegrainme» bekannt, da» jeder Botschafter an seine Regierung u richten hätte. Obwohl nun die Pforte die erwähnten krklärungen Musturu- Pascha'» al- unbegründet erklärte, lielten die verschiedenen Eabinete ihr« Zustimmung zum Zusammentritte der Eonferenz dennoch ausrecht. Dieser Zusammentritt erlitt einen kurzen Aufschub, weit der sterreichlsch-ungarische Botschafter, nachdem der Zwischenfall Granville-Mustnru« aufgeklärt war, neue Instructionen «inhole« wollt«. — Da» allgemeine Tage«gespräch bildet derZwischensall. welcher sich mtt dem österreichisch-ungarischen Bot- chaster beim h. Stuhle, Grasen Paar» ergeben bat. Derselbe giebt zu mannigfachen, thcilweise sehr gewagten Ber« muthungen Anlaß, obwohl au- den Bekenntnissen de» Indi viduum», da» den Stein gegen die Equipage schleudert», evident hervorgeht, daß man e« mit einer Specic» von Eommunisten zu thun habe, dem die Lehrm gewisser freiheitS-Apostel allzu sehr zn Kops« gestiegen zu sein cheinrn, s, daß er seinem Verdruß über die ungleiche Bertheilung der irdischen Güter in dieser drastischen Weis« lu«druck zu geben suchte. Leide, beweist aber auch dieser Zwischenfall, wie sehr sich di« Lehren gewissenloser Agitatoren m de» unteren Bolk-clasten verbreiten, und daß die socia» listischen und kommunistischen Ideen in diesen Volk», chichtea immer mehr Anllang finden. E« stellt sich als dringend nothwendig heraus, daß diesem Uebelstande allseitig besondere Aufmerksamkeit zugewenvet, den verderblichen Agita tionen der falschen Freiheits-Apostel, welch« meist im eigenen Interesse aus di« Unwissenheit und Leichtgläubigkeit der Masten peculiren. mit aller Energie entgegengetreten und ihrem ge- «einschüdlichen Treiben möglichst Schranken gezogen werden. Nnch der Wiederausnahme der parlamentarischen Arbeiten wird sofort die Berathuua de» Budget« für da» Jahr 1883 in Angriff genommen werden. Unter de» ersten zur DiScnssiva gelangenden Budget» wird sich ans ausdrück lichen Wunsch de« Herrn Maactni jene« de» .Ministerium« de» Aeußeren vestnden, bei welch«, Gelegmhelt auch die bereit» angemelveten Jnterpellcttionen über di« auswärtige Politik zur Beantwortung gelangen und «in« eingehend« Di»cussion der au»wärtigrn Politik Italien« stattfinden wird. Lerr Mancini besteht daraus, daß die Kammer ein Urtheil über seine Politik abgebe, da er ohne ein entschiedene» Ver trauensvotum der Volksvertretung seinen schwierigen Posten nicht behaupten mag. Nach den bestehenden Dispositionen zu schließe«, dürste d,e Kammer nicht anstehen, Herrn Mancini ibr Vertrauen au»zusprechen und damit der von ihm besolglen Politik den Stempel ihrer Billigung auszudrückcn. Nach Erledigung der Debatte über dir iauswärtigen An geleaenheiteu wirb die Besetzung deS erledigten Botschafts- Posten» in St. Petersburg erfolgen. Die meisten Chancen für denselben hat ber gegenwärtige Gesandte am Madrider Hose, Gras Greppi. Den Gerüchten, welche von der Er nennung de» Gcneral» Eialdini für diesen Posten sprechen, ist keine Bedeutung beizumcsten. Gerüchtweise verlautet, daß sich da» italienische KönigSpaar zur Feier der silbernen Hochzeit de» deutschen Kronprinzen nach Berlin begeben und dem deutschen Kaiser- Hofe einen Besuch abstattcn wird. Bi» jetzt liegt aber kein Anzeichen vor. welche» «inen verläßlichen Schluß aus den Grad der Berechtigung diese» Gerüchte» zuließe. Leipzig, 6. Januar 1883. * lieber die unter dem Vorsitze de» OberprSsidenten der Rheinprovinz stattfindend« Eonferenz. zu welcher von Seiten de» Staat-ministcrium» der Geh. Regierung-ratl; v. Bitter abgesandt worden ist, ist laut Anordnung de> Herrn v. Putlkamer sofort telegraphischer Bericht nach Berlin zu erstatten, um die Vorlage wegen Gewährung von Staat-Hilfe für die durch die letzten Neberscbwein- mungen beiingrsuchten preußischen Lande-theil« so z» fördern, daß dieselben am 10. d«. bereit» dem Landtage zugehen und, wenn irgend möglich, noch in der nächsten Woche au di« Tagesordnung de» Abgeordnetenhaus«» gesetzt werden kann. — Zur Sache schreibt die „Natioualliberale Eorrespondenz": Mit der Staat«beihils, j»r Linderung der dvrch dir Ueberschwemmung im Nhrtuland verursachten Schüben ist, wie wir au« der ,F»ln. gta." ersehen, ein praktischer Anfang gemacht worden, indem der Minister de« Jnnern dem Oderprüsideuten der Nhcioprvvinz gleich »ach der Nttcklrhr von der Besichtigung»«!?« in da» NathstandSgrblet 500,000 zur Verfügung gestellt hat. um grschenkweise Beihilfen für dir Beschaffung von Unterkuaft, Lrnührnng «nd Bekleidung, sowie Reinigung und Detinsectton der über- schwemmten Woiinsianen zu gewahren. Man wird diese Maßregel nur mit Dank begrüßen können, bei dem Ungeheuern Umsang de« NoihstaadeS kam, sie aber selbstverständlich nur ,1« ein kleiner Beitrag für die Linderung de» drückendste» augenblicklichen KlendS betrachtet werde» und ander« wird sie wohl auch nicht gemein» sein. Tie Ausarbeitung der NothstanbSvorlage ist noch meist im Rück stand, und e» mag ja seine großen Schwierigkeiten haben, zumal nachdnn zu der ersten Ueberschwemmung eine neue, vielleicht noc> unheilvollere htnzugekommen ist, den Umfang de» Schaden« zu übersehen, da» vrdürsuiß sestzustellen und ein Urtheil zu gewinnen, wieviel gegen, über dieser Lande-calamltüt billigerweise der Staat zu leisten hat, wieviel den Bctrasienen selbst zugemuthet werden kann und tn welcher Form dt« LtaatSbeihiife am zweckmäßigste» zu erfolgen hat. Nir haben da» Zutranea zu der Regierung, daß sl, r« in dieser Beziehung an Umsicht. Ester und gutem Willen nicht fehle» läßt und dir betreffend« Gcsetzesvorlage so rasch fördert, wie es irgend mäglich ist, inzwischen aber a»ch »icht säumt, der Noth de» Anaenblick« durch reichliche Zu wradungen aösuhelfen. Alsbald nach Wnderzusammentritt de» Ab. geordneten Hause« wird man wohl über die zur Linderung de» Noth. stand«» aetrostrne» »nd in Vorbereitung begriffenen Maßnahmen »uverläsflgr Auskunft erholte«, ntthigensoll« wird ein« bezüglich« An frage an die Regier»«- gestellt werde» müssen. In welchem Umsan, und in welcher Form die Beihilfe de» Staat» geleistet werden l»I_. darüber Vorschläge z, machen, steht zunächst allein der Regierung zu. die sich den nothwendigen Ueberblick über den Schaden und da» Be- dürfniß ,o verickiassen in der Lagt ist. Man wird sich aber nicht allein daraus beschränke, dürfen, de» a„gerichteten Schaden wieder gnt zu machen, sandern e» «vird auch sorgsam geprüft «erde, müssen, welch« Mittel einer Wiederkehr dieser in den letzte» Jahren sich häufenden Wasser, schätze» mäglichenvris« Vorbeugen kännea. Es wird die Frage zweck- mäßigerer Wasserbauten. Schli-webren, Flußregulirungen u. dergl. geprüft, cS wird inSbesouderc auch erwogen werden müssen, wa« >«scheheu kann, um unsere Wal du» gen, deren Abnalime meisten« ne eigentliche Quelle des Hochwassers ist, besser zu schützen und zu pflegen und ihren Bestand zu crwcitcrn. In dieser Hinsicht muß das Unglück der letzten Wochen die Anregung geben, »ach dauernden Mitteln der Abwehr zu forschen. Von officiöser Seite wird diese Angelegenheit noch in vlgender Weise behandelt: ,. Berechtigtes Aussehen erregte eS, als die „Köln. Ztg." einen Artikel vervssenUichle. welcher der königlichen StaakSrcgierung Lässigkeit in Sachen der Unter- ützung der nothleidcnden Ucderschweniinten vorwarf. Die )ericbtig»iig. welche daS rheinische Blatt von selbst gebracht at, Ubcrhedl nn- der Nothwenkigkeit, da- ursprüngliche Ber ühren der „Köln. Ztg." deS Näheren zu charaklerisiren, wenngleich es unS unverständlich bleibt, wie ein Blatt von dem Range der „Köln. Ztg." sich zu solche» Aeußerungeu «rdeilasten kann, ohne sich znstänkigen Ort» die richtige Information geholt zu haften. Zur Sache selbst wollen wir bemerken, daß an demselben Tage, an welchem der Bicrpräsitent deS StaatSministerinniS Herr v. Putlkamer im Abgeordnetenhause Mittheilung nach den überschwemmten Gegenden machte, da- königliche SlaatSniinisterium 500,000 Mark zur Steuerung der augenblicklichen Noth bewilligte, von Seiner Majestät dem Könige, Allcrhöcbstwelchcr damals n Letzlingen weilte, telegraphisch die Genehmigung hierzu einholte und dann sofort den ganzen Betrag an den Oberpräsidenten der Rheinprovinz übermittelte. Die Bertheilung dieser Mittel hat sofort begonnen und >nd seitdem Anträge aus schleunige Gewährung neuer Neldsummen von kort nicht eingelausen. Di« 5OO.000 snd dem sogenannten Haupt-Extraordinariuni entnommen, welche- bekanntlich eine Höhe von 1,200,000 hat und für unvorhergesehene und dringend nolhwendige Ausgaben be» simint ist. Die „Köln. Ztg." kann aus dem Ton« unserer radicalen Presse ersehen, westen Dienste sie eigentlich verrichtete, all sie ihre unbegründeten Anklagen in die Welt schleuderte und so au» freien Stücken an der Seite von Leuten Platz nahm, deren Ausgabe und Lcbensberus e« ist» gegen - die Regierung zu Hetzen." * Au» Berlin wird un» vom Dann er»taa geschrieben: „Im ostpreußischenKreise Gumbinnen ist der dortig« kandrath Geh. Reg.-Rath Burchard zum Miigliede de» Abgeordnetenhaus«» gewählt worden und, »m «n den Sitzungen desselben Theil zu nehmen» nach Berlin ab« zerei-. In dieser Thvtsaeb« liegt an und für sich nicht» Be- mrrken-werthe» und wir hätten davon auch nicht Notiz ge nommen, da die Angelegenheit eigentlich eine speciell preußische st und weitere Krell» in Deutschland nicht berührt. Indessen hat -i« Frage der Stellvertretung de» höchsten KreiSbeamlcn eine ganz etgenthümliche Auffassung von Seiten der Gum- binner Regierung zu Tage gefördert, welche in eklatan tester Weise zeigt, daß Diejenigen leider recht haben, welche behaupten, daß wir un» mitten in der Reaktion befinden und, wie eS scheint, noch lange nicht ans deren Gipfel angelangt sind. Da die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt haben, daß die Grundsätze, welche von ver preußischen Verwaltung angewcnvel werden, mehr oder minder theil» freiwillig, theil» unfreiwillig auch in andern deutschen Staaten zur Anwendung gelangen, und da e« jetzt bereit» sestsleht, daß die Angelegenheit auch den preußischen Landtag be schäftigen wird, halten wir e» nicht länger für angänglich, die Sache gleickgiltig zu behandeln oder gar unerörlcrt zu lasten. Der 8-75 der preußischen Kreisordnung schreibt vor, daß von den Mitgliedern des Kreistage» zwei aus 8 Jahre zu wählen sind, welche den Landralh in BehinderungSsällen zu vertreten haben. Nachdem nun im Kreise Gumbinnen, wie erwähnt, eine Beüindernng dcS LanvralsiS eingetreten ist, wurde e» für selbstverständlich gehalten, daß einer der beiden erwählten Deputirtcn zur Vertretung deS LandralkS eingesetzt würde. Die beiden Deputirtcn sind erstens der Bruder de» Landrath» Burchard und der bekannte Rittergutsbesitzer V. Kae»wurm-PuSpurn. Beide Herren sind in ihrem Kreise hock geachtet und haben in früheren Jahren wiederholt nnd zu vollster Zufriedenheit der Behörden und der Kreis« eingesessenen die ianvräthliche Vertretung ausgeübt. Gleich wohl hat man diesmal von der Berufung eine» der betten Herren abgesehen, und von der Regierung zu Gumbinnea wurde rin Astestor mit der Stellvertretung deS Landralh» beauftragt. Ein stichhaltiger Grund siir diese- allgemem be fremdende Vorgehen ist nicht angegeben worden, doch unter liegt es keinem Zweifel, daß lediglich die politische Gesinnung der beiden Depulirteu in Negierungskreisen Anstoß erregt hat. Sowohl nämlich der Bruder des Lanvrath» atS Herr von KaeSwurm gehören der liberalen Partei an. Der KreiS- au-fcbuß. der Kreistag und die Mitglieder verschiedener Kreis- commissioncn weigerten sich nun, unter dem Borsitz de» auf- gedrungenen Beamten zu arbeiten, da sie den hingesandten Assessor nach Lage der sGesetzgebung nicht glaubten als ihren legalen Vorgesetzte» cmerkennen zu können. Don Seiten der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" sowie der Eonservcttiven überhaupt wird nun die Ansicht vertreten, daß die Regierung völlig in ihrem Rechte sei und keineswegs ungesetzlich gehandelt habe. Denn, so wird argumenlirt. allerdings sollen nach der Krei«vrd»nng zwei Deputirte gewählt werden, um den Landralh zu vertreten; daraus folge aber keineswegs, daß die Regierung verpflichtet sei, gerade diese Gewählten mit der Vertretung zu beauf tragen, und daß sie nicht auch einem anderen Beamten be liebig die landrälhlicben Functionen überweisen türse. Sollte dieser Weg der Negierung verschlossen sein, so hätte dies, wie die freiwilligen Bcrlhridigcr der Regierung auSsühre», aus drücklich in dem Gesetze gesagt sein müssen. Wie man sieht, soll die alte Theorie von der Lücke in der Gesetz gebung, jene Interpretation unseligen Angedenkens, wieder zur Geltung gebracht werden. Wir glauben, daß die Absicht de» Gesetzgeber» kaum klarer ausgesprochen werden kann, al- cS in dem tz. 75 der KreiSorVnung geschehen ist, und wir meinen, daß an der Hochhaltung der Gcffetze alle Parteien ein gleiche» Interesse haben sollten. Wie ich köre, liegt e» in der Absicht, unmittelbar nach dem Wicderzusammcntritt de» Landtage» eine Interpellation wegen dieser Angelegcnbeit an die königl. Staat-regierung zu richten, und wird dieselbe von allen liberalen Parteien unterzeichnet sein. Man bofft, daß Herr v. Putlkamer in der Auftastung nnd Deutung de» Sinnes der Krci-orvnung mtt den Liberalen übereinstiminen und eine Rcctisication der Gnmbinner Negierung veranlassen wird. Sollte man sich ui dieser Erwartung getäuscht scben, so wird wahrscheinlich ein Gesetzentwurf cingebracht werden, welcher
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