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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188204255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820425
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820425
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-04
- Tag1882-04-25
- Monat1882-04
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1882
- Autor
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Erscheint täglich früh SV, Uhr. Neterti«, und Lrprditi«» Iohannesgasse SS. APrechkunten der 8et«cti«»: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. Wk A» «Ml»»» «n»e>-«lrr «»cht ßch »* »r»«cl,-o ,u»l »crdintlich. >»v«tz»e »er für »te »ä»ftk«l«ev»e Nvmmer hestivimten Inserate »» »«chenrageu bi« S Uhr Nachmittag«. a»G»««» nud-esttagrn früh bi«'/,v Uhr. In den Filialen für Ius.-Annah«: Dtt« Klemm, Universität-straße 21, tont« Lasche, Latharinenstraße 18, p. nnr bi» Uhr. 'tlpmerIageblatt Anzeiger. Lrga« für Politik, Localgeschichte, Handels- und GrschiistSverkehr. Meß Anslage L?,LQO Ad»aannrnt«»rn» viertelj. 4V, inet. Bringrrlotm 5 VN., durch die Bo- bezogen « Mk. Jede einzelne Kammer 25 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen ahne Poftbrlördrrung SS Mk. m»l Postbriörbernng LS VN. Inserate Sgeipaltene Petitzrile SO Pf. Erobere Schrillen lau: nnjrrrm Prei«- oerzeuhaiß- Tabellanscher Sa« nach höherem Tanh Leclamrn nntrr den NedactionsKrich die Svaltzeile 50 Ps. Inserat« sind ne,- -n die Gtzpe-itts« zn ieaden. — Rabatt w,rd nicht gegeben. Zahlung prnanitiaenuiiio oder durch Post- »achnahme. ^-115. DieuStag den 25. April 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Hch-A«c1ion. MtttWoch, de« 20. April er. sollen von Vormittag» v Uhr an im Forstreviere <t„nnewttz von den läng« der Linie aufberciteten Hölzern ca. 2 Raummeter Eichen-Akutzsöhette, 24 » Eicken-Bre»afch»eite und 4 . Flchtcn-SkoUe«; ferner ca. 80 Haufen starkes Abraumreißig 35 - Tchlagretchig (Langhaufen) 20 Bund Dornen, sowie 8V, Wellenhuntcrt Fichtenreißig unter den im Termine öffentlich auSzehangenen Bedingungen und gegen sosorttgr Bezahlung «ach den» Zuschläge an Ort und Stelle meistbietend verkauft werten. Zus««»enkunft: aus der Conuentttzer Linie an den Hcidacr Wiesen bei Connewitz. Leipzig, an, 12. April 1882. DeS Rath« Aorsk-Deputation. Vekanntmachuug. Da noch immer blinde sehulpfltehttge Kinder ent gegen der Bestimmung in tz. 4, des BolkSschulgesetzeS jahre lang ohne den gehörig,, Unterricht bleiben und der Blinden anstalt erst in einem Alter zugesübrt werden, in welchem bei ihnen die Bedingungen eines gedeihlichen, in sich geschloffenen Unterrichts und einer erfolgreichen Erziebung nicht mehr voll vorhanden sink, so fordern wir die hier wohnhaften Eltern solcher Kinder, beziehentlich die Stellvertreter der Eltern hier durch auf, alle bis jetzt noch nickt angemeldeten, im volkS- schulpfiicktigen Alter siebenten blinden Kinder behusS deren Aufnahme „, die Blindenanstalt spätestens bis zum 30. diese« Monat« schriftlich bei unS zur Auinelduug zu bringen. Leipzig, am l7. April 1882. Der SchulauSschust der Gtndt Leipzig. vr. Panitz. Lehnert. Gesucht Handarbeiter Friedrich Ernst «Lchieritz auS Rödgen, zuletzt hier Hohe Straße 18 wohnhaft, welcher zur Fürsorge für sein Kind anzuhallen ist. Leipzig, den l8. April 1882. Der Rath -er Stadt Leipzig. (Arn»en-An»t.) Winter. Müller. erledigt bat sich die hinter dem Handarbeiter Earl Friedrich Krahrnan« unter», 5. laufenden Monat» erlassene Recherche. Leipzig, am 20 April 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Winter. Werner. Oeikontliclio UrlndelklekranZtalt. vteaat»^, äen 2. Hat, trök 7 llkr d^c-ioot üi» rvetto ^uk- ««bmeprilsune in >Ier UelirllnanadtlietlunU, ra vckoiier »ied Sie bereit» an^emelileten, ea»ie Sie nocd auromelöenäen Uekr- Uozre, mir ttekrolksoüer renreds». püactliek oioruüaclbU Kakao. ^umeläunxeu t»> ,leu eloZükrl^en kuedrrtaaenackakllleha» <'an>ll, (l,ekrliiik«»ktlieilun^) rverilen im Uauka äieaer IVoeka gleiektall, enrx-ex-en xennmmen. tart kVoIkrnm, lkreetor. Vrlranntmachnng. Wegen Reinigung der Gcichästsloealien der Unterzeichnete» Be« HSrde werden r«nner«tast. den S7. »tefe« M«»«t« nur ble dringendsten plck-kälte erledigt. Leipzig, den 24. April 1882. Köni-lichc Bezirk« - Steuer«Gt«v«hm«. Erledigt hat sich die von uns unter dem 13. Januar 1882 de- tttff« de- Emil Avals Richard ttünttzer von hier rrlaffene Be- kanntmachung durch Aufgreisung desselben. Leipzig, den 21. April 1882. La« Polizei-Amt der St«»t Leipzig. Richter. Vogler, Rsdr. Vekünillliuchun-. Am 21. Kuh Mittags wurde m der Zeitzer Straße hier ei» Mensch frstgenommen, der eine» braungestrlcheuen Kinderwagen, in welchem sich ra. SLS0 Stiick Ciggrre« befanden, bei sich führte. Die Ligarren befanden sich ln blauen, rothen und grauen Papier- paqueten und diese waren in ein große« Stück Packlet«»«»», gez. L i» 2483 eingeschlagen. Wir vermulben, daß die Cigarren sammt dem Kinderwagen irgend wo gestohlen sind und fordern den Eigenthümer aus, sich ungesäumt bei unserer Criminelabtheiluug zu melde». Leipzig, am 23. April 1882. Das Palizet-Amt »er Stadt keifet». Richter. D. Vkbkahls - Manntmachuns. Gestohlen wurden allhier erstatteter Anzeige zufolge: 1) Ein Packet, »ixv. 0. I!., enthaltend dreißig Stück Sicke wovon ein Theil K. k. und durchstrickenem 0. gezeichnet ist, au« einem Güterboden, im DeeSder Bahnhof, am 24. v. Mt«.; 2) rin grauer Drilichsack, gez. ZV. kl., darin ein Untersten mit roth und weißgestreistem Inlett, ein ebensolche« Kapftiffeu, zwei roth- und wrißcarrirte Bettäderzüge, zwei weißleinrue Ktffe»- «derzRge, gez. .1. .8., ein weißleinene« Bettuch, gez. L. 8., eiu ebensolches Handtuch, zwei gelbe tztardlnrn, ein Lsiuterüderzteher von loughaariaem Stoff», e,n Lammerudrriiktzrr. ein schioorzer Nack, dergleichen H«f« und Weste, ein gelbes Laanaeriaanet. zwei Aaar wollene Lttimpse, ein Drilichsack und zw«, KlvsG«« mit Vranuttaem, au» einem Güterbodeu im Berlian vohahos, am 8. ds«. Mi«.; S) eine silberne Ktzltvderu-r mit Secunde. Goldrand, des. Glas« und ciselirtrr Rückseite mit rundem Plättchen in der Mitte, nebst lärzer Messtugkette, au« einer Dohnuug in Nr 56 der MoUkr straste, am II. ds«. Mt«.; 4) es» Man»«rack vou graamellttem Stoffe, mit einer Reibe Knüpfen, ein Paar H«se» von hellgrauem dunkelcarrittr» Swffr und eine schwarze Mu«e, nv« einer Ke klerabt Heilung ln Nr. 13 am König-Platze, am 12. dss. Mts.; 5) eiu Wiuterüderzteher von rauhem braunen Stoff, mit zwei Reihen Knöpfen, Sammtkrageu, Schooßtaschen, schwarzem roth- carritten, wollenem Futter und Stahlkcttchen al« Henkel. auS einer Schlafstube in Nr. 21 der Großen Fleijchergaffe. am 16. ds«. Mt«.; 6) eine «iu»«ha«t (Sohlenleder), gez. ZV. 8. 284.. von einem Rollwagen. welcher im Rayon de« Dre-dner Bahnhofe« gestanden hat, in der Nach» vom 16. zum 17. ds«. MtS.; 7) zwei Lüttztalde«, zwei Stangen Zinn und eine vlechschrere, au« einem Neubau an der Lessingstraße, vom 15. di» 17. ds». Mts.; 8) ein Deckbett mit blau und weiß breitgestreistem Inlett, eia Kopskiffen mit roth und weiß schmalaestreistem Inlett und eia weißleinenes Betttuch, neu, mittelst Nachschlüssel« au« einer Bodenkammer in Nr. 1b am Brühl, in der Zeit vom 17. bi« 20. ds«. Mt«.; S) eine blecherne Kassette, enthaltend ca. 1« ^ in Nickel- und Kupfermünze, ferner eine deserte silberne Spindeln»», eine schwarz- lederue Umhängetasche, darin zwei Vortzemdche«, und «in Paar Manschetten, lerner cin Paar kalblederne Stieseln, ein roth- ledernc» Portemonnaie mit einer Partie Knöpfen »nd ca. 200 Stück Ligarren, au« einer Gaststube in Rr. S am Srimmaischen Steinweg. in der Nacht zum 18. dss. Mts.: 10) eine silberne Auker-Nemontoiruhr mit Secunde. Gold- rand, geriefter Rückseite mit Plättchen und Blumengravirung, im Innern des Gehäuse« mit dem Namen ..Oolxk, kerlin", au- einer Stube in Nr. 20 am Windmühlcnweg, am 18. dis. Mt», früh; 11) ein Portemonnaie von rothbraunem Leder, mit gelbem Bügel und Perlenstickerei, enthaltend ca. 5 >l, in einem Thaler, einem Markstücke und kleiner Münze, sowie zwei kleine Schlüssel, mittelst DaschrndiedftahlS in der Göihestraße, am IS. dss. MtS. Nachmittag»; 12) ein Paar kalblederne Haldstiesrln mit Doppelsohlen, au« einem Stalllocale im Lircu« Herzog, am gleichen Tage Abend-; IS) ein weißleincne« Herren-Lderhemd» gez. 0. Ü. 8, au« einer Kammer in No. 1 der Schenkendorsstraße, vom 19. bi« 20 ds«. Mts.; 14) rin TapcziererHanimer und eine Zange, au« einer Werk statt in No. 11 am Floßplatz, am 20. dsS. MtS. vorm.; 15) zwei goldene Klemmer, au« einem Geschäft-locale in No. 1 der Petcrsstraße, am nämlichen Tage Nachmittag«; 16) «in schwarzlcdrrne« »rlsttäschchen mit gelbem Schlößchen, enthaltend ca. Ist ^!, in einer Krone und div. Silbermünz«, sowie eine Blechmarkc und einen Uhrschlüffcl. aus einem Vorsaal in No. 75 der Ulrichögaffe, in der Nacht vom 20. zum 21. dsö. Mts.; 17) eine Geldsumme vou A in Knpsermünze. ferner eine Terrine mit Rolhärtngeu. ungefähr Schock Gier (zum Theil gekocht), eine größer« Quantität Blut-, Leder-, Knack- und Sülzen- «nrst und 150 Stück Gtgarren, mittelst Glndruch« au- einer Bude aus einem Neubau in der Stephanstraße, in derselbe» Nacht; 18) ein Packet, enthaltend 20 Stück gefärbte Skunksfeste und zehn Stück Waschbirselle (Schuppen), au« einem Geschäft-locale in Nv. 37 am Brühl, am 21. dss. MtS. vormittag«; IS) eia goldener Ring mit einem großen und vier kleinen weiße» Steinen! au» einem Zimmer in No. 10 der Parkstrabe, an dem selben Tage; SO) ein Bällchen Ktpsleder. aixu. L. 8ck. >'o. 5., au« dem Hofraum de« Grundstück« Rr. 16 der Brimmaischen Straße, vom 18. bi« IS. dss. Mt». 7 2t) eine Geldsumme vva IKK in Krone« und Doppel kronen, au- eiurr Wohnung i» Nr. 26 der Ulrich«gasse, am 21. ds«. Mt«. Nachmittag«; 22) eine Stannsladernr, welche an einem Schutzbock im Grund- stück Floßplatz Nr. 2S gehangen hat, in der Nacht vom 22. zum 23. d!s. Mi«.; 23) eia Stück Metrohr, eirra 2 Meter lang, nebst daran be findlichem Meisiagschraudrngewinde, au- einem Waschhause im Grundstück Nr. l der Turnersiraße, am 23. ds-. MtS. Vormittags; 24) ein Sommerüderzieher von dunkelblauem geriesten Stoff, säst neu. mit einer Reih« Knöpsen, verdeckter Batterie, Seiientaschrn und schwarzem braungestreisteu Wollatla-suttrr, sowie ein schwarzer Nohrktock mit weißem Griff, auS dem Tanzsaal in der Tonhalle, am »änilichen Tage Abend«. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb dcr gestohlenen Lachen oder den Thüter sind ungesäumt bei unserer Crimtnal- Abthcilung znr Anzeige zu bringen. Leipzig, am 24. April 1882. Da» Poltrei-Amt der Stadt Leipzig. Richter. Vr. Deneae. Nichtamtlicher Theil. Rußland und der Friede. Sicherlich mag «iu« gewiffe Beruhigung darin siegen, daß in Rußland ei« Maim zum Minister de« Auswärtigen ernannt worben ist, über dessen Eharakter da» allgemeine Urtheil dahin geht, daß er ein friedliebender und allen niutbwilligen Streitigkeiten, wie sie auch die Diplomaten zuweilen lieben, abgeneigt sei. Wenn der Leiter der auswärtigen Politik eine» Reiche» die kriegerischen Verwickelungen scheut, so darf man ja entnehmen, daß r« eine der ersten Sorgen der Regie rung sein muß, die chauvinistischen Elemente zu zähmen und niederzuhaltrn. Und hierbei fragt e« sich, ob eine Regierung stark genug ist, um die» fertig zu bringen. Wir glauben, daß Napoleon NI., als er von den sran zösischcn Chauvinisten in den Krieg mit Deutschland getrieben wurde, vielleicht mehr al« jeder andere Franzose eine Nieder lage vorauSsah: vielleicht hatte er sich den Sturz nickt so jäh gedacht, aber mit einem Vorgefühl seine« kommenden Sturze» rog er in den ungleichen Kampf. Die französischen Chauvinisten waren mächtiger als der Kaiser rer Franzosen. Wenn man nun untersucht, ob in Rußland die Chauvinisten nicht gleichfalls mächtiger sind als etwa eine friedliebende Regierung, so ist e- nöthig. einen Rückblick aus die Entwickc lung-geschichte de- russischen Reiche« zu werfen. Seil man rin russische« Reick kennt, ist Krieg und Er oberuiig die Beschäftigung und da» Ziel der russischen Politik gewesen; seitdem aber Peter I. da« russische Reich mit ruro Päckchen Institutionen versehen hat — wenigsten» bis zu einem gewissen Grade — scheint e», al» ob die auswärtige Politik Rußlands nur darin ein Heil finden könne, ihre Eroberungen derart auSzudehnen, daß die anderen europäischen Mächte ohne Unterlaß in Furcht und Schrecken vor einem großen Zusammenstoß aller sich feindliche» Elemente, vor einer europäischen Kataffrophe gehalten werden. Alle russischen Regierungen seit Peter I. haben Eroberungskriege geiührt. Dazu kommt die al» eine Traditio« bei den Russen herrschende Ansicht, daß die Fabn« Rußland» bestimmt sei. von den Zinnen der Sophicn-Moschee in Konstantinopel zu wehen. Die An- sprsiche Rußland» auf Konstantinopel sind zwar genau dieselben, aus welch« di« Türken sich stützten, al« sie I45Z Sonstantinopel mit stürmender Hand eroberte«; da- ändert aber vorläufig an der Sache nickt». In den unaufhörlichen Lriegen und Feldzügen hat sich ein russische« Abenteurerthmn ä l» Skobelefs gebildet. Diesen Lenten bringt der Krieg Beute und Berühmtheit; warum selllcn sie also keinen Krieg führen? Cie sind r», die wie Skobelefs da» große KriezSgeschrei erheben, da» man von Zeit u Zeit vernehmen kann und die mit dem Säbel raffeln, so- >ald ihnen ein Deutscher begegnetoder sobald sie in einem deutschen Blatt einen Artikel finden, der ihnen nicht gefällt. Sic verrichten zwar ihre eigentlichen Helden- thalen gegen Turkmenen. Tsckerkeffen und andere Asiaten, sie haben zwar bei den Türken sich nicht besonder» glänzend geführt und denken heute noch mit einem gewissen Bangen an die Schlachten vor Plewna, aber sie versieben eS vortrefflich zu prahlen und aufzuschncide», und die Masse in Rußland läßt sich leicht von solchen Prahlereien belhöre». Gegenüber einer taktisch gut auSgebildetcn europäischen Armee würden jene Abenteurer wahrscheinlich mit ihren Kenntnissen sehr in Verlegenheit gerathen, allein da- glauben sie nickt, im Bewußtsein ihre- WertheS, und darum geht e» weiter mit den Prahlereien, so daß die Massen in Rußland selber von dem KriegSsieber angcsleckt werben, wenn von dem faulen „Westen" gesprochen wird Hier haben wir ei» Moment, welche» uns zeigt, wie der russische Chauvinismus seine Anhänger gewinnt. Auf der anderen Seile erscheinen die panslavistischen Hetze reien; Professoren predigen dieselben aus ihren Kathedern, Journalisten in ihren weitverbreiteten Blättern. Sie Alle sind der Ansicht, daß c» nur eines Vorstoßes bedarf, um die urwüchsige statische Kraft über die „Cnllursäulniß" im Westen siege» zu lassen. Natürlich, meinen sie. muß dazu der geeignete Moment gekommen sein; etwa dann, wenn Deutschland in einen Krieg mil Frankreich verwickelt wäre, we-halb die ausrichtigen Panslavisten cS auch nicht verschmerzen können, daß man 1370 nickt Deutschland in den Rücken gefallen ist. Von diesen unaufhörlichen Tcmon- slralioncn gestachelt, von Traditionen gestützt und von einem eingefleischten Haß gegen die westliche Cullur geschürt, hat sich eine öffentliche Meinung gebildet, welche in der Thal einen Krieg berbeiwünscht, und die im gegebenen Moment leicht stärker werden kann al» ein friedliebender Minister de» Aeußcrn. In kritischen Zeiten reißt dcr Strom dcr öffentlichen Meinung gar leicht mil fick hinweg, waS ihm entgegensteht, und so auch in diesem Falle. So kann die Ernennung eine» fried fertigen russische» Minister« deS Aeußern wohl al» eine Be festigung deS ütLtu» guo, niemals aber al» eine Garantie für die Dauer de» Frieden» angesehen werden. Indessen liegt im Moment wohl nicht» ferner, al» der Ausbruch einer direkten Krisis, denn auch der fanatischste Panslavist wird sich im Augenblick dock wohl besinnen, direct zum großen „Vormarsch" gegen den Westen zu ratben. Vor läufig liegt die ganze Gefahr in den Zungenspitzen einiger unlirairrschen und in den Federspitzen einiger journalistischen Hetzer, und diese Gesabr können wir ertragen. Nur möge man sich über die russischen Verhältnisse nickt so weit täuschen, daß man vergesse, wie wenig eine russische Regierung — möge sie sonst sein wie sic wolle — Garantien für einen dauern den Frieden bieten kann. Die Gelüste nach neuen Er werbungen im Westen haben nie ausgehört. Man erinnere sich daran, wie ungern die Russen nach den Befreiungskriegen Danzig wieder aüsgaben. von dessen dauerndem Besitz sic schon geträumt hatten. Und wie schmerzlich mögen die rus sischen Generale die Ungunst de» Schicksal» gesüblt haben, al» sie von den Mauern von Konstantinopel wieder abzieben mußten! Mit den Nihilisten im Rücken wird man den Gedanken an den Vormarsch schon noch vertagen, aber nickt ans immer. Ein constilutionclle» Rußland würde diese Gefahr bedeutend verringern; die Generale könnten nicht mehr sich der Politik bemächtigen und die Volksvertretung würde die öffentliche Meinung für den Frieden stimmen, um so den militärischen Abenteurern ein Gegengewicht zu bieten. Aber im abso lutistischen Rußland girdl eS keine andere öffentliche Stimme als den PanslaviSmu» und Chauvinismus und da» ist cbm daS Unglück sür dieses Land und für ganz Europa. Leipzig, 25. April 1882. OfsicivS wird in dcr „Nordd. Allg. Ztg." geschrieben: „Heber die For« der Eröffnung deS Reichstags is: bis jetzt noch kein« feste Bestimmung getroffen. Wenn ker Reichs kanzler in Berlin sein sollte, waö noch nicht ganz gewiß ist. aber in seinem Wunsche liegt, so wird voraussichtlich die Eröfs- nung durch ih». iin andcren Falle durch de» ClaatSministcr v. Bötticher vollzogen werde». WaS die dein Reichstage zu machende» Vorlage» betrifft, so dürste» demselben inil Sicher heit das Tabaknionopol, die social politischen Gesetze und die Novelle zur Gewerbeordnung zugchcn; ob auch schon in dcr bevorstehenden Session die Vorlagen wegen der Fürsorge sür die Wittwrn und Waisen dcr Angehörigen deS Heeres und der Marine, sowie wegen Ahänderung de» PensionSgesctzrS sür die RrichSbeaniten »ach Analogie de» neuen preußischen Gesetze» ist »och sehr zweifelhaft. Die NcichSregierung wünscht, den Reichstag so wenig wie möglich mit anderen Ausgaben, al» mit den erstgenannten Gesetzvorlagen zu belasten." — Und weiter beißt cS dann bezüglich dcr Auöschußberathungen über daS Tabaknionopol: Es scheint sich zu bestätigen, daß die principielle Frage der Einführung de« Monopol- nicht in den Ausschüssen, sondern erst im Plenum de« Bunde-rath« zur Erörterung und Entscheidung gelangen wird. Vorau-sichilich wird der Antrag der Ausschüsse dahin gehe», dem Plenum zu empsehle», die Vorlage in dcr Ge- statt, welch« sie durch dir r>u-schußberaihunge» gewonnen, anzu- rrehmeu, sofern man sich mit der Einsührung de- Monopol- über Haupt einverstanden erklären will. Die Beraihung und Beschluß sossung de- Plenum- über dicke Vorlage, sowie über die Novelle zur Gewerbrordnnng ist aus künftige» Montag in Aussicht ge- nommen. Hinsichtlich de» voraussichtlichen Resultat« dcr Ad- stiinmung im Plenum über den Tabakmonopol - Entwurf wurden bekanntlich von gegnerischer Seile in jüngster Zeit Mittheilungen verbreitet, welche die Annahme m Frage stellten. Diese Mit- theilungea sind zwar verstummt, und man giebt zu, daß eine Mehrheit sür die Annahme wahricheinlich sei, aber man hat bisher höchsten« 31 Stimmen sür und 27 gegen herau-zühlen wollen Rach annähernd zuverlössiger Schätzung wird sich da- Slimmcn- verhältniß mindesten« aus 32 sür und 26 gegen die Vorlage heraus stellen: e« ist aber nicht unwahrscheinlich, baß da- Resultat ein noch günstigere« sein wird. Die „Germania" schreibt wörtlich: „In Betreff dcr staatlichen Beziehungen zum heiligen Stuhle verdienen die Audienzen erwähnt zn werden, welche Prinz Heinrich von Preußen und derKönig von Württemberg beim heiligen Vater gehabt haben." Soweit ist e» also schon mit römischer Frechbeit gekommen, daß man für einen Besuch, den der Enkel de« Deutschen Kaiser» »nd ein regierender deutscher Fürst dem Papste mach«, den Ausdruck „Audienz" wählt. wohl um damit die Gnade anrudeuten, welche der römische Pontifex diesen Besuchern erwiesen. Es fehlte nur noch, daß die „Germania" forderte, alle Fürsten, die solche „Audienzen" beim Papste haben, sollten dem Unfehlbaren den Pantoffel küssen. Gott sei Dank ist dafür gesorgt, daß auch die römischen Baume nicht in den Himmel wachsen. Aber be zeichnend bleibt'S doch, daß nach den Anschauungen eine» richtigen Ullramonlanen dcr zukünftige deutsche Kaiser eine „Autienz" beim Papste hat. Niedlich in der That! Her Stöcker soll sich in seinem Wahlkreise etwa» dunkel und unverbindlich gegen da» Tabakmonopol ausgesprochen haben. Bor und liegt ein Originalbrief de» Herrn Stöcker cko äato 2S. September l88l, worin Herr Stöcker Uber da» Monopol an einen seiner Wähler auf dessen Anfrage antwortet: „Unmöglich kann ich mein Urtheil bestimmt ao- geben, ehe ich die Maßregeln kenne, welche die Regierung im Äuge hat. Wie sich die Regierung znr Entschädigung zur Hausindustrie stellt, dafür wird meine» Erachten» die Ent scheidung mit abhängen. Im Ganzen werde ich mich gegen neue Eönsumsteucrn überhaupt auösprechen und von der Re gierung eine einträgliche Börsensteuer. sowie «ine stärkere Be steuerung dr» Capital« (progressive Einkommen- und Erb schaftssteuer) fordern. DaS Beste wäre, man erhielte aus diesem Wege so viel Geld, daß man auf weitere indirekte Steuern zunächst verzichten könnte." Herr Stöcker ist also jeden falls kein begeisterter Verehrer deS Monopols, wenngleich er sich auch in dickem Briese noch jede Hinterthür off«, hält. Im klebrigen ist da» Schreiben ganz interessant, da e» zeigt, daß Herr Stöcker überhaupt kein feste» Finauzproqramm hat, und daß dasjenige, wa» er verlautbart, zum Theil in stricken, Gegensatz zu dem Finanzproaramn, de» Fürsten BiSmarck steht. Denn der Kanzler will invirecte Steuern, da» will Herr Stöcker nickt, der Kanzler will die Emkommensteuer, wie er früher gesagt, soweit herabsetzen, daß fl« nur eine Art „AnstandSsteuer" werde, Herr Stöcker will st« dagegen pro gressiv steigern. Und davei soll Herr Stöcker auf dem Pro gramm de» Fürsten BiSmarck sieben! Ehe die „aouvernemen- tale und reich-freundliche" Partei verlangt, daß sich der Libe ralismus zu ihr bekehre, möge sie doch gefälligst sich selbst Uber ein Programm klar und einig werde«. Seitens der ReichSregierung sind, wie ««» bestimmt ver sickert wird, biSber keinerlei, weder amtlich« »och halbamtlich« Schritte in der bekannten Affairr de» Hamburgischen SenatSsecretairS I>r. Eckardt getha» worden. Maß gebend sür diese reservirte Haltung mochte die Erwägung gewesen sein, daß da» formelle Recht de« Staat« der freien >Ltadt Hamburg, mit dem russischen Geschäftsträger und folgerecht mit ker Petersburger Regierung in directen Verkehr zn treten, wohl kau», bestritten werde« könne, ferner aber, daß die unerquickliche Angelegenheit durch «iu befriedi gende« Arrangement zwischen dem Senat und Herrn Eckardt besser in die Wege zu leiten sei. als durch einen Eingriff aus Berlin. Fürst BiSmarck würde sich der ganzen Frage schwer lich bemächtigen, ohne sie gleichzeitig unter den höheren Gesichtspunkt zu stellen, ob die Fortdauer de« directen dchlo- ,»atischcn Verkehr» zwischen den Emzelstaaten und auswär tigen Mächten noch länger statthast sei. Gerade jetzt aber bat rr angesichts deS Monopolproject» Veranlassung genug, die Empfindlichkeiten einzelner Bundesstaaten in dieser Be ziehung zu schonen. In dcr jüngsten Sitzung der Wahlrefoxm-Commif« sion deS öllerreichischen Herrenhauses ist von keiner Seite die VersassungSsrage. beziebuogSweise der Einwand erhoben worden, daß zur Annahme de» WahlrrsormaesetzeS die Zweidrittel-Majorität nothwrndia sei. Fürst Winvisch grätz wird seinen Bericht demnächst der Commission ver legen. — Die sogenannte ErsparungS-Enquete hielt in der Iüngstzeit wieder mehrere Sitzungen, aber über bei, Gegenstand der Verhandlungen und die gefaßten Beschlüsse wird absolute- Stillschweigen beobachtet. — Wenn nun auch einige Wiener Blätter die Nachricht gebracht, daß in jener Versammlung statt der bisherigen Taggelder sür die Ab geordneten ein IahreSpauschal vorgeschlagen ward, so ist diese Nachricht dennoch keineswegs verkürzt. Es fehlt übrigens in, Public»», auch nicht an Stimmen. welche die völlige Cinslcllung der Taggelder sür die Abgeordneten wünschen. — Jedenfalls ist der bisherige Betrag von zehn Gulden täglich zu hoch gegriffen. Der Verwaltungs-Gerichtshof, unter dem Vorsitze de» Grasen Richard Belcredi. hat am Sonnabend eine wichtige Entscheidung in consessioneller Beziehung gefällt. Da» ultra- montane bischöfliche Consiswriun, in Königgrätz wollte nämlich da« Kind eine» consessionSlosen Ehepaare», da» vor her katholisch gewesen, trotz de» Einspruches der Eltern, ge waltsam taufen lassen. Die Beschwerte der Eltern an da» CultnS- und Unterrichts-Ministerium blieb erfolglos, ja diese» ordnete sogar nach Ablaus von vierzehn Tagen die Zwangs- tause an. Nun gelangte die Angelegenheit vor den Vcr- waltungü Gerichtshof ais letzte Instanz und dieser erklärte, nach kurzer Beraihung ans Grund de« tz 7 de» Gesetze- vom 22. October 1873 die angesochlenr Entscheidung al» aufgehoben. AuS Laibach geht die Nachricht ein. daß die slavisch, Landbevölkerung in dcr Umgebung der Stadt fick gegen bi« deutschen Geschäft»- »nv GewerkSleute in den Marktflecken »nd Dörfern böckst herausforvcrnb benehmen. Ai, manchen Orte» stoßen die Bauern die Drohung au», daß sie alle Deutschen gewaltsam vertreiben würden. In dcr am Sonntag statkgesundenen Plenarsitzung der ungarischen Delegation hat die Spccialkcbatte über den PacisicalionS-Crekit begonnen. Graf S zecken „ahm den RegicrnngSantrag ans Bewilligung von 23,733,000 Gulden aus und motivirte denselben damit, daß der Delegation nickt da» Recht zustehe, von dem Voranschläge dcr Regierung 2 Millionen abziistreichen, da die Verantwortlichkeit der Regierung nickt in den Delegationen, sondern in dev Parla menten zur Geltung gebracht werde. Gras Apponht stellte und begründete den Antrag, daß die Bewilligung erues Credit» zur .Herstellung von Bauten im Okkupationsgebiete nicht zur Comprtenz der Delegationen, sondern zu derjenigen d«r beiden Legislativen gehöre. Dieser Antrag wurde „ach längerer Debatte, in welcher der Berichterstatter Bariß, der Minister- Präsident TiSza und die Delegirten Max Halk u«d Gras Anvrassv sür die volle Compctcnz der Delegationen «intraten. mit großer Majorität abaelehnt. Referent varoß empfahl den Ausschußantrag» der Finanzministrr Namen« Vor Regie rung den Antrag Szecsen'S zur Annahme und bemerkte Letzterer, daß der KricgSministcr gegen die Nichtgest«41ung von
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