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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188204274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820427
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820427
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-04
- Tag1882-04-27
- Monat1882-04
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nr-arlion und Lrpkditiou JohanaeSgasir 33. Sprrchlinndtn -er Nrüsrti«»: vormittags 10—12 Uhr. Iiachmitlog« 5—6 Uhr. W, »u Mi«««»« e>n«rknii«r «»milrn«« t» ««t.cl,»» «udi vndmtUch. Annahme »er sür »ie nächstsalsend« Stummer »estimmten Inserate a« Wacheiitageu »iS S Uhr Rachmtttaa«. an Sann- »»»Festtagen früh dt»'/,S Uhr. In den Filialen snr Ins.-Ännahme: ttt« Klemm. UniverlltStSstraße 21. Louis wüsche, Katharinenstraße 18, p. n»r »iS '/,S Uhr. fiDMr.Tagtblaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgcfchichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. ^»-117. Donnerstag den 27. April 1882. Amtlicher Theil. ES ist vielfach zu bcinerkcn gewesen, daß die Nellrr- lichtöffnuogen in den Trottoirs von dem darin fick an- samuieliiden Unratbe nicht gereinigt werden. Wir machen darauf aufmerksam. daß auf diese Licht- öfsnungen, da sie ans dem Areale der Straße liegen, die be züglich der Reinigung und Reinhaltung der Straßen bestehen den polizeilichen Vorschriften anzuwenden, daher diejenigen Hausbesitzer in Strafe zu nehmen sind, welche nicht für die Reinhaltung der Kellcrlichtöffnungen an ihren Häusern «sorge tragen. Auch würde im Wiederholungsfälle Veranlassung gegeben sein, von dem bei Gestaltung solcher Lichtöffnungen vorbei haltenen Widerrufe Gebrauch zu machen. Leipzig, den 21. April 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. s>r. Georgs. Hennlg. Vekannlmachimg. Da« von uns an, l2. dieses Monats auf den Abbruch versteigerte, aus dem Turnplätze hinter der städtischen Turn halle stehende hölzerne Steigerhaus ist dem Höchst bieter zuaeschlagen worden und werden daher in Gemäß heit der BerslcigerungSdcdingnngcn die übrigen Bieter ihrer Gebote hiermit entlassen. Leipzig, den 21. April 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georg».Slöß. Bekanntmachung. Die von uns am 15. ds. Mon. zur anderweiteu Ver pachtung versteigerten Wiesen haben wir sämmtlich de« Höchstbieter zugeschlagen »nd werden daher die übrigen Bieter in Gemäßheit der BerstcizcrungSbedinguiigen ihrer Gebote hiermit entlaste«. Leipzig, den 24. April 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. 1>r. Georgi. Stöß. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 1. lausenden Monat-, de» Fleischer barl Leberecht Seidel betreffend. Leipzig, den 21. April 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armena«t.) Ludwig-Wolf. OeKontliekle Ilrrnliolsleiirai^lalt, ölenjitair, Sen 2. Stal, s, i,I> 7 17lir beginnt äi« rnelt« Nak- nadmoprilkunx in <!er LeliiHnirnahtliellunze, e.u velelwr »icl, cki« bereits !nu-em, Iä' ien, «o« je <Iis nach »llrameläencten I-ekr- Ilngr, mit kel>rei>»s>>,Ior veroeken. püoerlicli eioruüncken haben. >omelliun>leil für üen olnz.ikil^on kaeün IxaauncliattUoken Lur»ii» ll-elirliiie;«a>nl,<-ilu»ix) nerlen im V»us« äieeer Woche kzleielit'all, entscyxon ^envinmi-n. <»rl Wolkrnm, Director. Nichtamtlicher Theil. Die Mormonen und ihr Niedergang. * Im nächsten Juli werden eS 35 Jahre, daß Vrigham Uoung mit seinem durch weite Märsche erschöpften Häuslein von Gläubigen am Großen Salzsee anlangte, nachdem cS vorher weder im Staate Ncw-4>ork. noch, in Missouri, noch in Illinois feste Anückelungen zu begründen batte gelingen wollen. Die neue Heimath der „Heiligen der letzten Tage" war in der Thal ein Land, darin Milch und Honig fließt. Bier Tage nach der Ankunft steckten die Mormonen bereit» den Grund und Boden des heutigen Tabernakel- ab. und bald wurde ein Gebiet von 2 englischen Meilen im Quadrat zur Errichtung einer Stadt abgemessen, der heutigen Salt- ' --- - ^ iß zur zogenc »Srten und Park-Anlagen in Fülle, schattige Baumgänge. seine Gast häuser. ein prächtiges Schauspielhaus und vor Allem die massigen Gebäude der Mormonen, da« Alle« giebt dem ge deihlichen Gemeinwesen ei» blühende« Au-sehen. welches mekr an ein sestgegründcteS Stadtbild de- Osten«, als an die Wüste, in die es hineingeschafscu, gemahnt. Im Allgemeinen ist heut zu Tage im ganzen Staate Utah und sogar selbst in der Stadt ani Salzsee ein idyllisches Stillleben zu finden. Alle« trägt auch beute noch den An- schein einer Weit sür sich, die sich mit Starrsinn von der übrigen Menschheit abschließt. Die Bewohner selbst scheinen sich glücklich zu fühlen; während ibre „heidnischen" Mitbürger (da-Gentil- oderNichtmcrmcnen-Element) häufig über schlechte Zeiten klagen, scheint cS den mormonischen GcschäslSlentcn an Nichts zu fehlen. Die Ausbeutung der reichen Hilfsquellen diese« gesegneten Lande« wird beständig sehr energisch betrieben. Die Bergwerke scheine» unerschöpflich und reizen durch die glänzenden Erträgnisse ihre« Betriebe« (eine der letzten Stati stiken wie- einen Betrag von 5 Mill. Doll. Silber. 1'/, Mill. Doll. Blei aus) zu immer großartigeren Unternehmungen aus diesem Gebiete. Eine Bevölkerung von 140.000 Seelen, ein Eisenbahnnetz von 500 engl. Meilen Schienenlänge, 10 Mill. Doll, von Erzeugnissen des Ackerbaues, 2 Mill. Doll. Ertrag vom Diebhantel, ii» Ganzen ein Erlös aus den Erzeugnissen des Territorium« von etwa 2l Mill. Dollar« ist immerhin Etwa«. Ein solcher Stand der Tinge gereicht dem Fleiße und der Arbeitskraft dieses merkwürdigen Volke« zur hohen Ehre.*) Für die Frauen der Mormonen (die „Schwestern") sind di« Zustände oort allerdings weit weniger angenehm als sür die Männer. Man ist gewöhnlich der Anstatt. die Frauen nähmen, trotz der Dielweiberri, in Utah eine hervorragende *) Nordamerika, seine Städte und Natnrwnnder »e. Bon Ernst ».-rsse-wartegg. (Leipzig «. Weigels »in, sch«, bei frstkerer ktzelegenheit bemerkt, sehr interessante« nn» lehr- reiche« Buch Stellung ein. Dem ist aber in der Tbat nicht so; die Frau wird angesehen als ein Stück HauSralh, über daS man nach Gutdünken verfügt, sie ist die Sclavin de» Manne«, für den zie zu arbeiten hat und dessen Willen sie unbedingt unter worfen ist. Dabei ist besonder- bemcrkenSwcrlh, daß die Mormonen eine Ehe, welche nicht nach den Gesetzen ihrer Kirche geschlossen ist, für nicht bindend ansehen. So wurden einem Manne, der in GlaSgow Weib und Kind verließ, in der Salzsee stadl 3 Weiber versiegelt. Daß ein solche-Svstrm der schrecklichsten Siltenlosigkeit und oft auch der Blutschande Thürund Thor öffnet, liegt auf der Hand. Die vielen Matchen und Frauen, welche sich, namentlich in England. zur AuSwantcrung nach drinMormoncn- staate verführen lasten, wisten offenbar nicht, welchem Loo» und Leben sie entgrgcngchcn, und wenn ihnen die Augen end lich geöffnet werden, dann ist eS für eine Umkehr zu spät. E»> solche« Opfer der Verführung schrieb in die Heimath zurück: „Ich glaubte da« ParaticS Gotte« hier zu finden und bin statt besten in eine Höhle von Dieben gerathen." Dergleichen briefliche Mittheilunge» sind übrigen« sür den Schreiber sehr gefährlich; denn gewöhnlich werden sieden Nettesten in England verralhrn, die a» die Kircbenbcbörde in Utah darüber berichten, und die Folgen für den Schreiber bleiben säst me au«. Briaham Boung übte bi» kurz vor seinem Tode die Co.itrole Uver daS Postbureau in der aus gedehntesten und eigenmächtigsten Weise au«. Ueber da« Mormonen - Wesen Enthüllungen zu machen, gilt sür ebenso gottlos als wirklicher Abfall und wird auch in derselben Weise gestraft. Seit dem Tode Brigbam Bvung'S scheint der Stern der Mormonen im Sinken begriffe» zu sei». Die Grundlage ihrer Religion, die ganze innere Organisation und da« Austreten ihrer Führer Pasten gar wenig in eine» staatlichen Organis mus wie der der Vereinigten Staaten» der seinen Bürgern Freiheit der Person und de« EigcnIhumS gewährleistet, und man muß sich nur wundern, daß so mancher Anlaus gegen den Mormonen-Ttaat nickt schon zur Vernicklung desselben gesührt hat. Seit dem Jabre 1874 geschahen von Seiten der nordamerikainschen Bundesregierung verschiedene Schritte gegen da« Treiben der Mormonen, und Brigham djvung trug sich ganz ernsthaft mit dem Gedanken einer abermaligen Aus wanderung in noch viel entlegenere Gegenden. In letzter Zeit bieten die Mormonen alle Kräfte auf, um ihrer mehr und mehr sinkenden Sacke auszuhclscn. Daß dabei ihr Hauptaugenmerk aus England gerichtet ist, kann nickt be fremden. So ist denn eine ganze Neide von Bischöfen» Nettesten und au- den „Siebenzig" der Mormonen in Eng land ktiigelrofsen, um noch eine., letzten Sturm zu unter nehmen, ehe da- Verderben hereinbrickt. Die Mormonen batten zwei Jahrzehnte hindurch in England vollkommene Lehrfreiheit, predigten in London allein iu 6 Tempeln ihr Evangelium und schifften von Zeit zu Zeit die Neubekehrte» in Liverpool ein zur Reise nach dem Flusse Jordan und der Ltovt Zlon. In den letzten Jahren freilich entsprach der Erfolg sehr wenig ihre» Erwartungen, „nd ein unange nehmer Zufall wollte, daß eine andere Mormonen-Seele au» Jlltnoi», die mit der Kirche am Salzsee in gar keiner Verbindung siebt, sich aus den britischen Inseln eiafand, um für ihre Lehre Anhänger zu gewinnen, während gleichzeitig ein früherer Hobepri-ster der Salzsee- Mormonen in London ausgetaucht ist und die menschen- freundliche Absicht kund gegeben hat, durch ösfentlicke Vorträge den Mormonen-Scbwindel, wie er eS heißt, auszudecken und zu warnen, so lange cS Zeit ist. Dieser Mann, Hawkini mit Namen, war b>« 1850 in Utah als Koffermacher thätig; da war^ihm endlich daS Mormonenwesen verleidet, und er dachte an Flucht, die ihm endlich auch gelang. Hauptsächlich wendet er sich gegen die Uebersübruug junger Mädchen an« England nach der Salzsccstadt, wo sic daS Opser niederlrächliqster Wollust und ausgesuchtester Raffinirtheit werden, ohne Aussicht, ihren Tnrannen entfliehen zu können. A Ehemannin London schilderte kürzlich in der „Allgem. Ztg." de» Betrug, welcher gegen so viele arme Opfer grübt wird, in folgenden Worten: „Mil aller mögliche» Schlaubeit werden diese Mädchen berückt Die Mormonen-Schwestcrn schließen Bekanntschaft mit jungen, anständigen und schönen Mädchen und laden sie freundlich zum Besuch der Versammlungen ein. Dabinter sehen die Mädchen natürlich kein Arg. Haben sie aber der Einladung etliche Male Folge geleistet, so wird ihnen die Taufe angerragen oder, richtiger gesagt, aufgenöthigt. Erklären dann die Mädchen, ihre Eltern würden so Etwas nicht zugcbrn, so werden die Stellen der heiligen Schrift ihnen vorgehalte». in denen von Verkästen von Vater und Mutter um Christi willen u. s. w. die Rede ist; dadurch werden die Hindernistc vollend- wrgaeräumt. Unter den 125 Mädchen, die im ver gangenen Jahre ai«S England in Utah anlaugten, waren nur lO. deren Eltern wußte», ivaS aus ihren Töchtern geworden war. Unter dem Deckmantel der Religion wird so in London uud durch ganz England ein Svstem de« Betrug« uud der Ber- sührung betrieben, besten Resultate sich nur messen können mit dem niederträchtigen Mädchenhandel, der zwischen Belgien und England betrieben, aber nrucrting- endlich ausgedeckt wurde. Und die ganze civilisirte Well war darüber empört. Zudem haben die Mormonen bei dieser ihrer Sacke zum Voraus leichtere- Spiel, weil sie mit der Religion spcculiren und weil ihre religiösen Gebräuche, vor Allem der der „Versiegelung", ganz dazu angethan sind, aus Geist und Gemüth der armen Mädchen einen gewaltigen Eindruck zu machen. Diese letztere Ceremonie der Versiegelung oder ..Ausstattung", die in der Regel von 7 Uhr MorgenS bis 4 Uhr Nachmittag- währt, ist nach der Schilde rung Hawkini'» über di« Maßen schändlich und gölte«, lästerlich. Braut und Bräutigam werden gebadet, mit Oel gesalbt. dann mit weißrm Gewand, einem Schurz von Feigen- blättern und emem „neuen Namen" auSgestatlel. Hernach werden sie durch viele Zimmer gesührt, in denen sie. natür- lich halbtott vor Ehrfurcht, „Elohim" selbst seinem Erzengel Michael Abschnitte au» der heiligen Schrift im Dunkeln vör- lesen hören; der Reibe nach werden sie zu Adam und Eva. zum Satan (der sich ans dem Boden krümmt) und zum Apostel Petru« gebracht, welcher mit einer Scheere vom HochzeitSgewand« verschiedene Stücke abschneidet. Die Cerr- moni« endet mit der Einführung in ein geheimes Eabinet und der Abnahme schrecklicher EivsckwUrr." Gegenwärtig wird durch etwa 200 von den Aeltesten und „Siebenzig" der Mormonen da« Evangelium derselben in England gepredigt; die New «Yorker Auswanderung-Gesell schaften befördern diese Apostel uncntgrlllich nach Europa, weil sie hoffen, durch neue Zufuhren nach dem Salzsee reichlich entschädigt zu werden. Es ist indessen der letzte versuch, welchen di« Mormenen m ^nderUcl,^n"öriligcn in Thatsächlich wankt die K'rche d ^ Eisenbahn in Ulah ihren Grundvesten. ^i/s<- zkirche- die Gesetzgebung der war der erste Stoß S'S-n d.ese K-rcve, v>e ^ ^ vereinigten Staaten wird wahrsch-nlichde^tz durch ihre Anordnungen g-K/n B'' w« «c sind endgültige Gesetz- darüber ^ ^ Wirksamkeit 8-rete'.. alle,., d>- monen-Blll, welche dem 6 K » . Borgeycn gange.,, läßt "UN.» «k-n^ SW? kA-TLKLs und politische Mackl Utah und konnten '«"n Ne: g.o. Damit wäre natürlich die ganze Herrlichkeit der „Hcll,gen der letzten Tage" der Vernichtung geweiht. und mit Reckt mögen die Leute in der Salzsecstadt ,n die Klageworte auS- brechen: Wobl steht da« HanS gezimmert und gefugt, To? ach. e- wankt der Grund, -u, dem w.r bauten! Leipzifl, 27. April 1882. In der am 24. April unter dem Vorsitze de» Staat«, minister» v. Börtlicher abgehaltenen Plenarsitzung der BundeSrathS faßte die Vcrsaminlimg zunächst Vc- schluß über die Wiederbesetzung der bei mehreren kaiserlichen DiSciplinarkammern erledigten Stellen. Sodann wurde de», Entwürfe eine« Gesetze«. belrcssend die Abänderung der Ge- werbeordnuna» unter Annahme mehrerer, seiten- der «uS- scküste dazu gestellter Anträge die Zustimmung erthcilt. Ebenso fand der Entwurf eine« Gesetze», betretend daS ReickS-Tabakmonopol. mit mehreren, von den Ausschüße» gestellten, nicht wesentlichen Abänderungen die Zustimmung der Versammlung. Eine Reihe von Privalcingaben, welche sich auf die Gesetzentwürfe wegen Abänderung der Gewerbe ordnung und über da« Tabak»,onopot bezogen, wurden i» Folge der Annahme dieser Entwürfe für erledigt erklärt. Schließlich aenehmiate die Versammlung gemäß den Anträgen der Ausschüsse die Vorlaaen. betrestend statistische Erl'ehungen über den Ernteerlrag, und betreffend A>iSsükrii»g«best»»niii»gen »um Gesetze über die Abwehr und Unterdrückung von Vieh seuchen. Die Annahme der Tabakmonopolvorlage dnrck den BundeSrath ist nicht überraschend gekommen; man war seit längerer Zeit daraus vorbereitet und bei der nn- sichern Haltung von Baiern und Hessen konnte man daraus gefaßt sein, daß die Majorität sür da« Monopol noch größer au-fallen würde. Tic Abstimmung im BunkcSralk tragt, wie niemal» zuvor bei einer großen Frage, den Ebaraklcr einer Majorisirung der mittleren Bundesstaalen durch Preußen »nd die Kleinstaaten; von jenen schlossen sich nur Württem berg und Mecklenburg der siegreichen Majorität an. Daß die Mehrheit der verbündeten Regierungen daS Monopol will, ist »nn constalirt. Sacke de« Reichstag» ist c«. da« verderbliche Projcct abzulchncn und wir haben da» Vertrauen, die- werde mit solcher Deutlichkeit und so imposanter Ma jorität geschehen, daß man nicht mehr daraus zurückzu kommen wagt. DerReickStag wird sich—„ach Ansicht maßgebender Kreist — gleich nach seiner Eröffnung am Donnerstag aus längere Zeit, etwa bis zum S. Mai vertagen, um den Abgeordneten ge nügend Zeit und Gelegenheit zum eingehenden Studium aller der wichtigen Vorlagen zu lassen, welche demselben sofort nach Beginn der diesmaligen Session zngchcn werten und unter denen die Gesetzentwürfe, betreffend da« Tabaknionopol. da- HilsScasscngesetz und die Gcwerbeordnungöuovelle, hervor ragend« Stellungen «iiinehnien. Der Umstand, daß die Eröffnung de- Reichstage« im SitzungSsaale desselben stattfinden soll, nicht im Weißen Saale de« Schlösse-, erregt allgemeine« Er staunen. ES ist die« überhaupt seit dem Bestehen der beiden Kammern in Preußen da« erste Mal. daß diese Form der Eröffnung gewählt werden ist. JedensallS beweist kieS, daß man die außerordentliche Session im Grunde genommen nur at« eine Fortsetzung der letzten ReichStagSsession betrachlet, welche mit der kaiserlichen Botschaft eröffnet wurde. In Bezug aus die Eröffnungsrede wird geschrieben: „Die Er- össnungSrede wird sich wahrscheinlich aus die kaiserliche Bot schaft dei Srvssnung der ReichStagSsession und die Haupt- Vorlagen, welche in derselben angekündigt wurde», beziehen, und die Zwecke hervorbebcn. zu'welcken die zu erwartenden Mehreinnahmen dcS Reiches verwendet werden sollen." Alle Nachrichten, welche über die Rückkehr de» Fürsten BiSmarck umlaufen, sind positiv falsch. ES sind über den Termin seiner Reise nach Berlin überhaupt »och keine Be- stimmuagen getroffen worden. E» ist möglich, daß der Kanzler schon heute eintnfst. e« ist aber auch möglich, daß er erst in 8 Taaen kommt. Bekannt ,st seine fast abergläubische Ge wohnheit. d,e er mit berühmten Männern au« allen Jahr- Hunderten «heilt, über seine Reisrdispositionen. selbst der "aA"en Umgeoung gegenüber, bi» zur letzten Stunde da« tiefste Stillschweigen zu beobachten. . ^ Aufsehen erregende Angelegenheit de« Senat», secrrtair« vr Juliu« Eckardt m Ham bürg bringt die „Hamb. Vörsen-Halle". ein mit dem „Hamb. Corrcsp." schr Eia", folgende überraschende Version. deren Mick. zweifellos erachten möchten. l'ich/R^ck»^ Hamburg hak die sraq. i» der russische Botschas. ?o V», b« v«"'R - i» « Präsidi „ m ,^s, Daranfhin ,st von der Eentralflelle de» deutschen R icke« au« H°mdurger Senat daS Ersuche» gegangen. d,e Fort- E?n. anstößigen Publ.cationen Eckardt'» zu inhibirrn. man ^'"5* also, kein Verweis, wie ce erzählte, wurde dem hervorragenden Mitarbeiter ^^'/^«'pandenten" zu Theil und nur deshalb, w ^."L^ng.gkect liebend« Mann sich dieser Aufforderung ^ "" bilde von seinem Austritt au» den, Hamburg,scheu Staatsdienste, von einem Uebertritt in Adsunrmrnturn» vienelj. 4'/, Mk., inet. Vrinarrloln» 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Akt. Jede einzelne Kummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebüdren >ür Extrabeilage, «tme Poftbeiörvening 39 Mt. mit Postbeiürdcrung 48 PU. ZilKrale Sgewaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schrillen lam unserem Preis- verzeictmij. Tabellarischer Lay naai höherem Tarif Keclamrn unter den Ke-acti-li-Hrich dir Svaltzeile 50 Pf. Inserat« sind „eil an die Expedilta, zu ieaden. — Rabatt wird nch, gegeben. Zahlung praeuumcrlul.io oder durch Post- »achnadme. den NeickSdienst hat unter sothanen Verhältnissen natürlich nickt i»> Entferntesten die Rede sein können. Erfreulicher Weise ist übrigen», wie unser schr nabe an der Quelle sitzende Gewährsmann unS mittheilt, noch keine definitive Entscheidung getroffen und vielleicht zieht sich Alles noch wieder zusammen." Mil Interesse wird die Nachricht ausgenommen weiden, daß der Statthalter von Elsaß-Lothringen die Er richtung eine« OberschulrathS angeordnet bat. welcher, aus Regierung-Vertretern. Sckulmäinirrn und Geistlichen aller Confessio,ien zusammengesetzt, der Unterrichtsverwaltung als Bciralh zur Seite sieben soll. Man erinnert sich, dag die Forderung eine« OberschulrathS sür Preußen wiederholt von, Abg. Virchow erhoben worden ist. Wenn jetzt die Maßregel voii dein gewiß nicht übermäßig liberalen Frciherrn v. Man- teufsel für die RcickSlande durckgesührt wird, so folgt daraus jedenfalls, daß die Krage über die Enge der Parleischrankcn hinansgeht und die objektive Würdigung aller Politischen Schattiiungen beanspruchen darf. Wie au« Prag aemeldet wird, sind seit einigen Tagen die czeckisckcn Panslavisten gegen ihre russischen Gesinnungs genossen schr uiigehalkeii. Veranlassung dazu gab ein Artikel terPclcrSburger „Nowoje Wremja", welche gegen die weitere czechische Einwanderung in Südrußland protestirte. DaS genannte russische Blatt sagt unter Anderm, die in Wol hynien »nd Podolien eingewandertrn Czecken seien sehr zwciselhasle Colonistcn, die statt zu arbeiten lieber faulenzen und kein Trünke sich ergeben. Fremd« Säufer könne aber Rußland jedenfalls entbehren. Auch in Neu-Pest hat eine lärmende Versammlung gegen den Deutschen Schulverein stattgefuuden. Auf dem Wege nach dem Versammlungsorte schritt den Theilnehmern ein MnsikcorpS voran, da« mit den kräftigsten Blechinstrumenten den Rakoczymarsch. die ungarische Marseillaise, spielte, wäh rend man an der Spitze de« Zuge« unter wüstem Geschrei unansliörlich zwei große ungarische Fahnen schwenkte. Ein Herr Johann Kurzoeck eröffnet« die Versammlung mit einer Rede, in der er unter Anderm auSsübrle. daß die „Deutsch- Ungarn mit Leib und Seele Ungarn bleiben und keine preu ßischen Deutschen" werden wollen. Dieser Versicherung folgte minutenlanges, betäubendes Eljengeschrei. Nun schwang sich Herr Hedervary. der eigentliche Veranstalter der Versammlung, auf die Rrdnerbühne und führte in unga rischer Rede au«, daß in Ungarn jeder BolkSstamm seine nationale Freiheit genieße, wie die« in keinem anderen Staate Europa» der Fall sei. Die Preußen möchten sich doch die nationale Bedrückung vergegenwärtigen, welche die Polen in Posen zu erdulden bätteu. In Ungarn dagegen fühle sich, etwa einige verbissene Sachsen ausgenommen, jeder Deutsche stolz, dein ungarischen Staate anzugehören (lebhafte Zu stimmung). Schließlich spielte die Musik die ungarische VolkS- hyiiinc, die indeß von dem größten Theil der Versammlung nickt gesungen werten konnte, weil der ungarische Text de» „patriotischen" Teulschllngarn eben nicht geläufig war. Der „Polit. Corresp." wird bezüglich der Freilassung de« Correspondcntcn EvanS gemeldet, die Staatsanwaltschaft in Ragusa habe daS Ersuchen, denselben strasgerichtlich zu verfolge», zurückgezogen, worauf EvanS sofort am 23. d. an der Hast entlassen worden sei. Dadurch berichtige sich auch die Nachricht verschiedener Blätter, daß EvanS aus Weisung teS Justizministeriums sreigelassen sei. DaS Ministerium habe keinen terarkigen Auftrag ertheilt, e« vielmehr den gesetzlich bcrnsciicn Organen überlassen, ihr Amt nach dem Gesetz und dein Ergcbniß der Untersuchung selbstständig auvzuüben. — Die Finanzsectivn de» GemcinderatheS hat sich für die Be- theiligung der Commune Wien an der Hygiene-Aus stellung in Berlin anSgesprochc». A»S Petersburg wird geschrieben: „Die hiesige Presse beschäftigt sich jetzt viel mit Oesterreich »nd der „bosnisch- berzegowinischcn Frage". Der „GvloS" bedauert, daß Graf Kalnokv von einer „Annäherung" der occupirten Provinzen zu Oesterreich gesprochen habe. Die Annexionssrage sei eine völlig internationale Angelegenheit, die durchaus nicht vor die österreichisch-ungarische Delegation, sondern vor die euro päische» Großmächte gehöre. Auch der russische „RcgieriingS- botc", bekanntlich ein officieste« Organ, bringt eine Corre- spoiikcnz a»S Konstantinovcl, nach der man dort wie iir Kreta mit den südslavischen Insurgenten sehr sympathisire." Nachten, die Gambettistische Presse bisher in ihrer bekannten aggressiven Weise die Kammer-Majorität vor dem Lanbe zu discreditirrn versucht bat. doch ohne Erfolg, greift sie jetzt seit einigen Tagen den Präsidenten Grevy direct mit ungemeiner Leidenschastlichkeit an. Die Organe Gambetla'S ergehen sich in den gehässigsten Ausdrücken gegen die sogenannte Legende von der Correclheit Grevy'S »nd seiner präsikerttiellen Unparteilichkeit und Neutralität und beschuldigen ihn vielmehr fortwährend, durch Jiilrignen »nd Manöver hinter den Co»l>ssci die Thäligkeit der verschiedenen letzten Ministerien gehindert und gelähmt zu haben. Die eigentliche „persönliche Negie rung", welche man Gambetta so oft zum Vorwurf gemach! habe, wohne im EtysSk. Mit diese» Angriffe» auf die Haltung Grevy'S als Präsidenten werten gleichzeitig mannigfache Gerückle übet Grevy'S schlechten Gesundheitszustand unter Hinznfügung von allerlei Detail» zweiselhaslesten Geschmack« verbreitel. Ein Cor« rrlpontent der „Post" kann hierzu »ach besten Jnsormatione» bemerken, daß an all jenen Gerückten über Grevy'S Gefunk« beit kein wahres Wort ist. Diese neue Gamdetlistische Com« pagne gegen Grevy mit ihrer tendenziösen Abgeschmacktheit rust nur Unwillen hervor »nd dürfte schwerlich zur Wieder« Hebung deS Prestige der Gambettistischrn Partei diene». Ein große» Meeting wurde am TienStag in Marseill« >m ThSLtre de« Nation- abgrhalten. Sämmtliche Tepuiirteu des Departement- der Rhone-Mündungen waren erschienen, »m über die Erfüllung ihre« Mandat« Recken,chast vor etw« 4000 Wählern abzulrgen. Die Cikung war sehr lebhaft. Clovi» Hughes hielt eine gewaltige Rete gegen Gambctta. welchem er alle polilischen Sünden vorwors und den er de» Feigheit beschuldigte, weil er sich nicht nach Marseille wag« und vor dom Publicum mit ihm dlScutirr. (Stürmischer clpplauS.) Später entstand ein höllischer Tumult zwischen Ulkra-Locialisten und einem Commissar der Versammlung, weicher einen socialistischen Interpellanten nicht zu Worte komme» lasten wollte. E« setzte dabei Faustschläge ad und die Sitzung wurde unter größter Aufregung aufgelöst. Im englischen Nnterhause erwiderte am Dienstag der UnterstaatSsecretair Dilke Mac Eoan, die Regierung habe keine Nachricht Uber die Lage Mibhat Pascha'« in Tais „nd dessen Familie in Smyrna erhalte», der Botschafter
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