Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188204288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-04
- Tag1882-04-28
- Monat1882-04
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.04.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Urs-ctiia und Lrpedtti«» Johannesaasie SS. Sprechstunden her Krdnrti«»: Bonnittag« 10—12 llhr. Nachmittag« 5—L Uhr. Wch » Ure»»t» ßch »>» N-»»<r>-> «cht v«r»«tUch. S»»«s«» ser für »te »Rchsts»l,e,»e O«««ee -rftt«»tn, -nserare «, W«chrnra«eu bis 3 Uhr -tach«1klag«, an L«nn- »mb Festtagen srntz bi« '<,* Utzr. In den Filialen siir Ins.-Zlnnahmr: Ltt« Klr«m, UnIversititSstraße LI, LouiS Löscht, Kaidarinenstraße 18, p. uur bi» '/.L Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. MeH« Auflage »?,»V0. ^vonurmentovrei» vzeriels. 4'/, MN., mrl. Bnngerlodo 5 Mk., durch die Pos» bezogt» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Pi. Gebühren iür Lztrabeilagen obne Postbeiörverung Mr Mll Poftbeivrverung 48 Ml. Inserate Sgeipaitene Petitzeile SO Pf. Gr-Here Schrillen lanl unserem Preis- »erzeichniß. Dabellarrlcher Lay na-l, HSHerrm Daris. Leeiamrn unter den Nrdartionsllrich die Lvaltzeile 50 Pf. Inserate sind »eil an die ivrprittri«« za ienden. — Nadart wird »ichl gegeoen. Zahlung pr»«iiui„'>rni»io oder durch Post» Nachnahme. 118. Freitag den 28. April 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanulmachung, dte BerufSFatisttk betreffend. Al» Vorbereitung für die am 5. Juni d. I. stattsindende allgemeine Berufszählung macht sich die Hinausgabe von GrnndstEek-Usten nvtbig. Aus diesen Listen sind alle auf dem Grundstück wohnhaften SanShaltungsvorstcknde, sämmtliche Inhaber von GezchäftSlocalen, sowie alle leerstehenden Wohnungen und Geschäft-locale zu verzeichnen Die Listen werden durch legitimirt« Boten unsere« statistischen Bureau» in den nächsten Tagen an die hiesigen Grundstücksbesitzer bezw. deren Slellvertreler ansgehändigt und acht Lage nach der Zuferligung wieder abgeholt werken. Wir veranlassen die hiesigen Grundstücksbesitzer, diese Listen ia der vorschriftsmäßigen Weise und binnen der genannten Frist auSzusüllen und zur Abholung bereit zu halten. Säu mige werden wir mit einer Geldstrafe bi- zu 50 oder ent sprechender Hast bestrafen. Wir bemerken au-drltcklich, daß die durch diese Grund- stück-listen erfolgend« Erhebung, ebenso wie die am 5. Juni erfolgend« eigentliche Zählung weder Steuerzwecke«, noch polizeilichen, sondern ausschließlich statistischen Zwecken dient und daß deshalb auch etwaige bei dieser Gelegenheit zu unserer Aenntniß gelangende unterlassene Meldungen u. s. w. nicht zu Strafen Veranlassung geben werden. Für die mit der Zäblung zusammenhängenden Arbeiten haben wir unserem statistischen Burea«, welche» mit der Ausführung der Zählung beauftragt ist, Diensträume im zweiten Stock de» Stadthauses (Obstmarkt Z) angewiesen. Im klebrigen befindet sich da» statistische Bureau nach wie vor im dritten Stock de» blauen Harnisch (Brühl bl). Leipzig, am 2l. Avril »882. Der Rath der Stabt Leipzig. Or. Georgi. st«. Bo» dem künigltchen Haoptzollamt hier ist ein« lein» golden« Damen-Gavonetle-Remontoiruhr mit Emaile in braunem tzolzetat» »eiche in den «evißansrüumeu de» HauptzoLamtr» «asgelande« worden ist, bei m>» «tnaeltesert worden. Man vermachet, dag die Uhr beim An»- oder Wiederverpacken «ine» Lvllos verloren worden ist »ud fordern wir den Ltgenlhümer der Uhr aus, sich bet unserer Lrtinirial.Abtheilnag z» melde». Leipzig, am 25. April 1882. La» Palizet-Amt der «t»Ht Letp,'^ Nichtamtlicher Theil. Vir Eröffnung des Reichstages. In nicht allzu freudiger Stimmung werden di« Reichs boten wiederum an die Arbeit gehen. Geschieht es doch mit der Aussicht aus eine lange mühevolle und dabei wenig ersprießliche Session, und dazu bei schon beginnender parlamentarischer Uebermüdung und früh hereindrechenvem Sommer. Der Gedankenaan» und Plan, den der Reichskanzler mit Aufdrängung dieser Sommersessivu verfolgte» ist auch heute nicht klar. Den meisten der vorzuleffiuberr Gesetzentwürfe hätte eS nicht geschadet, wenn man ihnen noch Mich- »ihr Zeit zur Reife gelassen hätte, und so dringlich sind sie nicht, Mn ohne allen Verzug und ohne Rücksicht aus die wenig geeignete Jahres zeit in größter Hast erledigt werden zu müssen. Derienigr Gesetz entwurf aber, der im Mittelpunkte der ganzen Session sicht, die Tabakmonopolvorlage, ist der überwältigenden Ablehnung im ReickSlag so sicher, daß man sich fragen muß. zn welchem Zivcck sich der Reichskanzler diese unvermeidliche Zurück weisung zuzieht. Daß er die Ablehnung de- Labakmonopol- zum Anlaß emcr ReichStagSanslösung nehmm wird, scheint uns ein« ungerechtfertigte Unterstellung; denn unmöglich kann ein so scharfblickender Realpolitiker wie Fürst Bismarck sich darüber täuschen, daß da- Projekt so unpopulair als möglich ist und. in den Mittelpunkt einer Wahlbcwegung gestellt, nur zu Gunsten der oppositionellen Richtungen wirken kann. Ist aber, wie berichtet wird, im Bunde-rath erklärt worden, da- Monopol werde auch nach seiner Ablehnung durch den Ncichttag nicht von der Tagesordnung verschwinden, so versieben wir wirklich nicht, von welchen Ereignissen man sich die Möglichkeit einer Umstimmung dieses oder das Zu standekommen eine» in der Monopolsrage willfährigeren Reichslag« verspricht. Wir hoffen im Oeqentheil, die bevor stehend« Abweisung de- Projekte- im Reichstag wird dasselbe ein- für allemal zur Ruhe kommen lassen. Für da« Monopol werden die Aussichten auch dadurch nicht günstiger, daß der Reichstag wiederum untrr dem Gestirn der Aerikal-conser- vativen Freundschaft zusanimentritt. die soeben im preußischen Abgeordnctenbause durch das kirchenpolitisch« Evmprvmiß frisch gekittet worden ist. Einmal ist das Vorbandensein einer Aenkal-eenservatiden Mehrheit überhaupt sehr zweifelhaft, sodann aber hat sich da- Eentrum zu entschieden gegen da- Projekt verwahrt unv selbst unter den Eonservativen gehören viel« zp den Gagnern. I» andern Fragen mag die durch di« Annäherung-be« strebungen zwischen Eonservativen unv Eentru« veherrscktr Lage wohl ihre Wirkungen äußern. Indessen hat die an geblich« Uebereinstlinmimg der Regierung bezw. der Eonser vativen mit dem Eentrum in teu social - politischen Anliegen der Gegenwart, wenn man an- allgemeinen Redewendungen und GeiichtSpunclen zu concrelen Fragen überging, noch alle mal sich a!« wring haltbar herauSgesteüt, und mal der Reichs kanzler auf dem Gebiet der Ardeilersürsorg« erstrebt, könnte er. wenn er sich mit dem Kern und Grundgedanken begnügt und aus gew sie entbehrliche oder schädlich« Zuthaten ver zichtet. auch mit liberaler Hilfe erreichen. Das aus dem Gebiet der Unfall- und Krankenversicherung ver Reichskanzler vorschlägt und was die Liberalen erstreben, ist so imvereinbar nickt, um, wenn man lediglich di« Sache im Auge hat. die Verständigung her bei,«führen. Indessen ist mit einiger Wahrscheinlichkeit »nzunehmr». daß auch tiefe Vorlagen mehr au der Ungunst ver äußern Umstände und der Unreiskeit der Regierung-oorschläge als an der innern Unvereinbarkeit der Gegensätze scheitern werden. Die Revision der Gewerbeordnung und de« Zolltarifs allein aber kann doch auch für die Freunde dieser Vorichläge kein genügender Preis für die Mühen einer langen Soinmersession seiir. Wir fürchten, die Klagen, daß die gesetzgeberischen Arbeiten mit jedem Jabr medr die Kräfte anspannen und dabei immer seltener ersprießliche Früchte tragen, werden durch dies« Session neue Bereicherung erfahren. Leipzig, 28. April 1882. Zur Präsidentenwahl im Reichstage wird uns au« Berlin vom Mittwoch geschrieben: „Die erste Sitzung Vr« Reichstags in seiner neuen Session wird verbältnißmäßig gut besucht sein. Alle Parteien haben an ihre Mitglieder ki, Aufforderung zu zahlreichem und rechtzeitigem Erscheinen er gehen lasten, und es rechtfertigt sich diese« Verlangen durch die vielfach gehegte Empsiudung, daß wir vor einer„Session der Ucberraschungen" stehen, in welcher Jrdem an seinem Platze die Pflicht obliegt, gegenüber unvermulhelen und doch möglichen Ereignissen wachsam zu sein. Zwar dir erste Hand- lung, die der Reichstag zu vollziehen baden wird, nämlich die Wahl de? PrändiumS. entbehrt nach Lage der Sache de- politischen Charakter»; die stattgehabten Besprechungen unter den Parteiführern haben ergeben, daß der Wiederwahl de« bisherigen Präsidiums (Levevew. Franckenstein, Ackermann) kein sachliche- ober politisches Hinderniß von irgend einer Seite enlgegeugrsteUt weiden wird. Wenn krovkem dir Möglichkeit einer anderweiten Zusammensetzung des Präsidium» noch nicht ausgeschlossen ist. so liegt der Grund in der noch immer nickt behobenen Ungewißheit, ob der sächsische Eonservative, Herr Ackermann, die Wahl zum zweiten Bicepräsidentea an- nehmen werde. Bon Herrn von Lcvetzow glaubt man jetzt sicher zu sein, dag er sich dem ehrenvollen Ruse, den Präsidentenstuhl wieder zu besteigen, nicht ver sagen werde. Einen Augenblick hatte es geschienen, als ob derselbe den, wie verlautet, nickt begründeten Protest gegen seine Wahl, der von den Liberalen de» Wahlkreise- Königs- bcrg in der Ncumark eingeaangen ist, zum Anlaß seines Ver zicht- zu nehmen geneigt sei. Wer indessen die weitherzige Latitude kennt, mit welcher unsere parlamentarischen Körper schaften die Wahlprüsungen hinauszuziehen lieben, der konnte diesen Grund von vornherein nickt als einen durchschlagenden gelten lassen. Bon allen Eonservalivrn, die alS Präsidenten möglich sind, ist Herr d. Levctzow jedenfalls derjenige, dessen «dzecUver und urdaner Gcschä'tSlritung sich sämmtliche Par» tri» de- Haufe« am bereitwilligsten unlerordnen möchten. Wi« regelmäßig, wird sich übrigen« morgen dir erste Plenar- sitzung de« Reichstag» unmittelbar an die Eröffnung durch Herrn v. Bötticher anschlirßcn. Der Präsident de- Avaeord- netrnhausr- hat dem Beginn der NcichStagSsession insofern Rechnung getragen, als er die morgige Sitzung aus eine un gewöhnlich frühe Stunde (10 Uhr) anberaumte und aus die Tagesordnung nur ganz untergeordnet« Gegenstände, wie Petitionen x., setzte." Unter den Parteiführern des Reichstags, soweit sie gleichzeitig dem preußischen Abgeordnetenhaus? angeboren, naben bereits vorbereitend« Besprechungen über die gefchäst- liche Behandlung stattgesunden, welcher der Tabak- moaopol-EnIwurs zn unterziehen sein würdk. Wenn über riese Besprechungen gemeldet wird, daß die Liberalen der commistarischen Borberalhung widerstreben, so ist da» nur theitweike richtig. Die Fortschrittspartei und die Secessiv- nistcn allerdings lehnen es ad, den Entwurf in eine Com- Mission zu verweisen, indessen auch sie sind zn diesem Entschluß erst nach längeren Erwägungen gekommen, in welchen es nicht übersehen wurde, daß dte Verwerfung der Vorlage eine ui» so gründlichere sein würde, je mehr die genaueste Prüfung die Unhaltbarkeit des ProjcctS in allen seinen Einzelheiten dargelegt. Was dagegen die Rationattiberalen anlanat, so üdeiwtagt bei ihnen v«e Meinung, daß dir principiellr Gegner schaft g«zen das Monopol nicht von der Pflicht gründlichster Vorberathung in der Commission entbinde. Es ist nach alledem anzunehmcn, daß die Verweisung de» Monopol-Entwurs- an eine Commission dnS Wahrscheinlichere sein werte. Wenn sich die Anhänger des Projeclö dir- als einen Erfolg anrecknen wollen, so kann man ihnen di« kleine Gcnugthuung mit Seelenruhe gönnen. In Wien ist es im deutsch-österreickiswen akade mischen Leseverein gelegentlich einer Wahlbesprechung zu argen Cccnen gekommen. Die beiden Parteien jenes Ver eines, die deutsch »nationale und deutsch-österreichische, stehen sich schon längere Zeit äußerst gespannt gegenüber, und so kam e». daß vei jener Wahlbesprrckung beide Parteien bart aneinander genethen. Da eS beinah« zu thättichen Angriffen ka». so sah der anwesende Polizeibeamt« sich veranlaßt, die Versammlung auszulvsen. Tie Slavifirung Oestrrreichisch- Schlesiens ist in beiden nationalen Elub« der Reckten des Adgeorbnetenhause« abrrnials Gegenstand von Verhandlungen geworden. Vor zwei Jahren hat der seilbrr verstorbene Abgeordnete TyszkowSki zu höchst ungelegener Zeit diese Angelegenheit in Anregung gebracht, und Ezechen sowohl als Polen glauben sich jetzt be müßigt. mit der auch ihnen nichts weniger als willkommenen Erbschaft auszuräumen. E- wird speciell der Abgeordnete Ehelmrcki gennnnt, welcher gegenwärtig an die Stelle lyszkowski'« getreten ist und eifrige Studien „in Wien sowohl als in Schlesien selbst" pflegt. Man ist indessen zu der Ein sicht gelangt, daß in «mein dreisprachigen Lande die Frage der sogenannten Gleichberechtigung denn doch nicht so glatt ge» löst werden könne, al» gewisse Idealisten und Chauvinisten der Reckten es sich träumen lasten. Beweis dafür, daß es sowohl im czechischen wie im polnischen Elub lebhafte Debatten gav. Die Majorität neigte zuerst der Airsicht hin. es wäre für Schlesien eine Sprachenverordnung i» dem Sinne zu erlassen, baß in Oftjchlesien (Teschen) die polnische, in Westschlesien (Troppau) tue czechtsche als landesüdlich erklärt werde. Da gegen haben nun di« Ezechen wieder Bedenken, indem sie darauf Hinweisen, daß es auch in Ostschlesirn viele crcchisck« Gemeinden gebe. Im Ezechenclub beantragte der Abgeord nete Mattusch, man möge ein Sprachengesetz für da» ganz« Reich mit Ausnahme Galizien« und Südtirols vorschlagen, welcher Antrag jedoch nickt vir geböria, Unterstützung sanv. Die ganze Frage brsindel sich letzt in Schweb«, doch werden zwischen den bei den Grupfxn die Verhandlungen fortgesetzt. In Laibach ist die slavisch« Agitation in rin neues Stadium getreten. Die Llavenrn agitiren jetzt für die Bürqermeiftrrwahl, di« in acht Tagen stattfindet. Die Deutschen werden durch alle möalichen Mittel. Kundiaunaen geschäftlicher Verbindungen. Drobbrief« u. dgl. eingesckltchtrrt. Leiber besitzen die Denl'chen in ganz Krain kein journatistisckes l^rga». welches ilne Interessen vertreten könnte. Wie die Dinge sieden, dürsten leider die Slavrn die Wabl ibres Bürgrrmeister-Eandibatcn Graselli durchsetzen, der halb Jla liencr, halb Slave ist. Au- Naab, welche Stadt fast eine völlig deutsche ist. gebt die Nachricht ein. daß auch dort einige nationale Gestalten aus Pest ausgetauchl sind, welche für einen „Pro test" gegen den deutsche» Scbulvcrein „Stimmung" zu machen beabsichtigen. Einen jener Agenten. NaiiienS KercSztury. der in Pest Minist,rialbeainler sein soll, bearbeitet in Raab zumal kie deutschen Kleinbürger, Geiverbslrulr und Arbeiter, deren geringe politische Bildung ibm selbstverständlich erlaubt, den guten Leuten die größten Räubergeschichten zu erzählen. So bebarplet KerrSztury allen Ernstes, der Deutsche Schnlorrein in Berlin sei nur rin „verkapptes preußisches Agitation« Coinilv", Vas die „Annexion llngarnS an Preußen" vorzubereite» batte. Tie österreichische Regierung sei mit dieser Annexwn ganz einverstanden, weil Fürst Bismarck jener stall Ungarn die ganze europäische Türkei samml Serbien und Bulgarien angebolen bal-el — Diesen Blödsinn boren d Raabcr Pfahlbürger mit offenem Munde an und wirkt.ck ist e» schon grluiigen. einige derselben gegen den Deutsche» Scbulvcrein i» Harnisch zu bringen. Wenn also demnächst auch in Raab ein ..Prolest" gegen den Deutschen Scbulvcrein vom Stapel gelassen werden sollte, so wird inan wissen, was man davon zu hatten hat. Wie aus Pest gemeldet, nimmt das ungarische Ab- geordnktenhauS seine durch dir abgelaufene DelegationSsesston unterbrochenen Sitzungen Sonnabend wieder aus. Verschiedene Beschlüsse der ungarische» Delegation dürsten im Adarordnelen- hanse zu heftigen Auseinandersetzungen führen. „EgyclerleS" kündigt bereit« einen Scandal an, „wie er noch nie in einem Parlamente"vorgckoinmen. AlicbdiegemäßigteOxpesitivn wird, wie „Naplo" versichert, der Regierung unv ihrer Partei unverblümt die Wahrbeil sagen." „Naptv" fordert auch die „gesammtc ungarische Nation" aus. sie möge gegen die Fort setzung der bisherigen TrcnpationSpolitik energisch protcstircn unv überall iin Laute Volksversammlungen veranstalten, die jenem Proteste Ausdruck geben sollen. — Man darf also immerhin aus die nächsten Sitzungen de- Adgeorvnetenhausc« grspannt sein. Iw kroatischen Landtag, dessen Majorität zur Fahne der „edlen" Ungarn schwört, vergeht jetzt fast keine Sitzung ohne Scandal. Es wird nicht allein «mt Worten, sondern sogar mit —Pistolen demonstrirt. Go entqegnete gelegent lich de» Voranschlag» über die LandeSfcnd« SectionSches Zsiwkowitsch aus die beschimpfenden Acußrrungen Starlschewilsch'S gegen die halbamtliche „Agramer Zeitung" mrl einer Anspielung auf gewisse zweideutige Be ziehungen deS Vorredners zu Baron Rauch. Skarlschewiksch wollte hieraus zu persönlicher Entgegnung da- Wort ergreifen, wurde aber vom Präsidenten, welcher in der Aeußerung deS SectionScliesS keine Beleidigung fand, daran gehindert. Ta ries C tausch,witsch: „Nun, wenn eS hier nickt gestattet ist. seine Ehre zn rechtfertige», so werden die Pistolen sprechen." — Diesen Worten folgte ein surusibarcr Tumult, der den Schluß der Sitzung beschleunigte. Nach einer Depesche aus Wien wurde bei Jelovido (südwestlich Erkvice) am 2.1. k. eure Abthellung, welche zum Wasserhole» commaudirt war, von Insurgenten» die über Pazum gckomme» waren, aus Hinterhalten beschossen. Hierbei wurden vier Mann schwer verwundet. Die BedeckungS- mannschaste» vertrieben, unterstützt durch berbeigceilte Ab- theilungcn der Feldwachen, »ach kurzem Gefechte die etwa 3- Mann starke Jiisurgentenablbciluua. Am ls. unv 22. d. wurde daS Terrain zwischen Trcbinje. Ljubinje. Nevcsinje und Gaczko von 20 neben einander vorrückenben Compagnien durchstreift, wobei kleinere Jnsiirgentenbanden bis zu 50 Mann stark bei Koseindol. Krslac und auf der Baba Planina zer sprengt wurde». Die Insurgenten verloren mehrere Todte und Aerwundcte, sowie Lebensmittel und Munition; 7 In surgenten wurden gefangen. Tie Truppen Hallen keine Verluste. A»S Drody wird geschrieben, daß in Folge der jüngste» Grwalttbaten gegen die Inden in den sütrussischcn Pro vinzen viele Brvtyer Handelsfirmen ihrer Verbindungen mit den südrussischen Handelsplätzen verlustig wurden. Das Ent setzen über die jüngsten Vorgänge in jene« Provinzen ist nämlich unter der jüdischen Bevölkerung so groß, daß viele Handelshäuser ihre Geschäftsoperationen eingestellt und mit ihren Familien ihre Wohnorte eilend» verlassen haben. Daß unter solchen Nmnänden Handel und Berkehr überall ins Glocken geralhen, ist selbstverständlich nickt zu verwundern. Man meldet ouS Rom: „Tie öffentliche Sicherheit ist in verschiedenen Theilcn Italiens wieder so ernstlich bedroht, daß Presse und Parlament sich nun der Frage bemächtigen, und bei der Regierung auf energische Maßregeln dringe». Den sensationelle» beiden Aushebungen aus Sicilien sind aiidere Ausschreitungen in der Romagna gefolgt, welche die dortige Bevölkerung in nicht geringe Angst versetzen. Tie Abgeord neten der Romagna aller Parteien haben deshalb bei Depretis Audienz genommen, um der Negierung die Beschwerden und Wünsche ihrer Landsleute auSeinandrrzusetzen. Dies« Wunsche lausen im Wesentlichen aus eine Verschärfung des Sicherheits dienstes und «»ne erhebliche Vermehrung der GenSvarmcir hinaus." Am Mittwoch um 8 Mir Morgens hat zu Rom die Trauung der Comtesie Anna Prcci, der Nickte des Papste-, mit dem Grasen Canali iu derPrivat-Capelle des EarkinalS P-eci im Palazzo Barberini, dem Sitze Ver be rühmten Gaterie. stattgesunken. Anwesend waren ungrsäbr 20 Personen der ulteamontancn Aristokratie. Man erickien in strengem Inkognito: Damen, Herren, Dienerschaft, Wagen und Pferde, Alle- war schwarz; nur die Braut war in einer weißen, mit Mvrtbrn »nd Lrangenblütbcn geschmückten Robe erschienen. Cardinal Pecci hielt eine TrauungSrede von den schweren Zeiten, welche anrrgen sollten, um so christlicher zu leben. Nack der Dränung wurde der Braut da» Geschenk de« PapstrS überreicht, rin kostbarer Dian,antenschmuck' Ja- evbini verebrte einen Perlenscdmuck im angeblichen Werthe von l00.000 Lire. Alle Well ist gespannt, ob das Braut paar auch die Eiviltrauung vornebmen lasten wirb, da in Italien bekanntlich die bloße kirchliche Ehe al- Concu- binat gilt. Man theilt der „N F P." aus Kairo folgende» Schreiben mit. welches der Krieg-minister Ara bi Pascha an den cghplischcn Prrßleiter genchlcl hat: «»läßlich der Ankunft einer Prinzelstn und Gattin deS Ex-Khedivr ISmail Paicha in Alrzandrie» veröreilete ma» von beitzeiligier Leite da» Geruch«, daß der Krieg-minister und die Ossiciere der Armee dein Ausrnihalle vieler Perlon in ttqilvirn günstig gesinnt srirn. Ticie« Gerüch« wurde all« einer solchen Besliininlliril propagiri, daß man eS er»«« nehmen konnie. Ich Halle e« sür opvonun, diele Gerüchte sowohl in meinem Namen, al« im Namen der Lificiere »nd ietdsl der gemeinen Soidalen der egopttiche» Armee ganz eni- ictueden zn dementiren. D e -lnnee ist allgemein in llcoereinstiinnmng mit dem Volke gegen die Nückkcür irgend ciner Perlon oane Unler» chied de» Range» oder Geschlechtes, die leiten« de« Ex üliedire er chetnen sollte, weil Nation und Armee schon im Voran- überzrngt sind, daß die- von großem Uetzel >ür da« Land wäre. Ich sorderr Lic aui, diesem Schreiben die grösiimögliche Verdreuung zu geben, dam» ma» b>e Wahrheit rrsalire und dam» jeder .stweitei verschwinde. Ter ürieg-ministcr Ahmet Arabt. Die Judenverfolgung in Rußland. Die Osterzeit ist in Rußland von einein barbarischen Pöbel mit Greneltbalcn gefeiert worden, wie sie bei uns im Westen gli cklicker Weise seit Jahrhunderten »ichl vvrg,kommen sind und auch nie mehr Vorkommen können. Wir wünschten nur, die Berichte, die uns die neuesten Greueltbaten des russischen Antisemitismus schildern, wären übertrieben; sie scheinen eS aber nickt zu sein. Man bedenke, was eS heißt, wenn eine blühende und volkreiche Stadl zu vier Fünfteln niedergedrcuint wirb; wenn man 10 Todte unv 300 Verwundete zählt und wenn sämmtliche bewegliche Habe der Geködteten, Verwun deten und Mißhandelten geraubt worden ist. Und nickt aus eiuer einzigen Sladt — au» mehreren Orlen kommt tie Nachrickt, daß in solcker unmenscklicken Weise gehaust worden ist. In Balte» sind, wie gemeldet wird, von den Häusern, welck« jüdische Eigenthümer hatten, nur 15 stehen geblichen. Ja noch gestern mußten wir melden, daß in Eamenetz Podol-k die jüdischen Häuser niedcrgebrannt wurden und ein Schaden von einer Vicrlelmillion augenchlet worden ist. Die schänd lichsten Gewaltthaten gegen Frauen sind nach den Berichte« überall verübt worben und sogar kleine Kinder desindea sich unter den Verwundeten. Man fragt billige, Weise: Befindet sich^dieses Rußland denn noch im Urzustände, daß solche Greuel tagelang fort gesetzt werden können, ohne daß irgend eine Autorität erscheint, um ihnen Einhalt zu Ihun? Haben wir es in Rußland mit einem geordneten StaatSwrsen ober mit einem nach Art der Noinadenvölker eingerichteten Gemeinwesen zu tbun? Nun, wie eS scheint, halte da» Mililair gar keinen Befehl, mit Waffengewalt rinzusckreilen. Schon am ziveitcn Tage war Militair in genügender Anzahl vorhanden, um die Plünderer zn Paaren zu treiben, aber eS sah sich die Sache ganz ruhig n»il an. bis endlich der durch falsche Nachrichten getäuschte Gouverneur herbeirilte und den Greueln ein Ende machte. AlS der Pöbel in der Stadt Balta zu plündern begann, sandte man an die Landgemeinden angeblich um Hilfe. Statt dieser Hilse strömten Schaaren von Bauern herbei, welche die Plünderer thalkräsligst unterstützten, so daß die Sache allerdings den Anschein eines von langer Hand vorberriteken CoiuplollrS hat, bei dem sich wie es scheint einzelne behörd liche Personen mit dem mord- und raublustigen Pöbel im Einvcrständniß befanden. Man kann sich unmöglich denken, daß eine solche Be wegung ganz plötzlich auS dem Voten herauswächst und auch einen solchen Umfang annimmt. Dazu gehört dock ein äußerer Anlaß, welcher Art er auch sei. Es mag in Rußland Leute geben, die den vn:dun»nten Bauern einredeu, die Jude» seien an allem Unglück schuld» da» über Rußland gekommen; sie seien schuld an ver elenden Lage der russischen Bauern »nd vielleicht auch an den schlechten Ernten oder an de,» russisch-türkischen Krieg und an dem Nihilismus. Die Bauern mögen daran glauben; anders aber jener verdorbene Pöbel der Olädle, der sich aus Jeden stürzt, den er glaubt berauben zu können und dem eS ganz glcichgiltig ist, ob er eS mit einem polnischen Juden oder einem deutschen Christen zn tbun hat. Aber die Gedanken müssen doch erst in die Maste ge worfen worden sein; man muß den Judenhaß erst iu ein System gebracht haben, bevor solche entsetzlichen Früchte zum Vorschein kommen konnten. ^Lie Anregung ist in Rußland von oben herab gekommen. Hat man matt schon Monate lang die Juden au- ihren Wohnplätzen vertrieben? Hat man nicht eine Menge gehässiger AuSnabmemnßregrln gegen sie angewendrl? Hal man sie nicht in ihrem Gewerbe gestört und ihnen vielfach die Grundlagen ihrer Eristenz entzogen? So bekam c» den Anschein, als ob die Juden in gewisser Beziehung in Rußland rechtlos wären, waS sie in der Tbat auch sind und der Pöbel stürzte sich über sie und über ihr Eigenthum her. So bilden die Gewaltthaten. die der Pöbel unv die Bauern verübt haben, nur das Gegenstück zu den administrativen und polizeilichen Versolgungrn, welche die Juden ersabren mußten. Möge man im Westen nicht übersehen, daß. nachdem ein mal dieScbeu gebrochen, tcrarligeDinge in Rußland wie eine an steckende Krankheit uin sich greisen können. Wenn man heute die Juden mißhandelt und beraubt hat — dasselbe kann morgen den Deutschen, übermorgen anderen Fremden geschehen, wenn die Beukegier und der Haß ihre Aufmerksamkeit aus sie richten. Die Behörden werden ebenso wenig rettend unk schützend zur Stelle sein, wie bei den Juden. Also — vickonul cousalo» ehe eS zu spät ist. preußischer kan-lag. " Berlin. 28. April. Das Abgeordnetenhaus setzte heute die zweike Berakbung de» Gesetzentwurfs über die Eisendahnräthe fort unv zwar bei dem fortschrittlichen Antrag aus Einsetzung einer parlamentarischen Eiienbahn- eoutrolcommission. teste» Ablehnung die Commission bean tragte. Abg. Bückleman» verlheidigte die vorgrschlagcne Einrichtung, dir nickt einen Eiiigrifs in dir Verwaltung be zwecke, sondern nur dem Landtag vir Kennlniß des sachlichen Material» vermitteln und ibm die Ausübung seine» Eontrol- recbt- ermögliche» wolle. In äbnlicder Weise sprach sich Abg. E. Richter c>»S, nachdem Abg. v. Ouasi von konserva tiver unv die Adgg. Hammacber und v. Eynern von nationalltderaler Seite die dem Vorschlag rntgegen- sirbenden Bedenken entwickelt Hallen, der Erstere bob dir Schmä lerung der Krourechke hervor, welche dieser Eingriff ia di«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite