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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188301218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-01
- Tag1883-01-21
- Monat1883-01
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1883
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ke-arlion und Lrorditiou Jvhanno-gasse 33. Sprechstunden der Nedartisn: Bormütags 10—13 Uhr. Nachmittag- 5—3 Uhr. Fit» dt« RU<r,»>« ri»,»t«»dvr „cht sich du mcht »a»l»»ltch. «,««»«« der für Pt, «»chttk-l,«», N»»»er «esrtocixle» -nler«te «» rs»chk„»i»,r« bis S Utzr Rachmltta««» a» L««»»„«» Festtagen früh Pt«'/,» Uhr. In den /iliulru sAr Ius.-^nn«hme: Ott« Ktem«, UaiversilLisstrahe 31, L««t« Lüsche, Kathariuknstrab« 18, «ur bt» '/,S Uhr. eMger Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage 17,380. ^donnemnitspreis viertelj. 4'., Mk. incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Posl bezogen 3 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplnr 10 Pf. Gebühren iür Extrabeilagen ohne PostbelürLerung l9 Mk. mit Pofibesörderung 4L Mk. Inserate sigespaltene Petitzeile SO Pf. Gröbere Schriften laut unserem Preis verzeichnis,. Tabellarischer Say nach höherem Tarif. Nrclamrn unter dem Nrdartionsürich die Spallzeile 50 Ps. Inserate sind stels au die Expedition zu senden. — Rabatt wird nichi geg.be». Zahlung praevumeiiwsto oder durch Post, nachnabrnc. ^ 21. Sonntag den 21. Januar 1883. 77. Jahrganz. r.—. -kr. 72't» ll-ier 14'/» V—. »räao üiaia» lS.7ü. 4-1.40. »r von d« »», ! trän«. kräzalre» >1 - New- Loodon- Uttkn-. ivc^tool. Ä.l>. . laie»»»-; Vomba». Ontario", djntont", ustralieii: p»rrp»-l. Irtz»«". »«, t«s k-D»»»s«r L2L Amtlicher Theil. Seffenlliche Sitzung -es Stadtverordnetrn- Lollegiums Mittwoch, am 24. Ja»«ar IS8S, «ach der gemeinschaftlichen Sitzung de- Stadt» ratheS ond der Stadtverordneten, tu» Saale der L. Bürgerschale. Tagesordnung: l Bericht de« Bau-, Oekonomie» und Finanzausschüsse« Uber ». die Petition der Anwohner de« Naundörfchens wegen Herstellung eines Auszange« dom Naundörfchen nach der Canalstraßc: b. Verkauf von Bauareal, gelegen fischen der Schillerstraße, PeterSstraße und dem PeterSkirchhos, an die Deutsche Reichsbank. II. Bericht de« Bau» und Finanzausschüsse« über: bauliche Herstellungen in den Kellerräumen de« Feuerwehr» Depot«. m. Bericht de« Bauau-schusse« über: ». Conto „Lagerhos", Pos. 26 der Ausgaben de« Budget« pro 1883; d. Conto 32 „Schauspielhäuser" Pos. 8 und 24 der Ausgaben des HauShaltplaneS pro 1883; <r. Herstellung von Damenaborten im neuen Theater; ä. Einlegung der Wasserleitung in die neu projectirle Straß« auf dem Areale der Leipziger Kramer-Jniinnq (Verbindung zwischen der Härtelstrage und KönigSplatz); «. die Rück äußerung de« RatbeS aus die Anträge deS Collegium- zum Conto „Wasserleitung" de- HauShaltplaneS aus das Jahr 1883. IV. Bericht deS Bau-, Oekonomie- und resp. Versassung«- auSschusseS über: a. Conto 1 „RatbSstuöe", Abtheilung Bauaml deö Budget« für 1883; b. Conto 10 „Wohs- jahrtspolizei" sAbtheilung HI der Ausgaben de- dies- tährigen HausbaltplaneS; o. Parcelleneintheilung für vaS städtische Areal zwischen der Harkorlstraße und der Straße k' de« südwestlichen Bebauungsplanes. V. Bericht des Sckulau-schusse- über: n. die Nückäußerung de« Rathe« auf den Antrag, dir Ausnahme der Privat- casse der Alumnen in da« Budget brtr.; k. Anschaffung einer Krötllinger'scken dhnamcelettrische» Maschine für die Realschule I. O. Vekannt«ach«ng, die Gtnführana einer Minimaltax« für die mikroskopische Fleischbeschau betreffend. Aus Anregung der hier beliebenden Fleischbeschauer-Der» einiaung für Leipzig und Umgegend und in Erwägung, daß die Trichinenschau, wenn sie überhaupt dem Publicum die der Natur der Sache nach mögliche Garantie gewähren soll, eine ziemlich mühsame und aufhältliche Arbeit ist, und darum nur dann erwartet werden kann, wenn sie entsprechend entlohnt wird, ordnen wir hierdurch zur weiteren A»-sübrung der Bestimmungen Uber die mikroskopische Fleischbeschau in der Stadt Leipzig vom 3. Juni 1879, deren Z. 8 vorschreibt: Für die Untersuchung der zu einem Schweine gehörigen Fleischtheile und für die Ausstellung der Bescheinigung »ud vL darf nicht «ehr al- L ^k beansprucht werdan, ' Folgende« an: Für mikroskopische Trichinenschau einschließlich der über deren Erfolg auSzustellenben Bescheinigung sind mindesten- die nachfolgenden Gebühren zu ergeben: N bei Fleischern pro Schwein . . . 2) bei Restaurateuren und Producten- bändlern pro Schwein .... S) bei Personen, weiche nicht gewerb«» mäßig Fleisch verkaufen .... 4) für Untersuchung von Schinken nnd sonstigen Fleiscktheilen pro Stück . Die Ausführung mikroskopischer Fleischbeschan unter diesen Minimaltaxpreisen wird den verpflichteten Trichincnsckauern bei Geldstrafe bi» zu ISO ^4 für jeden einzelnen Ueber tretungSfall verboten. Leipzig, am lü. Januar 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. -retfch Dr. Geo-rgi. fchmer. Holzauktion. Freitag, den 2«. Januar diese« Jahre«, sollen von Vormittags 9 Uhr an aus dem Schlage in Abth. 27 n de» Burgauer Forstrevier« in der Lindenaucr Gottge, in der Nähe des Leutzsch-Leipziger Fahrweges und der grünen Linie ca starke Abranmhaufen und 411 . Langdausen unter den öffentlich im Termine ausgehangenen Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an Ort und Stell« meist bietend verkauft werden. Zusammenkunft: auf obigem Schlage. Leipzig, am 15. Januar 1883. DeS Rath- Forst-Deputation. Vrknntlolj-Auctlon. Donnerstag, den 24. Januar d. I-., sollen von Vormittag« 9 Uhr an im Forstreviere Connewitz auf dem Mitkwelwaldseblage in Abtk. 32 ca. 180 Hausen starker Abraum und 75 « Srhlagreiffig unter den öffentlich im Termine au-gedangenen Bedingungen und gegen die üblich« Anzahlung an Ort und Stelle meist bietend verkauft werden. Zufammenknnft: auf dem Hvlzschlagr in der Tonne» witzer Linie. Leipzig, am IS. Januar 1883. De- Raths Aorst-Depntatioa. Der Inhaber de« von unserem ll. Filial al« abhanden gekommen angezeigten JnterimSscheine» über da« Sparkassen- buch Serie 1, Nr. 93069 wird hierdurch «usgesordert. denselben innerhalb drei Monaten und längsten« am 22. Avril d I. an die unterzeichnet« Anstalt zurückzugehen ober fein Recht daran zu beweisen, widrigenfalls der Äparcassen - Ordnung z^iiSß dem anaemekdelen Berlustträgcr nach erfolgter Be- n»i,ui,q seiner Anzeige da« Buch auSgehändigt werden wird. Leipzig. den 19. Januar >833. Die Verwaltung de- Lethhanse-nn- derGpareaff«. Vekanntmachlmg. Unter dem heutigen Tage ist Herr Friedrich Wilhelm LlemeuS Weder al» städtischer BollstreckungShiissbeamler bis aus Weitere- ein» zestellt und in Pflicht genommen worden. Leipzig, den 19. Januar 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Wang Vr. Georgi. langmann. Bekanntmachung, die Anmeldung schnlpstichtiger Kinder betr. Nach 8. 4 deS Gesetzes dom 26. April 1873 hat jede« Kind die Volksschule seines Aufenthaltsortes acht Jahre lang, vom vollendeten sechsten bi» rum vollendeten vierzehnten Lebensjahre, ununterbrochen zu besuchen. ES sind daher diejenigen Kinder, welche bt- zum A. April diese- Jahre- da- sech-te Lebensjahr vollenden, zu Ostern dieses Jahre« der Schule zuzusühren und vom 22. dt- 24. diese- Monat- Vormittag« 10 bi« 12 Uhr und Nachmittag« 2 bi» 4 Uhr bei dem Direktor der Bürger« oder Bezirksschule, welch« die Kinder besuchen sollen, anzumelden. Dabei ist für jede« an- zumeldcnde Kind ein Taus- oder Gedurlözeugniß, sowie ein Impfschein und von Seiten der keiner Religion-gesellschast angehvrenden Dissidenten eine schriftliche Erklärung darüber vorrulegen, in welcher Religionslehre die Kinder unterrichtet werden sollen. Wer für sein Kind die Befreiung vom Besuche einer iädtischen Volksschule in Anspruch nckmen und dasselbe einer höheren UnlerrichlSanstalt, einer concessionirten Privatsckule überweisen oder von einem geprüften Privattehrer unterrichten lassen will, hat solche« dem SchulauSschuss« schriftlich anzureigen. Sollen gebrechsiche, kränkliche oder geistig unreife Kinder vom Besuche der Schule über das gesetzliche Eintritt-alter hinan« zuriickgchalten werden, so ist die Genehmigung dazu bei dem ScdulauSschnsse unter Beibringung ärztlichen Zeug nisse« schriftlich nachzufuchcn. Wer diesen Vorschriften zuwiderhandelt, hat sich der ge setzlichen Maßnahmen zu gewärtigen. Leipzig, am 13. Januar 1833. Der Schalaa-scdust der Stadt Leipzig. Or. Panitz. Lehn:«. Realschule N. Ilrdimng. (Rordstraste 21.) Di« Anmrldnn» neuer Schiller für Ostern erbitte ich mir Dienstag, «en L» und Mittwoch, den 21. Januar, Vor mittag« 8—12 und Nachmittag« 2—5 Uhr. E n Schulzeugn ß (die Michaeliscensnr), der Geburtsschein oder das Tauszeugniß und der Impfschein sind vorzuleqrn. Die Aufnaümcprüsung findet Mittwoch, den 7. Februar, früh 8 Uhr statt. Papier und Feder sind mitzubriugen. Leipzig, den 18. Januar 1883. vr. F. Pfalz. Mittwoch, de» 7. Februar diese« Jahre« findet früh 1v Uhr die freiwillige Versteigerung des Wolnihausr« mit vtartrn, welches in der Lmdenauer Llraste unter Nr. 10 zu Plagwttz gelegen, im ÜtotzrnschlöijchkN daselbst statt. Das Geiammt-Areal enthält 2400 Quadrat-Ellen und ist an 2 Straßen gelegen. Die Bedingungen werden vor dem Termin bekannt gemacht. Plagwitz, den 20. Januar 1883. Uhlig, OrtSrichier. Nichtamtlicher Theil. Ein legitinMlches Lomplot. Die Legilimisten und die Bonapartisten haben die Rollen gewechselt. Tie Anhänger deS Grasen Cbambord pflegten bis dahin nur in Worten ihren Wünschen Luft zu machen, die Thaten Überließen sie den Vertretern d«S Kaiserreichs; jetzt hat sich da- Blatt gewandt: Prinz Jerome Napoleon läßt in den Straßen von Pari« ein prahlerisches Manifest anschlagen, während die Legitimisten die Vorbereitungen zu einer bewafs. neten Schilderhebung treffen. Schon im August v. I. machten die Legitimisten von sich reden und man brachte die Ans« schreitungcn der schwarzen Bande in Montccan-leS-MineS mit Umtrieben zur Wiederherstellung der Bourbonenherrschast in Verbindung, dann folgte die Banketbewegung in der Bcndäe, bei welcher sich einige legitim isttsche Heißsporne durch ihre rum Ruhm des KönigthumS gehaltenen Reben auszcichnete». Man nahm da« aber Alle- nicht ernst, sondern amüsirte sich über da- Treiben der Legitimisten königlich, weit man wohl wußte, daß von Heinrich V. eine energische Thal nickt zu erwarten war. Jetzt bringt das Mamsest Jerome's Dinge an den Tag. die bisher nur da« Gcheiinniß der Eingeweihten, wie e« scheint aber auch zugleich der Negierung waren, welche den Hauptschlag erst dann zu führen beabsichtigte, wenn die Möglichkeit geboten war, alle Mitschuldigen zugleich zu treffen. Der Rcdacteur de» „Rappel". Locrop, lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit zuerst aus daS legitimistische Complot, er scheint aber dennoch aus falscher Fährte zu sein, kenn er hält die Hcrzöge von Aumale, von EhatreS und von Alenxon und den Prinzen von JoinviUe für die Anstifter, während dock nach anderen übereinstimmenden Nachrichten der als Legitimistensührer bekannte General Cbarette al« die eigent liche Seele der Unternehmung genannt wird. TieBerschwörung ist unter dem Namen der .Katholischen Alliance" organisirt und man spricht von 33 Legionen, welch- im Westen und im Centrum Frankreichs nur des verabredeten Zeichens darren, um loSzubrechen. Der „TcmpS", das Organ Duelere'S, vestätigt durch seine Mittbeilungen. daß die Regierung von der Sache unterrichtet ist. und daß sie die legitimistische Verbindung bereits seit längerer Zeit überwacht. Das qambel- tistische Blatt „Pari«", welche« bekanntlich auch über die anarchistische Verschwörung die ersten genaueren Nachrichten brachte, fügt binzu, daß e« sich um eme rein legitimistische Bewegung handle. Dann ist anzunehmen. daß die der oriea- nistischen Linie der Bourbon« angchörigen Ossiciere mit der Sacke nickt« zu tbun baden, daß also Locroy keine Veran lassung hat. diese Ossiciere der Aufmerksamkeit der Regierung , zu empfehlen. E« ist ja richtig, baß der Name de« Herzog« i von Aumale ehedem al« PrasidentsckastScandidat öster ge- I nannt wurde, aber mit den legilimistischen Wüblercien bat I dieser General niemals etwas zu thun gehabt, außerdem ist ' er schon seit längerer Zeit von der Gicht schwer geplagt und wohl nicht mehr dazu geeignet, eine so gefährliche und dabei o au»sichl«lose Unternehmung zu leiten. Der Herzog von Aumale hat stets diejenige Besonnenheit gezeigt, weiche mit Abenteuern nichts zu thun haben will, und außerdem siebt den ihm untergeschobenen ehrgeizigen Absichten ein Vertrag entgegen, welcher vor einigen Jahren zwischen den Vertretern der Linie Orleans mit dem Grafen Chambord abgeschlossen worden ist. Nach diesem Vertrage haben die Mitglieder de« Hanfes Orleans ihre Rechte auf den französischen Thron an Heinrich v. Chambord abgetreten und haben sich verpflichtet, diese Reckte, fall« sie einst zur Geltung gebracht werden sollten, anzuerkennen. Erst nach dem Tode deS Grasen Chambord treten die Ansprüche deS Hause« Orleans aus den sranzöstschen Thron wieder in Kraft und zwar ist der Erbe de« im Jahre 1848 vertriebenen König« Loui« Philippe der Graf von Pari«. Dir Prinzen von Orlean« haben sich bisher sorgfältig ge hütet, mit den Legitimisten. also den Anhängern de« Grasen Chambord, gemeinschaftliche Sacke zu machen, wa« dieser zu thun für gut befindet, thut er aus eigene Verantwortung, und daS wissen die Prinzen von Orlean- sehr genau, daß von dieser Seile keine kühne Thal zu erwarten ist. Das Manifest deS Prinzen Napoleon erscheint jetzt, da die tegitiliiistische Verschwörung bekannt wird, in einem ganz andern und weit mildern Licht. Der alternde Prinz hat von dem Complot de« General Charette Kenntniß gehabt und sich gedrungen gefühlt, ihm zuvorzukommen! in diesem Sinne hat er sich ja auch ausgesprochen. Da« Manifest wirkt aber da durch nur um so lächerlicher und sinkt zu einer Donquixvterie von unwiderstehlicher Komik herab. Dce legilimistischen Ab geordneten in der Kammer waren bekanntlich wüthend über den Versuch deS Prinzen, seinePersonjin den Vordergrund zu schieben, ie fürchteten, daß dadurch ihre eigene Sache Schaden leiden könnte und mit Recht, denn entweder fand der Prinz mit seinem Manifest Anklang und dann war für eme legitimlsttsche Erhebung kein Raum mehr oder er siel damit durch und dann war die Rückwirkung auf ein ähnliche« Unternehmen unvermeidlich. Der letztere Fall ist eingetreten. da« so orgsam yebegte Geheimniß der Legitimisten ist verrathen und dadurch die AuSsührung unmöglich geworden. Die 33 Legionen de« General Cbarette können höchsten« noch al« Stoff für eine Operette im Stil der Ossenbach'scheu oder Lecocq'schen Verwendung finden und General Charette kann darin eine ähnliche Nolle spielen wie der General Bum Bum in der Herzogin von Gerolstein. Prinz Plon Plon hat al» Herold ober Quartiermacher für die Legitimisten gedient, er hat den richtigen Ton angeschlagen, um sie dem Fluch der Lächerlichkeit preiSzugcben. Tuclerc bat in der Tbat außergewöhnliches Glück: Zuerst stirbt Ganibctta n»d Chanzp folgt nach und beide bieten der Regierung den Anlaß, Frankreich im Brillantfeuer strahlen zu lassen, dann liefert sich Prinz Napoleon durch sein Manifest selbst in die Hände der Regierung und als Schlußefsect kommt die Entdeckung und Unschädlichmachung des legitimistischen Complot — eine wirksamere Serie pon Triumphen konnte sich der alle Duclerc nicht wünschen. Und eine Negierung, die solche Erfolge auszuivcisen hat. kann die Kammer füglich nicht fallen lassen, sic muß schon, um den Schein der Einigkeit aufrecht zu erhalten und nicht den Vorwurf der Undankbarkeit aus sich zu laden, das Ministerium Duclerc am Ruder lassen. So steht heule diese Regierung nach fast halbjähriger Thäkig keit gefestigter als irgend eine ihrer Vorgängerinnen da. Aber ganz abgesehen davon hat auch die Sache der Republik durch die Ereignisse seit dem Tote Gambelta'S wesentlich an Kraft und Festigkeit sowohl im Land« selbst als auch nach außen hin gewonnen. Noch vor Kurzem so unterwühlt er scheinend. daß man fürchtete, sie könnte die Beute deS ersten besten kühnen Abenteurer- werden, ist jetzt die französische Republik mit dem Nimbus der Würde umkleidet, der Tod ihres Begründer» und ihres Bcrlheitigers. weit entfernt, die Zwie tracht der Parteien zu entfesseln, dient im Gegcutheil dazu, die Republikaner zu einer compacten Masse zusammen zu fügen, welche der Versuche, von verschiedenen Seiten ihren Bestand zu gefährden, spottet. Nichts konnte besser geeignet sei», die Republi kaner in ihrer eigenen Meinung zu heben, als der klägliche Versuch deS Prinzen Napoleon, das Kaiserreich wieder herzustellen. Zu keiner Zeit waren die Aussichten für eine monarchistische Restauration in Frankreich schlechter als in diesem Augenblick, daS wird General Charette eben so erfahren, wie eS dem Prinzen Napoleon bereit» zum Bewußtsein gekommen ist. Wenn jener durch die Ereignisse der letzten Tage etwa- ge lernt hat. so wird er einsehc», daß er am Besten thut. wenn er seine Legionen in aller Stille auslvst und sie auf bessere Zeiten vertröstet. Der Wink, welchen der „TempS" ihm er- lhcilt hat, ist deutlich und verständlich genug, um befolgt werden zu können. ES bleibt dem Ministerium nun nur noch übrig, dl« Ablehnung des Floquet'schen Gesetzentwürfe-, durch welchen die Mitglieder der französischen Herrschersamilien ans Frankreich und den Eolonien verbannt werden, zu beantragen, um den Beweis geliefert zu haben, daß Frankreich stark genug ist, auch solche ungesährliche Leute aus seinem Boden zu dulden und um sich vollftändisf als Herr der Lage gezeigt zu haben Man darf das Ministerium Duclerc zu seinen leicht er> rungencil Erfolgen beglückwünschen. daS Wort, um seine Sympathien mit dem Anträge auS- usprechen, waS im Namen deS Centrums Herr v. Sckor» emer-Alst tbat, nachdem der gestrig« Redner der Ultra» montane», der Abgeoidnelc Peter Reschensperger, durch eine Angriffe gegen den Anlrag eS dahin gebracht hatte, daß in der „Germania" au-drücklich erklärt worden war, daß Herr Reichensperger die Anschauungen der Mebrbeil deS EentruniS nicht wiedergegeben bade. Abg. Sonncmann befürwortete ebenfalls commissarische Be- rathuiig. dock nicht etwa weil er in dem Anträge irgend einen brauchbaren Kern zu linden vermochte, sondern damit bei dieser Gelegenheit die Ausführung des Rcichrsleinpeige'etze- zur Sprache gebracht und die berechtigten Klagen des Kaus- mannSsianteS geprüft werde» könnten. Im klebrigen erklärte sich dieser Kenner der Börsenverbältnisse durchaus mckl gegen eine stärkere Besteuerung deS mobilen EapilalS, doch war er, wie alle Fachinänncr, der Ansicht, daß der Wetell'scbe Antrag den ganzen Verkehr außerordentlich erschwere» wurde und weniger eine CapilalS-alS eine Verkchrssteuer wäre. Auch ein Socialdemvkrat mußte hier sein Licht leuchten lassen. Der Abg. Kavier gab seiner Genngtlnnmg über de» Kamps geqcn die Börse und da« Capital Ausdruck, doch war er der Meinung, daß nicht nur das mobile Capital, sondern auch die liegenden Gründe de« Herzog« von Ratibor, de« Fürsten Hatzfeld, der Herren Stumm und v. Minnigerode confiscirt werden müßten, und zwar zur Vertheilung unter die Socialdemckraten. Bon der Börse zeigte er gerade so viel Verständniß wie Jemand bei einmaliger Betrachtung des Börsenverkehrs von der Galerie au« zu erlangen im Stande ist. Mit großem GeschickwiderlcgtederAog. AlrxanVerMeyer die Ausführungen de» Vorredners und zeigte, wie die Feindschaft zeaen die Börse bei den Agrariern und Socialdemokraten den» elven Wurzeln entsprösse. In einer gediegenen AuSeinandrr- etzung ivieS der tüchtige Volkswirth nach, daß die Börse ein Spiegelbild d-S Lebens sei. nickt besser und nicht schlechter als daS Leben selbst, und entwickelte in Allen verständlicher Weise da- Wesen der Schlußscheine, der Speculatwns- und Difserenzgesckäste, deren absolute Nolbwendigkeil danach Nie mandem zweifelhaft sein konnte. ES war schon spät ge worden, und daS HauS ziemlich abgespannt und ermüdet, alS noch Herr vr. Per rot, der bekannte Agrarier, ei»« Ber» nichtungSrede gegen die Börse zu halten unternahm Herr Pcrrot führte eine Masse uncontrolirbaren statistischen Materials vor und forderte durch di« Leichtfertigkeit seiner Behauptungen wiederholt heftigen Widerspruch heraus. Schließlich nahm noch Herr Ludwig Loewc da« Wort, um in markigen Zügen die Haltlosigkeit der Argumente Pcrrol's zu erweisen und daran zu erinnern, daß gerade die politischen Glaubensgenossen de- Herrn v. Wedel! und des vr. Perrot und zwar die Träger der erlauchtesten Namen sich am meisten bei dem „Tanze um daS goldene Kalb" in den Grünterjabren bctheiligt hätten. Herrn v. Levetzow'S Wahl ist heute ohne Debatte nach dem Anträge der WablpriisungSeomiinssion beanstandet worden Der Präsident hatte den Takt, während dieser Gegenstand aus der Tagesordnung stand, sich durch den Vice- präsidenten vertreten zu lassen. Außerdem hatte Herr v Levctzow den sesten Entschluß, sein Amt als Präsident niederzulegen, doch wurde ihm grade von liberaler Seite der dringende Wunsch zu erkennen gegeben, daß er aus seinem Posten verbleibe. Man erkennt allgemein an. daß Herr v. Lcvetzow in der kurzen Zeit seiner Amtsführung sich vor züglich eingearbeilet hat. und daß eS stet- sein Streben gewesen ist. mit strengster Unparteilichkeit seine- AmteS zu walten. Es würde geradezu eine Ealamilät sein, wenn Herr v. Levetzow sein Amt nicverlegen würde. Selbstverständlich müßte sein Nachfolger unter den jetzigen Verhältnissen jedenfalls ein Conservaliver sein, und wenn schon diese Partei überhaupt nicht reich an Kräften ist, welche besondere Befähigung für die Geschäf'tsleilung einer großen Körperschaft an den Tag gelegt haben, so würden nun wiederum erst Wochen vergeben müssen, ehe ein neuer Präsident auch nur einige Routine sich erworben hätte. Jedenfalls würden die Geschäfte deS Parlaments unter einem Präsidialwcchscl bedeutend zn leiden haben, und man ist Herr» v. Levetzow zu Dank verpflichtet, daß er den Bitten deS Seniorenconvents entsprochen bat." Leipzig, 31. Januar 1883. * AuS dem Reichstage wird uns vom Freitag ge» schrieben: „Der zweite Tag der Debatte über diepro- ccntuale Börsensteuer führte zwar deren Schluß herbei, doch kommt morgen Herr v. Wevell-MaIchow als Antrag steller nochmals zum Wort, um die gesetzgeberisch« Mißgeburt gegen die zahlreichen Angriff«, welche er von recht« und links und auch von Seilen deS CcntrumS erfahren, zu vertbeidigen. DaS HauS war äußerst schwach besetzt, und auch die Tribünen des Publicum« waren leer; gleichwohl dauerte die Sitzung über sechs Stunden. Zunächst nahm sür die Conservalivcn der Abg. Arnold daS Wort, seine» Zeichen» Professor in Marburg. Ter geehrte Herr scheint gewohnt zu sein, nur in kleinen Auditorien zu lesen, denn von seinen Ausfüh rungen wurde sowohl im Hnuse, wie aus den Plätze» der Journalisten fast kein Wort verstanden. Indessen ist nickt daran zu zweifeln, daß Herr l)r. Arnold sich sür das Princip deS Wevell'schen Anträge« ausgesprochen hat. Nach ihm nahm der fortschrittliche Abg Büch temann da« Wort, welcher ebenso wie die gestrigen liberalen Redner auseinander- setzte, daß der Antragsteller durchaus ohne genügende Kenntniß von der Bedeutung der Börse und ihren Geschäften vor gegangen sei. Auch ein Pole, Herr v. EzarlinSki, nahm * DaS CentrumhatimpreußischcnAbgeordneten- bausc sowohl als im Reichstag die kirchcnpol itische Action mit vollen Kräften begonnen. Zu den verschiedenen bereits vorliegenden Anträgen ist jetzt noch eine Interpellation gekommen wegen deS Vorfalls, daß katholische Militairmann- fchaslcn in Kofel in den Gottesdienst eines „StaalSpsarrcrS" commandirt worden seien. Dieselbe Beschwerde ist, wenn wir unS reckt erinnern, wiederholt auch schon früher von, Eenlrni» vorgebracht worden, indessen begnügte man sich, sie b>'i>» Milikärctat vorzutragen n»d eine Antwort de» KnegsminisicrS entgegen zu nehmen. Gewiß nickt ohne Absicht ist diesmal die feierliche Form der Jnlerpellation an den Reichskanzler gewählt worden. Die verschiedenen Vorstöße, die da» Centn»» >n den letzten Tage» unternommen, dcutcn nickt daraus bin. daß erfolgversprechende Verhandlungen zwischen Staat und Curie im Gange sind. * Aus Posen wird un« vom 19. Januar geschrieben: ..Die Zahl der hier erscheinenden polnischen Blätter hat sich seit Neujahr um drei vermehrt, so daß die G-sammt- zahl der hiesigen polnischen Zeitschriften sich gegenwärtig aus II beläuft. Von diesen erscheinen zwei größere und eine kleine politische Zeitung niit Ansnabme der Sonn- und Feiertage täglich; zwei politische Blätter erscheinen wöchentlich dreimal und zwei erscheinen zweimal wöchentlich Von 4 Blättern bellctrislsschen Inhalt« oder religiöser und polnisch- nationaler Tendenz erscheinen 3 einmal wöcbenttlch und I zweiwöchentlich einmal. Ein landwirthschastliches Blatt „Zlemiamn" erscheint allwöchentlich und ern Blcncuwirlh- sckasllichcS „Pasiccznik", dessen erste Nummer gestern zur Ausgabe gelangt ist, erscheint allmonatlich einmal. Teuliche Blätter erscheinen hier im Ganzen 9; davon sind 2 politische. 3 amtliche („Regierungs-Amtsblatt". Amtliches Kirchenbtatk" und „AinIllcheS-SchuIblatl") »nv ein landwirlhschastliche«; die „Landwebr .-seikniig" ist Orqan der Landwebr-Bereine; rin alle Sonntag: erscheinendes Platt ist evangelisch-religiösen und kirchlichen Inhalts; die jüngste deutsche Zeitschrift ist die „Polnische Correspondenz". »ie wöchentlich einmal erscheint. Die Ecsammtzahl der hier erscheinenden Bltlter beträgt veniiiach nicht weniger als 23." * Nach den Mittheilungen der „Germania" war m dem Vertrage zwischen der römischen Curie und Ruß land ausdrücklich ziigestanten worden, daß die Sprache beim
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