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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.01.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188301279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-01
- Tag1883-01-27
- Monat1883-01
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.01.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Redaktion und Expedition Jvhanne-gassc 33. -prrchütNldku -rr Lrdactiaa: Bormiikag« 10—13 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. F-r dt» Nltä,»-» ein,klankirr Manalcr»«» »achl ftch tu Rrdicne» nichl »crdindiich «nna»«e der für die «ichftsolgeude Nommer besktuintteu Jus ernte a« Wochcutage» bis L ttyr Nachmittag», «t« Laim- uud Kcsttagc» früh tt» '/,v Uhr. 3n den Fitialrn für Ins.-Ännahmr: Otto Klemm. Universiläisstraße 31. LoutS Lösche, Kathariiienstraße 18, tz. nur dis Udr. tlMM MH. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- n»d Geschäftsverkehr. Auflage 17,SSO. H)ouurmrntüpleis viertelj incl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer SO Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbesörderung 39 Mk. mit Postbesörderung 48 Mk. Inserate flgespaltene Petitzeile 20 Ps. Gröbere Lchristen laut unserem Preis- verzeichnst; Tabellarischer Lay nach höherem Tarif. Reklamen unter dem Urdactionsstrilh die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind fiel- an die l-xpeditiou zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnttuuiiwranila oder durch Post- Nachnahme. 27. Sonnabend den 27. Januar 1883. 77. Jahrgang. Zur gefälligen Achtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 28. Januar, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. Expedition des l-elprlxer ^NKedlattes. Amtlicher Thetl- Dom Sonntag, den 28. diese- MouatS, ab L«> in»t der sonntaglicke HauptgotteSdrevit in der iesigcn Thomas- und Hkieolarrircke —' ebenso wie bis her schon in den anderen hiesigen Kirchen — Vormittag- v Uhr und die demselben vorangehende Beichte um 8', Uhr; wogegen die bisherig« (Lchlutzzeit de- Gottesdienste- -- 1V', Uhr Vormittags — un verändert bleibt. Zn Gemäßheit von 12 der Verordnung, die Ausfüh rung deS Gesetzes, die Sonn-, Fest- und BußtagSseicr be treffend, vom 10. September 1870, bringen wir D>eS unter Einvernehmung mit der kirchlichen Behörde hierdurch zur öffentlichen Kcnnlniß. Leipzig, den 25 Januar 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgs. Harrwitz. Nichtamtlicher Thetl. vie Lrifis in Frankreich. Die öfstnllicbe Meinung in Frankreich, welche zuerst dem Ministerium Duclcrc Beifall zollte, weil 'es Len Prinzen Napoleon nach Berösfeullichung des Manifestes hatte ver haften lasten, ist jetzt zu der Ueberzeugunz gstonimen, daß cS am besten ist, chn wieder srcizugeben. Da» ist zwar ein ausfallende- Zeichen von Wankcimutb. aber di« Franzosen sind nun einmal nickt ander». Hätte da- Ministerium Duclerc den Prinzen aus freiem Fuße gelassen, dann würde die Majorität der Kammer sich über die Schwache und Un fähigkeit der Negierung beklagt und das Ministerium zum Rücktritt gcnölhigt bähen, da cS aber dem Strom gefolgt ist und den dreisten Angreifer argen den Bestand der Republik dingfest gemacht hat. so sind die andern für daS Land sehr fühlbaren Folgen dieser dem Anschein nach so energischen Maßregel zu Tage getreten. Ein Prätendent, den man ver lacht, ist nicht gefährlich, im Gezenlheil. er verliert dadurch an Entwickeluiigssähiakrit für die Zukunft, aber ein Prätendent, den man einspcrrt und mit dem man dann schließlich nickt weiß, was man ansangen soll, wird nicht blvS zu einer Verlegenheit, sondern geradezu ein Unglück für bas Land. Man bat sich gewundert, da» Prinz Zerome sich so leicht in sein Schicksal fand und daß er seine gute Laune keinen Augenblick verlor. Ter Prinz ist ein Mann von nicht unbedeutenden geistigen Fähigkeiten, obwohl er auch seine sehr schwachen Seiten hat. wer weiß, ob er nicht auf seine Ge fangennahme. alt aus den besten Erfolg, den er überhaupt erreiche» konnte, von vornherein sveculirt hat? Aus die bloße Thatsache der Veröffentlichung de» Manifeste- hin wäre die Kaiserin Eugenie sicher nickt nach Paris gekommen; sie laßt« diesen Entschluß erst, nachdem da» Manifest durch die Per Napoleon. Caffaanac wußte es Wohl, daß sich die Armee für den Prinzen Pion Pion nicht gewinnen ließ und deshalb suchte er de» Sohn Zcrpinc'S, den Prinzen Victor aus. den Schild zu Heden. Da» war vom GesichlSpuncte deS enragir- ten Bonapartisten gewiß nicht zu verwerfen, denn der junge Mann erweck e nicht nur durch seine persönliche» Eigenschaften bessere Hcssnungen als sein Vater. sondern er kalte auch außerdem »och den Vorzug, daß er von Napoleon l V., wie die Bonapartisten den Sohn Napoleon'- IIl. »ennen, als Nachfolger seiner Rechte bezeichnet war. Jetzt ist diese bis tabin osten und mit Sorgfalt offen gehaltene Krage durch daS Manifest und mehr noch durch die Berbastiing de- Prinzen Napoleon gelöst. Cassagnac und Ronher sind trotz ibreS Widerspruchs jetzt gewiß weit bester aus de» Prinzen Zerome zu sprechen als früher, denn er hat die Napoleomichc Legende wieder aus der rein akademischen Spbäre in daS Gebiet der lebendige» That- sackcn hinübergeteitet. Ob daS ihm selbst oder seine», Sohne zu Gute kommt, ist ziemlich gleichgillig, genug, die Caffaguac und Eonsortcn haben jetzt wieder die Möglichkeit, eine Rolle zu spielen. Die Kaiserin Eugenik ist nach kurzem Auscnthatl in Paris nach England zurückgekehrt, aber sie hat durch ihre Reise bewiesen, daß sie noch an den Traditionen deS Hanse- Bonaparte sesthäll und daß sie bereit ist, ihre Nolle atS Kaiserin - Wittwe zu spielen, wenn da» Schicksal ihr dazu Gelegenheit bietet. einer durchgreifenden Aenderung zu unterwerfen, ob bei dichtem Nebel, bei völliger Dunkelheit ei» bestimmtes schwächeres Fahrlcmpo seslzusetze» sei, diese und ähnliche Fragen dürste» eventuell der internationalen Ceininissiou zu »»tcrbre len sein. Wahrscheinlich wird die Besprechung der Angelegenheit bei der dritte» Lesniig keö Marinc-ElalS erfolgen Ter Abg. Schulze-Delitzsch fühl, sich derartig an- gegrisien. daß er die Absicht bat, sein Mandat atS Reicks- tagsniilglicd nieder,ulegen und sich überhaupt völlig von den öffentlichen Geschäften zurückzuziehen. vcrmiethnng in der NeilÄlmlle am Lianen'tlden Vlake I Ostung des Prinzen zu einem Ereignisse gestempelt war und eü/ r- L 'l , t «I. I stk kinsah, daß ihre Gegenwart den Gesammteindruck der Zn obiger Fleischhalle soll die mielhfrrl werkende Ab theilung Nr. 17 vom 10. Februar diese- Zahres an gegen einniouatliche Kündigung TstcnStag, den Vv. d. MtS-, Vormittags 11 Uhr im Saale der alten ÄPaage, Katharincnstraße Nr. 29, 2. Etage, au de« Blttftptetende» anderweit vermiethet werden. Die BermiethungS- und Verfiel gerungsbedingungen liegen nNs den, RathhauSfaale 1. Etage zur Einsichtnahme an». Leipzig, den tv. Zanuar 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Ccrv De. Georgi. Frutti. Aolranction. Mttwoch, den dl. Januar a. o. festen von Bor mittag 9 tlhr an i», Forstreviere Connewitz auf dem Miltet- waldschtage in Abth. 32 - . >- ca. 6 Rm. Eichen-Nutzsckeite und 300 Nm. Eicke» Brennschcite unter den im Termine öffentlich ausgehangenen Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an Ort und Stelle nach dem Meistgebote verkauft werden. Zusammenkunft: aus dem Holzschlage in der Tonne» »itzer Linie. Leipzig, am 22. Januar 1883. DeS RathS Forst-Deputation. MtztiolMction. Mittwoch, den 7. Februar diese« Zabre« sollen von Do» mittags 9 Uhr an auf dem Mittelwaldschlage in Ab- tbcilung 8b des Durgauer Forstrevier- in der Nähe des ForsthauseS und der Fluthrinne, an der sogenannten alten Linie. 32 Eicken«, >23 Buchen-, 61 Rüstern-, 31 Linden- 2> Eicken-, 8 Ahorn-, 1 Masholber- und 76 Ellern- Ru-klötze, 84 Stück Schirrdölzer und 80 » Schtrrstangeu unter den ösientlick im Termine au-gebangenen Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an Ort und Stelle meist bietend verkauft werden. Zusammenkunft: aus obigem Schlage. Leipzig, am 23. Zanuar 1883. DeS RathS Forst - Depntatton. Bekanntmachung. Ter seit dem 14. Juli 1883 hier unlcr Poüzelaussickt gestellt«, «achstehend näher beschriebene Dtenstknecht Christian Hermann Tchrapel an« stitesa hat sich der Aussicht entzogen und hält sich verborgen. Wir ersuchen um Festnahme und Herweisung mittel- ZwangsvasseS. Leipzig, den 25. Januar 1883. La» Paltzet-Amt der Etadt Leipzig. Bretschneider. Magier, Rsdr. Signalement. Alter: geb. den 25. 12. 1853. Grüße: 167 em. Statur: schmächtig. Gesichtsform: oval. Gesichtsfarbe: gesund, are: blond. Auge«: blau. Augenbraue«: blond. Bart: rasirt. se: stumpf. Mund: voll. Stirn: niedrig. Äinu: rund. Zähne: gut. Kennzeichen: — Der Detinirie de- hiesigen Oteorgenhause- Philipp Heinrich Taniel Stumpf, am 16. Juni 1822 zu Hirichbcrg geboren, ist von einem ihm am 2. Januar d. I. »erstatteten Ausgange nicht in die Anstalt zurückgckehrt uud treibt sich vermulhlich vagadundirend umher Wir ersuchco, den rc. Stumpf zu verhaften und Nachricht anher zu geben. Leipzig, den 25. Januar 1883. La- Polizei-Amt der Stadt Leipzig Lretichneider. Magier, Rsdr. Erstatteter Anzeige zufolge ist der am 28. Sevtrmoer 1861 zu Aocblitz geborenen Srlma Vmille Erler da« ihr unterm 28. Decem ber 1877 von dem dortigen Sladtrath« au-gestellte Dienstbuch hier abhanden gekommen. Air bitten, da- Buch im Ausfindung-salle an uu» abzuliesern. Leipzig, am 25. Januar 1883. Lg» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Magier, Rsdr. Jagd-Verpachtung^ Die Jxadnutznng der Gemeinde Hatzenletna bei Delitzsch. circa 2426 Morgen, soll Lonnadend, den tz Fetruar, Nachmittag» S Mir >» hiesigen Gasthause aus 6 h nicreinander solgeud« Jahre verpachtet »er den. Hoheiileiua. den 18. Januar 1S83. Li« vrt»»«tz-rd«. napolconischen Kundgebung verschärfen mußte. So viel hat Zerome jedcnsall- erreicht, daß man von seinem Manifest spricht und daß man mit seiner Person al» einer ber Republik gefährlichsten Macht rechnet. Einen so bedeu tenden (Erfolg häkle Plon Pion kaum erwartet, er wäre schon zufrieden gewesen, wenn man ihn über die Grenz« geschasst hätte. Statt dessen hat man ihn gewürdigt, ihn zum Mittel: punct der Lage zu macken; er ist heut« die Hauptperson in Frankreich, um welche sich Allel dreht. D>« Kammer ist in größter Aufregung, da- Ministerium ist in der Anslösung begriffen und warum? Weil Prinz Napoleon in der Eon eiergrrie gefangen sitzt und weil die Regierung nickt wmß, waS sie mit lhm beginnen soll. Schon hatte man di« Eow siituirung deS Senats, als höchsten Gerichtshöfe», zur Ab »rtheili.ng eines Prinzen in Erwägung gezogen, al- die Radikalen ncch in letzter Sliinde darauf hmwiesen. daß cS lhöricht sei, mit den; Prätendenten, der säst ohne Anhang im Polte sei, so viele Umstände zu machen. „Laßt ihn taufen" war der Kern aller ihrer Auseinandersetzungen, „dann wird er ausbören, gefährlich zu sein " Man sollte kaum glauben. waS der Prinz Napoleon wäb rend der kurzen Zeit feiner Gcsangenschast Alle» erreicht hal. Nicht nur, daß man in einer Woche mehr von ihm gesprochen und geschrieben bat, ai» während seine- ganzen übrigen Leben-; der sonst von den Royalisten atS so unbedculend ver lästerte Mann bat eS sogar dahin gebracht, daß die als Ofsiciere in der Armee dienenden Prinzen von Orleans aus dem Puncle standen. nicht nur ihre Chargen zu verlieren, sondern auch in die Verbannung zu gehen. Eine Panik, wie sie in den letzten Tagen aus der Pariser Börse flattgcsunden hat. übcrtrifst fast AUcS in dieser Beziehung Dagewesene und durch die ungeheuren Geldverluste, weiche die Verhaftung ves Prinzen einem beträchtlichen Thcile der Franzosen verursacht hat, ist die ursprünglich mit so großem Beisall begrüßte BerhaslungSmaßrcgcl zu einem schweren Fehler geworden, der den, Ministerium mehr Sorge bereitet, als die egyptische Frage sammt Doppclcontrole und dem sra» zösiscken Einfluß in Egypten. Darüber hätte schließlich eine bösliche Auseinandersetzung mit der englischen Negierung binwegqebolsen, aber die Verluste, welche die französische Rente ihren Besitzern seit acht Tagen gebracht hat, wiegen schwerer als alle Schulden, welche Egypten bei seine» fran zösischen Gläubigern hat und au- dem, wa- jetzt in Paris geschehen ist. sieht man erst, wie unbedeutend die ganze egyptische Angelegenheit für Frankreich eigentlich ist. Das Mlniflcrium Duclerc cxistirt schon seit dem 20. Zanuar »ur »och dem Namen nach und e« ist in dieser Lage viel gleich gütiger, ob Duclerc abdankt, als ob der Krieg-minister Billot seine Entlastung rinreickt. Nie zuver ist da« Krieg« ministerium wichtiger gewesen, al- gegenwärtig; da« bat sich klar gezeigt. Billot und Zaure-guiberry geben mit leichtem Herzen ihre Zustimmung zur Verhaftung des Prinzen Napoleon aus dem sehr «»sacken Grunde, weil Zerome keinerlei Sympathien bei den maßgebenden Persönlichkeiten der Armee hat. aber sowie der Antrag gestellt wirv, daß die Prinzen von Orleans au- der Armee entfernt werden sollen da werden plötzlich Grundsätze laut, welche die Existenz der Armee in Frage zu stellen scheinen, falls den Prinzen nur ein Haar gekrümmt wird. Da- giebt zu denken, wenn der Krieg-minister der Republik Frankreich den Z»- sammenbanb der Armee für bedroht erklärt, scbalv man einige Lsnciere zur Disposition stellt oder verabschiedet, die neben ihrem Range in der Armee auch »och die Eigenschaft besitzen, daß sie einem Geschlecht angehöre». das «inst in Frankreich geherrscht hat. General Billot hat eS bisher immer anscheinend mit der Republik gehalten, ober seitdem Zloquel und Ballue ihr« Anträge gegen die Prinzen von Orleans gestellt haben, gewinnt es den Anschein, al- ob der Krieg-minister und sein College von der Marine bisher nur au- OpportunitälSrücksickten der Republik die Stange ge ballen hätten, al- ob sie in Wahrheit zu den geschworenen Anhängern der Monarchie zählten Die Sache »st eigentlich sehr natürlich und wenn man sich über etwas wundern konnte, so war e« vorzugsweise darüber, daß eine so große Armee wie die französische sich bisher ohne monarchische Spitze halten konnte. Das Räthsel ist jetzt gelost: die orleanistisctien Prinzen waren die Bestandtheile der Armee, um welche sich da» Ganze seit dem Sturz de» Kaiserreiche- gruxpirte. Der Herzog von Aumale al» General wurde »»-geheim al- der eigentliche Bcsehlthaber der Arme« betrachtet. Natürlich gab e« neben her auch viele Anhänger de- Bonaparti-mu». aber diese ent behrten de- Mittelpunkte- seit dem Tor» de- Prinzen Louis Leipzig, 27. Januar 1883. * AuS dem Reichstage wird uu» vom Donnerstag geschrieben: „Zm Reichstage wurden beute die EtatSberathungen fortgesetzt. Tie Etat- der Reichöschuld, der ReichSsieinpel- abgaden und der ReichSkruckerei veranlaßlen keine Debatte, eine solche entwickclle sich jedoch bei den» Etat desReichS- eisenbahnamlS. wo Aög, Frhr. v. Gölcr zunächst die Veranstaltung von Pergiiügui'gSexirazügcn beklagte, sodann den SonntagSoieusl der Bahne» überhaupt beschränkt wissen wollte und dabei die merkwürdige Entdeckung vorbrachte, daß die meisten Eisenbahunnsälle a» Sonn- oder Festtagen vor- gekomnien seien. Sodann beklagt« der deutsch-conservative Badenser die zu niedrigen Tarife für importirleö Getreide, ein aller SchmerzcnSrus der Agrarier, denen die Getrridepreise niemals hoch genug sein können, natürlich nur im allgemeineu Znleresse der gedrückten Landwirthlchaft. ES wird nicht Wunder nehmen, zu hören, daß Abgeordneter Freiherr L., Minniqerove »» Ganzen den AuSsührungeii leine- Aracl'onlgenossen beipst'chlcte, während Herr Ür. Perrot bei dieser Gelegenheit nur den Wunsch nach einer „eoncentrirteren" Slaiistik deS NeichScisenbahnamIS verlaut barte. Auch Abg. Reichensperger beklagte den SonntagS- dienst aus den Bahnen und m seinem Jammer stimmte sein »ltramontaner Freund Lingen» ein. Die agrarische» An schaumigen deS Herrn v. Gölcr wurden von den drei Fach inänncrn im Eisenbahnwesen, dem badischen Obcrbau- direclor und Cbes der dortigen SlaalSbabnen Gerwig und den Eisenbahndircclorcn Schräder uildBüchteina»», in ihrer ttnhallbarkeit bleßgelegt. Der socialdemokralischc Abg. Kayser klagte »atürtich cbe»sallS über die lleberbürdung der Arbeiter, er wäre natürlich durchaus damit einverstanden gewesen, daß nicht »ur am Sonntag, sondern überhaupt für immer die Arbeit abgesckafst würde. Vom landwirthschast licken Slandpuncte aus wandte sich der Abg. Witt gegen Herrn v. Güter, und Abg. Niethammer brachte in Anregiing, die BiebtranSporte am Svnntag einzustcllen, eine Maßregel, durch welche er sich eine bedeutende Erleichterung deS Eise»bah»pcrsv»a>S versprach. Nach dieser Unterhaltung zeigte sich, wie wenig belieb. daS ReichSeisenbahnamt bei allen Parlcicn ist, in der praktischen Folge, daß die geforderten Summe» für einen neu anzustellenbcn Sccretair, sowie für Remuneration an Bureau- und Schreibchüse ab getelnit wurde, »»d zwar aus den Antrag deS Abg. R>ch ter, welcher sich diesmal in völliger Ucbcrcinstimmung mit Herrn v. Minnigerode befand. — Beim Etat deS Rcchnungohoses deS deutschen Reiches wurde — ebenfalls aus den Antrag deS Abg. Richter — die Mchrsorveruug von 2400 für die Umwandlung der Stelle eine» vorlragenken RathS in die eines zweiten Direclorö gestrichen, obwohl der Direktor i», Reichöschatzamt, Herr Ascheubor». sich sehr nachdrücklich dagegen erklärte und die Nvlhwcndigkcil der Bewilligung zu erweisen bemüht war. Vor der Etaisberathung war aus eine Anfrage de» Abg. Sckulze-Delitzsch durch Herrn Geh Rath Wey mann die Auskunft erlbeill worden, kaß ein Geictzeiitwurs zur AuS sührung der Bestimmungen der internationalen Reblaus conveiition ansgearbeilel und in einige» Tagen de»» BundeSrath zugehcn werde. Die PetitionscvmMission hat in der letzten Zeit unter dein Vorsitz des Abg. Ur. Slephani satt täglich Sitzungen gehalten, nm das zahlreiche ihr vorliegende Material zu erledige». Besonders beschäsligle sich die Commission in den letzten Tagen mit den Petitionen gegen den Zmpszivang eine Materie, über welche bei den so sehr auSeiiiandcrgchenden Ansichten cs sehr schwer hält, eine Einigung herbeizusühccn. Zndcssen kann schon jetzt mit Sicherheit angenommen werken, daß die Mehrheit der Coinmission sich gegen die Aushebung deS Zinpszwanges erklären wird. Die Angelegenheit wird demnächst vor daS Plenum gelangen und dürsten die Aus siihriingen deS Mitgliedes deS kaiserlichen Gesundheitsamts, Geb. Regicrungöraths Koch, de- Entdeckers der Tubcrket- bakterien, von ganz besonderem Zntcresse se»i. Der Reichstag wirk i» jedem Falle die EtatSbe- rathungen in nächster Woche zu Ende geführt haben. ES sollen alsdann »och einige bereits mchrerc Male zurückgcstcltte Anträge von Mitglieder» de» HauicS sowie ein paar Be richte der PelilioiiScvinmissio» aus die Tagesordnung gesetzt werden. Tciniiächst wirb sich der NeickSiag bi» nach den Osterferien vertagen, da ein Zusammentagen desselben mit dem preußischen Landtage jetzt allen Parteien in gleicher Weise unthunlich erscheint. Vor der Vertagung wird Herr v. Bötticher nickt im Stanke sei». stj„ Ressort z» »ber nehmen, dock will er jedenfalls nach Ostern die Vorlage wegen Erhöhung der Holzzölle persönlich vor dem Reichstage vertreten. Tie traurige Assaire der „Cimbria" wird jedenfalls im Reichstage zur Sprache gebracht werken; ber welcher Gelegenheit unk in welcher Form, ist allerdings »och nicht enischieden. Vorläufig sinken »ur vertrauliche Besprechungen statt, ob eS nicht angänglich sei, daß internationale Maßregeln zur Verhütung deS Zusammenstöße- von Seeschiffen festgesetzt werden. Ob «s möglich sein wird, da- Beleuchtungssystem * Isttramontanen Blättern entnehmen wir die Mittbeilung, daß seitens der preußischen Bischöfe eine gcme»,ischast- liche Glückwunsch-Adresse an daS krön prinz licke Paar gerichtet ist. Hinzugesügt wird, daß die Adresse vv» dem Fiirslbischos von BreS»,» NainenS der preußischen Bischöse uiilerzeicbnet ist. Aui diese Weise kann die Täuschung aufrecht erhallen werben, alS ob auch die abgesetzten Bsichöse mit gralulirtcn. Der Petersburger „GoloS" bringt einen längeren Artikel über die Reise deS Herrn v. GierS nach Wien und behauptet abcrmcü», daß dieselbe mit einer Annäherung Oesterreichs an Rußland aus Grund der Theilung der Türkei zusamuienhänge. Da» russische Blatt bemerkt auch, jene Ai»iähe>u»g werde bald eine greisbare Gestalt an- nelimei,. Nach Depeschen a»S Wien hal in den dortigen politische» Kreisen ber Artikel de» „GoloS" große Ueder- raschung hcrvorgcrusen. * Die russischen Revolutionaire geben wiederum Zeichen verstärkter Thäligkeit, aber auch die Polizei hält scharfe Dackc. Zn Odessa ist soeben eine geheime Druckerei der Nihilisten enldcckt und beschlagnahmt worden, bxi welcher Gelegenheit den Polizeibeamten große Mengen revo- lulieeiaircr Druckschrislen in die Hände sielen. ES scheinen darunter auch vielerlei persönliche Nachweise gewesen zu sein, da ans Grund der gcmackten Entdeckung zahlreiche Verhaf tungen vorgcnoinmen wurden. . * Die bulgarische Regierung verlangt nun auch »i» einer an den englischen diplomatischen Agenten in Sophi« gerichteten Note die Zulassung Bulgarien- zur Dona»- Conserenz. Ta man auch Serbien zugelaflen und Bul garien gleichfalls ein Donauuserstaat ist, so dürste dem V-er- la»gen in Sophia wohl entsprochen werden. — Der russische Gencralcousul in Galatz und Vertreter Rußland« in der europäischen Tonaucominission. Herr Romanenko, ist auf der Durchreise nach London, wo er an der Donaucon^rrenz al» technischer Beirath de» russischen Bevollmächtigten. Baron Mohrenheim, Thetl nehmen wird, in Wien eingetroffen. Auch die übrigen in Galatz wohnenden Mitglieder der. euro päischen Donaucommission haben die genannte Stadt zum Zwecke der Theitnahme an der Londoner Konferenz verlassen. , ... . Wie an» Skutari vl» Budua gemeldet wird, beab sichtigt die christliche Bevölkerung EkutariS, da ihre au die Pforte um Sicherheit und Rechtsschutz gerichtete Petition bisher ohne Antwort blieb, derselben nunmehr eine zweite Petition an den Sultan selbst folgen zu lasten, in der die Beschwerden wiederholt werden und dem guten Willen der Bittsteller Ausdruck gegeben werten soll, energisch zur Be seitigung der Uebelsiände mitznwirkcn. Die muhainebantsche Bevölkerung schließt sich auch diesmal dem Schritte nicht an. * Die Lage in Frankreich ist in einem besonderen Leitartikel erörtert. AuS Pari« wird vom Donnerstag noch Folgendes gemeldet: In einer siaiigehobten anderweiten Conserenz ber Minister mit der Comiiilssio» der Deputirtenkammer erwiderte der Ministerpräsident Duclerc aus eine an ihn gerichtete Anfrage, da- Cabinet erwarte die Anträge der Commission und werde erst dann zu deren Bcralhung zusaminentrcten. Der Depuiirte Proust richtete die Anfrage an die Minister, warum die Regierung den Prinzen Nipolcon nichl krasl de« ihr zustehenden Recht- der Handhabung der hohen Polizei auSgewiesen h«be. Der Minister deS Innern, Jalliöres, erwiderte, da- bezügliche Decret von, Jahre 1873 habe zu zahlreichen juristischen Schwierigkeiten Anlaß gegeben. Proust fragte jerner, ob die Regiernng von den Rechten Gebrauch machen werde, die man im Begriffe Kehe, ihr zu gewähren. FallisreS antwortete, daS Labinet werde sich darüber berakpen. Der Depuiirte Fabre wieS aus die dopvelte Noth. Wendigkeit hl», eine für den Senat annehmbare Fassung zu schassen und eine MinifterkrisiS zu vermeiden und beantragte, den Prinzen die Annahme von Wählämtern oder von Civll- und Mlliiairdienststcllen zu untersag.». Ter Ministerpräsident Duclcrc erwiderte, die Regierung werde sich über den Vorschlag bcralhcn. Der Minister FalliLrcS erklärte, eS sei keinerlei Gcsabr für die Republik vorhanden, eS existlrten nur widerwärtige Veilletäten, dieselben Kälte» aber keinerlei Aussichl aus Erfolg. Be» dem in der Bevöllerung l>errschenden Geiste könne keinerlei Complot als Beiorgniß cinsl ätzend a»ge!ehen werden. — Da von, „Figaro" und „Gaulois" gebrachte Gerücht, der Unter- i'lichungSrichier beanirage die Einstellung des Verjähren- gegen dcn Prinzen Napoleon, wird als unbegründet bezeichnet. -- In auS FrobSdors cingegangenen Meldungen wird >cde Absicht dc-S Grasen Lbainbord. unter de» dermaligen Umständen ein Ma nifest zu erlassen, sormell dcmentirt. — Die Commission der Depulirtenkaninier hat, nachdem die Minister die Sitzung ver lassen hatten, einen Antrag angenommen, welcher allen Mitgliedern der Familien, die in Frankreich regiert baden, de» Aufenthalt in Frankreich, Algier und den Colonicn untersagt, dieselben der politische» Rechte beraubt, sie für nicht wählbar erklärt, sic hindert, der Armee anzu- gchörcn, und welcher die Zuwiderhandelnden vor die Zuchipolizel- gerichle verweist, um von denselben zu ein- bis sünsjähriger Ge« längintzstrale verurtheilt und nach erfolgter Strasverbützung über die Grenze gcwiese» zu werden. Die Annahme de-Antrages erfolgte mit 6 gegen 4 Stimmen, ein Mitglied der Commission enthielt sich der Abstimmung. (Wiederholt.) * Wie auS Venedig gemeldet wird, haben in Udinc bei mehrere» Personen, die dert kürzlich aus Mailand und Rem a»gekommen. HaiiSdurchsiichuii.zen stattaeiuiiten. die inveß ersvlglo» bliebe». Die Polsiei balle Mitlheilungru erhalten, daß die betreffenden Personen Unhänger ter Zrrekenta und sich im Aufträge derselben »ach Ndine begeben haben. — Aus den zwischen Venedig und Triest verkehrenden österreichische» Llovkdampsern sind neuerdings außergewöhnliche SicherhcitSinaßregeln anzeerknet worden * AuS Kairo gebt un» der Wertlaut de- vicek?-rNchen Dekretes z». mit welchem die Einsetzung einer '.«ter. nationale» EntschädigungS-Commission verhak wird Dasselbe lautet: Wir Kkcdive von Eghvteu drcretireu nach Anr-Mj d<s MiNisterrathS: I. Art. ES wird eine internationale Commicsion emaeietzr. welche ausschließlich cvmpcient 'ft, die Reclamanruen der Opfer der
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