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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188205209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820520
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-05
- Tag1882-05-20
- Monat1882-05
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1882
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Leterlio« uni Lrpkditi», IohanueSgafie 33. Hprrchstvndrn -er Ne-arti»»: vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—S Uhr. >1» W» »»ch< HO m mch» »«»iMIich. >»«ch»« »er für »t« «ächftf»»,e»h« «»»»« A»t«r«tr «, >l«che»r««e>« -t» 2 Ltzr Nackxrtttg,«, «» -»»»- un» Krfttagr« früh dt«'/,» lltzc. 2» -e» Filialen Nir Zns.-Äunah»«: Ott« »le«W. UnivrrfitLtSstr-be 21, L»»ts tißsche, Kaihorineiistraße 18, p. «nr dt» '/,S Utzr. eWMr.TllgMatt Anzeiger. Auflage 17,300. Hdoiuirmrnlsvrris vierkrlj. 4'/, Mt, incl. Brinqrrloan ö Mk., durch die Post bezogen ü Mk. Jede emzcmc Nummer 2ö Hs. Belegexemplar 10 Hs. Gebütirea iür Sxrrabeila««» odue HostdesSrdenmg 39 Mk. «et Posldeiörderung 48 Mk. Isleratr -gespaltene Petitzrile »0 Pf Gr-Herr Schritten laut nnserem Hrets- verzeichiiih. Tabellarischer La» nach HSHerrm Tartf. Krclamen nntrr -rn Kr-altioastrich die Loallzeür 50 Hs. Zmerale sind siel« an die tztrpedttta« z» senden. — Rabatt wird uichl gegeben. Zahlung xrnelluiueriu»!« oder durch Post Nachnahme. ^§140. Zur gHlligen Veachtung. Unsere Expeditton ist morgen Sonntag, den 21. Mai, Vormittags nur bis jr» Uhr geöffnet. LxpeäMon äe8 I-elpz-lxer 1'»xedlk11vs. Sonnabend dm 20. Mai 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Thcil. Vckanntmachung, die «« Lv. ««d 21. Mat d. I. ffattff«dr»dea Nennen z« Leipzig betreffend Du» Anlaß der am 20. und 21. dieses Monats aus dem Rennplätze hier ftattsindenden Rennen wird zur Ansreckt. «Haltung der Ordnung, sowie zur Sicherung de- Verkehrs hiermit Folgendes verordnet: 1) Don 12 Uhr Mittag- bi» 6 Uhr Nackmittag» bleibt der Sckciocnwcg vom Sckleußiger Wege bis zum Äobannapark und von der Brandbriicke bis znm Kirsch- wehr für de« öffentliche« Fahr« «»d Skeit- verkehr, sowie vom Scklenßig« Wege ab bis zum Scheibengehvlz auch silr den Fnßverkehr gesperrt. 2) Wagen, welche in die Rennbahn gelangen wollen, haben den Hinweg über den Floßplatz, die Dufour» straßc und den Sckleußiger Weg, den Rückweg aber durch da» Schcibcngchölz und den Iohannapark zu nehmen. 3) Wagen, welcke nur bi» an den Eingang zur Renn» bahn bei der Einmündung d«S Scheibenweges in den Schlcußiger Weg fahren, haben den Rückweg durch die Mahlmannstraße und Körnerstraße zu nehmen. 4) Alle in der Richtung nach der Rennbahn verkehrenden Wagen müssen vom Floßplatze ab eine Reihenfolge bilden und dieselbe streng einbalten. 5) Der gesammte Fahrverkebr hat sich aus den von ihm benutzten Straßen und Wegen stets recht- zu ballen. -) R»f de» Schleu-iger Weg« dürfe» Wagen nicht halten. 7) Die Drofchkeaführer müssen da» Fahrgeld von den Fahrgästen vor dem Einstrigen erheben. Das Fahr gelv betrügt für eine Per on l zwei Personen 1 us 2» H drei Per onen 1 50 vier Per onen 1 *«k 73 Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnungen, für deren strenge Beobachtung die Schutzmannsckaft Sorge tragen wird, werden mit Geldstrafe bi» zu 60 ober Hast bis zu vierzehn Tagen bestraft. Leipzig, am 15. Mai 1882. Der Rath und da- Poltzeiaurt »«selbst. Dr. Grorgi. Richter. Hennig. VrksimtMchllng. Die Wocheaniarktstcknde, welche während der Legung der Pserdebahngeleise im Brühl daselbst nicht unteraebracht werden können, werden ans die Dauer der gedachten Arbeiten in die Rttterstraste verlegt. Der Handel mit Pfingstnialen am Tage vor Pfingsten findet diesmal auf dem Aleischerplatze statt. Leipzig, de« 17. Mai 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. l)r. Tröndlin. Hennig. Bekanntmachung. Längs der Ufrrmaucr on der Jacob,,raße sollen Granit platten von 1.75 Meter Breite und Granitschwelle« von 0.25 Meter Breite gelegt und die damit verbundenen Lieferungen und Steinmctzarbeiten an «inen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnung für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau», Zimmer Nr. ls, aus und können daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „GranittrottoirS in der Jacobstraste" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum SI. Mat d. I«, Nachmittags 5 Ubr einzureickcn. Leipzig, am 15. Mai 1882. De» Rath- -er Stadt Leipzig StraHonbau-Dcpntatto». erledigt >at sich die am 22. Februar o. erlassene Bekanntmachung, den Mechaniker Shrtsttan Friedrich Moritz Arnold »«treffend. Leipzig, den 13. Mai 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. (Arwen-Anrt.) Ludwig-Wols. Doige. Vesentliche VuchhSndter-Itilrankalt. Die in jß. 7 der Glatttten der Lehranstalt für Buchhandlungs lehrlinge vorgeschriebene Auskiahmcprüfung der neuaagemeldeten Schüler findet Montan den 22. Mai ». v. früh k Uhr im Schul- locale, Alte Thomaaschule, statt. Papier und Feder find mit»«, bringe». Der Unterricht beginnt Dienstag den S3. Mai früh 6 Uhr. v«r Vlrvotar. Nichtamtlicher Theil. Fenier und Landliga. DSHrend man bisher glaubte, daß in Irland eine einzige geschlossene Partei den Kampf gegen England führe und daß diese Partei mit dem „no reut-Manifest die Höhe ibreü Wider- tandeS erreicht habe, ist jetzt drohend die Gewißheit hervor» zetreten, daß e- nickt die Landliga allein ist. die sich gegen England erhoben hat. Die vielen agrarischen Morde in Irland hätten schon längst beweisen können, daß neben der Landliga noch eine andere qewallthätigere Richtung existirt, die nicht durch äußere Organisation, sondern durch einen wilden TerroriSmuS die englische Oberherrschaft zu brechen bosst. Dieser Partei fallen auch die beiden Morde im Phönix-Park, die Europa so sehr in Aufregung versetzt haben, zur Last, und sie wird sich schwerlich berbeuaffen, ihre Schuld abzu- lcugncn, sondern sic wird, ähnlich wir dir russischen Nihilisten, dieselbe dreist aus sich nehmen. Wir meinen die Partei der Fenier; denn e- kann kein Zweifel obwalten darüber, daß c« frnische Dolche waren, die nn Dublin» Park zur Anwen dung gebracht wurden. Der Name der Fenier ist noch bekannt genug ; und Wenn man glaubt«, daß dieser Bund eingrschtummert sei. so hat man ;etzl den furchtbaren Beweis, daß man sich darin ge täuscht bat. Die Fenier sind im Gegensatz zu der Landliga eine mehr politische Partei; sie haben sich den gänzlichen Sturz der englischen Herrschaft als Ziel gesetzt, wahrend die Landliga sich lediglich auf die agrarische Frage beschränkt. Die Mittel der Liga sind im wirthfchasttichen Leben dasselbe, was etwa die Sleüerverweigerung im politischen; die Fenier bingegen haben seit ihrem Bestehen zu den rohen Mitteln de» Mordes und des TodtschlagS gegriffen. Der Feqierbund wurde gegründet in Erinnerung an den irischen Aufstand von 1798. dem bekanntlich ein französische» Eorpv iu Hilf« kam: man verlegte den Schwerpunkt der Organisation nach Nordamerika und setzte dort eine förm lich« irische Regierung in pnrtidu, ein, welche auch als solche sunrtionirte. Aber die englische Regierung schritt noch vor dem Ausbruche de» Aufstau oc« in Irland, der im größten Maßstabe geplant war. ein, verhaftete die in Irland befind lichen Führer und kam so der Bewegung zuvor. Nach einigen zum Thcil mörderischen Demonstrationen schien der Fcniani». »ins sein Ende gesunden zu haben, bis sich in der letzten Zeit seine Existenz wieder antündigte. Tiefe verzweiielte Partei ist e». gegen die sich die neuen Zwangsgesetz« richten sollen, die Gladftone nunmehr im Par lament vorgeschlagen hat. Wenn man die Situation reiflich Überlegt, so kommt man zu der Erkenntniß. daß Jene doch nicht so ganz unrecht gehabt, welche verlangt haben, man solle den Weg der Reformen betreten; und inan befürchtet nicht mit Unrecht, die neuen ZwangSmaßregeln möchten die ganze irische Bevölkerung dem FenianiSmu» in die Arme t«i»e». Jedenfalls sind die Vorschläge englischer Blatter. Irland in eine Einöde zu derzvandeln und die Irländer gleich den indischen Thua» zu tractiren, mehr al» unbesonnen, denn sie machen eine Ratton für die That einiger Wenigen vcr- antwortlich. Uns scheint, wenn es so sortgeht, wird ein positives Resultat bei der Sache gar nickt bcrauSkommen, wohl aber ein negatives, nämlich ein endloser mörderischer Kampf und die Uevcrzeugnng, daß England nicht fähig ist, die irisch« Frage zu lösen. Vekanntmachuilg. Die Pflasterung der Iacobstrnste mit Schlackensteinen und dir der Fußwege daselbst nut Moiaiksteinen soll an «inen Unternehmer in Accord verdungen werden. Di« Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Derwaltung, RathhauS, Zimmer Rr. 14, aus und können daselbst eingeseben rrfp. entnommen werde«. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Pflasterung der Jacobstrap«" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 31. Mai d. I. Nachmittag» 5 Uhr, einzureichcn. Leipzig, am 15. Mai 1882. De- Rath- der Stadt Leipzig Strapenba» Depntatton Das Gehen, Reiten und Fahren aus den im Gebiet« der Elstev-Reguttnma l. Section. mittlere und untere Abtheilung. befindlichen Flutvrinnen, Dämmen. Böschungen und sonstigen Anlagen außerhalb der besonder» angewiesenen und acpflastcrtcn Wea« ist bei lHeldstrase bi» zu 150 oder Haststrafe bi» zu 2 Wochen, soweit nicht in den allgemeinen Strafgesetzen für di« zur Beurthcilung vorliegende Zuwiderhandlung e»»e da» vorstehend erwähnte höchste Strafmaß übersteigend« Strafe angedroht ist. verboten. De» 2. Mai 1882. Der ^öntgl. bonineiffar für die Glsterregnltrnng, I» Strecke, «nittlcre und «ater« Abtheilung. Vr. Fischer, Amt-Hauptmann. Leipzig 20. Mai 1882. Zur parlamentarischen Lage wird »ns au» Berlin vom Donnerstag geschrieben: „Eine solche „EommisstonS- berathung", wie sie dem Tabakmonopolentwurf zu Theil geworden, ist schwerlich bisher in unserer parlamen tarischen Geschickte «lebt worden. Nur noch eine Sitzung und die Commission wird ihr Werk der Prüfung vollendet haben, nachdem sie im Ganzen dreimal zusammcngctretcn. Sie bat gestern in einer Stunde die ersten 32 Paragraphen der Vorlage abgethan, sie wird für dm Rest von 40 Para graphen am Freitag nickt längere Zeit gebrauchen. An wem die Schuld diese» summarischen Verfahren- liegt, braucht nicht erst gesagt zu werden. Daß sie nicht an km Mit glieder« der Commission liegt, kann nur für die übelwollenden Interprelation»künste der Osficivsen »weiselhaft sein. Es be stand von vornherein ein unlöslich« Widerspruch zwischen dem loyalen Entgegenkommen der RcichStagSmebrheil. die eine commiffarische Vorberatbung deS MonopclenttvnrsS zugrstand und der Aufgabe, ein Gesetz im Detail zu berathen, dessen Verwerfung nn Princip unaowenklich war. Die Folgen zeigen sich in einem Acte, der wie eine Verhöhnung de« Reichs kanzlers anssieht und dock gewiß nicht al» solche beabsichtigt war: sie »eigen sich in einem Gcfchwindschritt der Bepathung. welch« als unreife Flüchtigkeit gedeutet werden könnte und doch noch dem anderen Extrem, nämlich der Komödie einer gründlichen akademischen Unterhaltung ohne Ziel und Zweck, vorzuziehen ist. So ist diese unselige Moncpolsrage in allen ihren Stadien den Irrungen und Verwirrungen begleitet, und e» scheint, daß etwa» CorrecteS und Normales in dem ganzen Verlauf der Angelegenheit gar nicht zu Stand« iommen soll. Zuerst das überraschende Votum des Volkswirthfchafksraibs. dann di« seltsame Gruppirung von Majorität und Minorität im BundeSralh. jetzt eine Commission-Verhandlung, die selbst dm Freunden de» Monopols die Anrrkennnng abzwingt, daß cs bester gcwcsm wäre, gar kein« Commission znsammentreten zu lasten, als diese neue Niederlage zu provociren. Wenigstens ist aber jetzt da« Schreckgespenst der Windthorst'schcn Permanenzcommission definitiv beseitigt. Wenn auck der Centrum-sührer seinen Vorschlag in Bezug aus die Unfall»- und KrankcnversickerungS- Commistion sesibaltcn sollte, so ließe sich Über diese Idee st eine vorzugsweise praktische und der politischen Pointe in d« Hauptsache entbehrende vielleicht reden, und e» dürsten selbst von den Liberalen sich manche Stimmen dafür aussprechen. Andererseits aber ist e« fraglich, ob der Abg. Windthorst an einem Gedanken d« Pcrmanenzcommission noch qreße Freude >at, nachdem seine eigentliche Absicht, die Verschleppung d« Entscheidung Ubn da» Monopol, gründlich vereitelt worden ist." Da» neueste Beiheft zum Marineverordnungsblatt enthält einen sehr brachtenswerthen. fachmännischen Aussatz über die Bedeutung, welche die Spirituosen und die aromatischen Getränke (also im wesentlichen Brannt wein. Wein. Bier» Kaffee, Tbee und Eacao ICHocoladej) bei d« Schiffsverpflegung für die Gesundheit haben. Bei Ein- Übrung oder Neugestaltung der Schiffsverpflegungen sind ver- chiedene Nationen von ganz verschiedenen Gesicktspunclen auSgegangrn. So sind in der amerikanischen Verpflegung dir durch Destillation gewonnenen Spirituosen ganz ausdrücklich von der Liste deS Erlaubten gestrichen, während dre französische einen ziemlich ausgedehntem nickt nur gelegentlichen, sondern diätetischen Gebrauch davon^macht. Nach vorangegangenen wissenschaftlichen Ausstellungen w«mt der Verfasser hinsicht lich deS Branntweins zu dem Schlüsse, daß derselbe als diätetisches Mittel sich in allen Klimaten al- entbehrlich «weise und dessen Anwendung als eine« regelmäßigen ?erpflcgimgSmittrIS. in welchem Klima e» auch immer ein solle, auSgescklosten, ihm vielmehr di« Rolle eine? gelegentlich zu verabreichenden Geuußinittel- zuzuwcisen sei. Bei Zuständen der Erschöpfung, besonder» bei Herzschwäche, erscheine er von anregendem, wenn auch nur vorübergehendem Einflüsse, vermöge dagegen im Allgemeinen die Leistung»« ähigkeit eine» Individuum» nickt zu erhöhen. „Die Frage, ob gänzliche Enthaltsamkeit von Spirituosen oder ein gelegent licher, mäßiger Gebrauch derselben vorzuziehen, ist durch die bisherigen lrrsabrnngcn nicht gelöst. Nach den Erfahrungen der Nordpol-Erpeditton von Nare» konnte hinsichtlich de- Befinden« der Temperenzler und d« übrigen Mannschaften gar kein Unterschied aufgesnnden werden. Beite Kategorien —< gesunde, kräftige und für die Reise ausgesuchte Leute — waren den Sliüpazen gleichmäßig gewachsen und zeigten glrnue KrankbcitSziffcrn. Ein schädlicher oder günstiger Einfluß gegenüber der Entstehung von InscctivnSkrankheiten kommt dem Branntwein nicht zu." Die Debatte üb« die Wahlreform, sowie über den Zolltarif dürfte im österreichischen Hrrrenhause in der nächsten Woche stattfinden, da die betreffenden Commission«- berickte erst in einigen Tagen zur Vertheilunq gelangen werken. Der Berichterstatter über den Wahlresorm-Gesetz- entwurs, Fürst Windischgrätz, wird seinen Bericht der Wahlrcsorm-Cominission in den nächsten Tagen vorlegen. Die Budget-Commission zog den Gesetzentwurf, betreffend die Bedeckung de- PacificationS-CrebilS, in Berathung. AuS Pest wird telegraphisch gemeldet, daß die jüngsten Kundgebungen der Siebenbürger Sachsen zu Gunsten de» Deutsche» Schulderem» und gegen die MagyarisirungS- tendenzen Herrn v. TiSza sehr in Harnisch gebracht. Ter Minister-Präsident soll sich geäußert haben, er werde dem nngarfeindlichen Treiben in Siebenbürgen nicht länger müßig Zusehen und im Wege de» Gesetze» gegen die sächsischen Agi tatoren Vorgehen. In Pest ist auch die Nachricht verbreitet, die Regierung beabsichtige einen bevollmächtigten Commiffär nach Siebenbürgen zu senden, der eine Untersuchung gegen die „sächsischen Umtriebe" einzuleiten hätte. Wie auS Dalmatien gemeldet wird, ist am l. d. MtS. bei allen Truppen- und HccreS-Anstalten in Dalmatien und dem Okkupationsgebiete, welche nickt im unmittelbaren Opera tion-raume stehen, der bi» davin bewilligte Bezug der Feld beziehungsweise Bereitschafts-Zulage eingestellt worden Da» Wiener „Armee-Verordnungsblatt" veröffentlicht daS provisorische Statut Über die Organisation der böS irisch- herzcgowinischen Truppen. Ter von den Wehrpflichtigen abzulrgende Eid lautet: „Ich schwöre zu Gott, dem Allmäch tigen, daß ich treu sein werde dem Kaiser und König Franz Joseph und allen Befehlen meiner Vorgesetzten gehorchen werde, selbst aus die Gefahr meine» Leven»". Nach dem Statut verbleiben die doSnisch-herzegowinischen Insankeric- Compagnien bis aus Weiteres im Bereiche des Generale»,»« mandoS von Scrajcwo. Die mobamcdamschen Soldaten er- halten zwei Militair-ImamS. Die Mannschaften und die Oberossiciere tragen al» Kopfbedeckung da» Fez. Wie au» Lemberg gemeldet wird, soll Sonnabend den verhafteten Ruthenen die Anklageschrift zngestcllt werden. Die Bertheidigung der Angeklagten haben vier der tüchtigsten Rechtsanwälte Lemberg» übernommen. Für diesen Proceß. der mehrere Wochen in Anspruch nehmen dürste, sollen be sondere Geschworene anSgelooft werden. E» heißt auch, daß mehrere russisch« Journale Special-Neportcr zu den Proceß. Verhandlungen senden werden. AuS Lemberg wird noch gemeldet: „MonsignoreDann«« telli bcgiebt sich von hi« nach Wien zurück. Es heißt all gemein. der päpstliche NuntinS habe seine Anwesenheit in Galizien zur Einholung von Informationen über die Ver hältnisse der griechisch-katholischen Kirche mit Rücksicht aus di« unt« den Ruthenen in jüngster Zeit vorgekommene Nei- aung zur rnssisch-orthodoren Kirche benutzt. — 273 russische Studenten jüdischer Confessio», welche in Amerika sich nieder- zulasten gedenken, haben die galizische Grenze überschritten." AuS Bukarest wird berichtet: „Wenn man stark ver breiteten, von Cogalniceanu selbst bestätigten, Gerüchten Glauben schenken darf, so wäre e« dem russischen Einflüsse gelungen, Cogalniccanu'S Eintritt in da» Eabinct al» Minister de» Acußern durchzusetzcn. Für Ocstcrrcich-llngarn wäre allerdings dabei so viel gewonnen, daß von diesem Zeitpunkte ab mit offenen Karten gespielt würde. Uebrigen« wird sich Rußland bezüglich de< Vorschläge- BarrSre jeder bestimmten Aeußerung enthalten und warten, bi» Rumänien mit seinen Vorschlägen austritt, um diese dann nach jed« Richtung hin zu unterstützen.^ Agitation gewesen, welche die großserbisch-revolutio- näre Partei im ganze Lande mit verdovpeltcin Eifer be treibt. Zumal sind der Regierung von der scrbisch-boSnischen Grenze Nachrichten zugegangen, welche mit der Neutralität de» serbischen Staate» den Ereignissen in BcSi'ien und der .Herzegowina gegenüber durchaus nickt im Einklänge stehen. In jenen Greiizstricken treiben sich eine Menge revolutionäre Agenten umher, welche den Landteuten emreden, da» Ministe rium in Belgrad sei von Wien an» bestochen und die Oesterreich« würden demnächst in Serbien ein« marsckiren. Man müsse deSdald, so lang« eS Zeit, die kämpfenden Brüder in Bosnien und der Herzego wina unterstützen, beziedung-weise durch starke, wvhl- organisirte Freiwilligenscbaaren den Ocslerrcichcrn in den Rücken fallen. Diese» unsinnige Treiben ist, wie cS sich ge legentlich der jüngsten Reise deS Königs gezeigt, leider nicht ;anz erfolglos geblieben. Auch in Belgrad kann man jede» Abend in den Straßen da» Geschrei „Nach Bosnien" hören. Selbst in der unmittelbaren Nabe de» königlichen Palais wird jener Ruf auSzestoßcn. lleberdieS sübren die revolutionären Journale gegen die Regierung die drohendste Sprache und prophezeien iyr geradezu «in Ende mit Schrecken. — Nach einem Telegramm an» Uschi za. da» ein Hauptquartier der ActionSpartei, ist dort eine geheime Patroneiffabrck für die hcrzegowinischen Insurgenten entdeckt worden. In Rust schuk sind, wie von dort berichtet wird, wieder vier russische Ossicicre a. D angekoinmen. welche al» Frei willige nack der Herzegowina sich begeben wollen. Es sind die-' die Hauptleute MigrinSki und Sokolow und die Lieutenant« Golubenko und Sawatowilsch. Dieser ist ein geborener Serbe, der längere Zeit im russischen Genie-Corp» zctient und während de» jüngsten russisch-türkischcn Feldzüge» ich im Balkan ausgezeichnet haben soll. Wenigstens trägt er mehrere russische Orden. Jeder dieser vier Osficiere ist von einem au-gedienten alS Diener verkleideten russischen Unterossicier begleitet. Die Pässe der Ossicicre lauten nach Celtinjc» Waö auf die Beruiuthung führt, daß jene die Absicht haben, die österreichischen Garnisoncrte und Stellungen gegen die Insurgenten anstandslos zu passircn. Von Mon tenegro au» werten selbstverständlich jene russischen Frei» willigen schon Gelegenheit sinken, sich dem Ausstande anzu schließen. Kür die neuen Befestigungen Warschaus sind, wie von dort geschrieben wird, sechs Millionen Rubel bereits d« dortigen HauptstaatScane angewiesen worden. Die Anweisung des Neste» von vier Milloncn wirb alsbald erfolgen. Man scheint r» überhaupt mit jenen Befestigungen sehr eilig zu baben, weil bereits eine Commission von Genicvssicieren das Terrain begebt, um die Puncle für die Errichtung der neuen Fort» sestzustellen. Plan und System der Befestigungen sind lnbeß in Petersburg entworfen und vom Kaiser persönlich genehmigt worden. AuS Odessa wird berichtet, daß der Regierung seitens mehrerer deutscher Colonien Gesuche um Schutz durchMi- lilair-Ablheilunaen zugegangcn, weit die russische Landbevöl kerung unverholen die Absicht anSspricht, demnächst die deut schen Colonien zu überfallen und auSzuplündern. Bisher sind aber von Odessa nach den bedrohten Gegenden noch keine Truppenabtheilunac» abgegangen. Die Haltung der Bauern ist geradezu eine bedrohliche. Sie sagen eS Jedermann, der eS hören will, daß eS jetzt Zeit sür den russischen Bauer sei. endlich auch zu etwa- zu kommen. Die Juden und Deutschen hätten ihm bisher Alles wcggeschnappt, deshalb müßten diese wieder Alte- herauSgcben unv auS Rußland vertrieben werben. In Belgrad haben unt« dem Vorsitze des Königs Ministcrderathungrn stattgesunden, deren Gegenstand die In einer Unterredung, welche der Pariser Corrcspondent der „N. F. Pr." mit dem russischen Botschafter Fürsten Orlow hatte, erklärte der Fürst, daß er den Frieden Europa» sür längere Zeit nicht gefährdet sebe: er sei ein Friedensfreund, müsse aber die schmeichelhafte Meinung ab- lchnen, als ob eS seiner bedurft hätte, um nach dem un angenehmen Eindrücke, den die Rede Skvbelss'S gemacht, Europa den Frieden zu erhalten. Der Friede sei nirgends ernstlich bedroht gewesen; die ofsiciellen Kreise in Ruß land. namentlich der Zar, hätten an einen Krieg mit irgend einer Macht niemals getackt, unv was spccicll Oesterreich betreffe, so habe .Kaiser Franz Josef alle Sympathien deS russischen HoseS. Ja. im Volke habe c» in Rußland, wie anderwärlS, Aufgeregte mit Unzufriedene gegeben, allein diese hätten nickt die Mackt besessen, um die leitenden Kreise zu einem offensiven Scbnlte zu bestimmen. Man habe seinem Besticke bei dem Fürsten Bismarck eine übertriebene Bedeutung beigeinesscii. Er (Orlow) kenne BiSmarck seit fünfundzwanzig Jahren, sei mit ihm eng be freundet und werde es hoffentlich, so lange er lebe, bleiben. So oft er nur könne, besuche rr gern den Fürsten BiSmarck, und eS müsse ihm nicht immer deshalb eine Mission z»- gelchrieben werden. Cr babe mit den» Fürsten BiSmarck reffen schöne Waldungen besucht und mit ibm einige angenehme Stunden vertrackt; zu einer Intervention hatte er keinen Anlaß, weil trotz Allein, was gesprochen und geschrieben worden, die Beziebnngen der Regierungen zu ein ander durchaus freundlich geblieben waren. DaS Gespräch kam sodann aus die innere» Zustände Rußlands, welche den Fürsten mit Betrübnis; erfüllen. Cs beschäftige ihn sehr, sagte Fürst Orlow. aus welche Weise baldigsi Abhilfe ge schaffen werde» könnte. Deutschland hätte kürzlich einen sehr energischen Versuch gemacht, die Entfernung de- Grafen Iqnatirss au» der Regierung rurckzusetzen; ker Versuch sei aber nickt gelungen, da dein Zar die Meinung beigebracht wurde, sein Leben sei mir sicher, wenn er sich aus Männer stütze, welche großen Eiüslnß auf die panslavislischc Welt haben. Nach einer au» Kon staut in cpel von bester Seite kommenren Melkung, bat der Sultan soivobl den Großvezier, Abdurrahman Pascha, als auch den Minister desAenßcren, Said Pascha, besttinint angewiesen, sich in möglichst freund schaftlichen Verkehr mit den Botschaften der Mächte zu setzen und ähnlich»« Weisungen auch an die übrigen Minister« departemcntS ergehen lasten. Nach der ganz entgegengesetzten Praxis, welche in dieser Richtung in letzter Zeit geherrscht batte, verfehlte diese Kundgebung deS SullanS nicht, in den diplomatischen Kreisen KonstantinopclS. in denen sie als Symptom de» Eintritte- einer neuen Pbasr in ver äußeren Politik de» Sultan» interpreUrl wird, lebhafte« Aussehen zu erregen. Ta» „Journal de St. PöterSbonrg" führt au», daß die Versöhnung zwischen dem Kbedivr und den egyptischen Minister» dre Schwierigkeiten der egyptischen 'Frage noch
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