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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188206074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820607
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-06
- Tag1882-06-07
- Monat1882-06
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1882
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Erscheint täglich früh 6V. Uhr. llk-artion nnd Lrvrditio» IohauaeSgasir 33. S-rrchünn-rn drr Urdartioa: Vormittag« 16—12 Uhr. Nachmittags S—6 Uhr. ß» 8« »tick,»»« n,,8m>dlrr v>»iiut«rt»,« »»,, sich ' »« »«»»«,„, »>»« »«rtzmdlich. ? kln»«»«e der fir die «Schfts«I,e»»e Nnmmrr bestimmten Inserate an >uLochen«a,en di« 3 Utzr Nachmitt«,». a,i L»«u- und Festtage» früh bi» '/,V Uhr. I» den /Malen für Ins.-Annahmn Ltt« Klemm, Universität-straße 21. Laut« Läschr, Kotharinenstraße 18, p. nur bis '/,S Ntzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage LV,SO«. Adonnemrntsvrris Viertels. 4 V, mel. Bringerlohn «5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Numnrer 25 Pf. Belegexemplar IV Ps. Gebühren für Extrabeilage» ahne Postbesörderung 39 Mk.' mit Poftbeiörderung 48 PU. Inserate -gespaltene Petitzeile LGIPs. Größere Schnjten laut unserem Preid- verzeichniß. Tabellarischer San nach höherem Taris. tleclamen unter den N-edactionsKrich die Svaltzcile 50 Ps. Juierate sind sters an die Hr-edttt«« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumeranao oder durch Post nachnahme. ^158. Mittwoch den 7. Juni 1882. 76. Jahrgang. S»S»> Amtlicher Thetl. Vekanntmachung. Wegen vorzunchmcnder PstastcrungSarbeiten wird die Schützenstrafte, auf den» Tract zwischen der Quer straße und den» Bahnhofaaftcheu, von Mittwoch, den 7. Juni d. I. ab bi» auf Welkeres für den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 5. Juni 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harnritz. Bekanntmachung. Die Herstellung der untere» Strecke der östlichen Bor« sliill'lchleuße, sowie die Ueberwölbung der Rictzschke daselbst soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werde». Die Bedingungen und Zeichnungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RalKhans, Zimmer Ar. 14 au» und können daselbst eingeschen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Vau der östlichen Vorfluthschleufte, I. Strecke" versehen ebendaselbst und zwar biS zum 13. Juni, Nachmittags S Uhr einzureichen. Leipzig, am 2. Juni 1882. DeS Raths der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Holianction. Montag, den 12. Juni sollen von Nachmittag- 3 Uhr an die in der Allee ans dem Fahrwege von der hei lige« Brücke bis zur alten Ziegelei ausbercitelen 460 Bund Eichen Reiftig und 300 « Fichten-Rcißig unter den öffentlich auSgchangencn Bedingungen und gegen sofortige Bezahlung nach dem Zuschläge an den Meist- liclenden verkauft werde». Zusammenkunft: auf der heilige« Brücke an der MeschcieS-Plagwitzer Straße. Leipzig, am 2. Juni 1882. De- Raths Gewölbe-vermirthlmg. Im Mauriciainlin, Grimniaische Straße Nr. 16, soll da» bisher nn da- Coasectionsgeschüll der Firma Wilhelm Hänichen vermielhete Geioölbe nebst stntresol und übrigem Zubehör vom l. April 1883 an und nach Befinden auch schon früher anderweit aus sechs Jahre meistbietend, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter de» Bietern und der Entschließung in der Sache überhaupt, vcrmiethct werden. Reflectanle» werden ersucht, sich hierzu Montag, den IS. Juni d. I . Vormittags 11 Nhr im UnivcrsilLiS-Rcntamte (Paulinum) einzufinden und ihre Gebote abzugeben. Tie LicitattonSbedingungen liegen daselbst zur Einsicht aus. Leipzig am 6. Juni 1882. Universität» - Rentamt. Gras. ^Ausschreibung. Tie Lieferung von 6000 Lnadratmeter bossirten Neihen- Vilastcrsteinen soll im Wege der Wettbewerbung vergeben werden. Angebote sind bis zum r». dss. Mts. vormtttag« 1« Uhr aus dem Stadtbauamte einzureichcn, woselbst die Bedingungen anS- liegen: auch können die letzteren in der Expedition dieser Zeitung emgkiehen oder gegen Erstattung der Copialgebühren von 50 Psg. von hier bezogen werden. Halle a,S., den 3. Juui 1882. Der Ltadtbaurattz. Lohausen. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 7. Juni 1882. Der Reichstag nabm gestern seine unterbrochenen Ar beiten wieder auf. Die Frage nach dem weitere» Verlauf der Session und den fernerhin zu treffenden geschäftliche» Dispositionen wird sich gleich bei Beginn der Sitzungen mit Macht ansdränaen. Die Commissionen für die Gewerbeord nung und die VcrsichcrnngSgcsetze haben seit mehreren Tagen fleißig gearbeitet; gleichwohl steht die Vollendung ihrer Ar beiten noch sehr in, weiten Feld und ihre Zeit wird von jetzt ab erheblich eingeschränkt werden. An eine Erledigung dieser Gesetze ohne Zuhilfenahme außergewöhnlicher Maßregeln wird i» dieser Session, deren Dauer man ans höchsten- noch drei Wochen berechnen kan», nicht zu denken sein. Ter Vorschlag der Einsetzung von Zwischeiiconiinissionen. der aus lebhaften Widerspruch von verschiedenen Seiten gestoßen, scheint auch von seinen Urbebern aufgegeben zu fein. Mehr Beifall scheint der Gedanke einer Vertagung des Reichstag« b'S zum Herbst zu finden, der insofern dieselbe Wirkung baden würde, alS er die Fruchtbarmachung der bisherigen Commifsionsarbeiten für die Herbstsession und die Fortsetzung der EoininisstonSbcrallningcn vor Wieder- zusammcntritt tcS Plenums gestalten würde. Man wird er warten dürfen, daß alsbald über die scrneren geschäftlichen Dispositionen eine Verständigung erzielt wird. Die dem RnchStag im Juni noch verbleibende Zeit wird hauptsächlich zur Turchberatbung der Zolltarisnovclle nnd der Erledigung der Tabakmonopolvcrlage verwendet werten. Bei letzteren, Gegenstand erwartet man mit Sicherheit die Anwesenheit des Reichskanzlers und man wird hoffen dürfen, über die steuer- politischen Pläne der NcichSregierung nach Ablehnung beS Monopols und anderer TabakbestcuerungSpläne Aufklärung zu empfangen. In der unter dem Vorsitze de« Staatsminister« von Bcetlicher am 3. Juni abgchal lenen Plenarsitzung des BundeSrathS wurden mehrere Vorlagen, betreffend die Kosten sür die Erhebung nnd Controlirung der Salzstener in den Calzwerken, die Ausführung de« ReichSstcmpelabgabcn- geletzeS vom l. Juli 188>, und die allgemeine Rechnung Uber de» Reich-hauShalt sür 1878/79, sowie auch eine auf die Anwendung deS ReichsstrmpelabgabengesetzeS dem l. Juli 1881 bezügliche Privateingabe den zuständigen Ausschüssen zur Vor- derathuiig überwiesen. Den Anträgen der Ausschüsse wegen Zustimmung zu dem Entwürfe eines Gesetzes, betreffend die Feststellung eine« Nachtrags zum ReichShauöhaltS-Etat sür daS Etatsjahr 1882/83, wegen Aenderung der Regulative über die ortlaufenden Conten vom l3. Juli 1868 und in Lübeck wegen deS Vorschlages zur Wicderbesetzung einer erledigten Stelle beim Reichsgericht und endlich wegen geeigneter Berück sichtigung einer die AnmeldungSsormülare zur Abstempelung ausländischer Wcrtbpapicre betreffenden Privatcingabe, trat die Versammlung bei. Eine Privateingabe, betreffend die Steinpelpflicht von PrioritLtSobligationcn der hessischen LudwigS-Eisenbabn-Gcsellschast, wurde zurückgewiesen. Schließ lich wählte die Versammlung incbrcrc Commisiarien sür die Beralluittg von Vorlagen im Reichstage. Zur Frage der „klerikal-liberalenCoalit ion" wird unS aus Berlin vom Montag geschrieben: „Fürst BiSmarck ist bis zur Stunde in Berlin noch nicht eingctrofsen, aber eS unterliegt keinem Zweifel, daß der morgen beginnende zweite Theil der N eichSt agSsession durch daS persön liche Eingreifen des Kanzlers seine bedeutungsvollste Signatur erhalten wird. Unmittelbar nach kein Schluß der Berhand- luugen der Monopolconiinissirn bezeichnetcn wir als das wichtigste Resultat dieser Berathung, nicht etwa die Ver werfung deS Monopolentwnrss, die vorder seststanb, sondern die Annabme der Resolution Lingen's. die jede weitere Steuerreform n.'girt. Der tiefe Unniuth der Conservativen und die Verlegenheit der CciitrumSpresse über daS Geschehene, welches den Ullranionlanen über den Kops wachsen zu wollen scheint, haben schnell genug die Bestätigung dieser Auf fassung gebracht. Und wenn Fürst Bismarck im Reichstage daS Wort nimmt, so geschieht cS nicht, um daS Monopol zu vertbeidigen, sondern um seinem bitteren Groll über jene Resolution mit heftigen Worten Lust zu machen. Schon kann man von Personen, die sür den Politiker nur Werth haben, weil sie daS geistlose, aber getreue Echo der Anschauungen deS Kanzlers find, von der neuen „klerikal-liberalen Coalilion" reden hören, wobei denn freilich vergessen wirb, daß cS die Ossiciösen selber waren, welche nach dem Ausfall der letzten ReichStagSwahlen dieses Stichwort als ernst gemeintes Kennzeichen der Lage anSgabcn. Aber cS liegt in jener Phrase eine offenbare Verfälschung der Thatsachcn. die sich schon äußerlich in dem Bemühen der Ultramontanen knndgiebt, die Verantwortlichkeit sür die Resolution LingenS von sich abznwälzc» und deren Bedeutung abzu- schwächcn. DaS Ccntruin hat einmal wieder an seine Selbst ständigkeit und vor Allem an seine Uncntdehrlickkeil erinnern welle»; cS wollte zeigen, daß die Negierung völlig niatt gesetzt wäre, wenn es sich in der Frage der S>:uerresorin ans die Seite der Liberalen stellte. DaS negative Verhalten der Ultrainontanen in der Coininission war offenbar nicht Selbst zweck, sondern nur eine taclischc Diversion, darauf berechnet, den Kanzler zu warne», daß er keine Politik verfolge, die nicht vorher die Zustimmung deS Herrn Windthorst ge sunden. Von einer „Coalition" mit den Liberalen, spceicll mit den Nationaltibcralc», kann also um so weniger die Rede sein, alS die Letzteren eS durchaus ernst incinen mit der Hoffnung, das; auch ohne weitere Steuern die Bedürfnisse deS Reichs und der Einzelslaalcn sich ans den vorhandenen Einnahmcgucllen decken lasten würden. Man hat davon ge sprochen, daß eine Reihe nationallibcraler Abgeordneter durch die Resolution überrascht worden seien und dieselbe nickt durchweg billigten. Nichts Falscheres kann gedacht werde». Schon die Uebercinslinnniiiig der Rede des Abg. Hobrccht zum Monopol mit den Gruiidsätzc» der Sparsamkeit, von denen sich die Coniinisston leiten ließ, spricht gegen eine solche Auffassung. Freilich ist zuzugebcn. daß auch hinsichtlich deS StandpuncleS der Liberalen die Comnicntarc zur Reso lution LingenS bedeutungsvoller sein werden, als dieser Antrag selber, da dessen negativer Charakter dringend der Ergänzung durch positive Momente bedarf und dieselben vor aussichtlich auch finden wird." Nick't allein liberale protestantische Kreise, wie die gegenwärtig tagenden Versammlungen des ProtcstantcnvcrcinS, sondern auch solche vermittelnder Richtung, wie der Prediger- Verein der Nheinprovinz, ja selbst orthodoxe, wie sic im „ReichSbotcn" nnd im „Evangelisch-Kirchlichen Anzeiger" ver treten werden, nehmen Anstoß an der Nachgiebigkeit des preußischen Staats gegenüber der katholischen Kirche und dem dadurch bedingten Anwachsen deS Ansehens und Einflusses der letzteren. Jetzt beklagt sich ein gleichfalls prote- stantisch-orthodoxeS Preßorgan, wahrscheinlich veranlaßt durch die Haltung deS NltramontaniSmuS gegenüber der Che de« Herzogs Paul von Mecklenburg milder katholischen Prinzessin Windischgrätz, über die Einbuße, welche die evangelische Kirche alljährlich durch die Mischehen erleidet. ES ist die „Nene Wests. VolkSztg.", ein von dem Pastor Diez, dem Gesinnungsgenossen Stöckcr's, geleitetes und durch den Ton seiner Polemik nicht gerade vorthcilhast bekanntes Blatt, welches wir im Auge haben. Dasselbe hat die allerdings befremdliche Tat sache constatirt, daß von den Kindern anS Mischehen bei weitem mehr der katholischen als der evangelischen Eonsession folgen. Angeblich aus Grund amtlicher Erinittelunge» ist sestgestcllt, daß die Kinder aus gemischten Ehen in Westfalen zu zwei Dritteln katholisch nnd nur zu einem Drittel evangelisch werden. Für Minden-RavcnSocrg, die nordöstliche, beinahe ausschließlich protestantische Ecke Westfalens, in welcher daö orthodox-protestantische Blatt seinen Boden hat. stellt sich dav Verhältnis; zu Ungunsten der evangelischen Kirche sogar wie 85 zu 275. Diese Behauptungen werken mit Einzelzifser» belegt, an denen wohl kaum zu zweifeln ist. Ob aber wirklich damit etwas gebessert wird, wenn »ach der Forderung deS BlattcS alle Evangelischen, die ihre Kinder katholisch erziehen lasten, cxcominunicirt werden? Wir meinen, schwerlich. AnS Weimar. 4. Juni, meldet die „N. A. Z": „Augenblicklich weilt am Hofe von Weimar der in besonderer Mission bei Sr. königl. Hoheit dem Großherzog cingetrofscne japanische Staatsminister Ercellenz Hirolumi-Jto. begleitet von den GesandtschastSsecrctairen Sayonge und Jto. Im Austrage deS Kaiser« von Japan überbrachtc der Minister dem Großherzog den hohen Orden der Goldblume. Diese Dekoration beißt aus japanisch Kika-dai-kunso, ans europäisch (d. h. griechisch oder lateinisch) Chrvsanthemum-Orden. Die Dekoration ist vollkommen den üorigcn europäischen nack- gebildet, und in der That hat man sür den Stern da« Maas- licbcben (Obrzüimtlwmnm I-eueantlwmum) als Vorbild ge nommen. Eingrsllhrt wurden die Herren anS dem Lande deS Ausgangs der Sonne durch den in Berlin beim deutschen Kaiser beglaubigten außerordentlichen Gesandten und bevoll mächtigten Minister Ercellenz Nushii-Siüzo-Acki. Cämmt- liche Herren wurden Mittags vom Großhcrzog zur Tafel gezogen, und AbendS fand im BelvedSre Hosconcert statt. Am Sonntag speisten die Gesandten in Ettersburg bei den erbgroßhcrzoalicbcn Herrschasten. Von Weimar begiebt sich die Gesandtschaft nach Berlin zurück und wird später auch London und Paris besuchen." Die „Berliner klinische Wochenschrift" bemerkt, baß die barbarischen Verfolgungen und Grausamkeiten, welche jetzt gegen die jüdische Bevölkerung Rußlands verübt werde», auch „von eminenter hygieinischer resp. epidemiologischer Bedeutung sind", aus welchen Punct bisher noch gar nicht oder nickt mit dem gcbörigcn Nachdruck aufmerksam gemacht ist. Stach Allem, was in den Berichten über daS gräßliche Elend der an der Grenze, besonders in Brody angehänften Menschenmasie berichtet wird, kann eS gar nicht auSblciben, daß sich dort eine Brutstätte infektiöser, epidemischer Krankheiten entwickelt, die mit Leichtigkeit und Schnelligkeit ihre Keime weiter nach Westen auSstreuen kann. „Hier liegt eine Gefahr vor", bcnicrkt daS Fachblatt, „die nnS viel näher noch angrhl und drohender vor nn» stckt als die AstrachanischePest von 1879, nnd eö ist dringendste Ausgabe der zuständigen Behörden, hier helfend und bessernd vorzugehen und die Bekämpfung deS Nothstandcs nickt der doch immerhin nur schwachen privaten Thätigkeit zu überlasten. Hier liegt eine entschieden staatliche Ausgabe vor, und wir können nur mit allein Nachdruck ein vicloant Consilien aussprechen. Polnische und russische Ilebcr- länser sind schon oft die Träger größerer Epidemien gewesen, re sind selbst in den verhältnißinäßig guten Ercinplarcn. die wir hier sehe», von böchst zweifelhafter hngieiniscber Dignität. Wie muß eS nun erst in Brodq und ähnlichen Punkten, wo ich diese vertriebene», abgemaltetcn, halb verhungerten Masten zusamnicnschaarc», ausschen?" Nach Allein. waS man über den Stand der Eonserenz- rage erfährt, sind ungeachtet der principicllcn llebcrcin- stimniung der Mehrzahl der Machte »och mancher.' Schwierigkeiten zu besiegen. Es ist daher durchaus alich, wenn behauptet wird, die Eonscrenz werde Enke dieser Woche zusainmentrcle», da von der Festsetzung eines Termins nickt die Rede sein kann. Es erübrigen noch die Auseinandersetzungen über die Details des anszustcllenden Pro- graniinSnnd fehlt biSber die endliche Zustimmung der Pforte, die eine ablehnende Haltung beobachtet, von der Ansicht aus gehend. daß sie den Wünschen der Mächte durch Absendnng einer Eoininission nach Egypten Rechnung getragen und daß wenn cS mit Hilfe dieser gelingt. daS aiigcstrcbte Ziel der «Ausrechterhallung deS rüstn» gno zu erreiche», cs dann keiner Eonstrenz weiter bedürfe. — Zum Stande der Frage meldet Wolfs'S Vureail aus London, 5. Juni. Unterhaus. Jin weiteren Verlause der Sitzung thcilte Unterstacitssccretair Dille mit. die Antwort Frank reichs bezüglich der Hrage wegen der Veröffentlichung weiterer, Egvpten bctrcffenderLchriftstücke sei günstig, aber »och nicht endgiltig. Frankreich mache Vorbehalte, welche erwogen werden »lüfiten. Die dem Ahcdive seiner Zeit überreichte Erklärung Englands »nd Frank reichs sei kein Ultiinalum, solche- sende nur ein Soiwerniii drin an deren. Die Regierung trete von ihrer frühere» Erklärung hinsichllich ihrer Politik in Egypien nicht zurück. Die Pforte habe die Eon- serenziiicht abgelekml, überhaupt noch nicht geantwortet. (Die ablehnende Antwort ist inzwstchen cmgeirojfcn d. Red.) UebrigenS könne eventuell die Eonserenz anderwärts als in ttonstantinopel abgehallen werde». WaS die Errichtung von Erdwcrkcn in Alexandrien angche, so habe die Regierung mit dem Generalconsnl Malet und dem Admiral Seymour cvcnt. Maßregeln vereinbart. Der Sulla» habe aufierdem aus da» Strengste die Einstellung der Errichtung solcher Erdwerke andesohlcii und Arabi Be», angewiesen, die Armirung der Erdwcrke und alle kriegerischen Vorbereitungen in Alexandrien zu unterlassen. — Oberhaus. Der StaatSsecretair des Aciißcren, Lord Granville» erklärte aus eine Ansrage des Marquis von Salis bury, obwohl der Sulla» die Eonserenz sür uiuiülhig erachte, sei doch bis jetzt keine Ablehnung derselben seitens der Pforte erfolgt. Nachdem da« englische Panzergeschwadcr, welche« im vorigen Monat in der Suda-Bai an der Nordlüste von Kandia zusammen gezogen wurde, nunmehr auch vor Alexandrien eingctrofsen ist. repräscntircn die vereinigten englisch-französischen Seestreilkrästc bereits eine sehr respektable Macht. ES befinden sich dort jetzt unter dem Bcscbl de« Vicc-AdmiralS Scym onr die englischen Panzcr- fregattcn „Jnvincible" (Flaggschiff), „Alexandra", „Inflexible", „TömSraire", „Monarch" nnd die Eorvclte „Bacchantc", ferner die Kanonenboote „Falcon", „Bittern", „Eoquette" nnd „Eon dor". AlS Aviso dient der Dampfer „IriS", da» schncllsü Kriegsschiff, welche» ans dem Meere schwimmt. Der französische Eontre - Admiral Eonrad hatte ursprünglich, wie ein englischer College, nur eine Panzcrsregatte und zwei Kanonenboote, nämlich Galissionöre", „Fonr- bin" und „Aspic", zu seiner Verfügung, in der vorigen Woche haben aber, wie bekannt, die aus der Höbe von Toulon nnd Tunis ankernden Schiffe den Befehl erhalten, nach Alexandrien zu geben nnd sich unter den Beseht deS Eontre^ Admirals Conrad zu stellen. Dadurch wird die französische DeinonstrationSslolte niindestcnS ebenso stark als die englische. Da auch die britische Eanalslottc nach dem Miltclmcer unterwegs ist, so wird in kurzer Frist die vereinigte Flotte gegen 20 Panzersregattcn zählen. Würden die egvplischen Wirren ans dem Meere entschieden, so wären die beim Snez- canal angesammcltcn Seestreilkrästc mehr als genügend. An Landungstruppen dürften sic jcüt kaum mehr als höchsten« 4000 Mann zur Verfügung haben. Im Ernstfall wird die Passage deS SuczcanalS die größte Vorsicht erfordern, und cs erscheint unS zweifelhaft, ob cS gelingen würde ihn im Falle kriegerischer Verwickelungen sür den Ver kehr offen zu ballen. Es ist allerdings eine vcrbältniß- mäßig einfache Sache, die Endpunkte des Eanals zu besetzen, aber daS Eindringen in denselben könnte doch mit erheblichen Schmierigkeiten verbunden sein. Die tiefgehenden Panzcr- sregattcn können selbstverständlich nicht hinelnkoinmc». Man hat deshalb für die eventuelle Canalpassage offenbar eine große Anzabl von Kanonenbooten in Bereitschaft, auch die Eorvetle „Bacchantc", aus der sich die Söbne deS Prinzen von Wales befinden, kann wegen ihres Tiefgänge« bequem bnrchkommcn ES verlautet aber, daß die egyptische Regierung sich in den Besitz von Torpedos und Secminen gesetzt bat, und man darf Arabi Pascha nach den kürzlich crwäbnten Mittheilungcn de» Eorrcspondcnten des „Standard" schon Zutrauen, daß er Gebrauch von ihnen machen wird. Wie ein Such M lesen ist. Manche- Buch hat schon ans die ganze Lebens zeit Menschen gebildet oder — verdorben. In Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten viel für Hebung der Volksbildung geschehen und mit Unterstützung von Regierungen sind in vielen städtischen nnd ländlichen Ge meinden Volksbibliotheken errichtet, deren Zweck vor Allem darin bestehen soll, den Sinn unseres Volkes aus Höheres nnd Edleres zu lenken nnd von dem crasini Materialismus unserer Zeit abzuziebcn oder davor zu bewahren. Ist nun auch nicht zu bezweifeln, daß durch Lesen guter Bücher in vielen Fällen da» Familienleben mehr gefördert, dem häufigen Besuche von Schankstätten nnd dem übermäßigen Hange zuin Vergnügen gesteuert wird, so läßt sich doch nicht behaupten, daß eine nachhaltige Wirkung durch gute Bücher allein er reicht werde. Einmal werken die Bestrebungen zur Vermeh rung von Volksbildung durch daS leider viel mehr als man alnict verbreitete, mit Schundliteratur verbundene Eolportagc- nnwcsen gekreuzt, dann scheint eS noch sehr an richtiger An leitung zu fehlen, wie gelesen werten muß. um zu richtigem Vcrständniß zu gelangen. Solche Anleitung könnte vor Allein in Schulen, die hier zu Lande fast alle mit Bibliotheken ver bunden sind, gegeben werden. In welcher Weise die» anS- sübrbar und wie c» in Nord-Amerika gelungen ist, die Bibliothek zu einem wichtigen Werkzeug der Erziehung nnizugestaltcn, ist anS einem dem Rcw-Borker „Library Journal" entnommenen Bericht zu ersehen. In der Wiege der nordamerikanischcn Freiheit, in Äosto», ,^cr gebildetsten Stadt der ganzen Union", batte man vor ge raumer Zeit gesunden, daß in der dortigen, anS 360,000 Bänden bestehenden und vor 2l Jahren zur PotkSerzichung gegründeten Bibliothek jährlich 1.200,000 Bände umlicsen, von denen sich berauSstellle, daß etwa 75 Proccnl von Besuchern der öffent lichen Schulen gelesen waren. Dies führte zu der weiteren Erwägung, daß, wenn erwähnte Schüler zu mehr als 'ober- lläcklichen nnd bloße Unterhaltung suchenden Lesern l«ran- gebildet werden könnten, dies in cm oder zwei Generationen der Gemeinde scbr zum Vortheil gereichen und dann die Bibliothek, ohne die billigen Ansprüche der nur Unterbnltung Suchenden zn schmälern, ihren besonderen Platz unter'den ErziebungSanstaltcn der Stadt einnehmen müsse. Nun war die Ausgabe zu lösen. wie eine engere Verbin dung zwischen Schulbesuchern und Bibliothek zu bewerkstelligen sei. Der hierzu entworfene Plan setzte voraus, daß die Schulbesucher zuerst unterrichtet werden müßten, wie Bücher zu lesen sind, und daß gerade hierüber die öffentlichen Schute» ani besten die nöthige Belehrung anbringcn können. Deshalb wurde ihee Hilfe nngerusen, nin einen praktischen Weg zn finden, wie Bibliothek und Schule einander auSbelscn könnten in der Erfüllung einer beiden gemeinsamen Bestimmung, als Thcile eines Systems öffentlicher Erziehung. Ein Lehrer wurde zn Nathe gezogen nnd zunächst 25 Bände sür den Versuch gut geeignet scheinender Erzählungen an einzelne Schülerinnen mit der Weisung ansgctheilt, die Bücher z» lesen, nicht in den Schulstunden, sondern zu Hause, wie jedes andere Buch, daö der Biöliolhck entnommen wurde. Dabei wurde ihnen bedeutet, sür eine Stunde der Wvche würden sie, anstatt der gewöhnlichen Lescstnndc. um ikre Meinung über da» Buck befragt werden, besonders über drei Puncle: de» Ansbau der Erzählung, einschließlich der Natür lichkeit und Auseinandcrsvtge der Vorgänge, die zn einem Ergebnis; sichren; über den Charakter der Personen und die llebercinstiimnung ihre» Denkens und Handelns, endlich über Sinn und Stil der Erzählung. Die Mädchen waren nicht über 16 Jahre alt und in Lcbcnöuinständen unter dein Durchschnitt. Durch Belehrung nnd freien Meinungsaustausch, wie an gegeben, lernten sie ohne Unterbrechung ihrer regelmäßigen Schularbeit, waS verhältnißinäßig Wenige irgend eines Standes versieben, wie Bücher zu lesen sind. So eigneten sie sich allmälig Sicherheit de» UrthcilS an, welche sic befähigte. Mittelmäßiges nnd Verführerisches als solches zu erkennen lind zn niciden. Nun erst waren sic im Stande, auö der össcnttichcn Bibliothek den höchsten Nutzen zu ziehen. Auch den Schularbeiten pflegte diese Fertigkeit zugute zu kommen, ferner aller Lcctürc des späteren Leben«. Wo obiges Verfahren all gemein und beständig geworden, werden die öffentlichen Schulen gewiß immer mehr junge Leute entlasten, welche die rechte Bildung in« praktische Leben mitnchmeu, da allseitig verwertben nnd ihrerseits dereinst auch wohl meistens das Mögliche zur Erhaltung nnd Förderung der Bibliothek lhun, wie cS in Boston thatsächlick der Fall ist. Mnthmaßlich hat schon mancher dcnlschc Lehrer AchnlicheS versucht; mit welchem Erfolge ist uns aber nicht bekannt geworden. ^wci Sommerfrischen in der Nähe Dresdens. Tic Gericht«- und Schulferien bringen regelmäßig eine kleine Auswanderung a»S den großen Slädtcn mit sich, weil sich ein großer Theil der Herren Beamten nnd Lehrer mit Familien nach einem Landanscnthalkc begiebt. Beralbungen über den zu wählenden Ort dürsten bereit» jetzt in eingehender Weise stattsinden und wollen wir in Anbetracht dessen aus zwei Orte ansmcrksam macken, die geeignet sind, einen mehr wöchigen Ausentbalt zu einem angenehmen zu gestalte». In unmittelbarer Nabe von Dresden, am Ausgange der herr lichen Dresdner Haide, liegt idyllisch da« Dörfchen Langc- br lick, umgeben von einer reinen, ozonreichen Lust, welche höchst wohlttmend aus den Organismus desMenschcn einwirkt. Diese» „Langebrücl" genießt alS klimatischer Eurort einen besonders guten Rus unc> ebenso ist der Besitzer de» EurhauscS bemübt, die vollste Znsrickenhcil seiner Gäste fick zu erwerben. Die Bäder, welche liier verabreicht werten, entspreche» allen An sprüchen nnd die Speisen nnd Getränke, wie überhaupt die ganze Verpflegung lasten nichts zn wünschen übrig, lo daß auch ein verwöhnter Städter zusricdengcstellt wird. Obgleich der genannte Ort in unmittelbarer Näbe der Residenz liegt und täglich 8 Eiscnbabnzüge in jeder Richtung die V' bmdniig zwischen Dresden und Langcbrück vermitteln, so ist dock daselbst eine ungemein wobltkucntc nnd kranke 'Nerven beruhigende ländliche Rübe zu finden. ES gicbt kaum einen schöneren Spaziergang als durch die Haide, nnd der zum Enrbade gehörende Garten mit seinen schattigen Bäumen bietet auch in den heißesten Tagen er quickenden Schatten. Besonders dortbeilbast ist. wie schon erwähnt, die unmittelbare Nabe Dresdens; kenn wenn >a einmal der Wunsch entsteht, die ländliche Ruhe mit dem
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