Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188206087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-06
- Tag1882-06-08
- Monat1882-06
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Srfchetrrt täglich früh S',. Uhr. Lrtsrii«« „ut LrprtUiZ» I»h««e«gass« 33. SPrkchlkmtnl Irr Nr-orti»«. Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—8 Uhr. I« Ne «Bch»»' n»,«i«-dk-r V-N-Ie-I»«, ^ch» »ch H «et-kö»» ,»» »„»««ch. »er für »te näckOfnigen»« »,««« 2efti»»ten Jnfernr« «n W»ch«n»«,en »i« t llyr Nachmittag». „ r»»«. «nö-efttngrn fr!>t»i»',.»lltzr. 3» de« Filialen für I«s.-X»»gh«e: Ott» Klemm, Unlverkltötrstraße 21, 1»nt« lösche, »aiharinenftrah, 18,». ««r »i« '/.S Uhr. tWlgcr Lsflage L7 S00. H»«uoe«knt»irri» vierlelj. 4'/, ünt. 5 «k.. ^-159. Amtlicher Theil. Velumümich»»». Di« Inftrnction fiir »te »»» SSafferrohrleitungea «nd Mafferanlage« ta Privatgr»»dfkücke» vom 1. Juli 1880 enthält in tz. 3 fotzende Borschristen: » „Jede in einem noch nicht mit Wasserleitung ver sehenen Grundstücke auSznsÜhrend« neue Anlage hat der damit beauftragte Gewerbtreibende vor Inangriffnahme bei der Stadtwasserkunst durch Antragsformular aujumcldcn. Die Wasserkunst bestimmt die zulässige Unzahl der WasscrauSflüsse, al» KUchenhähne, Bade- einrichtungen. Waschbecken. Closet». Waschküchen, Ständer. Garten- und Sprenghähne. Aus die zu Abgabe van Bauwasser bei Neubauten benutzten Leitungen findet Vorstehende» insofern gleiche Anwendung, al« der Wasserkunst Anzeige zu machen ist, wann die Leitung im neu erbauten Hause weiter geführt werden soll. Tie Zulassung de« Wasser« erfolgt unter Aufsicht der Wasserkunst wie bei Neubauten. Jede Erweiterung oder Veränderung an schon be stehenden Privatlcitungen ist der Wasserkunst, wie bei Neuanlagen, vor Inangriffnahme durch Antragsformn- larc anzuzeigen. AuSgenomulen sind nu, gewöhnliche Reparaturen. Der au«führende Gewerbtreibende darf erst dann mit den Arbeiten beginnen, wenn er da« von der Wasser kunst genehmigte Antrag-formular znrückerhalte« hat." Nach G. 18 dlcser Instruction sind Zuwiderhandlungen «it Grldftrafr« »t» zu VS Mark zu ahnden. Die vorstehenden Vorschriften sind von den mit Erlaubniß zur Ausführung von Wasserleitungsanlagen versehenen Tech- nikmi und Handwerkern nicht immer befolgt worden, viel mehr hat man sich erlaubt, namentlich in angeblich dringlichen Fällen, eigenmächtig Veränderungen a» deu Wasserleitungen »orzunehmen und entweder gar nicht oder erst nachträglich, jegar ohne Benutzung de« vorschriftsmäßigen Formular«, lazeige zu erstatten. Wir bringen daher obige Vorschriften zu strengster Nach- inhtung hierdurch in Erinnerung und werden Zuwiderhand- limgen gegen dieselben, sowie gegen andere Vorschriften der gekochte» Instruction, oder gegen sonstige aus die Wasser- stitung bezügliche Bestimmungen unnachsichtlich bestrafen. Leipzig, am 1. Juni 1882. Der Rath »er GtaOt L»t«ztg. . vr. Georgi. Wilisev, Ass. VekanntMachung. Die Ausmusterung«- und Grsaß-Skeserve-Schetne II. Glaste der im lausenden Jahre in Leipzig, Stadt, ge musterten militairpflichtigen Mannschaften sind eingegangcn u»v liegen aus unserem Quartieramt«. Stadthaus, Zimmer Nr. 55. zum Abholcn bereit, wa« hierdurch zur Kcnntniß der Betbeitigten gebracht wird. Leipzig, am 5. Juni 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. L. Vekanntmachrmg. Mit Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom ». Mai d. I.. die Searralrevtsto« über die Droschka betreffend, ordnen wir biervurch an, dag die Droschkencoocefsionare ihre Sefchirre auf dem Rostplatze »or dem „«rstae» Bau«" und zwar am IS. Juni I8SS die Nummern 1—75 Paart Uhr Bor«. - - 78—150 - '/,ll - - . 151—225 - '/^ - Nachm. - . 228—300 - '/,5 - - am I«. Jaat 1883 di« Nummern 30l—350 Paart '/,s Uhr Bor«. - - 351—»00 » V,lt « - - - 401—450 - '/,3 - Nachm. - - 451—500 - ',,5 - - bei Vermeidung einer Ordnungsstrafe von 5 -Sk vorzusahren haben. Eoncessionare, deren Geschirr« in ordnungswidrigem Zu stande befunden werden, baden deren sofortige Außerbetneb- stellnng, überdem aber Bestrafung nach tz. 6 und 11 de- DroschkcnrcgulativcS zu gewärtigen. Leipzig, am 8. Juni 1882. DaS Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Richter. Mühlner. Vckanntinachllng. Nach den Messungen dcö Herrn Geh. Rath Prof. I)r. Kolbe betrug die Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgase« >m Monat Mai da« I6'i, fache von der der Rormal-WachS- lerze bei 0.474 spec. Gewicht. Leipzig, den 8. Juni 1882. DeS Rath» Depatatioa zar GaSaastalt. Lrleirtgt bat sich die unterm 18. diese» Monat« hinter dem Aqent Carl Artedrich August girahaert von un« erlassene Recherche. Leipzig, den 27. Mai 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armea-Amt.) Ludwig-Wolf. Heimchen Togis-vermlethuus- I» dem Neubau des 0oIIe<xnim .lariäieum, Petersstraße Nr. IS, stab noch zwei kleine Wohnungen lammt Zubehör vom 1. Oktober bi-ke» Jahre« ab auf drei Jahre im Wege der Ltcttation, jedoch «it Borde kalt der Anrwahl unter deu Bietern und der Entschließung m der Lache überhaupt, ,« vermiethra. Miethkiebhaber haben sirh hierzu roanerstag, den IS. Juni » L. vormtttn»« 11 A»r i« Umvers>tLt«-Reatam»r (Paulinom) etuzustadeu und ihre Gebote «bz«even. Leidig, am 8. Juni 1882. AntNersstütS-Aentamt. Graf. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «ad Geschäftsverkehr. Dormer-tag dm 8. Juni 1882. Brmaerlohn durch di« Lost bezogen 6 Mk. Jede e,n>eln« Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren ,ür Extrabeilage» »lmc Postbesördrrung 33 Mt «it Postbesörderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 10 Ps. GrSherr Christen laut uujerem Prei«. verzeichnih. Aabellartscher Sa» nach höherem Darts. Lrrlamrn «nter örn Ne-action»-rich die Svaltzeile 50 Ps. I»t«rate smd stet» an die ttxpedltto» zu jradrn. — Jtabalt wird nicht gegeben. Zahlung prneuuiuerirwio oder durch Post- uachnahme. 76. Jahrgang. Wir bringe» htardnrch zur öffeutliche, Knmtntß, daß der »eu zestellte Pfarrer »u St. Nirolai, Herr Pastor Pnnk, dessen «ohnuua stch zur gell Salomonstraße Nr. 23, parterre, befindet, «ich in de» ne» dam eingerichtete» pfarromtltcheu Loeale» NteolaiApchdos Nr, 8, pnrtrrre links» Montag«, Mittwoch«, Donnerstag» und Freitag» vormittag von 11—12 llhr a»z»t ressten ist. Leipzig, de» 8. Inni 1882. Per Ktrchenanrftan» ,» Gt. Ntcnlat. rrnlgliche r>u>-alii»emir Md Nm-> Merdes-nle ;a Irhyli. 3» Lartnnsnl« de« fti»tische» «aseam» sind a»f kurze Zeit die Schalerarbeite» der hiesige» köuigl. Knusiatadem» «d Kunstgewerbeschult ausgestellt. Zum Besuche dieser Autstellung beehrt sich tm Name» de» Lehrerkollegium» hierdurch ergebenst einzieladrn. Leipzig, de» 80. Mai 1882. Der Direktor: Nieper. Der Ktritt »« dieser Au»ftrll«ng ist u»e,igeli«ch. GeSffnri ist die AuSstelluag tüglich «vthrend der Museumsstunde«. Vemtzm, »er Ml-lich Älchs. Lllrrs- rrntrnhmlt M Lr»tütr-»rr-cherm«. Von der Verwaltung der KSalal. Sächs. Slter»re«te«dank sind der Handelskammer ein« größere Anzahl Prospeete dieser Anstalt mit dem Ersuchen zugestellt worden, „stch im Interesse de« Institut« und der Arbeiterkrttse der Verbreitung derselben iu de» gewerblichen und iudustrielleu Kreisen, soviel die Inhaber größerer Etablissement« aulangi, namrnttich zu Herr» Weiierbeforderung a» ihre Arbeiter, zu unterziehen." Diejenige, Arbeitgeber, welch« von der Ei»richtu»g Gebnunh zu mache» geneigt find, können den Prospekt a»f dem Burra» der Handelskammer, Neumarkt IS, I.. in Empfang nehmen. Auch ist der mituuterzeichnele Secretür zur Ercheilu-g otherer LuSkuojt bereit. Leipzig, bcn 2. Juni 1882. Der varfitzenve »er Handelskammer. vr. WachSmuth. vr. Gensel, S. Vekauklmachun-. Dir llmarheitung rc. von Roßhaar - Matratze» soll an den Miadestsordernden vergeben »erde«. Unternehmer wolle, ve- düM»g«» hier einseh««, unterzeichne« »»d Angebot« bi« 1». ds«. varmtltna« '/.II llßr mit dem vermerk „Matratzen" versiegelt »nd portofrei anher ein sende». Leipzig, am 6. Juni 1882. K-»t»l. Garnis«»l«zarrth. Vrkanutmachullg. Di« hirstgr 2t«1b»krürr»irihschasi soll Mantag. de» 2«. diese» «Laaal«, «mmütta^ 11 Uhr i» hiesiger RathSstube ,«f S, vom 1. Mai künftige» Jahre» ad, laufend« Pachtjahrr öffentlich u»d gegen Meistgevor, jedoch »nter Vorbehalt de» Zuschlag» und der Auswahl unter de» Bie pachtet werde».' Sieter», ver- Di« Pachtbedwaungen könne» i» hiesiger tztathSerpeditioa elnae- sehe», müh gegen vrzahluag der LchreidelShae abschriftlich von dieser Expedition bezöge» werde». Borna» am S. Juni 1882. Der Stadtrat». Heinrich, Brgrmftr. Ausschreibung. Die Li«fer»ua vo» LOOS vnadratmeter »asKrtr, Reihe»- pflaftrrftetaen soll im Wege der Wettbewerb»»- vergebe» «erde». Angebote sind bi» zum SO. ds» MtS. Bormittna» 10 Ahr ans bem Stadibanamte einzureiche«, woselbst di« Bedingungen au», liegen: auch könne» die letztere» i» der Expeditw» dieftr Zeitung eingesehea oder gegen Erstattung der Lapialgebührr» »a» bO Psg. von hier bezogen werden. Halle a/S-, den 3. Juni 1882. Der Stadtbanrath. Lohausen. Nichtamtlicher Thetl. Egypten. Die Frage der Realisiruua de« Coaferenzpro- iecte« ist, zum mindesten in den letzten Tagen, in kein fart» schrittliche« Stadium getreten, fortgeschritten und deutlicher hervorgctreten ist nur die Absicht der Pforte, die Conserruz durch die tÜrkischeAblehnung derselben nicht zu Staad« kommen zu lafseu. Der Standpunkt, den man in Kenstan- tinopel einnimmt, ist, soureit er au« den un« von dort zu- kommenden Berichten erkennbar ist, der. daß man für me Ausrechterhaltung de» etatu» quo, sowie für di« Erfstlluag dar Wünsche, mit welchen die Mächte an die Pforte herangetrrtoft sind, die Delegirung der türkischen Commission «achEghpte, für oenligcnd erachtet, von der Conferenz aber eine Unterstützung in der Aufrechterhaltung de- «talus quo nicht erwartet, son dern vielmehr besorgt, daß dieser atatu, quo eine Aenderung erfahren könnte, wenn sich Absichten geltend machen sollten, die von der Tendenz, die zwischen dem Sultau und dem Khedive bestehenden staatsrechtlichen Beziehungen eventuell zu redidirrn, getragen sein sollten. Nun ist aber di« Aus- rechterhaltung de« Suzeränität»r«bte« de« Sultan« und der Stellung de- Khedive zu diesem und zu den euro päischen Mächten auf Grund der bestehenden Ferman« da» „Um" und „Auf" der türkischen Bestrebungen. welchen der bisherige Verlauf der Dinge zu Gute gekommen. Daß alier die Pforte da« ungeschmälerte, keinerlei Deutungen zulassende SuzeränitätSrecht de« Sultan« in Egypten zu markire« entschlösse« ist, hat sie in unzweideutiger Weise dadurch i>ekundct, daß sie in der Anzeige von der Entsendung der türkischen Commission nach Egypten e« gewiß nicht ohne Absicht unterlassen hat, zu erwähnen, daß sie zu diesem Schritte von den Mächten aufgesordet worden, sondern vielmehr in ihrer Mittheilung an dieselben betont hat, daß sie den Beschluß, einen speciellen Gesandten mit einer Mission in Egypten zu betrauen, i« Gemäßheit de« Suzeränität-rechte« de« Sultan« gefaßt habe. — Tele graphisch wird noch Folgende« gemeldet: Petersbura, S. Imst. Da bie Pforte bemstr^t hat, di« vrimftmg der »onserenz zu f»<p«»dirr», bi« ba« Nesultat der Misst»» Derwisch Pascha» »orlirge, hat sie sich zugleich, wie man hier annimmt, mit jeder Macht einzeln verständigt, daß, fall» letztere scheitern sollte, di« Möchte zu der Conferenz znsammentreten könnte», da dir Zustimmung derselbe, ,u der Eonserenz bereit» gegeben sei. Pari», 6. Juni. Wie der „Agenee Hava«" an» London ge meldet wird, soll Lord Gronville „f di« Mittdeilnng de» lürklschn, Botschafter», Musorn» Pascha, stch in dem Sinne geäußert habe», baß der Zusammentritt der Eon seren, für den Erfolg der »ürkilche« Mission selbst »an wesentlichem Nutze» sei, würde, da durch dieselbe di« Einigkeit der Mächte und der türket bewiesen würde. Zur Lage in Egypten wird noch der „Pol. Torr." au« Konstantinopel dom 2. Juni geschrieben: „Eme düstere Stimmung herrscht unter dem Publicum in Stambul, seil di« egyptisihe Frag« mehr und mehr in Konstautinopel ihren Brennvunct gesunden hat. Man ist nicht nur »m höchsten Grade verstimmt, weil den hiesigen Journalen absolut ver- boten worden ist. irgend ein Wort über Egypten zu veröfsrnt- licken und weil in Folge dessen in keiner einzigen Depesche seit zwei Monaten der Name Egypten« auch nur genannt worden ist. sondern namentlich auch weil man allerlei Ge fahren besorgt, «elche diese Frage für die Türkei herauf ru beschwören vermöchte. Wa» den ersten Punct betrisst, so wirkt es erheiternd, di« Kunstgriffe zu verfolgen, deren die Journale sich bedienen, um da« fatale Verbot zu umgehen. Man findet da täglich geheimnißvolle Anspielungen aus „eine Provinz de« Reiche«, von der e« verboten ist zu sprechen, in Bez»g auf welche aber am vorigen Tage abermals ein Mlnifierrath stattgesunden hat" u. s. w. Man kann auch jeden Tag lesen, daß die „brennend« Frage de« Tage«, von der man nicht sprechen dürfe, in eine neue Phase ge treten sei" u. s. w. Die Bevölkerung ist dieser Bevormun dung in einer Frag«, von der Jedermann spricht und über die dennoch Niemand etwa« Genaue« erfährt, herzlick über drüssig. Dazu kommt, daß mit Ausnahme de« Lord Dufserin nickt einmal die Mitglieder de« diplo»>alischkn Corp» direkte Depeschen au« Egypten erhalten und daber die große Mehr zahl de« Publicum« erst au« den europäische» Blättern und somit recht spät in genauer Weis« erfährt, wa« in Egypten voraegange« sei. Nicht« desto weniger hat sich — und da« ist jedensall« stauuenSwertb — da« öffentlich« Urtheii io dieser Angelegen- heit nicht geirrt; höchsten«, daß man in der Auffassung der Situation denn doch etwa« zu weit geht; der Grundton der Anschauungen ist aber richtig. Man weiß sehr wohl, daß Frankreich und England der Pforte ursprünglich jede Ein mischung in die egyptischen Angelegenheiten untersagt haben und daß dir Eirrularnote, »n welcher die Pforte für die Türkei da« Naht der Intervention beanspruchte, ansang« an diesem Verhältnisse nicht« geändert habe. Jetzt dagegen — so flüstert man sich in türkischen Kreisen zu — bitten Frankreich und England, ja beschwören sie di« Pforte, daß sie Commissare und Truppen nach Egypten lende; der Sultan aber sei Der« jenige, der e« sich reiflich tiverlege, ob «r so handeln solle oder nicht. E« ist in der Thal an dieser Version so viel richtig» daß England und Frankreich gegen die Entsendung ej»e« türkischen Commissär« »nd gegen dir eventuelle Ent seuchung von türkischen Truvpen jetzt kein« Einsprache mehr erhekn, daß sie aber vom Sultau begehren, er möge zuvör- derst durch ein« formelle Erklärung, deren Inhalt ihm von Lord Dufferin und Marqui« de NoailleS mitaelheiit worden ist, sich von Arabi Pascha und dessen Partei trennen. Eine Aufforderung de« Sultan» von Arabi Pascha und sein« Gefährten, nach Konstantinopel zu kommen, scheint den Vertretern der Westmächle die geeignetste Kundgebung zu diesem Zwecke und sie drängen auch sonst auf eine unzweideutige Erklärung, daß der Padisckah sich aus die Seite England-, Frankreich« und Tewsik Pascha- stell«. E« besteht nun einmal in London und in Pari« da« Mißtrauen, daß di« eayptische Bewegung nur eine andere Form der vani-lamitischen oder arabischen Bewegung sei, welche in Algerien, Tuni- und an der Grenze von Tripoli« sich be merkbar macht, daß alle Fäden dieser Bewegung von hier an- geleitet werden und daß man daher die Wurzel de« Uebel- selbst in Konstautinopel zu suchen habe. In diploma tischen Kreisen herrscht denn auch — ob mit Recht oder Un recht bleibe dahingestellt — die fest« Ueberzeugung, eaß e« nur einer loyalen Erklärung de« Sultan« bedürfe, uin die Tragweite der egyptischen Bewegung sofort außerordentlich zu schmälern und letztere in einen engen Krei« z» bannen, mnerhalb dessen ihre Beilegung gesahrlo« zu bewerkstelligen ist." Leipzig 8. Juni 1888. Der Reichskanzler ist nach Berlin zurückgekchrt und hat sich (siehe den Artikel. D. R.) bereits im Reichstag gezeigt. Man wird hoffen dürfen, daß er sich an den in den nächsten Tagen bevorstehenden wichtigen Verhandlungen wirthschaft«-und socialpotitischen Inhalts bethei- lia«» wird. An der wachsenden Verwirrung und Unklarheit hinsichtlich der Absichten der Regierung und ihrer Stellung »> den Parteien ist arvßtentheil« die lange Abwesenbeit de« Reichskanzler- vom Mittelpunkt der Geschäfte schuld und im Interesse der Aufklärung, die in so vielen Fragen noth klink, muß man erfreut sein, wenn die ReichStag-session nicht zu Ende geht, ohne daß die Volksvertretung sich noch einmal mit dem leitenden Staatsmann gründlich ausgesprochen hat. Mit besonderer Spannung wird man der Au-einandersetzung über die Steuerfrag« entgrgenseben dürfen. Der Reichskanzler wird gewiß nicht mehr der Meinung sein, da- Tabaknionopol retten zu können; wir hoffen aber auch, er wird, nicht zum mindesten im eigenen Interesse der Regierung, cndgiitiq aus die» Projekt und ander« Formen der höheren Ta bas besteuerung verzichten und die Entscheidung de« Reichstags al- eine unabänderliche hinnchmen, nicht aber, wie ossiciöse Drohungen andeutelen, nach wie vor an diesem Plane fest- halten und nach einer günstigeren Gelegenheit zur Erreichung seiner Wünscbe au-spähcn. DaS aufrichtige und bestimmte Fallenlassen der auf eine übermäßige Ausnutzung de« Tabaks gerichteten Pläne scheinl un« die erste Vorbedingung, um über di« Frage der Steuerreform zu einer Verständigung zu ge- langen, die wir unter jener Dorau«sehung noch keineswegs für außgescklossen halten. Die Ueberspannnng und Ueber- treibung der Ziele ist der gefährlichste Feind der Steurr- reiormpolitik de« Re!ck«kanzler« und in dieser Hinsicht erhoffen wir vo« der gegenwärtigen Rrich«tag«session eine ernüch ternd« und ermäßigend«, eben dann» aber der Sache selbst u» Gute kommende Wirkung. Bezüglich der social politischen GrsHenIwürse hat der bisherige Verlauf der Ver Handlung im Plenum und der Commission wiederum bewiesen, daß dir Schwierigkeiten einer Verständigung nicht unüber- windltch. daß sie mehr äußerlicher al- innerer und sachlicher Ratnr sind, daß die an bie Regierung gestellten Ansprüche an Nachgiebigkeit nicht zu groß sind, wenn sie wirklich mir den arbeiterfreundlichen Zweck jener Gesetzentwürfe im Auge bat und auf entbehrliche« Nebenwerk ru verzichten sich ent- schießt. Wir geben die Hoffnung nickt aus. daß auch in dieser Hinsicht die Session nickt ergebnißlo« verlausen oder Laß wenigsten« Vorsorge getroffen werden wird, für die Herbstsrs>,on rin günstige- Resultat zu sichern. Auf jeden Fall Wird mcm hoffen dürfen, daß die Aufklärung über Ver tan und Wendung der großen schwebenden Fragen durch die per vnliche Anwesenheit de« Reichskanzlei- gefördert werden wird. Mit Bedauern ist zu coustatiren, daß die Frage de« Nord - Ostsee-Canal«, nachdem sie vor etwa einem Jahre er freulicherweise in Fluß gerathen war, jetzt wieder in den Hintergrund gestellt worden ist. Man hatte gehofft, daß die jetzt in Angriff genommene Landbeseslignng Kiel« der Aus« gang-plmct eine« thatkrästigen Eintretens der Regierung für da« Canalproiect werden würde; denn die Verhältnisse liegen o. daß kein Privat-Unternehmer, mag e« nun Herr Dabl« iröm oder ein Anderer sein, da« Werk beginne» kann, obne der finanziellen Beihilfe de« Staat«, die ii lonck» porclu ge geben werden müßte, sich vergewissert zu haben. Jene Hoff nung hat aber bisher in keiner Weife Bestätigung gesunde». Daß maßgebenden Ort« in der Mititair- und Marine-Ver waltung da« Zustandekommen de« Canal« gewünscht wird, ist eine Thatsache. Für die beobachtete Reserve scheinen gleich wohl nicht lediglich die finanziellen GesicktSpuncte maßgebenv zu sein, so sehr dieselben auch in« Gewicht fallen müssen. E« würde zur Klärung der Krage nicht unerheblich beitrage», wenn man sich im Reichstage entschließen wollte, die Re gierung über ihre Stellung zu dieser Angelegenheit zu be fragen, die für die Schifffahrt und die Wehrfähigkeit Deutsch land« von gleich großer Wichtigkeit ist. In der gegenwärtigen Session mit ihrer naturgemäß beschränkten Dauer ist freilich zu solchem Vorgehen keine Au-sicht vorhanden Mau wird sich erinnern, daß im BnndeSrath vor Monaten ein Gesetzentwurf eingebracht wurde, durch welchen gegen die civilrechtlich« Belangung von Militairpersonen vie Erhaltung des Eompetenzconflict« crmvgtlcht werden soll, lieber die weiteren Stadien de« Entwurf« berrscht tiefe« Schweigen, seitdem derselbe an die zuständigen Ausschüsse ver wiesen worden ist. Der Wunsch, daß er dort ein« recht gründliche Umarbeitung erfahren möge, ist gewiß ein berech tigter. Denn die Vorlage will die ohnehin sckon beschränkte Cvmpetenz der Civilgerichte gegen Militairpersonen uoiv mehr al« bi-her beschneiden, und sie stellt sich damit in einen Gegen satz zu allen Verheißungen und Erivartnngeu. welche auf die Reform der MilitairstrafrechtSpstege abzielen. Kommt da« Gesetz doch noch au den Reichstag (natürlich erst iu der näcksten Session), so wird e» hoffentlich, da seine Annahme nicht in Aussicht steht, dazu dienen, die allzu lange verschoben« Frage d-r neuen Militairstrasproceßordnung in den Vorder grund zu rücken und ihr« endlichen gedeihliche» Lösung zuzusühreu. Die Bearbeitung der durch d« BerufOzühtuug vom 5. Juni gewonnenen Ergebnisse zum Zwecke der Her stellung der vom Bundesrathe vorgeschriebenen Tabälen erfolgt in Preußen, Baiern, Sacksen. Württemberg, Baden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin, Bravnsckwna, Sachsen-Mei ningen und Lübeck durch die statistischen Bureau« der be treffenden Staaten, für dir übrigen 16 Staaten durch da« kaiieritche statistische Amt in Berlin. Die di« jetzt ausgestellten 3 Tabellen-Formulare beziehen sich nur erst auf die Beruss- stalistik im engeren Sinne, »och nicht aus die LanVtoirthschastS- und Gewerbestatistik, und führen die Ueberschrifteu: 1) die Bevölkerung »ack dem Berus oder Erwerb; 2) di« Bevölke rung nach dem Hauptberuf, Geschlecht, Alter und Familien stand; 3) die wegen hohen Aller«, in Folge von Verletzung oder Krankheit dauernd erwerbsunfähig gewordenen Personen nach ihrem vormaligen Beruf, sowie die Wiltwen nach dem Beruf de« Ehemannes. Die Fertigstellung dieser Tabelle» für die Staaten und bezw. größeren Verwalk»«»g«bezirke ist betreff« der Ucbcrsichten 1 und 2 bis zum 1. April, betreffs der Ucbrrsicht 3 bis zu», 1. Juni 1883 vorgeschrieben, so daß daS statistische Amt von da ab mit der Zusammenstellung derselben für das Reich wird beginnen können. Tie „Nordd. Mg. Ztg." schreibt: „In der „vosfischen Zeitung^, der ..Tribüne" und Blättern vcrlvandter Farbe findet sich di« Mittheilung, daß Grheiiiirath Bödiker im Reichsamt de« Innern den Gebcimrath Engel al« Dircctor de« königl. preußische» Statistischen Bureaus ersetzen solle. Wie wir nack Erkundigung an der betreffenden Stelle coustatiren können, läßt sich »ur a,inehmen. daß der in jenem Lager allerdings begreifliche Wnnsck. den Gehcimrath Bödiker aus seiner gegenwärtigen Stellung zu entfernen, der Vater de« Gedanken« gewesen fei." Die „Germ." berichtet auS No m, daß bei einer Audienz, welche die auS Palästina beimkehreildcn deutsche» Pilger jüngst beim Papste hatte», dieser der von den Katholiken Deutsch land» bethätigtcn GlaubenStrene großes Lob spendete, die Hoffnung ansiprach, in allen deutichc» Diocesen bald wieder geordnete Verhältnisse hergestellt zu sehen, und einen» der Pilger einen besonderen Gruß an Windthorsl auftrug. Im vorigen Herbste war bekanntlich wiederholt davon die Rede, daß der König von Italien, der im Anschluß an seinen Besuch in Wien einen Aöskecher nach Berti» unter nehmen werde, nm die iienc Annäherung der Politik Italien« an die deutsche auch äußerlich zum Ausdruck zu bringen. Die politische Coiistellation im Innern DeutschlankS ließ jedoch diesen Besuch nicht als opportun erscheine». ES wurde deshalb mitgetheilt, daß der Besuch verschoben sei und erst im Frühling de« nächsten Jahre« zur Ausführung gelangen werde. Diese Ankündigung soll sich nunmehr verwirklichen. Wie daS amtliche Blatt der italienische» Regierung auS Nom melket, hat der König H » in bert die Einladung de« Prinzen Wilhelm zur Uehcrnahnic einer Patbe»- ftellc bei seinem erstgeborenen Sohne angenommen und gedachte am It. Juni der Tanse persönlich beiwohnen. Man mißt diesem Entschlüsse nicht bloS lie Bedeutung einer persönlichen Höflichkeit bei, scndern glaubt, daß auch politische Folge» sich an de» Besuch schließen werden, unisomehr, als e» bekannt ist, daß kürzlich in Mailand zwischen dem Grasen Hatzselkt und dem italienischen Minister de« Aeußern, Herrn Moncini, bedeutsame Unterredungen stattgehabt haben, die man im Sinne einer weiteren Annäherung der beiden Reiche an einander auSlegt. Neuerdings scheint freilich da- Rcise- proiect wieder aiisgegcbeii worden z» sei». Nack den letzten Hosnachrichten stände e« sogar bereits fest, daß der König nicht nach Berlin kommen würbe. Vcnnutblich ist der Tod Garibaldi'« ans diese Disposition nicht ohne Einfluß geblieben. AnS Berlin wird unS vom Dienstag geschrieben: „Wie man vernimmt, ist die Ministerin! com Mission, die a»S Anlaß der jüdischen Massenauswanderung a»S Rußland gebildet worden ist. bereits in Aktion getreten, und eS dürste alsbald eine Mittheilung der Maßnahmen er-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite