schöne Glück — ein starkes Mitempfinden wird wohl nicht aus- bleiben können. So denkt man. Es wird nicht lange dauern, bis Mann und Weiblein dastehen —kopfschüttelnd, unbehaglich sich hinterm Ohr kratzend und schimpfend.« Jahraus jahrein blieb es so, und nichts kann deutlicher als diese Erfahrung beweisen, wie hemmend und die freie Selbständigkeit der Anschauung einengend die stillschweigende Übereinkunft über die Unverrückbarkeit der Grenzen des einmal herrschenden und anerkannten Kunststiles wirkt. Das Talent münzt diese gültigen Tageswerte aus, und die zünftige Kritik stellt sich ebenso wie der Kunsthandel in seiner weitver breiteten Organisation gewohnheitsmäßig, aus angeborener Ge fühlsträgheit und aus Geschäftsgeist immer wieder nur in den Dienst des Talents. Es ist wirklich so, wie Lichtwark sagt: „Nach der Kunst des Genies hat kein Mensch auf der Welt Bedürfnis, ehe sie da ist, außer dem einen, der sie erzeugt.“ Nolde ist sich dessen selbst ohne Sentimentalität ganz deutlich be wußt gewesen. Schon in einem Brief aus dem Jahre 1907 stehen die Worte: »—lieber Freund, in der Kunst, was sind Gesetze? Was ist Willkür und Zügellosigkeit? Jeder wirkliche Künstler schafft neue Werte, neue Schönheit, und es entstehen neue Gesetze — wenn man dieses heikle Wort anwenden will. Das Neue und Schöne, was er bringt, wird, weil es sich den bisherigen Gesetzen nicht unterordnen läßt, als „Will kür“ und „Zügellosigkeit“ bezeichnet. Das sind die Vorwürfe, ''unter denen jede Genialität zu leiden hat. , Zuerst war die Kunst, dann nachher formulierten Ästhetiker und Gelehrte Gesetze, leider — aber auch gerade diese stehen wie Ochsen vor der in ihrer Gegenwart entstandenen neuen Kunst.« Und er fügt hinzu: »Wenn ich dir — denn ich weiß, du willst ge recht sein, du willst fühlen und genießen — einen guten Rat geben darf, dann ist es dieser: Wenn du in der Kunst der Gegenwart an