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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188206131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820613
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820613
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-06
- Tag1882-06-13
- Monat1882-06
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1882
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Srschstut täglich hüh «V, Uhr. und Lr-e-M«» IohoimeSgaffe SS. SPrichkvndrn ärr flrdartioa: Vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. «Uk «MV«,»»« -Ii,,tt«»d»rr »t-n-icU»», »acht sich »x >«»««>»» »i»l ixr»tat!!ch. »er für Ge »i«ftt«l,e,G Ne»««r seftt««te« Jnierat» «, «»,,,«» »i« r Uhr N,ch«lt»«,t. »« r»»«- >«» -rltt»,,,frü» »t«'/,» Uhr. 3n äru /Ulsln» fSr I»s.-Äni,«h«e'. Ltt« Me««. UniverfftütSstraße 21. L«nt« Lischt, Aatbarinrnstraße IS, p. «ur »t» '/,S Uhr. tWM Nuflags L7F00. Lß«vllrmellt»»rri, Gerttlj. 4'/, Ms» incl. rrloho » Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. durch die Post bqog«>?^N. Z cd« einzelne Nummer 26 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren »ür Sxtrabeilaß«, atzae Poftdejörderung SS Mk. «It Poftbesörüerung LS Pik. Inserate -gespaltene Petitzeile SO Pf. Grober« Schriften lau« uujrrem Pret«. verzeichn iß. Tabellarischer Sa» «ach höherem Tarif. Lettinnen «ntrr den Le-«tt»»»skrich die Svaltzeile KO Pi. Juierat« siud stet« a» dir i-rpeditia» »s lende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»ennmenu»io oder durch Post» aachnadr«. ^?1K4. Dienstag den 13. Juni 1882. 78. Jahrgang, j Amtlicher Theil. Veklmntmachuns. Nachdem die bei Genehmigung de- Regulativ» über die Gemkindeanlagen der Stadt Leipzig vorbchaltene Revision dc- AbschnitteS über dir Grundsteuer erfolgt ist und der in dessen Folge ausgestellte Nachtrag zum Regulative die Genehmigung der Vorgesetzten Behörde erhalten hat, bringen wir denselben zur öffentlichen Kenntniß. Leipzig, Len 8. Juni 1882. Der Rath der Stadt LetAtg. vr. Georgi. 1)r.Wangemann. Nachtrag zu« Regulativ für die <8emetad««mlagea der Stadt Leipzig. Mit Genehmigung der AnssschtSbchvrde treten an Stelle der tztz. 2. S und 8 de» Regulativ- für die Gemeinde» Zulagen der Stadt Leipzig vom 26. März 1879 folgende B,"!u»munqen: ^ 8 2- Die Grundsteuer wird bemessen nach dem Grundwerthe. D r Grundwerth sämmtlicher nach tz. 1 der Besteuerung „itterliegenden Objecte wirb nach den wirklichen oder gc- i kästen stkutzerträgen (tztz. 3 5,.) ermittelt und zwar durch Eapilalisirung der DlirchschniltSnutzung der vorangegangenen drei Zahre mit dem sünszehnsachcn Betrage. Alle drei Jabre findet eine für die nächsten drei Jahre giltigr Ncu- eiuschätzung statt. 8 » Als Nutzertrag wird angenommen der Betrag der er mittelten Mieth- oder Pachtzinsen einschließlich des durch Abschätzung (K. 5) gefundenen Mieth- oder PachtwcrtheS nnvermietheter oter unverpachteler oder vom Eigenthümer benutzter Grundstücke oder Räume sammt Zubebörungen. Jeder Grundstücksbesitzer, beziehentlich dessen Stellvertreter ist gehalten. in dem ihm dem Ralbe zugehenden Formulare alle Mielh-, Pacht- oder Nutzung--Erträgnisse und die zu deren Venrtheilung dienenden Tbatsachen nach Maßgabe de» Formular» und der aus demselben abgcdruckten weiteren Be- s:::u»uingen durch gehörige Ausfüllung sämmtlicher Spalten zn>a:nmenzustellen. Die llnterlafsung der Ausfüllung, sowie die V<rsäummß der auf dem Formular« angegeben«« Frist zur Wcdcreinreichung der Liste zieht eine Geldstrafe bis zu ,'.o.6 nach sich. Jeder Grundstücksbesitzer, beziehentlich dessen Stellver treter hastet für jeden durch unterlassene oder unrichtige Angaben der Communalverwaltnng erwachsenen Steuer- Verlust; auch finden di« Bestimmungen in den 88 -R -R 70 tc» Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 aus die Gemeinde-Grundsteuer entsprechende Anwendung. 8- S- Die Steuerpsiicht tritt ein bei neuerrichteten Gebäuden oder Gebäudetheilen ein Jahr nach deren Vollendung oder Bewohnbarkeit und zwar mit dem nächsten Steuertermine nacb Ablauf diese» Freijahrcs. ÄlS vollendet gilt ein Gebäude von demjenigen Zeitpuncte «». wo e- nach den bestehenden wohlfahrlSpolizeilichen Be stimmungen alt Wohnung in Gebrauch genommen werden durste. oder, dafern eS öffentlichen oder geiverblichen Zwecken dienen soll, zu diesen in Gebrauch genommen worden «st oder tob in Gebrauch genommen werden konnte. Der Grundstücksbesitzer ist verpflichtet, diesen Zritpunct, leralv derselbe eintritt, bei Vermeidung einer OrdnungS- fil.lle bi» zu 60 der Stadl-Steuer-Einnahme anzuzeigen. Neilerrichtete Gebäude und Gebäudetheile, welche während d- r i» K. 2 bestimmten Periode in Zuwachs kommen, werden inr die noch laufenden Jahre der Periode zunächst »Gemäß- best von tz. 5 durch Schätzung bei Eintritt der Steuerpflicht veranlagt; für die nächste Periode wird nach Maßgabe von KK. 2. 3 in Verbindung mil tz. 5 der jährliche DurchschnittS- erirag au» der seit Eintritt der Steuerpflicht abgelaufencn Zeit ermittelt und in da» Kataster eingestellt. Die Stenerpflichl erlischt bei Abbruch von Gebäuden mit den, nächsten ans den Abbruch folgenden Termin, bei Ueberaang von steuerpflichtigem in skcncrsrcieS Areal mit dem nächsten Termin, welcher auf den Zeitpunkt, von dem ab da» Areal der Benutzung entzogen worden ist, fällt. Leipzig, am 4. Mai 1882. Der Rath Di« der Stadt Leipzig. Stadtverordneter». I- 8. vr. Georgi, I-. 8. vr. Schill. Oberbürgermeister. Vr. Wangemann. Die königliche KrciSbauptmannschast hat unter Zuziehung de« SreiSauSschusse- den vorstehenven Nachtrag zu dem Regu- laliv« für die Gemeindcanlagen der Stadt Leipzig vom 26 März 1879 andurch bestätigt und ist hierüber gegenwärtiges Decret anSgesertigt worden. Leipzig, den 22. Mai 1882. Königliche KreiShanptniannschaft. v. 8. Graf zu Münster. Vkkanntmachlmg. Di« Herstellung von Pflasterarbeiten am Ro von der Sternwartenstraßc auS in nördlicher der Ringstraße führenden Fahrstraße soll an einen nehmrr in Accord verdungen werden. LlolklsolMction. Mittwoch, den LA Juni e.. sollen von Rach mittags rs Uhr an im Forslrcviere Connewitz, Abth. 30b unv 3 t ca. SV» Hansen klein gemachtes Stockholz unter den im Termine öffentlich aushängendcn Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Anfammeaknnst: an der schwarzen Brücke aus der Connewitzer Linie. Leipzig, am 2. Juni 1582. Des Raths Aorst-Depntatio«. Königliche Kunkakademir und Kunst- geverbrschnle zu Leipzig. Die Gchülerorbeitcn der hiesigen Königlich«» ttunstakademi« und Pitnstge»erdrsch»le bleibe» noch bi» mit La««»«!, den 18. Juni ». a. i« Lartvnsaalr de« Städnschen Museum« ausgestellt. Leipzig, de» 11. Juni 1882. Ter Direetvr: ^ Nirper. Der Znkttt zur N,«ste0,mg ist unentgeltlich. Geöffnet ist dieselbe täglich wahrend der Museumsstunden. auf der nommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pfiasterarbeiten am Roßplatz" versehen ebendaselbst »nd zwar bis zum 17. Jurrt laufenden IahreS Nachmittags S Uhr rinzureichen. Leipzig, am 9. Juni 1882. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputatto«. Bekanntmachung. Die Herstellung der Pflasterung Der Favrstraße der Pleißen- gaffe mit Schlaaengußsteincn incl. der Sandlieserung und der Fuhren soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Ratbbau», Zimmer Nr. 14. au» und können daselbst eingesehen rcsp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Pleißengasse" versebeu ebendaselbst und zwar bis zu», 17. Juni dieses IahreS Nachmittags S Uhr rinzureichen. Leipzig, am 9. Juni 1882. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputatto». Bekanntmachung. Die Herstellung der Fahrstraße der Hillerstraße mit Schlackengußsteincn und zwar auf deren Track von der Sebastian Bach - Straße dis zu der nördlichen Grenze de» Grundstücks der IV. Bürgerschule soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werde». Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau - Verwaltung. Ratbbau». Zimmer Nr. t4, au» und können daselbst eiugesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift. „Pflasterung der Hiller-Straße" »ersehen ebendaselbst und zwar bi» zum 17. Jurrt dieses IahreS Nachmittags a Uhr ei „zu reiche». Leipzig, am 9. Jum 1882. DeS Raths der Stadt Leipzig Straßenbarr-Deputattorr. Die Herstellung der Fahrstraße der Marschnerstraßc, von dem südlichen Ende der jetzigen Pflasterung bi» zur BiSmarck- straße, «it Schlackenaußsteinen soll inclusive der Sandlieserung und Fuhre» an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Tie Bedingungen für kiese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS. Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingesehen rcsp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der MarschnerAraße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 17. Jurrt dieses ihres Nachmittags s Uhr emzureichcn. Leipzig, am 9. Jum 1882. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. virbüahls - Manntmachllns. Gestohlen wurden allhler erstatteter Anzeige ziiolge: 1) Tine kleine Weckuhr von Nickel, sowie drei -lasche» N«th- «etn, an» einer Kammer in Nr. SSI der Elisenstraße, am 4. d. Mt«.; 2) eine Geldsumme von 112 -4l 11 -H, in Zwetmark-, Mark-, nszigpfennigstückc» »ud kleiner Münze, au« einem Geschäft«local« Nr. 60 am Brühl, vom ü. bis 6. d. Mt«. 5) ei» Wtnterüberzieher von oliveniarbigem glatten Stoff, mit Sammttrogea »ud hellgrauen, kleincarrirlen Futter »nd «in kleine« Unterbett mit rothem Inlett, in welche« ein B mit schwarzer Seid« eingestickte ist, mittelst ttindrnchS au» einer Bodenkammer in Nr. 2 der Thomasnisstrahe, vom 4. bi« K. ds«. Ml«.; 4) ein Pote«on«aie von gelbem Leder, enthaltend ca. 3 in kleiner Münze, von einem BerkaufSstand« aus dem Markte, am 6. ds«. Mt«. Vormittag«: b) mehrere Wribeiit-rbe, enthaltend div. Teller, Taffe« and Gläser, ferner ein Gewehr, sogen. Zimmerstuhen, zwei Tafeln Stalblech und rin Ltrahsack, au« einer Bude im Grundstück Nr. 88 der Berliner Straße, in der Zeit vom 1. bi« 7. ds«. Ml«.; 6) ein Schurzfell mit Krcuzricmen, au« einem Speicher im Dresdner Bahnhof, in der Zeit von, 27. vor. bi« 7. ds«. Mt«.; 7) eine große leere Kiste, gez. Il II. Xo. 4!N9, au« der Hau», stur de« Grundstücks Nr. 78 am Brühl, am 7. ds«. Mt«.; 8) eine Partie schwarze Nähseide, au» einem Arbcst-locale in Nr. 16 am Markt. Milte vor. Mts.; 9) eine graue Drellsacke mit weißen Hornknövsen, eine blau- wollene gestrickte Jacke und ein Paar Vasen von röthlich gestreiftem Gurt, au« einem Neubau an der Gottschedstraße, vom 8. bi« 9. ds«. Mt«.: 10) eine Quantität Preßhefe, 10 Kilo an Gewicht, in Stücken von Kilo, in weißem Papier verpackt »nd X. dl. gezeichnet und in grauer Leinwand eingeschlagen, au« einem Borkeller im Grund- stück Nr. 6 de« Salzgäßcben«, zu derselben Zeit; 11) eine silberne Etzlinderiihr mit Secunde, Goldrand, zer- sprungenen, Glase und geriefter Rückseite mit Schildchen in der Mitte, nebst langglicderiger Talmttette» au« einer Wohnung in Nr. 3 der Blüchers,raße, am 7. ds«. Mt«. Vormittag«; 12) ein Arauenklrid von gcaugestreisten» Lüstre, mit dunkel grauem Besatz, sowie ein Ueberwnrf von braunem Plüsch, au« einer Wohnung in Nr. 20 der Ariidtsiraße, in der Zeit vom b. bi« 10. dss. Mi«.: 13) ein Fünszigwarkschein, au» einer Schlafstube in Nr. 19 der Turnerstraße, vom 7. bis 10. dss. Mi«.; 14) ein Ichwarzledernc» Portemonnaie mit Messingbügel und einen» Inhalte von ca. 30 in zwei Kronen und div. Silber- münze, mittelst TaschendirbstahlS aus dem Markte, am 10. ds«. Mt«. Bormiltagt; 15) ein ebensolche» mit gelben, Schlößchen, enthaltend etwa - -X!, in Markstücken und kleiner Münze, aus gleich« Weise in der Katharlnenstraße, zur nämlichen Zeit; 16) ein Wiittrrüberzlrher von dunkelblauem Ratin«, mit einer Reih« Knüpfen, Schooßtaschen und schwarzem WollatlaSfutter. uns einer Schlafftube in Nr. 8 der Gcrberstraße, in der Zeit vom S. bis 10. ds«. Ml«. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer ltrluiinal- Abiheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 12. Juni 1882. Das Polizei-Amt ber Stadt Leipzig. Richter. Vr. Nicnholdt. Nichtamtlicher Theil. Egypten. Jndeß die Diplomatie über die Conserenz „conferirt", ist e» in Egypten zu blutigen Epcessen gekommen. DaS Wolffsche Bureau meldet unS: Alexandrien, 12. Juni. Gestern Nachmittag find Unruhen gegen die Europäer auSgebrocben. Erst fünf Stunden nach deren Beginn, um 7 Uhr Abend», erschien Militair, zerstreute die aufrührerischen Eingeborncn „nd stellte die Ordnung wieder her. Der englische Consul Cookson wurde schwer verwundet und der Ingenieur eine» englische» Panzerschiffes. „Superb", durch einen Pistolenschuß getödtel. Alexandrien, 12. Juni. Während der Ruhestörungen «nd der griechische Consul, sowie der italienische Siceconsul ebenfalls schwer verwundet worden, DaSPaiizer- cbiff „Superb" wird Nacht» im Hasen einlausen, um 200 Mann zum Schutze der Consulate au-zuschiffen. Die britischen Unterthanen soll da» Panzerschiff an Bord nehmen. Die Anzahl der Gctvdteten wirv auf 20 geschätzt. Kairo, 12. Juni. „Reuter'» Bureau" meldet: Weitere Berichte a„S Alexandrien melden: Ter Pöbel plünderte die Läden. DaS Gerücht, daß ein Ingenieur vom „Superb" lodt sei. ist „och unbestätigt. Die Patrouillen sollen ver doppelt sein. Die Militairchef» hätten beschlossen, vom Khedive dir Abdankung zu verlangen. Er sei ungewiß, ob die Cavallerie und die Artillerie sich der Militair-Bewegung anschließen. Wie di« Mächte diese Herausforderung aufnehmen werden, bleibt natürlich abzuwarten; e» will unS aber scheinen, als sei der Zeitpunct bereit» überschritten, an welchem Arabi Pascha und die hinter ihm sichende Nativnalpartei hätte mit Erfolg unschädlich gemacht werden können. Der türkische Commissar scheint die Schwierigkeiten der Lage zu unter- ' stützen; denn die „Agence HavaS" läßt sich aus Kairo melden, erwisch Pascha habe „och am Tage vor dem Ausstande der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß vie gegenwärtigen Schwierigkeiten „sehr bald" „ihre Lösung" finden würden. Die Pforte aber setzt ihr unehrliche« Spiet fort. Auf die Vorstellungen der Vertreter Oesterreich-Ungarn». Rußland», Italien« und Deutschlands bezüglich Beitritt» der "forte zur Conserenz erwiderte der Minister de« Aeußcrn, iaid Pascha, ausweichend, indem er wie früher den Botschaftern Englands und Frankreich- gegenüber auf da- Eircularschreidcn der Pforte vom 3. Jum verwies. Eine interessante Schilderung der in Konstantin»-«! herrschenden Anschauungen giebl der folgende vom 6. Juni datirte Bericht der „Polnischen Correspvncenz": „Die Entsendung einer türkischen Commission nach Egypten hat kier verschiedenartige Eindrücke bcrvorgeruscn. Aus der einen Seite behaupten die DragomanS und Secrc- taire der Botschaften, sowie die Pforten-Funclioiiaire, daß in einigen Tagen i» Egypten Alles zu Ende sein werde; aus der anderen Seite setzen aber die Botschafter selbst ihre täglichen "usammenkünste fort und denken gar nickt daran, ihre wmmersrischen aiiszusnchen. wa» diesmal auf unbestimmte Zeit aufgeschobcn zu sein scheint. Auch unterhalten die Bot schaster mit ihren Negierungen den lebhaftesten Depeschen Wechsel und ihr ganzes' Gebabren zeigt von großer Uiiriibc Viele derselben batten von dem Projekte einer Conserenz an- fänglich keine ossicielle Mittheilung seitens ihrer Regierungen erhalten und sie befanden sich daher in nicht geringer Ver legenheit. als Said Pascha ihnen erklärte, daß kic Pforte diese» Projekt für inopportun und ihren Interessen wider sprechend ansche. Der Sultan und die Pforte fühlen, daß sie an Terrain bedeutend gewonnen haben und die nach Egypten entsendete Mission bedeutet in ihren Auge» nur den ersten Schrill zu einer viel ausgesprocheneren Intervention. Auch Prinz Ha lim sieht der Zukunft jetzt wieder init wachsenden, Vertrauen ent legen. Trotz der für den gegenwärtigen Khedive günstigen rrklärungeii Frankreichs und Englands ist da» Prestige Tewfik Pascha» sehr erschüttert und sein Ansehen durch die Ereignisse in solche», Grade vermindert, daß eS schwer falle» dürft«, ihn zu erhalten. Eben diese Perspective gicbt de» Thronasp»rat,oi,en Halim Pascha«, der zur Förderung seiner Candidatur nach London unv Pari« soeben wieder Agenten entsendet hat, neue Nahrung. Tic Voraussetzung einer Aenderung in der Person de» Kbedive, so befremdend sie auch angesichts der loyalen Haltung Tcivsik'S erscheinen muß. ist im Augenblicke um so begründeter, als man allgemein über zeugt ist. daß die ottomanische Mission nickt Arabi Pascha opfern, sondern Egvplcn durch die Versöhnung Arabi'S mit dem Khedival zu paclsicireii suchen wird. Diese» Werk würde aber durch eine Aendeniiig in der Person deS Trägers der viceköniglickcn Würde jedenfalls gefördert, wen» nickt geradezu erst ermöglicht. Prinz Hali», stände in diesem Falle dem legitimen Prätendenten Abt a» gegenüber, de» zu verdrängen er viele Aussicht hat. Nickt« desto weniger kann man e» schwer zulasten, daß die Ereignisse eine solche Wendung nehmen, da Europa über die Rolle, welche Arabi Pascha in Egypten spielen wollte, entrüstet ist und entrüstet zu sein, gerechten Grund hat' Obne damit gerade den vielfach ausgesprochenen Verbackt, daß die Fäden der militairischen Bewegung in Egvplcn i» Konstantiaopel gesponnen wurden, bestätigen zu wolle», läßt sich doch als feststehend bezeichnen, daß Arabi und seine Parteigänger erklären, sie hätten sich gegen den Khedive nur auS dem Grunde empört, weil Letzterer eine Eininischung de» Auslandes in Bezug aus innere Angelegenbeilen de« Landes geduldet habe. Nach der Ansicht A.abi'ö hätten sich die Mächte, fall- etwa die Interessen Europa» durch die inneren Angelegenheiten Egyptens in Mitleidenschaft gezogen wurden an den Sultan wenden sollen, um bei ihn, ihr Neckt zu suchen. ES würde daher auch auf die muselmännische Well einen höchst befremdliche» Eindruck mache», wenn Männer, die für den Sultan so ergebene Gesinnungen hegen, vom Padischah preisgegeben würde». Tie Ansicht, daß in den egyptischen Ereignissen die paniSlamitiscke Bewegung zum BuSkrucke gelangt, ist mindestens übertrieben, obgleich aller dings der Sckeikh Achmed Elsad die Tendenz, in Kairo die paniSlamitische Bewegung zu »ähren, günstig ausnahm und mit Arabi Pascha t» dieser Sache mehrere Unter redungen hatte. Der weitere Verlauf der egyptischen Fraae hängt gegen wärtig unstreitig von der Action und den Erfolgen der otto- manischen Mission ab. Letztere wird große Schwierigkeiten zu überwinden haben, um so mehr, al» ihr nur eine rein moralische Kraft innewohnt. die nickt durch einige lausend Bajonette unterstützt wird, klebrigen» ist die Eneraie Derwisch Pascha« ein nickt zu übersehender Factor. Dieser iebzigjährige „„gebildete Greis, der kaum der türkischen Sprache mächtig ist, wäre ganz der Mann, um, wem, er Befehl dazu erhält, Arabi Pascha nach Konstantinopel zu bringen, und der Sultan hat eigentlich kein bessere« Mittel, um sich die genaue Ausführung seines Willens zu sicher». E» herrscht aber über die wirklichen Absichten de« >adischah ein undurchdringliche» Dunkel. Die inen behaupten, daß er die Prätonanerbesirrbungen. welche sich von den egyptischen Truppen au» nach Konstantinopcl auSbrcitcn könnten, ersticken wolle und daß er auS diesem Grunde Arabi »ach Konstantinopel kommen lasse, um aus ihn daS militairische Gesetz in aller Strenae anzuwenden. Andere weisen aber zur Widerlegung dieser Ansicht daraus hin. daß ich niit derselbe» die Thatsache. daß die türkischen Minister Arabi offen unterstützen, nicht vereinen taffe. Die hiesige Diplomatie macht für die beklagen?« werthe Situation in Egypten England und Frankreich ver antwortlich. Hätten sich die beiden Mächte, so sagt man. vor der Entsendung der rombinirten Flotte mit den anderen Eabineltril verständigt, so wären sie nickt gezwungen gewesen, bei balde» Maßregeln stehen zu bleiben, welche die Schwäche Europas in eclalanter Weise ausgedeckt haben. Namentlich England hat bei dieser Gelege,weit eine außerordentliche Ohnmacht an den Taa gelegt. Die Zeit ist noch nicht fern, wo England die Leming der Dinge in Egypten so in Händen hatte, daß JSmail sozusagen jedem Winke England» gehorchte. Bald daraus mußte eS feinen Einfluß mit Frank reich thcilcn und beute ist die Sache auf dem Puncke ange langt. daß die Stellung beider Westmächte durch die de» ganzen Europa» ersetzt wurde. Namentlich wird England dafür vrraiitwortlich gemacht, daß die Intervention der Türkei, welche »och vor einige» Wochen weder von dein Khedive. neck von Arabi, noch von den Mächten aeceptirt worden war, gegenwärtig als der einzige Modu» de« Eingreifen» in Egypten erkannt wird." So weit der Bericht der „Polit. Torrefp." Au« Berichten c»iS Alexandrien geht bervor, daß die vereinigte eng lisch-französische Flotte Anfang und Mitte voriger Woche im Ganzen aus neun Schiffen bestand. Bekanntlich ist jetzt auch die türkische Flagge an Bord der kaiserlichen ?)acht „Jzzcdin" vertreten und Italien und Griechen land haben Schiffe hingcsckickt, um nöthigensallS Vertriebene culsiicbinen zu töinien. Zahlreiche Europäer hatten anfangs voriger Woche Alexandria verlassen. Auf dem englisch- französischen Geschwader wurde die Lage offenbar als eine sehr gespannte betrachtet. Alle Schiffe waren kriegsbereit, jedem für den Ernstfall eine bestimmte Ausgabe zuertheilt und die Commandantcn mit genauen Instructionen versehen. > oie liomnianvantcn mir genauen ^kn>irucuo»en versehen. Unmittelbar unter den Augen der Schiffe hatten die EgYPler die vorhandenen Befestigungen ,n Stand gesetzt unv armirt. Anfang» voriger Woche waren die Geschütze aus den Wällen geladen und die Kanoniere standen Tag und Nacht aus ihrem Posten. Sehr irritirt waren die eng lischen Seeleute am Montag vor 8 Tagen, al» die Egyplcr i» einer Entfernung von 300 ?)ard» von dem englischen Geschwader eine neue Mörserbalterie installirlen. Wahr scheinlich bat Arabi Pascha vollkommen erreicht, waS er will; seine Werke siud fertig und wenn sie auch nur mit einigen Krnpp'sche» 37»'/, Eentim. Geschützen armirt sind, werken sie für die Verlheidigung von Alexandrien doch sehr wcrtbvoll sein. Es ist nickt obne Interesse, daß gerade i» diesem Augenblick ein deutsche» Kriegsschiff den Suez-Canal passirt. Es ist daS Kanonenboot „Habicht", welche« längere Zell aus der australischen Station in Tbätigkeil. am 2l. März von Adelaide a»S die Heimreise antral und am 7. Juni glücklich in Port Said cintras, um am nächsten Tage schon die Reise nach Norden sortzusetzen. ES ist möglich, daß da« Sckiff. welche« vom Corvctten-Eapitain Kulm befehligt wird, gciiöthigt ist, Wasser und Provisionen in Alexandria an Bord zu nehmen. Leipzig 13. Juni 1882. Zur parlamentarischen Lage wird u»S auS Berlin vom Sonntag geschrieben: „Wenn diese Zeilen in den Truck gegeben werte», ist die Enlfcheidiing über den Antrag LingciiS i», Reichstage vielleicht schon gefallen. T^S Er gebnis wird in jeder Beziehung ein halbes unv »»besriedigeiideS fein, wie sich ans Grund der Fraclioilsbcschlüsse schon jetzt erkennen läßt. Daß eine Majorität für die Resolution LingenS, d. h. eine Betonung der Nothwendiglcit, den Tabak in Ruhe zu lassen n»d ans weitere Steuern für jetzt zu ver zichten, ibreS Eindruckes im Lande und auch aus die Regierung »icbt versektt bätte, ist klar, mag inan nni, einen solchen AnSgaiig für einen guten oder schleckten gehalten baben. Ware e« auf der anderen Seite gelungen, von vornherein eine Beschränkung der Resolution auf ihren ersten Tbcil zn vereinbaren und unter Ausscheidung eines Urtbeils Uber die Steuerreform nur den Schutz der Tabak- industrie vor weiteren Belästigungen zu verlange», io Kälte auch dieser Beschluß als eine impoiiircndc, wo'st überlegte, gerade durch ihr Maßbalten bedeutungsvolle Kundgebung der Volksvertretung gelten können. Wie sich jetzt die Verbältnisse gestaltet babcn, sollte man sich keine Illusionen darüber machen, daß die voraussichtliche Niekerstiinmiiiig de» zweiten TkcilS der vielgenannten Re solution die Annabmc de» ersten Tbcil« »ui den größten Theil de« EfsectS bringen muß. Der Reichskanzler wirk sich in die Lücke, die ibm die Parteien selber biete», bmeinzubobreii wissen unv. indem er die Frage der Mehrbelastung de« Tabak« al» eine nebensächliche behandelt, die in dieser Hinsicht ;» erwartende Niederlage abschwäcke». dagegen sich mit voller Wucht gegen die Zlimiithiiiig einer Sistining der Steuerreform wende». Rennt er vier auch offene Tbüren ei», weil diese Zlimuthiing eine Mehrheit ohnehin nicht finden wird, so hat er doch die Geniigtbuuiig, in alle Welt hinaus verkünde» zu lassen, daß eS nur seine Tactik gewesen, welche die Ohnmacht der zersplitterte» Parteien wieder einmal dargetka». Wie sich dieser Ausgang batte vermeiden lassen und wen die
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