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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188302164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-02
- Tag1883-02-16
- Monat1883-02
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Redaktion und Lrpkdttion Johanuesgaffe 33. APrechliundru der Urdaction: Bormntags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. glir dt» Nite,»d« ein^eUnttkr vt«mlicrl»i« »»cht sich dir »>kd«cl>on mchi »rrbu>»t>ch. Annahme der sür die aS»f»s,l,e»»e N»««rr vettimmten Inserate an Wacheutage» bi» 8 Uhr Nachmittag», an Lann- und Kefttagen srü tz di»'/,» Uhr. 3n den Filialen für Ins.-^nnahmr: Otl^ klemm, UniversitätSstrabe 31. Laut» Lösche, Katharinenstrabe 18, p. nur bi» ',8 U»r. Mzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L7^i»0. Ad»nnnnent»orei» viertrlj. 4'/, Mk. incl. Bringerlahn 5 Mk„ durch die Polt bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nannncr 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ohne Postbesörderung 3d Mk. »U PostdesSrderung »8 Mk. Inserate ^gespaltene Petitzeile 30 Pf. Gröbere Schritten laut unserem Prei». verzeichn iß. Tabellarischer Sa» »ach höherem Taris. Neclamen nnter dem Uedactioaoürich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stet» a» die t-xpedtti«« zu senden. — Rabatt wird »ich! gegeben. Zahlung prseuumeranäo oder durch Post- uachnavmc. 47. Freitag den 16. Februar 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. HolMctiou. Montag, den IN. Februar ds». I«. sollen von Vormittags 0 Uhr an im Aorstrevtere Rlosenthal am Rosenthalthor » gegen die übliche 4l«;ahl»«g: 35 Eichen-, 4 Buchen-, 11 Rüstern-, 1 Linden-, 2 Eschen-, 2 Masliolber- und SO Eller-HTutzklötze, sowie 27 Stück SchirehSlzer, d gegen sofortige Baarzahlnng von ^,11 Uhr an an der Friedenseiche 13'/, Rmtr. Eichen-Nutz- schette, 83 Rmir. Eichen», 5 Rmtr Buchen-, 4 Rmtr. Rastern« und 4 Rmtr. Ma-Holder-Drenn- schette «nd unter den öffentlich im Termine au-gehangenen Bedingungen meistbieteud verkauft werden. AnfaMnienknnft: um S Uhr am Rofenthalthor und V,11 Uhr an der Friedenseiche. Leipzig, den S. Februar 1833. De- Rath» Forstdeputatton. zii-nis!. Akademie der bildenden NSnke und Lnußgewerbrschnle zu Leipzig. Arrque«, des lausenden Semester» SSL Lchitter. Die Studie» >m Sommerhaldiatzr >888 beginnen Dien»»«», den 8. Ayrtl ». e., die Tageseurse früh 7 Uhr, die Abrndcurse um 5 Uhr. Nachdem da» hohe Königliche Ministerium de» Innern in Wür- dlguna de» au» den örtlichen Verhältnissen sich ergebenden Lehr- bedürft«sse» die bisher »och bestandenen Vaeanzen im Lolleaium durch Berufung »ou Lehrer» sür Aquarell-, P«rtellan- und Glas malerei aufgehoben und demgemäß eine bedeutende Erweiterung und Vermehrung der Studicnräume stattgesunden hat, ist neben dem theoretische» Unterricht durch Einrichtung von Meisterwerkfiätteo für die verschiedenen Kunst- und Kunstgewcrvegebietr zugleich die prak- tische Ausbildung ermöglicht. «umeldungea »ar Ausnahme find in der Zeit vom 28. Februar bi» mit 18. Mari ». o. in der Expedition der Kanstakademie, westl. Flügel der Pleisteubur-, 2. Ota>«. Nachmittag» zwischen 8 «nd 8 llhr zu bewirken. Leipzig, de, 12. Februar 1883. De« Street«»: Molaigifinnakum. Riep er. Di« fllr dir »nlerfte Elaste (Sexta) anaemrldeten Knaben werden hierdurch ausgefordert, sich Lanuabend de« 17. Februar pröei« 8 Uhr, »tt Schreibmaterialien und ihrer legte» Schulceusur versehe», zur Ausuatzmeprüsang einzufiuden. Da» RerrpiionSexameu für di« Elasten Quinta bi» Prima findet am 2. April von 8 Uhr ab statt. Leipzig, den 9. Februar 1883.vr. Theodor Vogel. Lhomasschule. Di« Prüfung der für Sexta angemeldetrn Schüler findet Donner»- tag, dt» 1. Mörz, früh 8 Uhr statt. Leipzig, am 15. Februar 1883. vr. Jungmann. Vekaimtmachnng. Di« Lieferung de« Naiuralienbedarjs de» Barnffvn-Lazareih» Leipzig vom 1. April 1883 bi« Lude Mörz 1884 soll a» de» Mmdesisorderudeu vergeben werden. Der uugesühre Bedarf betrügt nach Lentnccn: Roggenbrot» SSO, Semmel» 30, Bohnen, Erbsen, Linsen je 12, Nudeln, Grüupchen, Reis und Roggenmehl je 10, Grie» (Buchweizen, uud Weizen-) je 7, Grütze (Gersten- und Hafer-) je 8, Hirse und Speisesalz ie 15, Rindfleisch 110, Hammel- und Schweinefleisch je IS, sowie etwa» Kalbfleisch und Schinken, ferner 130 Hektoliter Braunbier und 2000 Port, bayerisch Bier, tnlündische» Gebräu. Unternehmer wollen die Bedingungen einschen und unterzeichnen uud dann Offerten, verschlossen mit der Ausscheist „Naturalien- lieferung" versehen, bi» 28. Februar 1888, früh '<,11 Uhr, poriofrtt anher einseudeu. Leipzig, 11. Februar 1883. Königliche» Garutson-Lazareth. Semiilde LtStteritz. Vrkanntmachung. Da» Amt de« Gemelndcvorstande» tu Verbindung mit dem Standesamte, mst einem jährlichen Gehalte von 1S00 ^l, ist neu zu besetzen. Geeignete, im DerwaltungSsach« erfahrene Bewerber, welche eine Eauiioa von 2000 zu stellen vermögen und e» sich zur Ausgabe machen, ihre ganze Zeit «nd Kraft der Gemeind« zu widme», wollen ihr« Gesuch« unter Anführung de» bisherigen Lebenslauf«, sowie näherer Berhültniffe bi» zum 1. März d. I. anher rinreiche«. Stötteritz, deu 13. Februar 1883. Der vemeiaderath. I. B.: H. Beruhardt, Gem.-Aeli. Soncursversaliren. Da« Eoacurlversahrr» über da« Vermögen de« Kaufmann» M. LaubSber» zu Frankenstein in Schlesien wird, nachdem der in dem Bergleich»1erni1ne vom 16. November 1882 angenommene Zwang-Vergleich durch rechtskräftigen Beschluß vom 28. November 1882 bestätigt ist, hierdurch aufgehoben. Fraukensteiu, den S. Februar 1883. Königlich,« Amtsgericht. Nichtamtlicher Theil. Der Fall Kaminski. Eine« Tage« — es war zu Anfang de« laufenden Monat» — verbreitete fick im österreichischen Abgeordnetenhaus« die Kunde, daß der Abgeordnete v. Kamin-ki den Baron Schwarz aus Zahlung von 825,000 Gulden Provision verklagt habe. Man forschte dem Geschäft nach, auf Grund dessen diese erhebliche Forderung geltend gemacht wurde, und erfuhr, daß die Summe für gewisse unschätzbare, aber nicht näher bezeichnet« Dienste zu zahlen sei, durch welche Herr von KaminSki dem Baron Schwarz den Bau der galirischen Transversalbahn verschafft habe. Die Höhe der Kausiumme belief sich aus 2l Millionen Gulden. Daß diese« Geschäft ungewöhnlicher Art fei, leuchtete den Abgeordneten rin, man fragt« sich, welcher Art denn die unschätzbaren Dienste de« Ritter« v. Kaminski sein könnten und kain zu dem Ergebniß, daß die Provision da« Entgelt für die Bemühungen bilden olltr, welche Herr v. KaminSki bei den Vertretern der Regie rung aufgeweudet hatte, »m die Uebertragung de« Baue« an Baron Schwarz zu erzielen. Herr v. Kamin»ki war der Ansicht, daß bei einem so bedeutenden Geschäft auch für ihn elwaS Erkleckliches abfallen muffe, und als Baron Schwarz nicht gutwillig zahlte, verklagte er ihn. -Herr v. Kamin<ki war Mitglied de» Polrnclub». Dieser Club fühlte sich bewogen, die Handlung-weise seine» Mit glieder einer Kritik z» unterziehen und kam nach eingehender Berathung zu dem Schluß, daß Herr v. KaminSki nicht ferner dem Club angehören könne, daß er vielmehr au-zuschließen sei. Run war aber noch ein andere» Mitglied de» Polen club- in di« Sache verwickelt, ein Rechtsanwalt, Namen» WolSki, welcher die Führung de» Proeeffe» gegen den Baron Schwarz übernommen hatte. Dieser kam etwaigen Schritten, welche der Polenclub auch gegen ihn untcrneymen könnte, zuvor, trat au- dem Club au» und beide Abgeordnete ent schlossen sich dann kurz, auch ihre Mandate al» solch« nieder- zulegen. Soweit war die Angelegenheit für die beiden Herren erledigt, aber noch nicht für da» Abgeordnetenhaus und die Regierung. Die Volksvertretung nahm an der persönliche» Angelegenheit zwischen den Herren v. Kamin-ki und v. Schwarz nur sehr oberflächlichen Anthcil, ihr kam e» daraus an, der Nntur de» Geschäfts, für welche» die Provision verlangt wurde, aus den Grund zu kommen und deshalb be schloß die rechte Seite de» Hause», zu welcher die Mit glieder de» Pvlenclub» gehören, an das Ministerium eine Interpellation zu richten: l) ob sie eine Untersuchung über da» Geschäft, welches der Klage zu Grunde liegt, anficllen und dem Hause seiner Zeit über da» Resultat Mittheilung machen werde, 2) welche Gründe sie dazu bestimmt haben, den Bau der galizischen Tran-Versalbahn einem Generalunternebmer zu übertragen, statt die Bahn selbst zu bauen oder die Bau- arbciten im Einzelnen zu vergebe»; die Antwort, welche der Handel-minister Baron Pinv in der Sitzung dom lO. Februar aus diese Anfragen ertheilte, wurde kalt und schweigend aus genommen, sie ließ gänzlich unbefriedigt, denn der ziveite Theil der Anfrage blieb so gut wie unbeantwortet, der Minister beschränkte sich darauf, die Bortheile de» Bau» durch einen Gcneralunlernehmrr auSeinandcrzusetzen. Daß die Unter suchung angestellt werden würde, war, nachdem wa« geschehen, selbstverständlich, die Bejahung der ersten Frage war also nur eine leere Form. Jetzt rückle aber der Abgeordnete Kopp al» der Vertreter der linken Seite de» Hause« der Regierung aus den Leib und erklärte, daß man nickt Untersuchungsrichter und An geklagter in einer Person sein könne, e« müsse deshalb ein Ausschuß eingesetzt werden, welcher auch die Mitglieder der Regierung zur Verantwortung ziehen könne. Ministerpräsident Gras Taaffe erwiderte darauf, daß die Verfassung in dem hier vorliegenden Falle die Anklage vor dem StaatSgericktSlws al» Mittel gewähre, vor diesem würden die Mitglieder Rede stehen. Gerade der Fall, welchen Gras Taaffe dezeichnete, liegt aber, wie der Abgeordnete Kopp treffend ouSsührte, nicht vor. denn ek handelt sich nicht um eine Geseyesvcrletzung, sondern um eine Handlungsweise, deren Werth oder Unwert!) vor dem Richlerstuhl der Moral zu entscheiden ist. Fast da» ganze Abgeordnetenhaus stimmte dem Abgeordneten Kopp bei. denn bi» auf drei Ezechen nahmen sämmtliche Abgeordnete den Antrag Kopp aus Einsetzung eine« Untersuchung»«»»» schlisse» von l 5 Mitgliedern an. Kleine Ursachen, große Wirkungen! hätte Herr v. Kamin-ki seinen vcrnicintlichen ProvistonSaiispruch an Baron Schwarz privatim zum AnStrag gebracht, patt ihn vor Gericht geltend zu machen, so würde der Bau der galizischen TranSversal- vahn vermuthlich durch da» Eoniortium Schwarz au-gesührt worden sein, ohne daß sich da» Abgeordnetenhaus darum weiter gekümmert hätte, jetzt hat e« aber erkannt, daß hier etwa» nickt in Ordnung sei, und allem Anschein nach wird dir UntersuchunaDinge zu Tage fördern, von denen sich bis her die meisten Abgeordneten nichts träumen ließen. Auch Baron Schwarz hat sich beeilt, da« Material zur Führung der Untersuchung zu vergrößern. In einem Schreiben an die „Neue Freie Presse" hat er mitgctheilt, daß ihm da» Bauconsortium zur Bestreitung der nvthigen Borauslagen den Betrag von 630,000 Gulden bei dem Banquier de« Unternehmen», der österreichischen Länderbank, angewiesen habe, er fügt auch hinzu, daß er 355,000 Gulden davon veraus gabt und den Rest von 275,000 Gulden noch reservirt Hab«; endlich erklärt er sich bereit, über die gemachten Ausgaben Rechnung zu legen. Wie komint Baron Schwarz dazu, der artige Privatangelegenheiten der Oeffentlickkeit zu übergeben? Man wird dadurch zu der Bermuthung czcsührt, daß zwischen den 625,000 fl., welche Hcrr v. Kamin»!» al» Provision be ansprucht, und zwischen de« 630,000 fl., welche Baron Schwarz von der Länderhank erhoben hat, ein Zusammenhang besteht und daß die letztgenannte Summe mit dein Geld« identisch ist, welche» Herr v. KaminSli sür seine Bemühungen verlangt. Der Untersuchungsrichter, wrlcher sich bereit» mit der Sache beschäftigt, hat deshalb eine Com mission ernannt, welche die Bücher der Länderbank zu prüfen hat, um daraus die Natur der sür die Zwecke de» Bau» der galizischen Tran-versalbahn geleisteten Ausgaben zu ermitteln. Au- den Erklärungen de» Baron Pino auf die Inter pellation der Abgeordneten Lichtenstein und Genoffen erhellt, daß die Haltung der Beamten in Bezug aus diese bedenkliche Generalunternehmung geprüft werden soll, die vfsenlliche Meinung hegt also Verdacht, daß der Auftrag zum Bau durch Bestechung von Beamten erlangt worden »st. Welche» Chaos breitet sich hier vor den Blicken der Welt au- ? Regierung. Abgeordnete, Banken. Bauunternehmer, Alle vereinigen sich zu einem Unternehmen höchst bedenklicher Natur, durch welche» einzelneu Personen moralisch unerlaubte vortheil« zugewendet und die Grsammtheit geschädigt wird. Der Fehler liegt offenbar am System, an welchem in Oesterreich Alle» krankt, an den ungesunden Finanzverhält niffen, bei welchen dir allermeisten Unternehmungen durch die dritte, vierte Hand gehen, bevor sie am rechten Ende angrsaßt werden. E» herrscht eine Unordnung und eine Verschleierung de- wuhren Sachverhalt- in den meisten Zweigen der Staatsverwaltung, daß weder die an der Spitze der Verwaltung stehenden Personen, noch die Abgeordneten in der Lage sind, »ich von dem Stande der Finanzen rin richtige« Bild zu machen. Einer sucht immer hinter dem Andern Deckung, alle wollen sich bereichern und deshalb wird Alle» nur ba'b und schlecht gemacht. Da» ist ja der Grund, warum di« BolkSdnIictung an der Gcncralentreprise Anstoß nimmt. Bei dieser ist eine Eontrole noch weniger möglich, al» wenn die RegicrungSorgane selbst den Bau leiten oder wenn sie einzelne Bautose au-tbciten, deren Entwickelung vom Beginn bi» zum Enke der Arbeit genau und ohne besondere Schwierigkeit verfolgt werden könnte. E» mag allerdings sür die Negierung bequemer sein, den Bau einem Unternehmer zu übertragen, aber bann hat sie später auch die Verantwortung für die Onalitäl dcS Baue» zu über nehmen. Diese Verhältnisse sind schon so osl uuv ausführlich ur Sprache gekommen, in Preußen zur Zeit der SlrouSberg'- chen Unternehmungen, daß man in Oettcrreich ganz genau wissen mußte, wie bcvenktick ein solche» Unternehme» ist. Die Regierung bat sich trotzdem daraus eingelasseu und hat eS sick nur selbst zuzuschreibci», wenn ihr daraus die größten Unan- nehmtichkeiken erwachsen. Hoffentlich wird die liberale Partei den politischen Geivinn auS der gegenwärtigen Verwirrung iehen und dann ist Aussicht vorhanden, daß cS dereinst »effer wird. Leipzig, 16. Februar 1883. * Au« dem Reichstage wird un» vom Mittwoch geschrieben: „Im Reichrtage wurde beute die bri tte Lesung de» Etat» begonnen. Zunächst kan» Abg. Richter auf die am Montag vom Krieg» NIi»iper gehaltene Rede zurück und trat nochmal» für die Heranziehung der Osficiere zur Commuualbestkuerung ein. In» klebrigen forderte er in demselben scharfen Tone, den er wiederholt in letzter Zeit der Mititairverwaltung anzuschtagen beliebte, Sparsamkeit, indein er wiederum die Frage der OsficicrcasinoS, der Garde du EorpS, derPensionirungvcrOsticiere undAudere» aus-Tapet brachte, wodurch in hohem Grade der Widerspruch aus der rechten Seite de» Hause» geweckt wurde. In Herrn v. Schortemcr- Atst regte sich der alle Ofsicier; er erinnerte daran, wie er im Jahre >84!» unter dem Prinzen von Preußen gegen die Revolution gekämpft und ging wobl in der Zurückweisung Richter'» zu weit, indem er »bm schließlich, weil der Führer der Forlfchritller nicht Soldat gewesen, überhaupt die Berechtigung zur Besprechung militalrischer Fragen bestritt. Diese Blöste de» ultramonlanen Freiherrn benutzte Herr Richter »nit der an »hm bekannten Geschicklichtcit und erwiderte mit der Gegenfrage, ob Herr v. Schorlen» er etwa weniger berechtigt sei, die dem Parlamente vorgelegten Gesetze zu krilisirei», weil er nicht Jura studirt habe. Nach- dem die Herren v. Kardorfs und v. Minnige- rodc Herrn v. Schorlemer ihren Beistand geleistet, wurde in die Specialdebatte eingetreten, welche, wie e» in der Natur der Sache liegt, eine Di«c»sfion Über die ver schiedensten Gegenstände zu Tage förderte. Der Abg. LingenS wünschte von de» Fabrikinspectoren eine strengere Aufsicht in Bezug aus das Innehaltcn der Sonntagsruhe, der Abg. Möller beklagte, daß in den Mititairmagazinen zu viele Soldatensliesetn Vorhände» seien,Abg. Or. Thi len in» sprach in recht belehrender Weise über Wetterprognose und empfahl verschiedene Verbesserungen im Geschäftsgänge der Seeivarte und auch dem Abg. Reichensperger (Creseld) sehlle er nicht an Stofs. Ter Freund der Gotbik kritisirte diesmal bei»» Etat der Reichsschuld die weniq künstlerische Ausstattung der ReichScaffenscheine, beklagte die zu warme Bekleidung der Daincn auf de» Füuszigmarkschcinen und die „Nuditäten" auf den Zwanzigmarkscheinen. 2,n Ganzen boten die Ausführungen de» freundlichen Herrn so viel Stofs zur Heiterkeit, daß der Ernst der ElatSberathung aus einige Zeit in den Hintergrund trat. Denn vorher war von recht ernsten Dingen die Rede gewcsrn. Zunächst Halle der Abg. Richter beim Etat des RcicbSheercS in Anknüpfung an einen kürzlich vorgekommencn Fall die große Zahl der Selbst mord« in der Armee zur Sprache gebracht und die Meinung geäußert, daß dieselben eine Folge von Mißhandlungen im Dienste wären, eine Aussaffung, welcher soivvbl der KriegS- minister al» auch der Abg. Stöcker, dieser auf Grund seiner Erfahrungen al» Militairseelsorger, entaegentralen. Auch die Frage der Auswanderung deutscher Arbeiter nach den Sand- wichS-Inseln gelangte zur Erörterung, ohne daß man inbeß Uber die dortigen Verhältnisse ein klare» Bild zu gewinnen vermochte, da die Abgg Kopp. Dohrn und Barth, alle drei Secessionisten, in dieser Frage durchaus verschiedener Meinung waren. — Die Holzzollvorlage wird erst nach Ostern zur ersten Lesung kommen." * Die „Nationalzeitung" schreibt: „Der Geburtstag unsere-Kaisers fällt in diesem Jahre wiederum, wie die» bereit» mehrfach, zuletzt im Jahre 1880, der Fall war, in die Eharwochc, und zwar aus den Gründonnerstag. Tie Feier de» hohen Festtage» für da» deutsche Volk, an welchem der Monarch sein 86. Lebensjahr vollendet, wird dadurch insofern beeinträchtigt, al» die sonst übliche Illumination der Gebäude, wie die« auch in den früheren gleichartigen Fällen geschehe» ist. wird unterbleiben müssen. In früheren Jahren hat auch eine Verlegung der osficieUcn Festessen stattgefunden und sind dieselben am letzten Tage der vorhergehenden Woche abgehalten worden. Der Empfang der Gratulanten erfolgt am Palmsonntag." * Wie schon erwähnt, erklärt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung", daß da» von der «N. Pr. Zta." au-gegangcne Gerücht, der Krieg-minister Kamele habe um seine Eiit- lassuug gebeten, jeder Begründung entbehre. Letztere» wird nun der ,N. A. Z." »nit dem Bemerken bestätigt, daß »m Besonderen die Oueüe jener Mitthcitung überrasche, da e» derselben an Gelegenheit zu besserer Information nicht fehlen könne und man dort mindestens eben so gut wie andcrSwo hätte erwäaen müssen, daß c» bei un» weder in» Frieden noch im Kriege Sitte sei, eine Position während deS KampieS zu verlassen. — Zur Sache wird un» au» Berlin geschrieben: „Es »st notorisch, daß Hcrr v. Kameke Sr. Majestät sein Gesuch um Entlassung eingereicht hat, und daß dasselbe einst weilen nicht angenomincn worden ist. Außer der Frage der Communalbcsteucruna der Osficiere soll, wie in parlamen tarischen Kreisen verlautet, noch ein anderer Disscrenzpunct Vorgelegen haben. Der Kaiser soll, wie man erzählt, eine Aen- derung an der Unisorinirung der Garde» du Eorp» gewünscht haben,welcheHerrv.Kamekenichtbesürwortete Diessollbercit» vor einigen Wochen gewesen und der Kaiser später von seiner Idee wieder zurückgekommen sein. Wiederum wird auch er »äblt, daß in höheren militairischen Kreisen Herrn v. Kamele', Auslreten gegenüber de» Angriffen de» Herrn Richter nicht scharf und „schneidig" genug erschienen ist; ja, e» wird sogar bereit» al» Nachsoiger de» Herrn v. Kameke der General- Lieutenant v. Voigt» - Reetz. jetzt DlvisionScommandeur, bi» vor zwei Jahren Direktor im KriegSministerium, genannt, welcher al» vorzüglicher Reder bekannt ist. Alle diese Gerüchte gebe ich nur mit der größten Reserve wieder. Bon anderer Seite wurde sogar erzälul, daß nur die Durchbrrathung de» Etat» abgewarlel werden soll, daß der Kaiser keine-wcg» geneigt ist, die Eommuna ldest eue- rung de» Privatvermögen» der Oificlerc »uzutaffen und er entschlossen sei, fall» der Reichstag die Annahme de» Mililairpensioi'-gesetze» von dieser Beding,»,, abhängig mache, die Auslösung desselben zu kccreiire» Wie gelagl, vermag ich sür keine dieser Lesarten eine Bürgschaft zu über nehmen. halte e» aber dock al» gewiffenhajler Chronist sur meine Pflicht, wenigsten- dieser Gerüchte Ermahnung zu lhun — während ick ankere noch zurucibatte." — Die „Nationalliberale Eorrespondenz" schreibt: „Ueber die Krisi» im KrieqSminiskeriuin" war beute wenig Neue» zu erfahren. T>a» Abschiedsgesuch des Herrn von Kameke, wenn ein solche», wa» sehr bestritte» wirk, überhaupt eingereicbt war. ist vorläufig jedenfalls zurück- qenommen, uud die Entscheidung di» zur Wiederaufnahme der Beralhungen über da» MilitairpensionSgesetz »ach Ostern vertagt. I» Reich-lagSkreisen hält man an der Erwartung cst, daß sich eine Verständigung erzielen taffen werde." * Tic jüngste Nummer der „Provinzial-Corrc- spondenz" beschäftigt sich in ihrem ersten Artikel mit der Haltung der Fortschritt-vartei bei der Berathung de» Mititairetal» und des Pensionsgesetzes. Die dort erhobenen Beschuldigungen bleiben auf dem gewöhnlichen Niveau der osficiösen Presse. Die KriegSverwaltuna beklage oft den Mangel an OssicierSaspiranten, während die Fortschritts partei die Mittel verweigert, um die Tbalsache. daß nicht alle Osficiere über die Majorsccke hinau-kommen können, weniger em pfindlich zu machen. Wir sind gewiß keine Freunde der unfrucht baren Oppositionund haben nicht nvlhia erst zu versichern, daß wir die ganze Art de« Austreten» der Fortschrittspartei auch bei den diesmaligen Debatten über den Mililairetat durchaus nicht billigen Indessen hätten wir doch aewünscht, daß uttS da» amtliche Blatt eine Aufklärung darüber gebracht hätte, ive-balb an der sogenannten MajorSeckc grade d»e bürgerlichen Osficiere am meisten scheitern. Die »Noe^d. Allg. Zta." nennt da» fortschrittlich« Verfahren einen '»mgriff in die Rechte der Krone, und die „Prov.-Corresp." bezeichnet in einem zweiten Artikel iu derselben Weise den Majorität», beschluß ans Vertagung de» preußischen Abgeordnetenhauses bi» zur Beendigung der dringendsten ReichStagSarbeite». * Au» Reoierungskreiscn wird bereit« jetzt anaeküadigt, daß der einzuvriugend« Reich»etat pro 1884—85 genau niit dem jetzt abgelehnten übereinstimmen werde. Mau hält da» sür nolhwendig, um der Opposition zu beweisen, daß der Etat ebenso gut ein Jahr früher hätte ausgestellt weiten können. Jndeß wird man sick hüten müssen, au» einem der artigen einmalige» Factum irgend welche Schlüffe aus dauernde Zustände zu riehen. E» »st sehr wohl möglich, um de» „höheren Zwecke«" der zweijährigen Etatsperiodc willen alle bi» zum nächsten Jahre oervortretenden speciellen Bedürfnisse pro 1584—85 auf ein Jahr zurückzudrängen, um die calcula- torische Nichtigkeit der ein Jahr früher dorgelegten Etat« zu beweisen, ob das aber für die Dauer möglich sein wird, ist dadurch in keiner Weise dargethan. * Wa» den in ultramontanen Blätter« veröffentlichte» Brief de» Papste» betrifft, so ist man in Berliner, der Regierung nabe stehenden Kreisen der Ansicht, daß die Wiedergabe de» Inhalt« m keiner Weise zutreffend sei. Im klebrigen glaubt man, daß da» Schreiben de» Cardinal» Jacob in», welche« den Kern der Frage behandle, noch gar nicht eingelrosfcii ist. * Gegen den Antrag de« Fürsten Hatzfeldt über die Besteuerung der Börse ist die erste Petition und zwar au» Frankfurt a. M. eingeaangen. In derselben wird besonders auSgeführt. daß die Annahme des Antrags die kleineren Börsen sehr hart treffen und ein Monopol für die große» Börsenplätze schaffen würde. * Nach der „Gaceta Narvdowa" wäre in der russischen Gouvernement-stadt Twer eine nihilistische Buch druckerei entdeckt worden, in Folge dessen die Polizei über zwanzig Verhaftungen vorgenommen habe. Tie revolutio nären Schriften, welche in der Druckerei hergeslellt wurde», sollen durch die Vermittelung eine» mbllistischen Postbeamten nach Petersburg geschickt worden sein. Ter Postbeamte hat sich, um der Verhaftung zu entgehen, erschossen. * Die Frage der dänische» Optanten durfte, wie uns au» zuverlässiger Quelle versichert wird, dahin entschied, u werden, daß die Frist, in welcher sich die NordschleSwiger zu entscheiden haben, verlängert und wahrscheinlich eine Bedenk zeit von zwei Jahren zuqestande» werde» wird. Dieser Ver schlag soll vom LHerpräsidente» der Provinz Schleswig Hol stein gemacht und durch den Minister de« Innern dem Slaalo- ministeriuin zur Annahme empfohlen worden sein. * Nach einer un- auS Rom zugehenden Mittheilung bat die Feststellung de» Termine» für die russische Kaiser- krvnung da-italienische Cabinet veranlaßt, der Frage der Besetzung de» vacanten Posten» eine» italienischen Bot schafter- i» St. Petersburg ihre volle Aufmerksamkeit zuzu wenden. Tie Ernennung de- Nachfolger» de» Cavaliere Nigra soll noch im Lause diese» Monat- erfolgen, und zwar ist zunächst der Botschafter in Konstanlinopel. Gras Eorl», in Aussicht genommen, dessen bevorstehende Ankunft in Rom erwartet wird, um ihm den Tausch seine» bisherigen PostsnS gegen den in St. Petersburg anzutragen. Für den Fall, daß Gras Corti. der sich i» der türkischen Hauytsladt einer sehr einflußreichen und angenehmen Stellung erfreut, »orziehcn sollte, in Konstantinopel zu bleiben, werden enttveder der derzeitige Gesandte in München, Graf Barbolaui. oder der in Madrid, Gras Greppi, nach Sl PctcrSdnruenffeudet werden. Die in italienischen Blättern ausgetauchle Meldung von der bevorstehenden Ernennung deS ehemaligen Geueralsecrelair». Baron Blanc, sür den erwähnten Pene* entbehrt der Be gründung. Baron Blanc gilt al» der prGnmisve Ersatzmann de» Grasen Grrppi sür den Posten in Madrid, welcher al» der erste italienische GesandschasiSposten ailk. »m so mebr. al« der beiderseits gehegte Plan, die gegenteiligen Vertretungen in Rom und Madrid zum Range von Botschaften zu erhöben, noch nicht ausgegeben und von spaniicher Seite erst kürzlich neu angeregt worden ist. * Wie an» Mailand gemeldet wird, ist der dortigen Präseetur vor einigen Tagen die Mittheilung zngcgangcn, daß eine Anzahl Irredentisten und Anarchisten au»
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