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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188302205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-02
- Tag1883-02-20
- Monat1883-02
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nr-artion und Lrprdition Johannesgasse 33. Avrrchllun-ni -er Urdartioa: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. Für tu Mck,it< km^esantler M-,«uIcn»U »»Hl sich die öiccaciiou nicht verbutdUch. Annahme der snr die nächftsalgend, Nttmmrr bestimmte» Insernke au Wochentagen dis L Uh» Nuchmittag», au Lonn- uns Festtage» früh dis '/,9 Uhr. 2n den Ftlialrn für Zns.-Ännahme: Ltto Klemm, Univerntäl-strahe 21. Louis Laicht, Katharlnenstraße 13, p. nur bis ',,3 Uhr. tlpMtr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage I7,3Z<>. ^bonlirmrulvpsriü viertelt. 4'/, 4M. l»cl. Vrmgerlohn 5 Mt., durch dic Pr» bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Beleges,-niplr 10 Pf. Gebühren slir Crirabeilaaeu ohne Posro -Sr: :g 30 Mk. mit Pc'sld.'sei..-li.i> 1« NI, Inserate «>g,'wallen. !-'-.'".ilc sto Ps. Größere Schnur,' : .i ..»-.-.em Preis- v^rzciänii',. Tabellarischer catz nea. >>. rem Tarif. Neclauien nuler drui '.numclioilsltrich dik Tvaltzn -.- 50 Pf. Jnieraie sind tieis e.i <s>:vcdftio» fendeu. — ck daik Wut g,geben. Zahlung pruvuui», »der l i.rch Post- nackna me. .4» 51. Dienstag den 20. Februar 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachung, den südwestlichen Bebauungsplan betr. Nachdem der für das im Sütwesten der Stadl gelegene, durch die Harkortstraße von ihrem AuSgang am Oöstmarkt, den Floßplatz, Schleuniger Weg bis zur Brandbrücke und die van vier auS projcclirte Ringstraße l bis zu ihrer Ein mündung am Obslmarkt bcgreirrte Bauareat festaestellte Bebauungsplan, weicher vom 20. Juni 1880 ab vier Woche» lang bffeullich auSgelcaen und sodann Giltigkeit erlangt hatte, eine theilweise Vervollständigung, beziehentlich einige Abände rungen, insbesondere bezüglich der Ringstraße I erfahren hat, u»v deshalb neu ausgenommen worden ist, so haben wir diesen neuen Plan in unserem Bauamte (Ablbeilung für Tiefbau) zu Jedermann- Einsicht vier Wochen lang ander weit auögctegt, waS wir hierdurch in Gemäßheil de- tz. 22 des Regulativs, die neuen städtischen Anbaue und die Regu lirung der Straßen betr., vom 18. November 1867 zur ösfcnllichen Kcnntniß bringen. Leipzig, den 12. Februar 1883. Der Skath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch, Aff. vcrmiethulig einer Abtheilung der Landfletscherhalle a« Plauenschen Platze. Die miethfreie Abtheiluua 9er. Ik» in obiger Fleisch halle soll vom S. Marz diese- Jahre- an gegen ein» monatliche Kündigung Sonnabend den S4l. diese- Monat» Vormittag- II Uhr auf dem RathhauS, L Stage, an den Meistbietenden anderweit vermiethet werden. Die BermielhungS- und VersteigerungSbedingungen liegen ebendaselbst schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 10. Februar 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. lerutti. HolMclion. Mittwoch, den LR. Aebruar diese» Jahre- sollen von Vormittag- st Uhr an im Forstreviere Connewitz, aus dem Schlage in Abkheiiung -13 und -11, 15 Eichen-, 3 Rüstern-, 11 Weißbuchen-, 1 Apfelbaum-, 13 Erlen- und 2 ASpen-Rutzklötze, ferner 2 Eicken- und 1 Eschen Schirrhölzer und von Ist Uhr an 47 Meter Eickeii-Brennschette, 26 Abraumhanfe« und 103 Langhaufe«, sowie 385 Bund Dornen unter den ini Termin öffentlich auSgehangenen Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an Ort und Stelle nach dem Meistgebote verkauft werden. Zusammenkunft: um S Uhr zur Klotz-Nuction und um lO Uhr zur Brennholz-Auction in der Nonne an der vr. Heine'schcn Brücke bei Neufchleustig. Leipzig, am 12. Februar 1883. Des Raths Forstdeputatton. OeKentlioke Lunil6l8l6kran8tult. vis ^uweldlltur von llnndlon^ilekrllnxen, velok« llommends Oster» in dis kittlb- oder Xueknlitt»se,Icur»s der lekrllnr«. ubllielluor ein trete» solle», erbittet siel» der Ullterreielmeto i» der -ieit rom 26. kedruar bis mit 1. Mkr», Vorwkttax» 11—12V. Ilkr, ,v»»!0i?Ucb unter persSnIielier Vorstellaux der Xuruwelaevdeu durel, ilirs Ileere» kriaripsls. IVLbrevd der xedackten -Leit «erden nnoll Xomeldonspsv ktlr den el»)ükrlkr«a 5»edul!>8eastl»»stU«i>«u Ilursu, entpserpon- xevolluneu, an «eldiew sieb tluodlun^elelirlln^e detkeili^eo können, die iin Lesit/s des Aenxnisse» Uber dis «isssnsekastlickv Letäbixunx rum bü»judri»r-k'r«izciIlmeudienLl« sind. Unterriebt 10 Lluoden «vobentliob, 8cbulxäld Alt .<* lbeiprhp iw kebruar 1883. 0»r1 IVolckrnm, vlreotor. virb-ahls -vekanntmachllns. Gestohlen wurden allbier erstatteter Anzeige zufolge: 1) Zwei weißleinene Betttücher, gez. X. Ü., eine kerviette von iveißem Damast, mit demselben Zeichen, ein weißleinene- Wisch tuch mit rother Kante, ebenso gez,, ein ebensolche» Viannöhemd, gez. s. 6., und ein Frauenhemd, mit Spitzen besetzt und X. ll. gez.. von einem Trockenplatz an der Arndtstroße, am 1. ds». MIS.: 2) zwei Töpse von Eisenblech, äußerlich blau und innen weiß emaillirt, jeder 10 Liter fassend, aus einer Kellerabthcilung iu Nr. 5 am Plauenschen Platze am 3. dis. MtS. Abends; 3- ein goldener Ring mit Brillant, an beide» Seiten schwarz emaillirt, aus einer Wohnung in Nr. 10 im Alle» AmiShos, vom S. bi» 10. dss. Mi».; 4) ein schwarzseidrner Regenschirm mit braunem Stab und gebogenem Griff, säst neu, aus dem Tanzsaal lm Tivoli, am 10. dsS. Monat» Abends; 5) ein Kopfkissen mit rotb- und weißgestreiftem Inlett, nebst weißem Ueberzug, auS einer Schlafstube »n Nr. 3 des Böttcher, gößchen», vom 9. bis 11. ds». MtS.; 6s eine ncnsilberne tz'ylindrruhr mit Secunde und geriester Rückseite, nebst kurzer Mclsingkette, au» einem gleiche» Locale iu Nr. 5 der Windmühlenstraße, am 12. dss. MtS. früh; 7) ein Thärgrisf von schwarzem Horn, von einer Thür im Treppenslur de» Hause- Nr. 41 am Neumarkt, am nämlichen Tage Nachmittag»; 8) ein Paar rind-lederne Stiefeln mit Doppelsohlen und Absatz- eisen, aus einer Schlaikammer iu Nr. 42 der Körnerftraße, ia der Zeit vom 5. bis 13. dss. MtS.; S) sieben Kaninchen von weißer bez. gelber, grauer und schwarzer Farbe, mittelst Einbruchs au» einem Stalle auf einem Arbeitsplätze au der Südstraße, tu der Nacht vom 12. zum 13. ds«. Ml«.; 10) eine neusilberne Cyltntzernhr mit geriefter Rückseite mit Plättchen in der Mrtte, aus einem Schlaslocalc in Nr. S der Goethe strafte, in derselben Zeit; 11) ein Kaisermantel von graubraunem carrirten Stoff, mit zwei Reihen schwarzen Hvrnknöpscn. rvlb- und weißcarrirtem Aermel- und schwarzem Schooßnitter, — in den Taschen besanden sich ein Notizbuch und ein Paar desecte graue Wildledern« Hanpschude—» au» einem Korridor in Nr. 20 der Liebigstraße, am 13. dss. Ml». Vormittags; 12) ein großer Lastwagen mit Kasten und mit Steinkohlen beladen, an- dem Ranon deS Bayerischen Bahnhof», am nämlichen Tage Abends (der Wagen ist nachmals leer wieder ausgcjuudcn worden); 13) eine Kiste, gez. -1., in zwei verschlungenen Dreiecken, Nr 496, 16 Kilo schwer, enthaltend 10V Flasche» Alizartn-Voptrliiitr, au- der Flur de» Hauses Nr. 7 der Universilälsstraße vom 14. b>» 15. d. Mi«.; 14) eine Geldsumme von 27 .H, in einem Zwanzigmark., einem Fünfmarkscheine und einem Zweimarkstücke, auS einem Küche», raume in Nr. 28 der Petersstraße, «u der Zeit vom 27. vor. bi» 11. ds«. MlS.: 15) vier Schweinakeulrn, eine Quantität Schwetnrfleisch (Bauch- bez. Rippeustückchen) und eine Anzahl Blut- bez. Leder- Würste. mittelst Kiiibruch», auS einer ücllelabtheiluug in Nr. 3 der Kohlenftraße, in der Nacht vom 15. zum 16. dss. MlS.; 16) ein Bällchen in grauer Leinwand, uig;n. i» zwei verschlun gene» Dreiecken ö. Xo. 2025, enthaltend drei Stück bunlsarbigc» Möbelstoff, von einem Rollwagen, welcher in der Katharnicnstraße gestanden hat, am 16. ds«. MlS. Abends; 1?) ein Sommerüberzieher von dunkelgrauem Stoffe mit einer Reihe Knöpfen und schwarzem Futter, aus einem RestanraliouS- locale i» Nr. 2 der Windniühleiigasse, am 17. ds». Mls. BormitiagS; 18) eine silberne ÜLlinderuhr mit Secuude, geriester Rückseite mit wappenähnlichem Schildchen in der Mille, und im Innern des Gehäuses mit der Fabriknummer 2728, auS einer Schlafstube in Nr. 75 der Elisenstraße, in der Zeit vom 9. bis 13. dss. MtS.; 19) eine kurze goldene, kleinaliederl^e Uhrkette, daran ein Uhr- schlösset von Talmigold, mit blauem Stein, ei» Paar grau- und rolhgestreisle wollene Soeken, ein dunkelblaues halbseidenes Tdawl- tuch und zwei gelb- und rothgeblumte Taschentücher, au« einer Schlaskammcr in Nr. 43 der Ulrichsgasse, am 17. dss. MiS. Bor- mittags; 20) zwei Flaschrn Rothwein, mittelst Hinbruchs, aus einem Keller in Nr. 38 der Rcichsstrahe, vom 17. bis 18. dss. MiS.; 21) eine kleine tombakne tz'nliudcrnhr mit glatter Rückseite, au» einem Geichästslocale in Nr. 6 deS BöttchergäßcheuS, am 18. ds». Mt». Abends: 22) ein Urberzictzcr von dunkelblauem Doublestoff, mit Sammet, kragen, zwei Reihe» Knüpsen und schwarzem Futter, sowie ein schwarzer Filzbut mit blauscidenem Füller, au» einem Tanzlocale iu Nr. 7 der Windmühlenstraße, zu derselben Zeit. Etwaige Wahrnehmungen über de» Verblieb der gkstohlcuc» Sachen oder de» Thäter sind ungesäumt bei unserer Erininial. Adthcilung zur Anzeige zu bringe». Leipzig, am 19. Februar 1683. Das Polizcl-Amt drr Stadt Lripzig. Bretlchneider. vr. Dcneckc. Nichtamtlicher Theil., Rechtsschutz und Parteitreiben. In dem modernen Staate wird der Rechtsschutz, die Sicherheit der Person und deS EigenthumS als da- hervor ragendste Ziel angesehen, welches durch den Staat-Verband erreicht werden soll. Man kann unbedenklich sage», daß über diesen Grundsatz bei unS alle staakScrhallenkcn Parteien ein verstanden sind, und daß nur über die Mittel und Wege, wie dieses Ziel zu erreichen sei, die Ansichten auScinandergchen. Deshalb sollte man crwarlen, daß alle Bestrebungen zur Sicherung de» Rechtsschutzes sich der Unterstützung alter Parteien erfreuen, daß alle Beransialtungen zu diesem Zwecke rein sachlich von allen Seilen bcurlheill würden, dag leine Partei sich den Anschein zu geben versuche, als habe sie den Rechtsschutz für sich allein in Erbpacht genommen. Jedoch unsere kämpscreiche Zeit ist leider so von der Parteien Haß und Gunst durchwüblt, daß auch da» neutrale Gebiet des Rechtsschutzes von diesen Gegensätzen nicht verschont bleibt. Zu diesen Bemerkungen werden wir veranlaßt durch einen Artikel, welchen die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" dieser Tage gegen den Berliner „Verein für Rechlsjchutz" richtete. DaS leitende osficivse Blatt stellte überhaupt in Abrede, daß durch derartige Laicilvercinc der Rechtsschutz gefördert werden könne, eS war vielmehr der Ansicht, dieser Zweck könne nur durch eine Bereinigung von Rechtskundigen erreicht we»dcn. Wir wellen versuchen, diese Ausführungen auf ihre innere Begründung zu Prüfen, weil wir cincsthcilS von der hohen Bedeutung der Rechtssicherheit für unser Botkslcben innig überzeugt sind und weil wir andrerseits wünsche», daß alle diese Bcstrebunaen von dem häßlichen Beigeschmack der Parlci- agitation befreit bleiben mögen. Wir fragen zunächst: Werden die Mitglieder dcS Rechts schutzverein» bei ihrem Eintritt auf ihr politisches Glaubens- bekenntniß geprüft? Die Antwort lautet selbstverständlich verneinend, der Verein soll politisch farblos sein. Wenn wirklich — und wir können da» leider nicht in Abrede stellen — von einzelnen Rednern in dem Bcrein politische Taktlosigkeiten verübt worden sind, so glauben wir, daß gerade die Eonservativen wesentlich die Schuld daran tragen, weil sie sich nicht genügend betheiligen und den fortschrittlichen Heißspornen energisch entgegen treten. Weil Jemand liberaler Gesinnung ist, braucht er sich doch nicht abhaltcn zu lassen, einem Rechtsschutz verein beizutrctcn, eben so wenig wie ein Verein für Volksbildung dadurch zu einem politischen wird, weil durch die Glcich- qüttigkrit der Mitglieder anderer Parteien diejenigen einer bestimmten Partei m demselben die Mehrzahl bilden. In dem Centralverein zur Hebung der Volksbildung, den die „Nordd. Allg. Ztg." zu den fortschrittlichen Agitation-Vereinen wirst, sitzen Männer aller liberalen Richtungen, und sie würden sich sehr freuen, wen» konservative Männer sic in ihren humanen Bestrebungen für da» Wohl der arbeitenden Classen unterstützen würden. Ein hauptsächlicher Beweis für die politische Natur de» Berliner Rechtsschutzvereins liegt für daS go»iven>cincntale Blatt in der Natur der dort geführten Verhandlungen. Er wurde» bisher dort hauptsächlich debattirt die Fälle Roten hahn. Franzen, Linke und v. Schleinitz. DaS geprügelte Mädchen, der polizeilich mißbandclte Candidal der Theologie, der von einem Militairposten erschossene Arbeiter und der entwischte Hauptmann a. D. sind aber unserer Auf sagung nach gerade recht geeignete Themata für einen vffeilt!,chen Verein sitr Rechtsschutz, cS sind auch die einzigen Fälle, in denen da» öffentliche NcchtSbewußtscin seit dem Bestehen des Verein- erheblich cngagirl war. Tic Aus führungen richten sich natürlich gegen eine Amtsüberschreitung eine- Derwaltung-bramtc». bei welcher die SlaalSanwallsche.sl nicht nachdrücklich genug eingeschrittcn ist. sic richten sich gegen Mißstände im Petizeiwesen und gegen mangelnde Garantien in der Rechtsprechung, sic richten sich endlich gegen verschiedene veraltete Privilegien in der Mllitairjusti; und gegen eine Abweisung der Haftpflicht LcS MilitairsiScuS sur im Dienste von MilitairS begangene Schädigungen von Privaten. Alle diese Fragen inlcrcssircn alle Parteien gleichmäßig, alle haben wir daS gleiche Jnlcreffc au ihrer Regelung im Sinne der Rechtssicherheit» und wenn dabei tactloS von sortschrilt lichen Rednern die konservative Parteirichlnng einzelner Per sönlichkeiten in den Vordergrund geschoben wurde, so hätte daS durch die Ccmservaliven znrnckgcwiescn werden können, wenn sie in genügender Zahl dem Vereine beigctrcten wären. Aber, behauptet dic „Nordd. Allg. Zta.", solche Laicn- vereinc nützen überhaupt sur den Rechtsschutz nichts, daS müssen Jnristenvereinc sein. Den Rechtsschutz, welchen die puristische Fachgelebrsamkeit gcwäbrcn kann, besitzen wir schon in unseren Gerichtshöfen vollkommen. Unsere Anwalt-Vereine und AnwallSkanimcrn werken aus Ansuchen immer bereit sein, dem verletzten Rechte in eelatanten Fällen ihre sack kundige Unterstützung uneigennützig zu gewähre», dazu bedarf e» »euer Verein-bildungen nicht. — ES handelt sich ja eben »in jene Fälle, wo daS Volk-recht in Cousticl geralb inil dein Juristen recht, wo daS formale Recht »ichl in Einklang slcbt mit dem inatcriclle» Recht, wo durch das juristische Urlheit daS Reckt-bewußtsein des Volke- ver letzt wird. Da- Recht ist nicht- ewig Bleibendes, eS ändert sich fortwährend nnd schöpft seine Entwickelung-krait auS dem RrchtSdewiißtscin der 'Nation. Damit diese- aus den berus-mäßigen Rtchlersland ständig aiigemcssen eiilivirkcn könne, verlangt unsere Gesetzgebung die Theitnahnie der Laien bei der Rechtsprechung. Darum hat sie da« öffent liche Verfahren eingesubrt, um die Richter unter die Controlc der Lestcntlichkcit zu stellen. Die Oeffenllichkeil der Verhand lungen nutzt aber nichts, wenn die Laien tensetbcn im Ge- richt-saalc nur zubören, wenn sic nicht auch in Vereinen ibrc Ansichten über dieBeurtheilungeinzelnerRechtSsalle miteinander au-tauschcn und so dem Richtcrstaiide zugänglich machen könne». Wir sind deshalb der Ansicht, daß in den NcchtSschutzvercincn ein wesentliches Moment sür die Entwickelung unseres natio nalen RechlslebcnS liegt — und zwar in den anö Laien und Juristen gemischten Vereinen. Ihre Verbreitung im Lande ist zu fördern. Freilich muffen sie sich fern halten von politischen Taktlosigkeiten, von persönlich gehässigen Angriffen, vor der Erschütterung dcS Glaubens an die subjektive Unparteilichkeit der Richter und der teö Gehorsam- gegen recht-kräftig gewordene richterliche Urlbeile. Erreicht wird dieses Ziel nur, wenn Angehörige aller Parteien sich gleichmäßig an diesen Bestrebungen bclheiligen. Unsere Zeit gewährt so wenig neutrale Gebiete »n öffentlichen Leben, daß wuktich mit Freuden die Gelegenheit ergriffe» werden sollte zu gemeinsamer, ersprießlicher Arbeit aller Wohlgesinnten im Dienste des Vaterlandes. Ltipziff, 20. Februar 1883. * Der preußische Landtag wird wahrscheinlich am 16. März seine letzte Sitzung vor den Osterferien bilvii, da der 17., ein Sonnal'end. den Landboten zur Heilnlcise gewährt wird und in der Cbarwdche von, 18. bis zum 25. selbstverständlich keine Sitzungen abgehallcn wcrdcn. Diese vier Wochen dürsten bei größter Anstrengung nur unter Zubilseiiabme von Abendsitzungen zur Durcbberatlmng de- tzrlatS ailsreichc», obgleich die Sitzunge» regelmäßig um lO Uhr beginnen und der Mittwoch als „Schwerinslag" nickt innc gehalten werden soll. Man erwartet beim CnttuSctat wieder eine Cult urka in psde batte im großen Stil, und die Aclißcrnng, welche neulich Herr v. Schorlemcr in der RcichStagSsitzung inachlc, daß er und seine polnischen Freunde von den Verhandlungen mit Rom nicht-erwarten, zeigt, daß die Herren vom Centrum über den GangdcrVerhandlungen wohl iiisormlrt sind. C- ist in der TÜat kein Geheimnis; mehr, daß dieselben al» gescheitert anzuschen sind, und haben sich dementsprechend auch die Beziehungen zwischen den Ultra- montanen und der eonservativen Partei in der letzten Zeit bedeutend gcleckcrt. I» Kreisen, weiche der Negierung nah sieben, wird versichert, daß auch Fürst Bismarck nunmehr zu der Ueberzeugung gelangt sei, daß man geordnete und die Katholiken befriedigende kirchliche Zustände nur herbeiführen könne durch eine lediglich vom Staate durchgcsuhrlc organische Revision der Culturkampsgesetzc. Diese Austastung wird auch ven den Herren v. Gvßter, v. Puttkamer »nd v. SckUözcr gclhcill, und selbst die „Kreuzzeitung" ist nunniehrvafur, daßdieser Weg beschritten werde. Daß die Culturkampsgesetzc eine Anzahl von Härten enthalten, welche sehr wohl abgeschasst weiden können und müssen, wird auch von de» liberalen Parteien durchweg anerkannt. Allerdings ist cS bei alledem inckt wahrscheinlich, daß neck bei der knappen Zeit, die dem Landtage zur Ver fügung steht, im Lause dieser Session an eine Jnangrissnahmc dieser Revision zu denken ist, indessen verlautet jetzt bereits in parlamentarischen Kreisen, daß vielleicht wieder, wie vor drei Jahren, eine außerordentliche Sommersession nur zum Zwecke der Durchberathung einer kirchenpolitijchen Novelle in Aussicht stände. An dem Zustandekommen derselben wird, sobald sie von Seiten der Regierung ernstlich vertrete» wird nicht gezwciselt, da Conservativc und Liberale in den Hanpl- puncten sicherlich übercinstimmen. * Wie au» einem kürzlich von S. M. Kanonenboot „JltiS" erstatteten Berichte hcrvorgcht. hat daS genannte Fahrzeug Gelegenheil gehabt, die von chinesischen Strand räubern im Oktober v. I verübte Plünderung eine» deutschen Handelsschiffes dadurch zur Sühne zu bringen, daß die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen und ru», Schadenersatz angchallcn worden sind. Dic „N. A. Z." berichtet darüber: Der Borsall bcttas die deutsche Briag „August" aus Apen- rode, welche von einem chinesischen Kaufmann in Hongkong ge chartert und voo dort mit der Bestimmung nach Nvu'chwang in See gegangen war. Die Ladung bestand in 1l>85 Lack braunem Zucker, A>—30 Kisten Papier und einem Vorratd von Lücke» und Matten. Veranlassung zu der Plünderung gab dic Stran-ung der Brigg aus einer Sanduisel, die zu der Gruppe der PescadvrcS gekSlt und nur zwei Kabellängen vom User enliernl war. Anstatt de» Schiffbrüchigen bei der Bergung der Schiffs ausrüstung behilflich zu sein und sie bei dem Flotlmachen der Brigg zu unterstützen, bemächtigten sich etwa zweihnnverl Räutx-r au» den benachbarten Fücherdörfern drr letzleren, kappten die Masten, um die Segel schneller von den Raac» losschlagen zu können, und nähme» der etwa 7 Mann starken Lchinsbesatzung auch mehrere Effecten fort. Aus dic von dem kaiserlichen Vertreter ergangene Requisition begab sich das l'.anoneiiboot (Eommandant Corvelic.i. capilain Klausa) sogleich von Amoy au», wo es stalionine, m>! dem EonsutalSverweier an Bord nach dem Orte der Thal, und wurden dort icilenS des commandirenden Lssicicrs und des genannien Consularvcamten sogleich die nöihigen Schritte gethan. um die chinesischen Localdchörden zur Williamen Unterstützung bei der Aus- suchung und Ermittelung der Schuldigen zu veranlassen. Dank der rastlos eutialteten Thätigkeit gelang eS, schon nach 21 Stunden den Piraten ans die Spur zu kommen und unter Vermittelung der zu energischem Auftreten genölhigtcn chinesischen Ojjicierc uad Beamlea von den Plünderern eine Schadenersatz iiilime von 21"0 Dollars bei- zutreiben, woraus da» .'tanoneilllool »ui Lifte.» Veu cg, au Bord wieder nach Amcy zurückkelirie. * Die MinisterkrisiS gilt alS beigelegt. V'rr von Kamele bleibt, und soll der K >. scr bei diele: - .l. enheit wieder ganz besonders betont bab '». daß er n , v.n diesem erprobten Staatskiener nickt mehr treu len welle; aii.b F ü r st Bismarck soll dem Krieg-minister dei , geft-rochen haben, „noch recht lange »iil i!> " i isarurueii : c arbeiten". Staatssekretär Burchard ist (nfte shon >. ,.-ner in Berti» eingetrosfen, hat indes; die ,>- e. . -..,atz- aintS «och nicht llhernvmme». Die A.rzie l aben »m ausü Dringendste noch fernere Schonung anempivi le». * Der weimarischc Landtag iü am Sem'ag durch den Staatüminislcr Stichling eröffnet vie.n. D - Pro- poütionsschiist gcdenkl rühmend de- ve.'ivr ' MmiiierS Tlivn und bezeichnet atü Hauptaufgabe -rr - i o» die .Vserm des Eiukommensteuergesctzes. Außerdem werren ^ . » 1- treffend dic Zusammenlegung von Gcuud'i.icke.i mit eie Ab lösung angckundigt. Die Berathung des eiiais i.-ed Ztir den Herbst Vorbehalten. Der Slaalsuiinisler Stialing erklärt schließlich, daß daS neue Ministerium im Geiste der früheren Regierung die Geschäfte des Landes führen werte. * In der russischen Presse macht sich wieder einmal ein ganz cigentdümlicher Ton gegen Oesterreich bemerkbar. Bisher ist wiederholt behauptet worden, daß Rußland eS sei, welche- gegen Oesterreich Kriegsgcdanken bege, aber dic russischen Plätter drehen jetzt plötzlich den Spieß um, und wollen der Welt allen Ernstes glauben machen, es sei ge rade Oesterreich, welches demnächst in Rußland einzusallen beabsichtige. Wer nur cinigcrmaßcn weis;, wie sehr Oester reich ver jedem Krieg sich zu hule» bat, von einem Angriffs kriege gegen Rußland gar nicht zu rede», der muß zu jenen Auslassungen der russischen Blätter jekcnsallS ganz verblüfft den Kops schütteln. Dadurch lassen uck aber letztere in ihren Versicherungen hinsichtlich der kriegerischen Absichten Oester reichs durchaus nicht beirren. Zumal sind es „Go'coS" und „Nowoje Wremja", welche diese Krieasgclüsle Oesterreichs entdeckt baden wolle». Name,Mich ist es „Golos". der jetzt fast täglich daS sonderbare Thema ll'iinoo Imuaos variirl. „Tic außerordentliche Thäligleit des öslc-rreichiswcn KriegS- ministeriumS". meint daS Petersburger Blatt, „stimmt nicht zu den Friedensbotschaften ans Wien und Pest. Graf Kalnokh will zwar glauben machen, daß seitens Oester reichs dem Frieden keine Gefahr drohe; dennoch besteht die Gcsabr und wird sogar jeden Tag größer. In letzterer Zeit bat Oesterreich seine Armee beständig vermehrt, die Reserven erhöht, seine Grenzen befestigt. Gegen welche benachbarte Macht ist daS Alle- gerichtet? Wir wissen eS: gegen Ruß land. An unserer Grenze, bei Krakau und Przemyst werde» beststigte Lager errichtet und die Artillerie wird iu Galizien bedeutend vcrincbrl. Man trifft ferner in Galizien um- sasiende Vorkehrungen zur möglichst raschen Heranziehung von Truppen und HriegSbcdars und beabsichtigt also in Ga lizien eine starke OperalionSbasiS gegen Nordoffen zu schassen. Alle- daS ist selbitversländllch gegen Rußland gerichtet." — Man muß wirklich über diese neuesten russischen Anklagen geradezu erstaunen. * Mailänder Blätter bringen dic Nachricht, daß in Bologna eine specielle UntersuchungS-Commission auS Rom eingetrosfen sei, weiche dic ir re den ti Nische» II i» - triebe an der Universität zu Bologna zum Gegenstände bat. Der Negierung in Rom soll ein Bericht zugegangen sein, welcher die Tbeilnadine von über 2»0 Sliidcnlen. nnler An- iübrung ihrer Name», an der irrckentistischcii B.ivcgung sest- Itellt. In Folge dieses Berichte- und anderer ähnlicher Nach- rllbi'-ii soll die Regierung die Ablickt gehabt haben die Uni versität zu Bologna auf unbestimmte Zeit zu schließe», von welchem Vorhaben man aber in Rom wieder abgesehen, um vorerst taS Ergebnis; der erwähnte» Uiilersuchung--Com- misffon abznwarlen. Alle diese 'Nachrichten, welche in Bologna bereils bekannt, haben dort unter den Studenten große Auf regung hervvrgcrusen. Mebr-re Pros,stören und Studenten werten von den Jrredenilst-n bcichutdigk, in Rom vie An geber gemacht zu haben. Den verdächtigen Prosesioren bat inan Katzenmusiken gebracht, während melnere Stuoente». die man snr geheime Angeber hielt, von den >Uredo»nstca arg zngcrichlet wurden. Dem bekannten radialen Prosesioc Carducci ist eröffnet worden, 'ich >eder Agitauon zu ent halten. sallS er seine Professur nicht verlieren wolle. * DaS klei ne M onl e»egro kann sich noch immer nickt beruhigen: vbschon cS seit Jahren die Erfahrung gemacht hat, das; die Machte seine ttundgeb ui-eil nicht sonderlich beachten, hat eS dock in der Grenz frage ecne zioeile glarnilckte Note vom Stapel gelassen, weide- die »-neu P ä-a der Türkei verwirft, und brickt jede weitere V- rliaiidüing mii der Pforte ab. Infolge de-BorgekcnS der Tuckei b, ebe eie in Celli»>e abgeschlossene lleberciiikuu't nickt mehr n. d Mo tenegro lei also berechtigt, in den früheren Zustand zur» kzulrelen, nämlich neuerdings die Dörfer MatagcS uue Veladnja bis ans weitere Entscheidung der internationalen Commission, welcher neuer dings die Grcnzsrage anverlianl wurde, zu be'.-tz -n. Hoffentlich wird man dem kleinen Gerngrog dedenten, dag ec >:ch ruhig zu verhalte» habe * AuS Belgrad wird gemeldet, das; die Reaierung einen lebhaften Dcpeschcnwcchsel >».: dem russisch.» Eahinet unterhalte. Gegenstand desselben sollen die K»udgel-ii»gcn sein, welche jüngst an die Ankunft deS 'erb 'ben .'ironvrälen- dcnten, Fürst Peter Karageorgewitich, in Cc-ktiuje sich dort geknüpft baden. In dieser RNolu» stu-'-n in B,lgrad unter dem Vorsitze des König- sortwabrend Mulislerbcratl'miaen statt. * Die internationale Entschädigung- - Comm'süon in Alerandrien beschloß, die Mitglieder der Commission in vier llnkercommissioncil zu tbeiien. von denen drei die Ent schädigungsansprüche bis zum Betraie von 2«u» '1-id. Sterl. zu prüfen habe», während die vierte Eommi'ston sich mit der Frage deS GrunteigentNums beschäftigen soll. Tie letztere Cemmission ist hauptsächlich g, .oäb l worden, »in sur die Arl-eiterclasikii Bo'chäsligung :» such-n. Man hofft, daß die vorläufige Prusung in einem Monat, die 'Arbeiten der ganzen Commi'sion in sechs Monaten beendet sein werden Dic egvptischc Regierung dürfte bcreil sein, Enischätigungen bis zum Gcsammldclrage von 3',, Millionen Psd. Stert, zu leisten.
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