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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 19.01.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185601199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18560119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18560119
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1856
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18 Die Mündel des Spielers. (Fortsetzung.) „„CK," fuhr ich verlegen fort, um ganz aufrichtig zu sein, so glaube ich nicht redlich an «Luch gehandelt zu haben, indem ich mehr ge« fordert, als mein Pferd werth ist. Andern habe ich nur hundertfünfzig Dollars verlangt." Und darüber beunruhigt sich Euer Ge wissen jetzt? Ihr seid ein ehrlicher Bursche; aber sorgt deshalb nicht; ich will Euch ein Mittel lehren, wodurch Ihr Euch wieder zufrieden stel len könnt. „Mit diesen Worten zog er aus der Tasche ein Spiel Karten, dasselbe Spiel, welches hier über dem Kamin angenagelt ist. Wir wollen um zwanzig Dollars spielen, sagte er, warf zwei Goldstücke auf das todte Roß und begann die Karten zu mischen. Ich folgte seinem Beispiele und legte zwei Zehndollaröstucke hin. Obgleich ich wohl fühlte, wie unrecht ich lhue, so vermochte ich doch wirklich nicht, ihm zu widerstehen. Was spielt Ihr? fragte er mich und nannte wohl zwanzig Kartenspiele her, von de nen ich aber nichts wußte. Dies brachte ihn etwas in Verlegenheit. „— Ihr spielt wohl überhaupt nicht? „„Ja, ei» wenig alle Viere." Gut, das ist ja auch bekannt genug, und ich wundere mich, daß ich nicht daran gedacht. „Nachdem er die Karten gemischt, legte er sie noch einmal nieder, um eine kleine silberne Schnupftabacksdose aus der Tasche zu ziehen. Diese war mit silbernen Kügelchen gefüllt, die wie dunkelblaues Gummi aussahen und von de nen er eins verschluckte. Seine Augen aber be kamen darauf einen wunderbaren Glanz, der mich beinahe blendete. „Das gefallene Pferd war unser Spieltisch. Er setzte sich auf dessen Schenkel, ich kniete da neben nieder, und während er die Karten gab, that er viele Fragen an mich: wie alt ich sei, wie ich heiße, wo ich wohne, woher ich komme, wie über Alles, was mich betraf, und zwar mit einer Schnelligkeit, die ich wohl umsonst versu chen möchte, nachzuahmen. Dann sagte er: Ihr seid ein ehrlicher Bursche; nehmt jetzt Eure Karten, damit wir sehen, ob Ihr eben so glücklich als redlich seid. „Ich spielte sehr langsam, wie ich es bei mei nem Vater, der sich jeden Abend damit unterhielt, gewohnt war. Ich gewann. ES freute mich aber nicht, und ich rührte das Geld nicht an. „Der Fremde zog vier andere Goldftstücke hervor, die nun mit meinem Gelbe vierzig Dol lars auömachten, und sagte: Ich habe die Summe verdoppeln müffen; spielen wir weiter. „Fühlte ich mich aber vorher schon unbehag lich, so war daö jetzt doppelt der Fall. Ich mochte deö Fremden Geld nicht haben. Es kam mir fast vor, als befinde ich mich keinem mensch lichen, sondern einem übernatürlichen Wesen gegenüber. „DaS Glück wollte, daß ich nun zum zweiten Male gewann, worauf er seine Börse zog und die Summe aufs Neue verdoppelte. Mit wah rer Herzensangst sah ich den Haufen Gold an. Achtzig Dollars lagen vor mir, und meine Wan gen glühten, als ich bemerkte, daß der Fremde sein Auge auf mich gerichtet hielt. Eine Art Verzweiflung überfiel mich, in der ich die Karten wie ein Betrunkener umherwarf. Der alte Mann lachte darüber, was mir daö Blut in den Adern erstarren machte. Aber weder seine Kunst und Ruhe, noch mein Entsetzen konnten das Glück wenden. Ich gewann wieder und zitterte, wie ich daö Geld anblickte und ihn wieder seine Börse ziehen sah, die dieser letzte Angriff gänzlich leerte. „„Fremder," sagte ich jetzt, „ich spiele nicht länger; behaltet Euer Geld und laßt mich gehen." Weshalb? sagte er. Ihr seid ein guter Bursche und habt dabei Glück. Warum solltet Ihr nicht mein Elbe werden können? Ich will lieber, daß ein braver Bursche mein Geld gewinnt, als sonst irgend Jemand. Euer Auge wird sich daran ergötzen. „„Aber mein Herz —" stotterte ich. „— Daö kommt nur auf Euch an, sagte er: Geld ist eine Gabe Gottes, wie jede andere. Wer reich ist, kann viel Gutes thun, wo ein Armer nur Wünsche hat. Sucht nur Geld zu gewinnen und wendet eö weise an. Ihr werdet gewiß klüger damit verfahren, als ich gethan. „Bei diesen Worten schluckte er noch ein Kügelchen aus der silbernen Dose, und gab dann die Karten wieder herum. Durch seine Rede hatte ich etwas mehr Vertrauen zu ihm ge wonnen, indem mir die Erwähnung Gottes wenig stens ein Beweis wurde, daß er nicht der Teufel selbst sei. Im Uebrigen fühlte ich mich aber nicht wohler als vorher, eö fehlte mir nur die Kraft, ihm zu widerstehen. Ich war wie be wußtlos, nahm die Karten, wie er sie gab, zählte nicht, dachte nicht wie ich spielte, und hörte am Ende nur seine Worte: Das Geld ist Euer — Ihr seid ein Glückskind! — Damit schob er mir den Haufen Goldes hin, und warf die leere Börse darauf. Da habt Ihr auch einen Beutel, um den Gewinnst hineinzustecken. „„Nein, nein, Sir," antwortete ich, „ich kann daö Geld nicht annehmen." Und warum nicht? „„ES ist nicht redlich verdient; ich habe nicht dafür gearbeitet."
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