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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188206302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-06
- Tag1882-06-30
- Monat1882-06
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1882
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Trftcheint täglich früh S'/, Uhr. Ur-artio« und Lrpkditioü Iohannetzasie 33. APrechNundkil drr Urdactio»-. Vonnittaz» 10—12 Uhr. Nachmittag; 5—6 Uhr. DI» tt» Wkt,«», 0>>««i»nr»rr vt.nulcrlrt« »»cht sich »» x«l«cl>»» »xdi rerbmtilch, U«nah«e »er für die »iichstfolDendr N»m«rr »estimviten Inierate an W«chenka,e» bis 3 Udr Nachmittag». «aL»m>- »nd Festtage» früh bis ss,v Uhr. In dr« ^ilialkn für Ins.-Annahmr: Ltto ttlrmni. UnivrrsitStSstraße 21, LiniS Lösche, Ilaiharinenstraiie 18, p. «nr bis '/,3 Nbr. Tagcblait Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L7,S«O. Adonnemenlspreis Viertels. 4'/, MK., nxl. Bringerlolm 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Vkk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Bcleg^emplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilage» ohne Postdeiördernng 39 Ml. mit Poslbesörderung 48 Mk. Inserate 6qespaltene Petitzeile SO Pf. Gröbere Schriften laut unserem PrerS- verzeichniß. Tabellarischer Lay nacn höherem Loris. lirrlamen nntrr den Kedactionslkrich die Svaltzcile 50 Ps. Inierate sind sier» an die ErveStti«» zu senden. — Nabatr wird nicht gegeben. Zahlung praeuuiuvraimo oder durch Post- uachnalime. ^-181. Freitag den 30. Juni 1882. 76. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskartcn zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschranken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung bereits von beute an in Empfang genommen werden können, kxpeältlon äes I^lprlxer 1uLoki1üt1e8. Amtlicher Theil. Vekaillilmulhims. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß die Besichtigung de- netten TbeaterS während der Zeit, in welcher dasselbe rcstaurirt wird, d. i. in der Kit vom 1.—31. Juli er., nicht erlaubt werden kann und daß der Zutritt zu dem Gebäude während dieser Bauzeit überhaupt nur dem Arbeit-personal gestattet wird. Leipzig, am 28. Juni 1882. Der Narb der Stadt Leipzig. vr. Georgi. CichoriuS. Bekanntmachung. Bei der am heutigen Tage erfolgten planmäßigen AuS- loosung Leipjtger Ttadtschuldscheine sind gezogen worden: Bon der Anleihe dcS Jahre- 183tt die in Serie 11 enthaltenen Numniern je L»«0 Mark Vit. Nr. 5l 52 53 54 55; je S»0 Mark vlt. v Nr. 151 152 153 154 155 15S »L7 158 15S 160 161 162 163 164 165; je IS« Mark Vit. 6 Nr. 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220. Don der Anleihe de- Jahre- I8S« je soo Mark Nr. 67 123 139 174 414 506 1246 1342 1666 1677 1704 1743 2538 2925 3054 3103 3224 3293 3830 41 l6 4228 4372 4576 4644 4740 4915 4983 5071 5179 5237 5296 5505 5785 6ll3 6345 7311 7482 7522 7581 7730 7752 8280 8372 8610 8849 8907 9741 10187 10296 10375 10479 10519 10563 10593 10781 10908 10939 11147 11298 11900 12082 12292. Bo« der Anleihe de- Jahre- I8VL je ISttU Mark Nr. 10 216 242 392; je »00 Mark Nr. 12574 12768 12882 13040 13067 13131 13282 13345 13359 13447 13489 13654 13662 13794 13999 14023 14281 14428 14649 14684 14715 14868 15141 15252 15320 15439 15758 16028 16138 16469 16559 16780 17320 17468 17522 17770 17870 18036 18071 18125 18127 18176 18200 18283 18493 18622 18613 18671 18728 18757 18841 18911 19017 19039 19040 19044 19256 19321 19405 19673 19695 19772 19840 19963 20046 20083 20316 20429 20767 21024 21153 21209 21231 21238 21716 21759 21857 21936 22028 22085 22264 22269 22424 22433. Bon derAnlelhe de-Jahre- L8«S(Theateranleihe). je »00 Mark Nr. 61 359 521 617 757 776 1064 1699 1124 1147 1265 1325 1376 1514 1538 1578 1826 1951 2231 2297 2299 2442 2480 2491 2658 «88 3014 3132 3215 3513 3635 3933 3961. Don der Anleihe de- Jahre- 18V8 je ISVV Mark Nr. 361 359; ,e S»0 Mark Nr. 122 448 545 779 824 970 1044 1170 1246 1248 1471 1556 1771 1951 1958 2711 2899 8995 4042 4215 4216 5066 5811 5875 5943 6092 6340 6505 6558 7227 7255 7613. Don der Anleihe de- Jahre- 1878 zu SOU« Mark Nr. 117; ,e 188« Mark Nr. 741 926 977 1391 1420 1698 1803; je SOU Mark Nr. 599 791 984 1004 1055 1398 1892 2032 2131 2173 2476 3239 3405 3579 4159 4237 4264 4451 4691 5114 5291 5399 5925 6067 7977; je 188 Mark Nr. 141 978 1015 1336 1442 1480 1647 2411 2688 3174 3451 3720 4125 4830 4853 4953 5127 5320 533 t 6588 6861 6984 8022 8183 8607 8780 9317 9566 9835 9879 9894. Der Nominalbetrag dieser Schuldscheine gelangt gegen Rückgabe derselben nebst den dazu gehörenden Talon» und Coupons vom »I. December diese- Jahre- ab, mit welchem Tage die Verzinsung der Capital« aushört, bei unserer Stadtcasse zur Auszahlung. Hiernächst werden die Inhaber der bereit- früher au- geloosten Schuldscheine der Anleihe de- Jahre- 18S8 je »80 Mark Ser. 8» Nr. 1390 1392; 1« ISO Mark Ser. 14 Nr. 266 273. Ser. »S Nr. 687 Ser. SS Nr. 1082 1091. Ser. »»Nr. 1843 1857 1858 1860; der Anleihe de- Jahre» 18S8 je »88 Mark Nr. 2980 5075 9001 ; der Anleihe de» Jahre- 1884 zu 1S88 Mark Nr. 26,; je »8» Mark Nr. 13242 13244 13302 13677 13719 13861 13970 14862 14936 15181 15203 >5491 15894 15908 15933 15935 15995 16370 16845 16846 ,7188 17268 17533 1768? 17954 18343 18583 18815 18823 19635 21462 21607 21884; der Anleihe de- Jahre» I88S je »88 Mark Nr. 88 101 189 1648 2602 2666 2776 »315; der Anleihe de- Jahre- 188» je »88 Mark Nr. 64 718 733 1747 2049 2174 4756 4766 4986 5691 5829 6457 7076 7368 7826; der Anleihe de- Jahre» 1878 zu »888 Mark Nr. 315; je S88 Mark Nr. 161 833 869 3174 6199 6725 68,4 7027; je 108 Mark Nr. 204 218 458 1465 2056 2439 3838 »982 4766 7159 8303 9670 9728 wiederholt ausgefordert, den Betrag dieser, seit ihrem RückrahlungStermi« von der Verzinsung au-- gesehlossenen Schuldscheine zu erheben. Wegen der Leipziger Stadt-Schuldscheine der Anleihe vom . Juli 1856 Nr. 6492 zu 300 .< der Anleibe vom 9. April 1864 Nr. 14034 14035 14936 15826 über je 300 .6 und der Anleibe vom 4. September 1876 Nr. 5712 über 500 ist da- AusgebotSversabren zum Zweck« der Kraftlos- erklärung derselben beim Königlichen Amtsgericht Leipzig anhängig. Leipzig, den 8. Juni 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Seidemann, Stadtcassirer. Bekanntmachung. Die Arbeiten bebus- Ueberwölbung der Rietzschk« an Händel'- Bad und Herstellung der unteren Strecke der öst- lchen Borfluthschlenße sind vergeben und werden die unberück- ichtigt gebliebenen Herren Bewerber hiervon in Kenntniß gesetzt. Leipzig, den 20. Juni 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. CichoriuS. der Eifersucht der Mächte unter einander betreff- de» Suezcanals ein Enk« zu machen. Niemand hat an der Erhaltung desselben em größere» Interesse al» Egypten selbst, da» eine» Theil seine» Wohlstände» daher de- icht; man überlasse also den Snezcanal den Egyptern! England vermeidet auf diese Weise allen Zwiespalt mit der muhamcdanischen Wett, die e« seiner indischen Besitzungen wegen schonen muß; e» handelt dann auch den Grundsätzen einer wirklich liberalen Politik gemäß, wrlche alle Eingriffe in die Gerechtsame anderer Völker, seien e» auch nur die kaum zum Gefühle ihrer Nationalität erwachten Araber» verpönt. Nu» diesen Gründen erscheint e» un» keineswegs sicher, daß England den Suezcanal besetzen wird, trotzdem daß e» ich für alle Möglichkeiten kriegerisch vorbereitet. Die actionS- lustigen Conservativen versuchen allerdings, da» liberale Cabinet vermittelst der rgyptischen Frage auS dem Amte zu Hebeln; wir glauben aber, daß Gladstone eher zurücklreten, al» da» Abenteuer, den Suezcanal — entgegen den Verträgen — durch Waffengewalt an sich reißen zu wollen, bestehen wird. Vr. Georgi. Bekanntmachung. Die am 1. Inli d. I. sättige» EoupouS unserer Obltga- tiouc» werden an der Lasse des Herrn Alex. Wrrttiaurr (Markt 13. Stieglitzen- Hos, Treppe 6, l.) an den gewöhnlichen GeschäslStogen in den Bormittagsstunden dom Verfalltage an eingelüst. Leipzig, 16. Juni 1882. Ter Porstano der Israelitischen ReltgtiuSgemetnde zu Leipzig. Nichtamtlicher Theil. England und der Lue;-Canal. Die Angelegenheit der etwaigen Besetzung de- Suez Canals durch England ist eine TageSsrage von höchster Wichtigkeit geworden. Daß Englands Interessen die Silbe runz dieser Wasserst recke fordern, um sich einen kurzen See weg nach feinem indischen Cvlonialbcsitz offen zu halten, liegt aus der Hand. Es fragt sich aber dabei, inwieweit die In teressen der anderen Großmächte durch ein einseitiges Vorgehen Englands geschädigt würden; denn der mit enormen Kosten hcrgestcllte Suez-Canal ist eine internationale Wasser straße, ein Wea, welcher den Flotten aller Seemächte Völker rechtlich offen sicht. Deutschland scheint die von England geplanten Schritte, welch« auf einen Gewaltstrcich hindeutcn, mit argwöhnischem Auge zu beobachten; wenigsten- versichert eine nach allen Richtungen der Windrose gestern auS Berlin abtclcgrapbirte, offenbar halbamtliche Kundgebung, die Besetzung des Suez» CanalcS durch England könne nur im Einvernehmen mit den europäischen Mächten geschehen. Eine im Parlamente ab gegebene Erklärung de- englischen UnterstaatSsccretairS Dilke, England könnte verkommenden Falle- in der Conserenz auch aus die Neutralisation des Canal- bezügliche Anträge stellen, werde in Berlin dahin ausgcfaßt, daß feindselige Handlungen, wie da- Legen von Torpedo- und Aehnliches ohne europäische Controle im Canal und in gewisser Ent fernung von den Eingängen, England untersagt werden könnte. Bei der in England herrschenden Aufregung wird diese Sprache übel vermerkt werden. John Bull wird erkennen, daß e- sich um einen Dämpfer handelt, welcher dem englischen Größenwahn und der englischen Großsprecherei aufgesetzt werde» soll. Glaubte man doch bereit- jenselt de- CanaleS an den Verfall der westmäcktlicken Allianz und ersuchte die Regierung, mit einer gewaltigen Macht in- Feld zu rücken, Egypten zu überrumpeln und die Frage am Nil mit einem einzigen Schlage zu entscheiden. Etwa- Ungewöhnliche- ist ohne Zweifel im Werke, denn eS herrscht in allen Garni sonen Großbritanniens eine fieberhafte Thätigkcit. Die Regimenter werde» aus Kriegsstärke gebracht, beurlaubte Oss'icicre erhalten Befehl, sich zur Rückkehr bereit zu ballen, Urlauberbittcnde werden abscbläglich beschieden. Indien, Gibraltar, Malta und Cypcrn sollen ihre Besatzungen für eine Besatzung-armer liefern. Die Geschwader >,n Eanale und im Miltclmccr sind in voller Krieg-au-rüstung. Und in der Tbat. die beschleunigte Abreise de- Hccla mit Scksicßbedar nach Malta, die Herrichtung der Kanonenboote Ton und Der. sowie der Transportschiffe Malabar und OronteS, die beabsichtigte Absendung des Hotspur und de- Panzerschiffes Orion: Alles deutet aus thatsächlichcS Eingreifen. Nur eins weiß man noch nicht: handelt eS sich um Egypten, handelt e» sich bloS um den Suezcanal? Selbst die in England herrschenden Anschauungen ge mäßigter Leute gipfeln in dem Satze: Egypten für die Egypter — der Suezcanal für England! Ein solcher Sah ist aber leichter ausgesprochen als durchgeführt; denn wider- setzcn sich die übrigen Mächte dem Beginnen England», so ist der Snezcanal für diese» unhaltbar. Im Falle eines Kriege» würde eS sich darum bandeln, daß England durch seine Flotte den Tausende von Meilen betragenden Weg nach Suez offen hielte. E» wäre da» eine HcrcüleSarbcit, wenn Frankreich und Italien mit den Feinden Englands im Bunde wären. Der Suezcanal selbst aber kann durch die kleinste Bcduinenbande. welche ein Schiss versenkt, oder sonst wie diese Wasserstraße sperrt, aus Monate unbrauchbar ge macht werken. So viel Truppen aber kann England nicht entbehren, al» nölbig sind, einen »ndurchbrechbarcn Corden um den Eanal zu ziehen. Unter allen Umständen aber müßte sich England auch für den anderen Seeweg nach Indien, um da» Eap herum, vorbereitcn. Letzterer ist der sicherere, der ihm ebenso wenig oder ebenso schwer streitig gemacht werden kann, wie jener nach Australien oder Canada. England ist von jeher an Worten groß, an Thaten klein gewesen: und nur die äußerste Nolh bat e» manchmal zum Heldentat»» begeistert. Auch beute wird e» — so meinen wir — bald wieder einlenkcn unter dem Drucke der anderen Mächte; e» wird sich in keinen Krieg verwickeln, bei welchem möglicherweise der Gegenstand de» Kriege-, der Snezcanal, aus lange Zeit zu schänden kommen könnte. Wie dann aber? Ein Au-weg wird immerhin gesunden werden muffen, um liegen. Dann steckten sie da» Hau- in Brand. Da- Mädchen kam indeß noch rechtzeitig zum Bcwußtsciu und rettete sein Leben. Ein Pächter Namen- Rnnne wnrde aus dem Heim wege von ClaremorriS von Mondscheinbelden überfallen und durch einen Gewehrschuß lebensgefährlich verwundet. Unweit Ballaghadercen wurde da- Ha»S de» CapstainS Coslcllou rbrochen und geplündert. Die Einbrecher haben es baupt- ächlich aus Waffen abgesehen. Tie Pächter, welche der Schreckensherrschaft der Mondscheinbanden kaum noch zu trotzen wagen, verweigern inzwischen die Packstzablung, werden anSgewiesen nnd kommen in barte Bedrängnis;. In der Gras- chast Galway sind gegen 250 kleine Pächter Ausweisung-- befehle erlaßen worden, durch deren Durchführung nahezu 2000 Menschen obdachlos werden dürften. Da» Interesse England» am Suezcanal ist in einem besonderen Artikel erörtert. Bemerken wollen wir noch an dieser Stelle, daß die Berliner Regierung-Presse sehr schlecht auf Gladstone zu sprechen ist. ES scheine scstzustchc», äußert sich ein Ofstciosu», daß da- englische Säbelgcrasscl iu Berlin nirgend- ernsthaft genommen worden ist. Trotzdem möge e» in manche» diplomatische Gehörorgan nicht unwill kommen geklungen haben. Im Han-Halt der Diplomatie gehe eS ähnlich wie im Han-Halt der Natur: Nicht» gehe verloren, sondern werde irgend einem Zwecke dienstbar ge macht. Und wenn England zu nicht» Anderem mehr zu brauchen wäre, — als Vogelscheuche, in den rgyptischen Kohl zestellt, dürste Mr. Gladstone vielleicht gar keinen "o Übeln Eindruck machen!! Da» wäre natürlich nicht ö zu verstehen, als könnten sich die Rclhröckc und Blaujacken nun ohne Weiteres, je nach ihrem Gut- dünken, beliebig am Snezcanal niedcrlasscn. Englische Behäbigkeit und europäische Behaglichkeit seien keineswegs sich deckende Begriffe. Aber ein Keil treibe bekanntlich den andern, und der Stumpfsinn der Pforte habe nachgerade lange genug gewährt. Eine Acndernng der türkischen Tactik und zwar im Sinne einer den Consercnzbestrebungen mehr parallel laufenden Richtung läge zunächst im Interesse der Pforte selbst, und würde von allen Jenen mit Genugthuung begrüßt werden, die einer Neugestaltung de-Orient- den Vorzug geben vor einer Ausbeutung, wie sie vordem geübt wurde, ehe Deutschland in die Lage kam, den Begriff der In- lercsscngemcinschast der europäischen Mächte auS der Theorie in die Praxi- zu überführen und damit der sogenannten hohen Politik ganz neue Bahnen ihrer Entwickelung anzuwciscn. — lieber Trockenheit de» Ton» der Berliner Regierungspresse wird sich Gladstone wohl nickt beklagen. Die „Norddeutsche" bemerkt noch, die Besorgnisse der englischen Diplomatie wegen de- Snezcanal- würden keineswegs überall gctbeilt. am wenigsten an Ort und Stelle selbst. Au» Port-Said werde berichtet: „Die englischen Telegramm«, welche von Besorgnissen hinsichtlich de» SuezcanalS sprechen, werden hier mit lleberraschung ausgenommen; man schreibt sie eigen nützigen Berechnungen zu. Läng» de» CanalS herrscht die tiefste Ruhe. Tie Gerüchte, daß Torpedo» in Bereitschaft gesetzt wurden, um den Verkehr am Canal zu unterbrechen, find vollständig falsch." WaS nun die Lage in Alexandrien anbetrifft, so ist dieselbe kritischer dem! je. C- haben neue Ausschreitungen gegen die verhaßten Engländer slaltgcsunden und jeder Tag kann neue HiobSpostcn bringen. Da- öffentliche Vertrauen ist völlig vernichtet, lieber 30,000 Personen haben Alexandria bereits verlassen und der Masscnabrilg der Europäer dauert noch immer fort. Die EhcsS der Eiseiibahnverwaltung und die Angestellten der Alseü-Pumpeiiwerkc babcn ein Asyl an Bord bcS Peninsular- und Oriental-TampserS „Mongolia" gesucht, weil sie fürchteten, daß man sie al- Geiseln zurltckbe- hallcn dürste und daß ihr Leben in Gefahr schwebe. Der Inge nieur »nd die Geschäftsführer der Wasserwerke von Alexandria bliebe» nur unter der Bedingung aus ihren Posten, daß der Khedive und Arabi Pascha ihnen eine nulilairische Schutz wache gewähren und sich persönlich dafür verbürge», daß die in den Wasserwerken jetzt aiisgepslanzten Kanonen nicht abge- scuert werden würden. Alexandria gleicht einer belagerten Stadt. Alle Geschäfte ruhen, die Läden sind geschlossen und Leben-mittel werden knapp. Es verlautet, daß egyptische Truppe» läng- der Meeresküste zwischen Namleh und Abnkir Erdwcrke errichten. Seit September 1881 ist die numerische Stärke der Armee von 12,000 aus 20,000 Mann erhöht worden. Von dieser Anzabl sind 10.000 in den Kasernen »uv Fort- von Alexandria slationirt, 4000 in Kairo »ud der Nest in Abukir, Nosctta, Damiette, Port Said und Suez. AuS Guayaquil in Ecuador wird vom 22. Mai ge meldet: „Die Revolution, die der Diktator General Ignacio de Veintemilla durch seinen Staatsstreich vom 2«>. März d. I. heransbeschworc» bat, macbt allmälig der artige Fortschritte, daß die Hauptstadt von den Anssländischcn in der Provinz Jmbabura bedrobt ist und Veintemilla ibr auS Furcht, daß nach seinem Abmärsche Guayaquil sich ebenfalls gegen ihn erhebt, nicht zu Hilfe zu kommen wagt, sonder» sich damit begnügt, das Milizbalaillon Bababovo zur Verstärkung nach Ouito zu entsenden. In den Provinzen Esmeraldas »»d Manabi babcn bislang die Truppen dcS TictatorS gegen die Aus- ständischen Nickt» auSgcricbtct, die jetzt in der provisorischen Regierung, die in Jmbabura gebildet und durch einen Delegaten der Küstenprovinzc» ergänzt ist, eine einheitliche Leitung haben. Gelingt eS den Liberale», die von Columbien auS mit Geld und Waffen unterstützt werte», Veintemilla zum Ausbruche nach Ouito zu zwingen, so ist da» Schicksal der Diktatur entschieden, da dann die Revolution sofort in de» Küstcn- provinzen die Obcrband gewinnen und manchen Militair, der zetzt noch zu Veintemilla steht, >»it sich sortrcißen würde. Die» weiß der Diktator nur zu gut und bleibt hier, obwohl es schon vor 14 Tagen hieß, er tverdc nach Ouito mit den» größten Theile der Truppen ansbrechcn". Leipzig, 30. Juni 1882. Herr Bitter ist nunmehr seine» Amte» ledig. Man sagt, daß er ein eigenhändiges huldvolles Schreiben de» KaiferS erhalten hat, in welchem Dieser ihm mitthcilt, daß er seine Entlastung genehmigt und ihm den Rotten Adler-Orden erster Elaste, sowie den Rang und Titel als SlaatSminisicr ver liehen habe. Aus Grund de» erwähnten Schreiben» hat Bitter seine amtliche Thätigkcit bereits eingestellt. ES scheint sich in Preußen eine größere Action auf dem Gebiete der Eisenbahnpolitik vorzubereiten, ein Vorgehen, für welche» dem Verkehr-minister glatte Bahn geschaffen werden oll. Als Gerücht verlautet, daß Herr Scholz für die stell vertretende Uebcrnahme de» Finanzministerium- die Bedingung der Vollendung des StaatSbahnsystemS gestellt habe. Andererseits wird bemerkt, daß von „Bedingungen" de» Schatzsekretair» wohl nicht gut die Rede sein könne, wohl aber von Verpflichtungen, di« ihm in dem angegebenen Sinne auserlegt worden wären und zu denen er sich bereit erklärt habe. Wie erklärlich, wendet sich da» politische Interesse, der bestimmten Frage zu, in welcher Richtung die Eisenbayupolitik einen neuen und wirksamen Anstoß erhalten könnte, oder welche Pläne auS jüngster Zeit eö gewesen, bei denen Herr Maybach aus den Widerspruch de» Finanz- minisierS gestoßen ist. Da» mehr oder weniger beschleunigte Tempo der Verstaatlichung ist wohl kaum der Gegen stand ernstlicher Mißhelligkeiten gewesen; denn e» giebt außcr der Berlin-Hamburger Bahn nicht viel mehr zu verstaatlichen in Nvrddeutschland; in der Frage der finanziellen Eisenbabn- Bürgschafteu aber hat sich Herr Bitter seinen, College» nach anfänglichem Sträuben gefügt und der Loslösung der Eiseiibahnverwaltung von der allgemeinen Finanzverwaltung in einer Weise den Weg frei gemacht, daß Herrn Maybach in dieser Hinsicht nicht Viel mehr zu wünschen übrig bleibt. Endlich waS die Canalpläne der Regierung anlangt, so ma; eS sein, daß der Finanzminister sich weigerte, zu diesem Zweck Millionen aus gut Glück berzuaeben; aber jeder künstige Finanziiiinistcr, sei eS auch Fürst Bismarck in eigener Person, wird bei diesem so wünschcnöwcrthen und segensreichen Unternehmungen die Finanzlage des Staate« in Rechnung ziehen müssen. Immerbin wird man gut thun, und zwar aerave wegen des Dunkel-, welche- über den Plänen dcS Fürsten Bismarck auf dem berührten Gebiete liegt, den nächsten Bewegungen der Eisenbahnpolitik ein besondere- Augenmerk zu schenken. Wahlagitation läßt sich auch auf diesem Felde treiben. — Bestätigt sich aber die Nach richt, daß der Reichskanzler, wie daS Handelsministerium, so da» Finanzministerium selbst übernehmen und Herr Scholz nur als Stellvertreter sungiren wird, so wäre damit der entscheidende Schritt gcthan, die Collegial Verfassung de- preußischen Staat-Ministerium- nicht nur that sächlich, sondern auch formell auszuhcbcn. Die im Reiche herrschende Einrichtung der alleinigen Verantwortlichkeit und alleinigen Entscheidung dcS Reichskanzler- in allen Vcrwal- tuiigSzweigen würde sonach mehr und »>chr auch formell ,niv äußerlich auch auf Preußen übertragen: daS System ciucS einzigen Ministers, unter welchem StaatSsccretaire sungiren Die „Provincial-Correspondenz" beginnt heute mit einem historischen Abstecher über dieC lassen st euer, in welchem sie be weisen will, daß diese Steuer durchaus keine altpreußische Einrichtung sei. In dem Artikel findet sich auch die über raschende, freilich aber durch nicht« belegte Behauptung, daß im StaatSrathe von 1820 der damalige Prinz Wilhelm der jetzige deutsche Kaiser, zu den Gegnern der Einführung einer Classensteuer gehört haoe. Prinz Wilhelm war damals 23 Jahre alt. AllervingS gehörten nach der Verordnung vom 20. März 1817 alle Prinzen dcS königl. Hauses dem StaatS rathe an, sobald sie das t8. Lebensjahr erreicht hatten; man darf aber vielleicht bezweifeln, daß die jüngeren Prinzen gerade den stenerpolitischen Kragen besondere Studien gewidmet haben sollten. Die Nihilisten in Rußland setzen ihre schreckliche Thätigkcit fort. Vor einigen Tagen wurce im Gatschina Palai« nach der Ucbersicdelung dcS Hose- nach Pcterho eine angelegte Mine entdeckt, welche der Sohn de» Schloß- aufseherS hergestellt hat. Diese ansang« bezweifelte Meldung ist nach guten Nachrichten richtig. Ebenso richtig ist, daß eiii zweite» Verschwörer-Quartier entdeckt wurde, in welchem ein Mann und eine Frau wohnten; Letztere entkam, der Mann wurde verhaftet. In der Wohnung fanden sich Handpressen und Proclamationen. Als zuverlässig verlautet ferner, da; die in der Pcter-PaulS-Festung in Hast befindlichen politischen Verbrecher mit Vorwissen der Wache und eines OsficierS die Abende im geselligen Verkebre zusammen verbrachten und aller Wahrscheinlichkeit nach auch mit der Außenwelt Be ziehungen unterhielten. DaS ist Thatsacke. Die Meldung eine- Berliner Blatte», daß dreißig Mann der Wache sofort abgcurthcilt wurden, beruht aus Erfindung. Die Irländer besitzen nicht Patriotismus genug, um den Rüstungen de» Herrn Gladstone zu Liebe Ruhe »nd Frieden zu halten. Die „Mondscheinbanden" setzen ihre gräßliche Thätigkcit noch immer fort. Am Montag drang in RowelS Langsord, unweit Kanturk, eine Rotte vermummter und bewaffneter Männer in da» HauS eines GerichtSvollziebcrS NamenS M'Carthy. In Abwesendest I platz. Der ersteEindruck. den diese Schaustellung Dessen bietet, desselben erarissen sie seine Tochter, schnitten ihr die Haare I waS die deutsche Architektur gegenüber einer Monumental» ab, verwundeten sie und ließen sie besinnungslos am Boden > ausgabe allerersten Range» zu leisten vermag, ist ein GbcrauO Die Loncurrtly zum Bau des Ueillistagsgebimdes. A»S Berlin wird nn» vom Mittwoch geschrieben: „Ein Publicum, in welchem die Architekten die Mchrzabl bildeten und die Damenwelt nur spärlich und Wohl nur soweit ver« treten war, al» sie durch Familienbande an die Vertreter del edelen Baukunst geknüpft ist. füllte bciste am Erkssniiiig-tag« der ReichStagSbaii-Conciirrenz die Bretterbude am Cantian»
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