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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188207010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-01
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1882
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Okrfcheknt täglich früh L'/. Uhr. Kkiallio» »ut Lrprtitt» Joha»»e»gasi« 38. SPrrchltnndkil der Ned Vormittag» 10—13 Uh Nachmtttog« b—L Uhr. Fite tt« Ri>Sg-te »m-o-ndlkr vlanuie t>e »»r»ck,«n «><di »ntint! ! ! ^7 «.chtpch tlpriger UNd »unn»«e »er s»r »te «SäKalaeupe Rnmmer bestimmten I«f««te an W»»rn«aaen ti« < Uhr UMuitta,«. aut»»»- »»»Festtage» srüh«'i,*Utzr. In -rn Filialen Nir Ins.-linahme: Ltt« Klemm, UntvrrkitäissMve 31. L«»i» Lösche, «atharinensirije 18, ». nur »IS '/,L Uhr/ Anzeiger. Organ für Politik, Localgesihichte, Handels- und Geschäftsverkehr. i , Auflage 17,SV«. ZZdonnrmentsvrns vierkelj. 4'/, mcl. Brinaerlohn ü Ml., durch die Post bezogen 6 Rk. Jede einzelne Nummer 2Ü Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilage, ahne Postbejörbcrung 89 Mt. mit Postbeförderung 48 Ml. Inserate 6qespaltene Petitzeile LO Ps. Lrögere Schrillen laut unserem Prri» verzeichniß. Tabellarischer Say nach höherem Paris. Keclamen unter den UrdartionsKrich die Svaltzeile »0 Pf. Jnierate sind stciS an die i-rpe->ti«« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasuuweraii'i» »der durch Post- aachnahine. ^-182. Sonnabend den 1. Juli 1882. 76. Jahrgang. Jur gkfilllijen Beachtung. Unsere Erpeditionsist morgen Sonntag, den 2. Juli, Bormittags nur bis jr» Uhr geöffnet. LxpetMlon äes^elpz-lxer l'axedlLttos. AmtlAicr Theil. MuMachuig. Wegen Legung der Psirkelahiiaelcisc ivird die BlüeHer- gra-e aus der Strecke ,misch» Blückerptatz und Uferstraße für die Dauer der Arbei*u für de« durchgehen den Fährverkehr gespcrr. Leipzig, am SO Juni 188'. Der Rath «r Stadt Leipzig. v Georgi. Harrwitz. BcimnntWchuns. Da» zum Nachla« weiland d- Gutsbesitzers und OrtSrlchter» vsttlieb Wilhelm vanchmannin Sellerhausen gehörige, in Reureudnitz. Dovtheuftrah« 4L, gelegen« Hau«gru»dskack, Fel. 43 de« Grund- und Hypothekenbuch« und Nr. 43b des BrandkaiaSlerS für Neureudaitz, soll auf Antrag der Erben Freitaa, drn 14. Int 1882 v«rmittanS 1t Uhr unter de» im Termine »och besannt zu gebenden Bedingungen an Unterzeichneter Gerichtsstelle lssenilich »ersteigert «erden, was für Erstehung-lustige andurch bck«nr gemacht wird. Leipzig, am 39. Juni Mi. Königlich,» UmtSgcricht dafekbst, Ablheilu.tz V. part. (Zimmer 80). pianvssetd. Sch. Nichtantticher Thetl. Vas ZusailmmigelM -er Liberalen. ** Berlin, 29. Jini. Die Weile, wie die ossicivse Presse infolge der Beinigsen'schcn Rede den gesammten Liberalismus unterschiedst»- als den zu bekämpfenden Feind bezeichnet hat, muß natwzcmäß daS Bewußtsein der Gcmein- samkcit aller Liberalen ir dem bevorslchcnvc» Wahlkampfe schärfen. Die den, Neibkkanzler dienenden Blatter schlagen noch immer den Ton höchster moralischer Entrüstung an. wenn aus liberaler Seit, von der Nothwcndigkeit gemein samen Widerstandes g«c» die hercinbrcchende Reaction die Rede ist. Und in der?l>»t, wir bezweifeln nicht, daß Fürst BiSmarck trotz seiner »eulch ziemlich unverblümt ausgesprochenen Sympathie für die unmi.schrankte RegicmngSsorm ernstlich überzeugt ist, den wabrniFertschrilt zn wollen. DaS Schlimme ist nur. daß die BiSmcrck'schen Ncsormpläiie. wie eine drei jährige Erfahrung lehr!, nicht von der Stesse kommen, wäh rcnd die kleinen Zugestüllinisse, durch welche man die Mit wirkung der conscrvaliF^*ikalen Verbrüderung zu erwirke» dofst, ohne Weitere» aMAck und ins Leben geführt werden. Und so ergicbt sich, Knaus diesem V-rh.'iltntß thatsächlich nur die Reaction einen Ärrtbeil zieht, einerlei nun, ob der- selbe an leitender Stelle um seiner selbst wissen gewünscht wird oder nickt. Dieser Gefahr gegenüber ist da» Zusammenstchen aller Liberalen bei den Wahlen »ine selbstverständlich« Pflicht. Die conservativ-klerikalc Mehrheit in unseren Parlamenten muß gebrochen werden. Zu trn Ende haben die Liberalen überall, wo ein aus dem Bode« lrscr conscrvativ-klerikalen Bunde» genossenschast stehender Iiwerbcr austritt, Denselben gemein sam zu bekämpfen, hcb.it sie vor Allem zu verhüten, daß durch Zwist in ihre» eigenen Lager dem gemeinsamen Gegner zum Siege »riolsrn wird. Aber ein ungerecht fertigte» und gefährlich;- Unternehmen scheint e» zu sein, wenn man a»S der Rohnvndigkeit des taktischen Zusammen gehen» die Fordern»« einer Verwischung aller Gegen sähe unter den Liberal» selbst herleitet. Wer wollte dem Gedanken einer einzigen, großen, in sich gleichartigen liberalen Partei nicht freundlich gegenüberstehen! Aber leider ist er unter den Bedinauiigei' unsere» praktisch-politischen Leben ein leere» Trugbild, ko eisrig er seit Jahren von einer Reihe unserer besten Lanner verfolgt wird — gerade der wirkliche Erfolg ibrcr vmuhnngen kann un» in unserer Auf fassung nur bestärken. Wir sehen nicht, datdie dermalen im Reichstage am zahl reichsten vertretene liberal Fraktion, die Fortschrittspartei, irgend wie Miene machte, in deZlibcralen Vereinigung aufzugchcn; im Gegentbeil. e» ist kein ss ckeimniß, daß seit den letzten Reich»- tagSwahlen der Widern.' le gcgcn eine derartige Verschmelzung an Uebergcwicht in der Fortschrittspartei nur noch gewonnen hat. Unter diesen Unist «den wird man rS den National liberalen am wenigste» verargen können, wenn sie ihren eigenen Boden nicht Zerlassen wollen. Da» Programm, welche» heute alle Liberalen ans sich vereinigen würde, könnte »ur da» de» Widerst»,esc gegen alle reaclionairen Bestre bungen sein. Ein solche» rein negative» Programm aber ist überhaupt kein Progrniim. Kein ernster Politiker wird dabei seine Befriedigung sinken können. Darum sind wir arch stolz daraus, daß der Führer der Nationallibcralcn bei dm Verhandlungen über da» Monopol sich nickt mit der rtzmcn Abweisung begnügt, sondern klar und deutlich au» dch unmittelbaren Gegenwart brrau- und für dieselbe ein bestinniteS, praktisch durchführbare» Programm hingestellt hat. Seesssionistische Stimmen wissen an dem selben zu tadeln, k.ch e» dem Reichskanzler die Hand weit enlgegenssreck»; in s»;tschrit>lichen Blättern gar wird e- fast wie ein Verbreche» betrachtet, wenn man überhaupt noch an die Mögtchkrit eine» Zusammenarbeiten» mit der gegenwärtigen Regierung denkt. Da» Alle» kann un» nickt irre machen, kckärser al« von Herrn von Bennigsen iss der Boden der rmstilulionell-n Errungenschaften niemal» verlheidigt worben. Aber sobald dieser Boden ehrlich gewahrt Wird, sind wir der«, jede Regierung überall zu unterstützen. wo sie die nach unserer Ueberzeugung richtigen Wege einschlägt. Ob Fürst BiSmarck diese Wege jemat» wieder betreten wird, ist eine Frage der Zukunft. Für heute hat di« national liberale Partei ihrer Pflicht genügt, tvenn sie ihrer eigenlhüm- lichen Stellung durch de» Mund ihre- Führer» von Neuem Ausdruck gegeben hat. Und diese Stellung wessen wir u»S auch in dem bevorstehenden Wahlkampfe mcht verdunkeln lassen. Leipzig, 1. Juli 1882. Im preußischen landwirthschastlichcn Ministerium wird jetzt die Frage lebhaft erörtert, wie unsere Nord- und Oflsceküstc wirksamer al» bisher gegen die Sturmfluthen zu schützen seien, welche Wasserberge gegen die Küsten wälzen »»d dadurch ganze Lcmdslrccken entweder versanden oder weg schwemme». Zu diesen, Zwecke wird wahrscheinlich mit einer allgemeinen Planmäßigen Negnlirung der Dünen voraegangc» und die für dieselbe nötbigc Summe in den LandeShauShalt eingestellt werden. Bereit» in den Motiven zum Waldschutz- gcsctz war ein Gesetzentwurf angekündigt, nach welchem der StaatSregierung die ausschließliche Verwaltung der Sand bänke, Dünen rc. übertragen und zum Schutz der letzteren geeignete Maßnahme» getroffen werden sollten. Gegenwärtig linden sich im Etat mir ganz unbedeutende Summen für da» Düncnwesen und zur Herstellung von Stcindeiche» auSgesetzt. N»S Berlin wird un» geschrieben: Recht lehrreich ist c», die Mienen dcS Publicum» zu studiren, welche» sich zu dem preisgekrönte» Plane de» ReichStagSgebäudc» de» Frankfurter Architekten Wall ot drängt. In der stillen Hoff nung. etwa» Achtung EinslößendcS.NeucS. die Geister Zwingende» ru finden, trete» d;c Beschauer heran und — ein leise» Kopf- schütteln der Enttäuschung, ein vielsagende» Verstummen ist daS Ergcbniß ihrer Prüfung. E» sind hierbei nickt die Laien in» Auge gefaßt, sondern da» sachverständige Publicum der Architekten, die schon jetzt zahlreich au» allen größeren deutschen Städten sich hier zusammengesundcn haben. E» nützt nicht, die Tbatsache zu vertuschen, daß der Mallot'sche Entwurs, gelinde gesagt, keinen Enthusiasmus erweckt, und daß man sich den Moiiumeutal-Palast der deutschen Volks vertretung doch etwa» ganz ander» gedacht bat. Er gicbt ein tresslichc» Kennzeichen, au» welchem von einem Bauplan aus die Wirkung geschlossen werden kann, die daS sertige Werk übe» wird, da» ist die Vergegenwärtigung de» Geschauten in der nachschassendcn Phanta,ie. Hintrrläßt die Zeichnung rin feste» Bild, so kann man sage», daß dieselbe, mag sie auch ästhetisch nicht befriedigen, doch wenigstens den Vorzug hat. architektonisch geschlossen entworfen zu sein. Bemüht sich aber der Beschauer vergeblich, den Plan in seiner Erinnerung zu behalten, so liegt die bedenkliche Vcrmulhung nahe, daß er vorher nur ei» schöne» Bild, eine malerische Schcinfa^atc geschcn hat. Ben dem Wallel'schcn Plan klagen Biele, daß e» ihnen nickt gelingen wolle, diese spielenden Formen, diesen unruhig auS einander strebenden Ausbau von Säulen. Säulche», Thurmaiisätzen und Kuppeln, der nirgends große und einsach behandelte Flächen aufircist, sich späterhin ru vergegenwärtigen. In einer Frage, die alle gebildeten Deutschen ganz hervorragend interessirt und in der eine Ent scheidung für Jahrhunderte getroste» werden muß. darf selbst die wohlwollendste Rücksichtnahme nicht verhindern, daß diese unbefangene Stimme von Sachverständigen zum A»Sdrn<k komme. Der Entschluß der Jury, von .Herrn Wallet eine Umarbeitung seine» Projekt» einzusorder», ist vielleicht da» Erfreulichste a» der nun einmal geschehenen und nickt wieder rückgängig zu »lachenden Art, wie di« Entscheidung gefallen ist. E» mehren sich die Nachrichten über Zugeständnisse, welche der katholischen Kirche vom Staate inPreußen gemacht werden. Nicht allein, daß die Bischöfe sich der zu vorkommendsten Behandlung von Seilen der Behörden er freuen. daß ferner den mit Unterricht und Krankenpflege sich l'eschästigcndcn Orden wieder gestattet ist, Dutzende von Novizen einzuklciden, und daß endlich die religiösen Körper schäften ihre sogenannte MissionSthätigkeit von Neue», ans nehmen dürfen, die Hauptsache ist, daß überall katholische Geistliche wieder mit der Schulaufsicht betraut und so die Schule an die Kirche auSgclicsert wird. Wa» für Folgen eine solche Nachgiebigkeit des Staate» nach sich zieht, DaS hat Prof. Jürgen Bona Meyer in Bonn bei einer besonderen Gelegenheit noch vor Kurzem in einer kleinen Schrift: „Ter Kamps nm die Schule" gezeigt, in welcher er die Frage er örtert, ob Staat»- oder Kirchen-Schulc? Ob religionslose oder Simultan - Schule? und die Grundsätze darlcgt, welche er von der staatlichen Schulleitung besoigt zu sehen wünscht. DaS Ergcbniß semer Studien sagt Meyer in den Satz zusammen: „Geschichtliche und gegen wärtige Erfahrung haben u»S deutlich gezeigt, daß da» Wohl und der Fortschritt der Volksbildung »ur gedeiht, wenn die Fürsorge für dieselbe nickt Kirchensache, sondern StaatSaus- gabe ist." Der geschichtliche Beweis gegen die fernere Zu lässigkeit der von den Kirchen geleiteten und nach dem reli aiölen Bekenntnis gesonderten Schule nimmt seine Gründe hauptsächlich au» dem KatholiciSmuS, unter dessen pricstcr- licber Herrschaft allerdings die Verkümmerung der Volks bildung sehr stark hervortritt, so in Italien, Frankreich, Oesterreich (in Tirol konnten von 1000 Recrutcn >m Jahre >800 nur 4« schreiben), Spanien, Polen. Indeß auch prote stantische Gebiete wie Mecklenburg, wo noch im Jahre 1808 von 100 Recruten 20 gar keine und LS eine mangelhafte Schulbildung hatten, geben in dieser Hinsicht zu denken und sollten dem preußischen Staate eine Warnung sein, die GeisteS- genosicn der mecklenburgischen Strenggläubige», wie Meinhold und Andere, wieder mit der Schulaufsicht zu betrauen. Herr v. Puttkamerbat aus seiner schleSwig-holsteinischen Reite auch Altona besucht und den Vertretern der Stadt gegenüber die Versicherung gegeben, die Negierung werde Alle», wa» in ibren Klüften siede, thu», um den Interessen und den Bedürfnissen AltenaS gerecht zu werden. Die preußische StaatSregierung sei sich vollsländra bewußt, welche Hilfe sie Altona gegen den mächtigen RachbarHam- burg einränmcn müsse. Der Minister dcS Innern beweist mit diesen wchlklingenren Worten wieder einmal, wie leicht und angenehm cö ist, unverbindliche Verbindlichkeiten zu sagen. In Wirklichkeit bat sich die Sckwesterssadt Hamburg» bisher einer allzu großen Rücksichtnahme seltenstes preußischen Staat»- Ministerium» nicht zn erfreuen gehabt, und welcher Art »nd Bescbassenl>eit „die Hilfe gegen den mächtigen Nachbar" sein soll, darüber werben sich die wackeren Altonaer ihre eigenen Ge danken machen, nachdem sie mit ihren Bitte» unk Begünstigungen beim bevorstehenden Zollanschluß abgewiesen worden sind, ja sogar den sonderbaren Vorwurs „dcslructiver Tendenzen" vom Flnanzministcr Bitter entgegennebmen mußten. Man brauchte Altona als Sturnibock gegen Hamburg, man stellte ihm die vol>'s6^ „wirthschaftliche Selbstständigkeit" und eine directe Eisinbahiiverbiiidiuig mit dem Hintcrlande in Aussicht, und al» Hamburg« Ucbergabc anßer Frage war, wurde daS Hilfs mittel. welche» seine Dienste gethan, gleichailtia zur Seite geschoben. Von einem weiteren nationalen GesichtSpunct aus ließe sich hiergegen vielleicht nicht allzu Biel sagen, denn die Gesammthcit kann keine Dortheile davon haben, wenn aus Kotten Hamburgs künstlich ei» Concurrenzmarkt großgczogcn würde, der doch nicht lebensfähig ist. Herr v. Puttkamer hat also durchaus kein Recht, den Altonaern eine Hilfe ru versprechen, welche die Negierung zu leisten nicht gesonnen ist. Die Ernennung dcS SchatzsecrctciirSS ch o lz zum preußischen Fin anz minister ist nunmchr cndgiltig beschlossene Sache; der Gedanke der Ucbcrtragung diese- Amtes an den Fürsten BiSmarck. fall» je ernstlich gehegt, ist ausgegcbcn: da» Maß der Selbstständigkeit des neuen FinanzininistcrS wird dadurch freilich mehr sorniell als thatsacklick erweitert. Auch über die Leitung dcS RcickSschatzamteS ist bereit» Beschluß gefaßt; znm Nachfolger de» Herrn Scbolz wird der Dircctor im Schatz amt. Burckard, ernannt werden. Die „Germania" vrotestirt wieder einmal gegen den Vorwurs, daß taö Cent rum eine Partei der politischen und kirchlichen Reaction sei, für welche c» doch allgemein gehalten wird. DaS Cciitrnm sei eine Partei der Freiheit aus kirchlichem und polttischem Gebiet. Man brancht sich in einen ganz nutzlosen Streit über den Begriff von ultra- montanrr Freiheit nicht einzulassen; darüber bat die Geschichte seit Jahrhunderten so deutlich gesprochen, daß jedes weitere Wort unnölhig ist. Vornehmlich interessirt an den Bemer kungen der „Germania" nur. daß da» Ecntrnm wieder einmal gut finket', sich selbst seinen Freisinn zu bescheinige». De» einen Tag wird in dem leitenden Blatt beS EcntrumS der Negierung und den Eonscrvativc» der Vorwurs gemacht, die ReactionSpolitik aus allen Gebieten deS StaatSleben» nicht offen »nd energisch genug zn betreiben, den andern Tag spielt man sich wieder al» Hüter der Freiheit-rechte auf. In Zeiten, wo die bochcon- scrvativc Partei bestrebt ist. ibr Lager von allen nicht ganz zuverlässigen Elementen zu säubern, sich von allen auch nur im oai rn'esten Verdacht liberalisirendcr Neigungen stehenden Genossen zn trennen und sich immer enger mit dem gleich- gesinnten UltramontaniSmnS zu ausgesprochenster Reaction zu verbinden, scheint rS von dem letzter» recht unvorsichtig, sich al» eine Partei der Freiheit anfznspiele». Oker will man in ken ultramontanen Kreise» absichtlich die Frcuiikschast mit den Evnservative» nickt allzu eng werken lassen? Glaubt man auch kort, daß die Zukunft kcr Eonservalive» nm so stärker ge fährdet ist, je mehr bei ihnen die äußersten reactwnalrcn Be strebungen die Oberhand gewonnen habe», k»>cktct man unter dieser BunkeSgenosienschasl initzuleive-: unv bei den Wahlen schlechte Geschäfte zu machen, w.,„> man nickt gcgcn den Vor- wnrs rcactionairer Ziele sich verwahrt? Ni an darf aus das Wahlprograinm be« ocntrninS gespannt sein, welches die schwere Ausgabe üh""»»mt, die Ullramoiitaiien alö die nächsten Freunde kor Hcchconscrvativc» u::d zugleich als eine Partei kcr Freiheit und der Volksrcchte darzustellc». Obwohl da» Militairgcsetz tckannllich nur eine Dienst zeit von inögcsammt 12 Jahren imler der Fahne, in kcr Reserve und der Landwehr vorschccibt, bestand in Preußen noch eine ans älteren Bestimmungen beruhende >4jährige Dienstzeit, Jetzt bringt der „NeichSaiizeiger" folgende Mit thcilnng: „Sc. Majestät der Kaiser hat durch eine Allerhöchste Ordre vom L. Juli v. I. aus Grund de» tz. 18 de» Gesetze», belreffend die Verpflichtung zum Kriegsdienst, vom 9. No vember >867, bestimmt, daß von den Herbstcviltrolvcrsa»»»- lungen de» Jahres 18><2 ab auch im Königreich Preußen die Dienstpflicht 12 Jahre betragt. Bekanntlich ist soeben die Genehmigung deS Kaiser» für da» vom I. Oktober ab geltende neue Statut der Aka demie der Künste in Berlin erfolgt. Wie seinerzeit durch die dem Landtage vorgclcgtc Denkschrift bekannt geworden, be stehen die wesentlichen Veränderungen in den Einrichtiingen der Akademie nach Maßgabe de» neuen Statut» in Folgendem: Zu nächst findet eine Vermehrung derMitgtiedcr des Senat» ans 4" statt s zu wähle» sind 2 Maler, l Bildhauer, l Architekt, 2 Musiker. Die Wahl erfolgt ans 3 Jahre, da» Bestätigung-recht übt der CultuSminister auS. Die unter Professor A. v. Werner stehende akademische Lehranstalt erhält den Titel „Akademische Hochschule für die bildenden Künste", während an die Spitze der akademischen Hochschule für Musik ein Direktorium tritt, gebildet an» den vier AbtheilungSvorstehcrn und dem zweiten ständigen Sccretair der Akademie. Endlich werten akademische Meistcrschnlcn für Composition eingerichtet, denen tie vom Minister berufenen Eomponistcn Taubcrt. Grell »i'd Bargiel vorstehen, welche unentgeltlich je höchstens 0 Schüler an- nehmen. Die Kunst- und Gcwcrkschulc scheidet ans dein Ver bände der Akademie aus. Im Kloster der barmherzigen Schwestern z» Dernbach in Nassau hat am 23. d. M. in aller Stille die Einkleidung von mehr als 00 Novizen staltgesunden, zum ersten Male seit dem Beginne des EulturkamvseS. Tav Kloster verfügt über ein enormes Vermögen und hat etwa lOO Filialen m aller Herren Länder. Bekanntlich werden in Preußen die Staatsbürger „nach Maßgabe der von ihnen zu entrichtenden direkten StaatS- steurrn" an den Wahlen betyeiligt. Die Tbatsache. daß unser ganze» constitutionelleS Leben aus die Zahlung direkter Staatssteuern gegründet worden, ist gewiß ein vollgiltiger Beweis, daß man even die» direcke StaatSsteuer- systrm bei Errichtung eine» constitutionellen preußischen Staat» al» den Hauptträger der öffentlichen Lasten, die Theilnahmc an demselben als daS Merkmal eine» vollberechtigten Staats- bürger» betrachtet wissen wollte. Keine andere Thatsache iss so bezeichnend für die überaus wichtige Stellung, welche bi» in die allerneueste Zeit hinein den dircctcn Stenern nickt »nr im Finanzwesen, sondern im ganzen SlaatSlebcn Preußens eingeräumt werden, wie der enge Zusammenhang zwischen dem Wahlrecht und der directen Stcuerzakstnng. Man könnte im Zweifel sein, ob c» bei Erlaß der Verfassung nicht tie Absicht gewesen, Personen, die keine directe Sicner zahlen, vom Wahlrecht überhaupt auszuschließen. Jedenfalls wurde eine weitgehende Aushebung der directen SkaatSsteucrn die ganzen Grundlagen gefährden und verschieben, aus denen da» bestehende Wahlrecht errichtet ist, und eine Reform de» Wahlsystems zur unvermeidlichen Folge haben. Wie könnte da» Elasscmvahlsyflem bestehen, wenn mau in so weit gehendem Maße, wie mitunter in den bisherigen Er örterungen vorgeschlagen, dessen Grundlage, die Einkommen steuer. beseitigte oder durchbräche? Es lehrt Die» wieder, von wie überaus tiefgreifenden und bedeutsamen Folgen, nicht allein auf steucrpolitischem. sondern auch aus allgemein politischem Gebiet, die schwebenden Pläne zur Steuerreform sind und mit welcher Bor- und Umsicht dabei vorgegaugen werden muß. Trotz aller Wühlereien, trotz der Einschüchterung-Versuche, denen Deutsche in Böhmen, wo es »ur angcht, auSgesetzt sind, und trotz dcS numerischen Uebergewichtcs der Ezechc» erblicken doch die Führer der nalional-czechischen Bewegung in dem Drutscht hum ein Hindcrniß, da» sie mit allen ihren gewalttbätigcn Mitteln nicht au« dem Wege schaffen können, ja eine Gefahr, durch die sie die Verwirklichung ihrer Endziele, die ausschließliche Herrschaft tcS Ezccken» tbumS in Böhmen» ernstlich bedroht sehen und von der sic durch noch so viele Gleichberechtigungs-Erlasse nicht befreit werden können. Für diese Leute ist der deutsche Geist nicht bloS ein äußerer Gegner, gegen dessen lieber« legenbcit sie sich mit Mühe wehren — nein, er ist für sic zugleich ei» innerer Feind, der sich ihnen in der Mitte deS czechischcn Volke» selbst entgegenstellt, welches trotz allen ParteizivangcS auf die deutsche Sprache, Bildung und Eultnr nicht ganz verzichten kann und will. Daher in den czcchischen Blättern die ständige Klage Uber die Germanisirnng der czechischcn Gesellschaft, daber eie krampfhaften Bestrebungen, den (Decken das Deutschthum auSznlreibcn und die Nation eigontlicb erst reckt zu czechisireu. Czcchische Zeitungen beschweren sich darüber, daß ge borene Czeckcn an ihren Häusern und Geschäften deutsche Aufschriften anbringen lasten, daß die wohlhabenden Szechen in Prag da» deutsche Theater besuchen, deutsche Bucker und Zeitungen nicht blo» kaufen, sondern auch lesen und schließlich sogar znm größten Tbeil — deutsch reden. Nachdem wir so öst in den czechifchen Blättern versichern hörten, Prag sei eine rein czechischc Stadt, erklärt jetzt ein jnngczechischeS Blatt, c» sei dringend nöthig, daß die Landes» bauptslädle und die Landstädte endlich einen mehr czrchiscken Eharakter erhallen. Wie verträgt sich all Da« »>it den heuchlerischen Versicherungen, die wir so est a«ck im RetchS- rathe ans czechisckem Munde vernommen haben, daß die Czrcken Werth d'r^l , die deutsche Sprach« sprechen und schreiben zu Ilm dem Begehren der Bevölkerung von Krain, welche in der Immer mehr um sich greifenden Slovenisirung der schulen eine schon jetzt in unangenehmer Weise sich fühlbar machende Schädigung ihrer Interessen erblickt, Rechnung zu tragen, hat die LandrS-Schulbchörke verordnet, daß schon in der zweiten Schulklasse der kommunalen Volksschulen von Laibach die deutsche Sprache gelehrt werden, in den oberen Elasscn aber als Unterrichtssprache vorherrschen »nd sich auf alle Hauptfächer erstrecken müsse. Tic nationalen Blätter versuche», ob dieser Verordnung Lärm zu schlagen, wagen sich jedoch nickt recht hervor, da sie fürchten, dadurch den sckon seit der Thätigkeit deS nationalen GemcinderalheS sich bemerkbar »lachenden Groll der Stadtbewohner zu steigern. Wie man hört, will auch der Deutsche Schulverein den Wünschen der Laibacher Aufmerksamkeit schenken und hier eine deutsche Scknlc errichten. Daß sich eine solche bei den ob- waltende» Umständen der besten Frequenz erfreuen würde, braucht wohl nicht erst bemerkt zu werden. Die Petitionen uni Erhaltung der deutschen Sprache in Schule und Amt laufen aus n n tc rstc irisch en. darunter oft slcckslovenischen Gemeinden immer zahlreicher ein. Seit der tunesischen Expedition ist eS wie ein Verhängniß überFrankreich gekommen. Die viclgcrühmtcErwerbung hat nickt nur keine Vorthcilc, sondern unendlichen Schaden ge bracht und da- Land würde sich glücklich preisen, wenn heute die sranzösischen Truppen mit Sack und Pack Tunis den Rücken kebrc» könnten. Auch Tunis gehört znm Orient, und tunesische Handel berühren die orientalische Frage, die cs min einmal nicht vertragt, daß an ihr gerüttelt werde. Frankreich stobt beute so vereinsamt wie nie im europäischen Eoncert: die Türkei und Italien sind so scindsclig wie mög lich, Rußland und Oesterreich znm Mindeste» kalt und ab« lehnend, England zweifelhaft und verdächtig, und der ver- hällnißmäßig sicherste Freund ist — immer noch Deutschland. Man lau» sich selbst in Frankreich nickt mehr dieser Ucbcr- zcngung verschließen. Mißbehagen und Besorgnis; breiten sich immer mehr an-, und zwar sind cS nickt mebr allein die Gainbctlistc». welche den politischen Herizonl verdüstert scheu, sondern auch feste und überzengungstreiie Anhänger Freyciiiel'S. „WaS wird ans der egoplischen Geschickte werken?" Diele Frage hört man überall in derselben Tonart wiederholen: Niemand kann daraus mit auch nur aiiiiäbcrnder Bestimmt heit antworten und der Frager wendet sich ab mit einem Gesicht, aus dein man deutlich leien kann: „Mein Golt» konnte Frankreich in solcher Weise hineiiisallcnl" Einer Depesche deS „Standard" zu Folge ist am letzten Sonntag in Lissabon eine Massenversammlung abgebalte» worden, in welcher die Prvgrcisistcn und Republikaner srater- nisirt haben. Es wurden revolutionäre Reden gehalten, in denen der König und da» Ministerium aus» Heftigste ange griffen wurden. Die Insassen de» Gefängnisses Limoniro brachen in eine Emrörung an), stürzten an die Feiister und schrien in Gegenwart einer ansehnlichen Militärlruppe: „Es lebe die Republik!" AuS Petersburg wird gemeldet: Durch die letzte Ver haftung von Nihilisten ans dem Waistliostroiv ist ein hoch gestellter Benin tcr entdeckt und verl'aslet, der de» Nihilisten als Spion wie seiner Zeit Kletolschkin diente. Der Mann beißt Wollow. ist Kamnierjiiiiker »nd »abm im Ministerium de» Aenßcrn einen wichtigen Vertrauensposten ein. Durch seine Hände gingen alle Anträgen bezüglich der im AiiSlantc lebenden Nihilisten. Sein' Ausgabe war cS auch, alle dahin- bczüglichr» Depeschen ausznsetzen und zn entziffern. Er verriet!. Alle» den Nihilisten unv bezog dafür monatlich eine bedeutende Summe. Wegen Vermittelung der Eorrcspondenz zwischen nihilistischen Fest»» gSges an gcncn und freien Nihilisten verhandelte am Sonnabend in Petersburg daS Kriegs gericht gegen den Gendarmerie-Major Filimoiioss »nd StabS- capitai» Ändrejess de» Festung- - Bataillons. Beide wurde»
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