Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188207060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820706
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-06
- Monat1882-07
- Jahr1882
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1882
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Erscheint täglich früh «'/, Uhr. Rrtartioa «nt LkpeLMo» Iohannesgafle 3.3. chrkchlirodku -er Nedacti»-. vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. m, M ««,-», «»«,««,1» M.nulc,«»„ »« »» N«e»ti»«n »xtt der»u>»lich, _ Imm»«» der für dl» ttichEfOlse«»« I»««rr bestimmte« Inserat« aa »M»»1»,e« b,» » Ubr «ockmittag«. ,,r»aa» «nbgesttaae« sriitz bi« '/,v Uhk Sb -ni Fttialen für Zns.-^nmlümn ktt« Klemm, UnlderfftStSsiraße 81» L»utS Lösche, Kaldarinenstraße 18, p. nur bi» '/,L Uhr. MMr Cagtblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschüftsverkehr. ZS 187. Donnerstag den 6. Juli 1882. Auflage L?,S0O. Adonnemrntsvrris vrerrelj. 4'/, Mk., in«l. Brinaerlodn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Grbübren lur Extrabeil«-«, ohne Poilbesöroerung 8!« Mk. mit Postbeivraerung 48 Mk. Inserate sqeivaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Lchristen laut »nierem Preis. oerzeichnig. Tabellarischer Say naa, höherem Tarif, llrrlamrn unter den Uedartionsilrich die Svallzeile 50 Ps. Jmerate sind stets an dir ^vprstti«» z« ieaden. — Rabatt wird man gegeben. Zahlung pr»enuiu<-r»nno oder durch Post. Nachnahme. 76. ZchMNg. Amtlicher Theil. velumMachil»-. Die Herstellung einer Schleuß« Hl. Elaste in der Dresdner -kratze, auf der Strecke von der Lanzen» bi- zu der Salomon- stratze. sowie di« Entfernung der jetzt unter den Fußwegen sich befindenden Deckelschleußcn daselbst soll an einen Unter nehmer in Record verdungen werden. Di« Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau»Verwaltung, Ratbbau- Zimmer Nr. 14, au- und könne» daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezüglich« Offerten find versiegelt und mit der Aufschrift: „Schleuß« in der Dresdner Straße" »ersehen ebendaselbst und zwar bi- zum 18. Juli d. I., Nachmittags k Uhr einzureichen. Leipzig, am 3. Juli 1882. De» Nuth» der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputatton. ^ ^ckanntmachung. Die Herstellung de- macadamisirlcu Untergründe- der ?ö<niger Straße und „n«S Tbeil- der Körnerstraße soll mit ten erforderlichen Erdarbeilcn an «inen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RathhauS Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten find versiegelt und mit der Aufschrist: „Macadamisirunq der Körnerstraße re." »ersehen ebendaselbst und zwar bis zum 18. Juli d. I., «achmittag» S Uhr emzureicken. Leipzig, de» »- 2uli 1882. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputatton. Aufforderung. Es soll demnächst mit der Eröffnung von Brrkauf-stellen für Sparuiarken der Sparkasse zu Leipzig vorgegangen I werden. Wir ersuchen zu diesem Zweck« Inhaber von offenen Verkauf-geschäften, welche geneigt sind, den unentgeltlichen verkauf solcher Sparmarken s 10 -s für die städtische Spar kasse zu übernehmen, sich schriftlich bei der Verwaltung unserer Svarcaffe — Nordstraße 67 — melden zu wollen! m>d de< Weiteren sich gewärtig zu halten. Leipzig, den 26. Juni 1882. DeS RathS Deputation sürLeihhau» ».Spareaffe. ^ Gesucht wird die am 14. August 1857 in Mollwitz, -reis Brieg, 1 Kcg.-Bez. BreSlau, geborene, zuletzt hier ausbältliche Fabrik arbeiterin Caroline Louise unverchel. Wuttke, welche! zur Fürsorge für ihr hier in Waisenpflege befindliche- Kind s anzuhalten ist. Leipzig, am 29 Juni 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armen-Anet.) Ludwig-Wolf. Wcndt. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 22. vorigen Monat-, die ledige Anna Sophie Richte« betttffend, durch deren Gestellung. Leipzig, den 3. Juli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armen Amt.) Ludwig-Wolf. Auctious-Vekanntmachung. Im Auction-locale de- Unterzeichneten RatheS, Gerber» firaße Rr. 10. Hof 1. Etage, sollen Mittwoch, den 12. Juli 1882, Vormittags tt Uhr mehrere Kleiderschränke, 2 Waschtische, 2 Sopha», 1 Com< mode, mehrere Tische, 1 Kleiderbalter, 1 Regulator, Taschen uhren. goldene Ringe, eine Partie Kleider, Tastlzcna :c. an den Meistbietenden gegen sofortige Bezahlung vffenlltch ver steigert werdrn. Leipzig, den 3. Juli 1882. > Der Rath der Stadt Leipzig. Erstatteter Anzeige zufolge hat Amalie Ltep-it» da- lhr hier »nierin 24. April 1880 ausgestellte Dienstbuch verloren. Wir bitten, dasselbe im AusfindungSsalle an unS abzuliefern. Leidig, den 3. Juli 1882. Las Polizei Amt brr Stadt Leipzig. Richter. Magier, Rsdr. Submislwn. Für den Neubau der Kirche zu Lindenau sollen folgende Arbeite» öffentlicher Submission vergeben werde». 1) Zimmerarbeiten incl. allen Materials ver anschlagt zu 10.SS4.31 ^l 2) Dachdeckerarbeitcn incl. allen Material- der» anschlagt zu 8.641.8S 3) KlempiierarbcUen incl. allen Material- ver» anschlagt zu 1,931.50 ul 4) Schmiedearbriten incl. allen Materials vrr- auschlagt zu 2,749.24 ul , Bedingungen nebst Aiischlag-au-zügen sind gegen Zahlung von 1.50 eus dem Bauburcau (gegenüber dem Bauplatze) entgegen zu rckmen, woselbst auch die Zeichnungen zur Ansicht offen liegen. Versiegelte Offerten sind bi« zum 15. Juli, Abend- 6 Uhr, an die Adresse de- GemcindevorstandeS Herrn Lurch abzugeben. Lindenau, den 5. Juli 1882. Der Airchenvorftsud. gez. v. Schütz. In Folge Abgang» ist von Seite» de- Unterzeichneten Gemeinde- rathe« die ». He»«m«rnfte>e zu besetzen und sind ««suche bi« lautesten« den 19. diese- Monats hier «„»«reichen. Vekailntumchung. Bei der UniversititS-Jrrenklmik kommt i» n-chster Zeit die Stelle eine- Maschinisten zur Erledigung und soll dieselbe vom 1. Sep tember c. an durch einen tüchtigen Maschinenschlosser anderweit besetzt werd-n. Gehalt 1300 UL und freie Wohnung und Heizung. Bewerbungsgesuche sind unter Beifügung der Zeugnisse bis zum 20. Juli a. bei der unterzelchnrtra Directiou einzureichen. Leipzig, am 5. Juli 1882. Ile Direktion der NnisersitSts-IrrenNtntk. Bekanntmachung. In unser Sesellschaslsreaister ist unter Sir. 37 die Handel-gesell- schaff mit der Firma: Roebrr L Ilsr, und dem Sitze zu Wlnkkl- mühle bei Mockrehna betreffend, deren Inhaber: der Kausman» Adolf Theodor Roeber und der Kaufmann Friedrich Erich Ilse daselbst sind, zufolge Verfügung vom heutigen Tage Folgende« ein- getragen worden: Da» beiden Gesellschaftern zustchende Recht, die Gesellschaft zu vertreten, darf von jedem der Gesellschafter für sich aus» geübt werden. Torgau, den 30. Iuui 1882. KSnigsschrS Amtsgericht. Bekanntmachung. In unser Prokuren. Register ist bei der unter Nr. 9 desselben > eingetragenen. von der inzwischen ausgclöstcn Handelsgesellschaft E. A. AppontuS L Sohn zu Jüterbog mit Zweigniederlassungen in Torgau und Graudcnz, dem Äausinan» Otto Ernst Heinrich I Mahlow zu Torgau crlheilten Procura zufolge Verfügung vom 24. Juni 1882 heute eingetragen worden: Auch die Procura des KausmannS Otto Ernst Heinrich Mahlow ist erloschen. Diese» wird mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß die dem Kaufmann Otto Mahlow zu Torgau für die jetzige Einzelfirma L. A. ApponiuS L, Sohn zu Jüterbog mit Zweigniederlassung! in> ^ lorgau ertheilte Procura (Nr. 11 unseres Procuren-Registers) hier-1 I durch nicht berührt wird. Torgau, den 26. Juni 1882. ASntglicheS Amtsgericht. Nichtamtlicher Theil. Zur Abkürzung -er parlamentarische« Verhandlungen. " Berlin, 4. Juli. Wenn der Gedanke zweijähriger Budgetperioden, trotz der Ablehnung durch den Reichstag, immer noch auf eine gewisse Sympathie rechnen darf, so liec>t da» an der allerdings nicht wegzulengnendeit Tbatsache, dag in Deutschland eine nnverhältnißmäßig lange Zeit aus parlamentarische Verhandlungen verwendet wird. In der Hauptsache indeß ist DaS eine nothwcndige Folge de- gleichzeitigen Tagen- von Reichstag und Landtagen, wie eS durch unsere bundesstaallichc Verfassung bedingt ist. Eine wirklich durchgreifende Zeitersparnis; könnte also nur erreicht werden, wenn entweder an die Stelle von Rcich-lag und Einzellandtagen eine einzige BolkSver tretung gesetzt oder aber Reichstag und Einzellandtage durch weg nur alle zwei Jahre abwechselnd berufen würden. DaS Eine wie daS Andere widerspricht Grundbestimmungen unsere- verfassung-recht- und ist deshalb zu weiterer Erörterung überhaupt nicht geeignet. Um so berechtigter aber ist die Frage, ob durch die geschäftliche Einrichtung unsercr parla mentarischcn Arbeiten der Forderung eines entbehrt werden könne. Aber an- der Praxis weiß man, wie wenig feierlich rin« namentlich« Abstimmung fick vollzieht. In dem Summen oder vielmehr Brausen ver Einzelunter- baltungen geht der einzelne AbstimmungSrus säst verloren, jeden Augenblick muß der Präsident zur Ruhe ermahnen; nicht selten ereignet sich der Fall, daß einzelne Stimmen falsch verstanden und falsch gebucht werden. Gelänge eS, einen Apparat herzustelle», der es ermöglichte. >n wenigen Minuten nicht nur die Gesammtzahl der Stimmen für und wider, sondern auch die Abstimmung jede- einzelnen Abge ordneten zweifellos sestzustcllcn und zwar derart festzustellcn, daß daS Ganze alsbald zu Jedermanns Einsicht aus den Tisch keS Hause- »icdergclcgt werden könnte, so wäre dadurch siir die Abkürzung der parlamentarischen Verhandlungen ein Be deutende- erreicht. Wir glauben nicht, daß da- Problem unlösbar wäre. Es bandelte sich nur darum, die Techniker zu seiner Lösung aufzumunlern. Leipzig, 6. Juli 1882. von vereinzelten Blättern ist Klage über da- Aulbleiben de- Oberbürgermeister- von Forckenbeck beim Feste der Einweihung bcS neuen Pariser Stadthauses erhoben worden. DaS ist doch ebne Grund. Herr von Forckenbeck hat die Einladung unter höflicher Entschuldigung abgclelmt. Man müßte ihn deshalb aus- Höchste loben, wenn nicht bei cmem so einsichtigen und patriotischen Manne diese Haltung ganz selbstverständlich wäre. Jen« Tadler scheinen gar nicht zu wissen, bei welcher Gelegenheit da» Pariser Stadthaus, dessen Wiederherstellung gefeiert werden soll, denn eigentlich zer stört wurde; sieschcinennichtzu wissen, das; der jctzigeSeincpräsect Flognct schon einmal amtlich >m Stadthaus« saß, nämlich mährend der deutschen Belagerung als Beigeordneter keS Maire Arago, und daß er damals eine Hauptrolle in der Bcrtheidigung der Stadt hatte. Wenn sie eS wüßten, so würden sie sich dock selbst sagen können, daß bei der Einweihung deS Stadthauses mehr als ein Wort gesprochen werden wird, daS ein Ober biirgermeistcr von Berlin nicht bvren darf unv will. Heber Haupt ist die Einweihung de- Pariser Stadthauses im ver wegensten Sinne de- Wort- ein französische- Familienfest; dieser Ansicht scheinen auch der Lordmayor von London und der Bürgermeister von Wien zu sein, denn sie lehnen die E,n ladung ja auch ab, obgleich sie nickt entfernt so starken Anlaß haben, fortzubleiben wie da- Oberhaupt der deutschen Hauptsiadt. lieber den Eindruck, den der nationalliberale Partei tag zu Köln Hintersassen, schreibt die „Köln. Atg.": „Der ganze Eindruck de- Parteitages der Nationalliberalen war ein erhebender, DaS bezeugte» u»S wiederholt Mitglieder an derer Parteien, die durch Freundeshand eine Karte erhalten. ES waren ja auch so viele alte bewährte Kämpfer au« den drei Provinzen und selbst über ihre Grenzen hinaus erschienen »nd hatten auch treue jüngere Parteifreunde mitgebracht, die sich gelobt, nach den edlen Grundsätzen, wie sie v. Bennigsen so klar dargelegt, für Volk und Vaterland zu arbeiten und zu wirken. Es war ja keine künstlich gemachte Versammlung. Hunderte hat da- Eomilü, nachdem eS 2700 Karten auSgc- gcbcn, zurückivciscn müssen. Man brauchte auch nur die Ver sammlung zu überschauen, um zu erkennen, daß eS in Wa heit rin großer echter nationallibcralcr Parteitag war. So konnte nur ein Geist der Gemeinschaft und Zusammen gebörigkcit die ganze Versammlung beseelen; so konnten sich solche Momente de- stürmische» Empfangs gestalten als v. Bennigsen austrat, und keS begeisterten Beifalls, als er in möglichst knappen «ich, ,,-ch L.. I frage unseres gegenwärtigen politischen Leben- auSciuander- setzie. Augenblicke entstanden, wo im Hinblick auf alte eite durch eine ganz nutzlose Zeit^ ??"de"' D.ese Darstellung ist c.nc der Wal.rl.eit andern auch durch eine Ibatsäcblich- mcht entsprechende, v.elmcbr besieht d.c ernsti.che Absicht, den d> lpaieffen» de» 10. ptesr- Monats hier einzureichen. Eutritzsch, am 1. Juli 1882. Der «e»etn»erattz. Thomas, Gcmcindevorstaab. Im Reiche hat man nun soeben, indem man die Session nur vertagte, statt sie zu schließen, einen Weg zur Ver einfachung der Geschäfte cingeschlagen, der allerdings den Stempel deS Außergewöhnlichen an der Stirn trägt, aber doch einen beachtenSwerthen Fingerzeig für die Möglichkeit einer dauernden Verbesserung enthalt. Wir haben im Reich und in Preußen die Einrichtung, daß alle Vorlagen mit dem jedesmaligen CessionSschlusse, einerlei, wie weit sie in der parlamentarischen Behandlung vorgeschritten sind, al» abgethan gelten. Daraus ergiebt sich der Uebcl stand, daß viele-, wa- unerledigt geblieben, in der nächsten Session unverändert wiederkchrt und nun einer abermaligen Berathung von Anfang an nach allen Regeln der Geschäfts ordnung unterzogen werden muß. Der Zeitverlust, welcher dadurch entsteht, liegt aus der Hand. Würde eS nicht zweck mäßiger sein, für jeden Reichstag die dauernde Fortsetzung der Geschäfte einzusiihren? Man würde damit allerdings auf die nicht selten beliebte Art, Vorlagen in Com Missionen zu „begraben", verzichten müssen. Allein die vorlrcfflichkcit diese- letzter» AuSkunftSniittel- ist schon an sich sehr fraglich, und außerdem ist der mit demselben erlangle Vortheil kaum zu vergleichen mit dem Nachtheil, welcher ans der andern Sei Verschwendung nicht nur, sondern auch durch eine tbatsächliche Verkümmerung deS PelitionSrrchtS entsteht; denn eS ist, wa- da- Letztere betrifft, bekannt, daß in jeder Session zahlreiche Petitionen wegen SessionSschlusscS überhaupt nicht zur Bc- rathung gelangen. Jedenfalls würde eS der Mübe ver lohnen, die hier angeregte Frage einmal einer ernsten Prüfung zu unterziehen. Eine andere Frage betrifft die Zeit, welche ans den Namensaufruf verwendet werden muß. In dieser Beziehung ist vor Jahren Lurch Einführung eine- AuS- zählungöinodiiS. den der Parlament-nutz mit dem wenig ehrenvollen Namen de- „Hammelsprunges" belegt bat, eine wesentliche Erleichterung geschaffen; immcrl.in bleiben noch zahlreiche Fälle — namentliche Abstimmung, Feststellung der Zahl der Anwesenden — in denen der Namensaufruf er folgen muß. Derselbe nimmt im Reichstage wie im preußischen Abgcordnetenbause Alles in Allem etwa eine Stunde in Anspruch. Und bei Gesetzentwürfen voll zielbe wußter Gegensätze gehören zwei, selbst drei namentliche Ab stimmungen in einer Sitzung durchaus nicht zu den uner hörten Borkommnissen. Vor längerer Zeit war immer die Rede von einem Vorschlag, nach welchem die Abstimmung feiten- der einzelnen Abgeordneten millctst eine- elektrischen Apparate- erfolgen sollte. Wir meinen, gerade jetzt, wo ein neue- Reich-tag-gebäuke bereit- in Angriff genommen ist und die Errichtung eine- preußischen Parlament-Hause- wohl sicher zu erwarten steht, sollte dieser Idee volle Beachtung geschenkt werden. Man bat eingewandt. daß für wichtige Ab stimmungen die feierliche Form, welche in dem persönlichen Auf- treten de« einzelnen Abgeordneten mit Ja oder Nein liege, nicht Erinnerungen, im Hinblick aus daS treue, redliche Streben, daS srül.er Manche m Gesabr und Kerker gebracht und heute im deutschen Reiche verwirklicht vor unS sieht, Thräuen den alten Kämpen in die Augen traten. Es war ei» Tag der Begeisterung für Kaiser und Reich, für Volk und Versasinng. und Alle versprachen, redlich »litziiarbciicn und zu schassen. ! Mögen die Hoffnungen und Wünsche, die an diesem Tage ausgesprochen wurden, für Partei und Vaterland in Er füllung gehen. Die Berliner Ossiciöscn empfinden aus ertheilte» Besohl > da- Bediirsniß, de» Eindruck de- Planes eines doppelten Reich-budgetS für zwei Jahre abzuschwächen. Diese Mine ist ofjciibar zu früh ausgcslogcn unv da- erregte Miß trauen kann die Lage der Regierung während der bevor I stehenden Wahlen nicht bessern. Es'gilt also abzuwicgcl», und Da- gcschiebt in der Weise, daß versichert wirk, der ! Reichstag brauche von dem zweiten Etat für daS Jahr 1881 bi- 85 ja nur einfach Kcnntuiß zu nebmen; eine Bcralbimg werde ihm gar nickt zugcmutbcl werken; eS solle wirklich nur die thatsäckliche Möglichkeit zweijähriger ElatSpcriovcu gezeigt werden. Diese Darstellung ist au- einander gehen, und namentlich die preußische Militair» Verwaltung verschiedenen Zugeständnissen gegenüber sich durchaus ablehnend vcrbalten soll. Soll dock selbst der An trag aus Ucbcrweisung der Jnjurlenprocessc. in welchen Militair- die verklagte» sind, an die gewöbiilicken Gerichte aus große Schwierigkeiten sloßen, obschön bei de» auch kiele Processe aburtbeilendcn Militairgerichlcn jede Ocffcnllichkcit au-grschlosien ist. Zu dem preußischen Nelictengesetz werden noch immer AuSführung-bestimmunge» erlassen. Nack einer Mini- sterialversügung neuesten Datum- müssen auch Frauen, welche zu den unmittelbaren Staatsbeamten gebören unv pensionS- berecktigt sind (Hausmütter, Aussebermnen u. s. w. bei den Strafanstalten), zur Entrichtung von Wiltwen- und Waiscn- gelderbeilrägen für verpflichtet erachtet werte», weil daS Gesetz nicht aus dem Gnmdsatz der Leistung »nd Gegenleistung be ruht, sondern allen Staatsbeamten der vorerwäbnten Art ohne jeden Unterschied einen Abzug vom Gehalte zu Gunsten der Wittwe» und Waisen deS BeamlenstandeS ausertegt. Wenn die Dinge in Preußen so liegen, so wird die Reick-regierung doch wohl schwerlich ibre Forderung ausrechterbalten können, daß die »nvcrheirathetcn Ossiciere keine» Beitrag bezablcn sollen. — Am Dienstag fand in der Ausstellung der Reich Stag-dauent- würsc eine Besprechung der Jury stall, an welcher dem Vernebmen nach auch der Sieger in der Eoncurrenz, Herr Wallot, thcilgenoinmen hat. Es besteht die Absicht, die un umgängliche Umarbeitung de- Wallol'schcn Entwurfs durch den Architekten schon in so kurzer Frist vornehmen r» lassen, daß die Jury noch vor dem Zusammentritt deS Reichstag» sich über den neuen Bauplan und vielleicht nochmals »otb- wendig werdende Aenderimgcn schlüssig gemacht üaben kann, dem Plenum also ein fertig abgeschlossenes Ergebniß vorzn- legen im Stande ist. Wie man hört, fehlt eS z. Z. neck an einem bestimmten Entschluß darüber, ob au- dem Ministerium de- Herrn v. Puttkamcr schon in der nächsten Landtagssession die um fangreichen Entwürfe, die dort in der Ausarbeitung begriffen sind, zur Vorlegung gelangen solle». Ob Herr BrauntzehrrnS. der setzt zur Abfassung eine- neuen CompetcnzentwnrsS in daS Ministerium gezogen worden ist, bi- zum Herbst in der Lage sein würde, seine schwierige Ausgabe zu erledigen, ist überhaupt sehr fraglich. Dagegen werden die Vorarbeiten der KreiS- und Prvvinzialordnungcn für Hannover und Schleswig-Holstein al- so weit gediehene bezeichnet, daß sachlich Nicht« im Wege stände, dieselben im Abgeordnetenhaus« einzubringen. An Stelle der vom Neich-tag aufgehobenen Wahl de» Abgeordneten Rick erl im 1t. württembcrgischen Wahl kreise wird Mille August eine Stichwahl slattsinden. Von den vereinigten Parteien der Linken (Fortschritt und Volks- partci) ist Fabrikant Haenle an« Giengen a. B ausgestellt, von den Eonservativen, an Stelle de- vcrzichlleistendeu Nickcrt, Fabrikant MagiruS au» Ulm. Wie a»S Hermannstadt geschrieben wird, steht dort die Sachsenvcrsolgnng »och immer in voller Blüthc. Da von melden die ungarischen Journale freilich Nicht-. aber desto eifriger arbeite» in jener Richtung die ungarischen Be hörden, denen eS selbstverständlich an RegiernngSwinlcn von Pest nickst mangelt. So ist i» Hcrmannstakt sowie in anderen sicbenbürgischen Städten, wo daS sächsische Element übcrwicgt, die Freindcnpolizci wicdcrlwlt verschärft worden, weit die Ungarn in dem lächerlichen Wabne befangen, daß sich in Siebenbürgen deutsche Agenten »nd Agitatoren »mher- treiben. Unter solchen Umständen müssen gegenwärtig deutsche Reisende inSicbeiibnrgen scbr vorsichtig sein, wenn sie nicht mit der brutale» ungarischen Polizei in EonsUct gcrathen wollen. Tbatsache ist auch, daß svwobl in der Hauptstadt Sieben bürgen- als in andere» von Sachsen brwobiiten Slävlen und Ortschaften die von Deutschland cmtangendcn Briese und Packe te einer gewissen polizeilichen Revision unter worfen werken, wozu die Postämter die Hand bieten müssen. In Verbindung damit steht wohl auch die auffällige Er scheinung, das; im Lause der jüngsten drei Monalc jämmt- liche Postbeamte sächsischer Nationalität a»S Sieben bürgen cnlscrnt und nach den; cigenllichcn Ungarn versetzt worden sind. Auch Spanien hat jetzt seine MinisterkrisiS; der Minister für öffentliche Arbeiten bat dem Evnseitspräsidcnteii am Sonnabend seine Entlassung cingercicht, dem Vernehmen nach, weit Derselbe schon längere Zeit mit der gemäßigten Resormpvlitik deü EabinelS nicht einverstanden gewesen ist. Man erwartet übrigen- allgemein, das; noch weitere liberale Mitglieder aus dem Eabinct a»Sscbc>dcn werden. Vorläufig ist öS Herrn Sagasta gelungen, den Minister zur Zurück nahme seines EntlassungSgesnchcS zu veranlasse». — Die Presse fordert energische Maßregel» zur Verbesserung der Marine im Falle von Verwickelungen im Mittctiiieere. Der Maruiciinnister bat in de» Kammern zwar milgetheitt. Doppelctat nicht bloS Vvrzulegcn, sondern auch aus dessen Berathung zu dringen. Man vergegenwärtige sich nur ei» mal, wo.- eS heißt, die Budget-Ausstellung solle eine „probe weise" sein. Daß eS den Rätbcn de- ReichSgesctzamt» möglich ist, die einfache RechnungSansstellung eine- Budget- für daS nächstnächste Jahr zu machen, hat noch Niemand bezweifelt. Ob aber ein solcher theoretischer Etat brauchbar und genau ist. darüber kann erst eine Beratbung im Reichstage Lickst schassen, eine Beratbung, die nach Lage der Sacke nicht statt finden wird. Der abgescbwächte Plan, wie ibn die Ossiciöscn der Regierung zusckreibcn. wäre also völlig sinn- nnv ziellos, nicht daS Geringste wäre siir oder wider die zwei jährigen Etat-Perioden durch denselben bewiesen. In den fortschrittlichen Blattern finden wir au- den ver schicdenslen Wablkrcisen fortgesetzt Berichte Uber Wakt Vorbereitungen und Eanbidaten-Ausstellungcn der „vereinigten liberalen Parteien." ES ist un« unter diesen Cankidatcn der „vereinigten liberalen Parteien" noch nickt eine einzige nationalliberale, nicht einmal eine seccssio nisttsche Candikatnr begegnet. Der Abg. Eugen Richter bat dieser Tage im Verein „Waldeck" vor dem Äusgehen in den „großen liberalen Brei" gewarnt. Wir möchten auch »nserc» Parteigenossen empfehle», diesen „Brei" bei der Ausstellung vereinigt-liberaler Eandidatcn etwa« näher z» untersuchen. Dem vernebmen nach wird in niilitairischen Kreisen Berlin- der Entwurf einer schon seit bald zehn Jahren schwebenden ReichS-Militairstrasprocrßordnnng als zuriickgelegt angesehen, da die Mcinnngen der Einzelregierungen zu weit das; zwei Panzcrschissc und eine Fregatte nach Egvptcu beordert werden sollte», nähere Mitlbeilungen jedoch abgclcbnl. lieber die Abreise de- Grasen Benst von Paris wirs noch von dort geschrieben, das; er einige Tage, bevor er die französische Hauptstadt verlassen, seine intimere» Freunde und Bekannten zur Tafel geladen batte. Es befanden sich unter diesen Diplomaten französische Schriftsteller, Journalisten und Künstler und sogar der Garibalkiscbc General Türr mit seiner Frau, dessen Bezicbungen zu Grai Beiist einigermaßen rätbselbasl sind. Man muß nämtich wisse», das; Türr, der ein EcklächkerSsobn auS dem Banat, im Jabrc l8t9 a>S österreichischer Feldwebel zu den Piemontcscn descrlirte und später mehrere Jabrc als Agent Mazzini'S »nd Garibaldi'S tbätig gewesen, den er auch ans seinen KriegSzügen begleitete. Während deS KrimkricgeS ward Türr in Bukarest von den Oesterreicbrrn verhaftet, znm Tode verurtbeilt, aber vom Kaiser Franz Joses zur lebenslänglichen Verbannung im Aus lande begnadigt. Erst der Ausgleich mit Ungarn nach dem Kriege von 1866 ermöglichte Türr die Rückkehr nach Oesterreich. An- Dublin wird dom Sonnabend Abend geschrieben: Eine große Aufregung herrschte beute Nachmittag hier, ver anlaßt durch die Nacht- und Tagsitzung de- Unterbaust- in London. In Irland ist die Meinung allgemein, daß nickst- Gute- mit der verbrechen vcrbütungSbill geschaffen werden wird. Kein Gesetz könne vcrübcr von Gcwalllbatcn und Mordanschlägen entdecken, und die Bestimmung, die Bewohner eine- ganzen Bezirke», in welchem verbrechen Vorfällen, zu belasten, wird von allen Seiten für unbillig gebaltcn. Die verbrechen werden keineswegs in den Grasschastcn geplant, wo sie verübt werden, und eS wird allgemein dafür gehalten, daß der Antrieb dazu von Amerika ausgeht. Die umsichtige
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