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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188303118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830311
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830311
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-03
- Tag1883-03-11
- Monat1883-03
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. ilrdaktion und Lrpkditiia Iohannesgasse 33. -Prrchstundrn drr Urdartiou: Bormiltags 10—13 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. tzitk dt« Rsu»-d« k,n^«i«,,dtrr M-nuIen»«« t>« Retcclion nicht vcrdilldtich. ft« Annahme »er für die niichftf»l,e«d« Nummer bestimmte« Ankerate a« Wochentage» bis S Nhr Nachmittag», an 2o»n- «üb Festtagen früh bi» Uhr. In drn FUialrn für Ins.-^nnahme: Ltto Klemm. UaiversitStsstrabe 31, Louis Lüsche, Kathariaenstrahr 18, p. nur bis '/,S Uhr. riMM.TWblM Anzeiger. Organ für Politik, L-calgeschichte, Handels. «ndGeschiiftMrkehr. Anflage L7,7v«. Ädonnrmrrilsprris viertklj. 4'/, Kkü. nie.'. Bringcrlolin 5 Mk., durch die Post bezogen <> Äk. Jede einzelne Nuinmer -0 Pf. Eielege-empinr IO Pf. Gebüli re» lür virtrabeilagen ohne Poslbesoercrung 30 Mi. Mit Postbejordernng 18 Mk. Inserate 6gespaltene P-titzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis;. Tabellarischer Sah nach höherem Taris. Ueclinnen unter dem Urdactioaskrich die Spaltzeilc 50 Pf. Inserate sind stets an d e chlpedttion zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pi-aem»noriln>!a oder dnrch Post- nachna- ina. 7V. Sonntag dm 1t. März 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Zur Feier des Geburtstags Sr. Majestät des Deutschen Kaisers wird Sonnabend, den 17 dieses Monats, Nachmittags S Uhr ein Festmahl im Krystallpalast stattfinden. Diejenigen Herren, welche sich daran betheiligen wollen, werden ersucht, die Tafelkartcn ä 4 ^ bis zum Abende des 16. dieses Monats auf der Nuntiatur im Rathhause zu entnehmen. - Leipzig, den 9. März 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. - . vr. Georgi. vr. Wangemann. lle-entliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, am 14. März 188». Al>e«d» «'/, Uhr tm Taale der I. Bürgerschole. Tagesord uung: I. Bericht des Slislungs-, Oekonomie-, Bau- und Finanz- AuSschustes über da« Projekt der Friedhofsanlage am Napoleonsleine. II. Bericht de« Stiftung«-und bez. Bau-Ausschusses überda« Specialconto: „Städtische« Krankenhau« zu St. Jacob" mit Ausnahme der Position 33 der Ausgaben de« diesjährigen Haushaltplanes. HI. Bericht de« Bau-. Oekonomie- und Kmanz-AusschusseS über die an Herrn Heinrich Voigt hier zu gewährende Entschädigung sür Arcalabtretniig an der Harkortstraße. IV. Bericht de« Oekonomie - Ausschüsse« über ». die Ab grenzung des Königsplatze« und die Herstellung der denselben umschließenden Fahrstraßen- d. Conto 25: „Mühlen und Wehre", Abtheilung II. der Ausgaben de« Haushaltplancs pro 1883. V- Bericht des Finanz-AuSschusscs Über Conto 6: „Schulen", Einnahmen und Ausgaben Abtheilung IH. de» dies jährigen Hausbaltplane«. Für den Termin Ostern dieses Jahres sind vier AuS« stattongSstipendien im Betrage von 77 .«l 8 «7 45 und zweimal 40 ^ 47 ^ an hiesige unbescholtene, arme BürgerStöchter. welch« sich in der Zeit von Ostern vorigen Jahres bis Ostern diese« Jahre« verbeirathet haben, von un« zu vergeben, und sind schriftliche Gesuche um diese Stipendien unter Beifügung der Elwschließungsbescheinigung. eine« von zwei hiesigen Bürgern bei deren Bürgerpflicht aus gestellten Zeugnisses'über die Unbescholtenheit und Bedürftig- keit der Bewerberin, sowie was das eine, nur an ehelich Geborene zu vergebende Wiedcrkehrer'sche Stipendium von 40 .6 47 ^ anlangt, einer Geburtsbescheinigung, bis zum »1. März dieses Jahre» aus dem Ralhhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 15, einzureichen. Leipzig, den 5. März 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Harrwitz. Vtkanntmachung. Am lO. April diese- Jahre« sind die einjährigen Zinsen von 2300 Capital, nämlich 1500 Legat deS Herrn Stadtältesten Hentze, 300 Geschenk der Erben deS Herrn Kaufmann Thängen und 500 Geschenk einer Ungenannten, an arme blinde Leute in hiesiger Stadt zu verlheiwn. Bewerbungen um diese Spenden sind bis zum »1. diese- MonatS schriftlich und unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse bei uns einzureichen. Leipzig, den v. März 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Auf dem städtischen Lagerplatze vor dem Dresdner Thore solle» am IS. laufeade« MouatS, Vormittag» » Uhr, 22 runde und 3l alte ovale SÄHleupendeckel nebst Ge- bäusen, zum größten Tbeile noch in brauchbaren« Zustande, sowie 34 eiserne Einsallkästen und 1l8 eiserne Rechen im Ge sa»»» tgewicbte von ca. 15,490 Ailogr. versteigert werden. Die Schlcußendeckel werden auf Wunsch auch einzeln zur Versteigerung gebracht. Leipzig, äin 6. März 1883. Der Rath -er Stadt Leipzig. i. Cb vr. Georgi. uchoriu». Tuhrenverdingung. DK Anfuhre der Stein- uod Braunkohlen für sie hiesigen Garuisonanstalteu, das Garnison-Lazarett, und das Proviantamt, sowie die Räumung der Asche- und Kehricht Gruben im Baracken Caserncment soll aus die Zeit vom 1. April 1883 bis ult. März 1884 an den Mindestforderndcn vergeben werde». Bewerber haben die im Bureau der Unterzeichneten Verwaltung — Schloß Pleißeuburg, ThurmhauS Nr. 15 — auslicgcndcn Be dingungen ciiizuschen und zu unterschreiben und die Offerten ver siegelt und portofrei unter der Aufschrift: „Submission aus Fuhren betreffend" bis zum 14. März o., Bormittags 11 Uhr, daselbst abzugeben. Kipzig, ,m 8. März 1883. Königliche 8arntso«-verwaltung. Nichtamtlicher Theil. Die „Lreumitung" un- die Nationalliberalen. Bon dem Augenblicke an, in welchem die öffentlichen Blätter, ohne in der ossiciösen Presse ein Deinenti zu erfahren, eine Wiederannäherung des Fürsten Bismarck au die Natioual- liberalcn und ihren Führer, den Abg. von Bennigsen, con- statircn konnten, stieg die Erbitterung der hochconservativen Partei gegen diesen gemäßigten Liberalismus in sichtbarer Weise. Die „Krcuzzeltuncü', welche durch die Person ihre« Ches'redacteur», des Abg. Freiherrn von Hammerstein, intime Fühlung mit den Stimmungen bat, welche innerhalb der parlamentarischen Fraktion der Conservativen vorherrschen, hat diesen steigenden Haß rum getreuen Ausdruck gebracht. Kein Tag verging, ohne daß daS leitende conscrvativ'e Organ in dieser oder jener Form den Nationallibcralen etwas am Zeuge zu sticken versuchte. Selbst vor dem Ungcreimteste» schreckte es nicht zurück. An und für sich ist es auffallend, daß die Conservativen augenblicklich ihre Waffen weniger gegen den ertremen Liberalismus als vielmehr gegen den ge mäßigten kehren. Wir vermögen daS zwar nicht zu ent schuldigen, aber dock zu erkläre». Die Conservativen fühlen mit Recht heraus, daß unter den gegenwärtigen Zeitumständen nicht jener Liberalismus der gefährlichste Feind der Reaction ist. welcher auS principiellen und dogma tischen Rücksichten, ohne den taktischen Verhältnissen Rechnung zu tragen, seine unwandelbaren Forderungen ausstellt, sondern jener Liberalismus, der klug und verständig nicht daS Bessere deS Guten Feind sein läßt, der, die Gegensätze ausgleichend, die Geschäfte des Landes unter großen nationalen Gesichts« puncten führen will. Wir begreifen diesen Kampf, den die extremen Elemente in der conservativen Partei um ibre politische Eristcnz führen, aber wir meinen, daß auch in einem solchen Kampfe die unsauberen und illoyalen Waffen fern bleiben müssen. Wir rechnen zu dieser Art Waffen, wenn man dem politischen Gegner für sein Verhalten Gründe unterschiebt, die er offen nicht anerkennt, wenn man ihm andere als sachliche Motive ohne Beweis iiisinuirt. Die „Kreuzzeitung" spielt sich immer als speciellcn Vertreter der Ritterlichkeit auf. Die conscr- vative Partei hat die Vertheidigung der Moral aus ihre Fahne geschrieben, ihr Fübrcr, der Freiherr von Minnigcrode, hat sich eigenmächtig an die Spitze der,.Majorität de« Anstande-" gestellt, aoer wir können den Conservativen leider den Vorwurf nicht ersparen, daß sie im Kampfe mit den Nationalliberalen ibr ritterliches Schwert nickt makellos erhalten baden, ihre Moral nickt unbefleckt, ihren Anstand nicht unverletzt. Die letzte Nummer der „Kreuzzeitung" gicbt dafür einen vollgittigcn Beleg. Ein nationallibcralcS Blatt, bas mit Recht oder Unrecht als der speeiclle Vertreter Beunigsen'scher Anschauungen gilt, der „Hannoversche Courier", ist dafür ein- getreten. daß ein Zusammentagen deS Reichstage« und des preußischen Landtage« nach Ostern vermieden werden muffe. Treu der nationalen Tendenz unserer Partei vertrat eS die Ansicht, daß zu diesem Zwecke der Landtag dem Reichstag weichen müsse, selbst wenn daS nur geschehen könne aus Kosten der Ge schäfte der Partieulur-Vertrelung. Da» nationalliberale Blatt appcllirte an den Fürsten BiSmarck, den leitenden Staatsmann in Preußen und im Reiche, daß er seinen Einfluß in diese», Sinne geltend machen möge. Wir brauchen bei dieser Ge legenheit nicht daran zu erinnern, daß alle Parteien ohne Unter schied die Misöre des Zusammentagen- der Einzel-Landtage mit dem ReichSparlament aiierkenncn und beklagen, daß sie auf Mittel sinnen, diesen unhaltbaren Zustand zu beseitigen. WaS aber macht das tonangebende Blatt der conservativen Partei aus dieser Sachlage? ES deutet daraus einen Widerwillen der Nationalliberalcn gegen das Zustandekommen der preußi schen BerwaltungSgesctze, es construirt daraus einen feind seligen Act gegen den Minister von Puttkamer, es läßt zwischen den Zeilen lesen, daß die nationalliberalcn Führer in dieser Frage nach dem Satze verführen: „üte-toi, yuo zs m'x msttsl" Wahrlich, «S sind kleinlich« Mittel, welche daS kon servative Organ den Liberalen unterschiebt, um einen ihnen nicht sympathischen Gesetzentwurf zu Fall zu bringen. Wir sind eö gewohnt, offen und mit sachlichen Gründen zu kämpfen, so lange sich eine Vorlage im Stadium gesetzgeberischer Vor bereitung befindet, aber wir verschmähen cs, durch kleinliche taktische Mittet zu verhindern, daß der legale Wille der Majorität auf constitutionellem Wege zum Ausbruch gelange. Wir kämpfen einen offenen, ehrlichen Kampf, aber wir ver schmähen die Politik der Hintertreppe, und die Vertreter der nationalliberalen Partei in d«r> Commission zur Bor berathuna der Berwaltungsgesetze haben dock wahrlich durch ihr Verhalten gezeigt, daß sie eine dilatorische Obstruktions politik nicht treiben. Hätte ein solches Verfahren in der Absicht der Nationalliberalen gelegen, eS hätte ihnen sicherlich nicht an Gelegenheit gefehlt, es schon in der Commission im Anschluß an die Vertreter der übrigen liberalen Fractionen zur Geltung zu bringen. Wa« nun die Feindschaft gegen Herrn von Puttkamer betrifft, so haben unsere Vertreter imiParlament (sei es im Reichstage, sei es im preußischen Abgeordnetenhaufe) niemals ein Hehl daraus gemacht, daß wir den streng conservativen Standpunct dieses Ministers nicht theilen, daß wir die erste Gelegenheit ergreifen würden, um offen an dessen Stelle einen Vertreter deS gemäßigten Liberalismus zu unterstützen; aber diese Gegnerschaft ist eme principielle, keine per sönliche. Nack diesen Gesichtspunkten führen wir auch den Kampf gegen ihn. ES liegt allen Nationalliberalen fern aus dem Wege persönlicher Rancune Herrn von Puttkamer von seinem Posten zu entfernen oder ihn durch taktische Kniffe zum Rücktritt zu zwingen, künstlich einen Gegensatz zwischen ihm und dem Fürsten Bismarck hervorzuruscn. Wir sind der festen Neberzrugung. daß dieser Gegensatz durch die Wucht der Thatsachen von selbst herantretcn muß und eine künstliche Plage unsererseits nicht bedarf. Die Geschickte drö letzte» Liistrum« bat eS allen bewiesen, die sehen wollen, daß unsere Führer nach dem Titel eines Ministers nicht lüstern sind, daß sie zu warten wissen, bis ibre Zeit gekommen, und daß sie es weit von sich weisen durch sein gesponnene Jntriguen den Augenblick künstlich herbeiznsührcu, wo sie zur maßgebenden Mitwirkung an der Leitung der StaatSgesckäste berufen werden. Sie wissen, daß es ein Fehler ist, mit Gewalt die Frucht vom Baume zu schütteln, die ihnen seiner Zeit von selbst in den Scbcoß satten mutz. Es ist die« eine noth- gedrungene Abwehr konservativer Angriffe, die un» aber nicht verleiten wird, den aufgezwungenen Kamps mit den unntter- ?chen Waffen des Gegners auszukämpfen. Leipzig, 11. März 1883. rlin wird un« vom Freitag geschrieben: „Am ' - wie ich Mnen bereits mttgethe.lt - der preuv.,cye/ der däni cken Sprache gefordert. Porvergrunv der Sprackensrage m Eur°pa'stmd»o. d. ^ getreten. Diese Frage -st fast d.e zäh 'e * Tb-il Kragen, weil st- von thnen WKWH galt manchen L^r.S der Grundsatz: Berft'Amg welchem der GewiffcnSzwang, die Bedruckung, die 4,-1 ^1 u. s w. auf den, Fuße folgte. Jm neunz hn .' Jahrb . r hat man eine Sprachenfrage geschaffen. man fordert d e Staatssprache und übt den Sprachenzwang. So ^ Sprachenfrage im Nationalilätenstrett eme l-echbedeukmd Rolle spielen, sie wird zum Ruilzeug der hohen PUlt.k ^ Weltgeschichte bietet »ur ein einziges Mal ein Bild von dem Werden eines neuen Volkes mit und durck die neue «spräche. DaS englische Volk stellt sich u»S dar als da« wohlgeratbe»e Kind eines EltcrnpaareS. de« deutschen und franzoysckcn. Zum ersten Mal« in der Sprachgeschichte v°llzog nch l»cr E gleichmäßige Mischung und cm neucr einheitlicher Guß- Die Sprache war volksbildend gewesen und ward votk>. erhallend. Und hiermit stehen wir bei dem Mittelpunkt der Betrachtung über die politisch- Bode,.tung der Sprache Mensch besitzt und beherrscht in seinem Leben »halsachOch nur einmal eine Sprache, die Sprache seiner Jugend, die Multer- prache, die ihm, so viele andere er auch kennen lernt, durch keine andere ersetzt werden kann. Der Politiker, ob er cm bestehendes Berbältniß der Begrenzung eines Landes bcwabrcn will, oder ob er in offensiver Weise nach Ausdehnung und Erweiterung strebt, muß gleicherweise die National, tätS- und als ihren Korn die Sprachenfrage berücksichtigen. Auch un« muß die Sprachenfrage zu denken geben, oder richtiger die Sprackensrage», denn cs gicbt deren drei. Die elsaß-lothringische im Westen, die polnisch.russische ui, Osten und die nordschleswigsche im Norden. Jede erfordert ibre slaatSmännisch überlegte Behandlung. Verfehlt Ware, wenn man den Rathschlag gebe, man solle die Grcnzvezirke mit Feuer und Schwert germanisircn. Wir müssen die Er- kei'ulniß schassen, daß was deutsch, auch deutsch bleiben muß. Muß darum die nicktdeutsche Rede schnell thunlichst mit jedem irgend wie gesetzlichen Mittel erstickt und auSgcrottet werden? ES bedarf daS sehr der Ucberlcgung. denn in Jüt land wohnen Stämme germanischer Abkunft, wie wir, die den alten Hader vergessen werden. Anders steht eS iin Elsaß, dort steht im Rücken der Widerwilligen unser Erb- 'cind, der Nomanismus. Hier heißt cS, was staatlich deutsch ist, auch thunlichst bald sprachlich deutsch zu macken. Und in Posen? Ist eine Wiederherstellung Polens alS selbstständiger Staat zwischen Deutschland und Rußland möglich und Vvrtheilhast, dann können wir die noch vorhan dene Nationalität der Polen unserer und ihrer Zukunst er halten und dienstbar machen; dann wäre ev unpolitisch, sie durch Germaiiisirungöversuchc vorzeitig zu schwäche». Da aber eine solche Evenlualitat sicher nicht in Aussicht zu »ehiiien ist, so muß den polnischen Unterthaiieu Preußens möglichst bald auch die sprachliche Ein heit mit den übrigen Bewohnern dieses Landes gegeben werden." * In der letzten Sitzung deS preußischen Abgeordneten. Hause« nahm der Abg. vr. v. StablewSki beim Etat des MedicinalwesenS Gelegenheit, den CultuSminister Herrn von Goßler darüber zu interpelliren, daß den Schwestern vom Orden der Vincentinerinncn die Erlaubnist zur Niederlassung in einigen Orten der Provinz Posen ministeriellerscilS unter sagt worden ist, WaS um so weniger erklärlich sei, als dieser Orden nur der Krankenpflege und der Ausübung christlicher Barmherzigkeit diene. Der.Herr Minister erklärte zu feinem Vorgehen durch die Ucbcrzcugung veranlaßt worden zu sein, daß die Ordensschwestern es in ihren Niederlassungen zuvör derst auf eine ultramontane Agitation abgesebcn hätten und dieselben meist in so abgelegenen Ortschaften begründen wollten, daß eine Contrvle ihrer Thätigkeit völlig unmöglich geworden wäre. Ereignisse der letzten Tage bestätigen' die Ueberzeugung deS Herrn v. Goßler und lassen die rkrsagmig der Niederlassung der Ordensschwester» als eine sehr berech tigte Maßregel erscheinen. In der Stadt Posen hatten seit langer Zeit eine Anzahl Damen der polnischen Aristo kratie L'ehrzimmer eingerichtet, in denen sie zu bestimmten Tagesstunden den Zöglingen der städtischen Schule» Unterricht in der katholischen Religion, der Polnischen Geschickte und Literatur ertheilten, natürlich im ultramontanen Sinne und mit dem Zweck, die Lehr- und ErziehungSersolge der Siiiiiiltanfchiilc zu paralysiren. Durch einen Zufall wurde die Behörde von diesem Treiben verständigt und beeilte sich, diese Brutstätten ultramontaner Gesinnung aiisruhebe,,. Natürlich befand sich keine der Damen, die ihre Lehr,immer in den verschiedenste» Lhrilen der Stadt ausqeschlagcn batten, im Beiche eines Nachweises ihrer Lehrbefähigung. Es ist auch erwiesen, daß der von ihnen ertheilte Unterricht von der katholischen Geist- lickkeu veranlaßt tst, d,e in der Blüthezeit des EullurkampscS ,^ü"^etertt. wenn an einer höheren Lcbranstalt der katholische ReltgionSunterricht einem katholischen L'-Hrer. der ,m Besitz der mi-mic, «mouieu war. übertragen werde» loule. Wenn es sich um ultramontane Agitation handelt. UA" .l«woch, daß di- canonisckc Sendung' kein unbedingtes (.rsorderniß für Den,en,gcn ist. der die kalbolsscken Kinder in den Lehren der Religion unterweisen soll. Die Bebörken !s"js,'V.!^ Wachsamkeit nicht Nachlassen dürfen, denn es «st sicher, daß man andere Mittel finden wird, um das Zwl zu erreichen und die aufblübcndc Generation dnrch I» toleronz und Gehässigkeit gegen die Anhänger anderer Con- sesi.onen -u vergiften. Man kann e« dem Herrn von Goßler sich ^mcentinerinnen die Ertaubuiß sich ,n Dörfern und kleinen, fast nur von Polen bewohnten Flecken festzusetzen, versagte, denn hier wäre es ^hnen um Vieles leichter geworden, eine die Erfolge des Simultan- chulwesenS untergrabende Thätigkeit ungestört zu treiben. — sin anderes parlamentarisches Ereigniß beschäftigt jetzt gleich- all« die polnischen Kreise und wird von ibnen in sehr ab weichender Weise besprochen. Bekanntlich bat Herr v. Goßler den, Abg. von Jazdzewski erklärt, von ihm selbst zur An stellung eines katholischen Lebrcrs a» der evangelischen Schule in RomauShos, die eine kleine Zabl kalbolischer Kinder be uchten, veranlaßt worden zu fein und dieser batte auf diese Vorbaltung nichts Anderes erwidern können, als daß er sich daraus nickt niebr besinnen könne. Während nun ein Theit ver polnischen Presse bestrebt ist, nachzuwciscn, das; man dnrch ein solches Verlangen noch nicht das Princip der Simultan- chule »ntcrstützt habe, erklärt der „Goniec", daß er, unge achtet der Solidarität zwischen den polnischen Abgeordneten und der polnischen Presse, sich nickt zu einer Vertheidigung kcö Herrn von JazdzcwSki veranlaßt sühte, da er, der sein Mandat in der Voraussetzung empfange», für consessionclle Schulen cinzutreten, selbst zur Siinullanisirung einer solchen beigctrage» habe. Natürlich wird dem Abgeordneten damit gedroht, daß er niemals wieder ein Mandat erbalten würde, da er sick durch ein solches den FractiviiSprineipicir wiver- ireitentes Vorgehen des Vertrauens seiner Wähler unwürdig gezeigt habe. * Im preußischen Abgeordnetenhaus«: wurde am Freitag daS Gesetz über den Erlaß polizeilicher Strafverfügungen in dritter Lesung angenommen und gegenüber den Beschlüssen zweiter Lesung nur insofern eine Äöiiderung beliebt, als aus den Antrag der Abgeordneten vr. Haiiiiiiacher, Kieschkc, Westerburg und NcicheiiSspergcr-Kvln die bergpolizeiliche» Uebertretungen der Coinpclcnz der ordentliche» Polizcibebvrdcn entzogen blciben. Ein von der Fortschrittspartei gestellter Antrag, das Strafmaximum von 30 aus 15 --k berabzusetzen, wurde, nachdem ihn Abg. Hansen und Namens der Regierung Geh. Rath v. Kehler bekämpft hatten, niit 160 gegen 146 Stimmen abgelchnt. Der Ent wurf über das Staalsschuldbuch wurde einer Commission von- l-1 Mitgliedern überwiesen. Die nächste Sitzung findet erst Montag statt, da der Sonnabend für die Beralhungen der verstärkten Budgetcomniissio» zur Erledigung der Lrcundair- bahnvorlage frei dteibcn soll. Am 18. März ist die letzte Sitzung vor Ostern, in welcher cS wieder zu einer lebhaften GeschästSordnnngSdebalte kommen wird, da die Conservativen im Einvcrständniß mit der Regierung am 3. April zugleich niit 'hem ReicbSlag die Arbeite» wieder aufnebinen wolle», während die Liberalen und das Cenlrum sich bis Pfingsten zu vertagen Vorschlägen werden. — DaS Herrenhaus, das am 14. 'zusanimciitrilt, wird an diesem Tage noch nicht in die ElatSbcralhuiig cinlrcte», hat vielmehr nur zwei Tage, den l5. und lv., für dieselbe in Aussicht genommen. * Unter den zahlreichen focialpoliti'chcn Fragen von größerer oder geringerer Tragweite, welche die Gegenwart beschäftigen, ist auch diejenige der Bekamp jung des Land streicher thu in S beständig auf der Tagesordnung. Im Reichstage und in de» Einzel-Landtagen ertönen all jährlich die Klagen über diese „stets wachsende Landplage", und die verschiedenartigsten Abhilfsvorschläge werden gemacht. Unter dem Drucke der reaclivnären Slröniung, welche weite Kreise ergriffen hat, ist hier und da sogar die Forderung einer Wiederaushebung der Freizügigkeit, einer Wieder einführung de« PaßzwangeS laut geworden. Aber auch gemäßigtere Elemente verfallen auf Vorschläge, welche unsere freisinnige Socialgesetzgebung zum Mindesten stark beeinträchtigen würden. Daß anck der gewerbliche ArbeitS- buchzwang z»m guten Tbcil mit Hinweisen ans daS Äaga- bundenwesen begründet wird, ist allbekannt. Inzwischen greift m besonnenere» Kreisen doch immer mehr der Zweifel um sich, ob denn wirklich das U.bel deS Landstreicherlhums in so großem Umsaiige bestehe, daß eine wcilgebeiidc und noth- wendiq auch unzählige Unschuldige in Mitleidenschaft ziehende Umgestaltung der Gesetzgebung unvermeidlich sei. Man fragt namentlich, ob die unleugbare Tballacbc eine- starken VagabulidenwcscnS in Deutschland wirklich auö dauernden Ursachen, oder ob sie nicht vielmehr vorwiegend aus den vorübergehenden wirlhschasllichcn Vcrbältniffen deS letzten JahrzelintS zu erklären sei. Es ist bezeichnend genug, daß zur Beantwortung dieser Frage, aus welche doch Alles ailkouiint. bisher so wcnig zuverlässiges Material gesammelt worden ist. Auf dem Congresse deutscher Arnienpfleger im letzten Oktober wurden sichere statistische Angaben über diese Tinge sehr vermißt. Da ist denn jeine im Großherzvgthnm Baven angestellte Erhebung sehr dankens- werth und lehrreich. Bade» hat als langgestrecktes Grcnz- land unter dem Vagabiiiidcillhuin vv» jeher in hervorragen dem Maße zu leiden gehabt. Die erwähnte Statistik crgiebt »un, daß in Bade» wegen BeltclnS und Land»reichere! vom l bis 15. Januar 18^3: 858 Personen bestraft und 175 Personen ausgcwiescii wurde», dagegen »i dem gleiche» Zeit raum 1882: 132 Perscncii bestraft, 03 ausgewiejeu, und in dem gleichen Zeitraum 1881: 315 bestraft. 71 ausgewiesen. Vom l. Io. Februar l88l wurden bestraft 881, ausgewiesen 218, vom I.—15. Februar 1882: 888 bezw. 132, vom l. bis 15. Februar 1883: 815 bezw. IN». Vem l.— >5. Juni 1881 wurde» bestraft 385, ausgewiclcn 70, vom l.—15. Juni 1882: 241 bez. 71. Man erkennt also in den letzte» drei Jabren ein steteü Fallen der Vagabundriizisser, d. h. daS gerade Gegenlheil der landlänsigcu Behauvlung von dein beständigen Anwachsen deS Unwesens. Wir nieincu nun freilich nicht, baß man sich durch eine derartig- günstig« Beobachtung abbalte» kaffe» sollte, den in Rede stehenden, unzwciselhast verbandenen socialen Uebclslaiid auch iveiter mit geeigneten Mitteln zu bekämpfen. Aber jedenfalls mahnen die angegebenen Zablcn recht sehr zur Vorsicht bei gesetz geberischen Vorschlägen. * Ter Krieg-minister General v. Brensart bat am Freitag Vormittag, nachdem er vorher vom Kaiser und dem Krön Prinz eil empfangen worden war, die Geschäfte übernommen. Alle die Gerückte, welche veu cembiiiation»- süchligeu, aber nicht tüchtigen Correspenv »lcn über ciuge- rcickle Entlassuiigsgesuchc anderer behex r Osticicre, ivclche in der Ancicnnilät Herr» v. Bronsart voruiisieveu, sind unbe gründet. Generat v. AlbcdyU fühlt sich veranlaßt, dies ausdrücklich einigen Blätter» mitzttlbeilen. Die Auftastung, daß unter dem Kriegsmiiustcr Ossie ere von allerer Ancicn- nilät nicht diene», hat noch in leinen, Culturslaate, am welligsten in Preußen Haltung gehabt, und möchten wir bei dieser Gelegenheit daran erinnern, daß der
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