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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 27.09.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185609273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18560927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18560927
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1856
- Monat1856-09
- Tag1856-09-27
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306 sie waren schon ganz nahe hinter unS, ihr Schnau ben wurde immer deutlicher, ich koniitc schon ihre blutigen Nachen, ihre schrecklichen Zähne, ihre lang hinunterhängende», brennenden Zungen und ihre feuersprühendcn Angen erkennen. Und welche Menge! welche entsetzliche An zahl!.... Mein Pulver war zu Ende und ich hatte keine anderen Waffen zur Vertheidigung weiter, als meine Pistolen, die noch nicht abge schossen waren, meinen Hirschfänger und den Kol ben meiner Flinte. Rosko wußte dies Alles. „Es bleibt unS noch eine Hoffnung," sagte er; „ich erinnere mich, bei der Herreise, ein von den Jägern verlassenes Häuschen bemerkt zu habe», das nicht mehr weil von hier entfernt sein kann. Wenn es möglich ist, dies zu erreichen, so sind wir für den Augenblick gerettet, sonst zer reißen uns die Wölfe und stillen ihren Heißhun ger mit unfern Leichen." „Herr," fuhr er mit zitternder Stimme fort, wenn eö dahin kommen sollte, dann — Sie haben noch ein paar geladene Pistolen — ach! dann seien Sie barmherzig und bereiten Sie vem guten Fräu lein ein schnelles Ende, statt beS langsamen und grausamen Todes unter den Zähnen der Wölfe." Mit Entsetzen betrachtete ich den alten Diener, und eineThräne rollte über seine gefurchte» Wan gen und er machte ein Zeichen mit dem Kopfe, um den schrecklichen Sinn seiner Worte zu be kräftigen. Niemals werde ich diesen Augenblick vergessen. Eine eisige Kälte durchrieselte mir Mark und Bein, ich betrachtete die liebliche und herrliche Gestalt meiner Schwester und richtete verzweifelnd die Augen gen Himmel; eS schien mir, als müsse von Oben Rettung kommen über dieses reine und fromme Wesen, welches bei seiner Ergebenheit in den Willen des Ewigen alle Ge fahren vergaß, die es umgaben. Da sahen wir plötzlich von beiden Seiten unsere blutgierigen Feinde wieder heranahen, und ich merkte nur zu gut, daß sie den Inhalt des Schlittens spürten, ihn jedoch vorerst untersuchen wollten, bevor sie ihn anzugreifen wagten. In dieser schrecklichen Roth verzweifelte ich an Gott und an der Vorsehung. In meiner Linken hielt ich ein Pistol und mit unsicher» Mit ten suchte ich am Kopfe meiner Schwester die Stelle, wo der Tod sie am sichersten und am schnellsten erreiche. Ich war kein Mensch mehr, ich bildete mir ein, ein Ungeheuer der Wüste zu sein, ausersehe», diese Beute andern Thiren meines Geschlechts zu entreißen. Meine Rechte hatte unwillkürlich den Hirschfänger gefaßt, eine blutige Wolke schwebte vor meinen Augen, und daneben erblickte ich Anna, welche betete, ich erblickte die gierigen Wölfe und die weite Schneestäche. In diesem Augenblicke nathe sich dem Schlitten eines der Ungeheuer und suchte mit einem fürch terlichen Sprunge hineinzukommen, aber von meinem Degen getroffen stürzte eS zusammen. Anna fiel neben derKammerjungfer, die schon lange ohne Bewußtsein war, in Ohnmacht. „Gut gemacht," rief der alte Rosko mit starker Stimme, „schonen Sie Ihr Pulver und brauchen Sie den Hirschfänger und den Flinten kolben. — Schon sehe ich das Häuschen! Halten Sie den Kampf nur noch einige Augenblicke aus und wir sind gerettet." Da fiel der blutige Schleier von meinen Augen und meine Sinne kehrten zurück; Rosko peitschte ohne Erbarmen auf die Pferde und die armen Thiere machten noch einen letzten Versuch. Sie schienen einzusehen, daß es der letzte Dienst sei, den sie ihrem Herrn erweisen sollten, und sie woll ten ihre letzten Kräfte daran setzen. Ich hatte indessen das Pistol in meine Rock tasche gesteckt und stand aufrecht mit empor ge hobenem Kolben im Schlitten. War eS nun die drohende Stellung, die auf unsere Verfolger einen unerwarteten Eindruck hcrvorbrachte, oder war eö der schnelle Lauf unse rer Pferde? Wahr ist, daß sie in einer kleinen Entfernung hinter uns blieben und wir einen Vorsprung gewannen, der, war er auch noch so unbedeutend, unschätzbar war. Ich blickte um mich und entdeckte ganz nahe vor uns das Häus chen, dessen Thür offen stand. Rosko erhob ein Freudcngeschrei. Im Nu hielt er mit aller Kraft die Pferde an, sprang vom Bocke und rief: „Wir sind da; wir sind da! Aber schnell, schnell! keine Zeit verloren." (Schluß folgte) Tagesgeschichte. Sachsen. Am 18. Septbr. fand in Dresden die Verpflichtung der, in Folge der neue» Strafpro- ceß-Ordnung in Wirksamkeit tretenden Staatsanwälte statt. An der Spitze des Instituts steht als Ober staatsanwalt Herr Appcllationsrath I)r. Schwarze, dessen Stellvertreter der bisherige Staatsanwalt Hcinze aus Hildburghausen sein wird. Die sämmtlichen Her ren Staatsanwälte fanden sich Vormittag um 9 Uhr im Justizministerium ei» und leisteten dem Vorstand des letzter», Herrn Staatsminister 1)r. v. Zschinsky, den Handschlag, welchen diejenigen unter ihnen, die sich zcither »och nicht im Staatsdienste befunden hat ten, außerdem eidlich bekräftigen mußten. Nachdem hiernächst Herr Ober-Staatsanwalt vr. Schwarze be hufs besonderer Instruction einen privaten Vortrag gehalten hatte, wurden die Herren Staats-Anwälte Allcrböchstcm Wunsche zufolge Sr. Majestät dem König vorgcstcllt, zn welchem Zwecke sic sich um 11 Uhr in das königliche Schloß verfügten. Se. Maj. geruhte zuvörderst in einer allgemeinen Ansprache Allerhöchst- feine Zufriedenheit darüber auszudrücken, daß das neue Institut »unmchr in so kurzer Zeit in Thätig- keit treten werde, und knüpfte daran die Hoffnung,
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