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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 11.07.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-186607118
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- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18660711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18660711
- Sammlungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1866
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Löhaü, 4. Juli. Außer einer grüßen, Anzahl Unteroffiziere und Soldaten der k. sächsischen Armee (z»m grüßten Theile der ersten Brigade Kronprinz ange- hörig^ einzelne Reiter und Artillerie) passirten gestern und heute Nacht auch einige der Herren Offiziere als preußische Gefangene und resp. Verwundete unsere Stadt. Es wurden darunter bemerkt: Hr. Hauplmann v. Ber lepsch, Adjutant Sr. künigl. Hoh. des Kronprinzen (als Gefangener) und Hr. Hauptman» Verkehren, sowie Hr. Leutnant Bauingarten-CrusiuS, Beide von der ersten Jnfanteriebrigade (als Verwundete). Der franzüsische Gesandte ist auö Prag wieder in Dresden eingetroffen; er hatte dort eine längere Be sprechung mit Hrn. v. Beust, kurz ehe dieser mit dem König zur Armee (nicht nach Brandeis) abging. Uehri- genS soll Se. Majestät nicht unerheblich erkrankt sein. Dem „Dresdener Journal" ist folgende Depesche aus Prag vom 2. Juli durch den preußischen Civil- commissarius v. Wurmb zugcgangen: „Prag ist voll ständig von den österreichischen Truppen geräumt. Am 2. Juli haben auch sämwtliche kaiserliche Behörden, der Statthalter an der Spitze, Prag verlassen. Der Sitz der Statthaltcreischaft ist vorläufig -nach Pilsen verlegt. Die Postdirection ist vollständig anfgelüst. Die BUr- gerwehr soll fiir die öffentliche Sicherheit wachen." Wie das „Dr. I." meldet, ist am 4. Juli die noch in Dresden befindliche Abtheilung des Kriegsministe- riums, welche am 28. v.' M. von der k. Preußischen Militärbehörde geschlossen wurde, wieder eröffnet und Geh. Kriegsrath Mann nebst andern Beamten wieder in Thätigkeit gesetzt worden. Leipzig, 5. Juli. Die gewaltige Schlacht bei Königgrätz dürfte von entscheidender Wichtigkeit nicht blos für den weitern Verlauf des Kriegs, sondern, wie wir gern hoffen möchten, auch für eine Abkürzung dessel ben und für die Herbeiführung eines friedlichen Aus gleichs unter den streitenden Mächten sein. Preußen wird — so glauben wir nach allen Anzeichen anneh men zu dürfen — die Forderungen, die cs noch un mittelbar vor dem Ausbruch des Krieges stellte, For derungen, deren Erfüllung ebensowohl durch das recht- v'rstaiidene allgemeine Interesse der deutschen Nation wie durch Prußens natürliche Machtstellung geboten er scheint — auch »ach diesen so raschen und so glänzen den Erfolgen seiner Waffen nicht über daS Maß dessen steigern, worauf es aus jenem doppelten Gesichtspunkt bestehen muß und was ihm ebendarum von der andern Seite billigcrwcise schon damals nicht hätte verweigert werden sollen. Venusberg, 6. Juli. Heute Nacht )H1 Uhr entstand abermals im Hiegen Orte eine Feuersbrunst. Binnen einer halben Stunde wurde die Scheune deS Gutsbesitzers Karl Gottlieb Böhm ein Raub der Flam men. Nur dadurch, daß sogleich viele Menschen zur Hilfe, herbei eilten, ward cs möglich, das Wohngebäude zu ketten.. Da auch hier nur Brandstiftung vermuthet werden kann, so befinden sich die Bewohner unseres Dorfes in nicht geringer Besorgniß. — Gestern Vor mittag ertränkte sich in dem zum Rittergute Drebach gehörigen sogenannten schwarzen TeiLe die 56 Jahr alte ChaAvtte Mai aus VemMMW^ Entsetzlich und schrecklich daß g»j..,'HUv chcen 1'/, Jahr alte» Enkel mi»^b nahM^und diesen zugleich dem Tode überlieferte. vWas zu dieser grausen That Veranlassung gewesen sein mag, kann nicht mit Bestimmtheit ange geben werden. Prcußen. Das Gesammtergebniß der preußischen AbgMi^cten-Wahlen ist nach einer Zusammenstellung der ^»»deutschen Allgemeinen Zeitung folgendes: Von deyzMwählten gehören 143 zur konservativen Partei, 26^zut altliberalen Partei, 16 zur katholischen Partei, 68^zur Partei deS linken CentrumS, 74 zur Fort- schmtspartei, 21 zur polnischen Fraction, 4 unbestimmt. Danach würde die liberale Partei im Ganzen (Alt liberale, linkes Centrum und Fortschrittspartei zusam men) noch immer die Mehrheit haben, dagegen die Fortschrittspartei für sich oder auch in Verbindung mit dim linken Eentrum allein nicht. ^ Berlin, 4. Juli. (B. Bl.) Bei dem großen Wassermangel, den unsre tapfer» Truppen in Böhmen durch Verschütten und Verderben der Brunnen u. s. w. leiden, ist der „N. Pr. Z." zufolge Anordnung getroffen, daß auch von hier und anderwärts den Truppen Wasser nachgesahren wird, gleichwie ihnen andere Lebensmittel »geführt werden. Große Schwierigkeiten hat diese Zu uhr allerdings. Am 28. Juni wurde in Wesel der hannöversche Landbrost Nleper in Begleitung eines HusarenossizierS und unter starker Bedeckung eingebracht. Wie eS heißt, ist derselbe in Emden mit 3 Mill. Thlrn. han növerscher Regierungsgelder ergriffen worden. Man hat den Gefangenen, der mit gespanntem Pistol be wacht wurde, in die Citadelle gebracht. HlINlwvcr. Der König will seinen dauernder» Aufenthalt für das vertragsmäßige Jahr in Wien nehmen. In der Begleitung des Königs befinden sich Negierungsrath Meding und der Minister des Aus wärtigen Graf Platen. Bruunschtvcig. Die herzogliche Negierung hat beschlossen, das braunschweigische Contingent zu mobl- lisiren und Preußen zur Verfügung zu stellen. Der Landtag wird einberufen werden. Oesterreich. Wien, 30. Juni. In vier langen Zügen sind seit gestern Abend bis heute früh nicht weniger als 1800 Verwundete auf dem Nordbahnhof sind eingebracht worden, und mindestens 50 Wiener Aerzte bis jetzt unausgesetzt in ihrem ernsten Beruf dort thätig. Italien. Garibaldi soll, wieder „K. Ztg." aus Florenz berichtet wird, in diesen Tagen ein merkwürdiges Aben teuer bestanden haben. Nur von einem einzigen Ad jutanten begleitet, wanderte er als „Pfadfinder" in den Alpen umher. Mit einem Male sah er hundert Schritte vor sich einen Tiroler Schützen als Vorposten einer österreichischen Freiwilligen-Abtheilung stehen. Dieser starrte die beiden' Ankömmlinge aus der Ferne verdutzt an und schien nicht zu wissen, waS.er aus ihnen machen sollte. Garibaldi aber setzte sich mit der unbefangen sten Miene von der Welt auf einen Stein, zog Brod und Käse aus der Tasche und begann mit seinem Beglei ter zu frühstücken. Dann trat er langsam und unver- folgt seinen Rückzug an, ohne daß die Schildwache eine Ahnung bekommen hätte, welche bedeutsame Gele genheit ihr entgangen war. Neuere Nachrichten. Paris, 5. Juli Morgens. Der Moniteur meldet: Eine Thatsache von großer Wichtigkeit hat sich vollzogen. Nachdem die Ehre der öster reichischen Waffen in Italien gewahrt ist, cedirt der Kaiser von Oesterreich, eingehend auf . die Ideen, welche der Kaiser Napoleon in seinem an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten gerichteten Briefe vom 11. Jüni ausgesprochen hat, Vcnetien dem Kaiser Napoleon und nimmt dessen Vermittelung in Anspruch, um den Frieden zwischen den kriegführenden Mächten hcrbeizu- führen. Der Kaiser Navolcon hät sich beem. dieser Aufforderung zu entsprechen und sich sofort an die Könige voir Preußen und Italien ge wendet, um einen Waffenstillstand herbeizuführen. Paris, 6. Juli. Nach der „Patrie" ist die Grundlage eines Waffenstillstandes geprüft, er soll keinen weitern Fragen präjudiclren. Frankreich wird England und Rußland auffordern, theilzunehmen an den Bemü hungen um einen definitiven Frieden. „La France" theilt mit, daß die Antworten wegen eines Waffenstill standes noch nicht eingetroffcn seien. Florenz, 6. Juli. Die „Opinionc" meldet: Der König antwortete auf Napolcon's Depesche be züglich des Waffenstillstandes, er werde den Rath der Minister einholen. Gestern wurde Mimsterrath abge- halttn. Allseitig laufen Depeschen über den üblen Ein druck ein, welchen der österreichische Vorschlag hcr- vorgerufen. Di« Journale halten ihn für unannehmbar. Der Bericht des Tiroler Befehlshabers über den Ver lust der Italiener bei Montesoello ist sehr übertrieben. Nach einem Gerücht verstärken sich die Oesterreicher bei Rovigo. Der Tod aus dem Schlachtselde. Selber einer wirklichen Schlacht beigewohnt haben sicher nur wenige von unser» Lesern. Wir alle kennen die'Bedeutung des Begriffes „Schlacht" nach Gemäl de», aus Erzählungen und der Geschichte, würden auch Wohl im Stande sein, nach dem, was wir davon erfahren, eine Schlacht oder ein Schlachtfeld zu beschreiben. Wie weit wir aber in unfern Schilderungen hinter der Wirklichkeit Zurückbleiben würden, daS lehrt so recht ein uns vorliegender Bericht, den der Häuptarzt Chenu dem französischen Heeres - Gesundheitsrath „über die Ergebnisse des ärztlich-chirurgischen Dienstes in den Feldlazarethen in der Krim sowie in den französischen Militärspitälern in der Türkei während des orientali schen Krieges" abgestattet hat, und der ein außerordent liches Interesse durch die darin enthaltenen Wahrneh- mungen darbletet, die von verschiedenen Aerzten i» Bezug auf die Körperstellungen auf dem Schlachtfelde Geblie bener gemacht worden sind. Wir können es uns nicht versagen, einiges daraus im AuSzuge unfern Lesern zu bieten. — Dr. Peter berichtet: „Als ich am zweiten Tage nach der Schlacht an der Alma das Schlachtfeld überschritt, bemerkte ich zu meinem Erstaunen eine nicht unbedeutende Anzahl zerstreut »mherliegender Rnssenlei- chen, die sowohl in Haltung wie in den Gesichtszügcn den Ausdruck wirklichen Lebens beibehalten hatten. Ein zelne schienen sich in der Angst deS Schmerzgefühls und der Verzweiflung zu winden, allein die meisten tru gen eine heitere Ruhe und fromme Ergebung zur Schau. Einige andere schienen das Wort auf den Lippe» zu haben und mit einer Art von überschwänglicher Selig keit den Himmel anzulächel». Eine unter diesen beson ders zog meine Aufmerksamkeit ans sich, und ich konnte nicht müde werden, sie den mich begleitenden Personen zu zeigen; sie lag ein wenig auf die Seite geneigt, mit gebeugten Kniecn, erhobenen und gefalteten Händen und gegen Himmel gerichtetem Antlitz, und man hätte meinen sollen, sie spräche leise ei» Gebet." In der Schlacht bei Jnkjerman sah Dr. Boutin die Leichen mehrerer Gefallener, welche zu lächeln schiene»; daS Aussehen anderer war drohend. Einzelne Leichname lagen mit einem Ausdruck der Ruhe da, als ob sie von Freundeshand gebettet und zur Bestattung zurecht gelegr worden wären. Andere verharrten noch in knieen- der Stellung, krampfhaft ihre Waffe fassend und die Patrone abbeißend. Mehre hatten den Arm erhoben, wie um einen Hieb zu pariren oder in der Todesangst ein letztes Gebet zu stammeln. Alle diese Gesichter waren bleich, und der mit Heftigkeit wehende Wind schien die Leichname wieder zu beleben, so daß man meinen konnte, die langen Reihen der todten Streiter würden sich erheben zum Wiederbeginn des Kampfes. — Dr. Armand besuchte am Tage nach der Schlacht das Blut feld von Magenta und berichtet darüber: „Es ist sehr wahr, daß eine große Menge Tvdtcv theilweise die Stellung beibehalten, die ihnen in dem Augenblicke eigen war, wo die Verwundung auf den Tod erfolgte, ein Beweis, daß man augenblicklich ohne Kampf und Krämpfe vom Leben zum Tode übergehen kan». Die mit Kopfwunden lagen in der Regel mit dem Gesicht gegen die Erde gekehrt; so lagen sie natürlich da, ohne daß die Leichcnsteife nur im geringsten der entschlossenen Haltung der Gliedmaßen Eintrag gethan hätte. Die meisten hatten denn auch ihr Gewehr noch in der Hand. GehirnverletzuUgcn, welche einen augenblicklichen Tod zur Folge haben, bewirken ciy so merkwürdiges Sichzu- sammenziehen der Gliedmaßen, daß die Hand, welche die Waffe hält, sie nicht mehr fahren lassen kann. Kopf wunden bieten noch die Besonderheit dar, daß die, welche solche erhalten haben, oft plötzlich sterben, nachdem man sie bereits aller Gefahr überhoben glaubte. Während der Schlacht bei Solferino verband einer von den Gehül- fen, Herr Lambert, im Feldlazareth zu Medola einen Jäger zu Fuß, der einen Schuß in den Kopf erhalten hatte. Der Fall bot eine Durchlöcherung des Schädels dar, und die Kugel war tief in das Hirnmark eingc- drungen und darin stecken geblieben. Gleichwohl war der Verwundete bei vollem Verstände; er sprach fast mit Gleichmuth von seiner Wunde, und machte sich so wenig daraus, daß er, als der Verband angelegt war, gleich seinen Unglücksgefährten sich auf das Strohlager und mit dem Kopf an den gegen die Schennenwand ge legten Tornister legte, sich eine Pfeife stopfte und zu rauchen anfing. Wie lange er rauchte? Wir wissen es nicht. Allein kurze Zeit nachher fand man ihn todt infolge eines Gehirnschlags; er war lautlos, ohne eine Miene zu verziehen, mit der Pfeife im Munde gestor ben. Herzwunden liefern dieselben Ergebnisse wie Kopf wunden; jedoch ist der Tod, obgleich rasch, nicht so plötzlich, daß er dem Verwundeten nicht eine gleichsam thätige Haltung anzunehmen gestatte. Wir sahen einen Zuaven, dem eine Kugel mitten in die Brust gedrungen war; er lag auf seinem Gewehr, daS er wie zum Bajonnetangriff vorgehend in den Händen hielt, und sein Entschlossenheit verrathendes Antlitz war in drohen der Haltung vorwärts gerichtet. Nicht weit davon lag ein österreichischer Fußsoldat, dem eine .Kugel die Schen kelblutgefäße entzwei gerissen hatte; er war an Verblu tung gestorben, die Wunde sowie die Blutlache, in der er lag, bewiesen cS zur Genüge. Im Todeskampfe,
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