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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188303206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830320
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830320
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-03
- Tag1883-03-20
- Monat1883-03
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. RtD«Non und Lr»r-ttt«> gohanaesgasse »3. -Prechstun-kn der Nrdarti««: Vormittag« 10—12 1ll>r. Nachmittag« 5—k Nhr. - - -* - »»»OG« drr für Ne »üchftfel,»»»« tz»««er üeftt»«le« Inserate an «achtnra^n bis t Utzr «achmittna«. an Vamr» «n» Kesttagen fr»» »iS /.» Utzr I» -e» FlUaln, für Zus.-Annahme: vtt» Elk««, Uatversltätsstraße 21. »«»» Ußsitz«, Kathariaenstrah« 18,». «nr »t» Utzr. WpMtr.TaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. 79. Dienstag den 20. Mürz 1883. Auflage L?,70«. ^bonnementsprris viertelj. 4'/, Klil. mcl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegerempl.il 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen ahne Pvstbesörberung 39 Mk. «it PostbesSrderung 48 Mk. Inserate «gespaltene PetitzrNe SO Pf. «rShere Schriften kaut unserem Preis« Verzeichnis. Tabellarischer Latz noch höherem Tarif. lleclamrn unter dem lledartionaftrlch die Spaltzeile 50 Pi. Inserate sind stet- an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnanuniernmlo oder durch Post« Nachnahme. '77. Jahrgang. Amtlicher Theil. vekannlmachung. Das 8. und 4. Stück de« diesjährigen Reichsgrsetzblatte« sind bei un« eingegangen und werden btS zu« 4. April tzs«. A auf dem Rathhau«saale zu, Einsichtnahme tzffenttich auDhängen. Dieselbe, enthalte« ! Nr. 1484. Gesetz, betreffend dt« Feststellung »G Reick«- Hau-Halt«-Etat1 für das Elatßjahr 1883/84. Vom 2. März 1883. - - Nr. 1487 Gesetz, betreffend die Ausnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen de« RcichSheere«. der Marine und der ReichSeisrnbahnen. Vom 2. Mär» 1883. Nr. t488. Gesetz, betreffend die Eontrole des ReichSbauS- halt« und deS LandeShanshaltS von Elsaß- Lothringen für da- EtatSjahr 1882/83. Vom 3. März 1883. - Nr. 1488. Verordnung, betreffend da« verbot der Einfuhr von Schweinen, Schweinefleisch und Würsten amerikanischen Ursprung«. Vom 8. Marz 1883. Leipzig, dm 18. März I88S. - Der Skat- der Stabt Leipzig. . vr. Georgi. BMdA. Vekannlmachuv-. Die Erneuerung de» Psoslcnbelag« auf der ffluthbrücke in der Plaawitzer Straß« soll an «inm Unternehmer in Accord vergeben werden. — >> — ^ Di« Bedingungen und BlanketS für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RathhauS, ll. Etage, Zim mer Nr. 14, au» and können daselbst eingesehm» resp. «nt- nommm werden. - > ^. > Bezügliche Offerten sind versiegelt nnd mit der Aufschrift: Pfftzfteubelag der Aluthbrück« betreffe«» versehen ebendaselbst, und zwar bi» znm 27. März d. Ir«. Nachmittag« S Uhr einzureichen. Leipzig, den 12. März 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. ' Vr. Georgi. - Veklmntmchnllg. Di« Herstellung der Trottoir» läng» be« Grundstücke« der Nicolaischute in der Stephanstratze und der verbrochenen Ecke an der König-straße soll an einen Unternehmer in Accord vcrdungen werden. Die Bedingungen »nd Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS. Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. -- » . Bezügliche Offerten sind versiegelt ,md mit der Aufschrift „Lrottoirlegvag au der -kicolatschule" bersehen ebendaselbst und zwar bi« »um 28. laufeude« Monats Nachmittags s Uhr einzureichen Leipzig, am 13. Marz 1883. DeS SkathS der Stadt Leipzig StratzenbaudeputattpVr Mdltsche keroerbcschulr. Dir Prüsuag der Schüler soll Dienstag, den 20., und Mittwoch, tzen 21. Mürz ». », Vormittags von 8—12 utzr tm Schullocal vorgenvmmcn werden. Ls b«hrt sich hierdurch ergebenst et»z»labr» Leipzig, den 1b. Mär» 1883. Da« Lebrer»T«8«,tu«. Nieper. Die Schulardeitrn find an genannten Lagen »on I8-7-I Utzr Mittag« au«gcstellt. --7- Lk» Sie allgemeine Ausstellung «on Schülerzetchnungen der städtischen Schulen: Thomas undMcolai. aymuasivm, Realschule 1. und ll. Ord., HSHere Schule für Mädchen. Fortbildungsschule für Mädchen, 1. und 2. Fortbildungsschule kür -naben, 1. bis 7. Bürgerschule und 1. di« 7. Bezirksjchule für Knaben »nd Mädchen, sowie der NathSkrelschnle ist geöffnet: Mont«, UN» Dienstag von früh 9 bi« Nachmittag 4 Uhr. Local: 1. Bürgerichxl« für Knabe». Zutritt frei, t» Begleitung Erwachsener gestattet. Klinge», städt. Leicheniuspector «1 «ml »der» nur 8»m «nterzeichntte« -Snigltch« Amtsgericht s,ll Mttw.^, »e> 21. «Sr, 1848. Ä.'Ni. Utzr Bonnittag«, da« der verstorbene« Christine Henriette Bnttttwann gebSrige, «Her ffol. 18 de« Grund- und Hypothek»» buch es für Reudnitz ein- aetraoenr Grundstück, welche« am 28. September 1882 auf 83,97b Mark gewürdert worden ist, ans Antrag der Erben «ssentlich «nd meistbietend verstrigerl werden. Die Berstriaerung findet in dem Gasthose »» dm Drei Lilien in Meudnttz flott und »erden di» Bedingung« im Termin selbst dokonnt gegeben werdeu. Leipzig, «n 2. Mär, 188». ü-ntnliche« Antt»grr4cht pastttdf». »mheilnngv., Serno, 1. Maanlseld. Sirbstuhls-Vekuurtmuch««-^ tziestohlen wurde« alltzirr erstatteter Nmeig« zufolge: 1) Ein ffranrnpnletat »oa glattem schwarte, wintrrstzst, «tt zwrt Neiden KnSpsen, Besatz von schwarzem Plüsch und zwei Quasten ans dem Nackrntheil, ein ebensolche« Nlektz von brannwolleuem Stoffe, snst am, mit einer PlissSesalbel, au« einer vehnung tn Nr. 28 der Gelberstrabe, im Laust diese« Jahre«; 2) zwei Krane »Arider von braunem Lachemir, mit aranbraunen Horn knöpfen, ein weitzlc nenes laschentnch und eine Halskett« »oa branae» Perle», ou« einem Fremdenzimmer in Nr. 62 der Gerber, strotze, vom ö. bi- 10. dss. MtS.; 3) ein alter knpfernrr gefiel, au» eiurm Waschhaus« t, «r. 181 der Bayerüchen Strohe, am 10. ds«. Mt«.; 4) et« Paar Hosen von einem Gelckästllocale in Nr. Tage Abend«; 5) et« Paar »rrgleichrn von dnukelbraunem schwarzgestreiften Stost. mit braun- uud blaugestreiftem Buudsuttrr» ans einer Wohnung in Nr. 49 d drr Sebastian Bachstratze, am 11. ds«. Mt» Vormittag«; «1 zwei Entschwagenlaternr«, schwarzlackirt, 'mit einer ge- schltnenen oebogcneu Glasscheibe, au« dem Hofraum de« Grund- stmtt Nr. 3 der Eutrttzscher Strotze, am nämlichen Tage Abend«; ». vfv. VTi».; rothbraungefprsttzeltrm Stoffe, an« 21 der Niiterstrohe, an demselben 7) zwei weißleinear Frauentzewtzen, ge». X. v. und lech» weih- leinene Taschentücher, gez. L. T. bez. l-. X., au« einer Wohnung in Nr. »2 der IohanneSgasst, in der Zelt »om 14. vor. bi« 12. ds«. Mi«.; 8) eine Vafferwaage mit Messingbeschlag, ca. 70 cm lang, au« einem Neuba, an der Kramerstratze, vom b. bi« 12. ds«. Mts.: 9) ein schwär,stidener Regenschirm mit gelb polirtem Griff, aus einem Verkausslorale in Nr. 12 der Klostergalse, am 12. ds«. Mts. Nachmittags; 10) ein Paar Hasen von dunklem blaugestreiften Stoff, mit lelden Metallknöpfen, aus einer Schiasstube in lü der Nokd- tratze, tn der Zeit vom 2V. vor. bi« 13. dl«. Mts.; 11) drei Paar Kaffeetassen »0« geblümtem Sletugut und »tn edeniolcher Dessertteller, au- einer Wohnung tu Nr. 6 am Neu- mark», vom b. bi» tS. ds«. «».; 12) ein Maiinajachurt »on dnnklem Stoffe, alt, mit gelbem Passtvoil und Mcsiingknövst», eine deferte blauwollene Jacke »nd rm alter schwarzer Filztznt, mittels» Einbruchs ans einer Arbeit«, bude im Giundstück Nr. 10 der Lutriylchcr Sttahe, in der Nacht vom 12. zum 13. dss. Mis.; 13) ein Fast, gez. 3. IVeunet. Xo. 168». b4 Liter Lagertzter enthaltend, aus einer Kellerabtbrilnng in Nr. S der Berliner Straße, am 13. ds«. Mi». Abend»; 14) eine silberne Ankcrutzr, mit Sekunde, Goldrand und ge riefter Rückseite mit Blumengravirnng in der Mitte, nebst kurzer Talmikette, aus einem Arbeit-locale tn Nr. 21 am Ranstädler Steinweg, zu derselben Zeit: 1->) ein HSlrerner Schubkasten, darin «lm Geldsumme von stO tzi< 100 Mart in div. Silber-, Nickel- und Kuvstrmünzen, ferner ein großes braunlederne« Portemonnaie mit Stablbtlgel, ein kleine» Buch mit schwarzem Einband, enrhaltend eine Anzahl Postkarten und Urtrfmarkrn, ein alle» Buch mit der Anischrilt „IVitdelm Köper 1883 '. enthaltend verschiedene Rechnungen (der Kasten ist nachmals leer oirsgerundcn werden), ans einem Geschästs- local in Nr. 19 der bchletterstratz«, an demselben Abend ; 16) eia schwarzer Echaspelz ohne lleberzug, ml» schwarzem Kragen und Ausschläge» und schwarzer Schnüre mit zwei Quasten, von einem Geschirr, welche» vor Nr. 88 der Brandvonverkstraß« ge- standen hat, in der Nacht vom 13. zum 14 dss. Mt».; 17) ein brauulacktrter Schaukasten, enthaltend ein Paar Krauen stiefelctte« von Lackleder, ein Paar derglttchrn von GlaeHIeder, zwei einzelne Stiefelctte« mit Lackspitzen und drei gestickte Lack kappe» (der Kasten ist nachmals, jedoch ohne die Stiefeletten, wie. er aulgesunden worden), vom Hause Lmilieustratzr Nr. 9, am 14. dss. Mts. Abends: 18) eine Quant'titt Kartoffeln, etwa KO Kilo an Gewicht, und ciae Partie klelngeipoltene« buchene» Holz, ans einer Kellcrabthet. lnng in Nr. 73 der Brondvorwerkstratze, in der Nacht vom 14. zum 1b. dss. Mt,.; 19) ein Frauenklcid von schwarzem Tachemir mit Falbeln nnd» Spitzenbesatz, «us einer Wohnung in Nr. 43 der Windmühlenstraße, iu der Zeit vom 25. vor. bis 15. d!s. Mts.; 20) ein goldener Siegelring mit gelbem Stein, inwendig mir den Buchstaben 0. k.. auS einer Wohnung ia Nr. 22 der Burg straße, seit Ende vor. Mts.; 21) eine Mütze von Biberpelz, mit schwarzsetdencm Futter, ans einem Gastlocale tn vkr. 15 am Königsvlatze, in der Nacht vom 14. zum 1b. di«. Mts : 22) ein Paar rindslederne Halbstiefeln. fast neu. mit Doppel sohlen und grünem Säiasisutter, aus einem Neubau im Grundstück Sir. 1 der Lorotheensirahe, am 15. dis. Mis. Nachmittags; 23) ein Geldbetrag von etwa 12 in div. Sü'oermünze, mittelst Taschcndikbslahl» in der Colonnadenstraßc, am gleichen Lage Abends; 24) ein Geldbetrag von 0 ^!, bestehend in drei Thalern, ans einer Schiasstube in Nr. 8 der Seitenstraße, vom 10. bi« 16. dss. Mts.; 25) ein Mannsjaguet von dnnkelgrauem gelbmclirten Stoff, mit Triteniajchen mit Patten nnd schwarzem Futter. — in einer Tasche besand sich ein Notizbuch —, aus einer Pie« in Nr. 30 d der Zntzer Elraße, «in 16. dss. MtS. Nachmittags; 86) eine Buttcrwännc, gez. 8. IV. No. 10, enthaltend 22 Stückchen dritter mit dem Namen „Pdeiio", au- einen, Süterboden de« Thüringer Bahnhofs, am 15. ds». Mts. Vormittags; 27) ein Geldtäschchen von rüthlichbraunem Leder mit aelbem SchlStzchen, enthalten» ca. 0 ^l, in einem Thaler und kleiner Münze, «stielst TaschtNdiebstatzl« ank den, Wege von der Peters bi« in bie Katharinenstratz«, am 17. ds». Mt«. Nachmittags; 28) rin Mannürock von schwarzem Stoff mit ciner Reihe KnSpsen >vd schwarzem Futter, — in einer Tasche befand sich ein weißtet»»,«« Taschentuch —. au» einer Wohnung in Nr. 53 der Ulrichsgasi«, ttw nämlichen Zeit. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der geüvhlencn Aachen oder den Thätcr sind ungesäumt bei unserer Lrtminal- Abtoeilrmg znr Anzeige zu bnupen. lleipzig, am 19. März 1883. Da« Polizei-Amt de* Stadt Leipzig. Bretschnetder. vr. Drttrcke Nichtamllicher Theil. Spanische ZustSnde.^ Dir spanischen Blätter fahr«, fort, über di« Organisation. Absichten und verbrecherische Thätigkeit de« anarchistischen Geheimbunde« „Die Schwarze Hand" dir bedenklichsten Rach richten zu bringe». To veröffentlicht wieder der „Hmparcial' ein den Behörden zugrgangene« Rundschreiben einer Anar ckistenaruppe. welche sich da« „BolkSaericht" nennt. Diese Schrift enthält geradezu die ungeheuerlichsten verbrecherischen Ausreizunaen und Lehren, wie solche nur im Kopfe eines Wahnsinnigen entstehen können. Da heitzt eS unter Andern,: „Die Bourgeois sind mit allen Mitteln unschädlich zu machen: mit Feuer, Gift, dem Dolch und sonstigen vernichtung«werkzeuaen. Don Zeit zu Zeit findet eine ordentliche Sitzung von Adgeord neten de- B»Usger>cht«4 statt, um mitzuthrilen, welch« Straf mittel aezrn d>« Bourgeoisie angewendet wurden und die Vortheile des Strasv«rfah«n» zu erilrtrrn. Wenn «in Der- räther hinaerichtet werden soll, so darf weder der Freund noch der Bruder, noch der Vater geschont werden, weil da« Leben dessen, der die Existenz vieler Menschen zu Grunde richtet, durchaus nickt berücksichtigt werden Vars. Sollten e« Verhältnisse mit sich bringen, daß die Gruppe eines Örtc hen verurtheilten verräther nicht hinrichten kann, so wird die Hinrichtung von Personen eine« anderen Orte« vollzogen werden." — An dieser Weise geht r« in dem Rundschreiben de« Anarchistenbunde« noch lange fort. Man wird sich fragen, wie e« möglich ist. daß Menschen, welche nicht vom Wahnsinn erfaßt sind, sich an einem Ge- Heimbunde mit solchen Satzungen betheiligen können? Al» Aiilwort möchten wir da am die ganz eigenartigen, in socialer Beziehung überau« bedenklichen Verhältnisse Hin weisen. welche gerade in den südlichen Gegenden Spanien herrschen, wo bekanntlich die Berbrechergesellschast der „>l»uo naun," ihren Hauptsib ausgrschlagen hat. Von poetisch an gebauchten Reiseschriststellern, die nur kurz in Spanien ver weilen, wird zumal der südliche Theil de« Lande- in der Regel um sein ..glückliche«", „leben,frohe«" Dasein beneidet und mit einem großen Aufwand allerlei enthusiastischer Phrasen geschildert. Zn da« eigentliche Votk-leben wird nur eiten ein Einblick gethan, ja cm Verkehr mit dem ersteren st dem fremden Reisenden gar nicht möglich, fall« er die panische Sprache nicht völlig beherrscht. Nun ist aber gerade Tüdspamen, zumal Andalusien, von einem Proletariat der schlimmsten und gefährlichsten Art vrmlich überschwemmt. In Deutschland oder sonst im Norden >at man von den Faulenzern, Tagedieben und Strolchen, welche den Süden Italien« und Spanien« in großen Masten bevölkern, keine rechte Vorstellung, weil solche Leute im Norden ganz unmöglich sind und ihnen dort all« Eristenzbedingungen -chlen würden. Auch ist man im Norden nickt wenig erstaunt nnd entrüstet, wenn man dort an« dem Süden von gewissen Ausbrüchen de« wildesten Fanati«m»S hört, den man bei nn» gleichfalls nickt zu begreifen verinag. Aber gerade der Fanati-niuS in seinen verschiedenen Formen ist eine Eharakter- eigenart deS SüdilalienerS und Siidspanier«, eine Erscheinung, dir dort ländlich, sittlich, und auch in der Geschichte jener Länder sehr greifbare Spuren riirückgelasten hat. Um m dieser Beziehung hinsichtlich Spanien» nur ein historische« Beispiel anzusiihren, bemcrkcn wir, daß noch in den ersten Jahrzehnten diese« Jahrhundert« gerade Sevilla »nd Andalusien überhauvt der Hauptsiy eine- höchst sanatischcn und gefährliche» Geyeimbunde« gewesen, dessen Mitglieder sich „Dviiiu ilackurs»" (Kummerbesreier) nannten. Schon durch jene Geseitsckast ging «in au-gesprochen socialistisch-communistiscker ^ug. Da« Dogma jener entsetzlich«» Sect« war der religiöse ->iörd, der al« vie Befreiung der Seele von der »llerffallsigen Erneuerung itne« freudelosen irdischen Wandel« nach Empfang der Sterbesacramente galt. Die verruchte Thätiakcit der Verponlickores erstreckte sich also namentlich ans Kranke, welche die letzten ieligiöse» Tröstungen erhalten hatten. War bei einem solchen Kranken Aussicht aus Genesung vorhanden. so hatte jeder Despenadoro die Verpflichtung, den Unglücklichen aus unanfsällige Weise au- der Welt »u schaffen. Da- siüirrfle Mordmittel war in der Regel Gift. Wie viele Opfer jene wahnwitzige, verbrecherische Verbindung, die sich „Kummer- besrrier" genannt, während der langen Zeit ihre« Bestehen« gefordert hat, ist ziffernmäßig niemal« festgestrllt worden. Ausfällig ist auch, daß in diese ungeheuerliche, weit verzweigte Mördcrgeskllschast nicht einmal die Priester Einblick erhielten. Schließlich machte aber doch rin solcher im Beichtstühle die Entdeckung von dem Vorhandensein de« schrecklichen Geheim- dunde«, woraus der Klerus, in Verbindung mit den weltlichen Behörden, nach vielen Mühen und Kämpfen dir abscheulich« Serie unterdrückte. Wenn solche Dinge unter dem südspnnischen Volke möglich sind, so können gegenwärtig die Absichten und Tbaten der „blano noxva" kanm überraschen. Da« südspanische Leben besteht selbst in normaler Zeit nickt au« lauter Poesie, Lebenslust nnd Frohsinn. E» ist viclmehr da« Land der schneidendste» Gegensätze. Neben den schönsten, reichgeklcideten Frauen gewahrt man Sckaaren häßlicher, unsäglich schmutziger Bettlerinnen. Halbnackte junge Mädchen kauern mit irgend eiuer elenden Maare in den Tvorwcgcn oder verfolgen bettelnd den Fremden. In den Gärten der Wohlhabenden musicirt man allerdings iu der Kühle de« Springbrunnen« unter dem Schalten der Palmen und Bananen und singt altspanische Romanzen, aber man thäle dester. da« schrecklich verwahrloste Volk zu erziehen und ihm Brvd zu reichen. Da« andalusische Proletariat besitzt eine ganze Reihe Typen der unheimlichsten Art. Da sind zunächst die ClmrranneS, nichtsnutzige Faulenzer und Strolche, die keine andere Beschäftigung al- da« Kartenspiel kennen. Dazu wird ein alter Mantel auSgebreitet, der al« Teppich dient; die Karten sind so abgenützt nnd schmutzig, daß man kaum die Figuren erkennt. Auch in anderen Spielen ist der Cburran Meister und sali« da« Glück ihm nicht hold ist, greift er unbedenklich zun, Betrüge. Er rgucht den ganzen Tay nnd sammelt alle Cigarrcnreste, um sie höchst singer- fertig in eine neue Cigarre zu verwandeln. Gelangt er einmal in den Besitz einer guten Havanna, io muffen davon, nnd da« ist wieder ein commumstischer Zug de« Volk, charaktrr«, auch seine Freunde etwa« haben. Diese stellen sich im Kreise aus; der Aclleste steckt die Cigarre an, lbut einen gewaltigen Zug und reicht sie dem Nachbar. Sv macht die Cigarre die Runde, bi» sie wieder zu ihrem eigent lichen Besitzer zurückgeiangt. Noch schlimmer al« der Eburran ist der sogenannte Daratero, der immer der niedersten VolkSclaffe angchört Er versiebt Navasa (lange«, breite« Messer) und Puna, (Dolch) sehr gesäbrlich zu bandhaben, macht sich überall aekürchtet und lebt namentlich von Gelderpreffungen. wenn nicht von schlim meren verbrechen. Zumal lauert der Daratero de» Karte» spielern auf, um von denen, die gewonnen haben, Tribut zu fordern. Er erscheint ganz plötzlich in den Spielipelunken, krängt sich durch die Zuschauer nnd nagelt »nt einem kräf tigen Stoß seine« Punal da« Spiel Karten an die Tischplatte. Nun entsteht Geschrei und eine drohende Haltung seiten« der Spieler, aber der Baratero, der stet« ein Mensch von gewal tiger KVrperkraft ist, droht bei dem geringsten Widerstande, die ihm zunächst Stehenden kalk zu machen. Gewöhnlich wird dem gewaltthätigen Kerl der geforderte Tribut bezahlt, woraus er höflich grüßend die Spielgesrllschast verläßt. Manchmal geschieh! e«, daß zwei Baratero^, feindliche Concurrenten. zufällig in dieselbe Dpielbvble kindringen, wa« dann zwischen diesen zu einem Zweikampfe ans Leben und Tod führt. Der Heraus forderer sagt nur zu seinem Gegner: „Vamos all«! Vanm, ä uu viGsl- (Geben wir! Machen wir un« ans die Reise!) (in di« andere Welt). Die beiden Gegner treffen an irgend einem abgelegenen Orte zusammen und kämpfen mit Navaja «der Punal s» lange, bi« einer todt ist. Die Justiz hat m Südspanirn kurze Beine und sieht sebr oft nicht da«, wa» sie sehen soll, we-balb derlei Morde im Zweikampfe iu der Regel nickt bestraft werden Da« sind so einige Züge und Typen au« dem „poetischen" Lande, wo gegenwärtig vie „bäaoo oogra" ansgetaucht ist und, trotz Le« spanischen Regierung«apparatr«. ihre Schrecken verbreitet Leipzig, 20. März 1883. * Zur parlamentarischen Lag« wird «ns »u« Berlin vom Tonntag geschrieben: ..Di« im preußischen Abgeordnetenhaus mit Stimmengleichheit erfolgte Ablehnung der Position für den Volk-w,rthschast«ratb wird, wie wir z. Z vorauSgcsagt hoben, einen praktischen Ersolg nicht haben. Dem preußischen ^andel«minister. Fürst Bi-marck, ist von Privatpersonen be reit« ein ziemlich bedeutender Brucktbeil der Snmnic, welche im preußischen Etat für Reisekosten »nd Diäten für bie Mit glieder deb VolkSwirthschaftSrathS au-gcworsei'. war. znr Per« ügnng gestellt worden und man erwartet, daß b'nnm Kurzein Sie ganze Summe beschafft sein wird. Di- Anregung zu dieser Sammlung, di« von landwirlhschasttichc» Kreisen gc- >ed«n worden ist» bedeutet sicherlich ein Novum in unser», 'ffrntlichen Leben »nd ist um so bedenklicher, als dadurch da« verfassungsmäßig« Budgetreckt ?e« Abgeorkneten- bauseS in gewisser Hinsicht illusorisch ocniacbt wird, kein Mensch wird glauben, daß vie Ablehnung der überaus winzigen Summe au« finanziellen Gründen er- olgtr; man ipracb c« deutlich au«, daß man die Einrichlung de« Volk-ivirthsckaslSrathc« für verfehlt und nutzlos hielt und nicht wünsche, daß dem Abgeordnetenhaus darin eine Con- currenz entstehe. E« wäre jedenfalls constttntioneller gewesen, in Beachtung und Würdigung dieser Gründe vo» eine, össcnl- icken Sub-criplion adzikstehen; aber die Conservaliveii mochten ick diese Gelegenheit, ihre RegierungSsreundlickkeit in schönstem sichte erglänzen zu lasten, nicht entgehen last,» und hoffen wobl im Stillen, daß diesem Thun der Loh» nickt fehlen werde:. Uober die Gründe, welche die Vertagung deS Abge,- orduetenhanse« durch königliche Peroronuug ivtuischcnö- werth erscheinen ließen, wird nuninehr einige Klarheil v,«» breitet. ES scheint außer allem Zweifel, daß a» derjenigen Stelle, von welcher diese Vertagung betrieben wurde, !>aß Interesse an dem Zustandekommen der Putlkainer'ichen V-er- waltung-gesetze nickt mehr in dem jrüheren Grad« besteht, und bei der augenblicklichen Lage der Dinge ist e« sehr wahr scheinlich. daß dieselben in dieser Session nicht mehr zu St.uade komme» werden. Durch die Vertagung de- Landtage« drrrch königliche Verordnung ist den Commissionen in der Zeit bt« zum Wiederzusammentritt desselben die Möglichkeit, wette» zu arbeiten, genommen worden, und der schrislliche Bericht der Verwaltung«coinmission wird erst nach dem ltz. April ststae« iellt werden können. Da somit derselbe nicht muntldnvar nach der Wiedereröffnung de« Landtage« im Plenum wird' berathen werden können, muß e« sehr zweifelhaft erscheinen/ ob eS gelingen wird, die neuen Verwaltungsgesetz» noch vor Pfingsten durch deidr Häuser zu bringen und ein« Wieder aufnahme der Verhandlungen nach Pfingsten wird von keiner Partei für wahrscheinlich gehalten. Di« BerwaltungSgrfetze, deren baldige Einführung von Herrn von Pultkamer al« dringend wünschenSwerth bezeichnet wurde, würden also in nächste Session übernommen werden müssen. Die liberal« Partei kann damit durchaus zufrieden sein. Der öaud-ag ist am 14. November v. I. zusaramenoetret«. bat also jetzt über vier Monate gearbeitet nnd ist bet seiner Wiederrrvffnnug am lg. April Uder k Monat« zusammen. Sehen wir, »a« in dieser Zeit, wo Her, von Minnigsod« „Vir Geschäft, führt", geleistet worden ist. Bei einn Anstrengung, wie fi« unsere Lantboten in srüdere» Iabren niemals gekannt haben, ist der Etat fertig gestellt worbe«. Außerdem ist da« Stererr- cwsetz zu Stand« gekommen, nach welchem dt, beide» «utrrOeu Stufen von der Elastenstruer befreit sind. Auch hier hat oer liberale Gedanke gesiegt und die Abdrvckrluag de« direkte» Steuersystem« ist unterblieben. Der BolkßwirthschastSrath ist abgelehnt worden, und wenn auch, wie wir oben an gedeutet, der Ersolg diese« Votum« »um Theil illusorisch gemacht wird, so kann die liberale Partei mit^ dem iheilweisen Ersolg« immerhin zufrieden sVn. Zu er ledigen sind außer den von un» bereit« genannten Verwaltimgvgesetzen noch die Canalvorlage und vir neu« Subhastation-ordnung. Außerdem wird mit ziemlicher Sicher heit noch auf neue kirchenpolitische Vorlagen g«ählt. nnd wenn diese ausbleiben sollten, so werden jedeniall« die An-- träge de« Ng. Windthorst »ur Beratbnng kommen. Da« Hundesteuergesetz kommt zunächst im Herrenhaus« zur Debatte, dort wird jedenfall« di« Bestimmung, daß die von den activen Militairpcrsvnen bezahlte Hundesteuer in die Milltaircasien abgeführt werden soll, wieder eingeitthrt werden, also steht dem Abgeordnetenhaus? ein nochmaliger Kamps bevor. In jedem Falle wird e- demselben, auch wenn di« Sitzungen über Pfingsten hinanSgeben, an Arbeit nicht fehlen." * Obwohl eine amtliche Publikation der Genehmigung de« von dem bisherigen Chef der Admiralität wieder holt eingereicklen EntlasiuiiaSgesiiche« noch nicht erfolgt ist, wird in unterrichteten Kreisen nicht mehr daran gezweiselt, daß der Kaiser die betreffend« CabinetSorore bereits unter zeichnet bat und dieselbe .Herrn von Stosch zugestellt worden ist. Personen, ;die onrch ihre Beziehungen zu Negieruna»-- kreisrn al- wohl insormirt gelten, versickern, daß die Ge nehmigung de« Entlastung-genickeS de« Marinrministrr? be sonder» deshalb so lange verzögert worden ist, weil an Aller höchster Stelle Zweisrl'darüber bcstanoen, wem die Fiincüviien de« Herrn von Stosch zu Übertragen seien, lind diese Zweisel sind noch immer nicht gehoben. Vielfach wurde an genommen, daß die Leitung der Marine dem General- Lieutenant von Caprivi anvertraut werden sollte, daß man jedoch den Intcreffen der Marine bester Rechnung zu tragen ataubtr, wenn man den Bice-Admiral Bätsch, den Herr von Stosch selbst al« seinen Nachfolger empfehlen nnd der seine Carriöre al« Schiffsjunge begonnen, aus die leitende Stelle in der Marin» beries. Die ..Norddeutsche Allgemeine Zeitung" beobachtet in diesem Falle genau dieselbe Tactik, welche sie vor Kurzem bei Gclegenbeit der Demission de« KriegSminisier» für angemessen hielt: sie rraistrirt. obne selbst eine eigene Meinung kundzuthim, die circusirenden Zcitungs- Mittheilungcn. Man Vars da» ohne Weitere» al« eine Be stätigung der von unS milgerbeilten Ansicht betrachten, dag der Kaiser dem Marineminister, wir wir telegraphiick bereit» gemeldet, den Abschied bewilligt hat. Wäre diese Ansicht nicht zutreffend, so hätte die ivoblinsormirte „Norodcutscke Allgemeine Zeitung" ibr jedenfalls rin gedarnischlr« Dementi entgegengesetzt. Wie man allgemein bebanxtct, ist da« seit Langem gespannte Berhältniß zwischen Herrn von Stosch und dem Reichskanzler dir alleinige Veranlassung zu de« Ersteren Rücktritt. Vor einiger Zeit soll Fürst BcSmarck in eviem Memorandum über die Verwaltung der Angelegenheiten der Marine, da« dem Kaiser nuterbreitel wnödr. die Erklärung abgeoctzen baden, daß er tn Zukunft die Verantwortung für dieselbe unter der Leitung de« Herrn v. Stosch abletmen müsi«. Deiche Vorgänge in d« Marine den leitenden Staatsmann zu einer derartigen Erklärung veranlaßt haben, darüber herrscht vortimstq noch allgemeine« Dunkels ob aber di, »Norvdentschr Allgemeine Zeitung", welche es neulich mit so großer Entschiedenheit bestritt, daß fast alle preußischem
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