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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188207090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlbindung nach S. 3198: 3. Beilage hinter 4. Beilage gebunden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-09
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1882
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Erschekrt t-glich früh 6V, Uhr. Aeösttisu nnd LnKdtti»» Jvhannesgasse A. Apr»chku»4ri> Irr Nrdacti«»: vormittag Il>—IS Uhr. NachuiiUaq« 5—S Uhr. dt» MAL»«»« m>,«t«,»»cr «„»Ikti«, m«L »1« Ntt-«cn,» »»»! ,ee»c»dUch. ft« der für di« uichftfei»«»»« fu««er deftt«W»e« Inserate « W«chent»,e« di» 3 Uhr Aach«itt«,». «» Ion- un»2eff»a,en früh di»',,» Uhr. 2» de« /Malen sur 2ns.-2inaat,«e: Vtt« Klemm, Universttitsstratzr »1, Lot» Ldsche, Kaiharinenftrate IS, p. or dt» Uhr. WMtr TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. vr. Georgi. rrrwitz. VrdMiMichmir. Auflage 17,»»«. Adannementspreis viertelj. 4'/, Mit., tncl. Brinaertobn ö Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2ä Ps. Bclegexeinplar 10 Ps. Gebühren iür Extrabeilage!» ohne Postbeiörderung 38 Mk. Mit Postbesördcrung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile SO Pf. Gröbere Schriften lant unserem Preis- verzeichn,«. Tabellarischer Sn» nach höherem Taris. Lerlamen unter den Nrdartionslkrich die Svalizcile c» Ps. Jnierate sind fters an die irrprdition zu l'eaden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnenuiiiernil'ia oder durch Post nachnahme. Sonntag den 9. Juli 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. »eßeMche Sitzmig »er Lkittverntnetrii Mttt»och, M« 1» J»lt 1882, Ade»dS «/, Uhr t« Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Bericht drS Ga»- und VerfassmigS-AuSschnffeS über die statutarischen Bestimmungen sür den auf Grund don 8. 26 des OrkSstatut» zu errichtenden gemischten Ga»-Au-schuß. II. Bericht de» Gas-Nu»schuffeS über Herstellung von Be leuchtungsanlagen auf der Eutritzschcr Straße. HI. Bericht des Finanz-LusschusseS über: ». die Errichtung von fünf Freistellen an der Königlichen Kunstakademie; l>. dir Rilckäußeruag de« RathcS auf den gefaßten Be schluß zu Pos. S des Conto 3 de« diesjährigen Budget»; e. VieBerwilliganä dSrKostensü? Einrichtung der sür das StaodrSamt im Juridicnm ermietheten EpPeditionS- riiume; ck. die Gewährung eine» jährlichen Beitrages .zu der von der gemeinnützigen Gesellschaft in» Lehen qcrufeuen Schülerwerkstatt; e. die Uebernahme einer Anzahl Bänke im neuen Theater von Herrn vr. - Förster; k. die-Festsetzung der diesjährigen städtischen Einkommensteuer, II. Termin. - lV. Bericht des Verfassung»- und Finanz-Ausschusses über > die ausgestellte Gedallsskala für die Steurrbolen. l V. Bericht de» SchulauSschusse« über: ». die Vermehrung der Freistellen an der Gewerbeschule; d. Mobiliar- beschassung für die Realschule I. O. VI. Bericht dcS Bau-AnSschussc» über: a. bauliche Her stcllunge» in der Realschule l. O.; d. die Ausführung de» TreppenumbaueS im Eonservatorinm; o. die Ein führung der Wasserleitung in mehrere Straßen am Platze I? und die Gohliser Straße. VN. Bericht des Bau-, Oekonomie- unv Finanz-Ausschusses über dir Neberlasfnng de» Waageplatze- zur Erbauung eine» Börscugebändeö. VIII. Bericht deS Bau-, Stiftung»» und Oekonomie-LuS» fchusse» über die Verglasung von Feusteru der Leichen ballen de« neuen Friedhof». H. Bericht de» Oetonomie-Ausschuffe» über: ». di« ver« breitcrung der Dresdner Straße; b. die Verbreiterung der Schloßbrücke: e die Nivellirung und Pflasterung de« südlich der Kirche gelegenen TheileS de« Thomas- tirchhvfS: ck. di« Herstellung eine» eisernen Geländer» an der Promenade läng» der Göthrstraße; o. die Her stellung einer WasserlettungSanlag« zur Speisung de« ^ . JobannaparkteicheS ia Straße IV de» südwestlichen Bebauungsplanes. L Bericht de« Oekonomie- und Finanz-AuSschnsie» über: ». die Rückäußerung de» RathrS aus die wegen Ab änderung der Promenadenanlage am Obstmarkt ge faßten Beschlüsse; d. die Herstellung der Straßen an den Baublocks v und IV de« nördlichen Bebauungs planes. ' H. Bericht de» Oekonomie-, Bau« und Finanz-AuSschusseS über Pos. S7 der Bedürfnisse und Pos. 7 der ,DeckungSmiltel des Conto 33 deS HauShaltplancS pro 1882. Vrkamltmachilng. K» der Aula de- Universitäts-Gebäude» sind von Sonn tag, derNS. Juli an, die Concurrenz-Entwürfe für einen auf dem AagustuSplatz in Leipzig zu errichtenden neouumen- t«le» Brv««e« öffentlich ausgestellt. Zutritt unentgelt lich (von Vormittag» V,11 Uhr bis 3 Uhr Nachmittag»). Leipzig, Leu 8. Juli l882. Der Rath der Stadt Leipzig. Hai vtkanntMlhuug. Die Herstellung de» macadannsirlen Untergründe» der Lvsniger Straße und eine» Theil- der Kvrnerstraße soll mit den erforderlichen Erdarbeiten an «inen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau- Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „wracadamisirung der Körnerstra-e re." Versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 18. Juli d. I., RachmittagS S Uhr einzureicken. Leipzig, den S. Juli 1882. DeS Rath» der Stadt Leipzig Strapenbau-Deputation. Vekanutmachung. Da» zum Nachlaß weiland des Gutsbesitzers und OrtsrichtrrS Gstttled Wilhelm Boutzmann in Sellerhausen gehörige, in Rrnrcildiiit». Dsrothenstratze 42. gelegene HauSgrundstück, Fol. 42 des Grund- und LypothekenbuchS und Nr. 43d deS Brandkataster- für Neurcuduitz, soll aus Antrag der Erben Arettag, den 14. Juli 1882 vormittag» 11 Uhr unter den im Termine noch bekannt zu gebenden Bedingungen an Unterzeichneter GcrichiSstclle össenllich versteigert werden, wa» sür Erstehung-lustige «»durch bclanut gemacht wird. Leipzig, am 29. Juni 1882. ÜSntglichcS Amtsgericht daselbst, Ablhcilung V. Part. (Zimmer 80). MannSseld. Sch. nehme« Bundesgenosse für die Regierung und d«e Conserva- tivcn, der selbst Nicht« leistet, dabei aber gleich grob wird und droht, wenn er trotz aller Zugeständnisse über Mangel an Entgegenkommen glaubt klagen zu dürfen l Die Herstellung einer Schleuß« HI, Class« i« der Dresdner Straße, aus der Strecke don der Langen- bi» zu der Salomon- straß«. sowie die Entkernung der jetzt unter den Fußwegen sich befindenden Deckelschleußen daselbst soll an einen Unter nehmer « Accord verdungen werden. Di« Bedingungen nnv Zeichnungen für diese Arbeiten liege» i» unserer Tiefbau - Verwaltung, Ratbhau» Zimmer Nr, 14. o» und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezüglich« Offerten sind versiegelt und mit der Ansschrift „Schlöffe i» der DreSdaer Straffe" versehen ebendaselbst und zwar bi- zum 18. Juli d. I-, Nachmittags 5 llhr einzureichen. Leipzig, am 3. Juli 1882. De» Rath« her Stadt Leipzig Straffendau-Deputattoa. -ekauntmachnng. Degen des Umbaues der Sckalteranlaqen bleibt bei dem Boffamte Rr. 2 tm» Dre«de»er Bahnhöfe) hier- selbst die Naaahinesteli« für Paökete in der Zeit vom 16 bi» mit 3l. Juli aeschlosten. Leipzig, den 8. Just 1882 Der Kaiserlich« Qberposkdtreetor. Walter. Dekannlmachung. Beim hiesigen Stadtorchester, welche» den Dienst in Kirche, GewamdhauSconcert und dem Statttheater zu versehen hat. kommt di« mit Anspruch auf Mitgliedschaft bei dem hier bestehenden Orchester - PensionSfond« verbundene Stelle de» zweite» Soacertnretster» sür I. Violine Ende Sep tember d«. I». zu Erledigung und eS soll dieselbe mit einem JahreSaehalt von 5000 -ck vom 1. October ». c. ab ander weit besetzt werden. Geeignete Bewerber werden gebeten, ihre Gesuche um diese Stelle bi« spätesten» dm IS. «ag,st d». I». bei nn» rinzureichen. Lrippg. dm 7, Juli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig, vr. Georgi, Oberbürgermeister. Mlisch.Nst. In unser GenossenschastSrcgister ist unter laufende Nr. 3 zufolge Bersügung vom heutigen Tage Folgende« eingetragen worden: Firma der Genossenschaft: Vorschuß-Verein zu Bclgern, eilige- getragene Genossenschast. Sitz der Genossenschaft: Beigem. Nechtsoerhülinisie der Genossenschaft: Der die Gcuossenschaft gründende Gesellschaft» - Vertrag datirt vom 25. Februar 1882 und befindet sich Blatt 1 bet betreffenden veilagebande» zum Geuoife ischastS-Negisier. Der Gegenstand deS Unternehmen» besteht darin, durch de» Zu sammentritt der Mitglieder der Genossenschaft sich gegenseitig durch ihren gemeinschaitlichen Tredit die zu ihrem Gewerbe und Geschäfts- betrieb« erforderlichen baaren Geldmittel zu verschossen. Der derzeitige Borstand der Genosscnichaft besteht auS folgenden Mitgliedern: ») dem Oekonomen (limtar vertmt zu Belaern, als Vorsitzenden, d) dem Kaufmann Käuercl?llaniu«rzu Beigem, alS Cassirer, o) dem Lehrer i-usiav AUIIor zu Belgem, als Schriftführer, ü) dem Schuhinachcrmeister IS. älüllor zu Belgem, e) dem SchisfSeiancr Aäanrä Ilolnrlvk zu Bclgern, k) dem Brauereioesitzer 4oUu, <>I«i,!,ner zu Belgem, gf) dem Kaufmann krleäriel, Vrnnrlrv zu Belgem, zu >1, «, k und x als Beisitzern. Me Bekanntmachungen und Erlasse in Angelegenbeiten de» Verein- müssen durch den Vorstand ersolgm, wobei jedoch die Unter schrift de« Vorsitzenden und dcS Eassirers genügt. Sie sind in fol gende Blätter aufzunehmen: l) in da» T»rgauer KreiSblatt, 2) in das Liebeuwerdaer KreiSblatt, 3) fall« am Sitze de- Vereins ein Blatt oder mehrere Blätter erscheinen, auch in dieses bezw. diese. Der Vorstand zeichnet überhaupt bei Willenserklärungen sür den Verein und genügt zur Gültigkeit die Unterschrift deS Vorsitzenden und de- LassircrS und bei Quittungen über Beiträge oder Sparein- lagen diejenige deS CassirerS. Im klebrigen hat der Vorsitzende alle im Namen de« Verein- zu erlassende Schreiben zu vollziehen. Bemerket wird hierzu: Daß da- Berzeichniß der Genossmschaftcr in den Dicnststundm jederzeit bei uns eingesehen werden kann. Torgau, den 30. Juni 1882. Königliches Amt»-Gericht. Nichtamtlicher Theil. Die Altramontanrn und ihre Drohungen. Bei den Anzeichen einer neuen tiefgehenden Ver stimmung zwischen der preußischen Regierung und den Nltrcnuontanen ist eS von großem Interesse die Haltung der konservativen Presse zu beobachten. Die Thatsache, daß der Bau der conservativ-Nerikalen Allianz, den man durch die Wahlen zu befestigen und zu vollenden hoffte, schon bedenkliche Riste zeigt, kommt der hochconser- vativen Partei offenbar sehr ungelegen, und man würde cS am liebsten sehen, wenn die Curie durch einige kleine Zuge ständnisse die yeraufziehenden Wolken beschwören wollte. Die Aussicht, der Reichskanzler möchte wieder mehr Fühlung mit den Liberalen suchen, zerstört alle Pläne und Be rechnungen, von denen man im hochconfervativen Lager auSaebt. Nus der anderen Seite scheut man sich auch, die Freund schasl mit dem NltramcntaniSmuS, wie er neuerdings wieder auftritt, allzu offen zu bekennen, weil man sich de» schlimmen Eindruck» auf weite Kreise deö protestantischen Volkes sehr wohl bewußt ist und weil man eine selbstständige Politik gegen die Absichten und Ziele der Regierung zu treiben sicy nn Grunde doch unfähig fühlt. Daran» entsteht eine Verlegen heit und Unsicherheit, die in allen Kundgebungen, in denen die hochconservativ« Partei und Presse ba» Berhaltniß zudem UltramontaniSmu» berührt, deutlicb genug zu bemerken ist. ES ist aber auch gegenwärtig schwer oder unmöglich, zu durchschauen, in wie weit der öffenbare Mißerfolg, den die jüngste Kirchenpolitik bei der Eurie und den Ultramontanen erzielt hat, in der Tbat bei der Regierung einer andern Grundströmung zum Durchbruch ''erhoffen hat oder ver helfen wird, oder ob die officiöse Presse jetzt nur Auftrag hat, den Gekränkten und Beleidigten zu spielen, um einen Druck aus die weitere Entschließung und Haltung der leitenden kirchlichen Kreise und der ultramontanen Parte auSzuliben. Diese Fragen einstweilen, wenigsten» bi« zu den Wahlen, noch im Dunkeln zu lassen, wird die Regierung wohl in ibrem eigenen Interesse finden. Inzwischen benutzen die klerikalen Preßorganc ihrerseits die b«v»rsietz«nden Wahlen, um der Regierung zu Gemüthe zu führen, daß ihr di« Unzufriedenheit der Ültramontanen sehr empfindlich fühlbar werden könnte. (Bergt unten die Herzenßergießungen de» „Westfäl. Merkur".) Ein äuge Leipzig, S. Juli 1888. Während die vorsichtigeren Organe de» Klen/kaliSmu». wie die „Germania", die „Köln. VolkSztg." re. sich »cm kirchen- politischcn Artikel der „Norvd. «'lg. Zlg." gegen über »och einigermaßen zurückhattcn, geht der ivrmger diplo matische „Westfäl. Merkur" sehr deutlich mit der Sprache Hera»-; er schreibt u. A.: Wir wollen uns noch eine Zeit lang gedulden, sehen wir aber, daß die Regierung gar keinen Gebrauch von dieser ihr gesetzlich verliehenen Bcsugniß (dem Bischofs - Paragraphen) macht, so werden wir unsere politische Haltung der Regierung gegen über ändern müssen. Allmälig rücken die Landtag-Wahlen näher uud in den einzelnen Wahlkreise» sieht man sich schon nach Candidaten uin. Mir gehen dabet am liebsten mit den Con- servativcn, aber da» politische Interesse ist maßgebend, und nicht da« persönliche Gefühl. Wen» nun unsere Bischk fe nicht amnestirt werden, so müssen wir u»S vor den Wahlen fragen: „Ist es praktisch, die Parteigenossen einer Regierung zu unterstützen, weiche u»S so wenig Entgegenkommen zeigt und sich vielleicht sogar mit dem Hintergedanken trägt, mit Hilfe einer konservativ-liberalen Majoriiät zu regieren'?" Wir wollen diese Frage heute nur kurz aufwersen; noch nicht beantworten. Sehr auffallend ist aber, daß der Regierung, welche sür die Durch- ühruna der Steuer- und Socialresorm doch aus unsere Hilse rechnet, „ichtS >o schwer zu fallen scheint, als uns ein kirchliche« Zugeständ- «uß zu machen, und sei eS noch so klein. Wcrdcn aber die Bischöse nicht zurückgerusen, und die Regierung bekommt dann diesen Herbst ein Abgeordnetenhaus, mit welchem sic nicht regiere» kann, so mag sie sich der jenseits der valerlä»d»stl>en Grenze» weilenden Kirche»- sürsicn erinnern und sagen: „lleu eulpir". Au« Schlesien kommt chon die Nachricht, daß viele Katholiken doi.'t mit den Fort schrittlern ein Einverständniß in Sachen der Wahlen an bahnen wolle». Wer nun glauben würde, daß diese Katho liken eine fortschrittliche Ader hätten, würde damit nur seine vollständige Nnkenntniß katholischer Verhältnisse beweisen. Diese Herren sind einfach „Pessimisten"; sie gl tuben nicht, daß von der Regierung noch Viel zu erwarten wäre, und darum allein nähern fie sich den Fortschrittlern. Soeben bören wir nun auch noch, daß der BundeSratti seine Zustimmung zu der Aushebung de» Jnter- »irung«. und ExpalriirungSgrsetzes verweigert hat. Unter diesen Umständen wird— eS ist unausbleiblich—sich im katholischen Volke bald ein „Zug nach links" bemerkbar machen, welcher der Staatsregierung vielen Schaden znsügen wird. Die „Köln. Zlg." hebt rechtzeitig hervor, daß die königl. preußische Negierung von der gesteigerten Halsstarrigkeit der Eurie überzeugt und daß namentlich au eine Rückkehr der Bischöfe von Köln und Posen nickt zu henke» sei. „Darob herrscht nun Klage auf der ganzen ultraniontancn Linie, eine Klage, die natürlich rczclmägig in eine heftige Anklage gegen die Regierung auSläuft. Schmerzlich ist es der „Germania", daß die „Nördd. Alla. Ztg." schlankweg nur von Herr» Melcher» und dem Grasen LcdockowSki redet, bedenklich erscheint eS ihr, daß irgend Jemand aus der Welt l-en persönlichen Ent sckließunqen der Gnade de» König» vorgreisen will, dem Nie mand, wie sie sagt. Etwas„rreinzurcdrn 'habe. WaS reden denn die Kauslcute in Köln, die Bauern im Jülichcr und Clever Land „drein", die zu Petitionen sür Begnadigung de» Erzbischof- Melcher» an den König förmlich commemvirt worden sind'? Wir meinen, wcnn irgend jemals eine plumpe Ungeschicklich. keit oder vielmehr eine anmaßende Beskitrmung der Person deS Monarchen versucht wurde, so geschah eS durch die dreiste Petition-stnrmerei an- der Kölner Diöcesc. Wenn irgendwo, so war in Köln Scheu und Zurückhaltung gegenüber Sr. Majestät geboten, und abgesehen von Erwägungen der Klugheit auS dem allgemein menschlichen !kact- und AnstandS- iesülil gerade dem gütigen Monarchen gegenüber. Es würde einen, o pflichtgcwohnten, einem so in jeglicher Kl-nnigkeit selber in Ach tung vor dem Gesetz herangewächscne» Herrscher, wie König Wilhelm eS ist, ohne Frage keine große lllcbermindung kosten, die minder strafbar gewordenen Bischöfe durch Act feiner Gnade nicht nur der Strafe zu entheben, sondcwn in alle früheren Würden wieder zurückruversetzcn: aber wegen der in so tiefen, unversöhnlichen, gehässig persönlichen Gegensatz zu Gesetz und Staat, Regierung und König aerathcncn kirchlichen Würden träger wie LcdockowSki und Melcher» ,nit Bittgesuchen auö der Menge de» Volke» bestürmt zu werden — Da» muß fast wie eine Ehrfurchtverletzung empfunden werden. Dabei hat man nicht gehört, daß Herr Melcher« selber »der Herr LedochowSki sich bittend an deS König» Gnade gewandt habe. Und wenn die „Germania" im Tone des Vorwurfs fragt, warum denn nicht wenigsten» den Diöeesen Munster und Limburg ihre Hirten wievcraegeben seieu, so fragen wir dagegen: haben wenigsten» diese beiden Bischöfe unter Bedauern deS ConflictS, in welchen sie — nach ihrer Meinung de» Gewissens wegen — mit dem preußischen Staate acrathen waren, die königliche Gnade schon nachgesucht? Auf diese Frage wäre Antwort Wohl zu verlangen. Nach allen Anzeichen war seit den ersten praktischen Thaten der conservativ-klcrikalen Verbrüderung den Ultramontanen dieSscit und jenscit der Alpen der Gedanke bereit» völlig natürlich geworden, daß sic zu fordern, der König und der Staat lediglich zu gewähren hätten, auch da. wo nur die Gnade, die Gnade eine- auch der Verirrung gegenüber milden Hcrrscherherzen» da» Gesetz und die Strafe anshkbe» könnte. ES ist aut, daß man rechtzeitig wieder einmal gesehen, welche Borstellung die Zöglinge der modernen römischen Kirche von Gesetz. Staat unv königlicher Gnade haben." Di« Eommissson zur Ausarbeitung de» Entwurf» eines bürgerlichen Gesetzbuch», welche mehrere Male in der Woche im Reich»-Justizamte zu einer Sitzung Zusammentritt hat am Mittwoch die letzte vor «Kren Ferien abgebaltcn Der Borsitzende. Wirkt. Geh. Rath Or. Pape, sowie die Mitglieder der Commission treten Erholung»- bez. Bade reisen an. Am 1. September werden die Arbeiten wieder ausgenommen. Wir gedachten gestern der von der „National-Zeitung gebrachten Enthüllungen über den Rücktritt de« Ministers Bitter. Die Zweifel, daß der Minister zu den selben in irgend welcher Verbindung stände, haben sich bc stätigt. Herr Bitter hat der „Post" die Erklärung zugchen lassen, daß er diesen Enthüllungen der „National-Zeitnng" absolut fremd gewesen sei und daß er niit denselben nach keiner Seite hin in irgend einem Zusammenhänge stehe. Die Auslösung der Berliner Stadtverordneten Versammlung, welche so vielfach besprochen und bezweifelt wurde, steht, wie der „Magdcb. Zeit." gemeldet wird, dock noch bevor. Da» StaatSunnislerium wird demnächst Beschluß assen und die Allerhöchste Bestätigung nicht ausbleiden. Nach dem 8- <8 der Slädteordnung tritt dann eine von der Re gierung einzusetzende commissarische Verwaltung bis zum Ein tritte der ncugewählten Versammlung ein, und es ist nach dem Sinne und fast auch nach dem Wortlaute des Gesetzes raglich, ob die Mitglieder der ausgelösten Versammlung auch diese» Comniissorium werden führen können und dürfe». Diese städtische Wahlbewegung gehl nun der für die Abgeerd» netcnwahlen voran »nd fällt in eine Zeit, in welcher viele Personen abwesend sind. Nicht» desto weniger ist anznnehmen. daß die Zusammensetzung der neuen Sladtvcrordnetcnvcr- ammlung keine wesentlichen Aenderungen erfahren wird. Die Gegner de« Impfzwanges wiegen sich in großen Hoffnungen und sie haben in der That Ursache dazu. Denn während die Uebertragung ihrer Agitation an» dem Gebiet de» rein wissenschaftlichen Meinungsaustausches auf die parla mentarische Bühne bisher nur das Privilegium einiger weniger CentrumSabgeordnctcr war, kommt jetzt dieser Agitation eine mächtige Unterstützung au» den liberalen Reiben. ES wird berichtet, daß liberale Abgeordnete einen Antrag im Reichstage einbringen werden, durch welchen die verbündeten Regierungen ersucht werden sollen, eine aus gleichen Theilcn von Jmps- sreunven und Jmpsgegncr» zusammengesetzte wiffenschastlicbc Eommission zur Lösung der Jmpfsragc »iedcrzusetzen unv inzwischen daS Jmpfgesetz außer Wirksamkeit zu etzen; von dem Erfolge dieser Coinmissivnöberathung soll eS, nach der Absicht der Antragsteller, al-dann abbängen, ob das Jmpfgesetz wieder in Kraft zu treten habe oder gänzlich auszuheben sei. Der Antrag nimmt, wie man sieht, von vorn herein eine dem Impfzwang scindlicke Stellung ciil, und die Frage wird jedenfalls erlaubt sein, ob die Imps- Angelegenheit schon so gründlich und mit Gewinnung so oe- tiinnitcr Ergebnisse erörtert ist, um eine Einmischung von Laien zu rechtfertigen. Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß der in letzter Zeit mehrfach genannte englische Gcneralconsul in Alcpan- dricn, Sir Edward Malet, mit vem Fürsten Bismarck in einem bedeutenden Augenblick persönliche und diplomatische Beziehungen gepflogen hat. ES war in den Septembertagc» von 1870, während sich die denlschcn Armeen nach dem Siege von Sedan gegen Paris vorwärts bewegten, als Herr Malet, damals Atlach« der englischen Botschaft in Pari», z»m Kanzler kam, um ihm einen Brief von Lord Lyons zn überbringcn, in welchem angesragt wurde, ob der Kanzler mit JnleS Favre über die Bedingungen cincS Waffenstillstandes verhandeln wolle. Graf Bismarck soll ihm gcanlwortct haben: „lieber die Bedingungen eines Friedens: Ja. über die eine» Waffen- siillstankc»: Nein." Diese Ablehnung scheint aber der per sönlichen Ausnahme, welche Herr Malet fand, nickt geschadet zn haben. Derselbe verweilte niehrcre Tage im Haupt quartier und wurde mehrfach vom Kanzler in seine Nähe gezogen. Der türkische General und Flllgeladjntant de» Sultan», v. DrhgalSki Pascha, hat mit seinem Begleiter Kiazin» Bey am Freitag Nachmittag 5 Ukr Berlin verlassen und fick, bevor er nach Konstantinopel zurückkdhrt. erst noch ans einige Zeit zu seiner Familie nach Dresden begeben. Wie an? Prag gemeldet wird, haben eS die Czechen durckgcsetzt, daß die an der deutschen Universität begonnenen Prüfungen an der rzechischen fortgesetzt werden können. In dieser Beziehung wird täglich ein Erlaß deS UnterrichlSministcv < erwartet. — In den Kreisen der deutschen Professoren und Studenten herrscht fortwährend eine gedrückte Stimmung. Viele deutsch« Studenten haben die Absicht geäußert, die Prager Universität z» verlassen und ihre Studien an der Wiener sortzusetzc». Mehreren denlschcn CorpSstudenten sind wieder rzcchische Drohbriefe zugegangcn, in denen jene ans gefordert werden, ihre Mützen und CvrpSabzcichen abzulegen, da solche „deutsch-studentische HerauSsorde rungc» (?) i» der Hauptstadt Böhmens nicht geduldet wcrdcn könnten." Die Drohbriefe sind der Polizei übergeben worden, die indeß bisher die Berfasscr nicht zu ermitteln ver mochte. — Der ezkchffcke Echnlvcrein. der durch seine Ver bindung mit der Aristokratie und dem hohen katholische!! Klerus über bedeutende Geldmittel verfügt, hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, in Mähren abermals vier rzechiscbe Volksschulen und ein Gymnasium zu errichten. In welchen Städten und Ortschaften Mährens jene Schulen errichtet werden sollen, wird von dem Berichte einer czeckischen Lehrer- Commission abbängen, die gegenwärtig iin Aufträge des Schulderem- Mahren bereist. Nach einen, Telegramm auö Nom hätte der Papst i» dem jüngst gehaltenen geheime» Censislvriuni unter Ander»! auch die Umtriebe Rußlands gegen die katholische Kirche in Ostgalizicn erwähnt, wo sogar mehrere abtrünnige katholische Priester mit den Feinden deö katholischen Glaubens sich verbunden hätten. Wie eS beißt, wendet der Papst den Vorgängen in Ostgalizicn große Ausmerksamkeit zu und läßt sich über jene fortwährend auö polnisch-uttrainontanen Kreise» Bericht erstatten. Die Absenkung eines päpstlichen Legalen nach Lemberg soll bereit- beschlossen sein. Marseille war am DicnSlag wieder der Schauplatz eines italienischen Putsche-. Ein angetrunkener Italiener, dem man wegen der vorgerückten Nachtstunde den Eintritt in ein verrufenes HanS versagte, wellte die Tbür erbrechen und leistete den herbeigerusenen Pclizciagentcn mit einem Revolver den heftigsten Widerstand. Bald waren 300 Italiener an Ort und Stelle, »in für ihren Landsmann Partei zu nehme». Nun rückte eine Abtheilung Eendarineric an; die Italiener ließen sich auch dadurch nickt einschüchtcrn. zogen ihre Messer und rüsteten sich zn eine», förmlichen Kampfe. Da jetzt die Gendarmen zwar von ihren Revolver» Gebrauch machten, aber »ur. um in die Lust zu schießen, drangen die Piemontescn unter den Rusen: „Nieder mit der Polizei! ES lebe Italien! Nieder mit Frankreich!" aus ihre Gegner rin und diese mußten erst durch eine Abtheilung von Zollwächtcrn weitere Ver stärkung erhalten, um der Tuniiittuante» Herr zu werde». Fünf don den Rädelsführern wurden verhaftet: ein Italiener Namen» Barisome hatte in dem Handgemenge einen Schuß in die Schulter und ein anderer Italiener einen Messerstich empfangen. Au« Belgrad wird gemeldet, daß in Kragujewatz zwei Revolutionsagenten der „Omladina" verhaftet worden. Man fand iu ihrem Besitze revolutionaire Proclamationcn,
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