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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188303219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830321
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-03
- Tag1883-03-21
- Monat1883-03
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1883
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Erscheint täglich früh 6'/,- Uhr. - - > - oud Lrpkdition JohanneSgass« »3. LPrrchllllndrn der Urduitoa: vormittag« 10—12 Nhr. Nachmittag« ü—6 Uhr. v«r W « «m»i<u>dln M.nulcetrn, »«p fi« mi Ntt»cao>i Nlchi vrrbmdUch, A»«»h«e dar für dt« »Schsttalgrnde N»«««r deftt«»t«n Inserate an Sachen»»,»n bi« S Ubr Nachmittag«, a«v«»»»m»dKeft»a,enfrüd»tS '/.VUHr. 2» de« FUialnl für 3»s.-Äuuah««'. vtt» »le««. llaiversitbMraße »1, rächt» Lösche, Katharinen kratze IS, p. nur dt» '/,» Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Mittwoch dm 21. März 1883. Auflage 17,70». Alionnrmkiitstireis vierrelj. 4'/, Mk. >»cl. Slüigcrlolm ö Mk., durch dir Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nuiniiier Ä> Pf. Velegeiemp.'r tu Pf. Gebühren für Erirabeilagen «hnc Psk-'ffördern::.! Mt. Mit Posiöcsörderunji 18 Äk. verzeichnih. Tabellarischer Sa« »ach höherem Tarts. Ucrlamrn unter dem Uednetionsllrich die «paltzeile Ü0 Pf. gnleraie sind steis an die Expedition zu senden. — Rabatt wird »ich! gegeben. Zahlung pr»euum»>an-Io oder durch Post, nachna-mre. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Der Inhaber de» abhanden gekommenen Spareassen- Quittung-buche- Serie II. Nr. SS.8SS wird hierdurch aus gefordert» sich damit binnen drei Monaten und längüen« am 2Ü. Juni d. I. rur Nachweisung seine- Rechte« bez. zum Zwecke der Rückgabe gegen Belohnung bei unter- zeichnaler Anstalt zu melden, widrtgensall« der Spar- cassen-Ordnung gemäß dem angemeldeten Verlustträger nach erfolgter Beeidigung seiner Anzeige der Inhalt diese- Buche« au»a«ahlt werden wird. Leipzig, den lg. März 1888. Di« Verwaltung de- Leihhaus«» und der Eparcaffe. Nutz- LN- Vrcnuholz-Allclion. Vom Rittergute Stötteritz sollen ANtttWoch, de« 28. Mälr; von Nachmittag« '/,3 Uhr aa «a. 22 Rüstern», S rinden-, 4 Ellern-- und 2 Maßholdrr- Nu-klötzr, ferner » S1 Stück Rüstern - Schirrhölzer und 2 Rm. Rüstern», 3 Rm. Linden» und 3 Rm. Ellern- Brenaschelte, sowie „ 28 Hausen starker Abraum gegen sofortige baare Bezahlung nach dem Zuschläge und unter de» im Termine noch näher bekannt zu gebenden Bedingungen an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Mölkauer Wege am östlichen Au«gange von Stötteritz. Leipzig, am l7. März 1883. De« Rath» Oekoaomlr-Deyutattoa. Vtkailntmllihlms. Die Herstellung von Mosaikpflaster in der Waldstraße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltuna. Rathhau«, II. Etage, Zimmer Nr. 14 au« und können daselbst eingrsehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Auf schrift: „Mosaikpflaster i» der Waldstratze" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum SV. März diese« Jahre« Nachmittag« S Ahr einzureichen. Leipzig, am t7. Mär; 1883. De« Rathe« der Stadt Leipzig Gtrafleabaudeputatton. VcklMlltlnachlmg. Die Umlegung von Granittrottoir- und die Verlegung von Schwellen in der Waldstratze soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen worden. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Nathhau«, II. Etage, Zimmer Nr. 14 au« und könne» daselbst cingesehen resp. entnommen werken Bezüglich« Offerten sind versiegelt und mit der Ansschrift „Granitarbeiten in der Waldstratze" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 30. März diese« Jahre« Nachmittag« ü Uhr einzureicken. Leipzig, am 17. März 1883. De« Rath« der Stadt Leipzig Stratzeubaudeputattou. LMtisllie Orwerbrschllle. vt« Prüfung der Schüler soll Ltenstag, den S«., und Mittwoch, den S1. Mürz ». a, Vormittag» von 9—12 Uhr i« Gchullocal vorgenomincn werden. I» beehrt sich hierdurch ergebenst etnzuladeu Leipzig, den 1b. März 1883. La» L,trer--T«>e,tu«. Nieper. Die Schularbeiten sind an genannten Lagen von 12—1 Uhr Mittag« ansgestellt. Nichtamtlicher Theil. Larl Marr und die deutsche Locialdemokratie. Der Tod von Karl Marx kommt gerade zur rechten Zeit» um un- daran zu mahnen, daß die Gocialdemokratie zwar äußerlich durch da« Socialistengesetz niedergehallen, innerlich aber nicht überwunden ist. Al« da« AuSnahme- qesetz erlassen wurde, war man allgemein darüber einig, daß damit dir Arbeit aus socialpolitischem Gebiete noch nicht gethan, sondern erst begonnen sei. daß man nun erst Raum geschalt habe, um die Socialdcmokratie an der Wurzel an- zugreifen. Sie sollte praktisch entkräftet werden durch ein« Reibe v»lk«sreundlichcr Reformen, zugleich aber auch geistig durch Belehrung der unteren Volklclaflen, durch Überzeugende Bekämpfung der soeialistischcn Irrlehren. Nach beiden Rich tungen hin bleibt noch da« Meiste zu erfüllen, »a« damals verbreche« wurde. Ja, in dem geistigen und wissenschaft liche» Kampfe gegen den Socialismu« haben tvir sogar Rück- schritt« gemacht, und Karl Marx durste sich »or seinem Tode sag«, daß »ie »on ibm au«gestreute giftige Saat üppig aui- gegange» sei und auch weiterhin Früchte tragen werde. Sein Geist ist nicht nur nach wie vor in den secialistisck geschulten Arbaiteekrrisrn lebendig; er hat auch unser« Katheder- und Staat-socialisten. unsere leitenden Socialreformer und Volks- beglücker angcfteckt. Schon wird angekündigt, daß die Fort» srha»g feine» Hauptwerke» »Da- Capital" al»bal» erscheinen soll. Kein Zweifel, daß e< ihr an Lesern nickt fehlen , daß sie in weiten Kreisen durch direkte und indlrectr Einwirkung neu« Berwirrung, neue« Unheil aurickten wird. Dal! dämentsch« Wirken diese« Manne« ist also keineswegs mit seine« Tade abgeschlossen, und wer die in der Tiefe fert- wbtzlendr soeialistiscke Bewegung an der Quelle studiren, in der Grundlage angreiseu will, wird immer wieder aus Marx zu«,-gehen wüsten. Aeußerlich knüpft da« Entstehen der Bewegung in Deutsch» land zwar an den Namen Ferdinand Lastalle'S an. Dieser war der durch den Zauber seiner Persönlichkeit, durch sein Ündrnde« Wort, durch seine Agitatien-krasl die Arbeitermassrn in Gährung brachte und zuin Kampfe gegen da« Bürger« tbum, gegen da« „herrschende Capital" organisirte. In Wahrheit aber liegt die Sache so. daß Lastalle doch nur der Jünger und der Arm. Marx aber der Meister und der Kops der Bewegung war. Bon ihm empfing Lastall« >848 in Köln, wo er in Gemeinschaft mit Marx, Engel» «. A. in der „Neuen Rheinischen Zeitung" die rolhe Revolution pre digte, die erste Anregung und Anleitung zum Studium der ocialen Fragr; unter dem Einflüsse von Marx, dem in seinen Ansichten und Grundsätzen bereit« gefesteten Manne, legte Lastalle» der damal- »och in seiner Sturm» und Drang periobe war. den Keim zu seinen späteren soeialistischcn Arbeiten und Agitationen. Und von diesem Einflüsse hat er ick niemals wieder losmachen können. Er hat da« zwar nickt Wort haben wollen und gab sich den Anschein, als wüßte er nicht« von dem AbhängigkeitSverhältniß. in dem er zu Marx stand. Dieser aber fühlte e» wohl und schrieb in dem Vorworte zu seinem Werke „Da« Capital": »Lu pa,- Kimt. Wenn Laffalle die säinmtlicken allgemeinen theoretischen Sätze seiner ökonomischen Arbeiten, z. B. über den historischen Charakter de» Capital«, Uber den Zusammenhang zwischen PreductionSvcrhältiussen und Prodlictw»«ivcise u. s. w.. fast wörtlich bi« aus die von mir geschaffene Terminologie hinab au- meinen Schriften entlehnt hat, und zwar ohne Quellen angabe, so war die« Verfahren wohl durch Propagandarück- sichken bestimmt. Ich spreche natürlich nicht von seinen Detailaussllorungen und Nutzanwendungen, mit denen ich nicht« zu thun habe." In dem letzteren Satze will Marx andeuten, daß Lastalle nickt den Mull, und die Kraft besaß, die einmal angenoi»- mcnen Grundsätze mit logischer Schärfe, mit unerbittlicher Gedailkenstrenge durchzudenken und bi» in ihre äußersten Eonsequciiwn zu verfolge». Und da« ist in der That richtig. An Bündigkeit, Geschlossenheit und Folge richtigkeit steht Marx, wie allen übrigen socialistifchen Schriftstellern, so auch Lastalle weit voran, wenngleich er sich inil diesem nicht an Geist und Witz, an Vielseitigkeit der Bildung, an Feuer und Beredsamkeit niesten konnte. Wir lasten dahin aesicllt. ob die kalt rechnende, nüchtern von Schluß zu Schluß fortschreitende logische Schärfe Lastalle wirklich nicht gegeben war oder ob er e« nur scheute nn» verschmähte, bi« zu den äußersten Folgerungen vorznvringen. Jedenfalls macht dieser scheinbare Mangel seinem Charakter Ehre; er ist e«, der un- trotz alledem wieder mit ibm auSsölmt. Lastalle suchte immerhin »och eine gewisse Füblung mit der bestehenden Staat«- und Geschäftsordnung; er fühlte sich al« Preuße, als Deutscher; seine Bewegung hielt sich doch noch in den nationalen Grenzen und ist nie bi« zur Vater landslosigkeit. bi» zur Elumpsücit gegen alle Forderungen de« Gemülüe«, zu wilder Verzweiflung >i»o roher B> utaliläl ent artet. Diesen bösartigen Charakter nahm die Agitation erst an. al- Wilhelm Liebknecht, ein fanatischer Schüler von Karl Marx, und der von ihm bekehrte August Bebel, der früher reineren Zielen zugestrebl hatte, die Führung an sich risse». Fortan wurde Marx' Manifest an die „Polelaricr aller Länder" z»m Sclnboleth der Partei, jene« Manifest, welches dl« Fahne de« internationalen Cvinmunismu» entrollte, Eigen- ldum. Ehe und alle Grundrechte der Menschheit höhnisch i» den Staub warf und mit folgendem wüsten Appell an die Gewalt schloß: „Die Communiste» verschmähe» c«, ihre An sichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können, durch den ge waltsamen Umsturz aller bi-herigen Gesellschaftsordnung. Mögen die herrschenden Elasten vor einer kommunistischen Re volution zitlern! Die Proletarier haben nickt« in ihr zu ver lieren al» ihre Kellen. Sie haben eine Weltzu gewinne». Proletarier aller Länder, vereinigt Euch I" Diese« Manifest und die gleichsall« von Marx verfaßte Inauguraladrcsse und die Statute» der Internationale, sie bildeten im Bcrein mit seinek Schriften „Zur Kritik der politischen Oekonomie" und „DaS Capital" die Grundlage, aus der die socialisliscke Agitation nach Lastalle'S Tode sich immer bitterer »nd verbissener znspitzte; sie waren die Arsenale, auS der sie ihre vcrgislcten Waffen Holle; ihr Geist toble au« den Brandreden und Schmähschriften der Liebknecht, Bebel und Genossen, au« dem „BolkSslaat", „Vor wärt«" und den zahlreichen kleineren Hetzblättern hervor: e« war der Geist unversöhnlichen Haste«, beutegierigen Neide«, rücksichtsloser, aller Verständigung und friedlicher Reform ab holder Gewaltthätigkeit, und — wa» sür da« schwer erkämpstr junge deutsche Reich da« Bedenklichste war — der Geist der Vaterlandslosigkeit, der Gleichgiltigkeit und Feindschaft gegen Alle«, was dem deutschen Herzen theuer ist. Tie Aeußerungrn dieses bösen Geiste« sind seit geraumer Zeit verstummt; ihr unheimlicher Ton klingt. Dank dem Socialistengesetz, nicht mehr an unser Ohr. Aber man glaube doch ja nickt, daß damit der Geist selbst erstorben, daß er mit Karl Marx in- Grab gestiegen ist. „Den Bösen sind wir loS. die Bösen sind geblieben!" Wenn die Socialbemokraten i» Einem Punkte die Wahrheit sprechen, so ist eS in dem, daß ihre Sache nicht an diese oder jene Persönlichkeit, an äußere Umstände gebunden, daß sie auch nicht durch Ausnahmegesetze todt zu machen sei. Sorgen wir also auch ferner und noch eifriger al« bisher. daß tcr ungesunde Bode» auSgelrocknct werte, au« dem die Giftpflanze der Socialbemokratie ihre Nahrung zog, dem die Theorien eine» Marx und seiner Schute ihre Entstehung und ihre Erfolge verdanken. Reichen wir den ärmeren und mühsam ringenden Mitmenschen hilfreiche Han», um sie zu menschenwürdiger Eristenz emporzubeben und mit ihrem Schicksal, mit der Gesellschaft auszusöbnen! Seien wir unverdroffr» an der Arbeit für de« Volke« Bildung und Wohlfahrt! Dann werden wir der Lösung der socialen Frage — »irser schwersten aller Fragen, die je der Menschheit ge stellt worden — allmälig, Schritt für Schritt näher kominön. Leipzig, 21. Marz 1883. * Man schreibt u»S au« Berlin vom Montag: „Die preußische Regierung geht mit der Absicht um. die An zahl dcrCteuercassen in verringern, da sie der Meinung ist. daß in Folge der Aushebung der beiden untersten Elassen- struerslusen ten bisher bestehenden Easie» eine genügende Be schäftigung Vicht werde geboten werden können. Augenblicklich werten aus böhere Anordnung von ten Stcuercassen Er bebungen darüber angestcllt. wie groß die Zahl Derer ist. die durch die Aushebung ter Heiden Sleuerstusen von der Steuer befreit worden sind »nd wie viel auSwärtiae Termine dadurch in Wegfall komme». Gerade durch La« Aoballcn der letzteren sind die Stcuercassen oft übermäßig belastet worden, und da die auswärtigen Termine vorzugsweise sür Diejenigen anberaumt wurden, welche in die untersten Stufen eingcschätzl waren, und kiese auch die meisten Reklamationen verursachte», so darf angenommen werden, daß nach Aushebung der letztere» eine bedeutendere Verringerung der Arbeitslast derSleiiercasseu eintreten wird. Bekanntlich hat daS preußische Abgeordnetenhaus bei der Bcrathung de« IustizetatS eine Resolution angenommen, welche die Bezahlung der Gcricklskosten in derselben Weise wieder einführcn will, wie sie vor der neuen GcrichlSorgani- iation im Jahre >879 bestand. Demnach würden bei den Gerichten, wie früher, Salariencaffen eingcsührt werten, welche die Gerichtskosten und Strafen in Empsang z» nehmen haben. Da, wie ich Ihnen schon vor längerer Zeit zu be richten in der Lage war, sowohl der preußische Iiiiiiznnnilier I>r. Friedberg der Resolution günstig qegenüberstcht, als auch die cingeholtc» Gutachten der Lantgenchispräsikenten sich sür die Wictereinsnkrung de- abgeschafslen ModnS aussprechen, o würde dadurch eine weitere Entlastung ter Slcncrcassen bevorstehen. — Die Liberalen in Dortmund habe», nachdem Herr Berger entschieden abgelehnl hat. gegen den demokratischen Necktsanwall Lenz in an» zu can- didiren, ihr Augenmerk aus den Mitinhaber der TiS« conto-Gesellschast, Herrn Bürgermeister a. D. Russell, gerichtet und denselben in einer kürzlich abgehaltene» Ber- aninilung ihrer Peclrauensmänncr at« Candikalen nominirt. ^err Russell, der seiner Zeit die Reorganisation der „Union" mit Geschick und Erfolg ourchsührle, ersreul sich besonders in den Handelskreisen Dortmunds großer Sympathien und gilt auch sonst sür einen gründlichen Kenner unserer HandelS- nnd Fiiianzvcrhättnisse. Leiter sind tie Aussichten sür die Wahl dieses Herrn sehr gering, wa« an dem Mangel jeder Agitation von Seilen der Liberalen liegt, während sür die Wahl Lcnzinann'S wiederholt hervorragende Mitglieder der Fortschrittspartei in zahlreich besuchten Bersammlungen ein» getreten sind. So wird wobt Dortmund auch sür den Nest der lausenden Legislaturperiode durch diese» Herrn, der „aus die Vornehmen und Gebildeten pfeift", vertreten sein." * Bekanntlich hat der Kaiser in seinem letzten Briese an dm Papst betont, daß er ein constitutioneller Monarch sei. Dazu oenierkt die „Germania" mit schlecht verhehltem In- zrimm: „Der Reichskanzler bat seiner Zeit eine besondere cicrlicke Kundgebung deS Monarchen veranlaßt, um :n zeigen, daß in Preußen der König den Gang der Politik bestimmt. Wie schlecht paßt eS zu diesem Gcundsatz, wenn in der kirckenpolttiichen Frage die Negierung Sr. Majestät sich hinter vaS Parlament flüchtet, um mit denen Willen die Versagung der organischen Revision der Maigesetze zu begründen! Wenn in Preußen die königliche Politik herrscht, so muß sie auch gerade ans diesem wichtigsten Gebiete unverduickelt ihre Mackt zeigen." Wie man sicht, ist das Ecntrnm nicht nur, wie eS bei der Berathung deü Antrages von Slablcwski gezeigt hat, antinaticnal. sondern auch anticon'litnlionell und Das. wa« die lil'.ralcn Parteien mit am höcbsien schätzen an unterm greisen Monarchen, daß er stets bemüh! war, nach streng constl!»tio»eüc» Grundsätzen zu regieren und von dem kteintichen Partcihader unberührt blieb, Das wagen die Utlra- monlanen sogar dem Schöpfer der deutschen Einheit vor- zuwerscn. Hoffentlich wird daS deutsche Volk nun bald zu der Erkenntlich gelangen, daß die Existenz der CcntrumSparlei ihm nicht zur Ehre gereicht. * Wie ossiciöS versickert wirb, ist da« Ausscheiden deS Cbes» der Admiralität, v. Stosck, am Montag persect geworden, nachdem tie EnklasiungSurkimde die Unterschrift Sr. Majestät de« Kaisers erhalten bat. lieber die Nachfolgerschaft deS ans- scheidenddi, Chefs de, Marine verlautet noch nicht« Bestimmtes. Gegenüber den diesbezüglichen Combinalioncn aber wolle» wir bemerke», daß c« nicht in der Absicht zu liegen scheint, einen General an die Spitze diese« Ressort« zu berufen, vielmehr soll sich die Anschauung an maßgebender stelle dabin neige», angesichts deS Umfang« nnd der Entwickelung unserer Marine eine» Seeosficier als Ches der Admiralität zu berufen. * Dem Vernehmen nach findet noch vor den Osterseier- tagen, und zwar am Mittwoch, eine Sitzung deSBunde«- ratb« statt, in welcher außer einigen Zollangelegenhciten insbesondere der Etat sür Elsaß-Lothringen, welcher mit einigen, wenn auch nicht sehr wesentlichen Aendcrungen vom LandcSauSschuß angenommen worden ist, zur Erledigung ge langen wird. Der Etat muß bi« znm 1. April fertig- gestellt sein. Nicht ausgeschlossen erscheint eS, daß angesichts de« Verhalten« der spanischen Regierung dem Bunöerralh der Antrag aus Erhöhung de« Zolls aus Waaren spanischer Provenienz um KO Proc. znaehc» könnte, und lassen die An deutungen der „Nordb. Allg. Ztg." daraus schließen, Laß die« alebald geschehen dürste. * AuS New-?)ork kommt die Nachricht, Fürst BiSmarck unterhandle gegenwärtig wegen Ankaufs von zehn Millionen Morgen Land in Mexico zur Einrichlung deutscher Colonien. Eine Million Morgen seien durch den Agenten I)r. Bedlack, welcher am TlcnSkag an Bord der „Ariz,na" abreise, um den Plan zu vervollständigen, an getanst worden. Ein englische« Syndikat sei ebensall« an Sem Projecte intcresssrt. Einstweilen wird c» »ns noch ertaubt sein, die Nachricht zu bezweifeln, wir gla»b-n viel mehr, daß der Herr Reichskanzler auS dem Schicksal der Sainoavorlagc sür einige Zeit über die Intentionen de» gegenwärtigen Reichstage« insorinirt ist. * Die Meldungen, daß zwischen den Cabineten Ver einbarungen wegen gemeinsamer Schritte gegen die anarchistischen Umtriebe »n Zuge seien, wcrven ossiciöS von verschiedenen Seiten al« gänzlich unbegründet bezeichnet. * Au« Dien, 18. März, wird un« geschrieben: „Kaum sind vierundzwanzig'Stunden verflossen, daß fünf der An geklagten in den, hiesigen Monstreproceß gegen 2'l Social- revolutionäre frcigesprochen wurden, beginnen deren Genossen auch schon wieder in demonstrativer Weise ihre geheime Propaganda. E« kann nicht ander«, denn al« Deinonstration bezeichnet werden gegen Negierung und Gericht, wenn in dem Momente, wo man gegen süns de« HockwerratheS und ter socialrevolutionären Geheinibündelei Beschuldigte von der Anklage al kebl. massenhasl revolutionäre, den Hockvcrralh predigende Fliigschristen in di- Menge anSzustreilen silckt. Ihren Genossen, die noch aus der Anklagebank sitze» und in wenigen Tagen dem Verbiet der Geschworenen entgegen- scben, dursten die Herren einen schlechten Tienst erweisen und kaum sich deren Tank veldirncn. In sämmtlichen Bezirken unserer Residenz und in allen Vororten wurden in d u gestrigen Abendstunden Flugschriften soeialrevolutionärer Tendenz massenhasl auSzcsireul und an einzelne Häuser geklebt, die Ftugschrisl führt den Titel: „Ersie freie Presse CiSleithanieiis" und enthält einen Artikel: „Volk und Par lament". Im Bezirke 'Neubau wurde ein Tischlergehilsc bei Verbreitung derselben betreten und gegen ihn die stras- gerichtliche Untersuchung eingcteitet." * In Folge de« scharfen Erlasse«, welchen der Neetor der Wiener Universität wegen der Vorgänge aus de», Wagner-Commerse an die Studenten gerichtet, haben ciese dem Rector eine Protestsckrift überreicht, die namentlich gewisse drohende Stetten de« Erlasse» zurückweiü. Diese Protestschrist haben auch solche Verbindungen und Stndenten unterzeichnet, die niemals die extreme politische Richtung der „Germanen" gebilligt, von denen ter Wagner-CominerS ver anstaltet worden ik. Nickt« desto weniger erklären die Unter zeichner de« Prolesles. daß sie sich in ihrer politischen lieber- zeugung und freien Aenßerung derselben kurck den drohenden Erlaß de« Rectors Iw. M aaßen nickt beirren lassen werde», der, wie cs scheine, den Studenten jede politische Discussion verbiete», wolle, woran aber die Slnkenken sich nicht kehren würden Rector Iw. Maaßen, der unter der Mehrzahl der Studenten wenig beliebt, soll über die Protestschrist in große Auf regung geralben sein und mit der Anwciitung von Tis» ciplinarltrasen gedroht haben. Der akademische Senat wurde zu einer Sitzung zusainmenberusen. aber die Professoren ver mochten keinen gemeinschasllichen Beschluß zu fassen. Unter solchen Umständen dauert die Ausregnng unten den Studenten fort. ES beißt, die Regierung wolle auch den deutsch - öster reichischen Lcieverein aiislösen, ja sogar alle Verbindungen an der Universität unterdrücken. Der Rector ist der jüngsten Vorgänge wegen zweimal zum Ministerpräsidenten Graf Taasse bernseu worden. * Aus Preß bürg in Ungarn, welche Stadt fast ganz deutsch ist. wird gemeldet, der dortige MagnarisirunaS-Bereu» habe eine Flugschrift veröffentlicht, >n welcher die Regierung zur Vorlage und Annahme de« MUtclschulgcsetze« beglück wünscht wird. In der Flugschrift heißt e« unter Nnderm: „ES wird sür die gegenwärtige Regierung ein unvergäng« liches Verdienst bleihen, daß sie dem frechen Fremdentyume in Ungarn in ter Schule unk im öffentlichen Leben energisch n Leibe gegangen und seine AuSincrzung begonnen hat. Ja ünszig Jahren müsse in ganz Ungarn ausschließlich nur magyarisch gesprochen werden." * Die Berichte, di« u»S an« Sofia zugehen, kennzeichnen die daseihst durch tie Bildung de« neuen vollständig russisch gefärbte» Cabinel« bcrvorgcrusene Siimmung at« eine überau« gedrückte, die ein festere« Aneinandcri'chticßen aller bulgarischen Parteien zu wen» möglich »och stärkerem passiven Widerstande gegen alle« von der Regierung Ausgehende erwarten läßt. * In Belgrad, wie in ganz Serbien bildet der Selbst mord, welchen die Oberstenwiltwe Helene Knityaniu im Gefängnisse begangen baden soll, noch immer das Tages gespräch. E« gebt da« Gerückt, die mit der Untersuchung der Leiche bcanstragten Acrzt» bätle» erklärt, der Tod sei. wiewohl man die Leiche am Fenstergitter de» Gefängnisse» hangend gesunde», nicht durch Erhänge» cingetreten. Man hal-e vielmehr im Magen Spuren eines Gisles gesunden, da« die chemische Analyse noch nicht mit völliger Gewißtwit fest igten ließ. Man vermuthel aber die Vergiilnng sei mittelst Cli'vchnin bewirkt worden. — Die serbischen Opposition»- blät'er sprechen von einem „furchtbaren Gebeiiuniß" und serdern die Regierung aus. die Attentäterin Helene Marko witsch endlich vor die Geschworenen zu stelle». *Dcritalienischen KönigSsaniilie ist während ikre« Aufent haltes in Livorno ein kleiner Zwischenfall begegnet, dem man ansang« einige Bedeutung beiinessen wollte, der sich indeß schließlich al« sehr harmlos herausstelllc. Der König war mit seiner Gemahlin »nd dem Prinzen am Sonnabend Vormittag in Livorno eiiigetroffcn und von der Bevölkerung stürmisch empfangen worden. Er begab sich, von unansbörliche,, be geisterten Znruscn der 'Menge begleitet, nach der Schiff«- wersle der Gebrüder Orlando. Unterwegs näherte sich dem töiuglichen Wagen ein Mann — wie sich später ergab, ein erst kürzlich au« dem Irrenbause entlassener Lastträger und stadtbekannter 'Narr —, der einige »nzusan inenhäiigende Sätze redete und eine Störung verurmchte, infolge deren er von der Polizei entfernt weiden »inßle. Die königliche Familie setzte daraus ihren Weg fort und wohnte dein Stapcllauj de« Panzerschiffes Lepanlo bei. Nachmittag« kehrte daS Königs- paar mit dem Prinzen nach Rom zurück. In Livorno ver mochte der Zwischenfall die Freute der Bevölkerung „ich! zu stören. Die Stadt wie die Schissswcrjle waren Abend« festlich beleuchtet. * Wie au« Nom berichtet wirb, beabsichtigt der italienische Hof, wenn die anderen Herrscherhäuser sick durch Mitglieder tcne'.bcn bei der Krönung vertreten lassen sollten. gleichfalls einen italienischen Prinzen zur Beglückwünsch»» - des Zaren zn entsenden. s,ir welche» Fall der Herzog vcn Aosta a,S der jenige bez^iönel wird, welchen die Wahl treffen türile. * Der Freiheitsdrang der Pariser hat am Sonntag, al« am Jahrestage de« CvlNinune-Anisl'wdeS. seinen Aus,reg ge sucht — uno gesunden. Freilich nickt i» dem Raiisihe eine« wüsten AailatiottSstnrmcö, sondern im friedlich stille» Genüsse der idyllischen Umgebung der Hauptstadt, zu deren Belnche da« prachtvolle FrühlingSwetter Tausende und Abertausende von Ciloycn« »no CiloycnneS hinauSgrlockt. Ti» vereinzelt anitaucheude» Demo»stration«sa»atcker spielten vor leere« 'tanken. Nickt a»der« ging e« in den Departement« zu. EtwaS scbr spät, nämlich am Abend, also nach vollständig verfehltem Effect, gab ter Bürger Iosfrin vor in irgend einem obseurcn Vorstadtsaale versammelte» Kriegsvolk die Parole auS. nicht zu demonstriren. sondern weiter zu agitiren. Letztere« wird wohl a»ch geschehen, und die Regierung könnte e« ruhig geschehen lasse», wenn sie nicht selbil den Schein vermeiden möchte, al» sähe sie dem anarchistischen Treiben durch die Finger. Den» daß die Damen Louise Michel, Paula Minck, Mlle. d'Erlineonrt und ihr» männlichen Schlcvplräger den Bestand de« Staate« in ernstliche Gefahr bringen konnten, glaubt heutigen Tage« kein verständiger 'Mensch. DaS Nervrnlnstcin de» französischen Volke« scheint sich thalkächl'ch geb sserl zu baden, e« reagirt nicht incdr auf die gen ebulen Äujstachelungen — und die wobltl'ätigen Folgen dieser Besserung kommen indirect auch anderen Leuten zu Gute, welche »ick!« lieber wünschen, al« in» den Franzosen wieder einen leidlich eriräglichen ino.In<> rivennli berzustellcn» wenn letzt.-:« sich nur irgenv wie trai'abel erwe fen.
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