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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188207128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820712
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820712
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-12
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.07.1882
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W^WWW Erfchytut täglich früh 6»/, Uhr. Urt«rti«« >ut Lr»rdUi>» JohaimeSgasi» SS. SPrrchÜNii-r» der Leösrti««: vormttr-g« 10—1» Uhr. Nachmittag« b—S Uhr. , «.»»IcMM ««»»sich »» «.» Ann«»«r »er für »ie «ächstl«l,en»e Nu»«er »eftt»«te« Jnirrnte an M»chnlt«,r« »i» » Nhr RachmittaaS, an r«»n»»»» -estta,en früh ti»Nhr. Z» de» /Malen fiir 3ns.-A»nahme: Ott» Me««, UniverStätSstraße 81, LantS Lösche« Aatharineaftrase 18, ». »nr »ls Uhr. ttmigtrEagcblall Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. ^?1S3. Auflage L7SQV. Advnnrmrntsprns viertelt. 4'/, Mll^ inkl. Brmgerlodn 5 Mk. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexcinviar 10 Pi. Gebühren iür Lxrrabeilagen ohne Postbciörderung 39 Mk. «tt Ooslbeiorüerung 48 Mk. Inserate sgejpaltene Petitzeile SO Pf. Gröbere Schriften laut unserem Prer«. Verzeichnis- Tabellarischer Sap nacn höherem Tarif. Uerlamen nnter den Xrüactionsiirich die Svaltzeile 50 Pf. Juierate sind stei- an die trrpedttiMi za seaoe». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasauiiisramia oder durch Post- aachiiahme. Mittwoch den 12. Juli 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Velkauntmlnhung. Ruf dem Herr» AmlSziminerinelster Handwerck gehörigen Zimmerplatze, Carolinenstraße IS. sollen AL Stück auSrangirte Me-badea Donnerstag, den 2«. d. M. Vormittag» 10 Uhr. vorbehältlich der Auswahl unter den Licitanten, sowie jeder ander« Entschließung und unter den im Termine bekannt zu machenden sonstigen Bedingungen öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 6. Juli 1852. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Stoß. Vekanntmachuilg. Wegen Sinlegung der Pservedahugletie wird die StraH« an der 1 Bürgerschule von der Grimmaischen dir zur UniversitätSstraße vom Dicn-tag, den 1l. dieses Monats an aus die Dauer der Arbeiten für de» du»chgehende« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 8. Juli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg«. Harrwitz. Die Herstellung dcS macadamlsirten Untergrundes der LöSniger Straße und eines ThrilS der Körnerstraßc soll mit ten erforderlichen Erdarbeiteu au einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Berwattung, Rathbau- Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingesehcn resp. entnommen werben. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Macadamisirung der Ltöruerstrahe re." versehen ebendaselbst uttb zwar bis zum 18. Juli d. I., RachmtttagS S Uhr einzureichen. Leipzig, den S. Juli 1882. DeS Rath« dev Stadt Leipzig Stratzeubau.Dep»tattoa. Da« für die ledige Ernestine Zimmern,««» a»S Uatermtzschka dom »emei» de Vorstand zu Lanitz unterm 31. December 1874 aus- gestellte Dienstbuch ist abhandengelomme». Da« Buch ist im Auf- find»»gSsalle an uns abzugeben. Leipzig, den 10. Juli 1882. La« Pslizct-Amt »er Stadt Leipzig. Richter. H. Bekanntmachung. Die auf da« Winterhalbjahr 1882,88 für da« Königlich« Amt«, gericht hier zu liefernden 4SOO Ltr. circa guter schlackenfreier VechftückkOtzl«, 1000 Ltr. circa böhmischer Vraunkahle. beste Qualität, sind unter den bei der Unterzeichneten Lasseustellr cinzuseheudrn Be diaanngen zu vergeben. Angebot« find bi ss. diese« Monat» schriftlich auher eiuzureichen. Auswahl unter de» Offerenten bleibt Vorbehalten. Leipzig, den 10. Juli 1862. Hauptspsrtklcaffen-Verwaltnng im Königlichen Amtsgericht dafeldft, Zimmer 10«. Beschluß. In dem Loncur» über da« Vermögen der Wittwe Ananftln md deren Sohne« Ltta A»g«sttn in Wehlitz wird aus Antrag de- Verwalter» eine »läubigerversammlung behus« Beschlußfassung über eiu» weitere, den Grmeinschuldner« zu gewährend« Unter- snitzung zusammenberufen und hierzu Dermin aus de» SS. Juli er. v«r«tttagS 11 Uhr inberaumt. Schkeuditz, de» 7. Juli 1882. Königliche« Amtggericht (gez.) Rothe. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 12. Juli 1882. Nach der Ablehnung deS Tabakmonopols ist eine Er- Höhung der Branntweinsteuer aus- Neue Gegenstand der Erörterung geworden. Die Eonservative« sind bekannt lich bi« aus wenige Ausnahmen Gegner einer stärkeren Be steuerung deS Spiritus; sie befürworten eine Besteuerung de» Trinkdranntwein« at» einzig richtige Verzehrungssteuer. Die selbe soll in Form einer ReichSschankstcuer eryoben werden. E« ist aber bezeichnend, Laß ,n dem Augenblicke, da a» Seiten der Regierung mit dieser Borlag« Ernst gemacht zu werden scheint, die conservaliven Blätter sofort «inwenden, daß auch eine solche Verzehrungssteuer nur unter der Be- dingung anderweitiger Erleichterungen der „Laudwirthschaft" wcrde zugelassen werden können. Während in conservaliven Kreisen und von reactionairen Handwerkern der Einführung obligatorischer Innungen noch immer da» Wort geredet wird, ist. gutem vernehmen nach, in maßgebenden Kreisen keine Stim mung für ein« derartige Einrichtung vorhanden. Man nimmt dort a», daß sie in heutiger Zeit Nicht zu ballen sei. und will die Lraebniff« der im vorigen Jahre durch Reichsgesetz vor geschriebenen JnaungSordnung abwarten. ehe man sich au weiten Versuche emläßt. Desgleichen haben die gegen den Impfzwang gerichteten Strebungen aus einen Ersolg vor erst mcht zu rechnen. Dem Vernehmen nach ist da- Befinden Ge. k. Hoheit de« Prinzen Karl ein fortdauernd günstige». Professor Ist. von Langrnbeck wurde telegraphisch nach Kassel berufen, um mit den den Prinzen behandelnden Aerzlen zu berathen u»d di« Entscheidung z« treffen, ob eine Uebersuhrnng be hoben Kranken nach Schloß WilhelmSböb« oder Glien ecke wobt thnnlich wäre, ohne daß für den Gesundheitszustand de» Prinzen Racktheile erwachsen. Herr Regierungspräsident Tirdemann in Bromberg ist von einem schweren Unfall betroffen worden. Er wohnte dem Wettrennen de» Poscner Herren-Neiter Verein» auf der ! ireiSrichterlribüne bei, und diese leicht gebaute Tribüne, welche mit etwa 30 Personen belastet war. brach zusammen. Herr Tiedemann erlitt einen Knöchcltruck am rechten Bein, während mehrere andere Personen mit leichten Contusionen davon kamen und ein Herr v. AlvenSleden (Ostrometzko) von einer Erschütterung dcü Rückenmarks betroffen wurde. Bei seiner Anwesenheit in Eydlkuhnen wurde der Minister v. Pultkain er auch vo» dem Evmitü für die aus Rußland auSwandernden Juden begrüßt. Der Vor- itzcnde deS Comito» hob bervor, daß sich dasselbe auflvsen werde, weil sonst der Zndrang der ärmere» Juden aus Rußland nicht aufhvren werde, indem alle Ankommenden unterstützt sein wollten. Der Minister äußerte den Wunsch, daß sich da« ComitS noch nicht auslösen möge, da er mit dem auswärtigen Amte über diese Angelegenheit noch in Verhandlungen treten wolle. Der Abg. Windthorst, welcher nach Annahme de» kirchcnpolitischcn Gesetzes in der letzten LandtagSsession aus die Beralhung seiner Anträge aus Straflosigkeit de» un befugten MesselesenS und Sacranientspendens, sowie auf Aus hebung deS SperrgesctzeS verzichtete, beabsichtigt, wie man bei der gegenwärtigen gespannten Lage bekannt werde» läßt, in der nächsten Sessirn darauf zurückzukoinmcn. ES steht Dies offenbar im Zusammenhänge init der Ankündigung der „Ger mania", man werde unter Uiiiständcn die Lösung der Wirren lediglich auf dem parlamentarischen Wege suchen. Ueber die neueste Kriegserklärung der ultra montanen Presse gegen die Regierung und die Conservaliven sprechen sich die Blätter der letzteren reckt zahm nnd schonend auS. Die „Krcuzzeitung" bezweifelt, daß die erregte drohende Sprache der ullramonlancn Blätter die ossicielle Ansicht der CentrumSxartei sei; sie hält die maß gebenden Persönlichkeiten dieser Partei doch für zu conservativ, atS daß sic fähig sein sollten, sich au» reinem Pessimismus dem Radikalismus in die Arme zu Wersen, und stellt den Uttramontancn vor, daß sic aus dem Gebiete der Kirchcn- und Schulpolitik von den Conservaliven jedenfalls mehr zu erwarten hätten, als von der FortschrittSvartei. Wenn da« Ccntrum wieder zn einer grundsätzlichenOppositionSpartei werden würde, so würde sich gegen eine solche im Princip regienmgSscmd- liche Partei mit Nothwendigkeil im evangelischen Theile de» deutschen Volke» eine Reaktion geltend machen, der auch die Con- servativen allerSchaltir ungen sich nicht würden entgegen stellen können und wollen. Der Fehdehandschuh wird also recht vorsichtig und mit dem unverkennbaren Wunsche, daß c» nicht so böse und ernst gemeint sei, ausgenommen. UnS scheint, unter den Ultramontanen wird mehr und mchr ein längst bestehender GährungSproces; z»m offenen Ausbruch kommen: die conservaliven und die radikale» Elemente in dieser Partei werden sich ihrer inncrn Verschiedenheit mehr und mehr bewußt werden, und auf die Dauer wird die Kirchensrage allein, so gewaltsam sie auch immer wieder in den Mittelpunkt der ganzen Politik gedrängt wird, die AuScinanderstrcbenden nicht zusamincnzuhalten vermöge»; der UltramontaniSmuS wird sich vor die Entscheidung gestellt sehen, ob reactionair oder radical. Eine Vorlage an das preußische Abgeordnetenhaus, be treffend die Kosten de» ZollanschtusseS der Stadt Altona, dürste nach verläßlichen Mittheilungen in der nächsten Session so wenig wie in der letzten lsession nach Fertigstellung deS bezüglichen ReichSgcsctzeS zu erwarten sei». Man darf annehmen, daß diese Frage ossinell bis dahin vertagt bleibt, wo der Hamburger Zollanschluß unmittelbar vor seiner Verwirklichung steht, und eine Beschleunigung der localen Altonaer Angelegenheit scheint in der Thal uw so weniger geboten, als für die Schwesterstadt Hamburg keine besonderen Freihafen-Anlage» in Aussicht genommen sind, der Seeverkehr Altonas vielmehr vollständig auf das in Hamburg zu schaffende Freihascu-Ouartier angewiesen bleiben wird. Diese Entschlüsse der preußischen Regierung sind wohl vorzugsweise aus Herrn Bitter zurückzusühren. der den Altonacrn ganz und gar nicht freundlich gesinnt gewesen war. viel Erfolg wird sich die dortige Bürgerschaft denn auch nicht von der Petition versprechen können, mit der sie. wie ver lautet, eben jetzt an den neuen Finanzminister, Herrn Scholz, berangetreten ist. Sie bittet darin um Begünstigungen »ach Art derjenigen, die Hamburg einaeräumt worden sind ober in Zukunft eingeräumt werden sotten. Den Ultramontanen wird doch ein wenig bange vor den Folgen, welche die Abkehr der Regierung von der Eurie für den Gang der bevorstehenden Wählen und insonderheit für die Taktik der Conservaliven haben könnte. Sie fürchten, daß die Rechte den Fürsten BiSmarck dahin ver stehen möchte, eS sei im ZweiselSfalle ein Liberaler noch eher zu unterstützen, al- ein CentruniSmann. Die „Germania" bearbeitet deshalb die Conservaliven mit Hochdruck, indem sie ihnen verstellt, daß eS von ihrem Verhalten abhänge, ob die Herrschaft deS Protestantenvereins in der Kirche und die Simultanschule wieder in den Gesichtskreis kommen solle oder nicht. „Die rechte Consequenz", so wird dann emphatisch geschloffen, „wäre die Rückkehr de» Herrn vr. Falk in da- CultuSministeriuin." Da» sind Prophezeiungen, von denen man eS sich gern gefallen ließe, wenn sie wahr würden, die indessen leider so bald sich nicht erfüllen werken. Die Con- servativen aber müssen doch, wenn sie solch« Ausrufe an ihre Furchtsamkeit vernehmen, da» Gefühl haben, daß sie vom Centrum al» politisch« Kinder behandelt und gegängelt werden. Wenn ihnen diese Rolle gefällt und sie si<h in die selbe schicken, kann eS den Liberalen auch recht sein. Die Anzeige gegen den Deckofsicier Meiling wegen BerrathS von Papieren an die russische Regierung ist, wie da» „Kl. Journ." meldet, von einem wegen nihilistischer Um triebe flüchtigen Russen ausgegangen, welcher durck» diese Denunciation weniger dem Meiling Schaden zusügen, als vielmehr der Regierung seine- HeimathrcichcS und zunächst der Vertretung desselben in Berlin Verlegenheiten bereiten wollte. Obwohl sich der Angeber, als er seine Mittheilungen machte, selbst sehr zweifelhaft und verdächtig benahm, boten diese dennoch einige ganz bestimmte Handhaben zur Erhebung einer Anklage dar. so daß sogleich die Verhaftung de» Meiling und Vornahme einer Haussuchung bei Deinsrlben anaeortnrt werden mußte. Der Angeber, welcher sich nach der Ibat in Berlin nicht mehr recht sicher fühlte, hat sich bald darauf da« Leben genommen, wodurch natürlich seine wichtige Zeugen- schast au-sallen mußte. Selbstverständlich dürfen über taS Ergcbniß der nunmehr erfolgten Untersuchung der Lesjcnt lichkeit keine Mittheilungen gemacht werden, soll diese nicht ernstlich erschwert werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt cs sich weit weniger um einen wirklich gelungenen Verrat!', alS um da» durch eine vorläufig noch ziemlich ge ringe Summe (einige Tausend Mark) erkaufte Versprechen, einen solchen auSüvcn zu wollen. Die Papiere, welche Meiling dem russischen Agenten wirklich bereits in die Hände geliefert hatte, sollen von äußerst geringer Bedeutung sein. Sobald da» in naher Aussicht stehende Kriegsgericht über Meiling abgehaltcn und die Bestätigung de- UrtyeilS erfolgt sein wird, soll da» Ergcbniß desselben dem Publicum, soweit DicS nur angängig erscheint, bekannt gemacht werden. Die amtliche „Wiener Zeitung" veröffentlicht einen vom 29. vor. MlS. Vatirten Erlaß deS österreichischen Ministers für CultnS und Unterricht an den Statthalter von Böhmen und das Präsidium der theoretischen StaatSprüsnngS- commission in Prag, betreffend die Bestimmungen über Ab legung der theoretischen Staatsprüfungen in deutscher und böhmischer Sprache. Diese Verordnung über die Staats- prüsungSnorm für die Prager Universitäten kennzeichnet sich durch zwei Momente: zunächst dadurch, daß wohl die böhmischen Studenten zum Nachweise der Kenntniß der deutschen Sprache, nicht aber auch die deutschen Stu denten zuin Nachweise der Kenntniß der böhmischen Sprache verkalken werden, und weiter durch da» unverkennbare Be streben. die Einheit der beiden Universitäten möglichst zu wahre». Die StaatSprüsungScommission bleibt für beide Faculläten eine und dieselbe, und damit scheint die Gefahr beseitigt, daß sie zum Werkzeuge nationaler Aus schreitungen werden könnte. Einem jeden Candidaten, an welcher Universität er auch eingeschrieben war, steht eS frei, die Prüfung entweder auSschlieglich in deutscher Sprache abzulegcn, oder in deutscher und böhmischer. Prüfungen ausschließlich in böhmischer Sprache sind demnach unstatthaft. Bei der Prüsung in deutscher und böhmischer Sprache muß mindestens Ein Fach — nicht etwa ein Lebrgegcnstand oder ein Eollcaium — in deutscher Sprache abgelegt werden. AuS diesem Anlässe wird sodann eine Berechnung über die Kennt- niß der deutschen Sprache gesondert sestgestellt werden, und zwar durch sämmtliche Mitglieder der Eommission, bei welcher demnach ein nationales Element kaum ein Ucbergewicht haben kann. So lang« diese Commission den Nachweis der Sen'Oniß der deutschen Sprache nicht für erbracht erachtet, ist die'Staatsprüfung nicht für abgelegt cmzusehe», und ebenso muß bei jedem Rigorosum m gleicher Weise die Kenntniß der deutschen Sprache darqethan werden, wenn ein solches eine gleiche Wirkung wie die Staatsprüfung besitzen soll. Die czechischen Blätter sind damit nicht einverstanden, sondern «.'puschen, daß auch die deutschen UniversitätShörer verpflichtet werde», wenigstens auS Einem Fache die theoretische Staat» prüsung in czechiscbcr Spracke abzulegcn. Mit dieser For derung schließt auch eine der „Politik" aus „czechischen Juristenkreiien" zugekonimene Zuschrift, an welche sich aller dings die Mahnung schließt: „Vergessen wir aber in dem Unwillen über das nicht erlangte Beste und Gerechteste doch nicht ganz taS im Vergleiche mit dem bisher Bestandenen nun neu geschaffene Bessere und Gerechtere!" In voriger Woche bat die dänische KönigS- amilic, der König, die Königin, der Kronprinz und die ronprinzessin, eine Fahrt durch die Insel Fünen gemacht und tausendfache Beweise von der Anhänglichkeit der Be völkerung, namentlich der bäuerlichen, empfangen. Am 5. dS. stellten >>ch in Odense einige tausend Bauern vor, die ein Lied sangen und dann eine Adresse überreichten, die der König in seiner Dankrede mit ten Worten beantwortete, eS sei seur fester Wille, die Reckte deS Volke» zu schirmen, wes halb er wiederholen wolle, wa» er bereits vor Jahren aus gesprochen habe, daß er ein freier König über ein freies Volk sein wolle. Tie Bauern und die anwesende Volksmenge beantworteten diese königlichen Worte mit jubelndem Hurrahrusen. In der Thal darf man wohl darin den Leitstern der ganzen Politik deS Königs sehen. ES wirb eben darin von Neuem das Princip freier Uebereinkunst, wie eS in der Versaffnng liegt, hervorgehoben und sestgehatten und zugleich mittelbar verkündet, daß keinerlei Zwang oder Vergewaltigung, komme sie von welcher Seite sie wolle, je Platz greisen dürfe. Die Haltung der französischen Regierung in der egyptischen Frage ist noch immer nicht ganz klar. Auch die Erklärungen, die Frevcinel neuerdings in der Deputirten- kammer abgegeben, sind eher geeignet, die Absichten der französischen Politik zu vertusche», al» sie auszuhellen. Da» Eine scheint indeß au» diesen Erklärungen hervorzugeken, daß der Ministerpräsident den Augenblick zu einem Eingreifen von Seiten Frankreichs noch nicht für gekommen hält. Freycinet bemerkte, er habe den Muth, seine Meinung zu bekennen, und würde eS offen sagen, wenn er ein Einschreiten für nothwendig kalte. Für den Augenblick aber handle e- sich um nichts derartige«, sondern nur um Vorsichtsmaß. regeln; wenn e» Zeit zum Handeln sei, werde DicS nicht geschehen ohne die vorher eingcholte Zustimmung de« Parla ments. In den der Regierung nahe stehenden Blättern wird diese Andeutung noch dahin ergänzt, daß da» Cabinet noch immer entschlossen sei, dem Parlament ein Einschreiten nur dann vorzuschlagen, wenn dasselbe von der Billigung der Mächte getragen und mit dem Charakter eines Gcsammt Auftrages bekleidet sein würde. Die »ach der Abstimmung de» englischen NnterbauseS am Freilag befürchtete Minist erkri'si» ist als beseitigt anzuseheu. Die Bemühungen der Anhänger Gladstone'S werden kaum erforderlich aewesen sein, um Diesen von einem Rücktritt znrUck^uhalten. Die Frage wegen der Besugniß zu Haussuchungen in Irland ist an sich nicht für wichtig genug gehalten worden, um einen solchen Schritt zu rechtfertigen Herrn Gladstone wäre sicher der Vorwurf nicht erspart ge blieben. baß er absichtlich nach einem Grund« gesucht hätte, um sich kleinmüthig den gewachsenen Schwierigkeiten zu entziehen. Berliner. Wiener und Frankfurter Blätter enthalte« ein« Reihe auffälliger Petersburger Nachrichten, die jenen Zeitungen aus telegraphischem Wege, rum Theil indirect, rugegangen sind. Danach soll der Zar oesohlen haben, sein sämmtliche» mobile» persönliche» und Familienvermögen nach dem Ausland in Sicherheit zu bringen. Di« Aristokratie soll mit Rücksicht aus die aufgeregte Stimmung in den Provinzen und die wankende Zuverlässigkeit der Armee und Manne durck- gesctzt haben, daß die Krönung beschleunigt wird, und rö soll für dieselbe in der Petersburger Kasan-Kathedrale oder der Iseterkoser Sckloßkirche (nach anderen Berichten in Kostroma) Alle- im Geheimen vorhcrcitel werten, lieber die Ausbreitung der nihilistischen Propaganda seien Kaiser, Hof, Gerichte und Regierung jörmtich erschrocken. Wiederum seien mehrere Sce- Osstciere verhaftet worden: eine Anzahl Mitglieder der heiligen Druschina wurden als Nihilisten entlarvt. Die Vorsichts maßregeln in Petcrhos wurden verzehnfacht. Die Nihilisten anbten an den Großfürsten Wladimir ein TvdcSurlhcil. Unter der Bühne des Theater» in Peterlws wurde ein ver dächtiger Mensch verhaftet, der muthmaßtick AtlentatSptänc auSsüurcn wollte. Ein von den Terroristen geworbener Ofenheizer wurde im Schloß zu Gatschina arrclirt. Tie täglichen FcuerSbrünste in Moskau sind nachweislich auf terroristischen Ursprung zurückzusühren. Aufrührerische Prokla mationen wurden an der Generalstabö-Akademic angeklcbt. Anderweitigen Berichten zufolge soll der Kaiser unter der iZorauSsetzung, daß daS Wochenbett der Kaiserin glücklich verläuft und die Kaiserin sich bald wieder kräftigt, den 12. September als KrönungSlag bestimmt haben. Rußland betrauert in dem General Skobeless den Verlust eine- „National-Helkcn", von dessen Fetdherrnkunst und unüberwindlicher Tapferkeit man noch Großes erhoffte. Je düsterer die Lage dort ist. je mehr eS an Männern fehlt, an welche die Hoffnungen der Bevölkerung sich knüpsen könnten, um so empfindlicher trifft der Vertust deS Einen, der jeden- allS den Russen Achtung abzugewinnen wußte und ihnen offenbar in weiten Kreisen eine Art von Ideal verkörperte, an dem sie ihr gesunkene« Vertrauen wieder auszurichlen ver mochten. Die russischen Zeitungen feiern Vaü Andenken des Generals i» schwungvollen Worten. Der in deutscher Sprache erscheinende und von deutschen Nedacleuren geleitete „Petersburger Herold" hat sogar seinem Schmerz« über den Vertust deS seine Abneigung gegen Deutschland und namentlich die russischen Deutschen niemals verleugnenden General» den derrvlesten Ausdruck zu geben für gut befunden, indem er die Todesanzeige mit einem breiten Trauerrand umgeben hat, während russische Blätter, die „Nowoje Wremja" auSgenominc», von einer so auffälligen Traurrkundgebung Abstand genommen haben. Am lautesten geben ihrer Klage um den General die Organe der Panslavisten Ausdruck, zu deren Stimmführer sich Skobelesf m seinen berusenen Reden gemacht hatte. Nach dem Pariser „GauloiS" hat sich übri- zenS General Ckobelefs selbst mit Digitatin vergiftet, um der ihm drohenden Schände zu entgehen in Folge gewisser Ent- hüllungen. welche seine Verwickelung in nihilistische Umtriebe beweisen sollen. Auch Ignatieff und die meisten panslavi- Uschcn Führer seien bei dieser Geschichte mit belbciligt. Man mache in der russischen osficicllen Welt alle Anstren gungen. diese traurige Wahrheit zu verbergen, da sie immrr- bin eine der militairischen Berübmtheitcn Rußlands betreffe. Die Richtigkeit der ganzen Meldung ist freilich noch sehr zweifelhaft. AuS Konstantinopel vom S. Juli Abends wird ge meldet: Deutschland soll dem Sultan den Rath ertheilt baden, an der Eonserenz theilzunchmen; die Psorte schwankt; sie erließ ein neues Rundschreiben, worin sie die Weiter- sührung der Besestignngen zu Alerandrien leugnet und er klärt, die Gelegenheit zu einer Einmischung ihrerseits sei vorüber; der Sultan beklagt außerdem daS Auftreten der Großmächte. Bon einem in Egypten lebenden Franzosen erhält daS Journal deS DsbatS" unterm 25. Juni einen auSsiihrlichen Bericht der dortigen Zustände. Der Gewährsmann deS Blattes behauptet, daß Arabi Pascha und sein Anhang sich über die Unzuverlässigkeit der egyptischen Armee seiner Täuschung hingeben, und daß sie deshalb kaum an einen ernstlichen Widerstand denken würden. Im Falle der Landung europäischer Truppen sei Arabi'S Plan, sich mit seinen Getreuen in die Citadelle von Kairo zurück zuziehen, wo bereits Wohnungen für sie und ihre Frauen hergcrichtet wurden. Höchsten» würden sie ans dem Wege nach Alexandria einige Tausend Mann Truppen zurücklaffcn, die zum Schein beauftragt wären, eine Schlacht z» liefern, aber vollkommen entschlossen seien, beim ersten Stoß zu fliehen. Ob dieser Plan deS Rückzugs in die Cita« belle von Kairo ernst, sei schwer zu entscheiden, aber Arabi und seine Freunde sprechen stet» davon. Einer der Haupt- sichrer sagte den» Gewährsmann de» „I. de« DöbatS" dieser Tage: „Ich fühle wohl, baß Alles verloren ist, daß wir unS getäuscht haben, daß c» unmöglich ist, diese« Land zu befreie», daß Europa sich wieder seiner bemächtigen wird: aber im letzten Augenblick werden wir als Ver zweifelte handeln." Gefragt, wa» er unter dem „als Verzweifelte bandeln" versiehe, antwortete er, daß Arabi und die Seinigen von der Citadelle aus Kairo dom- bardiren würden, während die Beduinen eS plünderten. (!!) Ein solches Bombardement Kairo», schreibt der Bericht erstatter, hätte aber gar keinen Sinn, da ja keine Europäer mehr dort wären; nach reiflicher Ueberlegung würden Arabi nnd seine Freunde eS wohl für klüger ballen, welche Absicht man ihnen auch znschreibe, zu Pferde in die Wüsie fliehen und dort eine Zuflucht vor der ihnen drohenden Strafe zu suchen. Ein Plünderung durch die Beduinen wäre aber weniger unwahrscheinlich. Die Beduinen machen keine ge meinschaftliche Sache mit Arabi, im Gegentbeil verabscheuen und Haffen sie ihn alS Fellah, d. h. als Abkömmling einer untergeordneten Rare; sie fürchten ihn aber al» Herrn, denn er bat die Unklugheit begangen, zu versuchen, ihnen ihre Ländereien zu nehmen und ibre Privilegien zu rauben. Die Beduinen haben dem Khedlve angebolcn, auf sein Geheiß ihm den Kops Arabi'S vor die Füße zu legen; aber der Khedive habe den Befehl nicht zu geben gewagt, weil dann die Beduinen sich jedenfalls berechtigt geglaubt hätten, alS Lohn für ibre Miike die Stadt ein bischen zu plündern, wobei natürlich die Europäer als die reichsten am schlechteste» iveggekommen wären. Tewfik, der seine Pflichten gegenüber Europa so treu anerkenne, habe die Verant wortung einer solchen Plünderung nicht auf sich nehmen wollen, ebensowenig Derwisch Pascha, dem die Beduinen das selbe Anerbieten machten. Dir wirthschastliche Lage Egypten» gestaltet fick mit jedem Tage trostloser. Die reiche Ernte verfault aus den Feldern, da sie selbst zu einem Drittthcil deS gewohnte» Preise- nicht anbringlich ist, und alle Culluren stecken, weil den Eingeborenen die kleinen Vorschüsse fehlen, die sie von Europäern und Banken zum Ankäufe des Samens, zum Anbau, sowie zur Anschaffung der Kohle« für die Bcwäffm
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