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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188207111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-11
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. . Uk-allion und Lrprditio» Iohanuesgaffe 33. Sprkchüuiidrn der Lrdarliolu Bormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag» 3—6 Uhr. ^ fflk ti« V!-,uN«rirt» w«cht ßch d« »«»,«>«« N-»I »<r»>udUch. Annahme der für die nächstsolgende Niiuiiner bestimmten Inserate an Wocheulaac» bi» .1 Uhr Nachmittag», an La»»- »»S Festtage» iruht»»'/,t> Uhr 3l> den Filiale» für Ins.-Änualune: ktta Klemui, Ilniverlitätsftraßr 21, 1'ouiS Lösche, Katharinenstrase 18, p. »ur bis '„3 Uhr. Auflage L7,8tt» ^bonnemriitsprkls viertelt. 4'/» LIK-, incl. Bringerlolm 5 Mk.. durch dir Post bezogen 6 Mk. Jrve einzelne Nummer 25 Pf. Lelegerempar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ohne Poftbciörüeriing 8!» Ml. Mit Postbeiörberung 18 Mk. Ziisrrnte 6gespalteiie Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften lau« unfereni Prcis- ver.,e>chnib. Tibellarischcr Sap naai höhere!» Tarif. Urrlamen unter öru tteLactiolisiIrich die Svaltzeile 50 Pf. Inierate fiud stcis au die hixlicSiliaii zu icaden. — Rabatt wird incht gegeoeu. Zahlung praeuumi-r.riiu» oder durq Post» aacyliahine. 1i>2. Amtlicher Theil. Delmnntmachung. Die Zinsen der Frcge'srken Stiftung zur Belohnung treuer und unbescholtener Dienstboten, welche mindestens 20 Jahre hindurch bei einer oder doch nur bei zwei Herrschaften in hiesiger Stadt im Dienste gestanden haben, sind am 30. August d. I. in Betrügen von mindestens 30 »6 zu derlbeilen. Empfangsberechtigt sind mrr wirkliche Dienstboten, d. h. solche, welche zur ausschließlichen Leistung häuslicher Dienste gedungen sind und bei der Dienstherrschaft Wohnung und Kost haben. Bewerbungen sind bi- zum 29. Juli cr. unter Beifügung von Zeugnissen der Dienstberrschasten bei un» anzubringrn. Spatere Anmeldungen, sowie Bewerbungen von Dienstboten, welche au« obiger Stiftung bereits einmal belohnt worden sind, können nicht berücksichiigt werden. Leipzig, am 7. Juli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. VrkanlitniachlUlg. Wegen Einlegung der Pserbebahngleife wird die Straße an der l. Bürgerschule von der Griinniaischen bis zur UnivcrsitätSstraße vom DicnStag, den 11. diese« Monats an aus die Dauer der Arbeiten für dea durchgehende» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 6. Juli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Vclianntmachung. Beim hiesigen Stadtorchestcr. welches oen Dienst in Kirche, GewandhauSconcort und dem Stadttheater zu versehen hat. kommt die mit Anspruch ans Mitgliedschaft bei dem hier destcbenken Orchester - PensionssondS verbundene Stelle de« »weiten ConccrtmeisterS für I. Violine Ente Sep tember dS. IS. zu Erledigung und es soll dieselbe mit einem JahreSgchalt vou 5000 vom 1. Oktober ». o. ab ander weit besetzt Werden. Geeignete Bewerber iverden gebeten, ihre Gesuche um diese Stelle bi« spätesten« den IS. August dS. IS. bei «n» einzurcichen. , Leipzig, den 7. Juli >842. ^ Der Rath der Stadt Leipzig, vr. Georgi, Oberbürgermeister. Wilisch.Ass. Mamilmachung. In der Aula de« Universitätü-ÄebäuvcS sind gegenwärtig die Concurrenz-Entwürfe für einen aus dem AugustuSplatz in Leipzig zu errichtenden inonumentalrn Bruuaea össent- sich ausgestellt. Zutritt unentgeltlich (vou Vormittag« V,11 Uhr di« 3 Uhr Nachmittags). Die Ausstellung wird am 1v. Juli geschloffen Werden. Leipzig, den 10. Juli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Trvndlin. Harrwitz. Vtkannlumchung. Im Monat Juni diese« Jahre» guigen beim Armen» Amte ein a. an Vermächtnissen: rooo von dem am 22. Mai tu o. verstorbenen Herrn Robert Berndt durch Herrn Justizrath Bär Winkel, I». an Geschenken: als Vergleichszahlung in Sachen 8. LA. durch Herrn Necktsanwalt Julius Berger, als Bergleich-zahiung in einer Jnjuricnklagsachc von Herrn Heinrich Lorenz in Großzschocher, »lS Sühne iu Sachen bl./X. k/rr». 15 15 durch Herrn Friedensrichter Conrad W/L. AM. c./o. X/81. IV «eb. H ^ ' durch Herrn Friedensrichter > /b» ) ^ 2auck non. bi. LlU. 7!. li. bi./>V. bl. 3. 6. 8/6. ?. O./b'. L. 6b. 8./D. ä.. durch Herrn Friedensrichter V. Nagel. 3172 .« Leipzig, den 7. Juli 1882. DaS Armen Amt. L n d w ig - 20 ot s. Lange. eonncuiitr. Die nach Z. 3 unter d. und c. des hiesigen Steuerrcgnkativ« vom 13. R>>r!l 18-iz normirte» Steueriatze sind ausBej-bluß de« Gemeinde ratbea mit Genchmiginig der Aussichiebchörde je nm die Halste ermäßigt worLcu u»d zivar für die unter ß. 3 e. gedachten Per sone» deshalb, weil die Dauer für deren hiesigen Ausemhalt bei der Besteuerung nicht in Betracht kommt. Connewitz, den 10. Juli 1882. Ter GemetnSevoritaiiV. Eulenstein. Polrnilttion. sykittwoch, den 12. Juli sollen von Rach mittags »1 Uhr an ii» Forstreviere Connewitz, Abth. 29 a und 3l ca. 800 Hansen klein gemachtes Stockkol; nnlcr den im Termine öffentlich anShängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend drrkanst werden. Zusammenkunft: auf dem Hol,schlage in der Conne tritzer Linie unterhalb der schwarze» Brücke. Leipzig, am 28. Juni 1882. D«S RathS Forst-eputatlo«. Dienstag den 11. Juli 1882. 76« II - - - !! l-EII, I», Me ! —' DtsrnnttlMiilllilüg. Wegen deS Umbaues der Sck'attoraiikagen bleibt bei dem Postamte Rr. 2 (am Dresdener Bahnhosc) hier- setbst die Annahmestelle ,ür Packete in der Zeit vom >0. bi« mit 3l. Juli geschlossen. Leipzig, den 8. Jnii 1882. Der Kaiserliche Hberpvstdireetor. Waller. Slrbßahls-Vcl.anl'.!malj)nng. Gestohlen wurden allbier erstatteter Anreige zufolge: 1) ein schwarzer Tophatrppich, in der Milte mit drei gelben und rothen Sternen, aus einer Wohnung in Nr. 24 der Reichsstraße, vor circa drei Wochen; 2) eine schwachgliederige goldene llhrkette, a» beiden Enden mit verschlungenen Händen, au« einer Wohnung in Nr. 53 der Frank- ürler Straße, zu derselbe» Zeit; 3) ei» blonder Haarzops, circa einen halbe» Meter lang, aus einer Schlafstube in Nr. 31 der Querstraße, innerhalb der letzten 14 Tage; 4) drei Meter dunkelblauer klainnigarnstosf, au« einer Woh nung in Nr. 16 der Neichsstraße, i» der Zeit vom 25. bis 20. v. Mts.; 5) eia Mann-Srock von dunkelblauem Kannngarnstoff mit chwarzcm Wollatlassuitcr, im Henkel sowie in einer Leilentafche der Name ,,b. Zlarico", aus einem Vorsaal in Nr. 17 der Rosen thalgasse, i» der Zeit vom 29. vor. bis 6. d. MlS.; 6) einer desgleichen von schwarzem, niit roiken Fäden durch wirkten Diagonalstoff, einreihig, mit schwarzem Fuitcr, au« einer Wohnung i» Nr. 39 der Nicolaistraße am 30. vor. Mts.; 7) eine bnntgestrichenc hlictzkiNine, welche am Hause Albert- traße Nr. b als Aushängeschild angebracht gewesen, in der Nacht vom 1. zum 2. d. MtS.; 8) eine weißgraue, halbleinene Tischdecke, mit blauen Fäden durchwevt und mit grauen Fransen, ans einer Veranda im Hos- raume des Grundstücks Moritzstraßc Nr. 19, am 2. d. MtS. Abends; 9) ein schwarz- und weißgestreistes FrnuriikleiS von NaNun, mit drei Falbeln besetzt, ei» rbrusolchcS mit Paletot von dem- elben Zeug, ferner ein Frnnrnklrid von blau- und weißgestreistein Kattun, mit schrägen Streifen und mit PlissSe besetzt, eine weiße PiquS-Tailtk mit Stickerei, ein weißer Frinienntitrrrock mit ge- stickter Falbel, sowie ein Packet mit Frittieiikrngrn und MiNischrttr», ca. 4 Dutzend, mittelst Einbruchs aus einer Bodenkammer in Nr. 16 der Zeitzer Straße, in der Zeit vom 2. bis 5. d. Mts.; 10) eine kleine goldene Lgnicii-Etztiiidrrlihr mit geriester Rückseite und der Nr. 15,665, nebst schivarzwollener, mit schwarzen Perlen besetzter Schnur, in rothcm Etui, aus einer Woviiung in Nr. 6—8 der Dorotheeiistrahe, am 3. d. MtS. Vormittags; 11) ein goldener Ltrgrlrtug mit Goldplatte, daraus die Buch staben ck. II. eingravirt, au» einer Badezclle im Sophienbad, zur nämlick>e» Zeit; 12) zwei Kopfkissen mit rothen Inlcts und weißen Ncberjngen und ein Betttuch, gez. I'. k., aus einer Schlaikaminer im Hause dir. I? der Uscrstraße, am 4. d. MtS.; 13) drei wcißleinene Schürzen, ein weißer Barchentrock und drei Paar weiße, gemusterte, baumwollene Strnmpse, ans einer Wohnung in Nr. 4l der Zeitzer Straße, vom 4. bis 5. d. MlS.; 14) eia Sommer Urberzicher von duiikelgraiimelirtein Stoff, zweireihig, mit schwarzem WollatlaSsntier, zwei Seitentajchen und einer inneren rechten Brustlasche, au- einem Casü-Local in Nr. 27 der Pelcr-straße, am 5. d. Mts. Abends; 15) ein scliwarzledernes Portemonnaie mit gelbem Bügel, ent haltend ea. 13 ^l, in zwei Fünfmarkscheinen, zioei Einmarkstücken und kleiner Münze, ferner eine Zebnpskiinig-Brietinarte. sowie einen Laupau von einer Postanweisung, aus einem Ärbeitslocal iu Nr. 21 der Querstraße, am 7. l>. Mts. Nachm.; 16) eiu rbrnsolchrS mit weißem Bügel, enthaltend ca. 7 tu einem Zwei- und drei Einmarkstücken »ad kleiner Münze, ferner zwei Nhrschlüffrk, mittelst TaschrndirbstahlS aus dem Marktplatz, am 8. d. Mts. Vormittags; 17) ein ebrnsolcheS, aus der einen Seite mit Messingplättchen, mit den Buchstaben D. 14. grovirt, entbaliend 14 in Thaler-, Zwei- und Einmarkstücken, mittelst TaschciidirbstahlS aus dem Thoma«. kirchhos, am nämlichen Tage Abends; 18) eia neuer weißer Frauen-Strohhut, mit gelbseidenem Band «»«geputzt und mit einer Blume, vou einem Vcrkaussstaod aus dem Thomaskirchhof am nämlichen Tage Vormittags; 19) ein langer brauner Soiittnrr-Urberztrhrr, einreihig, mit schwarzem Wollatlassutter und hellgestreiftem Aermelintter, Schoß- laichen mit Patten, sowie zwei Brusttnschen, ans einem Restaurations- zimmer im Cas« Moltke, Nicolaistraße Nr. 54, an demselben Tage Nachmittags; 20) rin Lindrrkopfkisse» mit rothem Inlett, von einer Treppen- slur in Nr. 10 der Moritzstraße, an demselben Tage; 21) eine htklbsiiiuuir von LV 4l in zwei Kronen, auS einer Schlaskammer in Nr. 4L der Arndtstraße, in der Zeit vom 1. bis 8. d. MlS.; 22) ein Fraiienrock mit Taille von graumelirtem, geriestem Stoff, mit breiter Falbel und grauem, gelbgctnpstem Stoffbesab, vornherunter mit einer Reih« PerlniultcrknSpsen, aus einer Schlaf- kammcr in Nr. 23 der Blüchkrstraße, vom 8. biS 9. d. MtS.; 23) ein dunkelbraunieidener Nrgeiischirin, innen lila, imt dunklem Stab und Glocke, der Griff stellt einen geschnitzte» Armenierkops dar. im Innern des Schirmes und zwar am oberen Theile steht die Firma „Rvsenthal-Riga", auS einem Casä-Local iu Nr. 17 der Grimmaischea Straße, am 9. d. MtS. Nachmittags. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlene» Sache» oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Crimiual- Abt Heilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 10. Juli 1882. Tas Polizei-Amt brr Stadt Leipzig. Richter. luieschke. Nichtamtlicher Theil. Das illtrauiottlane Bombardement. Nach der nllramontancn Taktik soll der Cultnrkamp schleunigst zu Ende geführt werten durch eine Einschließung de« Staates von allen Seiten und ein damit verbundenes mächtiges Bombardement. Durch die ultramontan-confcrvalivc Majorität ist die Regierung in ihre letzte Festung zuriickgeworscn worden, nnd nun schicken die llltramcntanen — vielleicht schon zum Schrecken ihrer bekanntlich sehr kluge» Hilsstruppen, der Conscrvativen, die so Etwa- nicht ahnten—sich an, die Festung zu bombardiren, und drohen mit Sturm. . Da- ist die Ernte der eigenen Saat. Man hatte ans die Dankbarkeit der llitramontanen gerechnet, indem inan ihre Truppen verstärkte, nnd hat sie dadurch nur zn verschärftem Angriff bestimmt. In der Kölner Tiöcese werden allent halben Eingaben in Scene gesetzt, um den Herrn P. Melcher« nach Köln zurückzubcrnsen. Gleichzeitig erscheinen in allen ultramontanen Blättern, die „Gcrmania" voran, Hctzartikrl, m dencu die angeblich steigende Entrüstung de« katholischen Volke« geschildert und unter dein vorsichtigen Titel deS be kannten passive» Widerstandes mit Revolution gedroht wird. AIS selbstverständliche Voraussetzung wird dabei zn Grunde gelegt, daß der Staat verpflichtet sei. die abgesetztcn Bischöfe chlcnnigst und bedingungslos zurückzurufcn und so einiger maßen da« Unrecht zn sühnen, das cr an den katholischen Untcrthaiicn begangen habe. Die maßlos lügenhafte Entstellung der unter Aller Augen verlaufenen Ereignisse, die sich die ultramontanen Agitatoren hierbei zu Schulden kommen taffen, brauchen wir wohl nicht noch einmal auszudecken. Für heute wollen wir eine andere, weit verderblichere Lüge entlarven, mit der diese sauberen Patrioten in Berlin Effect zu machen glauben, weil man dort so wenig von dom ultramontanen Treiben weiß. Wir knüpsen dabei an einen neuen Hetzarlikct der „Germania" l.Rr. 294), angeblich au« den westlichen Provinzen, an. Wenn bicr gethan wird, als ob „das katholische Volk" kein höhere« Interesse kannte, at« nun auch die letzte Festung des preußischen Staate« gegen die römische Hierarchie zu nehme», so kann man darüber nur lache». Das höchste In teresse der Meisten besteht thatsächlich in ihrem Erwerbe. Wie daö Geschäft gebt, was eS sür eine Ernte giebl, Da« sind die Frage», um die der gewöhnliche Mann sich kümmert. Wie er seine Frau und seine Kinder ernährt und sich Sonn tags mit ihnen amiisirk, Tas interessirt ihn ganz anders, als ob Hr. Melchers demnächst seine Herrschsucht wieder in Köln besricdlgrn kann, während cr Dies jetzt nur unter Hinder nissen von jenseil der holländische» Grenze her zu thun im Stande ist. Man sehe und höre »ur das „kalh. Volk" Sonn tags an den in den Rhcinlanden so zahlreichen Vergnügungö- orlen, auf Kirmessen und Tanzmusiken, da lernt man seine Stimmung kenne», die Nichts mit den lügenhastcn Berichte» ullramontaner Zeitungsschreiber zu thun bat. Tie treiben ja auch nur ihr Geschäft, die ultramontane Hetzerei, von der sie leben. Da« Volk ist dieser Hetzerei sogar recht müde. Als Be weis dafür kan» man beispielsweise die Thalsache ansühre», daß das seil einem Jahrzehnt verhetzte Bonner Philislerium der Schimpfereien nnd Maßlosigkeiten der sog. „Deutschen Reichszeilnng" so überdrüssig ist, daß cS »ül Freuden zu der, reitich auch den Stantpnncl des Ecnlrums vcrlhcidigenden, aber weit maßvolleren und anständigeren neuen „Bonner Boikszeitung" greift. Wie sehnen sich aber in den westlichen Provinzen die älteren Lenke, die noch bessere kirchliche Zeilen erlebt haben, zurück nach de» alten friedlichen Zuständen, wo ie mit Freuden zur Kirche gingen, sich zu erbauen, während jetzt die Kirchen nur da zu sein scheinen zur Aufhetzung im Interesse der Geschäfte der Hierarchie. Aber die Geistlichen? Der erwähnte Artikel der „Germania" droht damit, tmß demnächst aller Ort« die Geistlichen iin Widerspruch zu den Maigcsctzcn zur Uebernalzmc der „Seel sorge" cvmmandirt werden und natürlich inil Freude Folge leisten würden. Manche würden schon folgen. Man weiß ja. wie es gemacht wird. Kein Bischof kan» unter seinen Geistlichen so verhaßt sein, wie es P. Melcher« war. Liber al» 1870 die UnschlbarkcitSadrcffe commanvirt wurde, mar- schirte Alle« mit ans seinen Beseht. Wir wissen, daß, al« ein paar Unterschriften vermißt wurden, Herr Melchers zorn entbrannt mit der Faust ans den Tisch schlug und ries: „Die sollen mir aber Farbe bekennen!" Run die Farbe wird auch jetzt wieder bekannt, da die Herren Geistliche» die Eingabe» an den König zu unterschreibe» haben, in denen sie ihren verbüßten P. Melchers zurückverlangen. Aber welchen Werth hat Das? Höchstens den der geistigen Entmannung und der Entsittlichung. Ob also Herr MetckerS von Holland her solche Eingaben coinmandirt mit den Unterschriften bedaucrnü- werther gebrochener Männer, die wahre Gesinnung sehr vieler aus Vieser Schaar tritt damit gar nicht zn Tage. Möge sich darum die preußische Regierung durch diese« wüste Treiben nicht einschlichter» taffen und ihre letzte Festung nicht überm den. die man machtlos mit Platzpatronen bvni- bardirt. Wüßte inan überhaupt an maßgebender Stelle, wie nichtig das »ttramoiitane Prahlen mit der religiösen lieber- Zeugung von so und so viel Tausenden ist, von denen die Meisten den ultramontane» Wahn verlachen. — die Negierung hätte sich manche Verlegenheit erspart. (C -Bl. d. D. V.) Leipzig, 11. Juli 1882. Die „Nene Preußische Zeitung" bringt soeben zwei Leit artikel: „Zur Steuerreform i» Preußen und im Reich", welche eine gute Aussicht ans den bedeutungsvollen Beginn einer Annäherung der beiden Parteien in Bezug aus diesen wichtigsten Pnnct der gegenwärtigen Tagesordnung unserer innere» Politik zu eröffnen scheinen. Das conservalive Blatt bekennt nnumwnnden, cS sei eine zwar unliebsame, aber doch nicht wegzuleugncnde Thatsache. — „daß die Stencrreformpläne des Reichskanzlers in den letzten drei Jahren keine Fortschritte gemacht und eher an Boden ver loren al« gewonnen haben. Ein so ausfälliger Umschwung, wie er seit den Reichstags- und Landtagswahlen im Jahre 1879 in der Stimmung der Bevölkerung eingetretrn, müsse tiefer liegende Ursachen haben." Da« ist rin Zugrständniß, welche» hoffen läßt, daß auch der Kanzler nunmehr bald zu der Ueberzcngung gelange» wird, etwa« Wasser in seinen Wein gießen nnd seine Stcuerresormpläne etwa« ermäßigen zn müssen. Es wird hoffentlich aus den Kanzler Eindruck machen und desgleichen Herr Scholz wird eS sich merken, wenn da« streng conservalive Blatt fcrlsährt: — „Wir, die wir von vorn herein sür die Rcsormpolitik deS Fürsten Bismarck eingetreten und dieser Fahne, trotz mancher Bedenken gegen die Eiiizclhcitci« der Stcucrprojecte, stets treu geblieben sind, glauben uns nicht kein Verdarbt« ausznsctzc», der weiteren Durchführung der Steuerreform Schwierigkeiten bereiten zu wolle», wenn wir c» lintcrnchmen. die Ursachen der bisherige» Mißerfolge zn untersuche,i „nd etwa be gangene Fehler rückhaltlos auszudeckcn". Zinn großen Kammer unserer Orthodoxen hat der Bun- dcrrath nicht, ehe er in die Ferien ging, den Antrag der Mecklenburg-strelitzsch-n Regierung ans Abänderung des NeicköcivilstandsgcsetzeS in einem für die Petenten günstigen Sinne zur Erledigung gebracht. Er bat zwar keine direkte Ablehnung »»«gesprochen, aber die Vertagung an »»bestimmte Zeit war auch eine nicht niißzilvcrstehcnde Ant wort. ES dürste nicht allgemein bekannt sei», daß unter dcn Petitionen sür Beibehaltung der Civilcoe, die in den letzten Jahren beim Reichstage eingelaiisen sind, auch eine solche war, welche die Unterschristen strammer lutherischer Ortho doxen trug, die Adresse der Straßburger Pfarrer. Daß die liberalen Geistlichen »uiteischrieben hatte», versteht sich vo» selbst. Aber cs mag als eins der erfreulichsten und benierkenowcrthestcii Erelgniffe verzeichnet iverden, daß äminlliche Geistliche SlraßbnrgS die bürgerliche Ehc- chließniig, wie sic seit fast hundert Jahre» in dcn jetzige» Reichslandeil geübt wird, össenllich und rückbaltlos alS „eine gute Einrichtung" anerkannt haben, weit sie Jedem tas Seine giebt, dein Staate wie der Kirche, weit sie dem Geistlichen eine verwickelte und schwierige Arbeit abniniint und ihm »»> o mehr Zeit läßt, sich Tein z» widmen, was seine- Amte« ist, iveil sie ferner daS kirchliche Leben im Elsaß nirgend« geschädigt hat. und iveil sie, weit entfernt, die kirchliche Trauung zur Nebensache zu machen, ihren kirchlichen Elcaraklcr erst recht wahrt. Nur die au« „Atldeulschland" eiugewa»- derlen Orthodoxen haben an der Bethciligung auch der streng- glänhigc» Pfarrer Anstoß genommen. Herr vo» Goßler ist ans kurze Zeit nach Ostpreußen gereist, »nd e« ist nicht ausgeschlossen, daß er aus der Rück kehr einen Besuch in Varz!» macht, der i» Ansehung der neuen kirchciipotitischell Lage nicht als ein »»gewöhnliches Er-- eigniß erscheinen könnte. Mag Fürst Bismarck aber mit dem Cnttlisministcr persönlich sich zu benehmen wünschen oder nicht, so weisen jedenfalls die Freunde deS Letzteren mit großer Genligtbuuiig aus die unbedingte llebereinstiminung zwischen den, Kanzler und Herrn von Goßler hin, eine Ucberein- limmnng, die für die principielle Haltung, welche gegenüber der Lnrie zu beobachten sei, von Ansang an bestanden hätte. DaS ist sür Herrn von Goßler ohne Zweifel recht erfreulich, und man kann ihm für seine Person und die Art, wie er ich nnd seine Politik giebt, nur aufrichtig wünsche», daß er sich in seinem Reffort behaupte. Soll überbaupt conscrvaliv regiert iverden, so kann unter den Liberalen kein Streit darüber sein, daß Herr v. Goßler seinem Vorgänger, dem Herr» v. Putt- kamer, weil vorznzichcil ist. Die ruhige und im Gäbzen vorurtheilssreic Weise, in welcher der gegenwärtige EnttnS» minister Personen und Dinge zu beurlhcile» liebt, bat Manchen, der init seiner Ernennung die Wiederkehr der Aera Mühler befürchtete, einigermaßen mit ihm versöhnt; der Groll, mit dem ilm Ultracouservative und Ultramontane beehre», zeigt wenigsten« da« Bestreben, einen ehrlichen Mittelweg iniiezil- l,alten. Nachdem jetzt nach »ur allzu langer Frist dem Fürsten Bismarck die Erkenntniß von der Verschltbeit der bisher den Utlramontaiien gegenüber betriebenen Versöhnungs- Politik gekommen, werden von Herrn von Goßler zwar keine neuen und großen Gedanken zur auderweiten Herstellung de« Frieden« erwartet werden dürfen, aber er bietet doch wenig- ien« die Gewähr, daß cr nicht cigcnsinnig aus dem als falsch erkannten Wege sich werde sesircuncn wollen. Die kirchen politische Revisions-Gesetzgebung dürste jedenfalls sür einige Zeit ausgefchoben iverden, und wenn c« wahr ist, daß iin CnttuSministennm bereit« ein Entwurf zur veränderten Regelung der Anzeigepflicht hcrgesleUl war, so wird derselbe die parlamentarische Feuertaufe in der nächsten Landtags ession schwerlich erleben. Die „Bad. LandeSztg." erfährt auS Berlin, daß nicht entfernt daran gedacht wird, der E urie »och weiter entgegen zu kommen. Der Staat glaubt länger warten zu können al ter KlcruS, und geschieht von letzterem Nicht«, waS aus ver söhnliche Stimmung schließen laßt, so bleibt Alles beim Allen und von dem VvÜinachlgesctz wird kein Gebrauch geinacht. Der Papst trägt Bedenke», die Anzeigepslicht anziierkennen. und hieran scheitert Alle«. „Von Eanoffa sind wir noch weit entfernt; derK anzlcr weiß, daß die Zurnckberusung der Bischöfe in ihre vom kirchlichen Gerichtshof imN'amen dcsKönigS ihnen streitig gemachten Bisthumer atS ein Aet der Demnthigung ausgcsaßt werden würde und müßte, wenn die Bischöfe nicht vorher unzweideutig erklärten, den StaalSgcsetzen sich fortan sugen zu wollen. Auch die Ultramontanen würden in der be dingungslosen Rückkehr der Bischöfe einen Triumph Rom» über den preußischen Staat erkennen und hiernach Handel». Wir dürfen »ach Allem, waS in letzter Zeit sich zuaetrageu hat. annchme», daß die Verhandlungen »nt Nom vollständig ruhen, daß sie auch in absehbarer Zeit nicht werden aus genommen werden." Ter Zudrang zur Rechtsanwaltschaft läßt schein bar erheblich nach. Während im ersten Quartal d. I. in Preußen 95 Rechtsanwälte in die Listen der Gerichte ein getragen und 33 gelöscht waren, so daß ein Ucberschuß von i>l verblieb, betrug im 2. Quartal die Zahl der Eingetragenen nur 19 nnd die der Löschungen 30, der Ucberschuß also 19. In de» anderen deutschen Staaten erfolgten zusammen 26 Eintragungen und 23 Löschungen. Es ist diese geringe Zu nahme nm so bemerkcnSwerther, als die Zahl der Assessoren in stetigem Steigen begriffen ist und die Aussichten sür die jungen Juristen sich iininer mehr verschlechtern. Die Zahl der Assessoren, die am l. Januar 612 betrug, ist zur Zeit bereits aus über 700 gestiegeu. Bei den größeren Gerichten befinden sich bereits wieder unbesoldete Assessoren in großer Menge, z. B. beim Amtsgericht in BreSlau, wie man mit- thcilt, weit über 20. Der „Köln. Ztg." wird auS Wien gemeldet: Kail- r Franz Joses wird Anfangs September dem König Humbcrt von Italien seinen Gegenbesuch abstatten. Von großer Tragweite sür die Wehrkraft Qcster- reich-UngarnS sind die in den jüngsten gemeinsamen Ministcr-Eonscrcnzen gefaßten Beschlüsse bezüglich der Neu organisation de» Jnsailterictruppenkörpers. Unter den ge planten Reformen v-rdiencn nameiillich drei Hanptpnncte Beachtung. Zunächst bandelt es sich nm die Herstellung eine- mobilen TruppenkörperS. Diese» Ziel besst man da durch zu erreichen, daß die Zahl der Jnsantcric Regimenter, welche bi» jetzt 80 zu je 5 Bataillonen betrug, nnd dir Zahl der correspoiidircndcn ^-0 Ergänzungsbczirke auf 102 Regimenter und 102 Ergänzungsbezirke erhkht wird. Da jede» der neu zu sormireude» Regimenter vier Bataillone bat, so wird die Gcsammtzalil der Jnfanterie- bataillone 108 betragen, wa« somit eine Erhöhung „in 8 Jnsanteriebataillonc bedenken würde. Diese Erböbnng wird jedoch dadurch erfolgen, daß 3 Jägerbataillonc in Infanterie»' bataillone nmgewantelt werden. J'de« Linieninfaiiterie» rcgiment soll nun in der Regel mit 4 Bataillonen in seinem Ergänzungobezirke garnisonire», doch werden eventuell 3 Ba»' taillonr al» Garnison sür größere Städte oder ein ans Hobe» Stand gebrachtes Bataillon als Besatzrmg in Bosnien, de»,
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