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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188207137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-13
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1882
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Wkrfchii«t täglich früh 6'/, Uhr. Reaktion und LkPediti»» Iohmi,e«,asir SS. APrrchknndkn der Uedartio« Bormitta-1 IO—IS Uhr. Nachmittag« L—S Uhr. »«, «ft-.»« »««,,-n»- »^i »« »1» »t« ««»ditllch. «nn«H«e »er für »te »ichfts«lgr»»r tt«««er -efti««»e» 8«j«r«r« »» r-schent«^« »t« » Uhr -tachmitt«»«. a« ;*«»-»»»-efttage« früh »«»'<,» Uhr. Zu den /ttialen Nir Zns.-^nuahme Ott« ftlnnm, UniverlltätSstrabr 21. Leut« Lischr, Satharmniftrage 18»». «ur dt« 't,r Uhr. ^-194. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Donnerstag den 13. Juli 1882. Auflage LVF0«. Adonnrmkntsnrns Viertels. 4V, tncl. Brinqrrlol« b Mt., durch die Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne Numnirr 2b Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren »ür Extrabeilage» Ohne Poftbejorderung 39 Ml. «tt Postbejörüerung 48 Ml. Inserate «gespaltene Petitzeile SO Pf. «rohere Schriften laut unserem Prft»- Verzeichnis. Tabellarischer Say »ach höherem Tafts. Lettinnen unter den Nedartioaskrich die Gvaltzeile 50 Ps. Inserate find stets au die Expeötti«» zu jeadeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasauwerun-j» oder durch Post- Nachnahme. 76. Jahrgang. Amtlicher Thetl. die staatliche Gtakoarmeasteaer bete. In Gemäßheit deS FinanzgcsetzeS vom 1. März diese« Jahre« und der Ausführungsverordnung dazu von demselben Tage ist der ko linnensteuer ;r Ausführungsverordnung dazu voi zweite Termin der diesjährige» StaatSeiu- am lS. Juli d. 9. mit SV Pr»e. de- Noraealsteuersatze- füllig. Die hierorts Steuerpflichtigen werden deshalb ausgesordert. ihre Strurröeträge ungesäumt und spätesten« diaaea drei Woche«, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Sladl-Steueremnahme, Brühl St, II. Stock, bei Der» uieiduag der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen eintretenden gesetzlichen Maßnahmen abzuführen. Leipzig, den 6. Juli >882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Koch. Vrkanntmachrmg, die Bettrüge z«r Handels, «nd Gewerbekammer betreffend. Mt dem am 15. Juli diese« Jahre« fällige» zweiten Termine der staatlichen Einkommensteuer ist zu Folge ergangenerVerordnung de« KkniglichenFinanzministeriumS vom 14. März d. I. behus- Deckung de« Aufwandes der hiesigen Handel«» und Gewerbekammer von den betheiligten Handel» und Gewerbetreibenden ein Beitrag für die Handelskammer nach Hllhe von vier Pfennige« und fnr die Gewerbekammer »ach Höhe von zwei Pfennige« aus jede Mark desjenigen Steuersätze«, welcher nach der im Einkommensteuergesetze enthaltenen Scala auf da- in Spalte ä det Einkommensteuerkatasters eingestellte Einkommen der Bei tragspflichtigen entfällt, zu erbeben. Dies« Bekanntmachung giu al« lepeck« Benachrichtigung der BeilragSpflichtigen. Den betherligten Steuerpflichtigen wird bei Abführung der Einkommensteuer an der Einnahmestelle Eröffnung über den entfallenden Betrag gemacht werden, e» ist ihnen jedoch auch unbenommen, gedachten Beitrag sich von heute ab an gedachter Stell« bekannt machen zu lasten. Der Betrag ist dtnae« drei Woche«, von de« Termine ab gerechnet, an unsere Stadt»St«uereinnahme, bei Vermeidung der sonst rintretenden gesetzlichen Maßnahm«, abzusühren. Leipzig, den k. Äuli 1882. Der Rat- der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Vekaimtmachrma, die katholische Kirchen- und Schulanlage betr. Zur Deckung de« Bedarfs für die römisch-katholischen Kirchen der Erblaude und die hiesige katholische Schtl- gemeinde ist für da« laufende Jahr eine Parochialanlgge »ach Maßgabe der Verordnung vom 4. April 187- m Höh« von Zwanzig Pfe«»iae« vo» jeder Mark deS normalmütztge» Ginkommen-rnersatzeS «lS Kirchensteuer und derselbe Betrag «iS Schulst««er am LS In« ». o. zu erbeben. Die hierzu beitragspflichtigen katholischen Glaube»««» nrsten werden andurch ausgesordert, ihre Zahlungspflicht bei »nicrer Stadt-Steuereinnahme. Brühl 5l, dtnne» drei Woche«, von dem Termin« ab gerechnet, zu erfüllen, widrigenfalls nach Ablauf dieser Frist gegen die Restant« da» vorgeschriebene Beitreibung-verfahren einzuleit« ist. ; Leipzig, deu «. Änli 1882. Der Rat- der Stadt Iw. Georgi. Vekanntmachim-. Wegen Einlegung der Pserbebahugleise wird die StraH« an der L. Bürgerschule von der Grimmaischen bis zur UiiiversitätSstraße vom DienStag. den 11. diese« Monat« an aus di« Dauer der Arbeiten für de» d»rchge-e»de» hrverke-r gesperrt. Leipzig, den V. Juli 1882. Der Rat- der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Vekanntmachung. In der Aula deS UnivcrsilätS-Gebäude« sind gegenwärtig di« Eoncnrrenz-Entwürfi für einen auf dem AugustuSplatz in Leipzig zu errichtenden monumentale» Brunnen Lffent- lich ausgestellt. Zutritt unentgeltlich (von Vormittag«'/,11 Uhr bi» 3 Uhr Nachmittag»). Die An-stellnüg wird am LS. Jnlt geschloffen »erde«. Leipzig, deu 10. Juli 1882. Der Rat- der Stadt Leipzig. vr. Trvndli». Harrwitz. Sladlblbliolhek. Zur Revision der Stadtbibliothek sind alle auSaeliehenen Bücher bi« spätesten« Sonnabend, de» 22. Jnli zurück- zu.leben. Neue Ausleihungen finden vou Montag, de» 31. Jnli an statt. vr. Wustmann. Lrltdlgl -it sich die unterm 29. Juni ». o. hinter Earoline konise unverehelichte Wnttk« «rlafiene Recherche durch bereu Gestellung. Leipzig, a« 7. Äuli 1882. Der Mach »er Stadt Leipzig. (ArmenAmt.) Lndwig-Wols. Deudt. e-iptz«. xocy. -Mmilmiichmi. Wir beabsichtigen in nächster Zelt in der Dresdner Strage, von der Langen- bis zur Salomonstraße eiae Schleuste zu erbauen. Nach unserer Bekanntmachung vom 10. März 1881 haben di« Besitzer, bez. Administratoren der an genanntem Straßen- tracte angrenzenden Grundstücke gleichzeitig die erforderlichen Beifchleußen bez. Fallrohrunterführungen' herzustellen, und jwar geschieht die Ausführung dieser Arbeiten innerhalb deS StraßenkörperS aus Kosten der Adjacentcn durch unS. Die Höh« der wegen Herstellung der Privatschleußen innerhalb deS StraßenkörperS nach obiger Bekanntmachung zuvor bei unS zu hinterlegenden Bauschkosten wird einem jeden Betheiligten mittelst besonderer Zusertigung bekannt gegeben, soweit c« unS möglich gewesen ist die Nothwendig- keit zu solchen Privatanlagen durch unsere Tiesbauverwaltung festzustellen. Soweit außerdem die Herstellung etwaiger Privatschleußen nöthig ist oder gewünscht wird, fordern wir tie Grundstücks besitzer hierdurch aus. unverzüglich und vor Beginn deS Baue« der Hauptschlcuße Anzeige bei unS zu erstatten. Äm Falle der unterlassenen Anzeige haben die Säumigen außer Verwirkung einer Geldstrafe biS zu KO .4 zu gewär tigen, daß die vorstehend gedachten Arbeiten an Fallrohr und Beifchleußen von RathSwegen aus ihre Kosten auSge- führt werden. Leipzig, den II. Äuli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. ClchoriuS. Bekanntmachung. Aus dem Herr» AmkSzimmermeister Handwerck gehörigen Zimmerplatze, Carolinenstraße 19. sollen 34 Stück auSrangirte Meßbude« Donnerstag, den 20. d. M. Bormillag» 10 Uhr, dorbehältlich der Auswahl unter den Licitanten, sowie jeder andern Entschließung und unter den im Termine bekannt zu machenden sonstigen Bedingungen öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 6. Juli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Stöß. Bekanntmachung. Die Herstellung einer Schleuste III. Elaste in der Dresdner Straße, aus der Strecke von der Langen- bis zu der Salomon straße, sowie die Eulsernung der jetzt unter den Fußwegen sich befindenden Dectelschleußen daselbst soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS Zimmer Rr. 14,' au» und Wunen daselbst eingesehen resp. entnommen «erden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Se-len-e in der Dresdner Straße" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 18. Juli d. I., Rackmittag« L Uhr einzureichen Leipzig, am S. Äuli 1882. De- Rat-S der Stadt Leipzig Straßenbaa-Depntatioir. Velumttmch»»«. nächtende Waisenhaus suche» «Ir ein ^ da« 40. Lebensjahr nicht überschritte» habe» bers^ «ch^ein« de« Beruft entsprechende Umbildung genosten Mit der Stell« ist ei» Dienstrinko««»» verbunden, bestehend in n WS ^l Baermhaft: ^ — "" Lehrer», welch« unter Beschränkung der sonst üblichen Stunden zahl zugleich an den hiesigen UolNschutrn z« unterrichte» bereit sind, würde der Vorzug gegeben »erd«», und kö, M ' zng gegeben Werde», und könnt« in diesem Falle eine entsvncheadr «ehalWerdühnn» erfolge». mit Lebeaülaus «nd Zeugnisse sind bi« zum an >n« rünnroiche». . In« 1ÄT «er »««istrnt. 1. 8»Mst*«r. a, Ende», den 7. Nichtamtlicher Thetl. Vas Lombardemrrrt von 2Uwm-rieu. E« ist natürlich, daß da« kaum erwartet« einseitige Vor gehen der Engländer gegen Arabi Pasch« da« ungeheuerste Aufsehen macht und den ausschließlichen Gegenstand ein gehender Besprechung in der Tagespreise aller Länder bildet. Bi« jetzt ist e« in der Hauptsache nicht gerade Lob und Zu stimmung. wa« den Engländern zu Theil wird, indessen fühlt man sich doch auch nicht m der Lage, da» Vorgeben Scymour'S einer unbedingten Verdammung zu unterziehen. Bor der Hand mögen hier die Glimme« einiger der angesehensten Organe zum AuSvruck kommen. Die „Neue Frei« Presse" läßt sich also vernehmen: Den Bemühungen der übrigen Großmächte ist e« nicht geglückt, den englischen Geschützen, die so ganz zur Un- ze»t dir Eonferenz zu übertäuben drohen, di« ehernen Mäuler zu stopfen, und me bisherigen Vorgänge baden ein« tiefe Ver stimmung zwischen den Weftmächten hervorgerufen. Die Einigkeit, m welcher st« die berüchtigte gleichlautend« Note an de»K-«Vi»e erließ», ist «uwiederbrmglich dahin; an ihre Stelle -»singt sich em unvertilgbarr« Mißtrauen, das ohne "' ln der nächsten Zukunft bei allen großen potitischen , an den Tag treten wird. Englond glaubt sich von nkreich betrogen, und Frankreich wirst det englischen litik »or, sie Hab« e« aus e»n« gefährliche Bahn drängen wollen. Frankreich weigert sich» isolirte Ge- waltschntt« i« Vnnd« mit England zu vollziehen, aber seine Rkstnngea sidertrrssen die englischen weit an Um fang. Wh» K«d so großartig, daß sie unmöglich blo« zu dem Aw« getroffen werden können, um Arabi Pascha und scinm lubang z« beugen, «nd sie geben den Engländer» reichliche» Stoff zu ernsten Betrachtungen, denselben Eng ländern, di« sich vor emigen Wochen in der komischen Ver sicherung gestrlen, Frankreich sei nicht im Stande, ein« Division d«« Landheen« für «inen überseeischen Feldzng z» verwende». Heute denkt man in England bereu« ander» über diesen Punct, aber man sieht die Macktentsaltung Frankreichs mit verbissenem Aergcr. Der erste Schuß, der gegen die Fort« von Alexandrien gefallen, hat nicht bloS die türkische Herrschaft in Afrika, sondern auch die Freundschaft Englands und Frankreichs getroffen. Die türkische Presse verurtheilt in den schärfsten Ausdrücken da» Ultimatum, welches vom Admiral Seymcur gestellt worden ist. Der „Vakit" erklärt im Hinblick aus die Schwierigkeit der Lage, daß England ein gefährliche» Spiel treibe und daß die Türkei ihre Pflicht thun würde, unbe kümmert um Drohungen und Ullimata. Besonder» wird darauf hingewicscn, daß England durch sein Borgeben die Gefühle feiner nach vielen Millionen zählenden muselmanischen Unterthanen verletze, waS für daS britische Reich von un berechenbaren Folgen sein könne. So führt der „Djereidei HavadiS" an», daß, wenn England die Bekenner deS Islam in Indien in Treue gegen sich erhalten wolle. eS seine egyptische Politik ändern, eine mehr loyale Haltung annchmen »nd be denken muffe, daß der Sultan die geheiligten Rechte deS Khaliscn tcsitze.dcren Bedeutung und Wichtigkeit man gemeiniglich verkenne. Am deutlichsten spricht der„Hakikal", der die öffentliche Meinung in der Türkei am getreuesten zum Ausdruck bringt und nicht mit der Vorsicht zu sprechen braucht, welcher der halbofsicielle „Vakit" sich befleißigen muß. DaS Blatt sagt: „Wenn wir an Stelle der egyplischen Regierung wären, so würde daS Ultimatum Englands unsere Thätigkeit, die Befestigungen zu vertheidigen, verdoppeln und unS veran lassen, gegen alle Möglichkeiten Vorsorge zu treffen. Wenn eine egypiische Frage cxistirt, so ist sie eine Erfindung Eng lands und Frankreichs. Für die anderen Mächte, die Pforte eingcschlvsscn, ist eine solche nicht vorhanden. In Egypten ist durchaus keine Rebellion vorhanden; eS denkt auch keiner dort daran, die Europäer zu vergewaltigen, und niemals hat der Khedive eine größere Machlsiiste besessen als jetzt. Der wirkliche Störer des öffentlichen Frieden» ist England, welche- Frankreich veranlaßt hat. an der Flottendemon stration theilzunehmen und die Eonferenz auf daS Tapet zu bringen". Von Interest« ist ein Artikel der „Times", in welchem die Bedeutung deS von England den egyptischen Behörden gegenüber eingeschlagenen Verfahrens entwickelt wird. ^Nach dem Urtheil der Regierung", schreibt sie. „ist der Zeitpunkt gekommen, wo e« Arabi deutlich gemacht werden muß, daß England« Macht nicht ungestraft Wider stand grlcistet werden darf. Die dem General ertheillen Instructionen, denen gemäß derselbe bandeln wird, sind nicht, wie sich von selbst versteht, ein Ausfluß der Bcrathungcn und Bcschließungen der Eonferenz. Dieselben sind davon ganz unabhängig und sind eher eine polizeiliche al« eine KricgS- maßregcl. Dieselben fußen nicht aus der allgemeinen Lage Egypten», noch stehen sie mit den Beziehungen deS Khcdivc zu Arabi in Verbindung, noch mit irgend einer der Fragen, welche der Eonferenz zugewiesen find; sie entspringen vielmehr der unabweisbaren Nothwendigkcit für die Sicherheit der in diesem Augenblicke in den egyptischen Ge wässern ankernden britischen Flotte. DaS ist tne Pflicht, für deren getreue Erfüllung die Negierung dem Lande verant wortlich ist und dieselbe kann ihre Verantwortlichkeit nicht von der Entscheidung irgend einer Eonferenz. noch von der Zustimmung irgend einer einzelnen anderen Macht abhängig machen. Die Handlungsweise de« Admiral» Seymour, viü zu welchen Grenzen dieselbe auch gehen mag, ist daher nicht alS 'ein Eingriff in die egyptischen Angelegenheiten in dein Sinn«, wie jetzt von der Eonferenz berathschlagt wird, anzn- sehen. Und da dieselbe nicht durch die allgemeine Lage der egyptischen Angelegenheiten, sondern nur durch die thatsäch- llche militairische Lage in Alexandrien veranlaßt wrrd, so berührt dieselbe keine der Fragen, welche sich gegenwärtig m der Eonferenz unter Bcralhung befinden. Doch mag und wird dieselbe wahrscheinlich einen sehr wesentlichen Einfluß auf die Berathungcn dieser diplomatischen Versamm lung auSüben ...... Ist eine türkische Truppcn- machl für die Einmischung in Egyplen nicht zu haben, so ist eine englische Militairmacht dazu bereit, und England ist Vollkoznnicn entschlossen, dieselbe in Anwendung zu bringen, wie Europa bereit ist, deren Verwendung zu dem Zwecke zu bestärkn England wird weder die Beihilfe noch die -mlwirknng einer der anderen Mächte ablehnen, noch in seine« Entschluß, selbst wenn eS ihm überlasten bleibt, daS Werk allein zu verrichten, schwankend werden. Außerdem ist e« jetzt auch gewiß, daß Frankreich sich nicht ganz von einer sokchftl Thätigkeit, zu welcher zu schreiten England berufen sein »ird, lossagen wird, und wenn die Einmischung «ne Not-wendigkeit wird, so wird Vesten Flagge mit der Englands veremt sein, selbst wenn die Hauptlast der Maßregel dem Letzteren allein anbeimsallen sollte." Die „Köln. Ztg." ist sehr Übel auf dke Engländer zu sprechen. Sie sagt Uber deren „Friedensbruch": Kaum ist me Tinte trocken geworden, womit die Mächte daS Uneigcn- nützigkeitöprvlokoll unterzeichnet haben, und schon haben eng- lischt Kanonen dasselbe zerfetzt und in aste Winde verweht Feierlich hatte England wie jede der sechs Großmächte sich verpflichtet, nicht einzeln, außerhalb de» Rahmens der Eon« ferenz. vorzugehen, c» sei denn, daß ein« überwältigende Nothwcndigkeit dazu zwinge. Der Donner der Geschütze sollte schweigen, so lange die Diplomaten am grünen Tische raflSen. England bat sein Wort gebrochen, es hat in der frivolsten Weise, oyne jeden Anlaß eine Gelegenheit vom Zaun gebrochen, die Forts von Alexandrien ru beschieße». Sowohl der Khedive wie der französische Admiral be haupten, daß die Egypter keinerlei Bewegungen gemacht baden, welche da« Vorgehen der Engländer erklären könnten. Da demnach rin natürlicher Anlaß sich nicht bieten wollte, sahen sich die Engländer gezwungen, ganz un geheuerliche Forderungen an die Egypter zu stellen. Sie verlangten nicht« Geringere« al» die llcbergabe sämmtlicher Fort-. An ein« Bewilligung dieser unerhörten Forderung konnte natürlich nicht gedacht werden; so brachen denn die englischen SchifsSkolosse ihr beharrliche- Schweigen, um Tod und Verderben über die egyptischen BaterlandSvertbeidiger aoSzugießen. Mithin erweist sich da« UneigennlltzigkeitS- protokoll al- eine papierene Mauer, die jeder böswillige Friedensstörer einrennen kann. . . . Der Gegensatz zwischen England und Frankreich, der schon lange latent war, kommt jetzt vollständig zum Durchbruch. Frankreich kann nicht dulden, daß die britische Flagg« in Alexandrien und Kairo weht. Die französische Flotte ist nach Port Said ge gangen; beseht England Egypten, so wird Frankreich ohne Frage die Hand auf den Suezcanal legen. E« ist kein Geheimniß. daß Frankreich längst dazu neigte, mit der egyp- tiscbrn Nakionalpartei seinen Frieden zu machen. Die englischen Blätter verfolgen mit wachsendem Mißtrauen die Verhand lungen deS BaronS de Ring mit dem Sultan; sic legen eS den Treibereien dieses französischen Beamten zur Last, wenn der Sultan ncuerding« der Eonferenz gegenüber wieder hals- starrigrr wird. Der Baron soll der Ansicht sein, daß eine militairische Niederwerfung der Nationalparlei. sei eS nun durch die Türkei, sei eS durch eine andere Macht, den Interessen Frankreichs nicht entspreche. Irren wir nickt, so sehen wir hier die Umrisse einer neuen französischen Politik, welche dem deutschfreundlichen Sultan dadurch ein Paroli bietet, daß sic sich rur Schuhhcrrin deS arabischen Gedankens auswirft. Jedenfalls dürften die 10,000 Mann indischer Truppen, welche nach Egyplen herangeschwominen kommen, den Suezcanal verlegt finden. Vor Allem aber wird Rußland kaum stummer Zuschauer sein, wenn John Bull Miene macht, die östliche Hälfte von Nordasrika an sich ru reißen. Gladstone stand freilich bislang zu der russi schen Regierung in einem besonder» zärtlichen Verhält- niß; die Thatsachc, daß England» Erbfeind, Rußland, da« Eabinet Gladstone wegen seiner thatcnloscn Schwäche gehegt und gepflegt hat, ist daS bündigste ArnmthSzengniß, welche» dem Staatsmann Gladstone überhaupt ausgestellt werden kann. Diese Freundschaft zwischen Rußland und England oder diclmebr der englischen Regierung muß naturgemäß in dem Augenblick in die Brüche gehen, wo Ölladstone, durch Alt-EnglandS machtvolle öffentliche Meinung aufflestachelt, der harmlosen Krämerpolitik den AbschiebSbricf gicbt und daS rostig gewordene Schwert de« britischen Löwen au« der Rumpclkamincr hcrvorholt. So wird die dreiste Rechtsver letzung durch das perfide Albion schließlich wohl zum Stutzen der Türkei auSschlagen. Wenn England r» wagt, in da» Nilthal hineinzumarschirrn, so wird eS die Erfahrung machen, daß eS leichter ist, in fremde» Eigen hineinzugchen al- wieder hinauözukommen. England hat den Boden der Eonferenz verlassen; eS wird nicht ohne Opfer wieder in da« europäische Concert ausgenommen werden. So erschallen die Stimmen hervorragender Zeitungen ver schiedener Lander. lieber die weiler.-n Operationen, welch« die Eng länder in Egypten beabsichtigen, berrscht noch Ungewißheit. Nach einer noch nickt bestätigten Mittheilung hätte sich die britische Regierung den Mächten gegenüber verpflichtet, keine Truppen in Egvpten zu landen. Danach würde man sich also mit einer Zerstörung der Küstenbefestigungen begnügen. Wabrscheinlicker ist jedem, daß. wenn englischcrseit« einmal die Feindseligkeiten eröffnet sind, die britischen Truppen auch zur Besetzung deS Nil-Delta, ver Allem Kairo«. auSgeschisjt werden. DaS Hauptziel der englischen Politik ist unter allen Umständen, den Suezcanal in die Hand zu bekommen. Zur Besetzung des letzteren sind schon indische Truppen in Aussicht genommen, die Landung derselben dürste bei Suez erfolgen. Die anS England übcrsührten Regimenter werden vermuthlich im Hasen von Abukir gelandet werden. Doch wird erst der Versuch gemacht werden, eine Landung in Alexandrien zu ermöglichen. Gelänge diese, so befände inan sich im unmittelbaren Besitz der nach Kairo führenden Eisenbahn, während dieselbe von Abukir nicht unter einem Tagemarschc zu erreichen ist. Gelingt e« Arabi Pascha, die Eisenbahn noch rechtzeitig zu zerstören und die ihm zur Ver fügung stehenden Slrcilkräste richtig zu verwenden, dann würde der Marsch ans und der Kamps um Kairo die bri tische Kriegskunst ans eine entscheidende Probe stellen. Tie nächste Folge de» von England zu einem jähen AuS- bruche getriebenen ConflictS ist die Sperrung deö Suez canals. Da- Verbot, welches die fremden Dampfer hindert, in den Canal einzulauscn, geht von den Eonsuln, vielleicht auch von der Verwaltung deS SuezcanalS au«. Es scheint eine Vorsichtsmaßregel zu sein, um die Dampfer vor etwaigen Gefahren zu sickern oder »in die Vorkehrungen, welche die Mächte zur Sicherung deS EanalS zu treffen beabsichtigen, nicht zu t-indern. Durch feindliche Gewalt ist die Schisssabrt aus dein Suezcanal einstweilen nickt gesperrt. Daß Dies ahcr geschehen wird, wenn die Vertheidigungsmaßregeln der Mächte die Egypter nicht daran hindern, ist mehr als wahrscheinlich. Leipzig, 13. Juli 1882. Der Kaiser sollte, wie aus der Mainau gemeldet wird, am Mittwoch, den 12. Juli, vo» Koblenz kommend, um 7 Uhr S5 Minuten in Constanz und von dort um 8>s, llbr aus der Insel Mainau eintressen. Daselbst gedenkt Derselbe, soweit wenigsten» bis jetzt bekannt, bi« znni Montag, den 17. Juli, zu verbleiben und am Vormittage dieses Tage« mit dem Dampfschiff nach Lindau zu fahren, von wo ans Nach mittags 2 Uhr mittelst ExtrazugeS die Abreise nach Wildbad Gastem erfolgt. Nach einer in Wien vielfach geglaubten Ansicht wird, wie die „Kreuz-Ztg." sich melden läßt, Se. Majestät der Kaiser Wilhelm nach Beendigung seiner Badecur dem kaiserlich österreichischen Hofe etwa anfangs der zweiten Augustwoche von Salzburg an» einen Besuch in Ischl abstattcn und demnach daselbst die Zusammenkunft statlsindcn. Man schreibt unS auS Berlin, N. Jnli: Während die Kanonen der englischen Panzcrkolosse vor Alexandrien ihre furchtbare Sprache reden und die stille Arbeit der Conscrcnz durch die nltim» ratlo regum abgelbst worden ist, beschäftigt unsere politische Welt vornehmlich der eine Gedanke: Sind dem Fürsten ViSmarck die Ereignisse über den Kopf ge wachsen, oder hält er noch daS Steuer der europäischen Politik so kraftvoll wie bi» vor Kurzem fest? Hat das Londoner Eabinet sich seiner offenen oder schweigenden Zustimmung znm Bombardement versichert oder siebt der Reichskanzler ii» Begriff, eine schwere diplomatische Niederlage zu verzeichnen? Die Ereignisse, solveit sie Allen zugänglich klar zn Tage liegen, geben nur eine unvollkommene Antwort aus diese Frage. Wa» allein bekannt geworden, ist» daß Fürst BiSmarck die Politik de« Sultan» unterstützt hat, und man könnte sich deshalb wohl versucht fühlen, den unzweideutigen Mißerfolg der Pforte gleichzeitig al» einen solchen unserer Diplomatie zu betrachten. Hier lebende namhafte Ausländer, welche mit den Stimmungen innerhalb der Gesandtschaften vertraut sind, glauben bereits, theilS mit Bedauern, IheilS mit Schadenfreude, diesen Schluß ziehen ru sollen. Dennoch sind Gründe vorhanden, welche eine ankere Auflassung nicht blo« rechtfertigen, sondern
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