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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188303241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-03
- Tag1883-03-24
- Monat1883-03
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1883
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Lrtartio« und Expedition Johannesgassr 33. Sprechstunden der Nrdactioa: BormiltagS 10—12 Uhr. Rachnuttags ü—6 Uhr. M>» »t« NtlNZate «Mjztt-ndier Manuscra»«» „cht Nch sie kediclion nicht »ribintt.ch. Tn««h»r per für die «üchftf«l,enpe N«««er pcsetmmten Inserate a» W«chenta,en vis S Uhr Nach«>tta«S, «»La»»« »no Festtagen früh kt«'/,» Uhr. 2» den Filialen für Jus.-Annahme: Ott» kle«m, Universität-straße 21, Lauil Lüsche, Katharinenstrabe 18, v. nur bi« '/,S Uhr. UchNMr.TWMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L?,70«. Ztdonnementspreis viertelj. 4'/, incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren lür Extrabeilagen Ohne Postbefürderung 39 Mk. MU PostbefSrderung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzrile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzeichnib. Tabellarischer Sah nach höherem Taris. Krclamen unter dem tlrdartionsstrich die Spaltzcile SO Ps. Jnleraie sind stet» n» die ^xpedttiO« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pmoviini-rnnilo oder durch Post, naamaome. 83. Sonnabend dm 24. März 1883. 77. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den LS. März, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. Lxpvttttlon «le« L,stprlK«r L'Lgedluttes. Amtltcher Theil. Waldplanzenverkallf. von dem städtischen Forstrevier Buraaue können durch den Revierverwalter Herrn RathSsörster Diebe im Forfthau« Burgaue (Post Böhlitz-Ehrenberg bei Leipzig) die nachbenannten Holzpflanzen zu den beigesetzten Preise» gegen Baarzahlung oder Nachnahme und gegen vorherige Anmeldung abgegeben werde», nämlich: « Art der Pflanze« VW 1000 bsährige Sichen 1000 ElchcnanSschußpflanzen zu Remisen oder Stumnielpflanzungen . . 20000 Eschensaat, Ijährig «000 - 2 - 2000 Eschen 8000 Graueschensaat (knumm» pudes- o«o»s, Ijährig 10000 Vhornsaat, Ijährig 200 Ahorn zu Alleebäumen 250 Linden « « 1000 Birken 1000 *«it^ -v^l ^ ^ 10000 rschenbi 1t Ahorn(Xoer Ksxnuäo) 1jährige Saat 1000 eschenblätt.Ahorn sXaer dlexuusto) 3 8000 » » - » 4 250 . - - - 6^^7 1000 californ.Ahorn(Xoer onllkdrvienm) 3—3'/, 10000 Fichten mir Ballen z» Parkanlagen, Remisen geeignet 1—1'/. 5000 Fichten mit Ballen zuParkanlagen 1'/,—1'/« 1000 ..... 2 500 ... . . 3'/,—4'/, 500 Tannen ...» 1 SOO . - . . . 1'/ Höh in Meter 2',. 1'/. 4—S 3—1 1V.-2 2'/.-» 4 » 10 10 80 80 20 30 40 SO 1 25 40 50 10 50 SO ISO 60 SO SO 25 10 50 60 SO 50 50 60 SO 60 SO 75 Leipzig, am IS. Februar 1883. DeS RathS fforst-Depntatto«». «Hundert Stück I lo 4 s admiral Batfch, einer der hervorragendsten deutschen Marine-Officirre, habe ein Abschiedsgesuch dem Kaiser ein- gereicht. Zur Sache schreibt di« „Nationalzeitung": Wie glaubwürdig verlautet, hat drr viceadmiral Vatsch ein Gesuch um Dienstenthebung eiogereicht. Die Marine würde durch den Abgang des Herrn vatsch einen sehr fühlbaren verlost erleiden. Herr Bätsch gehört offenbar zu den schneidigsten Offictereu unserer jungen Flotte; er hat Osficieren und Mannschaft da« vertrauen einzuflößen gewußt, daß die Ehre unserer Flagge auch in schwierigen Lagen in seinen Händen gut gewahrt ist. Fehlt e« dem Seemann doch auch im Frieden nicht au Gelegenheiten, wo er Muth «nd Entschlossenheit nicht blo- Sturm und Wellen gegenüber zu zeige» hat, namentlich der Verkehr in aupwärtigen Gewässern mit fremde» Marinen sordere oft genug den richtigen Lact, wie die scharf» Schneide heran«, viceadmiral vatsch hat sich in dieser Richtung auch hohen Anforderungen gewachsen gezeigt. Da« Unglück ! bei Folkestone ist aus Sesichlspuncte zurückzuführen, dir dort allerding« viel zu scharf genommen worden sind, die eine Flotte aber, welche erst ihre Stellung neben den älteren Flotte» erringen will, in keiner Weise vernachlässigen darf. Daß auf keiner Flotte so gcarbeitet wird wie aus der deutschen, ist bekannt; wäh. rend englische Seeofficiere auf der Fahrt den größten Theil der "eit in behaglichem Müßiggang verbringen oder sich irgend einem -Port hingrben, wird der deutsch« Seeosficier in einer beinahe ununterbrochenen THStiakeit gehalten. Bi« jetzt ist da« Srgebniß erzielt, daß auf keiner Flotte, die englische nicht «»-«genommen, die SchiffSexercltien mit größerer Schnelligkeit und Sicherheit auögesüdr» werden als aus der denl'chcn, so daß sie soft allen darin voran« Aus deutschen Schiffen, di« neben Engländern and Franzose» in. ist die«, die Uhr in der Hand, constatirt worden. In der tschen Marine ist, wie man zu sagen pflegt, „Zug"; daß die« so ist zum großen Theil da« Verdienst de« seitherigen Ehes« der niralität und de« Biceadmiral« Bätsch. Bestätigt sich die Einreichung de- Abschiedsgesuch« de« Herrn Batsck, so drängt sich neben dem Bedauern eine« solchen Verlustes eine Reihe von Betrachtungen wir von selbst aus. wir geben zü, daß der Fall «in ganz besondere« Gepräge insofern trägt, al« der neue Ehes der Admiralität, der unmittelbare Vorgesetzte de« Herr» vatsch, vollständiger Neuling im Seeweien ist und Herr Bätsch sich berechtigt halten kann, die Aufgabe abzulehnen, Herrn v. Taprivi in seinem neuen Ressort einznschulen. Abgesehen aber von dieser eigen» thümlichen Lombination mußte man im Interesse ebenso der Steuer zahler wie de« Dienste« die Einbürgerung eine« Grundsätze« de- denklich finden, wonach in der Uebergehnng eine« älteren Officier« bei der Besetzung von Miniperstellen eine Zurücksetzung läge, die Anlaß zur Quittiruug de« Dienste« b-te oder gar dazu zwänge. Sin Recht aus die höchste leitende Stelle hat Niemand, die« um s, weniger, al« dieselbe nicht »ach De« vergeben werden kann, wa» Jemand geleistet hat, sondern nach De,»^ tvcw mau von seinen »»künftigen Leistungen erwartet. Wo tollt» unser Penstonssond binwmmeu. wenn alle iilterrn Generalleute- nant« sich weigern würden, »nt» ei»e» jüngeren Geaerallieutenant al« krieg-minister zu diene»! Oder wa« sollte an« der Flotte werden, wenn die AaSwahl de« Höchstcommandirenden die Frage de« WeiterdienenS in weiteren oder engeren kreise» eröffnete? Mit diesen Bemerkungen glaubten wir der principiellen Bedeutung der Sache halber nicht zurückhalten zu sollen, wenn wir auch der au«, nahm-weisen Gestaltung de« vorliegenden Falle« vollständig Rech nung trage». Die Marine, deren Auffassung der Sache wir voll ständig zu würdigen wissen, wird eben in für sie empfindlicher Weise auf dir Thats nicht zu einer nach a! gelangt ist. Sie darf Vckanntmachims. E« «!rd beabsichtigt, die in dem Grundstück Kl. Fletschergaffe Nr. 5 (B-tler'S Hos) von der Reichs-Postverwaltuag bi« zum 1 Oktober 1892 fest angemiethelen, bisher von dem kaiserlichen Telegraphenamte benutzten Räume einschließlich der Lirnstwohmmg de« Telegraphendirectors vom 1. Oktober d. I. bez. von einem noch zu vereinbarenden anderen Zeitpuncte ab — in Folge der Verlegung de« Telegraphenainis in da« Postgebände am Augustnsplatzr — ganz oder geryeiit anderweit aus längere oder kürzere Zeit zu vermiethen. Die zu vermietlienden Räume umfassen da« 1., 2. und S. Stockwerk de« Bordergebäudcs ander Kleinen Fleischergassc, bestehend je au« einem dreiseusterigeu Zimmer und 2 zweisensterigen »ach der Straß« be legen«» Zimmern, einem geräumigen Bmffaal «ad Nebcnräume», mit gegen 120 gm Flstchenraum, sowie da« 2. und 3. Stockwerk be im Hose belegenen Quergcbäude« mit gegen 2S0 bez. 250 gm Flächenraamc. Seihrre Auskunft ertheilt da« kaiserlich« Telegraphen amt Hier selbst, bei welchem auch die Grundrißzeichuungeu eingesehen werde« können. Die Besichtigung der Räume ist in den Bormittagsstuuden von 9—11 Uhr gestattet. Mietblustigc wollen ihre Angebote unter näherer Bezeichnung der ! Räume und der beabsichtigten Verwendung derselben an die Kaiser- ltche Oberpost-Direction etnrclchen. Leipzig. 22. März 1L83. Der kaUerlichr Oderp«st»D1rrc1«rr ^ Waltet. krnlvillige Versteigerung. Di» znm Nachlasse der verstorbenen August» Nvsalie v«W. Gevferth geb. Köhler in Leipzig gehörigen, daselbst Halleiche Straße Nr. 1 «ad Brühl Nr. 67 gelegenen Hausgrunostücke, Fol. 389, 367 de« Grund- und Hyvothekenbuch«, Nr. 432 und 430 de« Braadkataster« für Leipzig, sowie der zu demselben Nachlasse gehörige Halbantheil an dWl daselbst Brühl Nr. 68 gelegenen HauSgrundstücke Fol. 368 de« Grund- und Hypoihekenbuch», Nr. 431 de« Brandkataftrr« für Leipzig, welche Grundstücke am 12. Juli bez. 16. August 1882 »hu« Berücksichtigung der Oblosten auf bz. 60,600 —, 54,000 —, 170,ÜOO >l — aewürdert worden sind, sollen aus Antrag der Lrbea pe« rv. Mär; 1888 Bormittag« 11 Uhr a» Unterzeichneter Gerichtsstelle öffentlich versteigert werden. Unter Bezugnahme aui den am Gericht«brete anShängenhen Anschlag und di» daselbst ersichtlichen Bcrsteigerung-bedtngungen wird die« andurch bekannt gemacht. Leipzig, am S. März 1883. Königliche« Amtsgericht V. Eichel. weickert, Nef. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 24. März 1883. * Aus dem gesammten politischen Gebiet ist jener Zu stand friedlicher Stille eingetreten. welcher mit der Feier hoher Festtage verbunden zu sein pflegt. Dem Gange der Geschäfte geschieht dadurch eben kein Abbruch, da keine« derselben so pressanter Natur ist. um eine kurze Unterbrechung der amtlichen Thäligkcit unserer Staatsmänner und Diplo maten at« einen 'Nachtheil empfinden zu machen. Regierungen und Völker sreuen sich der ihnen vergönnten Frrienpause und geben der Hoffnung Raum, daß den aus Erkaltung und Kräftigung des europäischen Frieden« gerichteten Bestrebungen auch in der Znkunst ein gleicher Erfolg beschieden fein möge, wie er ihnen bisher zur «eile gestanden hat. * Die Stosch-KrisiS zieht noch weitere Kreis«: denn P«n verschiedenen Seiten tritt dal Gerücht auf, auch Vier die neue Institution noch Seiten festen und selbstständigen Existenz den Aussichten, di« sich für sie entwickeln, und ihrer eigenen Tüchtigkeit vertrauen, daß auch diese Uebergang» zeit rin Ende nehmen wird und sie dazu gelangeu wird, Führer aus ihrer eigenen Mitte zu erhalten. * Au« Greiz wird dom 22. März gemeldet r „Seine Hochsürstliche Durchlaucht der Fürst ist am heutigen Tage von Seiner Majestät dem deutschen Kaiser und König von reußen nach Inhalt eine« kaiserlichen Handschreiben« zum cneral der Infanterie befördert worden." * Nach au« Konstantinoprl eingehenden Meldungen soll Said Pascha sich schon demnächst nach Berlin be geben, um Sadullah Pascha abznlösen, der gleichfalls dem nächst den Wiener Posten, für welchen er definitiv ernannt ist, antreten werde. * Die Ultramontanen Pflegen, um den Anspruch der der Kirche auf den Hauptantheil an der Lösung der socialen "rage zu begründen, aus di« großen Erfolge hinzuweisen, welche auf dem Gebiet« der kasholischen Arbeiter, organisationen erreicht seien. Wir finden in de, Zeit- fchnst de« Verein« „Eoncordia* «ine Darstellung der bezug licken Bestrebungen, welch« jene Erfolge minder bedeutend erscheinen läßt. Da« genannt« Organ resumirt seine Dar stellung dahin: »ES bestehen überhaupt nur 52 katholische Arbeitervereine mit kaum 10.000 Mitgliedern, darunter 23 Knappenvcrein« mit einem beschränkten Programm. Nennen-werth sind eigentlich nur 3 der katholischen Arbeiter vereine. . . Nur einzelne wenige haben Unterstützu.iaScassen. Da« ist Alle«.- * Gegenüber mancherlei neuerlich durch die Blätter Deutsch- )iterarconven->! cnen Gerüchten, welch« sich mit der and und Frankreich abzuschließenden tion beschäftigen, möchte der Hinweis angezeigt erscheinen, daß diese Angelegenheit über da- vorbereitende Stadium noch nicht hinausgekommen ist. E« hat sich herausgestellt, daß man für die Erledigung gewisser Dekailpuncte specieller Instructionen bedurfte. Behuf« Ausarbeitung der Grundzüge solcher Instructionen wurden Sachverständige zugezogen, welche sich ihrer Ausgabe dergestalt entledigten, daß ihr bezügliche« Elaborat die Genehmigung de« BundeSratb« erhielt. Aus Grundlage dieser Instruction nun wirv Über die abzuschließrnde Literarconvention verhandelt, und bedarf der au« den Verhandlungen resulttrende Eonvention-entwurs selbstredend wiederum der Genehmigung de« Bunbesrath«. » * » Im ungarischen Reichstag« ist e« gelegentlich der Verhandlung über den Mittelschul-Gesetzentwurf wieder zu einem sehr lebhaften Proteste gegen diese Vorlage ge lkommen. Der Abgeordnete Csanady hielt dagegen eine sehr schneidige Rebe, in der er der gegenwärtigen ungarischen Regierung ihr lange« Sündenregister vor Angen hielt. Csanady gab der Regierung zu bedenken, daß sie, fall« jener Entwurf Gesetzeskraft erhielte, alle bisherigen RechtSzustänve Ungarn« über den Hausen werfe und statt diesen einem un erträglichen TerroriSmu« Thür und Thor öffne. Da« von der Regierung befürwortet« Mittelschulgesetz vernichte nämlich geradezu alle religiösen und nationalen Rechte der ungarischen Staatsbürger, die bisher die Grundpfeiler der Freiheit Ungarn« gebildet hätten. — Au« diesen Worten de« ungari schen Abgeordneten ersehen wir, daß er da« Mittelschulgesetz mit seinen Vergew«ltigung«tendenzcn genau so auffaßl, wie e< seiten« der deutschen Press« geschieht, die für die in Ungarn bedrohten Deutschen einstrht. Und dieser Tbatsach« gegenüber »ag«, »och immer di« Ungarische» Blätter, darunter auch deutsch geschriebene, den in Deutschland sich erbebenden Protesten Unkenntniß der ungarischen Verhältnisse vorzuwerscn! * Au« Südrußland kommt wieder eine Schreckens nachricht. In Taganrog haben dortige Gymnasiasten ein Hau«, in dem einer ihrer Lehrer, cm Czecbe Namen- Urban, wohnte, mittelst Dynamit« in die Lust gesprengt, um sich an dem unter den Schülern höchst unbeliebten Lehrer zu rächen. Die Explosion war so stark, daß sie in der ganze» Stadt vernommen wurde uno ihre Bewohner in große Angst und Schrecken versetzte. In dem betreffenden Hause ward der größte Theil der äußeren Mauer al« eine formlose Ziegel- und Mörtelmasse aus die Straße geworfen, wodurch mehrere Menschen erschlagen wurden. Da« massive HauSthor »nd zwei Pfeiler desselben wurden vierzebn Schritte weit fort geschleudert. Im ersten Stockwerke wurde der Fußboden auf gerissen, wodurch zwei Bewohner arg beschädigt wurden. Ueberdie« sind auch viele Möbelstücke zertrümmert worden. Auch mehrere benachbarte Häuser sirld beschädigt, we-halb die Polizei, um weitere« Unglück zu verhüten, die Straße ab gesperrt hat. Einige Tage vor der Explosion erhielt der mißliebige Lehrer Urban einen Drohbrief, den er aber nicht weiter beachtete. * Daß Fürst Gortfchakoff einer Vergiftung er legen sei, ist in den letzten Tagen in Frankfurter Blättern anscheinend mit gutem Grunde bestrillen worden. Jetzt ver öffentlicht die „Neue Freie Presse" einen längeren Artikel auS Baden-Baden, worin die ganze DergistungSgeschichte aufrecht erhalten und de- Weiteren erzählt wird: Eine welentliche Unterstützung für die Bermutbung, daß man e« bei der Vergiftung nicht blos mit einer Zufälligkeit, sondern mit dem verbrecherischen Wirken einer dritten Hand zu tdun bade, ergiebt sich au« der Wahrnehmung, daß die während längerer Zeit veobachieten Krankheitserscheinungen ihr Ende erreichten, sobald ein von Freiburg hierher bcrusener jüng.'rer Arzt die Uebcrwachung de« Fürsten am Krankenbette bei Tag und Nacht übernommen hatte. Bekanntlich Hai nach dem Tode de« Fürsten da« Gericht eine chemische Nntersnchuna des Inhalt« der Eingeweide an geordnet. Da« Ergebniß der Uutersuchung ist nun zwar noch nicht sestgestellt, dagegen ist neuerding« eine Thatsache de- kannt geworden, welche im höchste» Grad« auffallen muß. Der während der letzten Krankhritsta-e de« Fürsten zur Cousulration betgezvgene Vorstand der mediciuischen Klinik an der Universität Frciburg, Professor l)r. Bäumler, hatte am Donner«, tag der vorigen Woche eine solche Besserung iu dem Zustande des Fürsten constatirt, daß die baldige vollständige Genesung desselben mit größter llSohrkcheiolrchtett in Aussicht gestellt werden konnte. D« verfiel de« anderen Tage- der Fürst ohne eine cu« dem Za. sammenhange der Krankheit«ersch-inungrn erklärbar« Ursache plötzlich in einen tiefen Schlaf, au» weichem er nicht mehr erwachte. Dieser Zustand der Betäubung ist ärztlich genau beobachtet worden, denn außer dem jungen Freiburger Arzte weilre in der Nacht vom Sonn abend ans den Sonntag auch der behandelnde Arzt vr. Schliep ununterbrochen am Krankenbette bi« zum letzten Athemzage des Fürsten. Tie Anzeichen einer neuerlich hinzugekommenen Ver giftung mittelst Morphiums oder Opium« waren, wie durch die gerichtliche Vernehmung der Aerztc sestgestellt worden zu sein scheint, unverkennbar vorhanden, und wurde somit dem Krankeu der Weg zur Geuesulig nach den Folgen der erlittenen Phosphorvergistung durch ein anderes wirkiamrS Mittel gründlich verlegt. Man kann zwar fragen, wie die Beibringung eines solchen Giftes ungeachiet der bestän- diaen Uebcrwachung de« Kranken »u bewerkstelligen aeiveien sein mochte. Allein einzelne Monentc der Unterbrechung dieser Beaussichtigung mußten wohl naturgemäß eintreten und alsdann auch benutzt worden sein. Bei alledem fehlt eS nun freilich immer noch an dem be stimmten verdachte einer Täterschaft. Die Erhebungen in vieler Richtung werde» aber eifrig sortgeietzt, und haben tangwährendc Vernehmungen vieler Personen, welche Auskunft zu ertheitcn in der Lage sind, stattgesunden. Diese verhöre erstrecken sich sowohl aus die Bewohner der Villa Braun, in welcher der Fürst starb, als auch auf die Söhne des Tobten, die beiden Fürsten Michael und Konstantin Gortschakoff. Wenn c« überhaupt im Bereiche der Möglichkeit liegt, Klarbeit in die düsteren Einzelheiten diese« Drama« zu bringe», so darf die« von der umsichtigen Leitung der Unter suchung gehofft werden, welche sich in den Händen de« Ober StaatSanwaltS Freiberrn v. Neubronn in Karlsruhe, einer bewährten juristischen Kraft ersten Range«, befindet. *DieBukaresterBlätter melden, da« rumänische KönigS- paar hätte aus seiner Reise nach Italien absichtlich nicht Wien berührt, um keinerlei Veranlassung zu politischen Ber muthungen zu gebe». „Romanul" fügt noch hinzu, e« lag für König Karl um so weniger Grund vor, Wien zu berühren, weil sich ein solcher Besuch im Hinblick aus die Ergebnisse ber Londoner Donau-Consercnz für Rumänien kaum patriotisch begründen ließe. — Inzwischen ist die Reise de« KönigSpaarcS durch iiswrrrichischeS Gebiet über Marburg a/D und Pvntasel I ^hl sie völlig fehl; denn davon, daß jener Irrtbum der A„- nach Italien bereits telegraphisch gemeldet worden. Wiewohl I „ah„,x sahrlaisige» Handelns ciiigegensliinde, sofern in Folg" der Kömg m Marburg und Biltach sich kurze Zeit au gehalten. ^ Jrrtl.ums tcr Angeklagte den ^„getretenen Ersolg nicht so ist zcder ossicielle Empfang selten« der österreichischen Be ' Hörden unterblieben. * Wie au« London berichtet wird, ist man dort von der Nachricht, daß Rumänien die Aushebung seiner Freihäfen bereit« in Vollzug gesetzt hat, unangenehm berührt, weil ma» an diese Maßnahme die Befürchtung knüpft, es könnte Ruß land dies zu Gunsten seiner Häsen und zur Ablenkung der Schifffahrt nach denselben auSbeutcn. * Wie man auS Canea vom 8. März meldet, wird der Generalgouvcrneur von Kreta, PhotiakeS Pascha, nach Durchführung der Municipalwahlen, welche soeben aus ganz Kreta vor sich gehen, sich nach Konstantinopel begeben Man suckt die Veranlassung zu dieser Reise rn dem Um stände, daß die Dauer der Functionen Photiade» Pascha «, welche gesetzlich aus 5 Jahre festgesetzt ist, noch Heuer abläutt Die Pforte, die mit der Wirksamkeit PhotiakeS Pascha'« sehr zufrieden ist, würde e« gern sehen, wenn derselbe seinen Posten noch für weitere süns Jahre behalten wollte, aber man besorgt, namentlich in türkischen Kreisen, eine Weigerung PhotiakeS Pascba'S, weil ihm von der griechischen Bevöl kerung sein Ami nicht wenig erschwert wird. Auch die Depu tieren sür die Natioiiakyersainmlung sollen in diesem Monate neugewählt werden. Die Session der Nationalversammlung wird am 25. April (a. St.) eröffnet werden. Bis dahin, glaubt ma». werde Photiade« Pascha auS Konsiantinopel zurückkehren können. * Wie die spanischen Blätter berichten, beschäftigen sich die Behörden in Andalusien sehr nachdrücklich mit der Verfolgung der Mitglieder de« unheimlichen Geheimbuiide- „Die lchwarze Hand". Nach dem „Imparcial" sollen d»e Verhaftungen in Sevilla und Umgebung so zahlreich sein, daß alle Gesängniffe überfüllt seien. we«oalb die Regierung Anordnungen zur schleunigen Herstellung provisorischer Ge fängnisse treffen mußte. Bei einem Apotheker in Sevilla, Namen« Sanliflano, der gleichfalls Mitglied der „Schwarzen Hand", wurde eine Kiste mit eigens praparirlcn G slpulvern gefunden. — AuS TereS wirv gemeldet, daß jeckw Gendarmen, welche elf gefangene Geheimbündler, die ans dem Lande fest- genommen wurden, nach der Stakt tran-porlire» wollten, eine Meile vor derselben in einem Hohlwege von dreißig be waffneten Anarchisten angegriffen worden, welche die Ge fangenen befreiten und zwei Gendarmen lödteten. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Der Gymnasiast Br. zu K. ist vom Landgericht wegen fahrlässiger Tödtung au« ß. 222 Slr.-G -B. verur- theilt. Am 1t. August v. JahreS halte der damals satt 20 jährige Angeklagte einen sür sechs Schüsse eingerichtete», unt Spückugeln geladenen Revolver, wissend, daß derselbe ge laden war, auS dem Schlafzimmer seines Vater« geboit und in da« Wobnzimmer gebracht, wo sei» 14 jähriger Bruder Bruno unt der 15 läknge Kurt K. zugegen waren. Hier bat er diesen beiden den Revolver gezeigt, ibnen, wäbrcud sie dicht neben ihm standen, dessen Mechanismus erklärt, den Hahn ausgkzogen und durch Druck auf die hiezu bestimmte Fever wicocr niedergelassen, und hiebei, um zu verhindern, daß der Schuß sich entlade, die Spitze des HahncS mit dem Daumen gehalten, so daß der Hahn in Ruhe gesetzt wurde. Trotz Warnung durck den ängstlich gewordenen K. setzte Angeklagter mit dem Bemerke», der Schuß könne, so tauge nicht ei» Zünd hütchen ausgesetzt, sich nicht entlade», die gleiche Benutzung deS Revolvers einige Augenblicke fort; nach dem etwa sechs maligen Auszieben de« HabneS jedoch enUud sich ein Schuß und traf den Bruder des Angeklagte», weicher sofort zuiamwen- sank und verschied. Die Sectio» ergab, daß die Kugel die Aorta verletzt und dadurch den unmittelbaren und unas>mend- baren Tod deS Verletzten herbeigcführl hat. Die von dem Angeklagten gegen seine Vcrurtbeilung ein te Revision hat daS R.-G, lll- Strafsenat, an» l4. De- cembcr v. I. verworfen. WaS die Fahrlässigkeit de-Angeklagten anbelanzt, so ist auSgesührt, daß da- Gebahren de« Angeklagten nichi nur ein völlig zweckloses und unbefugtes war, sondern daß er auch hiebei diejenige Vorsicht anzuwenvrn unter lassen, mit welcher jeder denksühige Mensch zu handeln verpflichtet ist, um nicht Andere an der Person oder m» Eigenlhum zu schädige», daß er unterlassen hat, den Verhält nissen, unter denen der Vorgang sich zulrug, diejenige Auf merksamkeit, deren e« zur Verhütung de« eiiigetrctcnen, ohne sei» unbedachte« Gebahren nicht möglich gewesene« Erfolge« bedurft hätte, zu schenke» und a» dieMvglichkeit zu denken, daß eine der beiden umstehenden Personen durch die etwaige Entladung de« Revolver« getroffen werben könne, welche Mög lichkeit er zumal bei seinem Alter und dem Grade seiner geistigen Ausbildung hätte erkennen und ohne besondere Uebcrlegung vvr- bersehen können. Die hierin liegenteFahrlässigkeil tritt um so stärker hervor, da der Angeklagte mit dem Mechanismus de« Revolvers nicht genau bekannt gewesen,wohl abergcwußt hat, daß derselbe eine scharfe Ladung enthalte, und angesichl« deS Bestrebens, daS heftige Aufschlagen de« Hahnes zu ver hindern. im Augenblicke seine« unvorsichtigen Gebahren« seihst an die Möglichkeit einer Entladung des Revolver« gekackt hat. Hiera»« folgt, daß Angeklagter eine Handlung, welche »nter den Umständen, unter denen er dazu schritt, bei Anwendung der schuldigen Sorgsalt und Vorsicht ihm den Tod eines Menschen als mögliche Folge hätte zum Be wußtsein bringen können, vorgcnommen bat, ohne diese Vorsicht anzuwendcn, und ist diese Feststellung vollständig geeignet, die Anwendung de« 8 222 des Str.-G -B. zu recht fertigen. Der Begriff der fahrlässige» Tödtung ei»c- Mcnscheil ist erschöpft, wenn gegen den Angeklagten sestgestellt ist, daß derselbe bei Vornahme einer Handlung, welche die Ursache de« TodeS eine« Mensche» war. diesen Ersolg bei Anwendung der gewöhnlichen Sorgfalt und Aus- merksamkclt eincS vernünftigen Mensche» als möglich hätte voraussehen können, diese Svrgssll aber anzuwenden unterlassen hat. Wenn die Revision auS der weiteren Feststellung, daß der Angeklagte bei seinem Gebahren in dem irrigen Glauben besangen gewesen, daß zur Enlladuiig des Revolvers mittels Abfeuerus das Aussetze», eines Zündbiiichenö nölhig sei, de» Schluß ableiten zu können glaubt, daß An geklagter in Folge solchen IrtthnmS den unglücklichen Ersolg seiner Handlung nicht habe vorauSsehcn können, und wenn die Revision in jener Feststellung einen Widerspruch mit der Annahme strafbarer Fahrlässigkeit finden will, so habe vorbcrlehe» können, kann nicht die Rede sein. Ob der Satz, daß eine der Construclivn und dein Mechanismus eines Gew>.hres zuwider crjvlgende Einladung desselben als ein Zufall zu erachten sei, sich in Richtigkeit verballe, mag aus sich beruhen, da gegebenen Falle« jener Satz eine Anwendung nickt sindet; der irrige Glaube des Angeklagten, die Ent ladung des Revolvers sei durch Aujsctz n eines ZündHütchens bedingt, ist davon ganz unabhängig zu beur!betten. DaS Landgericht hat sestgestellt, baß Angeklagter den Mechanismus des Gewehres nicht genau gekannt hat, aus dieser inaiigeln- den Kciintiiiß entftrang jener Irrtdum. Mit allem Grund ist kesbalb dem Angeklagten der Vorwurf zu machen, daß er trotzdem mit dem Revolver ma- nipulirte und daß er dies gelha», obschon er der Möglich keit. daß seine Meinung eine irrige sei, sich bewußt ge wesen. wofür darauf hinzuweiseu ist, daß er, trotzdem ein Zündhütchen nickt ausgcsetzi war, die Möglichkeit einer Entladung gleichwohl n»S Auge gefaßt halte Fünfjähriges Mittel der Geburls- und Lteldlichketts-Verhältnisse von veipzig und Umgegend. In der Zeitschrift de« königl. sächs statistischen Burea» bat vor Kurzem 1>r. nm<I. A. Geißler die Fruchtbarkeit«- »nd sterblich, kettsverhälnttsse sanimllicker -ILdie uao »roheren Landaemeinden Sachsens wSürend des Faliriünfte« !87«! bis l!«ä> staiistisch bear beitet. ES sei liestattel. die wichilgste» Siei'ltttalk. welche das Leipziger Rirtblchaftsgedlet betreffe», liier kurz nttizittbettcn und a» dieselben einige wettere Berechnungen und Blmerkunze» anzulnüpfen. Es braucht wobt nichi beionders kervorgcbob.'» zu werden, daß diesen deffmtwen Zablenergebnisien ein ydherer Wertb beizumessen ist, als den Berechnungen sür einzelne Jabre; denn letziere beruben, soweit sie nach einer Volkszählung angemllr weiden, aus unsicherer Basis wegen des unregelmäßigen jährlichen Bev-Iterung-zuwachses
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