Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188207181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820718
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-18
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.07.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Urtarti«» «ut Lrpeßitis» Johanne-gaffe 33. Astrechltundk» trr Urdacti-a: vorin-ltagt 1l>—IS Uhr. Nachinirrag« 5—6 Uhr. US» n» «Uck,a», N»,«<-„»>»» mach! sich »» ,M »«tuali». «»nahm« »er für »ie «Schsts«>,eu», Rnmuier defti««lcn J«sera»« a» W«chen»«»eu »i» S Utzr Nachmitta«», «« L-nu- «n»Feftt«,eu krütz»i»'i,»U»r. 3» drn ckilialrn für Ins.-Aniiahmr: ktt« klemm, UniverütSt-straße S1, k»«t» Lösche, Katharinenftrav« 18, p. nur »t» '/,L Ntzr. Anzeiger. OM« für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage!7,S0». Hlioiiilrniriitsprris viertelt. 4'/, Mk., tncl. Brinaerlodn 5 Mk.. durch die Po» bezogen 6 Äk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Vclegrremp.ar 10 Pf. Gebühren für Etztrabeilaqeii a-ue Postl'eivrderuiig 32 Mk. «tt Poftbefürderung 43 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften lant unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer Sa- nach höherem Tarif. Urrtamru unter den ttedartionsltrich die Svaltzeile 50 Pf. Jnteratr sind stet- au die Spprdirion z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuuuwrnwia oder durch Post» Nachnahme. ^-ISS. Dienstag den 18. Juli 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vkkamltlnilchimg. Dcr Rüfchensabrikant Herr <K. 4l. Steiehel beabsichtigt aus seinem an der Lange Straße unter Nr. 42/43 gelegene» Grundstücke Nr. 1722 des Flurbuchs und Fol. 1508 des Grund- und HypothetenbiicheS für die Stadt Leipzig eine OelgaSanstalt nach dem Sustem Hirzcl zu errichte». Wir bringen dieses Unternehmen hiermit zur öffentlichen Kenntniß mit der Aufforderung, etwaige Einwendungen da gegen, welche nicht auf privatrechllichen Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen bei nnS anzubringen. Einwendungen, welche auf besonderen privatrechtlichen Titeln beruhen, sind, ohne daß von der Erledigung derselben die Genehmigung der Anlage abhängig gemacht »Verden wird, zur richterlichen Entscheidung zn verweise». Leipzig, am IS. Juli >882. Der Nath -er Ltadt Leipzig. 11r. Tröndli». Kretschmer. Auktion. Von dem Unterzeichneten Armen-Ainte sollen Donnerstag, den 2tt. Juli a. Vormittags von !) Ulir an, im ^ktadthanse allhier (Eingang: Mühlgasse 7) verschie dene Nachlaßgegcnstände, alS: Möbel, HanS- und Küchen- aercithc, Betten, Kleidungsstücke, eine Taschenuhr rc. meist bietend versteigert werden. Leipzig, den 14. Juli 1882. DaS Armen-An»t. Ludivig-Wols. JunghLhnel. Nichtamtlicher Thetl. Arabi Pascha. ii. Der ersten militairischeu Demonstration, die unter der Anführung Arabi Pascha'» ausgesührk wurde, diente die Forderung zum Borwaud, daß, nachdem da» Liquidation»- aesetz die Schulden Egypten» geregelt habe, auch di« Stellung der Armee geregelt, die Militairbcsoldungen erhöht und Militairrcglemenls geschaffen werden müßten. Die Reden, welche Arabi und seine Freunde zu jener Zeit hielten, drehten sich alle uin diese- Thema. Die türkischen und cirkassischen Ossieiere aus der einen Seite, so sagten Arabi und sein Anhang, und die Fcllahs aus der andern werden nicht in der gleichen Weise und auf gleichem Fuße behandelt. Die ausländischen Officiere erlangen ihre Grade, indem sie eine Palastsclavin heirathcn. Es sei ungerecht, die wissenschaftliche Bildung der Militairs nicht zu berücksichtigen und die Officiere nicht ohne Unterschied der Race nach ihren Verdiensten zu befördern. Ueberhaupt bewegten sich, seit Arabi hohe Stufen erklommen und an seine Mission zu glauben begonnen hatte, seine Aenße- rungen sehr hcinfig aus diesem Gebiete. „Alle Menschen", so sagte er, „sind trotz der Rcligionöuntcrschicde Brüder und man muß einander Helsen". Der Vicekönig fühlte sich durch die mancherlei Reden über den ungerechter. BcsörderungSmotuS in der Armee beunruhigt, während Niaz Pascha der Sache keine Bedeutung beiniaß. Als aber die Petitionen immer dringender, die Reden in den ElubS immer heftiger wurden, ließ der Premierminister Arabi, Abdullah und Ali Fehmi. die drei Obersten, welche inan in den Kriegsrath zu bringen bemüht war, verhalten. Der Obcrstlieutenant der Garde, deren Oberst Ati Fehmi war. zog aber an der Spitze seiner Mannschaft vor da» Gefängnis, um die verhafteten Ossiciere zu befreien. Die nächste Folge dieser Auflehnung »var der Rücktritt de» KriegSministcrS Oönian Pascha Reski und seine Ersetzung durch Mahmud Pascka Sami auS dcr Familie Barust!. Als sich die oben erwähnten drei Männer noch im Gesängnisse befanden, machten Ali Fehmi und Abdullah ihrem College» Arabi heftige Vorwürfe, warfen ihm vor, daß er sie m ein Abenteuer gestürzt habe, das ihnen Allen das Leben kosten »verde. Arabi verlor auch hier nicht seine Ruhe und erwiderte seinen Waffcngefährten: „Geduldet eucb! Gott wird »ns zu Hilfe kommen." Arabi konnte Die- um so sicherer prophezeien, als er wußte, daß Obeyd Bcy zn ihrer Befreiung heranrückc» »verde; er wollte aber durch sein GottcSvcrtraucn Eindruck und zugleich glauben mache», daß er vom Himmel Kunde von ihrer bevorstehende» Befreiung er halten habe. Nach Wiedererlangung der Freiheit wurde Arabi Mit glicd einer Commission, welche mit der Ausarbeitung der mächtige und viele Feinde unter den einflußreichen Türke» deS Landes, unter den Eingeborenen, den BaiiqnicrS, welche Alle an seiner Beseitigung arbeitclen. AuSgesiihrt wurde aber daS Werk von Arabi im September t88t. Es »var dies die zweite von ihm in Scene gesetzte irilitairische Tcinonslration. Die Ziele Arcibi's »nv seiner Anhänger wurdru »u» immer weitere. Die Armee verlangte die Verkündigung der Militairgefetzc und eine Verfassung für daS Land, in kessen Namen zu handeln sic vorgab. Der Name Scherif Paseha'S, von den» man wnßte, daß er mit einer Kammer zu regiere» geneigt ist, wurde auf die Fahne geschrieben. Arabi und die Officiere versicherten Scherif ihrer vollständigen Ergebenheit, nichtsdestoweniger zwangen sie ibi» eine» Kri'egSiniiiistcr nach ihrem Herzen auf. Scherif Pascha unterhandelte über die Person des Letzteren lange mit Arabi und glaubte ihn nach zwei Tagen von dcr linehrlichkeit Mahmud Pascha Sami's über zeugt zn haben. Er täuschte sich aber; Arabi beharrie au seiner Ansicht, oder vielmehr aus seinem Willen und Mahmud Sami wurde Kriegsniinister nn Cabiuete. Teo Kampfe' müde und unter dem Drucke dcr europäischen Cent»',» über na»m Scherif die ConseilS-Präffdenstbaft. Nicht lange jedoch, und er sah unüberwindliche Schwierigkeiten vor sich auf- steigen, namentlich seitens der Notabel.itammcr, welch: a unter dem Einflüsse der egyptischcn Ossiciere stand. DaS M pkrium Scherif hatte bald auSgclebt. Nu» trat Arabi an di: Spitze deS KricgSministcriumS und sein Freund Mahmud vurdc Präsident des MinisterratheS. Arabi hatte lange vor seinem Eintritt in daS Cabinet gewaltigen Einfluß auf alle Zweige der Verwaltung erbangt. Wer nur Znlritt zu ihm erlangen konnte, wandte sich an hn, um eine Empsebluiig auS seine» Händen zn besitze», die »nr in de» seltensten Fälle» vbne Wirkung blieb. Arabi becmspruchle für sich sogar die Macht, Urlheile der Gerichts höfe zu ändern oder ganz ansznbeben. So z. B. schrieb er einmal (vor seiner Ministerschask) auf die Urkunde eines vom Cassation-Hofe gestillten UrtbeilS in Sache» incS OssicierS: „Dieses Urthell scheint mir schlecht begründet n sein; ich bitte de» Jnstizminister. das Urlheil abänkern n lasten." Selbstverständlich präsentirte sich hicmit dcr fragliche Osficier im Justizministerium. Einmal Minister geworden, ging Arabi. wie auS dem scbon Gesagten leichl zu folgern ist, völlig ngenmächtig und ohne Achtung vor den Urttzeilc-sprüchcn dcr Tribunale vor. So wurde emmal im Ministerrathc ein Urlheil des AppellhoseS dcr Reform- kribunale, welcher die letzte Instanz bildet, vorgclegt, welche- die Bezahlung einer gcwistcn Summe anSi'pract». „Tie Summe wird bezahlt werden", erklärte Aratsi, „wenn daS Unheil gerecht befnnden wird; wenn nicht, nicht." Der Justizimnister hatte nun große Müh«, um Arabi begreiflich zu machen, daß es sich in diesem Falle keineswegs um die Prüfung und etwaige Abänderung eures UrtbeilS handle, sondern daß daS Documcnt lediglich zu dem Zwecke ans den Tisch deS MinisterratheS »icdergelcgt worden ei. damit bestimmt werde, unter welches Eapitel des Budget» tes Finanzministeriums die Summe gebracht werde. „Tn diesem Falle bringe man es unter, wo man will!" erwiderte Arabi und mau ging zu andere» BcrathungSgegrn- läiide» über. Als Arabi endlich Minister geworden war, mnßte er zunächst den Heißhunger seiner Freunde und Anhänger nach den erwarteten u»d in Aussicht gestellten Belohnungen stillen. Die höchste» militairischen Grade verlieh Arabi Ali Fehmi, einem allmälig emporgekominencn Militair, der deS Schreibens vollständig unkundig ist und zur Noth lesen kann, ferner Tulba. dessen Bildung aus dem gleiche« Niveau steht, und Abdullah, dessen Gelehrsamkeit jener dcr Vorgenannten eben bürtig ist. Befragt, wie er denn diese Ossiciere im Widcrsprnch mit den Reglements ohne vvrgängige Prüfung zu Brigade- generalen machen konnte, erwiderte Arabi, daß Dies sciucrjqjckS eine freie Wahl sei. E» ist nicht unwabrscheinlia,. daß Arabi jetzt ecasieht, daß er zn weit gegangen sei, aber er kann nicht mehr zurück- weichen, ohne Gefahr zu laufen, daß er von seinen An hängern massacrirt wird. Ehrgeiz und zum Theil Habsucht waren die ursprüngliche» Motive seines Handelns; einmal aber so zu sagen von dem Räderwerke seiner eigenen Thate» ergriffen, konnte er dem Lause desselben keinen Halt gebiete», da seine Freunde ihn immer weiter drängten. Er und seine Anhänger hielten scsi zu einander, wie Lenke, welche eine Gefahr wittern, ohne zu wissen, welcher Art dieselbe ist unv von welcher Seile ber sic droht. Ernnithigt wurden sie von vielen Europäern und von in Europa erzogenen Eingeborene», welche dreist behauptete», daß die europäischen Mächte »ie unter einander über ein Einschreiten gegen Arabi und feine Getreuen eine Verständigung werken erziele» können. Arabi und seine Anhänger waren hievon in dem Grade überzeugt, daß sie erklärten, entweder Europa gegen di« Pforte, oder letztere gegen Europa ausspiclen zu wollen, je nach dein Angreifer. Arabi Pascha ist durchaus nicht der unumschränkte Leiter der sogenannten Nationalpartei. AlS der englische Cvnsnl, Mr. Covkson, im September 188l auf dem Abkin-Platze mit den Ossiciercn parlcnnentirte, sagte er: Meine Herren! Mit 200 Leuten kann ich nicht unterhandeln, ich werde also — hierbei deutete er auf Arabi — mit Ihrem Cbes sprechen, hierauf trat Abdullah Bcy vor und erwiderte: Herr Consnl! rabi ist so lange unser Ansiihicr, als er niit nnS vorwärts schreitet, wo aber nicht, erkennen wir ibn durchaus nicht als unseren Chef an. Tulba Pascha äußerte letzthin in einem Privatgespräche: Arabi, ich und dcr letzte Soldat, wir sind alle gleich und wir sind alle: Arabi. WaS die Türken betrisst, so glaubten dicsclben und glaube» wohl noch, daß Arabi auf ihren Antrieb nnv im Jutereffe des SullanS arbeite. Affaad Efseudi, ein Araber aus Me dina, welcher Derwisch Pascha begleitet, ist der osficiösc Ver mittler zwischen dem Sultan und Arabi. Affaad ist ein hoher islamitischer Würdenträger deS Reiches und siebt im Palaste in großem Ansehen. Cr unterhält mit Arabi intimen Verkehr und ivobnte einmal sogar bei Letzterem während seines Aufenthalte- in Egvpten drei Mo natc lang. Trotzdem fühlte sich Aradi durch die Ankunft beö ersten Psorteiicomniiffärs. Ali Nizami Pascha'S. sehr beun ruhigt, so daß er Scherif Pascha Alles versprach, ivaS Dieser forderte, damit nur die türkische Mission so bald als möglich entfernt werde. Die Mission Derwisch Pascha'S dagegen flößte Arabi weniger Besorgnisse ei», da er ans dieselbe vor bereitet war, weil Derwisch ohne materielle Macht kam und er sich mit ihm durch Vcrmitllung Assaav Cffendi'S zu ver- stänkige» hoffte. Das Eintrcssl'n der europäischen Flotte in den egyptischcn Gewässer» überraschte ih» anfangs; alS er sich jedoch über zeugt hatte, daß die Flotte unter allen Umstände» unthätig bleiben solle, spottete er der europäischen Schisse, welche er ..Wassermclcnen-Varken" (im Arabischen: blarnkol, lmttückcr) nannte. Seitdem Arabi die höchste Staffel der Macht erklommen und Reichlbümcr erworben hat, trachte» seine Frcnnde ihn mit einen, Glorienschein zu umgebe», in welchen Bemühungen sie natürlich von ibi» selbst nicht wenig unterstützt werden. Er hofft, daß schließlich daS ganze egyptiscke Volk, Groß und Klein, zn dein Glauben bekehrt werden wird, daß er ein providenliellcr Man» und von Gott zur Erlösung feine- Landeü gesendet sei. Nichtsdestoweniger hält cS der Lenk- ling Allah'» bei all seiner göttliche» Inspiration für nolh- wendig, vor jedem Beschlüsse seine irdischen Freunde Ali Febmi. Abtiälab. Tulba und Ander« zu Ralhe zn ziehen. Man will neueste»» sogar die Abstammung Arabi'S aus den Prophet»» znrückleicen. Um Arabi selbst für den Thron deS Khekiv« geeignet zu machen, wofür »ach dcr allgemeinen, auch von dcn Partei gänaern Arabi'S gctheilten Nnschaliuna die Abstammung vor der Familie Mchemet Ali'S erforderlich ist, sucht« man ihr zuletzt als einen Sohn AbbaS Pascha'S und der Tochter eine» arabischen StamnieSoberhauptc» darznstellen. Dieser Sohn AbbaS Pascha'S, Muhsin Bey, existlrte allerdings, aber er wurde sofort nach seiner Geburt zu dem Stamme, dem seine Mutter augebörte, geschickt und starb sehr bald in Gegenwart deö ManneS, der ihn zu seinem Stamme gebracht hatte. Dieser Egvpter ist noch am Leben; da er aber der einzige Zeuge des TvteS Muhsin'S ist. entstand in Betreff deS Letzteren eine Legende, welche von aller Welt geglaubt wird und es möglich macht, daß zu politischen Zwecken bald Dieser, balk Jener von irgend einer Partei als Muhsin auSgegcben werden kan». Ein französisches Journal wollte wissen, daß Arabi an der Scl'iile deS GencralstabS hcrvorgegangen und von sran- ösisäien Osficieren ansgcbildet worden sei. Diese Behauptung ist schlechterdings erfunden. Arabi bat. von der Hochschule Azhar abgesehen, überhaupt keine Schule besucht und keinen Unterricht über Strategie erhalten. Arabi kennt nur das Arabische und weiß nicht einmal türkisch. Wahrend der abyssiinschen Kriege hatte er sein« Functionen beim Fuhr wesen so unzulänalich erfüllt, daß Prinz Hassan Pascha sich veranlaßt fand, ihm »ach beendigtem Feldzüge in Gegenwart aller Ossiciere sehr harte Vorstellungen zu machen. In Folge der angeblichen Verschwörung von Cirkassiern gegen sei» Leben befand sich Arabi in solcher Angst, daß er 'ich in eine Kaserne cinschloß. Die- zu bemänteln, gab er vor. in dcr Nähe der verhafteten Verschwörer bleiden zu wollen. Vierzehn Tage lang verließ er die Kaserne nicht; either hat sich seine Furcht etwa- gelegt, aber er wagt eS noch immer nicht, allein auszugehen. Er läßt sich immer von zwanzig bis dreißig Osficieren begleiten. So oft er sich zum Vicekönig oder zu einem Minister begiebt, schreitet vor ihm ei» Trompeter einher und von dcr Kaserne bis zu dem "ause, wo Arabi einen Besuch abzustatten hat, sind in kurzen istanze» Schildmachen ausgestellt. AlS er am IS. Juni mit Rcigheb Pascha »m 0'/, Uhr Abend- in Alexandrien ankam, ließ er seinem Wagen vom Bahubos Rascltin an lO Reiter folgen. Keiner von Arabi'S Bekannten weiß von ihm eine Handlung zu erzähle», durch die er besonderen Muth an dcn Tag gelegt hätte; stand er doch nie im Felde vor dem Feinde. Dagegen entsinnen sich seine türkischen und cirkassischen Wassengesährten zahlreicher Rcnoniniistercien und Ausschneidcrcien Arabi'S. Die Charakteristik Arabi Pascha'S. einer Persönlichkeit, die an sich nur sehr wenig des Interessanten bietet, läßt sich dah'u zusammensassen, daß er nie einen fest vorgezeichneten Plan hatte, nie ein bestimmtes Ziel verfolgte und daß die Umstände ihn zu Dem machten, was er heute ist. Die Eifersüchteleien und Jntrignen der abcndländlischen Re gierungen und der Consnln in Cgypte», die Machinationen europäischer und eingeborener Abentcuerer, die Schliche und Kniste der BaiiquierS uiid Kauilente brachten Arabi ans die Obcr- läche und halfen ibi», jene S tufe zu erklimmen, auf der er nunmehr steht. Arabi ist durchaus »iä't, wie inan wähnen könnte, die Seele einer Bewegung, welche ersterben ivürte, wen» Arabi zcstnrzt wird. Nicht Ärabi hat diese Bewegung hervor gerufen, ondern er ist ei» Product dieser Bewegung. Wenn Arabi beute oder morgen im Strome dcr Ereignisse »ntersinkt, sind Ersatzmänner da, so: Ali Pascha El Rudi, Mabmud Sami Pasä'a, Ali Pascha Febini, Abknlaah Pascha, Tulba Pascka, Jacub Pascha Sami und hundert Andere, welche die Be wegung nähren und teilen würden. Tie Machle sollte», um ihre civilisatorische Mission in Egypten fortziisetzen nnd da- Land ans der von Mehemet Ali erössneten Bahn des Fortschrittes zn erhalten, zu einer Orcupation Egypten- schreiten, nach Ahndung der letzten Metzeleien und Bestrafung deS an denselben mitschuldigen GendarmencorpS die Armee und alle Ossiciere theilS aus halben Sold beurlauben, theilS verabschieden, für ganz Egypten ein GcnkarmeriecorpS von l0,000 Mann inS Leben rufen, daS von ehrenhaften, intelligenten und nicht cviuproiniltirten Ossiciere» hesehligt würde, welche wieder unler der Conlrole eines aus Cingcborcnen und Europäern zusamnieiigefetzten obersten Ratheö unter der Präsidentschaft eines erprobte» Generaleommandantcn zn stehen hätten. Würden diese Dinge dnrchgcsührt, so wäre Arabi Pascha in noch kürzerer Zeit vergesse», als er brauchte, um sich für Europa zu eine», Gegenstände dcr Aufmerksamkeit und der Besorgnisse zu macken Leipzig, 18. Juli 1882. Der „Köln. Ztg." geht an? Berlin folgende bedeulsame, ohne Zweifel ans ofsiciöscn Ursprung znrückzusührende Mit- theilnng zu: Man giebt sich in biesigen politischen Krei'en der Hoffnung hin, daß die deutsche Presse der patriotischen Pflicht, welche ihr die Verhältnisse auserlege», auch diesmal gewachsen sei» und der Regierung nicht durch stürmische Ausfordernngen, welche Beunruhigung in dcr Bevölkerung verbreiten würden, die Lösung einer schwierigen diplomalischen Lage unnütz erschweren werde. DaS geflügelte Wort deS Fürsten Bismarck von dem „Knochen des pommcrschen Land- wehrmannS" muß auch heute seine Anwendung finde». Deutschland ist ja glücklicherweise an den egyptischen Wirren weniger interessirt alS andere Großmächte, in erster Linie Frank reich; cS darf nicht unuüycrwcise ans seiner Zurück haltung berauStrcten, diebeiibm nur ein Zeichen selbstbc- wnßterKrast ist. So allein wird Tculschland in dcr Lage bleiben, im geeigneten Zeitpnnct daS entscheidende Wort zn sprechen. Unsere Beziehungen zum Sultan sind und bleiben gut, wir habe» keine Handlung für legitim erklärt, welche die HobeitSrechte des u»S befreundele» Monarchen beein trächtigt. wir können ihn aber auch nicht tbalsächlich in einer Poiil.k der Unlhätiakeit, durch welche er sich inil ganz Europa in Widerspruch geletzt hat, »nlerstiitzo». ohne »nS lelbst in unabsehbare polilische Verwicklungen z» s lirzen. Ans der andern Seite kommt cS unS nicht zu. der englischen Regierung, mit dcr unsere Beziehungen gut sind, »nansg- sorderlRalh zn crt( eilen oder Meinitngdänßerimgcn abzugcben. die in London verstimmen müßlen.' Die englischeRe.zi.rnng ist in er'»-. Linie dein cngli' b-n Volke gegenüber für Das. was sie in Egypten gelhan hat, verantwort! ü,, sodann wird sie sich darüber mit der sr iizö- sische» Regierung an/e'ncmder zu sichen l> ,'en. Wir » l rer- s-eil- tö> neu vernchert sein, daß Das, Wae in der cgnptisi' n Frag« die französischen Jnleren»» befriedigt, die uw .'gen eben falls befriedigen wird. Schließlich weeden aber die West mach!», wenn sie sich unter einander geeinigt habe», der eure pachten Zustimmung bedürstig fein, um aus gesicherte Verhältnisse in Egypten und ausdauerndes Einvcrständniß unter sich selbst rechnen zu können. Dann erst wird die schwebende Frage snr Deutsch land spruchreif sein. England fährt mit seinen Bemühungen ort, Einverständniß mit den anderen Mächten, in erster Linie mit Frankreich, hcrbeizuführen: bei dem allgemeinen Frieden-« bedürsniß Europas kann England ans allseitige» Entgegen kommen rechnen, besonders wenn e», wie wiederholt versichert worden ist, nicht beabsichtigt» auS der Rolle doS PerlbcikigerS eincr berechtigten Interessen hcranszutrelen nnd die Slellnnz deS Sultans »nangctaslet zu lasse». ES bat den Anschein, daß seine Bemühungen in kürzester Frist von Erfolg gekr mt ei» werke». Sr M. S. „Nymphe", 8 Geschütze, Commandant Ecrv.-Eapt. Dickert, ist am 15. Juli von Kiel über England »ach Gibraltar in See gegangen. Die diesjährige Generalstaböreise wird zum ersten Male von dem Stellvertreter des Feldniarschalls Grase» Mollte. vom General - Ouarticrmcister Grafen Wälter er, geleitet werden. Dieselbe soll Mitte August in Bautzen ihren Anfang nehmen und sich vom Königreich Sachsen nach dcr Provinz Schlesien erstrecken. Die „Gcraer Zeitung" widerspricht der Nachricht, daß die Negierung von Renß jüngerer Linie für dcn Wi »dt Horst'- chen Antrag gestimmt habe; auch in Betreff von Otten burg wurde Die», ivcnn auch nickt in anthenlischer Form, bestritten; sicher ist dagegen, daß Baicrn für diesen Anlrag gestimmt hat. Ob allein, ob vielleicht in Geincinschasl mit Renß älterer Linie oder mit Mccklenbnrg-Strelitz, wissen wir nicht, und eS wird wohl dahingestellt bleiben, denn, wie eS heißt, ist ein Vermerk über da- Stimmcnverhältniß kein Protokoll nicht rinverlribt. Nach de« bisher bestehende» Einrichtungen werden di« Mitthcilungen über die wegen Verbrechen lind Vergehen er gangenen Strafurtheile nur an die Staatsanwaltschaft desjenigen LandgcrichlS übersandt, in dessen Bezirk der >ze- wvhuliche oder, Mangel» eine» solchen, der letzte AusenthallS« ort deS Verurtheiltcn belegen ist. ES seblt für die Be strafungen der Personen, ivefche ihren Aufenthaltsort wechseln, an einer Sammelstelle, und eS wird daher, wenn die Vor strafen einer Person scstgrstellt werden müssen, nicht selten nöthig, Auskunft von verschiedenen Behörden rinz,«holen. Die neuerlich ergangene und vor etwa acht Tagen amtlich veröffentlichte Verordnung deS BundcörathS, bei ressend die Einrichtung von Strafregistern und die wechselseitige Mit- thciluug der Strasnrtbeile, beabsichtigt nun eine solch« Sammelstelle bei der Behörde deS GcburtSorl» zn schaffen, weil nur der Geburtsort unveränderlich bleibt, während kcr Wohnort und dcr Aufenthaltsort dem Wechsel unterliege». In dem aus dem Ziinstlertage zn Magdeburg begründeten Bunde dcr dcntschen Handwerker ist bereits offene Anarchie ansgobrochen. Bekanntlich wählte der Congreß mit Einstlmmigkcik ein CentralcoinitS von fünf Personen (»leist bekannte Jnnungsmeistcr) mit dem Sitze in Berlin, daS die Geschäfte de- neuen Bundes zu sichren beauftragt war. Gegen dieses EomitS hat sich jetzt von vielen und dcn größten Handwcrkerverciue» dcr verschetene» Provinzen eine lebhafte Agitation geltend gemacht, »nr unter gewissen Bedingungen will »»an die Ancrkennuiig deS ComitöS anSsprechen. Eine, wie gesagt, größer« Anzahl von Handwerkerverbänden beantragt, daß kein Berliner Centralcoiniiü rin AclioiiScouiitü zur Seile gestellt »verde, welches auS Vertretern der größten Vereine bestehen solle. ES solle dadurch verhütet »verde», daß da» Central« comitü in seine frühere Schlaffheit verfalle. Die 5 Berliner Herren seien nicht im Slante, die vielseitigen Interessen der Handwerker der verschiedenen Provinzen zn wahre». Eine Garantie gegen die Veruachlässigung der Handwerkerintcressen sei nur allein in dcr Niekcrsetzung eines ActionScomilLS zu sinke», welches die Handlungen des CcntralcomitöS ülcrivacbe. Von der Ersüllniig dieser Bedingungen machen nicht nur die rheinisch westfälische», sonder» auch die süddeutschen und schle sischen H lidwerkerverbänke die Anerkennung deS in Magde burg gewählten CentralcoinitvS abhängig. — In de» Kreisen deS CenlralcomilöS sind diese Anträge, wie begreiflich, mit dem größten Befremde» ansgciiominen worden. Noch vor wcnigcn Wochen wurden die BrandeS, Koppen, Meyer al- wackerc Verfechter der Handwerkerinteressen gefeiert, mit Rück sicht aus ihre bisherige Thäligkeit wurde ihnen die Leitung deS neuen Bundes übertragen und heute schon sehen sie die heftigsten Angriffe gegen sich gerichtet. DaS CcnIralcoinitL ist durchaus »übt gewillt, dcn bemerkten Anträgen ziiznsliminen, da cS in denselben ein Mißlranensvolnm erblickt, und gedenkt eher abzntrelen, a!S sich de», Willen der Antragsteller zu füge». Die Folge davon wird fein, daß der junge Bund sich in Woblgesallen anslöst, »lehrere Parteien sich bilden und ti« Handwerker sich unter einander bekämpsen werte». DaS ist also das Ergebniß der mehrtägigen Verhandlungen de» Magdeburger HandwerkertageSl Zur Auslösung der Berliner Stadtverordneten- Vcrsammlniig schreibt die „Krcnzztg.": „Wie cS heißt, wird das StaatSministcriui» bei dem Könige den Anlrag stellen, durch königliche Verordnung die Berliner Stadtvervidnelcn- Versamintnng ansznlösen. In einer Eingabe deS Magistrate» war der Erlaß einer Novelle des Inhalts beantragt worden, daß: 1) von der Bestimmung deS tj. 21 der Slädteordnnng, »ach welchem alle ErgänzungS- oder Ersatzwahlen von den selben Ablbeilnngcn und Wahlbezirken verzunchinen sind, von denen der ansgeschiedene Stadtverordnete gewählt war, für eine Wahlperiode (drei Ergänznngswahlen) Abstand genommen werde» kann, wenn in'einer nach tz. N in Wahlbezirk« getbeilte» Sladt eine Uinänterung dcr Wahlbezirke nolh- wendig erscheint, 2) eine solche zeitweise Außerkraftsetzung der Bestimmung deS H. 2l Satz 3 nur ans nbercii.stimmenden Beschluß des Magistrates nnd der Sladlvcrordneten-Ver- saninilnng unv mit Zustimmung dcr Anssichlsbebörc« stall- finden k nn. 3) die Gemeindebehörden in d>csei» Fall« ermä btigt sind, vor vor zunächst eintretenden regelmäßigen E^'änzünz.s'.oal'I die noch ans zwei bezw. vier Ja'ee in Function verbündenden Sladlreroidneten den neu zu bildenden Wahlbezirke» znznUeilc». Die Släatsbelörde kal jedoch, wie »::»niehr seststeht, dies« Anträge abgelelmt." I» den preußischen Ministerien scheint man jetzt sehr streng darauf zn sehe», daß bei allen amtlic! en Gttchäsken genau der gehörigr Jnstanzenzug innegehalte» wird. De» Justizminister bat. wie er in einer allgemeine» Verfügung an sämmtliche Amtsgerichte der Monarchie anSeinaudersetzt,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite