Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188207201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-20
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
/ M»fchet«t täglich M 6'/. Uhr. RGE«» n» «rMNs» Joh«»«-vche SS. -Prrchß,nde, t«r Letorti««: Lormttüq« 1V—11 Uhr. RachmMags 4^8 Utzr. tzh» GM »er ftze »te «hchMO»»»»» »M«»te« )»j,r«t, «, ^ ,,r» »iS r »Hr HachWtttOL«. e»V»m,-«» Arfttu,« fr»tz »t»Uhr. 3, hr« FUlulk, f»r 2«s.-^»»atz«r: vtl« Ule»«, Unlverütttt-tzratze U, L««ts Lüsche, Kothartaaistruße Y. rr« HG 'ch» Uhr. rwrlgtr.Cagclilait Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- vnd GeschüstSverkehr. ^srvi. Amtlicher Theil. Uetimilmihmlr. Dal 15. Stück de- diesjährigen R-ichSgesetzblatte- ff bei >m« eing-gemg« und wird bis ,»« v. «ag»ft diese» Jahre» auf dem Rathhau-saate zur Einsichtnahme öffentlich ausyänaen. Dasselbe enthält: Nr. 1475. Lonsnlarvertrag zwischen dem deutschen »eich und Brasilien. Vom 10. Januar 1882. Leipzig, den 17. Juli 1882. Der Rat- der Gtadt Leipzig. ' > Sti vr. Trüudlin. -töß. Vckanntmrchlmg. Di« bei der Verbretterung der Schtoßbrück« erforderlichen Marerrr» und Stelumrtzarbettr« sollen an «inen Unter- nebmer in Record vergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnung« für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathhau«. Zimmer Nr. 14» au« »ad können daselbst eingesehr» resp. entnommen »erde«. Bezügliche Offerten find versiegelt und mit der Aufschrift: „Maurer» uud Ttrtume-arbeitrn zur Der- »retteruug der Gchla-brü-ke" versehen ebendaselbst und zwar bi- zum S. August «» Rachmittag» S Uhr einzureichen. Leipzig, am IS. Juli 1882. Der Rat- der Stadt Leipzig. Eicho vr. Tröndlin. orin«. Vekssntmihung. Die Anlieferung und da- verlegen de- eiserueu lieber« haue» zur Berdrrtteruug der hiesig« Gehlotzbriickr soll an em« Unternehmer in Accord vergeh« werden. Di« Bedingung« nnd Zeichnung« für diese Arbeit« liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Ralhhau-, Zimmer Nr. l4, au» und können daselbst eingeseheu resp. rutno««« »erd«. Bezüglich« Offert« sind versiegelt uud mit der Aufschrift: „(Ntserurr veberbau zur Se-lastdrücke«» Verbreiterung" verseh« «»«daselbst und zwar bi- zn« 4. Anguß er. Nach mittag» 5 Uhr einznreichen. Leipzig, d« 1v. Jnli 1882. Der Rath der Gtadt Leipzig. I)r. Tröndlio. Tichoriu«. Mimltmiichmr. Di« bei der Verbreiterung der Schlotzbrücke erforderlichen Aastreicherardeite« soll« an ein« Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnung« für dies« Arbeit« lieg« in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau-, Zimmer Nr. 14. au- und können daselbst eingeseh« resp. entnommen werden. Bezüglich« Offert« sind versiegelt und mit der Aufschrift : „Aastretcherardettea bei der Berdrrtteruug der Gchlostbrücke" versehen ebendaselbst und zwar bi- zum lll« August «e., Nachmittag- 5 Uhr, einzureicheu. Leipzig, a« IS. Äul, 1882. Der Rat- der Gtadt Leipzig. vr. Tröndlin. Clckwriu-. Vrkolliiluiichill-. I» Gemäßheit de« 8 l der Instruction für die Au», fükrung von Wasserrohrleitungm und Wafieranlagm i« Privetgrundstückm von, I. Juli 1886 mach« wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Adolf Liiuert, Gerberstraße 8, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei u»< sich angemeldet, nnd de» Besitz der hierzu erforderlich« Vorrichtung« «ach» gewiesen hat. Leipzig, am 17. Juli 1882. Der Rath der Gtadt Leipzig. vr. Tröndlin. ltm. Bekanntmachung. Freitag de» 2L. ds». Mt»., Lormittaa« » Uhr. tollen am Dbstuiarkl einige Raummeter G«-eit-»lz uud Relstg-aufe« au den Meistbietenden gegen sofortig« Zah lniig und Abfuhr öffentlich versteigert werde«. Leipzig, den 18. Juli 1882. Die Rat-»-Dep«tatio« zu de» Anlagen. Auflage 17,800. Admnirmrntsvrris viertel;. 4'/, Md., incl. Bringerloda 5 Mt., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren ,ür Extrabeilage» ohne Bostbewrderung 39 Mt. Mit Poslbejüroerung 48 Mt. Inserate »gespaltene Petitzeüe SO Pf. Gröbere Schriften laut unserem Prei«- verzrichnib- Labrllarischer Sa- nach höherem Tarif. Neriamnt unter Sen NeSartion-strich die Svaltzeile SO Pf. Iwerate sind stet» an die t»r-ediNon zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Jahluag praemimeran»» oder durch Post. Nachnahme. Donner-tag den 20. Juli 1882. 76. Jahrgang. Bekanntmachung. D« am 24. Oktober 1846 in Linde», Krei» Glogau. ge boren« Maurer Jo-au» Grast KSuzel, best« Auf«tbalt-ort unbekannt und welcher zur Erfüllung der Nährpflicht für fein Kind anzuhalten ist. bitt« wir im Betretung-salle dazu auszufortern und un» kurze Noliz zu geben. Leipzig, am 14. Juli 1882. Der Rat- der Gtadt Leipzig. 4Ar«eu-Aa»t.) Ludwig-Wolf. Berner. Der Schleifer und Kaufmann Kourad G»il Bal thasar Gter» au- Nürnberg ist in einer hier anhängigen NnterfiÜtzung-fache zu vernehmen. Da der Aufenthalt desselben hier nicht z« ermittela gewes« ist, ko ergeht an alle Behörde» da- ergebenst« Ersuchen, dm Steen »» Betretung-salle auf diese Vorladung aufmerk sam zu «»chen und von dessen Aufenthalt« kurze Nachricht «uh» Wlaug« zu last« Leipzig, dm »4. Juli 1882. Der Rach der Gtadt Leipzig. (Ar«e«-A»»t) Ludwig-Wols. Müller. Nichtamtlicher Theil. Äo ist die Begierungspartei? ** Berlin, 18 Juli. Di« officiöse Preffe ermähnt die vähler, sich der „Regierungspartei" anzuschließen. Wer aber diesen Rath praktisch befolgen will, wird sich in einiger Ver legenheit befinden, wohin er sich wenden soll. Daß die libc raten Parteien nicht gemeint sind, ist allerdings zweifellos. Aber wie steht tt mit den übrig«? Die Nrnconservativcii ind mehr oder weniger entschiedene Gegner der in dm letzten Jahr« eingefchlagenen kirchrnpolitischcn Richtung. Die Eonservativen Hab« sich, trotz großer platonischer Schwär- merei für die Steuerreform, im gegebenen Falle al- höchst unzuverlässige Freunde erwiesen. Dem Centrmn, gegen welche« die Regierung bei den Landtag-Wahlen von 1879 und den Reich-tag-wahlrn de- vorigen Jahre« zun» Mindesten rin« sehr wohlwollende Neutralität gezeigt hatte, ist von der stegierungSpresse wieder der offene Krieg erklärt worden. Unter der „Regierungspartei" kann also kaum irgend eine der bestehenden Partei« verstanden sein, und man kann aus «er Ermahnung nur die Aufforderung zur Bildung einer nm«. der Regierung bedingungslos folgenden Partei ent nehmen. Wie oft ist dieser versuch unternommen worden, und wie oft ist er, von jener tragikomisch« Proclamation des LandrathS v. Knobloch an bi- aus dm heutigen Tag, geschcttcrt! Sollte Da- wirklich nur an Zufälligkeiten öder an der Trägheit und UrthcilSlosiakeit der Wählerschaft lieg«? Wir dächten, die ganz natürlichen Gründe, weshalb die bisherigen versuche die- Schicksal gehabt und weitere auch kein andere- zu erwart« haben, liegen auf der Hand. Fürst Bismarck benutzt jede Gelegenheit, darzulhun, warum in Deutschland eine Partri- regirrung nicht möglich sei. ES ist aber fast unbegreiflich, wie man nicht einsiehl, daß au- denselben Gründen auch eine wirklich« „Regierungspartei" nicht möglich ist — wenigsten« daun nicht möglich ist, ivenn die Volk-Vertretung al« selbst- iändiger Factor der Gesetzgebung sortbrsteben soll. Man wlehrt nn-, daß eine starke und selbstbewußte Regierung ich nicht dm schroffen Forderung« einer parlamentarischen Gegnerschaft unterwerfe, daß aus eine solche Regierung ei». Partei nur daun Einfluß gewinne, wenn sie ihr eine werth- voll« Unterstützung leihe. Diese Theorie ließe sich, wie die Dinge bei un« lieg«, immerhin hör«. Es fragt sich nur. wie i>« praktisch angewandt wird. In dieser Beziehung sind die Erfahrung« de« letzt« Jahrzehnt- lehrreich genug. ES ft nicht zu leugnen, daß die nationalliberale Partei eine Zeit lang einen gewissen Einfluß aus die Regierung gehabt hat. Daun aber kam der Augenblick, da dieser Einfluß alS zu lästig empfunden und die Unterstützung ohne Gegenleistung, ohne Zugeständnis an den liberalen Standpnnct, ohne Rücksichtnahme auf denselben gefordert wurde. Die Folge davon sehen wir noch heute in der Verwirrung unserer gesammten politisch« Lage, in der Unfruchtbarkeit der Gesetzgebung, welche seitdem eingetreten ist. Wenn die Re gierung versucht hat, ein ähnliches Vcrhältniß, wie eS zwischen ihr und der nationalliberalen Partei bestanden, nach anderer Seite herzustellen — ihr nahestehende Publicistcn haben ja noch i» letzten Winter dem Eentrum ausdrücklich die frühere Stellung der Nationalliberalm zugewiefen — so hat sie damit au» dein einfachen Grunde scheite« müssen, weil sie nach dieser Seite bi» nicht erspart bleiben, durch ihren Bruch mit den Nationallibcralcn den allein erfolgversprechenden Anfang zu einer festen parla mentarisch« Mehrheit beseitigt oder wenigsten» znrückgeschoben zu haben. Man hört heute wieder oft die Behauptung, daß der LiberaliSmu« Allem, wa« mit de, Regierung Zusammen hänge, ei» grundsätzliche- Mißtrauen, eine grundsätzliche Feindseligkeit entgegentrage. Nach der langen positiven ihätigkett der Nalionallibcralen ist diese Behauptung wahr lich mehr al- veraltet. Aber „Regierungspartei" iiu Sinne der unbedingten Unterstützung der Regierung unter Aus- gebung der eigenen Ucberzeuguag zu werden, kann allerdings von dm Liberal« ebensowenig wie von irgend einer anderen Partei erwartet werden. Leipzig, SO. Juli 1882. Aus Gastein wird vom 18. Juli gemeldet: Se. Maje stät der Kaiser Wilhelm ist heule Nachmittag 5 Uhr nn besten Wohlsein hier einaetroff« und vcn der dichtgedrängten Volksmenge mit enthusiastischen Kundgebungen empfangen worden. Der Statthalter Graf von Tbun-Hohenstein, der Landeshauptmann und die Spitz« der Behörden erwarteten Se. Majestät am Fuße der Schloßtreppe. Der Kaiser be grüßte die Anwesenden aus da- Huldreichste. Jin Schlöffe wurde Se. Majestät von dem preußisch« EultuSminister von Goßler und ander« hervorragenden Persönlichkeiten be grüßt. Seiten« der Damm wurden Sr. Majestät prachtvolle BlummbouquetS überreicht. Vor dem festlich geschmückten Orte und aus dem Wege, welch« der Kaiser passircn mußte, war« Triumphbog« errichtet. Nicht an» der „Germ ", nicht au- der „Köln. DolkSztg.", den beiden angesehensten und wohl auch verbreitetsten Or gan« der Eentrum-Partei, kann man die «abre Her- zenömeinung de« Ultramontani-muS über die Gründung de« neuen deutschen Reich« erfahr«, dazu sind beide vlätter viel zu vorsichtig. Im Münsterlande dagegen, wo die österreichischen Sympathien wohl immer stärker als irgend wo ander» in Norvdeutschland hervorgetrcten sind, da scheut man sich nicht, seiner Ansicht über die Tbätigkeit de« Herrn v. BiSmarck „am Bundestage", die durch Poschinger'S Puklicationen eine neue Beleuchtung erfährt, ungeschminkten Ausdruck zu geben. Für de» „Wests. Merkur" ist es durch die jetzt publicirtm Aktenstücke bewiesen, daß BiSmarck früh zeitig da» Werk vorbereitete, best« Vollendung er fick, zur Lebensaufgabe gemacht hat: die Gründung und Besestignng de- „evangelischen KaiserthmnS." „Wir erkenn« in diesen Dokumenten", sagt da- Leibblatt de- münsterlänkisch« Adel» und Kleru- recht charakteristisch, „die langsamen Vorberei tung« — oder wie sich der selige v. Mallinckrodt au-gedrückt Hab« würde — die „Einsäbelung" zum Kriege vonl866, obgleich die Klugheit der Archivare vielleicht gerade die die»dezüglichen iatereffantest« nnd für Preußen compromittirendst« De peschen der Oefsentlichkcit vorenthaltcn hat. Manches werken wir an« dem Buche de- italienischen General« La Marmora „Ein wenig mehr Licht!" oder au- dm Biographien Bis marck'». insbesondere Hesekiel'S und Busch'», oder au» einzelnen durch Unvorsichtigkeit anS Tageslicht getretmm „Stoß in- Herz"-Depcich« zu ergänzen haben, — aber DaS. wa- Poschinger publieirt hat, reicht au», um zu zeigen, daß der Krieg gegen Oesterreich von langer Hand vorbereitet war und daß er zu seinem steten Begleiter die Grundideen de« Cnltur.ampfeS hatte." So also malt sich in nltramontan« Köpfen die Genesis de- nenen KaiscrthumS. Wahre« und Falsche- ist in dieser Darstellung durcheinander gemischt. Daß der Krieg gegen Oesterreich von langer Hand vorbereilct gewesen, ist nur in vaaester Allgemeinheit und nur insofern richtig, al» der Gegensatz zwischen Berlin nnd Wi« durch zwei Jahrhunderte hindurch niemals geschlummert hat. beide Staaten zu einem ewigen <jni rivs Zwang und die Möglich keit einer Auseinandersetzung durch Waffengewalt immer lebendig erhielt. Absolut falsch aber ist eS, wenn gesagt wird, dieser Krieg „habe z» seinem steten Begleiter die Grund ideen de» CulturkampseS" gehabt. Wer die BiSmarck'schen Devcschen vom Frankfurter Bundestage mit Aufmerksamkeit liest, findet vielmehr zu seiner Ueberraschung, daß für den nachmaligen Kanzler de- deutsch« Reich- die Mächte de« ProtestantisinuS und KatholiciSmuS erst in zweiter und dritter Reibe stellen, und daß er ihnen für die Lösung der realen deutschen Fragen nur eine sehr untergeordnete Bedeutung al» Hemniß oder at» Förderung-mittel beimißt. Der spätere Eulturkamps hat in den Absichten de» einstigen preußischen Gesandten beim Bundestage sicher ebensowenig gelegen, wie etwa die Wirthschaft-- und Soeialresorm, die er jetzt betreibt. E« kann jetzt als erwies« gelt«, daß im BundeSrath für dm Windthorst'schen Antrag auf Abschaffung des JnternirungS- und EscpatriirunaSgeseheS einzig und aNein Baiern gestimmt hat. Die Opposition, in welche sich der zweitgrößte deulsche Staat dadurch zum Fürskn BiSmarck gesetzt, wäre vielleicht al- eine recht emsthafte anzusch«, wenn man nicht zu vcrmuthrn Anlaß hätte, daß dem Kanzler diese doppelte Stellungnahme in Berlin und München ganz genehm wäre. Daß sie von ihm veranlaßt worden sei, wie hier und da behauptet wird, ist freilich stark zn bezweifeln, aber da« Verhalt« Baiern» ist zu sehr von der Klugheit dirtirt, um nicht die Schlußfolgerung auf eine stillschweigende Zu« iiminung anS Barzin zu gestatt«. ES ist durch dies« Zwie spältigkeit im BundeSrath erreicht worden, daß die Re- zierung zu München den süddeutschen Klerikal« einen Anlaß der Beschwerde entzieht, indem sie stch bereit erklärt, Milderungen an den Culturkampsgesetzm rintret« zu lasten; e» ist aber ferner (und Da» erscheint noch wichtiger) damit erreicht worden, daß der Curie erklärlich gemacht werden kann, wie eine starke Strömung im BundeSrath der Revision jene« „Ausnahmegesetzes" günstig sei, und daß eS folglich nur vom Entgegenkommen de« Vatikans abhängc, ob diese Richtung, die jetzt nothwendig in der Minorität bleiben muß, einmal die maßgebende für die Entschlüsse de- Fürst« BiSmarck werde oder nicht. In diesem Sinne legt man dem Votum Baiernö an bcachtenSwerther Stelle eine größere Bedeutung bei, als sonst den Abstimmungen abweichender Bundes regierung« zuzukommen pflegt. Der Reichskanzler verfolgt ersichtlich der Curie gegenüber, nach Ueberwinbung der Aera weichherziger Versöhnung, di« Politik harter Entschlossenheit, bei welcher der Erfolg auf der Schneide de» Messer» steht. Indessen er unterläßt eS auf der ander« Seite doch nicht ganz, im Hintergründe den verlockenden Lohn zu zeigen, den sein geschmeidiger Wiocrpart für die ihm zugemuthcten Opfer erhalten könnte. Als eS sich bei den Neich-tagSverhandlung« über die Resolution gegen eine fernere Beunruhigung der Tabak- Industrie schließlich nur noch um die Anträge Bennigsen oder Windthorst bandelte, gaben für den erster« die welsisch« Mitglieder de» CentrumS den Au-schlag. Seitdem ist zwischen Ultramontanen und Welsen eine M iß stimm ung ein- getreten, der im gegenwärtig« Augenblicke die Organe beider Partei« den lebhafteste» Ausdruck geben. Der „Wests. Mrk.' droht schon mit einer förmlichen Lösung de» bisherigen Vcr> hättnisseS, indem er ein« längeren Artikel mit dem Satze schließt: „Die Sprache der deutsch-hannoverschen Presse gegen über dem Eentrum kann nur «ne Krisis beschleunigen, weicher da» Centrum mit großer Ruhe entgegeosieht." Der ultramontane Abg. Schrvder-Lippstadt, welcher für da- Tabakmonopol stimmte und deshalb von Blättern de» EentrumS mehrfach angegriffen wurde, veröffentlicht in der „Germania" «ne sehr langathmige Erklärung, die von der Redaclion hinter den Strich verwiesen ist. Er will wegen überhäuft« AmtSgeschüste ein Mandat für den Land tag in d« nächst« Session nicht annehmen, hat aber seinem ReichStagSsitz für die Zukunft nicht entsagt. Er will sich Müh« geben, sein« Wahlkreis, der Selbstständigkeit der Ansicht zu schätz« wisse. von der Richtigkeit seines Votum» zu Gunsten de« Monopol« zu überzeug«. Mancherlei Wen düngen deS Schreib«» deuten darauf, daß in der CentrumS- Partei die alte Einigkeit nicht mehr ungetrübt ist, wie denn auch zwischen der „Germania" und der Provinzialpresse nicht immer Harmonie herrscht. Der Central-Wahlausschuß der national-liberalen Partei für den Regierungsbezirk Kassel hat da» erste Flug blatt bezüglich der Wahlen zum preußischen Land tage bereit» an die Parteigenoffen in- Land gesandt und damit hätte denn die Wahlagitation im ehemalig« Kurhessen ihren Ansang genommen. In dem Glogau er eonservativen „Stadt- und Land boten" zeig« lö Großgrundbesitzer an. daß sie in Zukunft ihre Inserate in diesem Blatte erscheinen lassen und auch nur solche Inserate berücksichtigen werben, welche an dieser Stelle bekannt gemacht werden. Zwei couservative Mit glieder deS KreiSausschusseS haben sich geweigert, da« Inserat mit zu unterzeichnen, anscheinend, weil e« zu offen politische Gesinnung mit einem VcrmögcnSnachtheil bedroht. Man sieht, bi» zu welcher Heftigkeit der politisch« Kamps sich steigert. Wie die „Voss. Ztg." erfährt, hat die ReicbSregierung eS ausgegebm, ein Lpecialgesetz über die Gewäbrlcistung beim Viehhandel zu erlast«, wie es der Reichstag vor mebrerm Jahren beantragt batte, e« soll vielmehr diese Frage in dem deutsch« Eivilgesetzbuche geregelt werden Die Civilgesetzgebungs-Commission hat sich bereit« eingehend mit der Materie beschäftigt, insbesondere mit der Frage, welches von den drei verschiedenen, gegenwärtig im deutschen Reiche in Geltung siebend« Systemen für da- deutsche Civil- Gesetzbuch anznnehm« sei, da« römische, wonach für alle zur . teil des Vertrage» vorhandenen Mängel Gewähr zu leisten i t, oder da- sogenannte deutsch-rechtliche, welche» lei einigen .äauSthieren diejenigen Fehler, wegen deren die Aushebung de» Vertrage» verlangt werden kann, sowie die Fristen slir Anbringung der Klage re. bestimmt, oder aber daS sogenannte gemischte System, welche« die Klage aus Vertragsaufhebung nur dann zuläßt, wenn dem Fehler nicht abgebolsen werden kann und eine kurze VermuthungSsrist für die Enlslcbung der Fehler u. s. w. sestsetzt. Ein aus Ansuchen der Eivilgcsctz- gebungS-Eommission seitens der preußischen Deputation für da« Peterinärwesen erstattete» Gutachten geht dahin, daß in dem bürgerlichen Gesetzbuche für das deutsche Reich die Gewährleistung beim Vielihandel nach dem Princip des römischen Reckt» ans alle verborgenen und erheblichen MLng.t ausgedehnt und daß von allen Rechtsvermuthungen und gesetzlichen GewShrSzeiten abgesehen werden möge. Sr. M. S. „Carola", IvGcschütze, Cominandant Corv - Capit. Karcher, ist Privatnacbrichtcn zufolge in Aucktand ein getroffen. — Sr. M. S. „Niobe", lO Geschütze, Coinnian- Vant Corv.-Capit. Mcnsir.g, ist am 17. Juli c. in Chrisiian- and eingetroffen. Bezüglich der BrodliesrrungS-VertrKge in ver- chiedenen baierischen Garnison« wird der AugSb. „Allg. Ztg.", offenbar von behördlicher Seite Nachstehende» mii gelheilt: Die Festung Ingolstadt ist als Festung ersten Range« und Hauplwasfenplatz für die baierische Armee auch in Krie- dcnSzcit für mehrere Jahre vcrproviantirt, nm im Falle eine» plötzlich ausbrechenden Krieges der gestellt« Ausgabe gewachsen u sein. Unter den dortselbst geborgen« Borrälhen befinden ich auch einige Hunterttanscnde Cmtner Mebl, welche, w«n man sie nicht dem Verderb« preiSgebm will, verback« lver- d« wüsten, um dann durch neue Vorräthe ergänzt zu werden. Auch ist eS nothwendig, die vollständig eingerichtete Krieg» bäckerei schon im Frieden im Betrieb zu setzen. damit sic nicht in Folge lanjähriger Nichtbenutzung im Bedarfsfälle ruinös sei. Au» München wird geschrieben: Trotz aller Versiche rung« wird hier an den lediglich gesellschaftlich« Zweck der von dem bairischen Gesandt« in Berlin, Grafen Lerchen- eld-Kösering, neulich nach Varzin unternommenen klein« Reise ganz uud gar nicht geglaubt. Man nimmt hier allgemein an, daß der diesseitige Gesandte in Berlin dem Reichskanzler Erklärungen über die BundeSrathSab- timmung deS 5. Juli zu geben hatte. Daß bei jmcr Gelegenheit Baiern für den Antrag Windthorst gestimmt bat, wurde hier lange für eine Tendenzersindung gehalten. Wie man hört, wird, wie bei der Abstimmung üvcr das Tabakmonopol, diese Haltung BaiernS damit motivirt, das; die RcichSregicrung ohnehin nn Bundcsrathe der Mehrheit icbcr war und Baiern also ohne weitere Rücksichtnahme im Sinne seiner Kammcrmehrhcit stimmen konnte. Die badische Generalsynode wählte an Stelle de» verstorbenen Pros. Bluntschli dm Präsident« der Zweiten Kammer, Lamey, zu ihrem Vorsitzenden. BerathungS- zeaenstLndc sind die Revision des Katechismus und die Ein- llyrung eine» neuen Gesangbuches. Sämmtlicbe Bischöfe von Oesterreich Hab« ans An regung de« ErrbischosS von Wim an ihre Geistlichen ein amtliche» Schreiben erlast«, in welchem dieselben dringend ermahnt werden, sich nicht an den Wühlereien der Antisemiten zu bctheilig« und sich von jeder Agitation gegen die Juden sernzuhallcn. In diesen Tagen beabsichtigt der österreichisch-unga rische gemeinsame Finanzmimstcr Kallay seine längst beab sichtigte Reise nach Bosnien anzutrctcn, um an Ort und Stelic die dortig« Verhältnisse zu studirrn. Nach seiner Rückkehr will er dann einen cndgiltigen Plan für die Reor ganisation der Verwaltung von Bosnien und der Herzegowina ausarbcil«. Sicher scheint indeß schon jetzt zu sein, daß er mit dein bisherigen BcrwaltungSsystem vollständig brechen wird; ein großer Theil der Beamten wird nach Oesterreich zurUckgehen, um durch Diplomaten ersetzt zu werden, welche im Orient ihre Schule gemacht haben, nnd denen Herr V. Kallay, selbst einer der in Oesterreich svgeiianiitcn „Orientalisten", zutraut, daß sic die Verhältnisse der beiden Provinz« brffcr zu beurthcitcn und rine denselben mehr ent sprechende Verwaltung zu führen vermöchten. Die Feier de» französischen Nation«lfestcS c»» 14. d. M. hat dieSnial selbst die Opposition der Klerikalen verstummen mache», mit alleiniger Ausnahme des streitbaren Bischofs Freppcl von Angcrö. Der genannte Kirchensürsl forderte in einem geharnischten Rundschreiben Priester und Laien seiner Diöcele zur völligen Enthaltsamkeit von der Feier auf. Seine Mahnung verhallte nicht nngebört. In AngerS mußte die Behörde zur Gewalt ihre Zuflucht nehmen, um die Kathedrale und den bischöflichen Palast zni» National- feste mit Fahnen und Leucktapparaten schmücken zu können. Eine Abteilung Polizei hielt den ganzen Tag vor den beiden Gebäuden Wache. Der Bischof Freppcl hat gegen de» Unter nchmer, deffm sich der Präscct bedient hatte, um die gedachten Zierrathen an der Kirche anzubringcn, sofort eine gerichtliche Klage eingereicht. Auch au» anderen Ortschaften der Diöcese Anger- wird von Consticten zwischen den Geistlichen und den Spitzen der bürgerlichen Behörden gemeldet. An- Petersburg wird gemeldet: Gras Tolstoi bat zwei Circulaire in der Juden frage erlasse». Im ersten wird den Gouverneuren streng cingeschärft, bezüglich der Juden an dem Circulair Loris Melikow'S vom 3. April >880 scsi ziihalten, welche» anordnetc, überall die Ind«, die bis zu jenem Datum an Orten sich niedergelassen, wo sic kein AnfenthaltSrecht besaßen, unbehelligt zu taffe», biogegen daraus zu achte», daß fernerhin die Juden sich nicht in Gouver nement« niederlaffrn, in denen sie nach dein Gesetz das Ausenthaltsrccht nicht besitzen. DaS zweite Circulair verhält die Geuverneure, streng Acht zu gebe», daß die Juden durch betrügerische Agenten nicht zur AuSwaiidernng ermuntert werde», da Fälle vorgekommen, wo Inden gänzlich verarm! znrückgekehrt seien, weil sie auswärts die von dem Agenten versprochenen goldenen Berge nicht gefunden. Der „GoloS" resiiniirt diese beiden Circulaire Valnn, daß somit der iäatn-i ,,'ic, Llito vor dein Jgnatiess'schen Regiment wieder herqestellt sei, und erblickt darin den Beweis, daß die Regierung in der Judcnsrage andere, humanere, gerechtere Bahnen betreten werke
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite