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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188207146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820714
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820714
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-14
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.07.1882
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Erscheint tä-ltch M «'/, Uhr. Ur»«tig> »nt Lr»e»ttr»» J»y»»«saass« ss. Lprrchß»«te» der Netsrti»«: «ermikmq- 10-1» Uhr. Nachmittag« 5—« Uhr. W, U, MI»,»« »MM ««««»«« »er fkr sie »Lchftf«!,«»», -t»«»er »estimmte« Inserate a» rdacheatagrn ti» S Uhr Nach»tttaa«. a» »««»-»«» U«ftta,e» frth »t«Uhr. 3« de» für 3»s.-A»«»h«e: vtt« »le«m, UntversttStlftrah« H, L»«ts Lisch«, Kitharinnistraße 18, »»» 8t» V.8 Uhr. 'kipMer.TMlilatt Anzeiger. Organ für Mit». LocalaMiMe. Sandels- «ndGeschiiftsverkehr. Auflage 17,Sv«. Adonnnnnilsvrris Viertels. 4'/, Md., incl. Bringcrlolm 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren iür Extrabeilage« ahne Postbeiördknmg 39 Mk. Mit Postbesorberuiig 48 Mk. Inserate öqeipaitene Petitzeile 20 Pf» Größere Schriften laut unserem Preis- verzcichniß. Tabellarischer Snx- naa, höherem Tarif. lirrtamen unter den Nedartiousltrich die Spaltzeile 50 Ps. Inieratr sind stets an die Cxpebiriin zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumeri»»»» oder durch Post» »acnnahme. ^ 1S5. Freitag dm 14. Juli 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanutmachmg. Da» 8. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungs blattes für das Königreich Sachsen ist bei uns eingeaangen und »ird bis »«« 2». Juli 88. J-. auf dem RathhauS- saale zur Einsichtnahme össentlich auShängen. Daffeld« enthält: Ar. 4< Verordnung zu weiterer Ausführuna des ReichSgesetzes vom NS. Juni 1880, die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen betreffend; vom IS. Mai 1882. Nr. 48. Bekanntmachung, die Anleihe der Stadt Wurzen betreffend; vom IS. Mai 1882. Rr. 48. Verordnung, einige Abänderungen und Ergän zungen der Ausführung» - Verordnung zu dem Gesetze Uber die Leichenbestattungen und die Ein richtung de« Leichendienstes vom 20. Juli 1850 betreffend; vom 22. Mai 1882. Nr. 47. Bekanntmachung, die Eröffnung der Jrrenklinik der Universität Leipzig betreffend; vom 6. Juni 1882. Rr. 48. Verordnung, betreffend die Grundsätze für die Besetzung der Subaltern- und Unterbeamten« steilen be» den Reichs- und Staatsbehörden mit Militairanwärtern; vom 28. April 1882. Nr. 4S. Bekanntmachung, den Commiffar für den Bau der Verlängerung der HainSberg-Schmiedeberaer Secundäreisenbahn bis Kipsdorf und dessen Stellvertreter betreffend; vom 26. Juni 1882. R». 88. Verordnung, die Handhabung des Schutze- der im Bau befindlichen Eisenbahnenaeaenüber dem Publicum betreffend; vom 15. Mai 1882. Leipzig, am 12. Juli 1882. Der -lat- der Stadt Leipzig. vr. Trördlin. Stöß. Bekanntmachung. Das 14. Stück de» die«jährigea Reich»aesehblat1e» ist bei un« «ingeganaen und wird bi» z«m 3. »ug«st d«. J8 auf dem Rathyaussaal« zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 1473. Gesetz, betreffend die Feststellung eines Nach trag« zum ReichShauShaltS-Etat für da« Ltatsjahr 1882/83; vom 26. Juni 1882. Nr. 1474. Allerhöchster Erlaß, betreffend die Aufnahme einer Anleihe aus Grund des Gesetzes vom 15. Februar 1882; vom 26. Juni 1882. Leipzig, den 10. Juli 1882. Der Rat- der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Stöß. Bekanntmachung. Lus dem Herrn Amtszimmermeister Handwerck gehörigen Zimmerplatze, Carolinrnstraße 19. sollen 341 Stück a«»raagtrte Me-budea Donnerstag, de« 20. d. M. Vormittags 10 Uhr. vorbehältlich der Auswahl unter den Licitanten, sowie jeder andern Entschließung und unter den im Termine bekannt zu machenden sonstige» Bedingungen öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 6. Juli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. . vr. Tröndlin. Stöß. Bekanntmachung. Für da» aeuzuerrichtcndr Waisenhaus suchen wir ei» Haus- cltrrapaar, wclch^ da- 40. Lebensjahr nicht überschritten haben darf und eine dem Berufe entsprechend« Vorbildung genossen haben muß. Mit der Stelle ist ein Dieusteinkommen verbünde«, bestehend in a. 600 ^ Vaargehalt; l». freier Wohnung, Heizung und Beleuchtung, auch Be- ISstlgung aus der «nstalt-küche. Lehrern, welche unter Beschränkung der sonst üblichen Stunden- zahl zugleich au de« hiesigen Volksschulen zu unterrichten bereit sind, würde d« vorzng gegeben werden, und »nute tu diesem Falle »ine entsprechende Gehaltserhöhung erfolgen. Meldungen mit Lebenslauf und Zeugnisse sind bi» zum 1. AnßNst «r. an un- einzureichen. Guben, den 7. In« 1882. Ter Magtftrat. Nichtamtlicher Theil. Vas Lombar-emeut und seine Folgen. Soweit die bis jetzt au« allen Hauptstellen der europäi schen Politik vorliegenden Berichte erkennen kaffen, hat die öffentliche Meinung außerhalb England- da« gewaltthätige Auftreten des Admiral« Seymour mit äußerster Kälte aus genommen. Durch die Kritiken der tonangebenden TageSblätter zieh» sich, einem rothen Faden gleich, die Schaustellung starken Mißbehagen«. Man betrachtet da« eigenmächtige Handeln der Engländer als eine Rücksichtslosigkeit gegen die FestlandS-Mächte, die sich fortwährend auf da« Redlichste mühen und Plagen, um eine Versöhnung der widerstrebenden Interessen herbeizuführen und der europäischen Welt die Segnungen de« Frieden« zu erhalten. Im Vergleich zu der reinen Politik der festländischen Mächte erscheint da« Ber> fahren de- englischen Cabinet« als vom schmählichsten Eigen nutz eingegeben; daher da« zuschauende Europa den jüngsten Ereignissen vor Alexandrien mit Empfindungen folgt, welche bezüglich England- das gerade Gcgentheil von Wohlwollen sind. Natürlich haben die Vertreter der Mächte in der Conferenz mit anderen Factoren zu rechnen, als mit persön lichen Borurtheilen oder Empfindlichkeiten. Aber auch sie können sich der Erkenntniß nicht verschließen, daß ihr« Aus gabe durch das eigenmächtige Dreinfahren Englands zum Mindesten nicht erleichtert ist. Die Pforte hat, wie au» ihren Depeschen an Lord Dnfferi», rrsp. an ihren Vertreter in London erhellt, seitdem da» Cabinrt von Ct. Jamc« die egyptische Frage schroff zu bebandeln begonnen, eine Sprache angeschlagen, welch« von der herkömmlichen ausweichenden PrariS der ottomaniscken Staatswürdenträger sehr scharf absticht und den Gedanken nah« legt, als fühle man sich in Konstantinopel angesichts de» Geschehenen weder muth-, noch rath-, noch thatlos. Ma die Pforte zunächst unternehmen wird, läßt sich kaum ver- muthen, geschweige denn mit Sicherheit Vorhersagen, nachdem die Dinge einmal in- Rollen gekommen sind. Jedenfalls wird die Ungewißheit darüber nicht lange mehr dauern. Sehr zurückhaltend ist die Sprache der Blätter, welche als mehr oder weniger bevorzugte Organe de« deutschen Reichskanzler« gelten. So sagt die „Prov.-Corr.": Bor Alexandrien» wo Kriegsschiffe aller Großmächte liegen, haben am 11. Juli Feindseligkeiten zwischen der eng lischen Flotte und den in den Fort- von Alexandrien befind lichen egyptifcben Truppen begonnen. Dieselben stehen an sich in keinem Zusammenhänge mit der gegenwärtig von der in Konstantinopel tagenden Botschastcrconferenz versuchten Lösung der egyptischen Frage. Vielmehr hat sich der Admiral der englischen Flotte, Lord Seymour, nur zu dem Bombardement der Fort« entschlossen, weil dieselben trotz wiederholter War nung zum Zweck etwa nothwenvig werdender Vertbeidigung arnnrt und die Forderung wegen Entwaffnung und zeitweiser Uebergabe der Fort« nicht erfüllt worden war. ES ist übrigens nicht unmöglich, wennschon unwahrschein lich, daß ein gewisse« Einverständniß zwischen England und Frankreich hergestellt worden ist; sicher ist aber, daß ein solche« mit den andern Mächten bezüglich de« Bombarde ments von Alexandrien gar nicht nachgesucht worden ist. England trennt die Frage de« Suezcanal« von der egyptischen und scheint geneigt, die erster« al« eine rein englische zu betrachten. Cs hat den andern Mächten vorläufig noch nicht da« Zugeständnis gemacht, Rath oder Beistand in dieser Frage von ihnen zu erbitten. Daher auch die französische Verstim mung über daS englische Vorgehen und die englische Ver dächtigung, Frankreich siche niil Arabi in geheimer Verbin dung. Die Ostmächte verhalte» sich dem englischen Vor gehen gegenüber vorläufig noch ebenso passiv wie vor einigen Wochen angesichts der westmäcbtlichen Demonstration vor Alexandrien. Etwaige Auseinandersetzungen mit England oder den Westmächten könnten augenblicklich nur akademischer Natur sein, da weder England »och Frankreich bis jetzt in der Lage sind, ein Programm über ihre zukünftig« Stillung zu Egypten und dem Sultan auszustcllen. Aus Pari- wird geschrieben: DaS Bombardement von Alexandrien wird hier lebhaft besprochen. Die Gegner der Regierung. Republikaner wie Monarchisten, beschuldigen Frcy- cinet in leidenschaftlicher Weise, Frankreich in eine demüthi« gende Lage versetzt, ohne deshalb eine Politik der Abenteuer vermiede» zu haben, in die Frankreich trotz alledem verwickelt werden würde. In der öffentlichen Meinung tritt eine ge wisse Rückkehr zue Politik Gambctta'S hervor. Ernste De batten über den für die Flottenrüstungen verlangten Credit sind zu befürchten. Befriedigende Erklärungen Freycinct's werden ungeduldig erwartet. Am freundlichsten für England sprechen sich noch immer einzelne österreichische Blätter auS. So sagt das der k. k. Regierung nahestehende Wiener „Frcindenblatt": Eng land — dies scheint die gegenwärtig von sämmtlichen Mächten getheilte Anschauung zu sein — ist in die Lage versetzt, nicht ander- mehr handeln zu können, als eS >etzt handeln zu muffen anzeigt. ES hatte auf sein eindringliches Begehren die Zusage von der souverainen Pforte erhalten, daß die Fortsetzung der Hafenbescstigungen, welche unter Umständen den vor Alexandrien liegenden 'europäischen Schiffen gefähr lich werden konnten, eingestellt werden solle. Die Pforte batte, wie sie versicherte, der egyptischen Regierung in dieser Beziehung gemessene Weisungen zuaehen lasten, die egyptische Regierung selbst hatte erklärt, diesen Weisungen sofort nach rukomnien. Allein Arabi Pascha, in de», sich die ge sammte egyptische RegierungSgcwalt concentrirt, ließ den noch an den Befestigungen weiter arbeiten, nngeschcut vor den Augen der Engländer die Wälle der Fort- mit Kanonen besetzen und mit großen Munitionsvorräthen versehen. Ent weder hat Arabi diese- Wortbruchs sich mit geheimer Zu stimmung der Pforte schuldig gemacht, und alSdann fällt die volle Verantwortlichkeit für das in Aussicht stehende Bom bardement auf den Hohen Rath in Konstantinopel zurück, oder Arabi Pascha setzt sich au- eigenem Machtbewußtsein ebenso sehr über die Befehle des Sultans hinweg, wie seither über die Befehle de» Khedive, und in diesem Falle hat Eng land, da daS Unvermögen der Pforte, ihren Befeblcn Ge horsam in Egypten zu verschaffen, durch ein solches Vorgehen Arabi'S erwiesen wird, alle Freiheit, durch eigene« Ein schreiten seiner Forderung Geltung zu verschaffen. Weniger günstig spricht sich die „Neue Freie Presse" au« Sie sagt unter Ankerm: England kann in Egypten seine nationalen Interessen schützen, e« kann eine Revolution Niederschlagen, deren letztes Motiv der Frcmdenhaß ist und die in frevler Ausschreitung auch die Straße nach Indien bedroht; eS kann Rache nehmen für vergossenes Blut und gebrochene Verträge» aber eS darf nicht Egypten zur englischen Eolonie machen; eS darf nicht anstreben, daß am Nil, dessen Ufer auch für andere Völker durch ruhmreiche Erinnerungen und durch die lebensvollen Momente deS Handel» von der höchsten Bedeutung sind, die Entfernung Arabi'S nur die Einleitung einer kaum verhüllten Annexion sei. Cckon eine bloße Mißstimmung zwischen Eng land und Frankreich, sagte jüngst Fürst BiSmarck, würde eine ungeheure Calamität yeraufbcscbwören, und daS einzige Mittel einer dauernden und friedlichen Lösung der egyptischen Frage ist» dieselbe zu einer europäischen zu machen. . . England hat schon durch sein selbstständige- Vorgehen in die Brust Frankreichs einen Stachel versenkt; die West- Mächte, die »och vor wenigen Monaten fest geschloffen schienen, stehen gespalten da, und der große Meister der europäischen Politik wird befriedigt lächeln. Sieht er doch alle die Pfeile de- Bündels vereinzelt, so daß seine Riesenfaust sie leicht brechen kann; der Haß Frankreich» erhielt neue Nahrung und wird sich nicht niehr mit un- aetheiltem Strom« dem alten Feinde zuwenden, und in Europa giebt es nur Eine Verbindung, die Millionen von Streitern umfaßt, nur Eine Allianz: die Deutschland» und Oesterreichs. Würde der Ehrgeiz Gladstone'S sich dahin ver- steigen, Egypten selbstständig und dauernd zu beherrschen, so würde er damit den anderen Staaten trotzig den Handschuh binwerfen und die alte Gegnerschaft erneuern, die zwischen England und Frankreich aus so vielen Schlachtfeldern auS- gekämpst worden ist. Da» Bombardement von Alerandrien darf nicht den europäischen Frieden treffen, die Strafe für eine Barbarei soll nicht dereinst ;» einem Unglück für die Civilisationwerden England straft beuledasMaffacre, aber Europa ruft ihm b^Ühlm?was taub bleiben gegen diesen Rus, Frage Vars nur MSdMZW Reiches, die Gruppirung der europäischen Mächte. dw -iebunacn Frankreichs und Englands und selbst k»e Wechsel 'älle k» beiden qroßcn politischen Parteien daheim sehe stark Leg-S erreicht werden muß. Aber di- Schaffung,-m-S einigermaßen anständig festen System» m ^YPten 'st der einriac Weg zur Vermeidung einer noch viel schlimmeren europäischen Katastrophe. Selbst Diel-mgen. welch« glauben, daß die ursprüngliche Entsendung der Flotte e,n Uler war. können nicht ander-, als dann übereinstimmen dak. da d'- Flotte einmal da war. und wenn sie dort bleiben sollte, c- bann gegen alle» Menschenverstand war, die Fortsetzung von Befestigungsarbeiten zu gestatten, welche dazu bestimmt waren, die Stellung der Flotte unhaltbar su machen. Ta« Ultimatum ist unter den Umständen zu einem «et der Selb,,- erhaltung geworden. Die Augsburger „Allgemeine Zeitung" sagt: „ES war in diesen Tagen viel von der Blindheit der Pforte, und wie ie. ihre Interessen verkennend, den günstigen Moment, da« Ansehen deS Sultan« in der mohammedanischen Welt zu kc- sestigen, sich entschlüpfen lassen wolle, zu lesen gewesen; man muß aber auch die Kehrseite der Medaille betrachten und sra, "n, gegen wen denn eine Intervention der Pforte in Egvpten gerichtet sein sollte? DaS Volk hat in seiner Treue zum Kyälifen nicht einen Augenblick geschwankt, Arabi Pascha und seine Armee sind dem Sultan ergeben und die durch Arabi entfesselte nationale Bewegung erscheint durchaus nicht im Lichte einer gegen die Pforte gerichteten Auflehnung. ES >N daher begreiflich, daß der Sultan schwankt, ob er seine Re gimenter »ach Egypten entsenden soll. Vorerst könnten sie denn doch in Streit mit den Truppen Arabi'S gcralhcn, und dann würde der Sultan von der Bevölkerung vielleicht, ja wahr scheinlich, al» Bevollmächtigter Europas angesehen werden, wa» seinem Nimbus in der orientalischen Welt abträglich wäre und wa» er daher sicherlich vermeiden muß. Wenn die Pforte sich den- noch zu einer Intervention entschließt, so wird sie Die» nicht thu», ohne ihre Bedingungen zu stellen, und wenn man schon beute hört, der Sultan verlange, daß die französischen und englischen Schiffe abzieken sollen, so beutet Die- darauf, daß Abdul Hamid als Kalif und Sultan, nicht aber al» Mandatar Europas intcrveniren will. Jndeß rüsten Frankreich und England Flotten auS. und Freycinet erklärt. Frankreich müsse für alle Fälle bereit sein. Eine Intervention der Westmächte allein würde wohl in keinem Falle stattsindcn. Italien und noch eine andere Macht würden ihnen beigegeben werden; aber selbst unter diesen Umständen könnte die sogenannte euro päische Intervention leicht zu neuen Verwickelungen führen: die Intervention de» Sultan» allein ist vom Standpuncte deS europäischen Frieden- vorzuziehen, denn die Eintracht der Mächte wird damit auf keine Probe gestellt, die sie wohl kaum bestehen würde. Ebenso entspricht sie mehr der letzten Absicht der Ostmächt«, da» ausschließliche Protektorat über Egypten den Händen der Wcstmächte zu entwinden." Leipzig, 14. Juli 1882. AuS Darmstadt wird vom 12. Juli gemeldet: Seine Majestät der Kaiser traf heute Vormittag 10V, Uhr von Coblenz kommend aus dem Main - Neckarbahnhos hier ein und wurde von dem Großherzog, der großherzoglichen Familie und der Generalität empfangen. DaS zahlreich anwesend« Publicum begrüßte Sc. Majestät mit enthusiastischen Kund gebungen. Nach halbstündigem Aufenthalte setzte Se. Majestät di« Reise fort. An» Berlin wird »n« gemeldet: Im Centrum trägt man die vollendetste Unschuldsmine zur Schau. Niemand hat dort eine Ahnung davon gehabt, daß Herr v. Ecklözer und der CardinalstaalSsecretair Jacob ini nicht Handelsein» werben können; Niemand hat den Dingen, die sich im Batican in den letzten Wochen entwickelten, ferner gestanden al- Herr Windthorst. Fürst BiSmarck ist anderer Meinung. Er macht die deutsche ultramontane Partei direet verant wortlich für da» Scheitern der kirchenpolitischen Verhand lungen. und wenn e» ihm auch au» taktischen Gründen recht sein mag, den Angriff gegen die Partei de« Herrn Windt- Horst lebhafter »nd mit kräftigerem Appell an die öffentliche Meinung zu führe,,, als er sonst gethan hätte, so ist es ihm doch ohne Zweifel Einst mit seiner Erbitterung gegen die Een Nimspolitik. d,e seine Wege kreuzt. Er. der von dem Parlamentarismus so gering denkt, hat trotzdem die größte Achtung vor der thatsächlichen Macht, die in großen Parteien concentrirt ist. Wie dringend legte er es ,n den Wiener Verhandlungen. d.e Prmz Reuß und Geh. Rath Hübler mit dem damasigen Nuntius Jacobini pflogen, dem Papste an« Herz, das Centrum zu einer Schwenkung »u veranlassen- me parlamentarische Machtsrage stand ihm höh«, al» die 'Curie > ?"1prüchkn oder Zugeständnissen. So ist auch !>at* ^ aber nachdem man gelernt bat daß die persönlichen und sprunghaften Stimmungen und «me wichtige Rolle ,n unserer inneren Politik wilÄ. °us dies« Zmvürsniß ^ mächtigen Faktoren de« Staatsleben- ein Lrwartunize,' zu gründen. Fürst BiSmarck wie e?es^en «tt"" "l.tramontanen uberworseu, wie er es schon öfter gethan; rr wird sich bei aeleacner >4eit wieder mit ihnen auSsöhnen', wie er es auch schön K! aethan. So ist die Stimmung in führenden liberalen Kreisen qciiiäßigter sowobl wie »lehr entschiedener Richtung und sie dürste in ihrer Nüchternheit den thatsächlichen Verhältnissen recht wohl entsprechen. Die „Prov.-Corr." schließt einen Artikel über den kirchliche» Frieden" mit folgenden, keineswegs viel sagenden Sätzen: ' Die Staat-regierung wird, unbeirrt durch das Drängen von dieser oder jener Leite, an der ihr durch das Gesetz gewoedenen Richtschnur sestyalten und, so viel an ihr ist, den Frieden zu iürdern uchen. Sie wird die Pflichten, welche ihr die Fürsorge iür die Bcsriedigung der kirchlichen Bedürfnisse der katholifchen Bevölkerung und die Wiederherstelluiig geordneter kirchlicher Zustände auferlegt, lewiffenhast erwägen. Sie wird aber auch ebeiiio gewifsenbast di: ßslichten erwäge», welche ihr daS Interesse des Staate» auserlegt, und darüber wachen, daß Einffüsse fern gehalten werde», welche den» friedlichen Zusammenleben zwischen Staat und Kirche hinderlich sein könnten. Um die- Ziel zu erreichen, bedarf die Regierung de» Spielraum», den das Gesetz ihr gegeben. Wem der kirchliche Friede wirklich am Herzen liegt, wird seinerseits durch sein Verhallen nicht dazu beitragen wollen, daß dle StaatSregicrung in der Freiheit der Bewegung gehindert wird, welche allein ermöglich», daß sie aus dem Wege zum Frieden „neue breitere und sicherere Stuscn erreicht." Die ossiciöse Presse fährt fort, dem Centruin recht bittere Wahrheiten zu sagen. Die Drohung, die «Fort schrittspartei bei den Wahlen unterstützen zu wollen, könne die Regierung nicht erschrecken, DaS sei auch bei den letzten NeichSlagSwahle» schon geschehen; die welsisch-polnische Politik werde uiiter allen Umständen tdun, wa» der Regierung an. Nachtheiligsten sei. Ein politische» oder parlamentarische» Interesse, eine Verständigung mit» der Curie zu suchen, bade die preußische Regierung nicht; denn der Friede mit Rom möge gelingen oder nicht, da» vom Papst unabhängige Cen- truin werde seinen Kampf gegen die jetzige Regierung sort- setzeii, und daS Abschwenkcn der FractionSmitglieder »ach links, da» BUnkniß mit der Fortschritt-Partei si!r den nega tiven Zweck der Bekämpfung der Regierung habe sich i» den Nnterströniungen längst vollzogen und sei auch an der Ober fläche bei mehr als einer Gelegenheit zu Tage getreten. Al» Nachfolger des Herrn Burchard in der Stellung eine» RcichSschatzamtSdirectorS wird jetzt Herr Geh. Obrr-Rcg.-Rath Aschenborn genannt. Die Ernennung des selben soll schon vollzogen sein. Tie Angabe mehrerer Blätter, daß statistische Er mittelungen bebus» Vorbereitung eines Gesetzes gegen da» Bettler- und Vagabundenunwesen demnächst statt- sinden werden, dürste auf einem Mißverständniß beruhen. Wie erinnerlich, war schon aus Anlaß des Varnbüler'schcn Antrag» aus Revision de» UnterstützungSwohnsitzeS seiten» der Vertreter des BundeSrathS darauf hingcmiesen worden, daß die vorzunchmende BcrusSstatistik das Material dafür zu liefern haben werde, ob und in welchem Umsange Abände rungen an dem bezeichnet«», Gesetz sich empfehlen möchten. Diese Auffassung wird, wie von unterrichteter Seite verlautet» für die Bearbeitung deS UrstossS der BcrusSstatistik eine mit- bestimmeiidc sein, jo daß eS, wenn die Absicht eines Gesetze« gegen daS Vagabundenthum in der That bestehen sollte, nicht »öthig wäre, zu diesem Zwecke specielle Erhebungen selbst ständig zu bewirken. Was die Aussichten für eine Revision deS UlitcrstützungSwohnsitzeS und die daraus nothwendig hervorgcbende Beschränkung der Freizügigkeit anlangt, so dürfte die Hoffnung nicht getäuscht werden, daß eS zu weit gehenden Aenderuiigcn, die gleichbedeutend sind mit Ver schlechterungen, nicht kommen wird. In Süddeutschland will man ein« Verlängerung der Frist, die zur Erwerbung de« Unterstützung-Wohnsitzes berechtigt; die Conservativen im Norden möchten dieselbe nmgekcbrt gern gekürzt sehen. Diese Neutralisirung der Wünsche kann dem Gesetze, wie eS jetzt besteht, nur zu Statten kommen. Die Nachweisungen über die Zahl der vorschriftsmäßig besetzten sowieder u» bcsctztenLehrcrstelleninPreußeu» welche in dem Märzhcst de» CcntralblattcS für die Untcr- richtSvcrwaltung niitgcthcilt worden, haben einen erfreulichen Fortschritt in der Ucberwindung deS Lehrermangels erkennen lassen. Obwohl in Bezug auf die Frage der Auslösung der Berliner Stadtverordnetenversammlung in den höchsten Kreisen der preußischen Staatsverwaltung noch Mei nungsverschiedenheit herrscht, so nimmt doch, wie die „Magdcb. Zeit." meldet, der durch den StaalSministcrialbeschluß, die Auslösung an allerhöchster Stelle zu beantragen, veranlaßt« Geschäftsgang seinen ungestörte», regelmäßigen'Verlauf. Nach dem der Oberpräsident unter gleichzeitiger Eröffnung dcS StaatSministerialbcschluffeS den Magistrat zur Einreichung von Vorschlägen über die Neucinthciluiig der Eoi»»i»»al- Wahlbezirke von Berlin binnen drei Wochen aiisgcsortcrt batte, hat der Magistrat in einer Erwiderung an den Ober- Präsidenten aus die geschlichen Bedenken gegen die Auslösung der Stadtverordnetenversammlung behufs Ncueinlhcilnng der Communal-Wablbczirke hingewiese», und zunächst Abstand genommen, Vorschläge über die Ne»ieintheilung der Bezirke emzlireicben. Dem Magistrat ist Dem zufolge in voriger Wocbe vom Ober-Präsidenten eine erneute Aufforderung zugegange», thunlicbst bald die erwarteten Vorschläge stir die Neueiulbci- l»ng ciiizureichen, »nd der Magistrat ist jetzt mit der Her stellung deS cingesorderten Plan« beschäftigt, der binnen wenigen Tagen dem Ober-Prästdcnten zugehcn wird. Tie Partei der Dcutschliberalcn in Oesterreich trifft in allen Provinzen der Monarchie, wo vorwiegend Deutsche wohnen, Anstalten, um sich zu sammeln und neue Mitglieder zu gewinnen. Der Wanderversammlung in Zwinau i» Mähren, bei welcher der Abgeordnete I>r. Sturm sprach und die Resolution beschlossen wurde: daß die Deutschen in Oesterreich „fern von allen Soiidcrbestrcbungen, einmüthig zur Abwehr jeder dem Einzclstaatc und den Deutschen drohenden Gefahr zusawiiiensichen werden", wird dem nächst der Parteltag in Cilli in Unter-Steiermark folgen. Dort werden die Deutschen durch daS von Tag zu Tag kühnere Auftreten der Slovenen hart bedrängt. Diese Bewegung, welche unter der Bevölkerung, die deutsch und slovenisch spricht, gegen daS Deutschthum entstanden war, ist nur von wenigen fanatischen sloveniscben Partcisübrern c»i- gezettelt worden, denn der Kern dcS Volkes kennt den Natio- nalitätenhaß nicht. In Steiermark leben die Slovenen und die Deutschen friedlich neben einander, und darum tb»t eS Notb, daß die Bevölkerung über die Absichten, den SlaviömuS in, Lande zur Herrschaft zu bringen, aufgeklärt »nd gewarnt werte. Aiißerkem nimn't die dcul'cb.ibcrale Partei jetzt schon entschieden Stellung gegen die „österreichische Vollcparlci",
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